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Full text of "Etymologisches Wörterbuch der romanischen Sprachen"

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ETYMOLOGISCHES 


WÖRTERBUCH 


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ROMANISCHEN  SPRACHEN 

VON 

FBIEDBICB  DIEZ. 

VIERTE  AUSeABE. 

MIT  EINEM  ANHANG 

VON 

AUGUST  SCHELEE. 


BONN, 

BEI  ADOLPH  MARCUS. 
1878. 


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ETYMOLOGISCHES  WÖRTERBUCH 


DER 


ROMANISCHEN  SPRACHEN. 


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ETYMOLOGISCHES 


•  • 


WÖRTERBUCH 


DER 


ROMANISCHEN  SPRACHEN 


VON 


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FBIEDBIOH  DIEZ. 


VIERTE  AUSGABE. 

MIT  EINEM  ANHANG 

VON 

AUGUST  SCHELER. 


BONN, 

BEI  ADOLPH  MARCUS. 

1878. 


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Das  Recht  der  üebersetzung  ist  vorbehalten. 


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LORENZ   DIEFENBACH 


SEINEM  VEREHRTEN  FREUNDE 


GEWIDMET. 


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UB.CXM, 
L'BERMA 
S€PrEMfi6R  19» 
17636 


VORREDEN  DES  VERFASSERS. 

I.  Die  aufgäbe  der  etymologie  ist,  ein  gegebenes  wort  auf  seinen 
Ursprung  aurückeuführen.  Die  zur  lösung  dieser  atsfgabe  angewandte  methode 
ist  aber  nicht  überaU  dieselbe:  leicht  läßt  sich  eine  kritische  und  eine  un- 
kritische wahrnehmen.  Die  unkritische  nimmt  ihre  deutungen  auf  gut 
glück  aus  einer  äußerlichen  ähnlichkeit  der  form,  oder  erzwingt  sie  bei 
geringerer  ähnlichkeit^  ja  selbst  bei  gänelicher  Verschiedenheit  derselben^ 
durch  eine  reihe  wiUkürUch  geschaffener  mittelglieder.  Ein  in  seinem 
grundsatse  so  fehlerhaftes  verfahren,  dessen  ungeachtet  doch  da,  wo  wite 
und  divinationsgabe  nicht  fehlten,  mancher  treffliche  wurf  gelang,  hat  bei 
vielen  die  ganee  etymologische  kunst  in  miscredit  gebracht,  während  sie 
sich  andern  durch  die  leichtigkeit  ihrer  ausübung,  woeu  sich  jeder  ohne 
beruf  und  Vorbereitung  aufgelegt  fühlte,  empfahl.  Jene  irren  in  ihrer  ab- 
neigung,  diese  in  ihrer  0uneigung,  Im  gegensatjse  eur  unkritischen  methode 
U9derwirß  sich  die  kritische  schlechthin  den  von  der  lautlehre  aufgefundenen 
principien  und  regeln,  ohne  einen  fußbreit  davon  abeugehen,  sofern  nicht 
klare  ihatsächliche  ausnahmen  daeu  nöthigen;  sie  bestrebt  sich  dem  genius 
der  Sprache  auf  der  spur  zu  folgen,  ihm  seine  geheimnisse  abzugewinnen]  sie 
wägt  jeden  buchstaben  und  sucht  den  ihm  in  jeder  steUung  ssukommenden 
werth  jsu  ermitteln.  Und  doch,  wie  wenig  vermag  sie  oft,  uAe  sn/o^elhaft 
sind  ihre  erfolge!  Das  höchste,  was  der  etymologe  erreicht,  ist  das  bewußt- 
sein  wissenschaftlich  gehandelt  jsu  haben;  für  absolute  geunßheit  hat  er 
keine  gewähr,  eine  unbedeutende  notijs  kann  ihm  das  mühsam  erworbene 
jm  seiner  beschämung  unversehens  unter  den  fußen  wegmehen.  Dergleichen 
wird  bei  jeder  forschung  vorkommen,  bei  der  etymologischen  gehört  es  eu 
den  täglichen  erfahrungen,  die  auch  dem  scharfsinnigsten  nicht  erlassen 
werden.  Darum  bescheidenheit,  selbst  wo  aUes  unsre  deutungen  eu  unter- 
stützen  scheint!  Mit  welcher  strenge  ich  in  dem  vorliegenden  buche  meine 
früheren  etymologien  gerichtet  und  gesichtet  habe,  wird  man  ohne  mühe 
erkennen;  was  ich  aber  gegen  mich  selbst  angewandt,  konnte  ich  auch 
gegen  andre  nicht  unangewändt  lassen.  Etwas  habe  ich  durch  vidjährige 
erfahrung  auf  diesem  gebiäe  gelernt,  was  sich  sswar  von  selbst  versteht, 
aber  nicht  von  allen  verstanden  sein  will:  daß  eu  wissenschaftlich  sicherem 
urtheile  suh  nur  der  durcharbeitet,  der  den  gesammten  wortvorrath  der 


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VIII      ^  VORREDE. 

spräche  bis  in  ihre  tnundarten  hinein  eu  hewäUigen  nicht  ermüdet  Wer 
nicht  so  weit  vorjmdringen  lust  haty  der  beklage  sich  nichty  wenn  er  jeden 
augenblick  den  boden  verliert.  Es  ist  hein  tvander,  wenn  manche  avf 
andern  Sprachgebieten  ausgezeichnete  forscher  auf  dem  romanischen  so 
oft  fehlgreifen,  da  sie  nur  das  einadne  in  einer  bestimmten  gestalt  auf- 
fassen, ohne  seine  geschichte  und  seine  bemehungen  nach  aUen  Seiten  hin 
erkannt  zu  haben.  Die  romanische  Wortforschung  hat  eben  so  dunMe 
Partien  zu  beleuchten  wie  vielleicht  irgend  eine  andre;  seihst  die  erkenntnis 
des  lateinischen  Stoffes  ist  in  zahlreichen  fällen  nicht  bequemer  als  die  des 
fremden.  Man  schlage  einmal  die  spanischen  mit  ch  oder  mit  z  aniatäenden 
Wörter  nach  und  man  wird  von  der  richtigkeit  dieser  behauptung  eine 
ahnung  bekommen.  Erschöpft  man  auch  olle  von  den  einschlägigen  sprachen 
gebotenen  mittel,  z.  b.  für  das  spanische  den  lateinischen,  griechischen, 
baskischen,  celtischen,  germanischen,  semitischen  wortvorrath,  es  bleibt  ein 
großer  rest,  für  den  es  keinen  rath  gibt  Freilich  fließen  manche  sprachen, 
woraus  der  Romane  schöpfte,  für  ut^  nur  noch  in  spärlichen  quellen. 
Eifriger  und  umsichtiger  forschung  abet*  wird  sicher  gelingen  noch  manches 
räthsel  zu  lösen,  das  bis  jetzt  unlösbar  schien. 

Ein  f ortschritt  ist,  hoffe  ich,  in  dem  gegenwärtigen  versuche  geschehen; 
der  lautlehre,  die  sich  an  den  schätzen,  welche  die  etymologie  zu  tage 
fördert,  erfrischt  und  belebt,  wird  dies  dereinst  zu  gute  kommen.  Aber 
auf  die  bezwingung  des  ganzen  konnte  ich  nicht  eingehen,  und  wer  möchte 
muih  und  kraft  und  sdbstverläugnung  genug  dazu  haben?  Gleichwohl 
wünschte  ich  ein  ganzes  zu  geben,  sei  es  auch  nur  ein  bedingtes,  und  so 
richtete  sich  mein  augenmerk  1)  auf  üblichere  Wörter,  solche  die  in  rede 
und  Schrift  häufiger  wiederkehren,  mit  ausschluß  aller  derer,  die  man  sich 
ohne  mühe  aus  dem  latein  erklärt,  die  also  der  Untersuchung  nicht  anheim- 
fallen können;  2)  auf  weniger  übliche,  aber  etymologisch  bedeutsamere, 
wohin  ich  vomu?eg  Partikeln,  einfache  verba,  zumal  aber  einfache  adjectiva, 
demnächst  vide  von  linguisten  mehrfach  besprochene,  zu  einem  gewissen 
rufe  gelangte  Wörter  rechnete.  Aber  auch  solchen,  die  weder  zur  einen 
noch  zur  andern  dasse  gehören,  sollte  der  eintritt  unverwehrt  sein,  nur 
fiel  hier  jede  Verbindlichkeit  der  aufnähme  weg:  fülle  ist  besser  als  mangel 
und  am  ende  kann  jedes  wort  zur  kenntnis  der  bestandtheUe  einer  spräche 
beitragen.  Es  gibt  aber  auch  Wörter,  deren  bereits  vorhandene  deutung 
nicht  zu  weiterer  prüfung  veranlaßt;  andre  nicht  genügend  oder  gar  nicht 
gedeutete,  dis  zwar  olle  rücksicht  verdienen,  aber  diesmal  nicht  zur  Unter- 
suchung reizten:  gehen  sie  auch  leer  aus,  sie  dienen  doch  anzudeuten,  was 
einer  spräche  seltenes  oder  merkenswerthes  angehört.  Jene  sind  hier  mit 
dem  eingeklammerten  namen  Uires  erklärers  bezeichnet,  diese  ohne  irgend 
eine  beurtheilung  hingesetzt  worden  und  somit  anderweitiger  Untersuchung 
empfohlen.    Sparsamkeit  in  der  äbfassung  der  artikd  war  mir  gesetz: 


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VORREDE.  ^       IX 

darum  wähUe  ich  aus  den  volksmtmdarten  meist  nur  unmiUelbar  eum  /nele 
führendes;  darum  vermied  ich,  den  Ursprung  des  aufgestellten  ettfmonSy  so 
wie,  vorwärts  gewandt,  die  Verbreitung  des  romanischen  ahhüdes  über 
fremdes  gebiet  eu  verfolgen;  darum  berichtete  ich  nicht  über  alle  vorge- 
brachten meinungen;  daß  ich  seichten  erJdärungsversuchen  die  thüre  schloß, 
versteht  sich*). 

Die  eintheüung  des  Stoffes  wird  man  billigen.  Es  kam  darauf  an, 
schon  in  der  äußeren  einrichtung  eu  einer  klaren  Übersicht  desselben  eu 
gelangen.  Zu  diesem  sfwecke  mußten  zwei  theile  gebildet  werden.  Der 
erste  umfaßt  siendich  vollständig  den  gesammt-  oder  gemeinromanischen 
d.  h.  den  auf  allen  drei  gebieten,  dem  italienischen,  dem  spanisch-portu- 
giesischen und  dem  provenealisch-französischen,  ja  selbst  den  auf  nur 
zweien  dersdben  einheimischen  sprachstoff,  in  der  regel  wenigstens  sofern 
dieser  den  neueren  Schriftsprachen  angehört.  Der  italienischen  räumte  ich 
m  den  einzdnen  artikeln  den  vortritt  ein,  wozu  sie  ihre  heimath  und  ihr 
genauerer  anschluß  an  die  lateinische  berechtigte;  selbst  wo  sie  sich  weiter 
von  der  urform  entfernt  als  die  schwestersprachen,  konnte  nicht  füglich 
vom  princip  abgewichen  werden.  Oder  war  es  nicht  rathsamer  das  mittel- 
lateinische alle  andern  umfassende  wort  voranzustellen?  Allein  das  mittel- 
latein  ist  selbst  vielformig  und  konnte  nicht  anders  sein:  sollten  aber  die 
von  manchen  und  notaren  geschaffenen  sprachformen  der  volksüblichen  rede 
den  weg  zeigen?  Mit  diesem  mittellatein  läßt  sich  viel  unfug  treiben. 
In  den  früheren  Jahrhunderten,  als  die  Volkssprachen  der  lateinischen  näher 
standen,  ist  es  allerdings  eine  für  die  Wortforschung  höchst  wichtige  quelle, 
weil  es  reine  formen  gewährt.  Seitdem  aber  jene  sprachen  selbst  in  schrift 
auflraten,  kann  die  Wissenschaft  es  fast  entbehren,  ja  sie  muß  es  nicht 
selten  von  sich  stoßen.  Wie  ungeschickt  man  seit  dem  zwölften  Jahrhundert 
latinisierte,  davon  reden  *beispiele  wie  sessicare  =  altfr.  sescher;  gordus 
=  altfr.  gort,  lat.  gurges;  hommagium  =  altfr.  hommage  d.  i.  hominaticum. 
Weich  ein  falsches  bUd  gibt  bo88a  =  /r.  bosse;  gra8ale=i>r.  grazal,  wo- 
fur  bocia,  gradale  zu  ^erwarten  war!  Der  zweite  theü  enthalt  den  jedem 
der  drei  gdnete  ausschließlich  eignen  sprachstoff  **).  In  dem  dritten  dieser 
gebiete  habe  ich,  nicht  ohne  einiges  bedenken,  die  französische  form  als  die 
bekannteste  der  provenzälischen  voranzustellen  mir  erlaubt,  um  das  nach- 
schlagen zu  erleichtem.  Der  walachischen  in  der  fremde  erzogenen,  mit 
den  übrigen  nicht  aufgewachsenen  tochter  der  römischen  mutter  habe  ich 


*)  Ich  bemerke  hier  noch:  um  nicht  mit  formen  zu  ermüden,  habe  ich  im 
I.  theile  die  port.  form,  wenn  sie  der  span.  ganz  nahe  lag^  häufig  unterdrückt;  seltner 
die  prov.y  da  diese  zugleich  das  höhere  alter  eines  Wortes  bezeugt 

**)  Von  den  zahlreichen  arabischen  Wörtern  im  span.  und  port.  konnte  nur  eine 
auswdhl  aufgenommen  werden,  Sie  sind  mit  latein.  buchstaben  geschrieben  und  zur 
beglaübigung  aus  OoUus^  oder  Fret/tag's  Wörterbüchern  nachgewiesen. 


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X  VORREDE. 

keine  eigne  stelle  eingeräumt,  sie  nur  eu/r  vergleichung  £fugelassen,  nicht 
anders  die  churwälsche.  Die  volksmundarten  bieten  der  forschung  ein 
unschätehareSy  nie  eu  erschöpfendes  materialy  welches  häufig  über  buch- 
stäbenverhältnisse  und  begriffsentwicldung  überraschenden  aufschlug  gibt: 
ich  habe  sie  daher  überall  eu  rathe  geeogen,  so  weit  die  mir  gestatteten 
hülfsmittd  ausreichten,  ihnen  auch  euweüen  beispiels  halber  kleine  artikd 
vergönnt  Schßde,  daß  wir  nicht  über  recht  viele  derselben  so  einsichtige 
und  gewissenhafte  Untersuchungen  besitzen  wie  über  die  wallonische.  Durch 
die  bemerkte  Verlegung  des  Stoffes  wird  auf  den  ersten  blick  klar,  was 
alle  gemeinschaftlich  besiteen^  größtentheils  das  alte  römische  erbtheil,  und 
was  jede  noch  besonders-  sich  angeeignet  hat;  nur  darf  ich  nicht  wfJbe- 
merkt  lassen,  daß  ich  die  französische  als  die  uns  am  nächsten  liegende 
vor  den  andern,  wenigstens  der  spanischen,  begünstigt  habe.  Von  diesem 
partiellen  eigenthume  der  sprachen  sind  freilich  viele  der  aufgenommenen 
artikd  als  gesammtromanische  abzurechnen,  welche  nicht  wohl  in  die  erste 
abtheilung  paßten,  weil  ihre  etymologie  in  den  übrigen  sprachen  auf  der 
hand  lag.  So  schien  e.  b,  das  lat.  apium  (^sp.  apio,  it.  appio^  in  seiner 
franz.  form  ache  fremdartig  genug,  um  in  der  partiell  franz.  abtheilung 
eine  stelle  zu  finden.  Kleine  inconsequenzen  in  der  vertheüung  der  Wörter 
mögen  vorkommen,  sie  werden  dem  ganzen  wenig  schaden:  das  register 
bürgt  zuletzt  für  alles.  Eine  größere  inconsequenz  wird  man  vielleicht 
darin  finden,  daß  ziemlich  regellos  hier  ein  verbum,  dort  ein  nomen  an 
der  spitze  eines  artikds  steht.  Es  ist  in  der  that  oft  schtver  zu  sagen, 
welche  der  beiden  Wortarten  als  die  primitive  anzunehmen  sei.  Gewöhnlich 
wird  dies  durch  die  etymologie  entschieden,  in  andern  fällen  wird  es 
nicht  zu  kühn  sein,  sich  in  einer  sache  von  so  geringer  bedeutung  durch 
das  gefüM  leiten  zu  lassen. 

über  die  unlateinischen  demente  in  den  neuen  sprachen  habe  ich 
mich  vor  jähren  ausführlich  geäußert  und  finde  an  meiner  damaligen  auf- 
fassung  der  sache  nichts  wesentliches  zu  ändern.  Richten  wir  aber  noch- 
mals den  blick  auf  die  Ursprachen,  um  dwaigen  charakterzügen  oder  resten 
dersdben  in  den  einzelnen  gebiden  auf  die  spur  zu  kommen. 

Für  die  kenntnis  der  italischen  Ursprachen  sind  in  neuerer  zeit 
wieder  bedeutende  denkmäler  an's  licht  gezogen  und  der  bau  jener  sprachen 
so  tvie  ihr  Stammverhältnis  zum  latein  sorgfältig  erörtert  worden.  Die 
wichtigste  der  unteritalischen  durch  höhere  ausbildung,  längere  dauer  und 
durch  grösseren  umfang  ihrer  Überreste  ist  ohne  zweifei  die  oskische.  Ver- 
gleicht man  sie  nun  mit  der  italienischen,  so  verräth  diese  nicht  das  ge- 
ringste von  den  lautgesetzen  der  ersteren.  Die  oskische  abneigung  vor  der 
assimilation  der  consonanten  ist  grade  das  gegentheil  des  lateinischen  im 
italienischen  noch  weiter  ausgebUdefen  Verfahrens.    Man  hat  den  oskischen 


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VORREDE.  XI 

gebrcMchy  gewissen  voccden  ein  i  voreuseUsen  wohl  mit  einem  ähnlichen 
neapolüanischen  verglichen,  gewiß  aber  nicht  in  der  Voraussetzung  eines 
historischen  jsusammenhanges,  um  so  weniger  als  der  neap.  gebrauch  unter 
einen  andern  gesicJUspuncty  den  der  diphthongierung  eu  stellen  ist,  die 
sich  übrigens  ganz  auf  den  vocal  e  beschränkt.  Als  ein  bedeutsamerer 
berührungspunct  dürfte  die  osJcische  neigung,  tenuis  in  media  zu  verwandeln, 
bemerkt  werden,  aber  auch  hieraus  würcle  sich  keine  folgerung  für  das 
italienische  ziehen  lassen.  Jene  neigung  ist  gemeinromanisch,  hat  in  den 
verschwisterten  mundarten  noch  weit  stärker  eingegriffen  und  läßt  eine 
tiefere  nicht  bloß  durch  berührung  mit  einer  nachbarsprache  geweckte  an- 
läge vermuthen.  Doch  sind  solche  gemeinsame  züge,  welche  verschiedene 
sprachen  auf  einem  und  demselben  boden  zu  erkennen  geben,  der  erwähnung 
nicht  unwerth,  und  so  möge  denn  auch  noch  an  den  umbrischen  und  vols- 
ki^chen  Wegfall  des  flexivischen  t  in  der  conjugation  (habia  =  habeat)  er- 
innert werden.  Von  der  etruskischen  spräche  aber  darf  man  völlig  absehen: 
was  man  fast  nur  aus  eigennamen  über  ihre  stammesart  und  über  ihren 
bau  weiß  oder  vermuthet,  findet  auf  dem  ganzen  römischen  gebiete  keinen 
anklang.  Diese  abwesenheU  oder  dieses  nur  in  leichten  und  zweifelhaften 
spuren  hervortretende  dasein  grammatischer  züge  der  altitalischen  idiome 
in  der  römischen  Volkssprache,  soweit  die  vorhandenen  mundarten  auf 
deren  gestalt  zu  schließen  berechtigen,  hindert  indessen  nicht,  das  ganz 
naturgemässe  eindringen  zahlreicher  provindalismen  at4S  den  untergegangenen 
idiomen  in  dieselbe  anzunehmen,  ja  diese  annähme  ist  eine  durch  die  läge 
der  Sache  gebotene,  da  sie  allein  den  zufluß  heterogener  im  italienischen 
enthaltener,  in  keiner  der  angränzenden  sprachen  vorfindlicher  demente  zu 
erklären  vermag.  Nachweislich  sind  diese  demente  freilich  nicht  mehr,  da 
die  Wörterbücher  der  untergegangenen  sprachen  fehlen.  Ungeachtet  des 
einflusses  dieser  altitalischen  demente  ist  die  italienische  spräche  ur^zweifel- 
haß  unter  den  romanischen  die  am  wenigsten  gemischte.  Dies  gilt  aber 
nur  von  den  mittleren  dialecten,  wdche  das  Icdeinische  erbtheil  am  reinsten 
in  sich  begretfen.  Die  südlichen  lassen  manches  griechische  und  einiges 
arabische  erkennen,  das  den  andern  abgeht.  Durchmustert  man  aber,  über 
die  gränzen  des  alten  Italiens  hinausgehend,  die  nördlichen,  die  dsalpi- 
nischen  mundarten,  so  glaubt  man  sich  in  eine  andre  weit  versetzt:  in 
dieser  weiten  landschaft,  zumal  in  der  großen  ebene  zwischen  den  Alpen 
und  dem  Po,  hat  die  gewaltige  rvmersprache  die  volksmundarten  nicht  be- 
wältigen, sich  des  einflusses  andringender  barbarensprachen  nicht  erwehren 
können.  Der  zufluß  deutscher,  zum  theil  recht  merkwürdiger  wört$r  kann 
hier  nicht  überraschen;  wer  aber  celtische  reste  von  einiger  erheblichkeit 
erwartet,  wird  sich  bald  getäuscht  sehen:  das  gesammte  italienische  gd)iet 
möchte  deren  nur  wenige  aufweisen,  die  Schriftsprache  enthält  vidleicht 
nicht  ein  einziges  wort  dieses  Stammes,  welches  sich  nicht  auch  im  proven- 


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Xn  VORREDE. 

ealischen  oder  franeösischen  vorfände.  Eine  sorgfältige  etymologische 
Untersuchung  besonders  der  eunächst  an  den  Alpen  oder  in  denselben 
liegenden  dicdecte  würde  der  Sprachgeschichte  reichlichen  gewinn  zuführen: 
MonH's  comaskisches  Wörterbuch  liefert  für  einen  theil  derselben  ^chon  ein 
treffliches  nuxterial,  das  in  Verbindung  mit  dem  ertrage  churwalscher  und 
andrer'  wörtersammiungen  die  linguistische  bedeutsamkeit  jener  dialecte 
hinlänglich  übersehen  läßt, 

Wen^  in  Italien  die  alten  landessprachen  so  weit  ausgerottet  wurden^ 
daß  keine  von  ihnen  in  ihrem  selbständigen  dasein  auch  nur  das  Au- 
gustische  seitdlter  erreichte^  so  lebt  in  Spanien  die  iberische  Ursprache 
dagegen  bis  auf  den  heutigen  tag  im  baskischen  fort.  Aber  auch  diese 
spräche  kann  Zeugnis  ablegen,  wie  weit  die  zerstörende  gewalt  der  römischen 
sich  erstreckte^  da  wo  es  galt  eine  nationalität  zu  vertilgen.  Denn  daß 
es  jener  gelang,  in  einer  entlegenen  gebirgsgegend  ihr  dasein  fortzusetzen, 
sagt  wenig,  gegen  die  allgemeine  niederlage.  Man  weiß,  daß  schon  Strabo 
(3,  2  extr.)  den  Turdäanem,  einem  gebildeten  südspanischen  volke,  das 
eine  einheimische  litteratur  aufweisen  konnte,  den  gänzlichen  Umtausch  ihrer 
spräche  gegen  die  lateinische  nachrühmt;  dass  der  spätere  Columella  viele 
provinciaüsmen  des  bereits  über  das  platte  land  der  halbinsel  verbreiteten 
lateins  airführt;  daß  aber  auch  andrerseits  Cicero  (de  divin.  2,  64)  des 
daseins  einer  hispanischen  Sprache  gedenkt;  und  daß  nach  Tacitus  (annal. 
4,  45)  ein  landmann  aus  dem  diesseitigen  Spanien  vor  gericld  die  spräche 
seiner  väter  redete.  Aber  seit  der  erwerbung  der  römischen  civität  wurden 
die  spanischen  Völkerschaften  une  die  italischen  sehr  bald  in  Römer  ver- 
wandelt. Sehen  unr  jedoch  naher  zu,  ob  sich  in  der  spanischen  mundart 
nicht  noch  irgend  ein  baskischer  zug  entdecken  läßt.  Als  einen  solchen 
führt  Larramendi  in  seiner  grammatik  (p.  10.  11)  die  mit  der  endung  ez 
gebildeten  patronymica  an,  Rodrigo  Rodriguez,  Fernando  Fernandez  nach 
dem  bask.  berün  blei,  berun^z  von  blei.  Aber  verdacht  gegen  diesen  Ur- 
sprung erregt  die  von  seinem  Verfechter  selbst  eingestandene  thatsache, 
daß  sich  die  Basken  dieser  form  für  patronymica  nicht  einmal  bedienen, 
daß  sie  z.  b.  Manuel  de  Garagorri  sagen  statt  Garagorriez.  Vielmehr 
scheint  ez,  ursprünglicher  iz,  nichts  anders  als  die  gothische  genitivendung 
is,  wobei  filius  zu  supplieren:  Roderiquiz  in  Urkunden,  später  Rodriguez 
ist  =  goth.  Hröthareikis,  Fredinandiz  Fernandez  =  goth.  Frithanantis. 
Diese  endung  wird  denn  auch  auf  unpassende  falle  angewandt:  statt 
Flori,  Fortunii,  Pelagii,  Petri,  Sanctii  sprach  man  Floris  Florez,  For- 
tunez,  Pelaez,  Perez,  Sanchez,  genau  tvie  man  in  den  tagnamen  die  genitive 
Miercoles  =  Mercurii,  Lunes  =  Lunae  (dies)  der  grammatik  abtrotzte. 
Was  Larramendi  sonst  noch  hervorhebt,  das  ableitungssuffix  eria  (sp. 
porqu-eria  von  puerco  =  bask.  ero-querla  von  erö,  p.  262),  oder  in  der 
conjugcUion  die  Umschreibung  mit  habere  (p.  48),  zerrinnt  von  selbst  in 


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VORREDE.  Xni 

nichts.  Sollte  aber  das  spart,  lautsystem^  vornehmlich  da  wo  es  sidi  vom 
lateinischen  oder  dem  der  schwestersprachen  lossagt^  nichts  vom  iberischen 
Charakter  verrathen?  Zu  vergleichungen  sind  hier  besonders  die  tippen- 
buchstabet}  geeignet.  Anlautendes  lat,  p  tvird  im  baskischen  nicht  selten 
SU  h  (botherea  =  sp.  poder,  lat.  posse)  und  dies  ist  gam  unspanisch.  Der 
Baske  hat  eine  nicht  eu  verkennende  scheu  vor  dem  f ;  nicht  so  der  Spa- 
nier^ wenigstens  ist  die  ihm  eigene  Verwandlung  des  anlautenden  f  in  h 
etwas  später  entwickeltes,  seiner  ältesten  spräche  noch  fremdes.  V  fehlt 
dem  Basken  gänzlich:  seine  stelle  versieht  b,  ja  selbst  m,  letzterer  über- 
gang  dem  Spanier  ganeunbekant^.  Das  unlateinische  im  spanischen  ein- 
heimische ch  t^  allerdings  auch  ein  sehr  Üblicher  baskischer  laut,  der  aber 
etymologisch  mit  dem  spanischen  buchstaben  wenig  berührung  hat,  indem 
er  häufig  spanischem  s,  c,  z,  j,  x  entspricht;  auch  haben  die  Schwester- 
spracJien  ihn  eben  so  wohl  entwickelt.  Doch  wäre  es  nicht  unwichtig  zu 
wissen,  ob  dieses  palatale  ch  nebst  ts,  z,  tz,  wie  Humboldt  voraussetzt, 
wirklich  alte  iberisdie  laute  gewesen:  darüber  könnte  erst  die  entzifferung 
des  einheimischen  cdphabetes  aufschluß  bringen.  Ein  andrer  unlateinischer 
laut,  das  aspirierte  g  oder  j,  fehlt  im  baskischen,  dafür  steht  y  (sprich 
wie  itai.  j),  d.  h  die  spräche  beharrte  bei  dem  erweichten  oder  halbvoca- 
lischen  g,  woraus,  wie  aus  dem  latein.  j,  die  ^an.  ausspräche  nachher 
eine  aspirata  machte  (Born.  gr.  P,  268 — 9)^  z.  b.  bask.  yendea  =  sp, 
gente.  Ohne  mühe  lassen  sich  noch  andre  nicht  minder  scharfe  Wider- 
sprüche in  beiden  sprachen  auffinden,  z,  b.  das  im  baskischen  vor  anlau- 
tendem r  vorschlagende  a  oder  e  (arraza  =  sp.  raza,  erribera  =  ribera). 
Dagegen  treffen  sie  zusammen  in  dem  ganz  unlateinischen  gebrauche,  das 
ankmtende  s  impurum  auf  ein  vorgefügtes  e  zu  stützen;  auch  darf  noch 
ein  punct,  worin  sie  sich  beide  zu  begegnen  scheinen,  erwähnt  werden. 
Der  Baske,  dem  zusammentreffen  von  consonanten  überhaupt  nicht  hold, 
schiebt  gerne  zwischen  muta  und  r  oder  auch  zwischen  muta  und  1  einen 
vocal  ein:  apirilla  (aprilis),  guiristinoa  (sp.  cristiano),  libaraa  (libro), 
khurntzea  (crutz),  porogaDza  (probanza),  pulampatu  (pr.  plombar).  Das- 
selbe thut  auch  der  Spanier  und  Portugiese,  z.  b.  sp.  engarra£ar  (für 
engarfar),  taragona  (draco),  pg,  caranquejo  (pr.  cranc),  baraga  (bra^a), 
coro^  (croca),  sp.  coronica  (chronica),  pg.  gurumete  (neben  grumete) 
gorupa  (neben  grupa^,  sp.  filibote  (neben  flibote^  u.  dgh;  doch  ist  dabei 
nicht  unbemerkt  zu  lassen,  daß  auch  andern  roman.  mundarten  dies  at4S' 
einanderhalten  der  consonanten  nicht  fremd  ist,  wenn  sie  auch  einen 
mäßigeren  gebrauch  davon  machen.  Überblickt  man  solche  thatsachen,  so 
wird  man  sich  überzeugen  müssen,  daß  sich  unter  dem  eisernen  joche  der 
latein.  spräche  von  den  naturanlagen  oder  den  grammatischen  eigenheiten 
der  iberischen  in  der  spanischen  wenig  hat  behaupten  können.  Nicht  ein- 
mal läßt  sich  eine  irgend  erhebliche  anzafd  baskischer  Wörter  in  den  an- 


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XIV  VORREDE. 

gränzenden  roman.  sprachen  ntichweisen:  sie  werden  sich,  manche  eweifel- 
hafte  mitgerechnet,  noch  nicht  auf  hundert  belaufen.  Freilich  ist  dies  nur 
der  ertrag  einer  bloß  auf  die  Oberfläche  gerichteten  prüfung;  ihn  ssu  ver- 
mehren, unrd  dem  tiefer  eindringenden  äuge  des  kenners  stehet  gelingen. 
Ohne  zweifei  aber  hcU  das  von  fremden  sprachen  eingeengte  baskische  gebiet 
einen  großen  theil  seines  alten  Wortschatzes  eingebüßt.  Eben  darum  ist 
die  Untersuchung  des  span.  Sprachstoffes  so  schwierig.  Wörter  baskischen 
Ursprungs  hat  unter  andern  Larramendi  in  großer  zahl  zusammengetragen 
und  gedeutet.  Seine  deutungen  aus  aneinandergefügten  oft  unscheinbaren 
elementen  rechtfertigt  allerdings  die  naiur  der  baskischen  spräche;  wenn 
aber  aus  dieser  Zergliederung  ein  dem  worte  nicht  wesentlich  zukommendes 
merkmal  hervorgeht,  so  können  sie  höchstens  nur  auf  den  ersten  blick 
täuschen.  Span,  lona  heißt  Segeltuch,  vom  bask.  lo-ona  d.  i.  guter  schlaf, 
weil  es  sich  zu  zelten  eignet,  und  in  zelten  schläft  sichs  gut.  Solcher 
etymologien  finden  sich  hunderte  bei  ihm.  Ich  habe  indessen  aus  seinem 
Verzeichnis,  mit  wenigen  ausnahmen,  alles  was  mir  auch  nur  leidlich 
haltbar  schien,  in  gegenwärtiges  buch  eingetragen.  Wichtig  ist  hier  die 
frage:  soll  man  alle  spanische  Wörter,  die  man  außerdem  nur  in  jener 
Ursprache  bemerkt,  daraus  herleiten?  Soll  man  letztere  in  so  weit  gleich- 
stellen mit  der  arabischen  oder  deutschen?  Mir  scheint  bei  der  starken 
mischung  des  baskischen  mit  romanischem  die  baskische  herkunft  eines 
Wortes  nur  da  annehmbar,  wo  sich  seine  ursprünglichkeit  auf  diesem  boden 
nachweisen  läßt,  eine  f orderung,  welche  auf  die  nicht  romanisch  versetzten 
sprachen  keine  anwendung  findet.  Aber  wo  dieser  forderung  genüge  ge- 
schieht, mag  der  baskische  Ursprung  bei  partiell  spanischen  Wörtern  dem 
gothischen  vorangehn,  nicht  eben  dem  ardbischen.  Wie  kommt  es  aber, 
daß  so  viele  baskische  im  spanischen  vorhandene  Wörter,  fast  zwei  drittel 
von  allen,  dem  Portugiesen  fehlen,  ohne  daß  er  eines  ähnlichen  Schatzes 
ihm  ausschließend  eigner  Wörter  aws  jener  spräche  sich  rühmen  kann? 
Waren  die  Iberier,  wie  auch  Humboldt  in  seinen  Untersuchungen  über  die 
urbewohner  des  landes  feststellt,  in  Lusitanien  weniger  verbreitet,  so  daß 
ihre  spräche  daselbst  einen  geringeren  eindruck  zurückließ,  oder  drangen 
jene  Wörter  erst  später  aus  dem  baskischen  in  das  nahe  spanische  gebiet 
ein,  ohne  das  entlegenere  portugiesische  gebiet  zu  erreichen? 

Die  wichtigste  der  Ursprachen  Frankreichs  ist  die  cdtische.  Ich 
habe,  als  ich  die  bestandtheile  der  romanischen  sprachen  untersuchte,  dem 
celtischen  elemente  wenigstens  nach  allgemeiner  Schätzung  sein  recht  wider- 
fahren zu  lassen  mich  bemüht  und  die  zweifei  an  seinem  Vorhandensein 
bestritten;  ein  genaueres  eingehn  in  die  Sache  durfte  ich  mir  bei  mangelnden 
Vorstudien  nicht  erlauben.  Seit  jener  zeit  aber  sind  wir  durch  eindringliche 
forschung  über  den  gramfnatischen  bau  und  zumal  über  den  Zusammenhang 
der  celtischen  sprachen  mit  den  indo-germanischen  besser  aufgeklärt  worden 


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VORREDE.  XV 

und  diese  hedbaektungen  dürfen  auch  an  der  romanischen  etytnologie  nicht 
ohne  erfolg  voriibergehn.  Das  stammverhäUnis  der  neueren  celtischen  Völker y 
der  Iren,  Gaden,  Kymren  und  Breionen  eu  den  aUen  wird  von  den  ge- 
schiektsehreibem  ewar  sehr  verschiedeti  und  oft  in  ganz  erUgegengeseiztem 
sinne  beurtheiU;  wie  aber  diese  fragen  einst  gelöst  werden  mögen,  für  die 
beurtheüung  des  celtischen  dementes  in  den  aus  dem  laiein  entstandenen 
sprachen  scheint  diese  lösung  nicht  von  großem  belang.  So  viel  darf  als 
ihaisachej  gewiß  keine  unerhebliche,  ausgesprochen  werden,  daß  die  franz. 
und  prov.  spräche,  auf  die  es  hier  am  meisten  ankommt,  der  kymrischen 
naher  stehen  als  der  irisch- gaelischen  sowohl  in  betreff  der  menge  als  auch 
der  gestaU  der  dem  celtischen  und  romanischen  gdnete  gemeinsamen  wörfer. 
Auch  die  westromanische  scheu  vor  anlautendem  s  impurum'  findet  sich 
nur  in  dem  kymr,  zweige  toieder.  Manches  gewährt  die  bretonische  mund- 
arty  was  die  übrigen  verweigern,  und  wohl  darf  man  acht  ediisches,  vielleicht 
selbst  aUgaHisches,  darunter  vermuthen,  allein  die  erstaunliche  mischung 
dersdben  mit  französisch  macht  diese  quelle,  wo  sie  für  sich  allein  fließt, 
für  die  kritische  etymologie  fast  unbrauchbar,  fast  nur  zur  vergleichung 
noch  tauglich.  Dagegen  vergönnt  diese  mundart  der  roman.  Sprachforschung 
einen  andern  vortheü,  der  den  etymologischen  wohl  noch  überwiegen  dürfte: 
sie  ist  nicht  allein  eine  fundgrube  äUfranzösischer  Wörter  und  bedeutungen, 
sie  liefert  auch  zur  geschickte  der  französischen  ausspräche  schätzbare 
ttufklärungen. 

Die  art  des  Übertrittes  aus  der  cdtischen  in  die  romanische  sprach- 
form  hat  nichts  besonderes,  so  weit  sich  bei  der  geringfügigkeit  des  Stoffes 
bestimmte  gesetze  aufstdlen  lassen.  Das  was  dem  etymologen  manches 
bedenken  macht,  ist  die  coUision  des  cdtischen  Stoffes  mit  dem  germanischen, 
und  hierüber  jemals  ganz  ins  reine  zu  kommen  d.  h.  zu  bestimmen,  wdcher 
von  beiden  sprachfamilien  der  Romane  ein  in  beiden  vorhandenes  wort 
Mtmächst  schulde,  ist  kaum  zu  hoffen.  Doch  gut  dies  nur  in  einzdnen 
fäUen,  denn  nicht  selten  läßt  sich  aus  inneren  oder  äußeren  gründen  die 
frage  zum  vortheü  der  einen  oder  der  andern  dieser  sprachfamüien  ent- 
scheiden.  So  wird  man  bei  gleichen  formdien  ansprüchen  ausdrücke  für 
naturgegenstände  als  alteinheimische  lieber  zum  celtischen  als  zum  germa- 
nischen demente  rechnen.  Die  Verbreitung  eines  wertes  durch  mehrere 
sprachen  des  einen  gebides  gegenüber  dem  vorkommen  dessdben  in  einer 
einzdnen  spräche  des  andern  wird  für  seine  ursprünglichkeit  in  dem 
ersteren  Zeugnis  ablegen,  wo  nicht  besondere  anzeichen  für  das  umgdcdhrte 
Verhältnis  sprechen.  Entscheidender  aber  sind  geiwisse  formdle  kennzeichen, 
wie  denn  die  form  dem  dymologen  überall  den  sichersten,  von  subjectiver 
auffazsung  unabhängigsten  anhält  bidd.  Solche  kennzeichen  liegen  unter 
andern  in  einzdnen  spuren  der  deutschen  lautverschiebung,  wenn  z.  b.  das 
itäl.  tetta  auch  citta,  cizza  lautd,  cdtisch  aber  nur  t6th.   Sodann  in  dem 


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XVI  VORREDE. 

deutschen  ableitenden  i  oder  j  mancher  Wörter^  wie  ital.  boriare,  aithochd. 
bargan,  aUgael.  aber  schlechtweg  bor.  Wo  es  aber  an  aUen  inneren  und 
äußeren  kennseichen  gebricht,  da  ist  in  betracht  des  unverhaUnismäßigen 
übergewichtes  der  deutschen  bestandtheile  die  Wahrscheinlichkeit  für  diese 
spräche^  für  die  celtische  nur  die  möglichkeit.  Dieses  übergewicht  des 
deutschen  dementes  über  das  alteinheimische  ist  eine  uhläugbare  thatsache 
und  jedes  sträuben  gegen  seine  anerkennung  eine  thorheit.  WahrUeh,  die 
Römer  müssen  reine  arbeit  gemacht  hahen^  als  germanische  Völker  sich  in 
Gallien  festsetzten!  Es  wird  kaum  übertrieben  s^n^  wenn  man  behauptet j 
daß  der  einj^ige  buchstabe  H  im  französischen  nicht  viel  weniger  deutsche 
ais  alle  buehstaben  zusammengenommen  celtische  Wörter  in  sieh  begreifen. 
Erinnert  man  sich  freilich  des  umstandeSy  daß  die  Franken  mitten  unter 
den  Romanen  ein  halbes  Jahrtausend  hindurch  die  spräche  ihrer  väter 
fortredeten,  daß  in  demselben  maße  wie  die  deutschen  Wörter  im  franzö- 
sischen zunahmen,  die  cdtischen  abnehmen  mußten,  denn  jede  spräche  sucht 
sich  ihres  Überflusses  zu  entledigen,  so  erklärt  sich  diese  erscheinung  auf 
die  natürlichste  weise. 

Sollte  es  aber  auch  dieser  Ursprache  nicht  gelungen  sein  wenigstens 
ein  fünkchen  ihres  geistes  im  französischen  fort  glimmen  zu  sehen?  Es 
mangelt  in  dtr  that  nicht  an  zusammentreffenden  zügen.  So  das  genus, 
weiches  in  beiden  sprachen^  nur  zweierlei  ist,  männlich  und  weiblich,  früher 
dreierlei  war.  Aber  der  Untergang  des  neutralen  geschlechtes  im  fran- 
zösischen ist  sicher  älter  als  im  celtischen  und  zum  theü  von  andern  um- 
ständen begleitet,  indem  dort  zahlreiche  neutra  in  ihrer  plurolform  zum 
feminin,  hier  alle  zum  masctdin  übertraten.  Giengen  doch  auch  die  ver- 
schwisterten  mundarten  denselben  weg  ohne  rücksicht  auf  die  sitte  altein- 
heimischer  oder  später  eingebrachter  sprachen:  überall  ward  das  masctdin 
und  feminin  festgehalten,  das  neutrum  aufgegeben.  Nicht  anders  wird  es 
sich  mit  einem  andern  gemeiftöchaftlichen  zuge,  der  präpositionalen  decli- 
nation,  verhalten.  Selbst  die  altfranz.  oder  prov.  Unterscheidung  des  casus 
rectus  und  obliquus  (nom.  sg.  amic-s,  acc.  amic,  pl.  amic,  acc.  amic-s^, 
worin  man  einen  wiederschein  der  gaelischen  einrichtung  (nom,  sg.  bard, 
gen.  baird,  nom.  pl.  baird,  gen.  bard)  zu  erblicken  glaubt,  schmiegf  sich 
innig  an  das  lat.  Verhältnis,  so  daß  sie  sich  gar  wohl  ohne  äußere  ein- 
Wirkung  entwickelt  haben  kann,  wie  denn  auch  die  gadische  einrichtung 
in  einem  erheblichen  puncte  von  der  romanischen  abweicht,  da  sie  den  dativ 
sing,  dem  nominativ  gleichbildet.  Offenbar  celtisch  aber  ist  im  französischen 
das  zählen  mit  zwanzigen,  wdches  neben  der  lateinischen  methode  in  an- 
Wendung  blieb:  altfranz.  treis  vinz  (60),  treis  vinz  e  dis  (70)  u.  s.  f. 
Auch  scheinen  in  der  syntax  einige  celtische  spuren  durchzublicken:  an 
eine  fremde  Wortfügung,  wobei  es  auf  eine  völlige  verläugnung  des  ein- 
gesogenen Sprachgefühles  ankommt,  gewöhnt  man  sich  minder  leicht  als  an 


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VORREDE.  XVn 

fremde  worier  und  flexionen.  Dahin  dürfte  man  etwa  rechnen^  daß  es 
im  kymrischen  dem  genitiv  vergönnt  ist,  ohne  präposition  hinter  dem 
regierenden  nomen  plate  zu  nehmen  une  im  franz.  hötel  dieu;  daß,  gleich- 
falls im  kymrischen,  das  possessive  Verhältnis  eines  Substantivs  durch  die 
präp,  i  =  roman.  a  =  engl,  to  bezeichnet  wird  wie  im  ältfranz.  la  gent 
aa  roi,  engl,  servant  to  bis  master;  daß  im  gadischen  die  bedeutung  ge- 
wisser adjectiva  durch  ihre  Stellung  vor  oder  hinter  dem  Substantiv  bedingt 
ist  wie  im  franz.  honngte  homme  und  homme  honnete;  daß  daselbst 
gleichnamige  personen  durch  cardinalzofden  unterschieden  werden  wie  im 
franz.  Henri  quatre ;  und  wieviel  der  kleinen  züge  sonst  noch  sein  mögen, 
ctuf  die  man  sich  hier  berufen  könnte. 

Aber  alles  was  fremde  sprachen  beigetragen  haben^  wiegt  noch  nicht 
den  zehnten  theü  des  lateinischen  bestandtJieiles  auf.  Ihm  fallen  fast 
sämmtliche  grammatische  Wörter  (partikdn,  pronomina),  ohne  die  es  kaum 
möglich  ist  auch  nur  einen  satz  zu  sprechen,  ihm  die  wichtigsten  begriffe 
zu^  die  das  leibliche  und  geistige  leben  berühren.  Darum  ist  dem  Romanen 
laiein  gleichbedeutend  mit  spräche,  mundart^  und  lateinisch  gleichbedeutend 
mit  d^itlich,  leicht,  bequem.  Bei  weitem  die  meisten  stamme  der  alten  spräche 
behaupteten  sich  in  der  neuen,  und  um  den  vertust  zu  ersetzen,  spalteten 
sich  viele  Wörter  in  mehrere  formen  mit  eignen  bedeutungen,  welche  die 
stdle  selbständiger  Wörter  einnahmen.  Daß  diesem  bestandtheile  sein  recht 
gewahrt  werde,  gehört  zu  den  grundsätzen  der  romanischen  Wortforschung: 
unfehlbar  wird  demselben  bei  aufmerksamer  beobachtung  noch  manches 
miskannte  wort  wieder  zugeführt,  manches  neue  gewonnen  werden.  Dazu 
muß  man  alle  quellen  der  lateinischen  spräche  benutzen,  denn  die  roma- 
nische birgt  mehr  alterthündiches  oder  verschollenes  in  sich,  als  man  ihr 
obenhin  angesehen  zutrauen  möchte  (man  lese  Pott's  inhaltreiche  abhandlung 
Plattlateinisch  und  romanisch),  und  in  so  fem  kann  sie  auch  der  lotet- 
nischen  Sprachkunde,  was  von  den  pflegem  derselben  noch  nicht  in  recJUem 
maße  erkannt  worden,  hülfreiche  hand  leisten. 

Einige  gegenstände  von  praktischem  belang  lassen  sich  besser  hier  als 
in  dem  wörterbuche  selbst  anbringen. 

Die  etymologie  hat  ihre  wissenschaftliche  grundlage  in  der  lautlehr e: 
hei  jedem  schritte,  den  der  etymologe  thut,  muß  er  sie  im  sinne  haben. 
Es  kommt  indessen  vor,  daß  die  spräche  in  der  bildung  oder  ausprägung 
der  Wörter  von  ihren  eigenefi  gesetzen  abweicht  und  sich  ganz  von  dem 
gefühle  des  Wohllautes  oder  der  Zweckmäßigkeit  leiten  läßt,  indem  sie  z.  b. 
die  Wiederholung  eines  buchstdbens  entweder  meidet  oder  herbeiführt,  oder 
indem  sie  verwandte  begriffe  formell  zu  nähern,  unverwandte  oder  weniger 
verwandte  zu  trennen  sucht.  Diese  kleinen  gefühlsäußerungen  der  spräche 
kann  die  lauÜehre  allenfalls  unberührt  lassen,  sie  fallen  aber  recht  eigent- 
lich der  etymologie  anheim  und  dürfen  hier  nicht  unerwähnt  bleiben.    Es 

B 


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XVm  VORREDE. 

sihd  hauptsächlich  folgende,  1)  Assimilation  getrennter  conso- 
nanten.  Sie  seiet  die  Organenverwandten  (euweilen  selbst  unverwandten) 
anlaste  zweier  auf  einander  folgenden  süben  gleich,  e.  b.  it.  Cioiglia  für 
Siciglia,  fr.  chercher  für  cercher,  picard.  chorchier  für  sorchi^r  (fr. 
sorcier^,  champ.  chouche  für  souche,  sp.  salchicha  für  salsicha,  altcat. 
xixanta  für  sixanta,  it.  zezzo  für  sezzo,  pipistrello  für  vipistrello,  fian- 
falnca  für  panfalnca,  sp.  nofio  für  nofiO;  limot4S.  mamela  für  lamela, 
neupr.  founfoni  für  symfoni.  —  2J  Dissimilation  (Pottes  Forschungen 
II,  65  ff.).  Vermöge  derselben  unrd  ein  consonant,  der  sich  in  einer  der 
folgenden  silben  wiederholt,  in  einen  andern  desselben  organs  umgesetzt:  it. 
veleno  für  veneno,  fr.  nomble  für  lomble,  pr.  namela  für  lamela,  it.  pelle- 
grino  für  peregrino,  fr.  flairer  für  frairer,  sp.  sastre  für  sartre,  dltfr. 
varvassor  für  vasvassor,  veron.  folpo  für  polpo,  fr.  vague  für  gague  und 
zafdreiche  andre.  Die  Verwandlung  trifft  zuweilen  auch  den  zweiten 
consonanten:  it.  filomena  für  filomela,  fr.  crible  für  cribre,  gencive  für 
gengive.  Nicht  selten  muß  einer  der  anstößigen  consonanten  weichen, 
gewöhnlich  der  erste:  sp.  postrar  für  prostat,  pr.  penre  für  prenre,  ital. 
cavicchia  für  chiavicchia  (ch  =  cl),  fr.  foible  für  floible,  it.  ghiado  für 
ghiadio  (i  =  l),  sp.  cribar  für  cribrar.  —  3)  Vereinfachung  schein- 
barer reduplication.  Auf  die  unter  1.  bemerkte  weise  entsteht  für  das 
gehör  eine  art  reduplication.  Dagegen  wird,  wenn  die  erste  und  zweite 
sübe  eines  Wortes  mit  demselben  consonanten  anheben,  worauf  derselbe 
vocal  folgt,  die  erste  sübe  als  ob  sie  eine  unnütze  reduplication  wäre,  zu- 
weilen abgestoßen:  it.  cenno  wohl  von  cinbiiinns,  zirlare  von  zinzilalarei 
neap.  tellecare  von  titillicare,  fr.  gourde  von  Cucurbita,  pr.  paver  von 
papaver,  ähnlich  sp.  Santa  Cilia  (ortsname)  von  Sancta  Caecilia.  Die 
der  spräche  der  kinder  abgelernte  gemination  (fr.  bobo,  dodo)  hat  nur  in 
volksmundarten  würzet  gefaßt.  —  4)  Auch  die  vocäle  tmterliegen  eupho- 
nischen einunrkungen.  BeacJdenswerth  für  die  etymologie  ist  die  begün- 
stigung  des  a  in  erster  unbetonter  silbe  in  der  art,  daß  e  und  i 
häufig  in  diesen  vocal  verwandelt  werden.  Es  geschieht  dies  am  liebsten, 
wenn  die  betonte  zweite  sübe  ein  a  enthalt,  aber  auch  ohne  dies  oft  genug. 
Einige  beispide  sind:  it.  baleno,  bardosso,  ciascano,  danaro,  ganascia, 
gnarento  (oit),  lattovaro,  laveggio,  magrana,  marangone,  maraviglia, 
margotto,  marmaglia,  racchetta,  salvaggio,  sampogna,  tanaglia,  taradore, 
tramaglio.  Am  häufigsten  kommt  dies  vor  im  franz.,  welches  sonst  a  m  e 
zu  schwächen  geneigt  ist:  balance,  barlong,  barette,  calandre,  carcan, 
carmin,  chacun,  craanter  (alt),  cravanter  (alt),  dauphin,  falaise,  farouche, 
garant,  garou,  ganache,  jaloux,  marchand,  marcotte,  panache,  paresse, 
rangon,  raquette,  sarcelle,  sauvage,  tarin,  tariere,  tramail  w.  dergl.  — 
6)  Ein  andrer  dieser  züge  ist  die  anbüdung,  vermöge  welcher  ein  wort, 
sei  es  nun  ein  vorhandenes  oder  ein  erst  zu  schaffendes,   einem  andern, 


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VORREDE.  XIX 

legriffsverwandtm  in  seiner  gestalt  angenähert,  gewöhnlich  in  seiner  endung 
gleichgese^t  wird.  So  ist  altfr.  octembre  gebildet  nach  septembre,  no- 
vembre,  decembre,  fr.  mensonge  nach  chalonge,  chapuiser  nach  menniser, 
aitfr.  boisdie  nach  Yoisdie,  it.  b6f&ce  nach  söffice,  sdmcire  nach  cu- 
cire,  neap.  Carella  (Carybdis)  nach  Scella  (Scylla).  Ital.  greve  t^^  eine 
ahbildtmg  an  seinen  gegensate  leve,  pria  mit  seinem  a  an  poscia.  — 
6)  Durch  mischung  der  stamme  einigen  sich  euweüen  ewei  hegriffsver- 
uHmdte  in  einem  und  demseiben  worte,  es  wird  gewissermaßen  ein  reis  auf 
einen  fremden  stamm  geimpft.  An  fr,  rame  e,  h.  haben  remns  und  ramns 
iheü ;  an  Belon  secundum  und  loDgum,  an  haut  altus  und  unser  hoch,  an 
refaser  sowoJA  recasare  u)ie  refntare,  an  it,  carcame  sowohl  arcame  wie 
carca^so.  —  7)  Wie  in  dem  letzten  falle  ewei  Wörter  in  eins  zusammen- 
fließen,  so  kann  auch  um  der  begriffsunterscheidung  Witten,  ohne  rücksicht 
auf  die  lautregel,  ein  wort  in  ewei  auseinandergehn,  e.  b.  it.  manco 
mangeihaßy  monco  verstümmelt^  beide  von  luancas;  rifutare  widerlegen, 
rifiutare  verschmäJien,  von  refut^re;  sp.  calar  niederlassen,  callar  schweigen, 
von  yaX^;  fr.  d^signer  anzeigen,  dessiner  eeichnen,  von  designare. 
Weit  häufiger  geschieht  dies  vermittelst  erlaubter  formveränderungen  wie 
im  it.  rio  schlimm,  neben  reo  schuldig,  pesare  wägen,  neben  pensare 
denken.  Eine  andre  art  dieser  scheideformen  ist^  wenn  ein  wort,  um 
nichi  mit  einem  andern,  gleichlautenden  eusammeneufaUen,  eine  mehr  oder 
wenige  starke  formveränderung  annimmt:  so  it.  pioppo  von  popnlus 
pappd,  wegen  popolo  voVc;  melo  von  malus  apfelbaum,  wegen  malus  böse; 
pigliare  nehmen,  von  pllare,  wegen  pillare  stampfen,  von  pila;  sp.  cerrar 
sehließen,  von  sera,  wegen  serrar  sägen,  von  serra;  pr.  monestar  mahnen, 
von  monitare,  wegen  montar  steigen,  von  mons;  fr.  6tang  teich,  von 
stagnum,  wegen  6tain  einn^  vom  aiUlat.  stagnum.  —  8J  Nicht  selten  wird 
ein  in  seinen  bestandtheüen  unverständliches  uwrt  durch  theilweise  ver- 
tauschung  oder  Übersetzung  mit  einem  ähnlichen  romanischen  gedeutet,  ein 
sinnreiches  mittel  fremdlinge  gane  heimisch  eu  machen.  Beispiele  dieser 
umdeutung  sind:  it.  battifredo,  badalisco,  guiderdone,  Gibilterra  (Gi- 
braUar),  malvagio,  sp.  malenconico,  it.  manovaldo,  altfr.  mainboumir, 
candelarbre,  nfr.  choacronte,  orange,  worin  man  leicht  die  mit  battere, 
badare,  dono,  terra,  male,  mano,  arbre,  chou,  or  vollzogene  umdeutung 
erkennt.  Im  fr.  main  de  gloire  {für  mandegliere  aus  mandragora)  be- 
schränkt sich  die  umdeutung  nicht  auf  einen  theil  des  Wortes.  Span.  Sierra 
morena  (schwarzes  gebirge)  soll  aus  mons  Marianus  abgeändert  sein.  Be- 
kannt sind  Longobardns  und  baccalanreus. 

Dem  naturausdruck  als  büdungsmittel  der  neuen  spräche  ist  kein  zu 
weites  fdd  einzuräumen:  manches  wort^  das  man  auf  diesem  wege  ent- 
standen wähnt,  kann  sich  noch  als  Sprößling  eines  alten  Stammes  aus- 
weisen.  Doch  hat  dieses  mächtige  bUdungsmittel  hier,  wie  überall,  reichlich 


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XX  VORREDE. 

gewuchert  und  seine  fruchte  können  ihre  herJcunß  so  wenig  verläugnen^ 
daß  mir  ihre  vollständige  aufnähme  überflüssig  schien.  Viele  dieser  natur- 
producte  lassen  sich  mit  ähnlichen  in  fremden  sprachen  zusammenstellen^ 
aber  nicht  mit  Sicherheit  daraus  herleiten. 

Es  wären  noch  manche  für  die  etymologie  nicht  gleichgültige  beob- 
achtungen  zur  spräche  zu  bringen.  Da  sie  ci)er  alle  in  das  gebiet  der 
grammatik  gehören^  so  lasse  ich  sie  hier  unberührt;  nur  einigen  dringenden 
fragen  aus  der  Wortbildung  kann  ich  die  erwägung  auch  an  dieser  steile 
nicht  versagen.  Die  latein.  spräche  zieht  unbedenklich  adjectiva  aus  verbat- 
stammen  durch  bloße  anfügung  nominaler  suffixe:  fidus,  parcus,  vivus, 
congruus  entstehen  aus  fidere,  parcere,  vivere,  congruere.  Born,  gramm. 
[1.  ausg.]  n,  235  hatte  ich  diesen  Vorgang  in  den  neuen  sprachen  als 
einen  höchst  seltenen  zugelassen:  er  ist  aber  gar  nicht  einzuräumen:  die 
spräche  erfreut  sich  eines  solchen  Überflusses  ausdrucksvoller  adjectiv- 
suffixe,  daß  sie  neuen  bildungen  jener  art  ganz  entsagen  durfte  Allerdings 
gibt  es  mehrere  romanische  adjectiva^  die  sich  zu  verbis  zu  verhalten 
scheinen  une  die  eben  genannten  lateinischen.  Es  sind  etwa  folgende: 
sp.  furo,  verbum  lat,  furere;  it.  folle,  fr.  fou,  vb.  lat,  follere;  pr.  clin, 
vb.  clinare;  fr.  mundartl.  gonfle,  vb.  goofler;  fr.  morne,  vb.  goth.  maür- 
nan.  Furo  und  folle  lassen  sich  von  den  Substantiven  für  und  foUis  her- 
leiten; Clin  und  gonfle  sind  abgekürzte  participien  =  it.  chino,  gonfio; 
für  morne  endlich  wird  man  ein  deutsches  adjectiv  muthmaßen  dürfen. 
—  Etwas  bedenklicher  ist  eine  andre,  ganz  verwandte  frage.  Werden 
substantiva  persönlicher  bedeutung  auf  eine  eben  so  einfache  art,  ohne 
syllabisches  suffix,  aus  verbis  gezogen  wie  substantiva  sächlicher  bedeutung? 
Die  latein.  spräche  ist  mit  solchen  bildungen  sehr  sparsam:  scriba,  coquus, 
dux,  rex  sind  beispiele^  andre  bemerkt  man  in  compositis.  Es  ist  der 
mühe  werth,  die  romanischen  fälle,  die  eine  solche  entstehung  zu  fordern 
scheinen,  mit  einiger  Vollständigkeit  zusammenzustellen.  Masculina  sind 
it.  furbo,  vb.  forbire;  it.  mundartl.  lecco,  vb.  leccare;  it.  allievo,  fr.  öleve, 
vb.  allevare,  elevare;  sp.  trasgo,  vb.  trasegar;  fr.  juge,  vb.  juger.  Furbo 
und  lecco  können  in  gleicMauienden  ahd.  Substantiven  ihren  grund  haben; 
allievo  und  616ve  verhalten  sich  nach  ihrer  bedeutung  mehr  une  sächliche 
als  persönliche  Wörter  und  dürfen  darum  beseitigt  werden;  trasgo  ist 
zweifelhaft,  da  trasiego  zu  erwarten  stand;  unläugbar  aber  ist  juge,  das 
jedoch  nicht  ohne  grund  aus  juger  gezogen  ward,  s.  II.  c.  Was  die  aus 
verbis  gezogenen  masculina  auf  a  betrifft,  so  hatten  sie  früher  wohl  eine 
rein  sächliche  bedeutung  und  wurden  nachher  auf  personen  übertragen, 
wie  das  nicht  verbale  boja  die  bedeutungen  fessel  und  henker  ausdrückt: 
so  denn  auch  sp.  boga  rüderer,  von  boga,  in  derselben  bedeutung  auch 
feminin  {eigentl.  rüder,  wiepg.  voga),  so  it.  spizzeca  knicker  (kneipzange?) 
von  pizzicare;   bei  andern  wie  sp.  farfnlla  Stammler,   von  farfuUar,  pg. 


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VORREDE.  XXI 

beberrica  tritiJcery  van  beberricar,  ist  dies  weniger  ersichtlich.  Die  aus 
verbis  gesogenen  feminina  sind*  ursprünglich  abstracta  gewesen  und  in 
concrete  persönliche  hedeutung  übergetreten:  so  it.  ascolta  schildwache 
(ai^horchung)j  scorta  begleiter  (begleitung),  pr.  bada  Wächter  (obacht)y 
nca  ausrufer  (ausruf),  crida  schreier  (schrei),  it.  gonfia  glasmacher  (auf- 
blasung);  bei  it.  trecca  hökerweib,  vb.  treccare  betrügen^  mag  diese  be- 
ffriffsentwicklung  eweifelhafter  sein.  Aus  dem  allem  ergibt  sich  aber  doch 
die  ungeimpheit  dieser  ableitungen,  mit  deren  annähme  also  der  etymologe 
varsidUig  verfahren  muß. 
Bonn  im  jüli  1853. 


II.  In  der  vorliegenden  zweiten  ausgäbe  habe  ich  einen  großen 
theü  der  in  der  ersten  enthaltenen  artikel  einer  neuen  prüfung  untersogen, 
wdche  nicht  selten  auf  andre  ergebnisse  geführt  hat.  Zu  dieser  prüfung 
gaben  die  seit  der  heratssgabe  des  buches  in  etymologischen  schrißen  jeder 
ort  erschienenen  sehr  sahireichen  bemerkungen,  so  weit  sie  su  meiner 
kermtnis  gelangt  sind,  den  hauptsächlichsten  anlaß.  Die  meisten  derselben 
fcurden  schon  vor  einigen  jähren  in  einer  kleinen  schrift  "^ Kritischer  an- 
hang  sum  etymologischen  wörterbuche  genaue  von  mir  besprochen;  einen 
iheil  ihres  inhalts  habe  ich  den  betreffenden  artikeln  dieser  neuen  ausgäbe 
entweder  in  klammem  beigefügt  oder  in  den  text  eit^ießen  lassen.  In- 
dessen trat  die  nothwendigk^t  dieser  ausgäbe  so  rasch  und  unerwartet 
ein,  daß  ich  nicht  im  stände  war,  auf  alle  abgesprochenen  deuiungen 
und  einwürfe,  selbst  nicht  auf  alle  diejenigen,  welche  su  meiner  kenntnis- 
nähme  bestimmt  schienen,  einsugehen.  Sofern  ich  sie  unberührt  lasse, 
konnte  ich  ihnen  auf  meinem  standpuncte  allerdings  nicht  beipflichten,  bin 
aber  weit  entfernt,  ihr  verdienst  in  abrede  su  steilen,  überdies  habe  ich 
das  buch  mit  einigen  hundert  artikeln  vermehrt, .  viele  andre,  wo  es 
wünschenswerth  schien,  etwas  genauer  aufgeführt. 

Bonn  im  September  1861. 


HL  Da  man  in  etymologischen  dingen  nicht  überall  su  unwiderruf- 
lichen resultaten  gelangt,  so  tritt  auch  diese  dritte  ausgäbe  nicht  unver- 
ändert in  die  öffentlichkeit.  Auch  ist  ihr  ein  suwachs  von  neuen  artikeln 
SU  theü  geworden.  Das  register  hat  mit  rücksicht  auf  einen  vielfach  aus- 
gesprochenen wünsch  eine  mehr  praktische  einrichtung  erhalten. 

Bonn  m  october  1869. 


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VORREDE  ZUR  VIERTEN  AUSGABE. 


Alle  diejenigen,  welche  nicht  nur  Diejsens  lehre  hochhalten  und  pflegen, 
sondern  auch  seine  eigenart,  was  methode  und  darstellung  betrifft^  su 
würdigen  wissen,  werden  dem  Verleger  des  Etymologischen  Wörterbuchs 
dank  wissen,  daß  er  diese  vierte  aufläge  in  unveränderter  gestalt  erscheinen 
läßt  Sie  werden  mit  ihm  es  für  gercUhen,  ja  von  den  pflichten  der  pietät 
für  geboten  halten,  die  werke  des  uns  entrückten  meisters  so  lange  einer 
um-  oder  Überarbeitung  eu  entziehen,  als  im  kreise  der  schüler  ut^  nach- 
eiferer  der  hauch  seines  gcnius  noch  lebendig  empfunden  wird.  Man 
hüte  sich  ebensosehr  davor,  dem  worte  eines  edlen  todten,  der  großes  ge- 
schaffen, eine  unantastbare  autorität  beizulegen,  als  seine  persönliche  arbeit 
unter  noch  so  preiswürdigem  flickwerk  zu  verwischen. 

Wenn  es  jedoch  den  Verleger  drängte,  unser  buch,  so  wie  es  zuletzt 
aus  der  feder  des  Verfassers  geflossen,  auf  den  markt  zu  geben,  lag  es 
ihm  nicht  minder  daran,  dem  unaufhaltsamen  fortschritte  der  Wissenschaft 
rechnung  zu  tragen  und  die  abnehmer  der  vierten  aufläge  für  die  diesmal 
ausbleibenden  zusätze  und  Verbesserungen  des  autors  einigermaßen  dadurch 
zu  entschädigen,  daß  die  wichtigeren  ergebnisse  der  etymologischen  forschung, 
so  weit  sie  seit  dem  erscheinen  der  dritten  ausgäbe  zu  tage  getreten  und 
den  speciellen  inhalt  des  Diez' sehen  Werkes  berühren,  in  einem  Anhang 
zusammengestellt  würden. 

I  Daß  ich  auf  sein  ersuchen  diese  aufgäbe  bereitwillig  übernahm,  möge 
damit  entschuldigt  werden,  daß  es  sich  ja  weniger  um  eigenes  schaffen 
und  urtheilen  als  um  das  sammeln,  sichten  und  darlegen  fremder  arbeit 
handelte  und  daß  mir  dadurch  eine  erwünschte  gelegenheit  geboten  wurde, 
dem  dahingeschiedenen  altmeister,  in  seinem  geiste  unrkend,  den  tribut 
•  meiner  Verehrung  zu  entrichten. 

Ich  habe  zur  erfüllung  des  mir  gewordenen  auftrags  alles,  was  mir 
in  meiner  isolirten  Stellung  zu  Brüssel  an  Zeitschriften,  commentaren, 
Wörterbüchern  und  einschlägigen  sonderarbeiten  zu  geböte  stand,  sorgfältig 
durchmustert  und  dasjenige  ausgezogen,  was  irgendwie  für  oder  gegen  die 


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VOREEDE.  XXIII 

Dteß' sehen  aufstellungen  verwerthet  werden  konnte.  Selbstverständlich  habe 
ick  nur  solches  ctufgenommeUy  wozu  sich  ein  berufener,  mehr  oder  weniger 
Ott/*  der  höhe  der  Wissenschaft,  stehender  gewährsmann  aufweisen  ließ. 
Einige  wenige  streng  berücksichtigte  notizen  ausgenommen,  fand  sich  im 
nachlaß  des  seligen  Verfassers  kein  matericd  zur  Vorbereitung  einer  neuen 
aufläge  vor;  nicht  einmal  ein  zu  diesem  behufe  annotirtes  handexemplar 
konnte  ausfindig  gemacht  werden. 

Bei  der  druck-revision  des  Diez^ sehen  Werkes  hatte  ich  manche  ver- 
anlassung, druckfehler,  die  sich  in  die  früheren  ausgaben  eingeschlichen 
hauten,  zu  beseitigen.  Bei  genauer  nachträglicher  prüfung  haben  sich  im 
ersten  theile  noch  einige  fehler  als  übersehen  ertoiesen;  dieselben  sind  unten 
angegeben.  Das  register  habe  ich  erheblich,  etwa  um  ein  viertel  der  Wörter 
vermehrt,  so  daß  dasselbe  bei  dem  gebrauche  des  Werkes  als  ausreichend 
h^unden  werden  wird. 

Brüssel,  im  august  1878. 

A.  Scheler. 


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ABKÜRZUNGEN. 


abl.  ahkitung, 

ags.  angelsächsisch. 

ahd.  althochdeutsch. 

cUban.  albanesisch. 

altn.  altnordisch. 

alts,  (Utsächsisch. 

andcU.  andälusisch    (nach  dem   wh.   der 

span.  Akad.). 
arag.  aragoncsisch, 
beam.  beamesisch  {nach  Honnorat). 
bergam,  bresc.    bergamaskisch   und  bres- 

cianisch  (nach  G.  Bosa). 
berr.  mundart  von  Berry  (nach  Jaubert). 
bret.  bretonisch, 
bürg,  burgundisch  d,  %.  bourgognisch  (nach 

De  la  Monnoye,  Mignard,  dem  Vocab. 

langrois,   dsgl.  nach  Monnier    Vocab. 

du   Jura  in   den  Mim.  des   antiq.  de 

France  VI.), 
cat.  caiaianisch. 
champ'  champagnisch  (nach  Saubinet  Vo- 

cabiUaire  rimois  und  Tarbe). 
chw.   churtc.  churwälsch   (nach   Conradi 

tmd  Carisch). 
cimbr.  cimbrisch,   spräche  der  sieben  und 

dreizehn  gemeinden  (nach  SchmeUer). 
com.  comask.  comaskisch  (nach  P.  Monti). 
cremon.  cremonesisch  (nach  Peri). 
dauph.  dauphinesisch  (nach  ChampoUion). 
flor.    florentinisch     (tiach    verschiedenen 

werken), 
fr.  französisch, 
frs.  friesisch, 

gaüic.  gäUicisch,  in  Spanien, 
gase,  gasconisch  (nach  Honnorat  u.  a.). 
gen.  genuesisch  (nach  Olivieri,  ausg.  von 

1851). 
genf.  genferisch    (nach  dem  Dict,   gene- 
vois), 
hd.  hochdeutsch, 
henneg.  hennegauisch   oder  rouchi  (ncuih 

Hicart). 


it.  italienisch. 

lim.  limous.  limousinisch  (eigentl.  nieder- 

limousinischy  nach  Bironie). 
lomb.  lombardisch, 
lothr.  lothringisch  (nach  Oberlin,  dem  Dict. 

patois  par  L.  M.  P.,  Nancy  1842,  und 

Jadot,  Par.  1854). 
mail.  maüändisch  (nach  Cherubini,  2.  ausg. 

1839—43.  IV.). 
mhd.  mittelhochdeutsch, 
mlat.  mittellateinisch, 
mnd.  mittelniederdeutsch, 
mndl.  mittelniederländisch, 
moden.  modefiesisch  (nach  Muratori  u.  a.), 
ndd.  niederdeutsch. 
ncU.  niederländisch, 
nds.  niedersächsisch, 
neap.  neapolitanisch  (nach  Galiani). 
nfr.  neufranzösisch, 
nhd.  neuhochdeutsch, 
norm,  normannisch  {nach  E.  und  A.  Du 

Mirü). 
npg.  neuportugiesisch, 
npr.  neuprovenzalisch. 
nsp.  neuspanisch, 
obd.  oberd.  oberdeutsch, 
occ.  occit.  occitanisch,  mundart  von  Lan- 

guedoc  (nach  Sauvages,  dem  glossar  zu 

Goudelin  u.  a.). 
parm.  parmesanisch  (nach  Peschieri  und 

Malaspina). 
pg.  portugiesisch. 

pic,  picardisch  (nach  Hicart  und  Corblet). 
piem.  piemontesisch  (nach  ZaUi  u.  Ponza). 
pr,  provensalisch. 

romagn.  romagnolisch  [nach  Morri). 
sard.  sardisch   (nach  Porru,   Spanu  und 

den  gedickten  Purgueddu's). 
schwz.  schweizerisch, 
sie.  sicil.  sicüianisch  (nach  M,  PasquaUno 

und  Biundi). 
sp.  spanisch. 


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ABKÜRZUNGEN. 


XXV 


trient.  trientinisch  und  roveretanisch  (na<^ 

ÄzzoUtU), 
vah  vaiencianisch, 

ven.  venez.  veneziamsch  (nach  Patriarchi). 
veron.  veronestsch  (nach  Ängeli), 
vrlL  veraltet, 
wal.  wälachisch, 
wäld.  toaidensisch  (bei  Raynouard,  Hahn 

14.  o.). 
waHon.    waüonisch    (nach    Bemacle  und 

Qrandgagnage), 
zsgs.  zusammengesetzt, 
ssgz.  susammengezogen. 
ZS3,  Zusammensetzung  f  Zusammensetzungen. 

Ägol.  Agdlant,  im  Ferabras. 
Akx.  Alexandre^  ed.  Miehelant 
Älexs.  Alexis,  ed.  Gessner. 
Älx.  Alexandra,  p.  p.  Sanchez. 
Anal,  gramm.  s.  App.  ad  Prob. 
Antiodi.  Chanson   d'Antioche,  p.  p.    P. 

Paris. 
Apdt.  Apohnio,  p.  p.  Ochoa. 
App.  ad  Prob.  Appendix  ad  Pröbum  in 

Ancdect.  gramm.  ed.  Eichenfeld  et  End- 
licher j  p.  4M  ff. 
Archiv,  stör.  üal.  Archivio  storico  itäliano. 
Aubery,  p.  p.  Tarbe. 
Aubri,  im  Ferabras. 
B.  Bartsch,  Denkmäler  der  provenzalischen 

Utteratur. 
Bari.  Barlaam  und  Josaphat  herausg.  v. 

Meyer  und  Zotenberg. 
Bc.  Berceo,  p.  p.  Sanchez  (Mih  Milagros 

de  N.  8.;   MiU.  San  Millan;    SDom. 

San  Domingo  cet.). 
Ben.  Chromque  de  BenoH,  p.  p.  Michel. 
Bert.  Berte,  p.  p.  P.  Paris. 
Bonves.  Bonvesin,  ed.  Becker. 
Brand.  Brandaine,  p.  p.  Jubinai, 
Briq.  Briquigny    et  la  Porte  du  Theü, 

Diphmata  Um.  I.  (ältere  ausgäbe). 
Brt.  Brut,  p.  p.  Leroux  de  Lincy. 
Brun,  Brunetti,  Codice  diplomatico,  tom.  I. 
Bih.  Poeme  sur  Bohce,  p.  p,  Baynoiiard. 
Cal.  i  D.  Calila  i  Dymna,  p.  p.  Gayangos. 
Cane.  de  B.  Candonero  de  Baena. 
Corp.  Carpentier,  Glossarium  novum  cet, 
Cos.  Utt.  Casae  litterarwn,  ed.  Lachmann. 
Cey.  Histoire  du  chatekdn  de  Coucy,  p.p. 

Crapdet. 


C.  d.  Poit.  Boman  du  comte  de  Poitiers, 
p.  p.  Michel. 

Charl.  Charlemagne,  p.  p.  Michel. 
ChCyg.  Le  Chevalier  au  cygne,  p.p.  Beif- 

fenberg. 
ChLy.  Le  Chevalier  au  lyon,  ed.  J^lland. 
Chr.  d'Escl.  Chronique  de  Bernat  d'Esdot, 

p.  p.  Buchon. 
Chx.  Choix  cet.  p.  p.  Eaynouard. 
Class.  auct.   Classici    auctores,  ed.   Ang, 

Majus. 
GNA.  Cento  novelle  antiche.  Torino  1802. 
Cont.  TJltram.  La  conquista  de  Ultramar., 

p.  p.  Pascual  de  Gayangos. 
BC.  Ducange,  Glossarium  mediae  latini- 

tatis. 

D.  Din,  Cancioneiro  del  rei  D.  Diniz, 
p.  p.  Ijopes  de  Moura. 

Dief.  gloss.  lat.  germ.  Diefenbach,  Glos- 
sarium latino-germanicum. 

BMce,  Dooh  de  Maience,  p.  p.  Pey. 

Dölop.  Dölopathos,  p.  p.  Bnmet  et  Mon- 
taigUm. 

Eracl.  Eracle,  ed.  Massmann. 

Er.  En.  Erec  et  Enide,  ed.  Bekker. 

Esp.  sagr.  Espana  sagrada,  p.  p.  Florez 
y  Bisco. 

FBej.  Foros  de  Beja. 

FC.  Fäbliaux  et  contes,  p.  p.  Barbazan, 
Sd.  de  MSon. 

Fer.  Ferabras,  ed.  Bekker. 

FGrav.  Foros  de  Graväo. 

Fier.  Fierabras,  p.  p.  Kröber  et  Servois. 

FJ.  Fuero  Juzgo,  Madr.  1815. 

Flam.  Flamenca,  p.  p.  Meyer. 

Fl.  Bl.  Flore  et  Blanceflor,  ed.  Bekker. 

Form.  F[>rmülae. 

FSant.  Foros  de  Santarem. 

Fumag.  FumagaXli,  Codice  diplomatico. 

GAlb.  Guerre  des  Albigeois,  p.  p.  Fauriel. 

Gar.  Garin,  p.  p.  P.  Paris. 

Gaufr.  Gaufrey,  p.  p.  Guessart  et  ChabaiÜe. 

Gayd.  Gaydon,  p.  p.  Guessard  et  Luce. 

GBourg.  Gui  de  Bourgogne,  p.  p.  Gues- 
sard. 

G.  d'Angl.  Guillaume  d^Angleterre,  p.  p. 
Michel. 

Gest.  reg.  Fr.  Gesta  regum  Francorum, 
Bouquet  t.  L 

G.  Gaim.  Geoffr.  Gaimar,  s.  Chron.  an- 
glonorm.  p.  p.  Michel, 


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XXVI 


ABKÜRZUNGEN. 


Gl  Glossae  {Gl  erford.  erfurter  glossare, 

ed.  ÖJUer), 
Gloss,  vet.  Glossarium  vetus,  Classici  auc- 

tores  VI, 
GNev.  Girard  de  Nevers,  p.  p,  Michel. 
GO.  Glossaire  occitamen,  p.  p.  Eochegude, 
GProv,   Grammaires  proven^dles,    p.  p, 

Guessard  [Chramm,  rom.  2,  Id.), 
Grig.  dialogues  de  8i,   GrSgoire,   p.  p. 

Du  Mtrü. 
Greg,  Tur.  Gregorii  Turonensis  Historia 

ecclesiastica. 
GEiq.  CHraud  Riquier,  ed.  Pfaff. 
GRoss.  (Hrart  de  Bossilho,  ed.  Hofmann. 
GVian.  Girard  de  Viane^  im  Ferabras, 
GVic,  Gil  Vicente,  Hambwrgo  1834,  III. 

dsgl.  in  Böhls  Teatro  espanol. 
HBord.  Huon  de  Bordeaux,  p.  p.  Gues- 
sard et  Grandmaison. 
HLang.  Histoire  generale  de  Languedoc, 

preuves. 
HPMon.  Historiae  patriae    monumental 

chartarum  tom,  I. 
JFehr.  Jaume  Febrer,  Valencia  1796. 
Jfr.  Jaufre,  in  Lex.  rom.  I. 
Inf.  VInfemo  di  Dante. 
L.  Lex, 
L,  de  Gmll  (LG.)  Lois  de  Chiillaume  le 

Conquirant,  ed,  Schmid, 
Legs  d*am.  Legs  d'amors,    p.  p.  Gatien- 

Arnauld. 
LJ.  Livre  de  Job,  in  den  Livres  des  Bois. 
LR.  Lexique  roman.  p.  p.  Raynouard. 
LRs.  Livres  desrotSf  p.  p.  Le  Roux  de  Lincy. 
M,  Gedichte  der  Troubadours,  ed.  Mahn, 

1856—57, 
MabiU.  annal,  MäbiUon,  Ännales  ord,  8. 

^Benedicti,  Lueae  1730. 
Mabül.  dipl.  Mabillon,   Res  diplomatica, 

Par.  1709. 
Marc,  hisp,  Marca  hispanica,  ed,  Marca. 
Mar.  Egipc.  Maria  Egipciaca,  p.  p.  Ochoa. 
Marin.  Marini,  Papiri  diplomatici. 
MFr.  Marie  de  France,  p.  p.  Roquefort. 
MGar.  Mort  de  Garin,  p.  p.  Du  MSril 
Murat.  ant.  ital.  Muratori,  Antiqmtates 

italicae,  Mediol.  1738. 
NFC.  Nouveattx  fabliaux  et  contes,  p.  p. 

M6on. 
JNF,  Jub.  Nouveau  reaieil  de  fabliaux, 

p,  p,  Jubinal. 


Nicot,  Dict.  frangois'latin   recueiüi  des 

öbservations  de  M.  Nicot  cet.  Par.  1573. 
Og.  Ogier  de  Danemarche,  p.  p.  Techener. 
Par.  II  Paradiso  di  Dante, 
Parten.  Partonopeus,  p.  p,  Crapelet. 
Pass.  d.  J.  C.  Pässion   de  Jisus-Christ, 

p.  p,  Champoüion, 
PC,  Poema  dd  Cid,  p,  p.  Sanchez. 
PDuch.  Parise  la  duchesse,  p.  p,  Guessard 

et  Larchey, 
PO.  Parnasse  occitanien,  p.  p.  Rochegude, 
PPS.  Poeti  del  primo  secolo. 
Purg.  H  Purgatorio  di  Dante. 
QFAym.  Les  quatre  füs  Aymon,  im  Fe- 
rabras. 
RCam.  Raoul  de  Cambrai,  p.  p.  Le  Glay, 
Ren.  Renard,  p,  p.  Mion. 
RFlor.  Roi  Flore,  p.  p.  Michel 
RMunt.  Ramon  Muntaner,  ed,  Lanz. 
Rol.  Roland',  p.  p.  Michel. 
Rom.  fr,  Romancero  frangais,  p,  p.  P.  Paris, 
Rom.    gramm.     Romanische    grammatik 

4.  ausg. 
Roq.  Roquef.  Roquefort,    Glossaire  de  la 

langue  romane, 
^^*  P-  P-  Pluquet. 
Ruteb.  Rutebeuf,  p,  p.  Jubinal, 
Rz.  Ruie,  p.  p.  Sanchez, 
Sax.  Chanson   des  Saxons,   p.  p.  Michel. 
SBem.  Sermons  de  St.  Bernard,   in  den 

Livres  des  Bois, 
SLSg.  Vie  de  St,  Liger,  p.  p.  ChampoUion. 
SRos.  Santa  Rosa,  Elucidario. 
SSag.  Sept  sages,  ed.  Keller. 
TCant.  Thomas  de  Canterbury,  ed.  Bekker, 
TFr,  Thiätre  frangais,  p,  p,  Monmerqui 

et  Michel. 
Tirab.  Tiraboschi,  Storia    della  badia  di 

Nonantola,  vol.  IL 
Trist,  Tristan,  p.  p.  Micliel 
Trov.     Trovas   e  cantares,    Madr,   1849 

{Cancioneiro  inedito). 
Trucch.  Trucchi,  Poesie  inedite. 
Ughell  UgheUi,  Italia  sacra. 
Voc.  Vocabuiarius,   z.  b.  duacensis,  opti- 

mus,  S.  Galli. 
Wack.  AUfranz,  lieder  und  leiche,  herau^g, 

von  Wackemagel. 
Yep.    Yepes,   Cronica   de   la  orden  de  S. 

Benito. 


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ERSTER  THEIL. 


GEMEINROMANISCHE  WÖRTER. 


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A. 

A  und  ad  ü,y  sp.  pg.  ä,  pr.  a  u.  az,  fr.  ä,  wdl,  a,  Präposition^  vom 
lat,  ad,  vomef^ich  auch  als  casuspartikel  angewandt.  Ob  das  rom.  a 
in  gewissen  fällen  nicht  vielmehr  aus  apud  ahgekür^  sei,  darüber  s.  Rom, 
gramm.  III,  160,  161.  Eine  ess.  ist  it,  da,  churw.  dad,  von  de  ad,  be- 
reits in  Urkunden  des  7,  und  8.  jh,  vorhanden  (Rom.  gramm.  II,  25), 
entsprechend  dem  ahd.  fona,  nhd.  von,  aus  af  ana,  nach  Grimm  TF,  782. 
lieber  das  diesem  ital.  da  begegnende  oskische  dat  sehe  man  Bugge, 
Ztschr.  für  vergl.  sprachf.  III,  419.  Für  da  sprach  man  dltsardisch 
daba,  nach  Delius  nicht  von  de  ad,  sondern  von  de  ab,  s.  dessen  schrift 
über  den  sard.  dialect  p.  4. 

Abisso  it.,  pr.  abis  und  abisme,  fr.  abime,  sp.  pg.  abismo,  sard. 
abisma  abgrund,  höüe;  vb.  it.  abissare  und  sobbiasare,  pr.  abissar, 
sp.  abismar,  fr.  ablmer,  in  den  abgrund  versenken  u.  dgl.;  von  abyssus 
{aßvaaog).  Wir  haben,  wie  es  scheint]  in  abisme,  abismo  einen  substan- 
tivischen Superlativ  une  etwa  in  dem  üblichen  mlat.  dominissimus  vor  uns, 
man  wollte  damit  den  tiefsten  abgrund,  den  der  holte,  stärker  beeeichnen; 
übrigens  ist  aßcaaog  von  hause  aus  ein  adjectiv,  mithin  sfur  gradatiofi 
berechtigt.  Abyssissimus  konnte  in  abyssimus  zusammengehn  wie  metip- 
sissimus  in  metesme.  Man  hat  auch  an  abyssismns  gedacht,  aber  das 
Suffix  ismus  gibt  in  den  jungem  sprachen  nur  abstracta,  höchstens  collec- 
iiva.  Andre  vermuthen  eine  accusativform  darin,  aber  wäre  alsdann  das 
franz.  wort  nicht  abisson  gewesen,  wie  suum  son,  Carolum  Charlon  er- 
gab? Zu  merken  die  itaL  nebenform  nabisso  aus  der  üblichen  Verbindung 
in  abisso  wie  ninferno  aus  in  inferno  entstanden  (ininferna  in  einer  alten 
messe,  Mone  p.  20),  daher  das  dtsche  nobis,  s.  Grimm^  Myih.  766,  Hoff- 
mann,  Hör.  belg.  V,  38. 

'  Abrigo  sp.  pg.,  pr.  abric,  fr.  abri  schütz;  vb.  sp.  pg.  abrigar, 
pr.  abrigar,  abriar,  fr.  abriter  (für  abrier  mit  eingeschobenem  t  wie  oft) 
schützen,  decken.  Umsonst  hat  man  sich  bemüM,  dem  lat.  apricns  den 
sinn  des  rom.  Wortes  zu  entlocken:  was  die  sonne  bescheint,  ist  und  bleibt 
unbedeckt.  Läßt  sich  letzteres  aus  keiner  andern  spraclhe  nachweisen,  so 
darf  als  etymon  ein  ahd.  bi-rthan  decken  (ant-r!han  enthüllen  findet  sich) 
vermuthet  werden.  Für  abriter  sagt  man  in  JBerry  abrier,  im  Jura 
avriller,  was  wohl  nur  diminutivisch  ist.  Die  beam.  mundart  spricht  mit 
tenuis  aprigi.  —  [Gegen  Mahn  und  Littre,  welche  diese  herleitung  ange- 
fochten haben  und  für  apricus  eingetreten  sindj  bemerkt  der  Krit.  anJkang 


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4  L   ABRIGO-ACABAR. 

folgendes.  ^Man  deute  an  dem  warte,  wie  man  willj  in  den  neuen  sprachen 
bleibt  schütz,  obdach  der  grundgedanke,  nicht  bloß  der  sehnte  vor  regen 
und  kälte,  sondern  auch  der  vor  der  sonne,  denn  man  sagt  z.  b,  ce  lieu 
est  ä  Tabri  du  soleil  (Dict  de  Trev.).  Se  mettre  ä  Tabri  de  la  pluie 
ist  darum  dasselbe  tvie  se  mettre  k  couvert  de  la  pluie',  und  schon  ein 
troubadour  sprach:  m'abric  sai  on  sol  non  fer  ich  bin  hier  unter  dach, 
wo  keine  sonne  hin  scheint,  LR.  '  Wem  fällt  dabei  nicht  das  horazische 
quidquid  in  occulto  est,  in  apricum  proferet  aetas  ein,  wo  aprieum  ge- 
rade das  gegentheil  aussagt  von  oceultum,  also  ungefähr  auch  das  gegen- 
theil  der  roman.  bedeutung?  Solche  Übergänge  mögen  allerdings  in  den 
sprachen  vorkommen^  sie  müssen  sich  aber  schritt  vor  schritt  verfolgen 
lassen,  was  wenigstens  mir  bei  der  fraglichen  etymologie  nicht  ^dingen 
wiU\  Der  schatten  schützt,  nicht  die  sonne,  das  sagen  die  sprachen  selbst: 
lat.  umbra,  it.  ombra,  sp,  sombra  ist  schatten  und  schütz.  '  Verdächtig 
wird  die  lat.  herkunß  des  wertes  schon  dadurch,  daß  es  (mit  ausnähme 
der  sardischen  m/tindart,  die  bekanntlich  viele  Wörter  aus  Spanien  bezogen) 
dem  itäl.  gebiete  abgeht,  denn  aprico  ist  ein  dem  latein  abgeborgter  poe- 
tischer ausdruck  mit  lat.  bedeutung,  und  apricare  fehlt  ganz.  Die  eigent- 
liche heimath  von  abrigo  scheint  Spanien;  hier  wenigstens  hat  es  nicht 
wenige  ableitungen  und  Zusammensetzungen  entwickelt,  wie  abrigada,  abri- 
gafio,  abrigamiento,  abrigador  (pg.),  desabrigo,  desabrigar  cet.  Larra- 
mendi  verweist  auf  das  bekannte  in  städtenamen  vorkommende  briga,  allein 
daratM  wird  das  wort  nicht  Mar.  '  Auch  aus  sp.  abra  (bucht)  läßt  es  sich 
nicht  gewinnen,  da  mit  ig  nicht  abgeleitet  wird.  Ich  stellte  darum  das 
ahd.  rthan  (decken)  auf,  zsgs.  birihan,  ags.  bevrihan  (bedecken);  man  setzte 
a  vor,  was  zumal  in  Spanien  sehr  häufig  geschieht.  Nicht  unmerkwürdig 
ist  die  alt  fr.  bed.  bedecken  in  einer  stelle  bei  Guill.  Guiart  Roq.  app,:  la 
tres  precieuse  corone  que  Jhesu  Crist  ot  en  sa  teste,  si  com  li  Juis 
Ten  abrierent  (damit  bedeckten,  nicht:  schützten/.  Und  in  einer  noch 
älteren  stelle:  si  ot  d'une  ehape  forr6e  abrie  et  vestu  son  cors  R.  de  la 
rose,  s.  P.  Paris,  Dict.  histor.  p.  30.  'Aber  atu^h  zu  erwägen  ist  das  in 
allen  deutschen  sprachen  vorhandene  bergan,  präs.  birgu  (l)ergen,  in  Sicher- 
heit bringen),  mit  versetztem  r,  wie  oft.  Dem  subst.  bere,  gebere  (ver- 
steck, Zufluchtsort)  würde  abrie  von  Seiten  der  bedeutung  ein  gut  theil 
näher  liegen  als  dem  lat.  apricum'.]  Das  cot.  abrig  wird  gradezu  mit 
sp.  albergue  übersetzt.  Sichtlich  von  bergan  ist  das  cdtfr.  em-berguer 
'couvrir,  mettre  ä  Vabr%  Roq.  —  Wenn  R.  Stephanus  in  seinenh  wörter- 
buche  sagt:  ung  abri  ou  le  soleil  frape  tousjours  apricus  locus,  so  muß 
er  um  der  etymologie  willen  dem  franz.  worte  eine  demselben  nicht  zu- 
kommende bedeutung  aufgedrängt  haben.  Denn  wenn  Livet,  Gramm, 
frang.  476,  ihn  damit  entschuldigt,  daß  das  wort  später  diese  bedeutung 
geändert  haben  könnte,  so  stehen  die  prov.  Zeugnisse  damit  im  Widerspruch, 
Man  vgl.  übrigens  Mahn  p.  113  ff. 

Acabar  sp.  pg.  pr.,   achever  fr.  ausführen^  vollenden;   von  caput, 
roman.  nicht  nur  den  anfang,  auch  das  ende  eines  dinges  bezeichnend. 


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^ 


I.  ACCATTARE-ACERO.  5 

Aecattare  t^.,  altsp.  acabdar,  ältpg.  achatar  SRos,  ein  giä  enoerben, 
altfr,  acater  verschaffen  Alexs.  8,  neufr.  acheter  Tcaufen^  so  auch  altit 
neap,  aecattare;  shsL  ü,  accatto,  pr.  aeapta,  aeapte,  fr.  aehat.  Es  ist 
van  ad-captare  {nüai.  aceapitare)  an  sich  nehmten^  häufen^  eine  erst  im 
frone.  entunckeUe  bedeutung^  welcher  Festus  stelle  emere,  quod  nune  est 
mercari,  antiqui  accipiebant  pro  sumere  mr  Unterstützung  gereichen  kann. 
Eine  zss.  ist  it.  r aecattare,  pg.  regatar,  fr.  racheter  loskaufen;  wofür 
sp.  rescBisr^  pg.  resgatar  aus  re-ex-captare,  sbst.  rescate,  resgate. 

Acceggia  it.j  sp.  areea,  fr.  mundartl.  ac6e  Schnepfe,  mlat.  accia, 
acceia;  soll  in  acies  oder  dxtj  spitze  (vogel  mit  spitzem  schnabd)  seinen 
Ursprung  haben,  s.  Menage  und  Garp'entier.  Ein  altes  zeugnis  für  dieses 
wort  enthalten  die  erfurter  glossare  p.  269^  accega  ^holtana^  Variante 
acega  ^holthana  d.  i.  ags.  holt-hana  (holz-hahn= Schnepfe),  vgl.  Haupts 
Zlschr.  F,  197'^. 

Accia,  azza  it.,  sp.  haeha,  pg.  facha,  acha,  pr.  apcha  für  acha, 
fr.  hache  (h  asp.),  daher  mhd.  hätsche  und  hasche,  axt,  beü;  vb.  it. 
aeciare,  fr.  hacher  klein  hacken.  Gegen  lat.  ascia  als  etymon  sprechen 
die  formen;  wohl  aber  stimmt  die  franz.  zum  nhd.  ndl.  hacke  Werkzeug 
zum  hauen,  ein  in  der  alten  spräche  nicht  vorfindliches,  aber  durch  das 
masc.  hacco  (haken)  und  das  ags.  vb.  haccan  =  engl,  hack  gestütztes 
wort.  Die  deutsche  keMtenuis  erhielt  sich  im  picard.  vb.  h^quer  holz 
hacken  =  fr.  hacher.  Aus  dem  franz.  werte  aber  flössen  die  übrigen,  , 
unter  weichen  das  pg.  facha  mit  seiner  lippenaspirata  die  reine  aspirata 
nachzubilden  sucht,  s.  unten  arpa.  — -  Davon  zu  trennen  ist  it.  ascia, 
pr.  aissa,  vom  lat.  ascia;  span.  slzsl  oder  axa  fehlt,  aber  eine  abl.  altsp. 
axada,  nsp.  azada,  pg.  enxada,  dsgl.  sp.  azuela  haue,  hacke,  ist  vor- 
handen. 

Acciajo  it.,  sp.  acero,  altpg.  aceiro,  neupg.  s^o,  pr.  fr.  acier,  wal. 
otz^l  (ungr.  atz61),  ndat  aciare,  aciarium  stahl  (s.  z.  b.  Ciass.  auct.  VI, 
602^);  von  acies  sc.  ferri  härteres  eisen.  Eine  andre,  gleichbed.  abl,  ist 
it.  acciale,  ven.  azzale  u.  s.  w.,  ahd.  ecchil,  mhd.  eckel. 

Accidia  i^.,  ältsp.  acidiä,  pr.  accidia,  altfr.  accide  fahrlässigkeit, 
Verdrossenheit;  vom  mlat.  accidia,  acedia,  gr.  dutjöia,  dass. 

Accinga  it.,  sp.  anchoa,  pg.  anchova,  enchova,  fr.  anchois  sar- 
ddle.  Aus  aphja  {afpvrj)  oder  besser  aus  apya  {zu  schließen  nacJi  apua) 
konnte  mit  dem  sufßx  ug  unzweifelhaft  das  it.  acciaga  (zunächst  aus 
apj-uga)  entstehen,  woraus  denn  die  andern  Wörter  verderbt  sein  müssen. 
MundarÜiche  formen  sind  piem.  sie.  anciova,  veron.  ancioa,  gen.  anciua, 
ven.  anchioa.  —  [Mahn  erkennt  darin  ein  iberisches  wort  =  bask.  antzna 
trocken,  denn  die  Sardelle  ist  ein  getrockneter  (eingesalzener)  fisch,  s.  seine 
Etym.  Untersuchungen  p.  5.] 

Accordo  U.,  sp.  acuerdo,  pg.  acordo,  pr.  accort,  fr.  accord  über- 
einstimmung,  vertrag;  vb.  accordare  u.  ff.;  gebildet  nach  concordare,  dis- 
cordare,  also  van  cor,  nicht  etwa  von  chorda. 

Äcero  it.,   pg.  acer,   cdtsp.  asre,  neusp.  umgestellt  arce,  cat.  ars 


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6  I.   ADDOBBARE^AERE. 

ahorn;  von  acer  aceris.  Der  Franzose  nentU  denselben  bäum  6rable  (m.): 
aus  lat.  acer  wäre  are  oder  aire,  fere  geworden;  um  dem  worte  mehr  um- 
fang jm  geben,  sagte  man  acer  arbor,  zsgz.  esrarbre  6rarbre,  dissimiliert 
^rable,  neuprov.  in  Grenöhle  aber  noch  izerablo.  Menage  nimmt  dafür 
eine  hier  ganz  unpassende  bildung  acerabnlum  an.  [Die  hier  ausge- 
sprochene deutung  wird  unterstützt  durch  die  florentinische  glosse  Ecc. 
986''  acer  arbor  ^gundereba  vel  mazziltira  d,  i.  mafiholder.  Man  hatte 
sich  in  den  schulen  an  die  Verbindung  beider  Wörter  gewöhnt,  die  aisdann 
in  das  leben  übergieng.] 

Addobbare  it.,  dltsp.  adobar  PC.  u.  s.  w.,  altpg.  adubar  SBos., 
pr,  adobar,  altfr.  adouber  ausrüsten,  nsp.  npg.  zubereiten,  würzen.  Das 
wort  kommt  von  ags.  dubban,  altn.  dubba  einefi  streich  geben  (wallon.  in 
Namur  dauber  schlagen)  und  ward  vorerst  vom  ritterscMag  gebraucht, 
ags.  dubban  t6  riddere  zum  ritter  schlagen  (a.  1085,  s.  Bosworth),  fr. 
addubber  ä  Chevalier  Haveloh  p.  28;  demnächst  hieß  es  die  mit  der  feier- 
lichkeit  verbundene  ausrüstung,  vgl.  Raoul  Tadoube  qui  estoit  ses  amis: 
Premiers  li  chausse  ses  esperons  massis  e  puis  li  a  le  branc  au  costel 
mis,  en  col  le  fiert  si  con  il  ot  apris  DC.  v.  adobare;  daher  adouber 
richemenl;  herrlich  ausrüsten,  se  douber  sich  waffnen  ChCyg.  1628  (diese 
einfache  form  selten).  ,Man  sehe  Wächters  glossar.  germ.  p.  22,  Crrimms 
Rechtsalt.  p.  333,  überdies  Scheler  s.  v.  adouber,  E.  Müller  s.  v.  dub. 
,  Sousa's  und  anderer  herleitung  des  Wortes  au^s  dem  ardh.  ist  sicher  verfehlt. 
Aere,  aire,  it.,  sie.  ariu,  sp.  aire,  pg.  ar,  pr.  aire,  air,  fr.  air, 
wal.  aer  (allemasc.)  luft,  wind;  von  aer.  Das  üblichere  ital.  wort  aber  ist 
nicht  aere,  sondern  das  fem.  aria,  welches  entweder  im  mlat.  plur:  aera 
(s.  Schneider,  Lat.  gramm.  II,  92),  oder  im  adj.  aerea  seinen  grund 
haben  muß;  doch  ist  ersteres  selbst  in  den  mundarten  heimisch  und  uHrd 
auch  im  altsp.  und  prov.  in  seiner  buchstäblichen  form  aßr  hier  und  da 
angewandt.  Dasselbe  roman.  wort  hat  noch  andre  nah  zusammenliegende 
uhlat.  bedeutungen,  die  mit  lüft  gär  nichts  gemein  zu  haben  scheinen,  näm- 
lich ital.  (aria)  äusseres  ansehn,  sp.  pg.  dass.,  auch  art  und  weise  im  be- 
nehmen, dsgl.  anstatt,  anmuth,  zierlichhsit,  franz.  gleichfalls  art  und 
weise  des  benehmens,  haltung,  miene.  Au^h  weise  in  der  musik,  modus, 
melodie  bedeutet  es.  Ac^.  it.  arioso  luftig,  wunderlich,  hübsch,  ansehnlich, 
sp.  airoßo  luftig,  zierlich,  auch  siegreich,  fr.  aireux  fehlt.  Wie  kam  man 
von  luft  auf  haltung,  anmuth,  melodie  u.  dgl.?  VielleicM  schlug  aer  in 
den  tochtersprachen  einen  ähnlichen  weg  ein  wie  in  der  grundsprache 
Spiritus  die  bewegte  luft,  ton,  stirrime,  geist,  hoher  geist,  stolz;  an  geist 
zunächst  könnte  sich  wesen,  art  des  benehmens  knüpfen;  airoso,  sofern  es 
eitel  heißt,  trifft  sogar  mit  aerius  zusammen.  —  Femer,  in  den  alten 
mundarten  Frankreichs  heißt  aire  auch  famüie,  geschlecM,  z.  b.  Amors 
nasquet  en  un  gentil  aire  i2?.;  tot  mon  linh  e  mon  aire  vei  revenirce^. 
ds.;  et  as  plus  homes  morz  non  sai  retraire,  e  lor  ers  apovris  e  tot 
lor  aire  GRoss.  Mich.  368;  il  fu  estrais  de  gentil  aire  (stammte  aus 
edlem  geschlecht)   P3Iousk.  s.  Gachet.     Auf  dieses   wort  hat  aer   keine 


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I.   AFFANNO.  7 

ansprüche.  Sollte  es  <U4S  ager  agrum  stammen^  g  in  i  aufgelöst  toie  in 
flairar  aus  fragrare?  Ager  heißt  acker,  haus  mit  acker,  in  weiterem  sinne 
flur^  fddmark,  und  letzteren  sinn  vertritt  das  mlat.  arum  oder  arus,  z.  h, 
in  der  stelle  in  pago  Arvenica,  in  aro,  quae  vocatur  cet^  anderswo  in 
pago  G.,  in  agro  S.  (JDC,  v.  arum  u.  arva).  Arum,  ager  war  also  ein 
theil  des  pagns.  Aus  der  engeren  hed.  haus  und  hof  konnte  die  bed.  familie, 
geschlecht  erfolgen  wie  anderwärts,  vgl.  gr.  oixocr,  lat,  domus,  sp,  solar. 
GleidAerechtigt  mit  ager  ist  wohl  auch  atrium  als  der  platz  im  hause, 
wo  das  hochzeitbett  sf&nd.  In  den  bekannten  Verbindungen  de  bon  aire, 
de  mal  aire,  de  gentil  aire,  de  put  aire  bedeutet  aire  die  art,  das  heißt 
das  geschlecht,  wie  lat,  gcnus,  sp.  linage.  Die  itaL  spraclie  entnahm  der 
prov.  ihr  di  bon  aire,  das  sie  nachher  in  di  buon'  aria  abänderte.  —  End- 
lich ist  hier  noch  des  speciell  franz,  aire  (f)  hörst  des  ratibvogels  zu  ge- 
denken. A^ria  latinisiert  es  eine  Urkunde  v.  j.  1216  DC,  aber  die  be- 
Zeichnung  wäre  viel  zu  allgemein;  eben  so  wenig  verträgt  es  sich  mit  aire 
tenne,  dem  es  die  akademie  zuweist.  Dieses  aire  ist  wiederum  nichts 
anders  als  das  zum  fefninin  gewordene  pr.  aire  geschlecht  (vgl.  z.  b.  pr. 
aise  m^  fr.  aise  f.),  und  noch  jetzt  sagt  man  un  faueon  de  bonne  aire 
ein  falke  aus  gutem  neste  =  von  guter  herkunft.  —  Zu  erwähnen  ist  noch 
Menage's  nicht  ungeschickte  deutung  von  aire  aus  dem  derivatum  vei-aire 
gesichtsbildung,  miene,  woraus  es  abgekürzt  wäre,  und  auffallend,  daß 
auch  das  sp.  aire  mit  einem  derivatum  don-aire  in  der  bedeutung  (an- 
stand) zusammentrifft.  Diese  etymologie  tvürde  alle  Schwierigkeiten  des 
Wortes  in  seinem  abgeleiteten  sinne  lösen,  allein  die  abkürzung  scheint  zu 
stark. 

Affanno  it.,  sp.pg.pr.  a£an,  allsp.  afanö  kummer,  angst,  ermüdung. 
fr.  Bii2Ln  saure  arbeit;  vb.  it.  affannare  (trans.)  bekümmern,  sp.  afanar, 
fr.  ahaner  (intr.)  saure  arbeit  verrichten,  pr.  afanar  (trans.  intr.)  ermüden, 
sich  abmuhen.  Altfr.  oder  mlat.  wird  das  wort  gerne  von  der  feldarbeit 
g^aucht,  terram  ahanare,  daher  ahans  angebaute  f eider,  ahanables, 
noch  henneg.  ahan  bestellung  des  feldes;  allein  die  erreichbar  älteste  be- 
deutung ist  körperliche  pein:  so  in  der  Passion  Christi  1.  4. 123  (afans), 
73  (ahanz),  im  Leodegar  1  (aanz),  so  auch  im  Alexiusliede,  aber  im  Boe- 
tkiusliede  72.  108  kann  es  kummer  bedeuten.  Carpentier  bemerkt  auch 
ein  einfaches  altfr.  haner  arbeiten,  woraus  die  häufig  vorkommende  zss. 
enhaner,  z.  b.  nn  cortil  einen  garten  bearbeiten.  Da  Frankreich  das  ein- 
fache wori  aufzeigen  kann,  so  ist  dieses  land  wohl  auch  die  eigentliche 
heimath  des  weder  im  latein.  noch  im  deutschen  vorhat^enen  Stammes:  das 
fr.  h  konnte  in  den  schwestersprachen  als  f  auftreten.  An  Jierkunft  aus 
it.  ala  (beängstigung)  ist  wenigstens  nicM  zu  denken,  da  kein  roman. 
Suffix  ann  bekannt  ist,  vielmehr  scheint  afa  aus  aflfanno  abgezogen.  Du- 
cange  u.  a.  lassen  es  aus  einer  interjection  entstehen,  worin  sich  eine  den 
athem  beengende  körperliche  anstrengung  ausspricht  (han),  einer  interjec- 
tion, die  auch,  wie  man  weiter  bemerkt,  in  detn  henneg.  e-han-cer  'ausser 
athem  sein  enthalten  ist^  vgl.  ven.  afana  keichend,  Dante  con  lena  affannata 


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8  I.   AFFÄRE-AGIO. 

mit  erschöpftem  athem,  Ahan  wäre  einer  der  vielen  naiurausdrückey  wdche 
die  spräche  sich  selbst  verdankt  und  die  Untersuchung  könnte  geschlossen 
sein,  wenn  nicht  die  celtischen  sprachen  ähnlühe  Wörter  darböten.  Zwar 
gael.  fann  müde,  fainne  müdigkeit,  welchen  dc^s  gleichbed,  kymr,  adj.  gwan 
entsprechen  muß,  scheint  wenig  rücksicht  eu  verdienen,  da  gael.  f  =  kymr. 
gw  romanisch  durch  v  wiedergegeben  uHrd,  nicht  durch  f;  aiber  in  dem 
kymr.  afau  siireit,  unruhe,  aufruhr,  welches  Owen  aus  einem  dem  barden 
Taliesin  eugeschriebenen  gedichte  anfuhrt,  liegt  die  ganze  büdung  vor  und 
es  ist  nur  zu  erwägen,  ob  dies  auf  eine  der  cdt  mundarten  eingeschränkte, 
auf  keine  einheimische  würzet  gegründete  wort  nicht  selbst  ein  fremdling 
ist  oder  überhaupt  mit  dem  roman,  zusammenhängt.  Weiteres  über  aUfr. 
ahain  bei  Gachet  s.  v. 

Affare  it.  (m.),  pr.  afar,  afaire  (m.),  fr.  af faire  (fj  cdtfr.  m,), 
daher  äUsp.  af^r  Älx.  angelegenheit ;  entstanden  aus  dem  präpositionalen 
infinitiv  in  phrasen  wie  ävere  a  fare  con  uno;  in  der  romagnol.  mundart 
dafä  d.  i.  da  fare.  Ein  zweites  beispiel  dieser  Zusammensetzung  ist  it. 
awenire,  fr.  avenir  sbst.  Zukunft  =  il  tempo  a  Venire. 

Affrontare  it.,  sp.  afrontar,  afrentar,  pr,  afrontar,  fr.  al^onter 
angreifen,  beschimpfen;  von  frons  stirne,  eigentl.  einem  ins  gesicht  hinein 
sprechen  oder  handeln.  Daher  sbst.  ü,  affronto,  fr.  affront,  sp.  afrenta 
beschimpfung.  Franz.  effront6,  pr,  esfrontat,  it,  sfrontato  unverschämt, 
von  effrons  bei  Vopiscus. 

Agazzare  it,,  agaeer  fr,  {auch  pg.  agastar?)  reizen;  vom  ahd. 
hazjan,  nhd.  hetzen,  mit  vorgesetzter  roman.  partikel  a,  wodurch  h  irilau- 
tend  ward  und  sich  um  so  leichter  in  g  verdichten  konnte.  Seitsam  ist  fr. 
agaeer  les  dents  die  zahne  durch  eine  säure  stumpf  machen,  eine  bedeu- 
tung,  in  welcher  es  manche  für  eine  ableitung  aus  Xat,  acere  (sauer  sein) 
halten.  Folgendes  stehe  hier  als  anspruchlose  vermuthung.  Unser  nhd, 
ätzen  heißt  ^  durch  säuren  auf  einen  gegenständ  einwirken  :  war  ein  älteres 
gatzen  (=  ahd.  ga-azjan)  schon  dieser  bedeutung  fähig,  so  ist  dem  franz. 
Worte  geholfen. 

Aghirone  it,,  pr,  aigron,  cat.  agrö,  sp,  airon,  altfr.  hairon,  nfr. 
h^ron  (h  asp,),  in  Berry  6gron  ein  vogel,  reiher;  dimin,  fr.  aigrette 
(mit  abgestoßenem  hauchlatU)  Meiner  weißer  reiher;  nicht  vom  gr.  igcodiog, 
es  ist  vom  ahd.  heigir,  heigro,  wozu  edle  laute  passen, 

Agina,  gina  it.  geschunndigkeit,  stärke;  adverbial  aina  PPS.  II, 
260,  a  grande  aina  Dante  De  vulg,  eloq.  1,  11,  altsp.  agina  FJ,,  auch 
ahina,  altpg.  aginha  eilig,  geschwind.  Ein  nüat.  glossar  hat  agina  S.  q. 
festinancia  et  inde  agino  festinare.  Mit  lat,  agina  bei  Festus  (scheere 
an  der  wage,  worin  die  zunge  spielt)  kann  es  nicht  identisch  sein:  es 
gieng  aus  agere  une  ruina  aus  ruere  hervor,  wie  es  denn  auch  der  bedeu- 
tung von  agitatio  sehr  nahe  tritt.  Der  nordwesten  kennt  dies  wort  nicht, 
doch  möge  das  neupr.  agis  s.  v,  a.  fr,  actione  erwähnt  werden. 

Agio  t^  {selten  asio),  pr,  ais,  aise  (m.),  fr.  aise  (f.),  pg.  azo  ge- 
mächlichkeit;  adj,  pr,  ais,  fr.  aise   (schon  in  der  alten  spräche,  s.  TFr. 


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I.   AGRESTO-AGUGLIA.  9 

p.  612)  froklichy  engl,  easy;  adverbial  it  ad  agio,  pr.  ad  ais,  altfr,  k  aise, 
nfr.kVsLise  bequem,  daher  sbst,  it  ad  agio,  aZ^r.  aaise  (ahaise  LRs.66)f 
al^g.  aaso  SRos.  bequenüichJceit;  vb,  it  agiare,  adagiare,  pr,  aisar, 
citfr.  aisier,  aaisier  versorgen,  pflegen,  part  it.  agiato,  fr.  SLis6,  behaglich, 
wohlhabend.  Die  prov.  spräche  hat  der  ableitungen  noch  mehr  hervorge- 
bracht:  aisir  ins  haus  aufnehmen,  aisi  wohnung,  aisina  leichtigheit,  ge- 
legenheit,  aizinar  einrichten  u.  a.,  vermtUhlich  ist  das  wort  von  hier  aus- 
gegangen. Seine  herhunft  ist  unsicher.  Menage  deutet  es  aus  otium, 
Ferrari  gane  ungeschickt  aus  adaptare,  Frisch  nicht  besser  aus  dem 
dtschen  behagen.  Es  verlangt  ein  etymon  ais  oder  asi.  Nach  Perion  De 
ling.  gaU.  p.  46'  ist  es  vom  gr.  alaiog  glück  verkündend,  dsgl.  erforder- 
lich, gehörig,  woraus  sich  auch  das  adjecHv  gut  erklären  umrde;  ToaXoiov 
wäre  das  gehörige,  passende,  bequeme.  Andre,  wie  Junius,  Schilter,  Cc^sti- 
gliane,  erkennen  darin  eine  nur  der  goth.  spräche  bekannte  in  dem  adj. 
azfits  leicht,  bequem,  sbst.  azßti  annehnüichkeit,  enthaltene  wureel,  eine 
vermuthung,  welcher  auch  J.  Grimm,  Wien,  jahrbb.  XLVI,  188,  nicht 
abhold  ist,  vgl.  auch  seine  Gesch.  der  d.  spr.  352,  wo  das  goth.  wort  jsu 
ags.  eadhe,  ahd.  6di  gestellt  wird.  Prov.  viure  ad  ais  ist  gleichbed.  mit 
goth.  vizön  in  azStjam  in  annehmlichkeiten,  in  Itucus  leben.  Freilich  müßte 
man  alsdann  ein  gothisches  subst.  azi  annehm>en  dürfen,  was  nicht  ohne 
bederJcen  ist,  wiewohl  die  seltensten  deutschen  Wörter  ihren  weg  ins  roma- 
nische fanden.  Oder  ist  für  ais  baskischer  ursprtmg  anzunehmen?  in 
dieser  spräche  heißt  aisia  ruhe  (labort.),  aisina  muße.  Aber  aisina  ist 
seiner  ganeen  bädung  nach  so  acht  provenßdlisch,  es  geht  überdies  nach 
äner  häufig  hervortretenden  prov.  sprachsitte  mit  einem  synonymen  mas- 
eulin  so  sicher  hand  in  hand  (aisi  aisina  «rte  plevi  pleyina,  trahi  trahina), 
daß  dem  bask.  derivatum  besser  prov.  Ursprung  zukommt,  wodurch  denn 
auch  der  bask.  Ursprung  des  primitivs  verdächtig  wird:  aisia  kann  dem 
pr.  aise,  tcofür  sich  eine  ältere  form  aisi  vermuthen  läßt,  sein  dasein 
danken,  wie  das  adj.  aisa  zum  pr.  ais  stimmt  Eine  sss.  ist  fr.  malaise 
ungemach.  Das  mit  doppeltem  g  geschriebene  it  aggio  (aufgeld)  ist  eine 
bloße  scheideform  von  agio:  in  der  piem.  mundart  z.  b.  vereinigt  letzteres 
beide  bedeutungen. 

Agresto  it,  sp.  agraz,  pg.  agra^,  pr.  agras,  altfr.  aigret  Ren., 
dauph.  aigrat,  wdl.  agris  unreife  traube,  saß  davon,  eigentl.  Säuerling; 
von  acer,  cdtsp.  agre,  fr.  aigre,  mit  dem  sufßx  as  u.  s.  f,  im  ital.  mit 
est  vertauscht  Agraz  entspricht  in  seiner  bildung  genau  dem  lat.  von 
IReronymus  gebrauchten  piraeium  bimtrank. 

Aguglia  ü.,  sp.  aguja,  pg.  pr.  agulha,  fr.  aiguille  nadel.  Nicht 
von  acnleus:  die  ital.  nebenform  agocchia  verlangt  lat.  acucula,  in  wel- 
ches acicala,  während  c  noch  guttural  lautete,  abgeändert  ward,  vgl.  ge- 
nacolum  für  g^icalum  Born,  gramm.  II,  326;  acucula  aber  findet  sich 
in  der  thcU  in  mehreren  Handschriften  des  Codex  Theodos.,  sonst  auch 
mkU.  acucla.  Äbgd.  ist  sp.  aguijar,  pg.  aguilbar  stacheln,  das  sich 
dem  fr.  aiguille  nähert. 


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10  I.   AJÜTO— ALBERCOCCO. 

Ajuto  it.  hülfe,  von  adjutas  hei  Macrobim;  sonst  fem.  sp.  aynda, 
pg.  pr.  ajuda,  ältfr.  aüe,  pic.  al'ude,  in  den  Eiden  adiudha,  aiudha;  vb. 
it.  ajutare,  sp.  ^yndM,  pg.  pr.  ajudar,  wal.  azudä,  von  adjutare.  Da- 
nehen entsprang  noch  eine  verhüriste  form  it.  aYta,  pr.  ahfa,  altfr.  aYde 
{gewohnt.  aYe),  nfr.  zsgz.  aide;  vh.  it.  al'tare,  pr.  aidar,  /r.  aider.  Beide 
letztere  lassen  sich  aus  syncopiertem  aj'tare  deuten,  nicht  so  aYtare,  präs. 
aito  mit  betontem  i. 

AI  cdtsp.  altpg.,  pr.  al  (als),  altfr.  al,  el,  neutrales  pröhomen,  zu- 
weilen mit  einem  Substantiv  verbunden  (al  ren,  ren  al).  Es  bedeutet  aliud; 
aber  dessen  i  konnte  nicht  spurlos  untergehn,  vielmehr  verlangte  das  lata- 
gesetz  sp.  allo  oder  ajo,  pr.  alh:  mll  man  nun  nicht  annehmen,  die  spräche 
habe  dem  i  oder  seiner  unrkung  entsagt,  um  der  Verwechslung  mü  allium 
(sp.  ajo,  pr.  alh)  auszuweichen,  so  sieht  man  sich  auf  das  alt  und  volks- 
mäßig  lat.  alid,  neutr.  von  alis,  verwiesen,  das  zuerst  bei  Lucilius,  dann 
bei  Catull,  endlich  bei  Lucrez,  später  aber  nicht  mehr  vorkommt  (worüber 
Ritschi  De  declinatione  quadam  latina  reconditiore,  1861). 

AI  ab  ar  da,  labarda  it.,  sp.  pg.  alabarda,  fr.  hallebarde  (h  asp.) 
eine  waffe,  die  den  spieß  mit  dem  heil  vereinigt,  hellebarte;  vom  mhd. 
helmbarte,  helnbarte,  über  dessen  Zusammensetzung  sehe  man  Frisch  I, 
442^,  Schmeller  II,  182,  Chimm  III,  442,  Weigand  I,  496:  es  ist  eine 
harte  d.  h.  ein  breites  heil  zum  durchJiauen  des  helmes.  Die  getreueste 
form  ist  churw.  halumbard. 

Alano  it.  sp.,  pg.  aläo,  alifr.  alan  dogge,  btdlenbeifier;  gewiss  von 
einem  volkemämen.  Menage  zeigt,  daß  man  Alanus  für  Albanus  gesagt 
habe,  und  so  ist  ihm  alano  ein  hund  aus  defn  heutigen  Albanien  =  Epirus 
s.  V.  a.  lat.  molossus,  gleichfalls  aus  Epirus. 

Alba  i^.  sp.  pr.,  pg.  chw.  alva,  fr.  aube  morgenröthe;  von  albus 
Jiell,  heiter,  wie  in  Stella  alba,  wal.  zio^  alb^  heller  tag:  vgl.  lux  albescit, 
coelum  albet,  bei  Dante  il  sol  imbianea  i  fioretti  die  sonne  färbt  die 
blümchen  weiß.  Aber  Ariost  gesteht  dem  morgenroth  mehr  färben  zu: 
poi  che  Taltro  mattin  la  bella  Aurora  Taer  ser^n  fe'  bianco  e  rosso 
e  giallo  23,  52.  Wal.  aurore,  das  volksübliche  wort  aber  ist  zörile 
(Clemens  wörterb,  334),  das  aus  zi  tag  und  oare  zeit  zusammengesetzt 
scheint. 

Albaner.,  dsgl.  albanel,  it.  albanello,  fr.  aubrier  ein  stoßvogel. 
Das  entsprechende  pg.  alväo  (Constancio,  fehlt  bei  Moraes)  soll  eitlen 
andern  vogel  bezeichnen.  Die  etymologie  betreffend,  so  erklärt  das  DicL 
de  Trevoux  aubrier  aus  auböre  weiß  und  gefleckt,  von  albus. 

Alberare  i^.,  sp.  arbolar,  enarbolar,  fr.  arborer  aufrichten  (wie 
einen  mastbaum),  von  arbor^  it.  albero,  altit.  albore  u.  s.  f.  Das  verbum 
drückt  hier  eine  thätigkeit  aus  in  der  weise  seihes  primitivs:  so  lat.  vitu- 
lari  springen  wie  ein  kalb,  it.  piombare  fallen  wie  blei,  brillare  glänzen 
wie  beryll,  braccare  umherspüren  wie  ein  bracke. 

Albercocco,  auch  albicocco  und  bacoco  it.,  sp.  albaricoque,  i?5f. 
albricoque,  fr.  abricot,  neugr.  ßeQVAoyLov  eine  frucht,  aprikose;  von  prae- 


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I.  ALBERGO-ALCUNO.  11 

coqnns  frukaeüig,  weü  sie  früh  reif  wird,  früher  zumal  als  ihr  nächster 
verwandier  der  pfirsich.  Im  miäelgr,  ngaixoxxiovy  7tQ€xÖ7i'Aiov  hat  das 
lat.  toort  sein  sorgfältigstes  abbild  gefunden;  auf  die  rom.  formen  aber 
hat  das  arab.  al-berqüq,  worin  d<is  dem  Araber  fehlende  ip  au  h  werden 
mußtey  denn  es  ist  ein  fremdes  wort  (Freyt.  I,  112''),  sichtbarlich  einge- 
wirkt. Im  neapolitanischen  haftet  noch  das  aus  dem  griechischen  gebil- 
dete crisuommolo  (xQvao-piriXov).  —  [S.  dazu  Mahn  p.  49^  Engelmann  13, 
DoBg,  Oosterlingen  p,  i] 

Albergo  it.  altsp.,  tisp.  pg.  albergne,  pr.  albere,  aJtfr,  herbere 
(hdberc  Alexs.öö),  dsgl.  fem.  pr.  alberga,  altfr.  herbei^  das.  116  mid 
überall  oft^  nfr.  auberge  unrthshaus;  r6.  i<.  albergare,  sp.  albergar, 
pr,  albergar  und  arbergar,  fr.  h^berger  (ohne  asp.)  altfr.  herbergier; 
vom  ahd.  heriberga  (f.),  altn.  herbergi  (n)^  vb.  ahd.  heribergön.  Das 
altfr.  bewahrte  noch  die  alte  bed.  Jcriegslager:  ses  herberges  et  ses  foil- 
lies  zelte  und  hatten  des  heeres  Bri.  II,  160,  les  herberges  de  Tost  das. 
p.  163,  Das  schwanken  im  genus  mag  in  der  gleichen  erscheinung  der 
deutschen  Wörter  seinen  grund  haben. 

Aleali  it.  5p.  u.  s.  f.,  vom  arab.  al-qali  aschensalz  Freyt.  III,  494". 

Alehfmia  it.,  sp.  pg.  alqufmia,  pr.  alkimia,  fr.  alchimie,  mittelgr. 
^PZ*;/«'«  die  hmst  gold  zu  machen,  dsgl.  it.  sp.  pg.  chimica,  fr.  chimie 
Scheidekunst;  vom  arab.  al-k!mtä  Frerßag  IV,  75^,  das  aber  aus  keiner 
einheimischen  würzet  herrührt;  gr.  xrif.u'ia  erst  bei  Suidas.  Das  genaueste 
darüber  hat  Mahn  p.  81—85  geliefert,  welcher  unter  den  verschiedenen 
herleitungen  der  aus  gr,  xv(.io(;  (flüssigkeit,  soft)  den  Vorzug  zuerkennt. 

Aleohol  reinster  Weingeist;  vom  arab.  al-Whl  einpülver  die  äugen- 
brcmen  zu  schwärzen,  s.  Golius  2007,  Freytag  IV,  lö"" :  wegen  der  fein- 
heit  dieses  pulvers  ward  der  name  auf  den  Weingeist  übergetragen,  eine 
der  arab.  spräche  unbekannte  bedeutung.  So  Pihan  gloss.  des  mots  frang. 
tires  de  l'arabe,  —  [Genaueres  bei  Mahn  p.  107,] 

Alcöva  it..  sp,  pg.  alcoba,  fr.  alcöve  (f.)  nebenzimmer,  Grimm 
III,  429  und  andre  Sprachforscher  hcdten  es  für  deutsch,  *indem  sie  ein 
ahd.  alah-koYo  annehmen  (alah  heißt  tempel,  kove  wäre  das  nhd.  kofen). 
Da  es  indessen  erst  aus  der  span..  in  die  übrigen  mundarten  eingeführt 
und  darum  auch  nicht  ins  mitteUatein  aufgenommen  ist,  so  werden  es  die 
Spanier  wohl  aus  dem  arabischen  geschöpft  haben:  hier  bedeutet  al-qobbah 
gewölbe  oder  zeit  Freyt.  III,  388"  und  kommt  auch  {in  der  form  Alcohü,) 
als  name  eines  portugies.  dorfes  vor,  s.  Sousa.  Im  prov.  findet  sich  über- 
dies aleuba  GO,  Flam.,  im  dltfranz.  aucube,  welche  derselben  herkunft 
sein  müssen  und  die  arab.  bed.  zeit  bewahrt  haben,  wie  sich  z.  b.  aus  der 
stdle  tendre  les  aucubes  de  lin  die  leinenen  zelte  aufschlagen  Er.  En. 
4102  klar  ergibt. 

Alcano  it.,  sp.  alguno,  pg,  algum,  pr.  alcu,  fr.  auean,  unbestimmtes 
pronamen,  zsgs.  aus  aliqui  unus.  Es  gibt  ein  altfranz.  ursprünglich  bur- 
gtmdisches  pron.  alquen,  auquen,  alcon  wosc.  (/i?w.  aucune),  bei  welchem 
zu  untersuchen  bleibt,  ob  es  aus  aliqui  homo  (alc'uen  alc'on)  zusammen- 


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12  I.  ALENARE^ALLODIO. 

gesetet  ist,  wiewohl  es  übrigens  auch  adjectivischen  gehrauch  erlaubt:  ju 
querroie  aucuen  solaz  SB.  572;  mit  sp.  alguien  Jcann  es  wenigstens  nicht 
identisch  sein.  Die  norm,  mundart  kennt  auch  das  parallele  cascons  für 
quisgue  s,  Wright,  Anecd,  p,  88,  chescon  Ben.  app.  III,  471;  überdies 
ascons  (aliquis  horao?)  LG,  50,  ascun  Wright,  Polit.  songs  p,  137, 

Alenare  it.,  pr.  cat.  alenar  athmen,  fr.  halener  (h  asp.)  wittern; 
sbst.  it.  alena,  lena,  pr.  alena,  fr,  haieine  (ohne  asp.)  athem.  Das  ver- 
bum  ist  umgestellt  aus  lat.  anhelare  keichen,  bei  späteren  auch  athmen: 
it,  anelare,  sp.  anhelar  (läeteres  bei  Pougens,  Arch.  fr.  I,  50);  das  sbst. 
entsprang  aus  dem  verbum,  wenigstens  steht  seiner  ableitung  aus  halare  'die 
Seltenheit  und  Unsicherheit  des  suffixes  ena  entgegen.  Über  sp.  aliento  s.  II.  6. 

Alf  ido,  auch  alf  iere  it.,  sp.  alfil,  arfil,  pg.  alfil,  alfir,  altfr.  aufin 
lauf  er  im  schach;  vom  pers.  fil  elephant,  mit  ^gacs^^^jxtiikd^^^,  s.  Du- 
cange  v.  ^alghinus,  vgl.  dagegen  Pott  in  Lassens  Ztschr.  IV,  12 

Algebra  tt.,  sp.  dlgebra,  /r.  alg^bre  buchstabenrechnung;  vomarab. 
al-gabr  Wiedereinrichtung  zerbrochener  dinge,  eine  dem  span.  worte  noch 
anhängende  bedeutung,  daher  Vereinigung  zu  einem  ganzen,  darstdhmg 
verschiedener  Operationen  mit  wenigen  zeichen.  S.  Golius  462,  Freytag  /, 
2S9^.  Es  ist  gegen  die  reget,  daß  in  diesem  worte  der  accent  auf  dem 
arab.  artikel  ruht. 

Algo  sp.  pg.,  pr.  alque,  alqnes,  altfr.  auques  (noch  jäzt  lothr. 
6que,  champ.  yauque  u.  dgl.)  neutrales  pronomen;  von  aliquod,  aliquid. 
Dsgl.  sp.  Si,\guien,  pg.  alguem,  vom  acc.  aliquem. 

All  arme  it.  (m.),  sp.  pr.  alarma,  fr.  alanne,  wal.  lärme,  lärm, 
lärmschlagen;  vft.  allarmare/f.;  von  dem  aw^rw/' all' arme!  zudenwaffenl 
Daher  occ.  alarmlo  interjection  der  Verwunderung,  it,  arm'  arme!  Buom- 
mattei  trattat.  18,  3. 

Allegro  it.,  sp.  pr.  alegre,  fr,  alfegre  munter,  nebst  vielen  ableitun- 
gen;  von  alacer  alacrem,  mit  fortgerücktem  accent  aUcrem.  Das  wort 
scheint  in  betracht  seines  aus  a  entstandenen  unüautes  e  ursprünglich 
französisch,  wenigster^  war  altfr.  halaigre  ein  sehr  üblicher  ausdruck  und 
hat  sich  auch  als  geschlechtsname  Aligre  fortgesetzt.  Die  ursprünglichste 
form  zeigt  das  bask,  alagnera. 

Allevare  it.,  pr.  alevar  fr.  (Clever  aufziehen,  erziehen,  von  alle- 
vare,  eleyare ;  eigentl.,  nach  einer  alten  sitte,  ein  kind  vom  boden  aufheben 
um  es  zu  erziehen,  lat.  tollere  puerum  in  gleichem  sinne.  Es  hängt  also 
nicht  zusammen  mit  dem  religiösen  gebrauche  des  hebens  aus  der  taufe, 
mlat.  levare  de  sacro  fönte,  der  sich  nur  auf  den  pathen  bezog.  Daher 
sbst.  altsp,  alevo  täufling,  it,  alievo,  fr,  616ve  zögling. 

Allodio  i^.,  sp,  alodio,  pr,  alodi  und  aloc,  alo,  fr.  allen  freies 
erblehen.  Sämmtliche  formen  passest  in  das  mlat.  alodlum,  selbst  das  pr. 
aloc,  dessen  auslaut  aus  derselben  Verhärtung  des  di  =  dj  entstand,  wie 
der  von  fastic,  lat.  fastidinm ;  zu  aloc  aber  verhält  sich  fr.  allen  wie  zu 
foc  feu,  zu  loc  lien.  ÄUer  als  alodium  ist  alodis  in  der  L.  Sal.  und  mit 
diphthong  statt  des  langen  vocals  alaudes  in  westgoth.  Urkunden.  Grrimm, 


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I.  ALLODOLA— ALMIRANTE.  13 

BechtsäU.  p.  493.  950,  vermuthet  in  diesem  wort  ein  deutsches  composi- 
tum al-6d  "^gans  eigen  j  Müllenhoff  eur  L.  Sah  p.  278  wendet  einen  for- 
malen mangel  ein,  da  ahdeuischem  öt  sälisches  aat  (alandis  für  alodis) 
entsprechen  müßte  und  nimmt  lieber  fremden  Ursprung  an.  Von  roman. 
seile  läßt  sich  nur  erinnern^  daß  die  form  alodis  besser  befriedigt,  daß 
alandis  regelrecht  pr.  alau  (alauc),  cdtfr.  aloi  erzeugt  hätte  (vgl.  pr. 
Aud-oart  =  westgoth.  oder  bürg,  aud  —),  daß  also  die  roman.  formen 
genau  bu  der  salischen  stimmen.  Wenn  das  spätere  nüatein  alodium 
scandierte  (alodium  fundum  dicas,  fundum  maris  imum  s.  Ducange),  so 
iä  dies  für  die  etynwlogie  ohne  bedeutung. 

Allodola,  lodola,  it.,  bei  Dante  Par.  20,  71  alodetta,  sie.  lodana, 
aUsp.  aloa  J.  Manuel  ed.  Gayangos  p.  260'',  aloeta  (aluda  Canc.  de  B.), 
nsp.  alondra,  pr,  alauza,  alauzeta,  altfr.  aloe  (davon  altn.  16a  nach  Grimm^ 
Reinh.  Fuchs  p.  370),  nfr.  alouette,  mlat.  laudila  Crl.  lind.,  laudula 
Nyerup.  268,  Hoffm.  Sumerl.  10^,  27^  ein  vogel,  lerche.  Von  alauda, 
gäUisch  nach  Plinius  und  Sueton,  daher  (Tregor  v.  Tours  4,  31  sagt: 
avis  corydalus,  quam  alaudam  vocamus  (unr  Gallier).  J.  Grimm  über 
Marceüus  Empir.  findet  das  gallische  wort  im  hymr.  uchedydd  schweben- 
der vogd,  lerche,  andre  verweisefi  auf  das  bret.  alc'houider,  Jcymr.  alaw- 
adar  vogd  der  harmonie,  s.  Le  Gonidec  Biet.  fr.  bret.  p.  p.  Villemarque 
p.  rii.  Man  sehe  die  neueren  Untersuchungen  von  Mahn  p.  22,  Diefenbach, 
Orig.  europ*  p.  219.  Den  äußersten  westen  und  osten  des  gebides  hat 
dieser  fremdling  nickt  erreicht:  der  Portugiese  sagt  dafür  cotovia,  der 
Wahche  ciocerlän. 

Almanacco  it.,  sp.  almanaque,  fr.  almanac  Jcalender.  Man  hält 
es,  von  der  sübe  al  verführt,  für  arabisch  und  erklärt  es  aus  dem  vb. 
mana^ha  zählen,  welches  aber  nicht  arabisch,  sondern  hebräisch  ist.  An- 
dre,  auch  Jos.  v.  Hammer,  denken  an  al-mana'li  {oder,  wie  Mahn  in  seiner 
gelehrten  Untersuchung  berichtigt,  al-min  hat)  geschenk  vom  verb.  mana'ha 
schenken  Freyt.  IV,  213^,  der.  kalender  wäre  ein  geschenk.  Aber  auch  dies 
ist  sehr  £u  besweifdn,  da  die  kalender  der  Araber  sich  durchaus  nicht 
SU  geschenken  eignen,  ihr  namc  auch  ein  ganz  andrer  ist,  taqutm.  So 
bleibt  die  hcrkunft  des  Wortes  noch  unentschieden;  s.  Dozy.,  Oosterl.  p.  11. 

Almirante  it.  sp.pg.,  pr.  amiran,  cdtfr.  amirant,  dsgl.  pr.  amirat, 
entsprechend  altfr.  amir6  und  oft  amiraut  (nom.  —  aus,  —  aux),  femer  it. 
almiraglio,  ammiraglio,  pr.  amiralh,  alt'  und  neufr.  amiral  und  admiral 
(so  noch  bei  Nicot  und  weit  späteren),  ndat.  amiratus,  admiratus,  admi- 
ralduB,  admiralius,  admirabilis  {altfr.  amirafle)  fürst  der  Sarazenen,  be- 
fehlshaber  einer  flotte;  vom  arab.  amir  ßrst,  befehlshaber  Freyt.  I,  09". 
Erst  durch  die  Sicüianer  und  Genuesen  soll  das  wort  seine  specidle  jdzt 
noch  gültige  bedeutung  empfangen  haben,  s.  Ducange  v.  amir.  Die  mit 
al  anhebenden  formen  danken  diese  silbe  der  einmischung  des  arabischen 
artikels.  Nach  Mahn  p.  7  und  JEngdmann  p.  64  ist  das  fr.  amir-al  die 
dem  originär  am  nächsten  kommende  darsteUung,  insofern  sie  nämlich  den 
arabischen  titd  am!r-al-ba  hr  d.  i.  befdhlshaber  des  meeres,  allerdings  nach 


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14  I.  ALMÜSSA-AMALGAMAKE. 

dbfaU  des  letzten  wertes,  btichstablich  töiedergibt  Vergleicht  man  indessen 
almir-ante,  worin  eine  anbildung  an  command-ante  oder  imper-ante  nicht 
eu  verkennen  ist,  so  fühlt  man  si(Ji  gedrungen,  auch  in  amir-al  eine  selche 
und  zwar  etwa  an  Wörter  wie  general  (feldherr),  oficial  (officier)  u.  a.  an- 
zuerkennen, während  die  sufi^e  anderer  formen  gar  keine  oder  wunder- 
liehe  bedeutungen  ausdrücken.  Im  prov.  und  altfranz.  heißt  unser  wort 
ohnehin  niemals  seebefehlshaber^  sondern  beherrscher  der  ungläubigen ;  ein 
troubadour  nennt  selbst  den  beherrscher  der  Deutschen  mit  diesem  namen: 
dels  Alamans,  s'ieu  fos  Inr  amiratz  LR,  II,  72.  Bekannt  ist  aus  den  spa- 
nischen  romaneen  der  titd  almirante  de  la  mar,  dessen  letzte  werte  den  sinn 
ergänzen  müssen.  {Dieser  ansieht  ist  auch  Dozy,  Osterl.  p.  5,  beigetrden] 

Almussa  pr.,  fr.  anmusse,  altfr.  aumnce  (daher  mndl.  almutse, 
amutse),  sp,  almucio  (Seckendorf),  pg.  mursa;  dimin.  pr.  almucela, 
altpg.  almucella,  almocella,  sp.  almocela,  in  Urkunden  almncella,  almo- 
9ala,  dsgl.  altfr.  aumucette,  sp.  muceta,i^.  mozzetta.  Diese  Wörter  bedeu- 
ten eine  bis  auf  die  schtdtem  herabfallende  kepfbedeckung  zumal  der  geist- 
lichen, oder  auch,  in  den  diminutiven  formen^  ein  Jcurzes  mäntelchen.  Der 
arab.  spräche  gehören  sie  nicht,  wenn  sie  auch,  wie  viele  andre,  zum  theü 
den  arab.  artM  an  sich  gezogen  haben:  sie  sind  offenbar  identisch  mit 
unserm  mutze,  ndl.  mutse,  das  man  aus  dem  vb.  mutzen  (abstutzen)  er- 
klärt.    Vgl.  unten  mozzo. 

Alna,  auna,  alla  it.,  dltsp.  altpg.  pr.  alna,  n^.  ana,  fr.  anne  die. 
Zunächst  gewiss  vom  goth.  aleina,  ahd.  elina,  wozu  auch  das  genus  stimmt, 
aleina  aber  nach  Grimm  III,  659  aus  dem  lat.  ulna  geformt.  Ziemlich 
vollständig  spricht  sich  das  deutsche  wort  aus  im  ndat.  alena  Hist.  du 
Dauphine  II,  283.    . 

Altresi  it.,  sp.  otrosf,  pg.  outrosira,  pr.  altresi,  atresi,  altfr.  au- 
tresi,  adverbium  der  vergleichung;  von  alterum  sie. 

Altrettale  it.,  sp.'oixo  tal,  p^.  outro  tal,  2>^.  altretal,  atretal,  altfr. 
autretel,  pronomen;  von  alter  talis.  Prov.  atrestal  von  alterum-sic  talis. 

Altrettanto  it.,  sp.  otro  tanto,  pg.  outro  tanto,  i^r.  altretan,  atre- 
tan,  al^r.  9,utreta,ut,  pronemen;  von  alter  tantus.  Frev.  atrestan  von 
alterum-sic  tantus. 

Alzare  it.,  sp.  alzar,  pr.  alsar,  ausar,  fr.  hausser  (h  asp.,  vgl, 
haut  II.  c),  wd.  inaltzä  erhöhen;  von  altus,  gleichsam  altiare.  Erwäh- 
nung verdient  das  fratus.  compos.  exhausser  (pr.  eissausar,  sp.  ensal- 
zar),  weü  fö  in  exaucer  eine  besondere  form  mit  der  bed.  'eine  bitte  er- 
hören angenommen,  denn  dieu  a  exauc^  mes  prieres  heifit  ursprünglich 
'gott  hat  mein  gebet  erhöht,  b€günstigt\ 

Amäca  it.,  sp.  hamaea,  umgestellt  amahaca,  pg.  maca,  fr.  hamac 
(h  asp.)  hängebett;  vom  ndl.  hangmat,  hangmak.  Das  wort  findet  sich 
auch  im  karaibischen  und  soll  nach  einigen  durch  die  westindischen  See- 
räuber verbreitet  worden  sein,  s.  Pott,  Doppelung  cet.  p.  83. 

Amalgamare  it.  u.  s.  w.  verquicken  d.  h.  ein  metaU  mit  queck- 
süber  verbinden;  vom  gr.  /jdlayfia  erweichung. 


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I.  AMARICARE-AMBASCIATA.  15 

Amaricare  it,  auch  amareggiare,  sp.pg,  pr.  amargar  bitter  machen^ 
erhiUem  van  amarus,  das  verbutn  bereits  im  frühsten  mlatein,  s.  JDucange 
und  Class.  auct.  VI,  506^ ;  adj, sp.pg.  amargo,  ca^.  amarg^  dsgl.  amar- 
gosOy  späüateinisch  amaricosus  Quicherat  Add.,  sbst.  amargor,  letz- 
tere durch  eintcirkung  des  verbums  so  gebildet,  Zsgs.it.  rammaricarsi 
sieh  beklagen^  rammärico  klage,  verdruß^  vgl.  adj.  amaro  kränkend, 
beschwerlich^  sie.  amaru  betrübt,  wal.  amar  interjection  des  schmerees, 
ebenso  dttpg.  amaro  de  mi!  GVic.  II,  465. 

AmsLTT&T sp.pg.,  amarrer  fr.  ein  schiff  festbinden;  sbst.  amarra^ 
amarre  das  daeu  dienende  tau;  dsgl.  fr.  d6marrer  ein  schiff  losbinden. 
Nach  Pougens,  Trisor  J,  56,  vom  arab.  marra  ein  seü  drehen,  marr  seil 
Freytag  FF,  163''.  Es  fehlt  allerdings  nicht  an  arab.  schifferausdrücken 
im  roman.;  nähere  ansprüche  aber  hat  sicher  das  ndl.  marren,  merren, 
mhd.  merren  anbinden,  befestigen,  ags.  merran  zurückhalten  =  ahd.  marr- 
jan,  vgl.  unten  marrire. 

Ambasciata  und  imbasciata  i^.,  sp.  embaxada,  pr.  ambaissada 
und  masc.  ambaissat,  fr.  ambassade,  it  auch  ambasceria,  botschaft, 
gesandtschaft;  it.  ambasciadore  ff.  botschafter.  Ambasciata  stammt 
vom  ndat.  ambactia  dienstverrichtung ,  auftrag:  si  in  dominica  ambactia 
(al.  ambaxia)  fuerit  occupatus  L.  Sal.,  auch  in  der  L.  Burg.,  bei  Colum- 
banus  (um  560)  u.  a.;  dies  muß  eine  ableitung  sein  aus  dem  von  Caesar 
De  bell.  gdll.  6,  15  für  dienstmann  gebrauchten  ambactus:  (equites)  cir- 
cnm  se  ambactos  clientesque  faabent,  und  zwar  eine  noch  in  römischer 
zeit,  wenigstens  vor  festsetzung  des  romanischen  sprachcharaJcters,  ent- 
standene ableitung,  da  der  Romane  das  substantivsuffix  Ta  zu  neubildun- 
gen  nicht  zuläßt.  Ambactus  aiso  gab  das  abstractum  ambactia,  welches 
man,  seit  t  vor  tonlosem  i  zum  Sibilanten  geworden,  d.  h.  im  ersten  mittel- 
alter ^  in  Frankreich  ambacsia  aussprechen,  ambaxia  schreiben  mußte: 
hieraus  erst  das  it.  ambasciata,  welches  nicht  zu  ambactia  passt,  denn 
seia  aus  ctia  wäre  beispiellos;  denselben  durchgang  durch  das  fr.  ambaxia 
muß  auch  das  sp.  embaxada  genommen  haben.  Auch  das  vb.  ambasciare 
eme  botschaft  verrichten  war  dem  früheren  mlatein  bekannt,  woraus  sich 
die  an  der  spitze  dieses  artikels  stehende  participicdableitung  zunächst  er- 
klärt; das  prov.  masculin  findet  sich  schon  im  Capitulare  de  villis  (am- 
basciatnm)  vorgebildet.  Ambactus,  bemerkt  Festus,  apud  Ennium  'lingna 
gallica'  serrus  appellatur.  Hiemach  ist  es  ein  gallisch-lat.  wort,  und  da- 
bei kann  die  romanische  etymologie  stehen  bleiben.  Bekanntlich  erkennen 
Zeuß  und  Glück  darin  das  kymr.  amaetfa  ackersm^nn,  werkmann,  für 
2unbaeth,  J.  Grimm  das  goth.  andbafats  diener,  ahd.  ambaht;  man  sehe 
darüber  Diefenbachs  neue  Untersuchung  des  wertes,  Orig.  europ.  p.  226.  — 
Zu  ambasciata  gesellt  man  amh  das  it.  ambascia  angst,  beklemmung, 
hei  Dante  zweimal  infernale  ambascia  höUenpein,  vb.  ambasciare  keichen, 
athendas  sein,  angst  empfinden,  zsgs.  trambasciare  und  strambasciare. 
Daß  die  Vollziehung  eines  auftrages  beschwerlich  sein  kann,  versteht  sich, 
aber  beklemmung  ist  keine  nothwendige  beglciterin  derselben;   selbst  tra- 


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16  I.  AMBIARE-ANCA. 

vaglio  ist  nie  jsu  dieser  höhe  der  bedeutung  hinaufgestiegen.  Erich  (Ericus) 
in  seiner  wenig  bekannt  gewordenen  t4v&Qco7toyXcüTToyovla  Venet  1697 
^.  417  zieht  dies  wort  darum  aus  dem  gr,  aq>aoia  spracMosigkeü^  stumm 
machende  angst;  ist  nun  die  Variante  d(.i(paoia  nicht  eine  bloß  poetische 
dem  metrum  eu  gefallen  geschaffene^  so  verdient  diese  deutung  alle  rück- 
sieht:  die  lat.  betonung  war  amphäsia,  it,  amfascia  {vgl.  dyoQaaia,  it.  gras- 
cia),  durch  einen  tausch  des  labidls^  vielleicht  um  die  erinnerung  an  fas- 
cia  wegzuräumen^  ambascia.  Daß  es  den  schwestersprachen  versagt  ist^ 
gibt  der  herleitung  aus  dem  griech.  einige  berechtigung.  Hierzu  abait  ZT.  c. 

Ambiare  it.^  sp.  pg.  pr,  amblar,  fr,  ambler  den  pass  gehen  (von 
Pferden),  mlat,  ambalare,  in  dieser  ausschließlichen  bedeutung  undassisch 
und  erst  etwa  -seit  dem  9,  jh,  im  gebrauch.  Dem  wal.  umblä  fehlt  diese 
bedeutung,  dagegen  ist  es  in  der  ursprünglichen  ganz  volksüblich  geblieben. 

Ambra  it  (f.),  sp.pg.  ämbar  und  alambar,  alambre  (m.),  fr.  ambre 
(m.)  bemstein,  mhd.  amber,  ämer,  nhd.  ambra,  ein  harziger  stoff  aus  dem 
Xhient;  zunächst  von  dem  arab.  ^anbar  (zugleich  name  eines  Seefisches) , 
das  aber  in  dieser  spräche  selbst  keine  umrzel  hat,  s.  Freytag  III,  227''. 

Ämido  it-,  pg.  ämido,  amidäo^  sp.  almidon,  fr.  amidon  stärke  zum 
steifen  der  wasche;  von  amylnm  (a^vkov)  kraftmehl.  Es  ist  das  einzige 
beispiel  eines  gemeinrom.  Überganges  von  1  in  d,  midt.  amidum  Dief. 
Gloss.  lat.  germ. 

Ammainare  it.,  sp.  pg.  amainar,  fr.  amener  (les  voiles)  die  segel 
einziehen. 

Amonestar  sp.  pr.,  p^.  amoestar,  altfr.  amonester,  nfr.  admonöter 
warnen,  ermahnen,  prov.  auch  monestar;  altfr.  sbst.  monneste  TFr.  p. 
446;  weder  im  italienischen  bekannt  noch  im  miUellatein.  Doch  wohl  von 
monitare  bei  Venantius  Fort.,  aber  mit  eingeschobenem  8,  um  nicht  mon- 
tar  zu  sprechen,  wie  vantar  aus  vanitare  ward;  also  eine  scheideform, 
aber  eine  der  seltsamsten.  Darum  gebührt  der  folgenden  deutung  eines 
französischen  etymölogen  genaue  erwägung.  Der  Romane  muß  admönere 
gesprochen  haben,  wie  er  summönere  (semondre)  sprach:  jenes  verbum 
gewährte  ihm  ein  partidp  admonestus,  daher  admonestare,  admoniter. 
S.  Littre,  Eist.  d.  l.  l.  fr.  I,  34.  Genau  erwogen,  gewährt  es  ihm  ein 
part.  admost  nach  dem  muster  von  somost,  vielleicht  selbst  admonst,  da 
die  stAstantiva  somosta  und  somonsa  vorkommen,  daher  denn  das  verbum 
admoDstar,  zur  tilgung  der  härte  admonestar.  Diese  hülfeleistung  des  e 
vor  s  scheint  (d>er  nicht  minder  bedenklich  als  die  des  &  vor  t. 

Ananas  it.  sp.  fr.  eine  südamericanische  staude  sowie  deren  f ruckt, 
pg.  ananaz  in  letzterer,  ananazeiro  in  ersterer  bedeutung]  der  name  mit 
der  Sache  nach  Europa  gekommen. 

Anappo,  nappo  it.,  pr.  enap,  altfr.  hanap,  henap  (h  asp.);  vom 
ahd.  hnapf,  früher  hnap,  im  munde  der  Romanen  hanap  (so  bereits  in 
den  Casseler  glossen),  nhd.  napf.  Eine  ableüung  ist  altfr.  hanepier  him- 
schale,  eigentl.  gefäß,  in  beziehung  auf  ihre  form,  wie  testa. 

Anca  ü.  sp.pg. pr.,  hanche  fr.  (h  asp.),  daher  engl,  haunch,  hüfte^ 


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I.  ANCHE.  17 

plur.  $p.  pr,  ancas  kreua  der  lastthiere;  esgs.  it.  sciancato,  fr,  6hanch6 
lendenlahm.  Zwei  etymologien  liegen  vor:  vom  gr.  ayyct]  bug,  biegtmg, 
und  vom  dtschen  anke,  ahd.  ancha  genick^  eigentl.  wohl  einbiegung.  Den 
griech.  stamm  hat  die  roman.  spräche  auch  sonst  benutzt  (vgl.  anco  II.  h) 
und  Festus  erwähnt  selbst  ein  lat.  ancus  'gui  aduncum  brachium  habet 
ut  exporrigi  non  possit\  Aber  das  deutsche  Wort  lag,  sumal  in  seiner 
speeieHen  anwendung  (gelenk)^  dem  Romanen  näher  als  das  griechische  und 
das  SU  den  dUerthümem  der  spräche  gehörige  lateinische.  Entschieden  aus  dem 
ahd.  ancha  in  der  bed.  tibia^  crus  ist  fr.  anche  röhre,  wovon  hanche  durch 
die  aspiration  (vgl.  dazu  fries.  hancke,  *  hencke  Kü.)  geschieden  ward. 
Anche,  anco  i/.,  chw.  aunc,  aunca,  partikels.v.  a.  lat.  etiam  (auch, 
noch),  pr.  anc,  dUfr.  ainc  s.  v.  a.  unquam,  weil,  ince  s.  v.  a.  adhuc.  Im 
Leodegar  trifft  man  hanc  in  ital.  bedeutung:  hanc  la  lingna  auch  die 
Zunge  27,  et  hanc  en  aut  merci  si  grand  er  hatte  auch  so  große  gnade 
mit  ihm  31.  Dazu  die  Verbindungen  pr.  anc  mais,  anc  sempre,  ancse. 
Die  entstehung  dieser  partikel  läßt  sich  auf  verschiedene  weise  denken. 
Prov.  anc  z.  b.  könnte  au^  fr.  onc  (unquam)  entstanden  sein  etwa  wie 
ara  aus  ora ;  es  unrd  ebenso  nur  verneinend  gebraucht  tmd  nur  auf  die 
Vergangenheit  bezogen:  anc  non  fo  hom  =  onc  ne  fut  hom,  und  so  ist 
auch  anc  mais  ==  fr.  onc  mais,  it.  nnqne  mai.  Aber  es  ist  nicht  rath- 
sam,  das  prov.  wort  von  seinem  ital.  geführten  zu  trennen,  mit  dem  es  in 
einem  alten  denkmdl  gleichbedeutend  erscheint.  Zu  erwägen  ist  femer 
adhuc,  dessen  sinn  (bis  jetzt,  noch  dazu,  sogar)  das  rom.  wort  vollkom- 
men cMsdrückt:  a^  diese  weise  würde  sich  auch  das  sp.  aun  (wofür  der 
Portugiese  ainda  setzt)  damit  vereinigen  lassen.  Dessen  herkunß  aus  ad- 
huc ist  unzweifelhaft:  mit  eingeschobenem  n  entstand  ädunc  äunc,  mit 
apoeopiertem  c  äun,  welches  von  den  Alten  noch  zweisilbig  gesprochen  und 
darum  auch  ahun  geschrieben  ward,  s.  Berceo  p.  154,  320.  203,  172. 
368,  628;  denselben  Vorgang  zeigt  altsp.  nin  =  lat.  nee,  pg.  assim  = 
sie,  allin  GVic.  93^  =  illic.  Darf  man  ein  solches  rhinistisches  adunc 
anndtmeny  das  auch  durch  das  altfr.  ainsinc  aus  aeque  sie  unter- 
stützt wird,  so  konnte  dies  im  ital.,  worin  d  zwischen  vocälen  nicht  leicht 
ausfällt,  kaum  anders  lauten  als  äd'nc  anc  anche.  Damit  trifft  das  pr. 
anc  zusammen,  wiewohl  a  hier  vielleicht  aus  au  vereinfacht  ist,  vgl.  anta 
CMS  aunta.  Es  ist  noch  eine  dritte  etymologie  gedenkbar,  aus  hanc  sc. 
horam  (vgl.  wegen  des  zu  supplierenden  Substantivs  it.  issa  sc.  hora),  von 
Seiten  des  buchstäbens  gewiss  die  einfachste^  von  Seiten  des  begriffes  aber 
in  so  weit  minder  genügend,  als  außer  horam  at(cA  noch  ad  suppliert 
werden  muß.  —  Für  altfr.  ainc  unrd  zuweilen  mit  beigefügtem  s  ains 
gesetzt,  z.  b.  Alexs.  66,  3,  was  von  ains  =  sp.  antes  zu  scheiden  ist.  — 
Hier  kommen  noch  zwei  composita  in  erwägung:  pr.  anc-ui,  altfr.  enc-ui, 
aJiit.  u.  mdartl.  anc-oi  hetUe;  pr.  anca-nuech,  altfr.  enque-nuit,  diese 
nacht.  Das  dcmn  enthaltene  anc  könnte  unser  rom.  wort  sein,  im  zweiten 
compositum  euphonisch  erweitert  in  anca  {vgl.  chw.  aunca);  der  eigent- 
liche sinn  wäre  alsdann  ^noch  heute,  noch  diese  nacht\ 

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18  I.  ANCmO— ANDAKE. 

Ancino  t^.,  sp.  anzaelo,  pg.  anzol,  fr.  hame^n  haken,  angd; 
sämmtlich  aus  hamas  abgeleitet, 

Andana  cam.piem.  1)  gang  d.  t.  haltung  im  gehen,  auch  lehensweise^ 
2)  raunty  den  der  mäher  mit  einem  schritt  durchmißt,  fr.  andain  (m,)  in 
der  jsweiten  bedeutung,  norm,  andain  (m.)  schritt,  in  Berry  läge  des  aih- 
gemähten  grases,  sp.  andana,  pg,  andaina  überh.  läge,  reihe.  Nahe  liegt 
andare  gehn,  toiewohl  das  frar^.  wort  nicht  mit  aller  zusammentrifft;  die 
grundbedeutung  wäre  schrüt,  woran  sich  der  räum  eines  Schrittes  in  dem 
bemerkten  sinne,  endlich  läge,  reihe  knüpfte:  auch  unsär  Schwaden  be- 
eeichnet  sowohl  den  von  der  sense  bestrichenen  räum  als  auch  die  reihe 
oder  läge  der  abgemähten  halmen,  Daeu  kommt  noch  ein  wort  mit  un- 
gewöhnlichem nidU  sicher  su  beurtheüenden  suffix,  altsp.  andamio  hai- 
tung  im  gehn,  mlat.  andamius  (aera  1036)  gang,  eugang,  aUpg.  andamo 
mit  ders.  bed,,  vgl.  henneg.  andame  =  fr.  andain;  auch  sp.  andamio, 
pg.  andaimo,  andaime,  bask.  aldamu  gang-  auf  dem  wall  oder  der  mauer^ 
dsgl.  baugerüste,  in  welcher  bedeutung  man  es  für  arabisch  häU,  kann 
hieher  gehören. 

Andare  it.,  sp.  pg.  andar,  cal.  pr.  anar,  wdd.  annar,  lomb.  anji 
gehen.  Der  Franzose  hat  ein  anderes  wort,  aller;  dem  Churwälschen 
und  Walachen  fehlt  das  eine  wie  das  andre:  jener  setzt  sich  ein  verbum 
zusammen  aus  ire,  vadera  und  meare  (doch  hat  man  neuerlich  in  einem 
theile  dieses  gdnetes  auch  amnar  entdeckt,  Zeitschr.  für  vergl.  sprachf. 
Vin,  231),  dieser  braucht  mearge,  dessen  starke  flexion  (mearsei,  mers) 
latein.  herkunft  verräth,  also  etwa  auf  emergere  ßervorkommen)  zurück- 
zuführen ist,  wenn  nicht  das  älban.  m^rgönem  ^ich  entferne  mich^  auf 
seine  bedeutung  eingeunrkt  hat.  Im  span.  und  port.  ist  das  verbum  voU- 
ständig,  im  ital.  war  es  ehemals  gleichfalls  vollständig  und  ist  es  noch  in 
mundarten  z.  b.  der  sardischen,  ergänzt  oder  mischt  sich  aber  jetzt  in  der 
art  mit  vadere,  daß  jenes  die  flexionsbetonten,  dieses  die  stammbetonten 
formen  hergibt:  vo,  vai,  va,  andiamo,  andate,  vanno;  andava;  andai 
u.  s.  f.  Der  grund  dieser  mischung  liegt  ziemlich  nahe.  Schon  im  latein 
steht  vadere  defectiv  da,  es  entbehrt  des  petfects  n^st  den  daher  abge- 
leiteten Zeitformen;  nur  der  späte  Tertullian  sagt  einmal  vasit.  Für  dies 
fehlende  tempus  konnte  die  neue  spräche  das  umfanglose  ivi,  dos  noch 
dazu  in  ii  zusammenschwinden  mußte,  nicht  brauchen;  sie  schuf  sich  ein 
bequemeres  verbum,  andare,  das  nicht  nur  in  dctö  perfect  und  imperf.  cof^. 
(andai,  andassi),  sondern,  da  es  im  infinitiv  flexionsbetont  ist,  allmählich 
in  alle  flexionsbetonte  stellen  des  Schemas  eintrat,  während  das  stammbe- 
tonte vadere  in  den  stammbetonten  stehen  blieb.  Es  findet  also  hier  ein 
Wechsel  statt,  dem  sich  der  zwischen  esco  von  exeo,  und  nscire,  das  sich 
an  ostinm  anlehnt,  vergleichen  läßt:  esco,  esci,  esce,  usciamo,  uscite, 
escono.  —  Was  nun  den  Ursprung  von  andare  betrifft,  so  könnte  man 
die  Sache  kurz  abthun:  es  wäre  umgestellt  aus  lat.  adnare  herschwimmen^ 
welches  Papias  gradezu  mit  venire  übersetzt,  die  prov.  form  würde  sich 
gut  aus  annare  erklären;  ward  ja  doch  auch  arrivare  durch  eine  ähnliche 


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I.   ANDAEE.  19 

anschauung  aus  adripare  anlanden.  Doch  ist  es  rathsam  sich  weiter  f«m- 
susehen.  Vor  allem  ist  ein  tat.  verbum  von  ähnlichem  Hange,  ambulare^ 
zu  erwägen,  das  um  so  mehr  berechtigt  scheint,  als  das  frühste  ndatein 
sich  dessen  gang  im  sinne  von  andare  bediente  (letzteres  erst  in  Urkunden 
V.  j.  972  u.  985,  s,  Muraiori  s.  v.  andare),  u?ie  z.  b.  ein  longob.  gesetz 
in  der  phrase  ad  maritum  ambulare  =  it.  andare  a  marito;  es  macht 
sich  sogar  der  ^en  berührte  Wechsel  zwischen  diesem  verbum  und  vadere 
bemerUichj  der  freilich  nicht  regelmäßig  sein  kann^  da  die  Volkssprache 
selbst  noch  das  vollständige  andare  besaß.  So  liest  man  z.  b.  ambnlando 
nbi  voluerit  .  .  .  vadat  ubi  voluerit  Brun.  632  (v.  j,  749);  qui  ad  ma- 
ritnm  ambnlaverint  ...  et  postea  vadant  Lup.  646  (v.  j,  806).  AUein 
dieser  mUxt.  brauch  zeigt  nur,  daß  man  ein  bekanntes  lat.  wort  einem 
äknluA  IcnUenden  roman.  unterschob,  wie  man  z.  b.  corte,  fr.  coür,  häufig 
mü  cnria  wiedergab;  er  beweist  nichts  für  den  Ursprung  von  andare.  In 
der  ihat  ist  seine  entstehung  aus  ambulare  wenigstens  auf  ital.  gebiet 
gegen  alle  anaiogie;  auf  spanischem  kann  sie  sich  auf  einen  einzelnen 
ähnliehen  faU,  sendos  aus  singulos,  sing'los  berufen,  aber  das  formell 
nähere  amylum  gcd>  doch  amido,  nicht  ando.  Vollständiger  genügt  ein 
aus  ambire  abgeleitetes  verbum,  ambitare,  entsprechend  dem  lat,  itare  aus 
ire,  zsgs.  ambtare  amtare,  mt  aber  ward  zu  nd  wie  in  eonde,  duendo, 
lindar,  senda  aus  com'tem,  dom'tum,  lim'tare,  sem'ta.  Der  Provenzale 
sagt  anar  mit  syncopiertem  d;  da  aber  seiner  mundart  diese  syncope  sonst 
nicht  zusagt,  so  ist  einfluß  des  cot.  anar,  das  sich  verhält  wie  manar  oder 
fonar  aus  mandar,  fondar,  anzunehmen.  Indessen  steht  dieser  etymologie 
die  ital.  form  andare  im  wege,  indem  diese  mundart  mt  niemals  durch 
nd  wiedergibt,  einführung  aber  eines  Wortes  dieser  ort  aus  Spanien  ganz 
unwahrscheinlich  ist.  Muratori  räth,  vielleicht  nach  Ferrari^ s  schwarJcender 
andeutung,  auf  lat.  aditare  und  ohne  zweifei  hat  er  das  richtige  getroffen. 
Ennius  braucht  es  einmal  (ad  eum  aditavere) ;  seine  bedeutung  ist  ^oft 
hinzugehen,  also  'hin  und  hergehen,  und  grade  diese  bedeutung  spricht 
sich  noch  in  verschiedenen  roman.  ableitungen  ai^s  wie  im  sp.  andante  hin 
und  hergehend,  daher  caballero  andante  ein  irrender  ritter,  andorro  hin 
und  herschweifend,  sard.  andareddn  mit  derselben  bedeutung.  Die  form 
macht  nicht  die  geringste  schunerigkeü:  n  ward  vor  d  eingeschoben  um 
dem  Worte  auf  roman.  weise  mehr  umfang  zu  geben  wie  in  rendere  aiAS 
reddere,  ein  verfahren,  das  sich  mit  dem  Substantiv  desselben  Ursprunges 
it.  sp.  ändito  aus  aditus  belegen  läßt,  mlat.  v.  j.  800  cum  viis  et  aquis 
et  anditis  suis,  s.  Muratori  und  Dmange,  und  was  den  Schluß  des  Wortes 
betrifft,  so  ist  dlty>.  ältit.  renda  aus  reddita  zu  vergleichen,  der  tägliche 
gd>raiuch  verkürzte  anditare  endlich  in  andare.  Günstiger  für  Muratori's 
eiymologie  wäre  freilich  antare  gewesen,  indessen  erweicht  sich  nt  wenig- 
stens im  span.  oß  in  nd,  im  ital.  kommt  dies  seltner  vor,  aber  es  kommt 
vor  (endivia,  polenda,  lomb.  anda  =  fr.  tante  u.  a.)  —  Andare  hat 
etwas  merkwürdiges  in  seiner  flexion,  indem  das  perf.  altit.  andiedi,  an- 
detti,  aitsp.  andide,  andnde  lautete.     Diese  formen  bewogen  J.  Grimm 


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20  L  ANDARE. 

das  räthsdhaße  verbum  aus  dem  deutschen  her  zuleiten:  andettero  (S.plur.) 
entspräche  einem  altem  goth,  ididSdun,  prät,  von  gaggan  gehn^  dessen 
stamm  in  der  longob,  mundart  and  lauten  mochte.  Diese  herleitung  leidet 
an  zu  großer  künstlichkeit  und  entbehrt  alles  historischen  anhcdtes.  Andare 
und  stsTG  geben  der  roman,  spräche  zwei  ganz  parallele  hUlfsverba  ab:  ist 
es  ein  wunder,  daß  diese  spräche  auch  ihre  flexionen  in  eihklang  zu  brin- 
gen suchte  ?  Solche  anbildungen  sind  ja  nichts  seltenes,  Sp,  anduve  ist 
daher  =  estuve,  andido  =  estido,  andudo  ==:  estudo,  beide  letztere  ver- 
altete perfecta;  altit.  andetti  =  stetti,  andiedi  =  stiedi.  Auch  andre 
verba  erster  conj,  wagte  der  Spanier  so  zu  flectieren:  entrido  von  entrar, 
catido  von  catar,  demandudo  von  demandar.  —  Sonst  u?ird  andare  auch 
vom  deutschen  wenden,  wandern,  wie  aller  von  wallen  hergeleitet;  wer 
dies  thut  möge  aber  vorher  den  abfall  des  deutschen  anlautes  w  als  etwas 
auch  nur  einigermaßen  übliches  nachweisen.  Span,  Andaluz,  Andalucla, 
wenn  es,  was  nicht  ganz  sicher  ist  (s,  Bios,  IM,  esp,  II,  10),  von  Wan- 
dolus  kommt,  wäre  freilich  ein  beispid,  allein  dieses  wort  gieng  durch  den 
mund  der  Araber,  welchen  die  roman,  ausspräche  des  w  wie  gu  in  Guan- 
dalnz,  Guandalucfa  nicht  zusagte  und  so  findet  sich  auch  impla  für 
guimpla  in  einem  mozarabischen  missed.  Wenden,  goth.  vandjan,  ward 
richtig  guandir,  wallön  häite  fr,  gauler  werden  müssen.  Mit  besserm 
rechte  könnte  man  ein  celtisches  verbum,  kymr.  athu,  ir.  eath  (gehen)  in 
anschlag  bringen,  genügte  die  herleitung  aus  der  nächst  berechtigten  spräche 

nicht  vollständig. Die  franz.  mundart  hat  weder  ander  noch  aner, 

doch  kommen  in  alten  werken  unzweifelhafte  spuren  des  letztem  vor:  in 
der  Chron,  de  Benott  I,  p.  92  si  qu'en  exil  nos  en  aninm  (wofür  frei- 
lich auch  aujum  gelesen  werden  könnte),  im  Tristan  (Chx.  VI,  300)  que 
V08  anez  por  moi  fors  terre.  Dafür  bietet  sie  aller,  altfr,  aler  (aber 
allar  bereits  Boss,  de  J.  G.  114),  das  sich  ebenso  mit  vadere  mischt  wie 
das  it.  andare,  nur  daß  es  das  ganze  präs,  conj.  von  dem  eigenthümlich 
roman.  verbum,  das  ftäur  von  Ire  entlehnt;  eine  volksmundart  soll  {für 
irai)  vrai  von  vadere  brauchen,  s.  Fuchs,  Zeitwörter  p.  311  (wenn  dies 
nicht  aus  vlendrai  zusammengezogen  ist).  Was  aller  betrifft,  so  kann 
jenes  veraltete  nur  vom  norden  des  franz.  sprachgdnetes  eine  Zeitlang  fest- 
gehaltene aner  kein  bloßer  provenzälismus,  es  muß  ein  achtes  franz.  wort 
sein;  aner  und  aler,  dieses  am  jenem  entstellt,  können  neben  einander  ge- 
golten haben  wie  venin  und  velin  (venenum),  orphenin  und  orphelin,  so 
daß  alle  drei  formen,  andar,  anar,  aler,  at^  ein  und  dasselbe  wort  der 
lingua  rustica  zurüeUeiten,  daß  also  auch  hier  ein  zusammentreffen  der 
mundarten  statt  findet,  wie  oft  in  noch  abweichenderen  gebilden.  Vielleicht 
lassen  sich  noch  reste  ursprünglicherer  formen  von  aditare  hervorziehen. 
Comask.  aitee  s.  v.  a.  andato,  ist  es  nicht  unmittelbar  aus  aditato  mit 
syncopiertem  d  entstanden,  oder  wie  erklärt  es  sich  sonst?  Venez.  aida 
s.  V.  a.  vanne  (imperat.),  ist  es  nicfU  genau  das  gleichfalls  syncopierte 
adita?  Ja  das  wälach.  dem  gr.  ösvqo,  devre,  dem  goth.  hiri,  hirjith 
entsprechende  defectiv  aide,  aidatzi  (bei  Clemens),  passt  es  nicht  ebenso 


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I.   ANGOSCIA— ANZL  21 

'su  adita,  aditate,  oder  wäre  es  fremdes  ursprungesy  da  auch  der  Serbe 
ajde,  äjdate  spricht?  Af4S  dem  primitiv  adire  aber  entstand  vielleicht 
das  bürg.  aK  (aYr)  s.  v.  a,  aller,  in  der  mundprt  des  Jura.  —  Von  aller 
leüet  sich  das  sbst.  allöe  gang,  baumgang ,  das  JDucange  aus  la  I6e  (laie 
IL  c)  entstanden  wähnt,  vgl.  it  andata.  —  [Die  unchtigheit  des  verbums 
andare  hat  später  noch  andre  deutungsversuche  hervorgerufen,  die  aber 
an  dieser  stelle  nicht  auseinandergesetzt  werden  können.  Nur  soviel  werde 
bemerkt,  daß  man  der  oben  zuerst  aufgestellten  deutung  aus  adnare  den 
preis  zuerkannt  hat,  ohne  sie  jedoch  mit  neuen  argumenten  zu  unter- 
stützen.] 

Ängoscia  it.,  altsp.  angoxa,  pr.  engoissa,  fr.  angoisse  angst;  vb. 
angosciare,  angoisser  ängstigen;  von  angustia  enge,  noth.  Der  neusp. 
ausdruck  ist  eongoxa,  auch  pg.  ccU.  congoxa,  worin  das  vermeintliche 
präfix  an  mit  con  vertauscht  ward,  während  der  Provenzdte  es  sich  durch 
en  werdeuüiehte. 

Anima  it.,  pr.  anma  Bth.,  altfr.  anme,  nfr.  äme,  dsgl.  mit  1  it.  sp. 
pg.  alma  (in  ersterer  spräche  nur  poet),  chw.  olma,  mit  r  pr.  arma,  aUfr. 
arme,  airme  sede,  weil,  inime  seele,  auch  herz  im  physischen  sinne;  von 
anima  aihem,  leben.  Das  masc.  animns  fehlt  franz.  und  prov.  und  wird 
in  einer  seiner  bedeutungen  mit  courage,  eoratge  ersetzt. 

Ansia  it.  sp.  pg.,  pr.  aissa,  ältfr.  ainse,  aisse  (s.  glossar  zu  Benott) 
angst,  ängstliches  verlangen,  nUat.  anxia  Dief.  Gloss.  lat.  germ.;  vom  adj. 
anxins.  Äbgd.  it.  sp.  ansioso,  i>r.  aissos,  ältfr.  ainsos  ängstlich,  sehn- 
süchtig. Die  prov.  mundart  besitzt  noch  ein  masc.  ais,  welches  underwille 
zu  bedeuten  scheint:  tant  es  cortesa  senes  ais  M.  39,  6;  no  tem  lo  seig- 
nor  del  Bais,  anz  en  moil  contr'  el  tal  ais  LR.  LLI,  610  (mit  aide  über- 
setzt): ob  es  =  sp.  asco  ist,  wie  Raynouard  meint  LR.  U,  41,  steht  da- 
hin: man  müßte  eine  Umstellung  acs  anv^hmen. 

Antafio  5p.,  cMpg.  antanho,  cdt-  und  npr.  antan,  altfr.  antan,  en- 
tan  adverhium  für  nähere  vergangenhext,  im  gegensatz  zu  hogano  {s.  ugu- 
anno) :  pr.  antan  aic  d'amor  ses  falha,  mas  non  ai  ognan  sonst  half  ich 
liebe  genug,  jetzt  haV  ich  keine  mehr  Chx.  111,  268.  Von  ante  annum. 
Äbgd.  altfr.  antenois,  lat.  annotinns. 

Anzi  t/.,  sp.  pg.  dntes,  pr.  cot.  ans,  cAtfr.  ans,  ains  präposition 
und  adverb  1)  vor,  ante,  2)  vielmehr,  potius;  von  dem  in  den  meisten 
sprachen  noch  fortdauernden  ante  mit  angefügtem  adverbialen  s,  so  daß 
die  ital.  form  eigentlich  für  ansi  steht,  vgl.  diesen  wandel  des  s  bei  vor- 
hergehendem n  in  senza,  manzo  u.  a.  Der  herleitung  aus  antea  wider- 
spricht die  Span,  form  und  selbst  im  itoi.  war  alsdann  anza  {vgl.  poscia) 
£u  erwarten,  dagegen  ist  i  eine  bevorzugte  endung  der  partikdn.  Nur  ist 
bei  anzi  zu  erinnern,  daß  ein  paragogisches  s  dem  ital.  Sprachbau  wider- 
spricht: man  müßte  also  hier  die  silbe  zi  als  pädagogisch  annehmen,  wie 
bei  senza  die  sübe  za.  Menage  stimmt  für  das  unvorhandene,  aber  leicht 
einzuräumende  antius,  als  comparativ  von  ante,  welches  sowohl  anzi  wie 
ains  befriedigt,  antes  aber  aus  dem  spiele  unrß.    Und  doch  muß  es  ein 


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22  I.   APE— ARANCIO. 

leitender  grundsaiz  der  Wortforschung  sein^  sofern  der  Imchstcibe  nickt 
entschieden  widerspricht^  am  gemeinsamen  Ursprung  gleichbedeutender  und 
formell  ruMiegender  werter  verschiedener  schwestersprachen  festzuhalten. 
Eine  ableüung  unmittelbar  von  ante  ist  it  anziano,  sp,  anciano,  pr. 
ancian,  fr.  ancien  alt.  Zss.  mit  präpositionen:  it.  avanti,  pr.  abans, 
avant,  fr.  avant,  von  ab  ante,  letzteres  schon  auf  einer  röm.  inschrifl;  vb. 
it.  avanzare,  sp.  pr.  avanzar,  fr.  avancer  fördern;  sbst.  it.  vantaggio 
ßr  avantaggio,  pr.  avantatge,  fr.  avantage,  sp.  ventaja,  pg.  ventagem 
vortheil.  Dsgl.  it.  davanti,  altsp.  devant,  pr.  davans,  fr.  devant,  von 
de  ab  ante;  vb.  pr.  davancir,  fr.  devancer.  Itäl.  innanzi,  innante, 
aitsp.  enante,  pr.  enan,  enans;  vb.  pr.  enantar,  enantir.  Ital.  Ai- 
nanzi,  sp.  denante,  delante,  pg.  diante,  pr.  denan;  it.  dianzi  u.  a.  m. 

Ape  it.,  cdtfr.  pic.  hs  für  eps  biene,  von  apis;  it.  pecchia,  sp. 
abeja,  pg.  pr.  abelha,  fr.  abeille,  von  apicula,  dinUn.  norm,  avette.  Da- 
her ferner  it.  apiario,  i)r.  apiari,  fr.  schier  (vrlt.)  bienenhaus^  lat.  wlks- 
mäßig  apiarinm  nach  Gellius,  s.,Bom.  gramm.  I,  8.  Auf  walacMsch  heiß 
das  thierchen  albine,  von  alvus  bienenkorb. 

Appena  Ä.,  sp.  pg.  ap6nas,  fr.  a  peine,  adverb  für  lat.  rix,  von 
poena,  wörtUch  ^mit  pein,  mit  noth\  also  ungefähr  une  lat  aegre  oder 
ahd.  kümo  mit  beschwerlichkeit.  Vix,  das  sich  im  sp.  av^s  erhaUen,  s.  11.  b. 

Appö  it.j  Präposition;  von  apud.  Desselben  Ursprunges  ist  pr.  ab, 
amb,  am,  npr.  emb,  beam.  dap,  cat.  ab,  wald.  au  (neben  cum  Chx.  IT, 
cxLii)^  altit.  am,  cdtfr.  ab  (nur  in  den  Eiden)^  sonst  auch  a  und  mit 
rücJcsicht  auf  das  ursprüngl.  d  od,  verkürzt  o,  im  Leodegar  auch  ob. 
Schon  im  ältesten  mlatein  ward  apud,  später  ab,  für  cum  gebraucht 
(beisp.  Rom.  gramm.  III,  174),  aber  die  erste  bedeutung  behauptet  noch 
ihr  recht,  z.  b.  encusar  ab  alcun  bei  einem  verklagen  SLeg.  13,  aprendre 
ab  alcun  bei  einem  lernen  PO.  142;  fud  enseveliz  od  ses  ancestres  Zlte. 
304.    Zsgs.  ist  fr.  avec,  s.  dies  wort  II.  c. 

Arabesco  it.,  üblicher  rabesco,  sp.  arabescos,  fr.  arabesques  ver- 
zierungen  mit  laubwerk  in  der  bildhauer-  und  maierkunst,  meistens  phan- 
tastischer art;  nach  den  Arabern  genannt,  deren  religiof^gesetze  menschen 
oder  thiere  abzubilden  verbieten. 

Araldo  it.,  sp.  haraldo,  heraldo,  alt  haraute,  pg.  arauto,'  fr.  höraut 
für  höralt  (h  a^.),  sp.  pg.  auch  faraute  herold;  vom  mlat.  haraldus,  he- 
raldus,  dem  ein  ahd.  hariowalt  heerbeamter  entsprechen  konnte;  als  eigen- 
name  ist  bekannt  Chariovaldus,  alts.  Hariolt,  altn.  Haraldr. 

Ajrancio  it.,  mail.  naranz,  fem.  ven.  naranza,  sp.  naranja,  pg. 
laranja  {bask.  larania),  cat.  taronja,  wal.  neranze,  mgr.  vegavt^wv,  ngr. 
vegavT^i,  franz.  aber  orange,  eine  südliche  frucht,  pomeranze;  zsgs.  ü. 
melarancia.  Die  alten  nannten  die  äpfel  der  Hesperiden,  sagt  SoHma" 
sius  zu  Solin  p.  965,  aurea  mala,  das  mittelälter  vertauschte  das  ent- 
sprechende aurata  mit  dem  part.  präs.  aurantia  um  einen  goldapfd  zu 
benennen:  hieraus  entsprang  fr.  orange,  ut^  aus  in-aurantia  =  inaurata 
das  it.  arancio.    Äüein  aus  aurantia,   wenn   man  diese  verirrung  der 


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L  ARATRO-AEDIGLIONE.  23 

spräche  augibty  hontäe  nur  orance  werden^  nimmer  orange.  Das  wort 
kam  vielmehr  aus  dem  persischen  durch  das  arabische  nach  Europa,  wo 
es  sich  leicht  einführte,  weil  ein  bestimmter  tat.  ausdruck  fehlte,  pers. 
näreng,  arab.  närang,  Gol.  2346.  Daß  die  frans,  form  aus  einer^  um- 
deutung  durch  aurnm  entstand,  ist  unschwer  eu  erlcennen,  ndat.  (ende  des 
13.  jK)  sehrieb  man  noch  arangia.  —  Von  arancio  ist  das  ital,  adj. 
ranciOy  sofern  es  eine  färbe  bedeutet. 

ArdtrO;  arätolo  it.,  sp.  pg.  arado,  cot.  arada  (f.),  val.  aladre,  pr. 
araire,  cdtfr.  arfere,  siidwai.  aratru,  aratu  pflüg.  Nicht  alle  sprachen  sind 
dem  lat.  warte  treu  geblieben.  Im  neueren  frane.  sagt  man  dafür  charrue, 
von  carruca  hasche,  tragsessel,  die  lat.  bed.  noch  im  prov,  und  im  ndatein, 
8.  b.  carraca,  in  qua  sedere  consuevi  BrSq,  n,  250  (v,  j.  700),  die  franst, 
bereits  in  den  legg.  barb.,  e,  b.  si  qnis  caballam,  qni  carrucam  trahit, 
foratns  fnerit  L.  Sal.  Nicot  hat  noch  araire,  nennt  es  aber  ein  mot  lion- 
nais.  Das  frans,  wort  gelangte  nach  Portugal,  wo  es  die  form  cfaarrua 
annahm  und  eine  besondere  ort  des  pfluges,  und,  da  pflüg  und  schiff  etwas 
verwandtes  haben,  auch  ein  lastschiff  bedeutet.  Auch  pflng  ist  dem  roman. 
gebiete  nicht  fremd.  Die  L.  Long,  hat:  si  quis  ploom  (dl.  plounm)  aut 
aratmm  alienum  .  .  scapellaverit  DG.:  diesem  plo-um  entspricht  das 
lamb.  pi6  d.  i,  pl6  (BiondeUi  75),  der  Variante  plou-um  oder  plov-um 
das  wälschtyrol.  ploi  (AjszoUniy.  Die  nordwdl.  mundart  hat  plag  aus 
dem  slavischen.  Ein  andrer  ausdruck  ist  piem.  sloira,  lomb.  sciloira: 
ihnen  würde  ein  aitfr,  silleoire,  silloire  entsprechen,  von  silier  das  meer 
durchfurchen  =  nord.  sila.    Piem.  arn  cAer  ist  wohl  entstellt  aus  aratrom. 

Arcione  it.,  sp,  arzon,  pg.  ar^o,  pr.  arso,  fr,  ar^n  Sattelbogen, 
Sattel.  Von  aretio  (jgusammen^iehung)  ist  logisch  aihu  künstlich.  Es 
entstand  vermittdst  der  ableitung  ion  aus  arcus  wie  fr,  clergon  aus  cler^cns, 
oison  aus  auea,  öcnsson  atis  scntum,  lat.  gleichsam  arcio  arcionis,  und 
bedeutet  also  etwas  gebogenes,  mhd.  bogen. 

Arcobngio,  archibuso  it,,  arcabuz  sp,,  arquebuse  fr,  kugelbüchse; 
van  arcus  bogen  und  it.  bugio,  buso  durchbohrt,  also  eine  mit  einer  röhre 
versehene  feuerwaffe,  die  den  namen  bogen  behielt,  weil  sie  in  der  neuem 
kriegskunst  an  dessen  stelle  getreten  war.  So  Ferrari  u.  a.  Aber  ein 
durchbohrter  bogen  ist  eine  eben  so  unstatthafte  auffassung  wie  die  an- 
Wendung  eines  in  der  alten  kriegskunst  nicht  vorkommenden  namens  auf 
die  neuere  eine  grundlose  Voraussetzung  ist.  Besser  erklärt  man  es  darum 
mit  hinsieht  auf  das  altere  fr.  harquebuse,  wallen,  harkibuse  (h  äsp.), 
aus  dem  ndl.  haakbus  hakenbüchse,  s.  Grandgagnage  I,  266.  278.  . 

Ardiglione  it.,  fr.  ardillon,  pr.  ardalho  dorn  in  der  schnalle;  von 
ungewisser  herkunft.  Ein  altes  glossar  hat  ardelio  ^acutus^  Class.  auct. 
VTf  609^,  es  wird  aber  wohl  glutus  eu  lesen  sein.  Gegen  Casaubonus, 
der  es  aus  dem  gr.  oQÖig  pfeüspitee  ableitet,  wendet  Menage  mit  recht 
die  uMubUehkeU  dieses  Wortes  ein.  Ihm  selbst  scheint  es  ein  diminutiv  von 
dard  und  unlaugbar  konnte  sich  dardillon,  das  im  neuprov.  noch  vor- 
kommen soU,  durch  dissimilation  in  ardillon,  oder,  da  ein  consonantanlaut 


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24  ARDIRE-ARINGA. 

nicht  leicht  wegfallt^  in  lardillon,  rardillon  verwandeln.  Das  ^an,  wart 
für  diese  sache  ist  rejo  spitjs^e. 

Ardire  it  sich  erhühnen^  pr.  ardir,  onardir,  fr.  enhardir  Jcühn 
machen.  Lot.  ardere  ist  at4S  dem  Sjpid  zu  lassen:  man  brennt  vor  leidere 
Schaft^  nicht  vor  kühnheit,  audacia  ardere  wäre  wenigstens  ungewöhnlich; 
doch  ist  dies  der  hauptgrund  nicht  gegen  diese  herleitung.  Menage  dachte 
anfangs  an  audere,  it.  aldire  (aldace  kommt  vor),  endlich  ardire;  dies 
ließe  sich  für  Italien  hinnehmen,  nicht  für  die  andern  provinsen.  Bas 
fr.  hardir  {mit  asp.  h)  weist  auf  deutschen  Ursprung,  der  sich  im  ahd. 
hartjan  stärken^  kräftigen  findet.  Auf  hart  verwies  später  auch.  Menage, 
so  CaseneuvCy  Wächter  u.  a.  Das  adj.  ardito,  ardit,  hardi  (kühn)  läßt 
sich  fast  nur  als  particip  dieses  eeitwortes  legreifen,  da  adjectiva  auf  -it 
u)ie  lat.  auritus,  pellitus  im  romanischen  selten  sind;  an  das  particip  von 
ardere,  welches  ars  latdety  ist  nicht  zu  denken.  Im  span.  aber  hat  man 
ardido  allmählich  auf  arder  bezogen  und  ihm  die  bed.  ^ erhitzt^  beigelegt; 
cdtsp.  fardido  ^kuhn  führt  aber  mit  seinem  anlaut  noch  unmittelbar 
auf  fr.  hardi;  vgl.  Rom.  gramm.  I,  320.  Ein  artiges  zusammentreffen 
ist  es,  daß  die  picard.  mundart  hardiment  ganz  wie  das  ahd.  harto  ofa 
adverb  des  grades  verwendet:  hardiment  dur  =  harto  herti.  Daher  auch 
sbst.  pr.  ardit,  dltsp.  ardil  kühnheit;  aber  sp.  ardid  listig,  sp.  pg.  ardid 
list  scheinen  aus  artitus  herzurühren,  s.  unten  artigiano;  freilich  ist  cds- 
dann  assimilation  des  t  (ardid  aus  artid)  anzunehmen. 

Argano  it.^  ^.  drgano,  ärgana  und  argüe  (m.),  cat.  arga  hebezeug, 
hrahn^  winde,  pg.  argäo  weinhd>er,  fr.  argue  (f.)  maschine  in  form  einer 
Schiffswinde  zum  durchtreiben  der  gold-  und  silberstangen  (Trev.);  dbgel. 
it.  arganello  dimin.,  sp.  arganel  kleiner  metallener  ring,  fr.  arganeau 
eiserner  ring  auf  den  schiffen,  durch  welchen  die  seile  laufen.  Ferrari 
gibt  ergäta  {iQyarrjg)  eine  Vorrichtung  lasten  zu  heben,  Menage  Organum 
{oQyavov)  Werkzeug  als  etymon.  Jenes  trifft  die  bedeutung  von  argano 
besser:  es  konnte  sich  unter  dem  volke,  welchem  die  endung  Sta  fremd 
war,  leicht  in  letzteres  verwandeln;  nUat.  findet  sich  auch  argata  ^anntdus 
crassior  Dief.  Gloss.  lat.  germ.  in  Übereinstimmung  mit  arganel,  arganeau. 

Arg  ine  it.  (m.)  dämm.  Dies  aus  agger  entstandene  wort  (vgl. 
cecino  aus  cicer  und  die  venez.  form  drzare,  worin  sich  dctö  auslautende 
r  erhielt)  ist  merkwürdig  genug.  Man  weiß,  daß  die  alten  Römer  ar  für 
ad  gebrauchten,  daher  arcessere  für  adcessere;  da  nun  agger  eigentlich 
für  adger  von  adgerere  gut,  so  vergegenwärtigt  uns  das  roman.  argine 
augenscheinlich  ein  lat.  volksübliches  arger.  Nur  so  erklärt  sich  die  form, 
nicht  etwa  durch  rohe  einschiebung  eines  r,  die  an  dieser  stelle  ganz  gegen 
den  geist  der  spräche  wäre  Das  sp.  dreen  rand,  brustwehr  muß  das- 
selbe wort  sein,  vergl.  arcilla  at^s  argilla.  Ein  anderes  beispid  dieser 
art  ist  das  venez.  arfiare  von  adflare.  8.  auch  Ferrari  und  zumal  Pott, 
Platttat.  326,  der  armessarins  L.  Sal.  und  wal.  armesariu  fUr  admissa- 
rius  anführt,  femer  Mussafia,  Über  die  ital.  Crescentia. 

Aringa  it.,  sp.  masc.  arenque,  pr.  arene,  fr.  hareng  (h  asp.),  wal. 


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I.   ARINGO-ARMELLINO.  25 

hering  ein  fisch;  vom  ahd,  harinc,  ags.  nhd.  hering,  gewöhnlich  aus  lat. 
halee  (sailgfisch)  erklärt, 

Aringo  it,  rednerplatz ,  tummdpUxtZj  rennbahn,  fem.  aringa,  sp, 
pg,  pr.  arenga,  fr,  harangue  (h  asp.)  öffentliche  rede;  vh,  ar ingare, 
arengar,  haranguer  eine  öffentliche  rede  halten ^  feierlich  anreden;  it. 
aringhiera^  ringhiera  rednerplatZy  rednerstuhl.  Der  franz.  anlaut  gibt 
den  Ursprung  des  wortes  deutlich  zu  erkennen:  es  ist  vom  ahd.  hring, 
mhd.  ring,  kreiß,  Versammlung,  schau-  oder  kampfplatz^  gerichtsstätte  w.  dgl., 
daher  die  roman.  hed.  das  vor  einer  Versammlung  vorgetragene:  arenga 
est  apta  et  Concors^  verborum  sententia  etc.  Breviloquus,  s.  Ducange, 
vgl.  lat.  concio  1)  versammiung,  2)  rede  vor  derselben. 

Arista  it.  rücken  des  Schweines,  eigentl.  börste,  sp.  aresta  sacktein-^ 
wamdj  fr.  arete  gräte,  it.  resta  granne  des  komes;  von  arista  granne,  gräte. 

Arlecchino  it.,  sp.  arleqnin,  fr.  arlequin  (früher  auch  harlequin 
gesehr.)  eine  komische  maske  der  ital.  bühne,  überhaupt  possenreifier,  hans- 
wurst,  sp.  ameqnin  gUedermann.  Es  ist  ein  späteres  wort  von  unbekann- 
ter vielleicht  ganz  zufälliger  entstehung.  Etymologien  sehe  man  bei  Flöget, 
Gesch.  des  grotesken  p.  35;  für  ihre  Wiederholung  ist  hier  kein  räum. 
Eine  neuere,  von  Genin,  aus  Ariecamps,  name  eines  kirchhofes  zu  Arles, 
für  Elycamps  d.  i.  Champs-felys^es,  in  nächster  bedeutung  gespensterchor, 
Hellequin,  dann  das  haupt  dieses  chores  auf  maskeraden  ins  lächerliche 
entstellt,  ist  zwar  sinnreich  ausgeführt  (Variat.  du  lang.  fr.p.  451—469), 
bedarf  aber  vor  allem  etymologischer  rechtfertigung.  Am  leichtesten  ist 
noch  Zusammenhang  zwischen  harlequin  und  hellequin  zuzugeben.  Bas 
SUeste  franz.  zeugnis  scheint  das  folgende,  worin  das  mit  schellen  rasselnde 
gefolge  harlekins  erwähnt  wird:  ä  sa  siele  et  ä  ses  lorains  ot  eine  cent 
cloketes  an  mains  (au  moins),  ki  demenoient  tel  tintin  con  li  maisnie 
hicrlekin  Ben.  TV,  146.  Das  wort  ist  also  ein  so  altes  französisches,  daß 
seine  herkunß  aus  Italien  noch  sehr  zweifelhaft  erscheinen  muß;  es  hat 
sogar  niederländ.  klang.  —  Weiteres  darüber  findet  sich  bei  Gachet  252. 

Arlotto  it.,  sp.  arlote,  pr.  arlot,  altfr.  pic.  arlot,  harlot(herlotrm^. 
Z  173)  fresser,  müßiggänger,  altengl.  harlot,  herlote  lotterbubcy  heuengl. 
harlot  metze^  s.  E.  Müller.  Menage's  deutung  aus  helluo  hat  das  gegen 
sich,  daß  die  allerdings  häufige  einschiebung  des  r  nur  hinter,  nicht  vor 
consonanten  statt  zu  finden  pflegt.  Ist  das  wort  aus  latein.  stoff,  so 
entwickelt  es  sich  leichter  aus  ardalio  müßiggänger,  das  in  den  Isid.  glos- 
sen  unter  der  form  ardelio  mit  'gluto'  übersetzt  wird,  so  daß  es  grade  die 
roman.  bedeutungen  umfaßt:  die  zusammenziehung  von  ardalio tto  in  ard- 
lotto  arlotto  scheint  keine  Schwierigkeit  zu  haben.  Noch  leichter  unirde  es 
aus  gr.  ägdalog  entspringen,  von  dem  man  ardalio  herzuleiten  pflegt; 
aber  dies  liegt  schon  weiter  ab.  Der  Portugiese  hat  ein  vb.  alrotar  ver- 
spotten,  verhöhnen^  dltpg.  bettelnd  uniherziehen  SRqs.,  das  aus  arlotar 
umgestellt  sein  kann  wie  bnka  aus  burla. 

Armellino  tmdermellino  it.,  sp.  armino,  jpr.  ermini,  ermin,  altfr. 
erme,  ermine  BCam.  219,  neufr.  hermine  (h  stumm)  eine  wiesdart,  hermelvn, 


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26  I.  ARNESE-ARPA. 

herühnU  wegen  seines  feUes,  miat,  hermellinns,  herminiae  oder  anniniae 
pelles.  Eine  geschickte  etymologie  gab  Ducange  in  seinem  glossar  jsu 
Vülehardouin  v.  hermine;  sie  ist  die  folgende.  Die  Römer  nannten  das 
hermelin  mus  ponticus,  weil  sein  feil  zunächst  aus  dem  lande  Pontus  kam. 
Seit  aber  die  Netteren  es  aus  Armenien  empfiengen,  womit  sie  eine  genauere 
handdsverhindung  hatten,  tauschten  sie  den  namen  und  nannten  das  tkier 
armenius  mit  weglassung  von  mus,  une  auch  der  spätere  Grieche  schlecht^ 
weg  novTtT^og  sagte.  Hiezu  ist  zu  bemerken,  daß  die  angegebene  bedeu- 
tung  von  mus  pouticus  nicht  ganz  sicher,  aber  nicht  unwahrscheinlich  ist. 
Daß  Armenien  altfr,  Ermenie  heißt,  käme  Ducange's  ansieht  zu  statten. 
ItaL  armellmo  müßte  diminutiv  und  aits  armenino  abgeändert  sein.  Nach 
andern  (z.  b.  Wackemagel)  ist  das  wort  nicht  auf  diesem  umwege  zu  uns 
gelangt:  es  ist  deutsch,  wie  auch  das  thier  in  Deutschland  gefunden  wird: 
ahd.  harmo,  dimin,  harmeltn,  mhd.  hermelin,  hieraus  das  rom.  armellino, 
und  dieses  harmo  antwortet  buchstäblich  dem  lithauischen  szarmfi  {zweifel- 
hafte form,  sicherer  szarmouys)  unesd.     Vgl.  Weigand  I,  600. 

Arnese  it.y  sp.  pg.  pr.  ames,  fr.  harnois,  hamais  (h  asp.)  rüstungy 
geschirr;  dsgl.  ältfr.  harnas  für  harnasc,  vb.  nfr.  harnacher,  j^r.  arna- 
scar,  amassar  anschirren;  davon  mhd.  harnasch,  nord.  hardneskja.  Von 
herleitung  aus  altn.  iärn,  järn  (eisen)  ist  abzusehen,  da  sich  der  roman. 
anlaut  anders  gestaltet  haben  würde,  man  erwäge  fr.  joli  von  jol.  Den 
stamm  des  Wortes  büdet  vielmehr  kymr.  haiarn,  dltbret.  hoiarn,  ir.  iaran 
eisen,  die  mit  dem  dtschen  isarn  identisch  sind,  Zeuß  I,  45.  63.  114. 
120.  146;  die  stiffixe  sind  romanisch.  Aber  es  liegt  nicht  in  der  natur 
der  sprachen,  aus  fremden  stammen,  die  sie  nicht  in  sich  aufgenommen^ 
ableitungen  zu  ziehen,  wiewohl  einzelne  ausnahmen  vorkommen  mögen;  der 
Bomane  muß  also  das  abgeleitete  wort  bereits  vorgefunden  und  sich  assi- 
miliert  hoben,  auch  muß  dies  erst  spät  geschehen  sein,  da  es  im  altem 
mlatein  keine  spur  hinterlassen  hat.  Möglich  wäre  es  nun,  daß  sich  aus 
dem  kymr.  haiarnaez  eisengeräthe  (s.  Villemarque  v.  houarnach)  zuerst 
das  engl,  harness,  hieraus  das  roman.  wort  gebildet  hätte.  Das  genaueste 
über  den  deutschen  und  celtischen  wortstamm  nebst  ableitungen  bei  Diefen- 
bach,  Orig.  europ.  p.  367  ff. 

Arnia  it.,  arna  sp.cat.  bienenkorb,  fehlt  pg.  Unbekannter  herkunß: 
etUsteUung  aus  alveare  wäre  zu  stark.  Einigermaßen  erinnert  es  an  gad. 
ärcan  korkholz:  beide  bedd.  korkholz  und  bienenkorb  umfaßt  auch  sp, 
corcha  und  pg.  corti^o.  —  [Mahn  p.  104  muthmaßt  iberischen  oder  in 
beziehung  auf  das  ital.  wort  selbst  türkischen  Ursprung.  Eine  brfriedi- 
gende  aufklärung  bleibt  noch  zu  versuchen.] 

Arpa  it.  sp.  pg.  pr.,  harpe  fr.  1)  harfe,  2)  sp.  pr.  neap.  auch 
kralle,  haken;  vb.  pr.  afpar,  aUfr.  harper,  it.  arpeggiare  Aof/«  spielen; 
sp.  pg.  pr.  arpar,  nfr.  harper  packen,  anhaken,  zerreißen;  it.  arpi- 
care,  inerpicare  klettern;  fr.  harpip  haken,  daher  se  harpigner 
und  se  harpailler  sich  raufen;  it.  arpignone  großer  haken,  arpione 
thürangd;  sp.  arpon,  pg.  arpäo,  fr.  hsirpon  harpune ;  dsgl.fr.  harpeau 


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I.   ARRESTO-AETICIOCCO.  27 

enterhdken.  AUe  diese  bildungen  {fr am.  mü  asp.  h)  haben  ihren  u/rsprung 
im  detUschen  harfe,  ahd.  harpha,  aUn.  harpa,  ags.  hearpe:  Venantius 
FwLy  bei  dem  sich  harpa  imerst  findet^  nennt  sie  ein  barbarisches  d.  h. 
germanisches  insirument:  Romanusque  lyra,  plandat  tibi  Barbaras  harpa 
7,  8.  Zu  ihrer  hakenähnlichen  gestalt  passt  die  zweite  der  angegebenen 
bedeutungen.  Das  gr.  agntj  (sichel)  würde  nickt  leicht  ein  franz.  aspirier- 
tes harpe  hervorgerufen  haben;  eben  so  wenig  ist  das  aspirierte  harpon 
aus  lai.  harpago  herzuholen,  wie  denn  auch  kein  ältfr.  harpaon,  harpeon 
statt  findet.  —  Die  bed.  haken  des  sp.  arpa  vertritt  pg.  farpa,  sicher 
dasselbe  wort^  worin,  wie  in  andern  fällen,  h  mit  i  vertauscht  ward,  daher 
denn  auch  farpäo  neben  arpäo,  farpar  neben  arpar:  sofern  es,  nebst  sp. 
farpa,  spieß  oder  spitze  einer  fahne  bedeutet,  erinnert  es  an  arab.  *harbah 
kurzer  spieß  Freyt.  J,  361^.  Ital.  f  rappa  ausgeschnittene  zacke  im  tuch, 
frappare  auszacken,  zerfetzen,  sind  sie  aus  dem  letzterwähnten  farpa? 
Auch  pg.  farapo  (für  frapo?),  sp.  harapo  läppen,  fetzen,  müssen  hier 
noch  erwogen  werden.    Man  sehe  hierzu  Dief.  Orig.  europ.  p.  306. 

Arreste  it.  altsp.,  aresto  pg.  aus  dem  fr.  arret  urtheil  eines  hohem 
gerichtshofes,  wovon  keine  appdlation  statt  findet;  eigentl.  Schluß  der 
gerichisverhandlung,  von  arrestare,  arretet  hemmen,  einhalten,  lat.  ad- 
restare,  vgl.  unser  beschlufs  d.  i.  beendigung.  Das  zusammentreffen 
dieses  Wortes  mit  dem  gr.  dgeazor  ist  zi^ällig,  tmewohlBudaeus  es  daraus 
herleitet,  s.  H.  Stephani  Thes.  graec.  ling.  s.  v. 

Arrivare  it.,  sp.  pg.  arribar,  .j>r.  aribar,  fr.  arriver  anlanden,  an- 
kommen; von  ripa,  mlat.  adripare  ans  ufer  treiben,  it.  arripare,  daher 
auch  noch  altfr.  arriver  la  nef  (transitiv)  das  schiff  anfahren  lassen. 
Durdi  dieses  neue  verbum  ward  advenire  aus  seiner  bedeutung  verdrängt, 
s.  unten  awentura. 

Arsenale  und  arzanä  it.,  sp.  fr.  arsenal  zeughaus,  mittelgr.  dgae- 
nltjg;  dazu  it.  darsena,  sie.  tirzanä  abgeschloßner  theil  eines  hafens, 
sp.  atarazana,  atarazanal,  pg.  taracena,  tercena  schuppen,  fr.  darse,  dar- 
sine  =  it.  darsena;  vom  arab.  därganah  (dessen  anlaut  d  frühe  abfiel) 
haus  der  bäriebsamkeit,  haus,  wo  etwas  gemacht  unrd,  worunter  man  im 
allgemeinen  sch^e  verstarb  (s.  die  Wörter  Freytag  II,  69"^,  526"),  pers. 
tarsanah.  Vgl.  über  dieses  wort  auch  Muratori,  Antiqq.  ital.  II,  525,  S. 
Rosa  II,  341\  suppl.  14",  Cabrera  I,  63,  Pihan  p.  42,  Engelmann  64, 
Doey  Oost.  16. 

Artieiocco  it.,  fr.  artichaut  eine  frucht,  artischoke,  vom  arab.  ar  dt 
schank!  d.  i.  erd-dom  Freyt.  I,  27";  dsgl.  i^  carciofo,  sp.  alcarchofa, 
alcaebofa,  pg.  alcachofra,  nach  Sousa  vom  arab,  al-charschufa.  —  [Dozy, 
Oostert  18,  hai  diese  Wörter  einer  neuen  prüfung  unterworfen.  Das  ardb. 
ardi  Bchaakt  besteht  aus  zwei  adjectiven  tmd  bedeutet  erdartig-domig, 
passt  also  schleckt  zu  einem  substantivbegriffe.  Die  verschiedenen  roman. 
ausdrücke  müssen  abänderungen,  desselben  Wortes  sein.  Auf  arabisch  heißt 
die  bemerkte  frucht  harschef,  woraus  nachher  charschof  geworden,  daher 
das  sp.  al-earehofa,  it.  carciofo.    Neben  letzterem  brauchte  man  das,  wie 


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28  L  AKTIGIANO-ASPO. 

es  scheint^  daraus  entstandene^  hei  dem  Niederländer  Bodonaem  (f  1675) 
vorkommende  als  italienisch  citierte  arciocco,  welches  sich  leicht  in  arti- 
ciocco  verwandelte.  Dieses  gieng  durch  den  verkehr  eu  den  Orientalen 
über  und  erfuhr  im  arab.  ar  di-schaukt  eine  umdeutung,  da  die  frucht 
dornig  ist  und  am  boden  wächst] 

Artigiano  it,  fr,  artisan,  sp.  artesano,  pg,  artezao  künstler,  hand- 
werker;  muthmaßlich  s,  v,  a,  artitianus  vom  adj,  artitus  ^bonis  instructus 
artihus  Fest,,  'artibus  edoctus"  Gl.  Placid,,  "^navrexvog,  daidaXog  Gl,  lat. 
gr.  In  diesem  falle  aber  muß  das  span,  wort  aus  artizano  umgeändert 
sein.  Nicht  anders  entstand  partigiano  Parteigänger  aus  partitus,  s. 
Rom,  gramm,  II,  335- 

Artiglio  it,  kralle,  sp,  artijo,  pg,  artelho  glied,  gelenk,  pr,  altfr. 
arteil  (so  noch  in  franz.  mundarten  z.  b,  zu  Langres),  nfr,  orteil  zehe; 
von  articulus  gliedchen.  Vgl,  ardigas  "^zaehun  Gl,  casseU.;  articula  "^zaeJui 
Gl,  Rhaban. 

ArtilhaiJr.  festungswerk,  schanze  (?);  vb.  altfr,  arti liier  befesü- 
gen;  pr,  artilharia,  altfr.  artillerie,  altpg,  Kri^Vidix'm  SBos,  sppl,  wurf- 
geschütz  oder  damit  beladener  wagen  (artillerie  est  le  charroi  qui  .  .  est 
chargi6  de  quarriaus  en  guerre,  d'arbalestes,  de  dars,  de  lances  et  de 
targes  G.  Guiart,  s,  DO,),  nfr,  artillerie,  ü.  artiglieria  etc,  grobes  ge- 
schütz. Von  ars  artis  hunst,  kunstgriff,  ude  fr,  engin  von  ingenium,  vgl. 
vb,  artiller  in  der  bed.  aussinnen,  auf  listen  denken  Antioch.  I,  p,  88. 
Altfr,  artilleux  listig.  Nach  Borgnet,  Chev,  au  cygnelll,  p.  ^n,  kommt 
d<is  wort  artillerie  nicht  lange  vor  dem  gebrauche  der  feuerwaffen  vor, 
d,  h.  nicht  vor  dem  14.  jh,,  und  zwar  zuerst  bei  Joinvitte. 

Ascella  ity  pr.  aissela,  cat,  axella  achsel;  von  axilla,  woraus  nach 
Cicero  ala  flügel,  achsel  entstand,  ersteres  schon  bei  Isidorus  in  ascilla  ver- 
dreht,    Mundarfl,,  z.  b.  genuesisch,  bedeutet  ascella  achselhohle. 

Ascla  pr.  cat.  splitter,  vb.  asclar  spalten;  von  astula  (in  mancheft 
handschriften  für  assula,  vgl.  Dief,  Gloss.  56')  spänchen,  brettchen,  wel- 
ches astla,  euphonisch  ascla  ergab.  Von  demselben  worte  ist  auch  sp, 
astilla,  altfr.  astele  Splitter,  neufr,  attelle  (für  stelle)  beinschiene,  schon 
pr,  astela  in  dieser  bedeutung.  Für  aschia  spricht  die  neap,  mundart 
asca,  die  port,  acha.  Die  occit,  mundart  hat  die  pleonastische  Zusammen- 
setzung fendasclat  =  fr.  fendu. 

Ascoltare,  scoltare  it.,  altsp,  ascuchar,  neusp,  escuchar,  pg.  escu- 
tar,  pr.  escoutar,  fr,  öcouter,  altfr,  auch  ascouter  hören,  horchen;  von 
auscultare,  worüber  Caper  (Putsch  p.  2247)  bemerkt,  man  dürfe  nicht 
ascultare  sprechen,  so  daß  ihm  die  roman.  form  schon  bekannt  sein  mußte. 
Daher  it,  ascolta,  scolta,  sp.  escucha  wache,  schildwache. 

Aspo  und  naspo  it,,  sp,  aspa,  altfr,  hasple,  pic.  haple  gamwinde; 
vom  ahd.  haspa,  haspel.  Für  aspo  war,  wie  im  span,,  aspa  zu  erwarten, 
allein  das  genus  richtete  sich  nach  dem  aus  dem  vb.  in-aspare  neu  ge- 
bildeten naspo,  welches  romagnolisch  sowohl  naspa  wie  nasp  lautet,  sard. 
naspa. 


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I.   ASSAI— ASTORE.  29 

Assai  it.,  äUsp.  asaz,  pg.  assaz,  pr.  assatz,  fr,  assez^  adverbium, 
von  ad  satis,  einem  ähnlichen  pleonasmtis  wie  im  mlat  adplene. 

Assassino  ü.^  sp.  asesino,  pr,  assassi,  ansessi, /r.  assassin  meuchel- 
mörder.  Nach  Süvestre  de  Sacy's  Untersuchung  (Mem.  de  V Institut  1818. 
IV,  21  ff.)  entstand  das  wort  aus  dem  arab.  ^haschischin,  womit  man  di£ 
glieder  einer  secte  im  Orient  benannte,  die  durch  einen  aus  der  hanfpflanze 
bereiteten  trank  'haschisch  (Gol,  613)  betauscht  jeden  von  ihrem  ober- 
haupte,  dem  herm  des  berges  (schajch  algabal),  geforderten  mord  zu  ver- 
üben gelobten:  que  van  neys,  si  era  part  Fransa,  tan  li  son  obedien, 
aucire  sos  guerriers  mortals  die,  wenn  es  selbst  über  Frankreich  hinaus 
icfdre,  so  gehorsam  sind  sie  ihm,  seine  todfeinde  zu  tödten  gehn  Chx,  F,  10. 
Das  wort  kann  nicht  vor  dem  12.  jh.  in  Europa  bekannt  geworden  sein: 
drum  ist  eine  Urkunde  v.  j,  814,  worin  assassinium  vorkommt  Mural.  Änt. 
ital.  III,  31,  RPMon.  n,  17  falsch  oder  verfälscht. 

Assettare  it.  einrichten,  ordnen,  zieren,  zu  tisch  setzen^  pr,  assetar 
in  letzter  bedeutung;  zsgs.  it.  rassettare;  sbst.  it,  assetto  ptUz,  pr. 
assieta  einrichtung,  fr.  assiette  läge,  zustand,  eintheüung,  platz  der  tisch- 
genossen  (s.  Caseneuve),  daher  auch  tdler.  Ital.  assettare  heißt  über- 
dies verschneiden  (castrieren)  und  muß  in  diesem  sinne  von  secare  sectus 
herstammen,  aber  selbst  die  bed,  ordnen  knüpft  sich  an  die  von  secare 
abtheilen,  ebenso  ahd.  skeran  abschneiden,  skara  abschnitt,  skerjan  abthei- 
len, ordnen.  Das  goth.  satjan  (säzen)  kann  gegen  das  lat.  wort  nicht  in 
betracht  kommen.    Ital.  assetto  brettchen  ist  von  assis. 

As  so  it.,  5p.  pr.  fr.  as,  pg.  az  die  zahl  ^eins  auf  würfeln  oder 
karten;  vom  lat.  as,  das  eine  einheit  ausdrückt.  Muratori  ließ  sich  durch 
die  redensart  lasciare  uno  in  asso  d,  i.  einen  im  stiche  lassen,  zur  deu- 
tung  des  Wortes  aus  dem  mlat,  absus  ^ager  incultus^  verleiten,  da  diese 
redensart  vielmehr,  wie  vielleicht  auch  die  entsprechende  deutsche  (stich  = 
punct,  as),  aus  dem  spiele  entlehnt  sein  kann. 

Astore  ü,,  altsp.  aztor  FC,  nsp.  pg.  s^0T,pr.  jiustor,  cdtfr.  ostor, 
nfr.  antour  habicht.  Die  übliche  herleitung  ist  von  astur  asturischer  vogd, 
bei  Firmicus Matemus  (d.^jh,),  allein  die  lautgesetze  widersprechen:  astur 
konnte  nur  astre  geben.  Der  grammatiker  Caper  (bei  Futsch  p.  2247, 
vgl.  das.  Beda  p,  2778)  kennt  acceptor  als  einen  volksüblichen  ausdruck 
für  accipiter  (so  auch  in  hss.  der  L.  Sdl.  tit.  7)  und  hierzu  stimmt  der 
buehstabe,  z.  b.  sp.  azor  =  acceptorem  wie  rezar  =  recitare.  Wohl  mag 
die  lingua  rustica  an  acceptor  von  accipere  gedacht  haben,  als  sie  das 
mit  diesem  verbum  ganz  unverwandte  accipiter  umformte,  s.  Fott,  Etym. 
forsch.  H,  64,  Benfey,  Ztschr.  f.  vergl,  sprachf.  IX,  78,  Freilich  ist  pr. 
anstor  unorganisch  für  astor,  es  verhalt  sich  aber  wie  austronomia  zu 
astronomia;  besser  neupr.  astou.  Von  azor,  nicht  etwa  von  accipitrare 
zerfleischen,  von  GeUius  citiert,  leitet  sich  das  span,  vb.  azorar  schrecken, 
verwirren,  ursprüngl.  von  vögeln,  die  der  habicht  verfolgt,  perdiz  azorada; 
nach  Larramendi  vom  bask,  zoratu  den  verstand  verlieren,  allein  das 
ganz  entsprechende  sp.  vb.  amilanar  schrecken,   entmuthigen,   von  milano 


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30  I.  ASTRO— ATTURARE. 

hühnergeier,  so  wie  das  gleichbed.  cat  esparverar  von  esparver  sperber, 
erheben  jene  herleitung  über  jeden  jsweifel. 

Astro  it,  sp.  pg.j  astre  pr,  fr,  gestim,  auch  geschick,  glück;  von 
astrum.  Daher  sp.  pg.  astroso  unglücklich,  bei  Isidor  astrosus  'quasi 
malo  sidere  natus\  bei  Papias  astrosus  'quasi  malo  astro  natus;  altsp. 
astrugo  Bc.y  pr.  astruc  glücklich  (welches  Littre,  Eist,  litt  d.  l.  Fr. 
XXII,  35,  ohne  dem  ende  des  wortes  rechnung  zu  tragen,  mit  Menage  aus 
cdtfr.  mal-estruit  erklärt),  sssgs.  pr.  benastre,  benastruc,  altsp.  mal- 
astrugo  Alx.y  pr.  malastre,  malastruc,  altfr.  malostru  für  malastru, 
doJier  nfr.  malotru,  suffix  -uc  an  die  stelle  von  -os  getreten,  hei  Rabelais 
malautru  s.  Gachet;  dsgl.  it.  disastro,  sp.  desastro,  pr.  fr.  d^sastre  un- 
Stern,  vgl.  cdtcat.  per  astre  o  per  desastre  Chr.  d'Escl.  711". 

Astuccio  it.,  sp.  estuche  (estui  bei  Berceo),  pg.  estojo,  pr.  estng, 
estui,  fr.  ^tui  futteräl,  behältnis;  vb.  pg.  estojar,  pr.  estuiar,  estoiar, 
altfr.  estuier  verwahren.  Estug,  ^tui  fügen  sich  in  das  nihd.  stäche  stauche, 
futteral  für  den  arm,  schon  nach^  Adelung ;  astuccio  aber  {veron.  besser 
stuccip)  umrde  sich  genügend  nur  aus  einer  ahd.  form  stächjo,  wie 
guancia  aus  wankja^  herleiten  lassen.  —  [Estui,  6tui  detäet  Langensiepen 
(Herrigs  Archiv  XXV)  aus  Studium,  von  seilen  der  form  vollkommen  ge- 
nügend und  selbst  von  seilen  des  begriff  es  su  rechtfertigen:  es  hielte  sorg- 
fall,  sorgfältige  außewahrung,  it.  studiato  Jieißt  sogar  ^sorgfältig  bewahrt". 
Diese  etymologie  wird  noch  unterstützt  durch  die  altfr.  form  estudier  sich 
vorsehn,  sich  verwahren  Gayd.  p.  261,  welches  nach  Borel  (s.  Roq.)  für 
estuier  gesetzt  ward.  Aber  mangelhaft  ist,  daß  das  etymon  nicM  die 
völlig  gleichbed.  ital.  und  span.  Wörter  umfaßt,  sie  müßten  getrennt  werden.] 

Ataballo,  taballotY.^  ^.  atabal,  2^^.  atabale maumc^  pauke,  sonst 
auch  it.  timballo,  sp.  timbal  genannt;  vom  arab.  al-*tabl  attabl  Freytag 
III,  40^. 

Ataud  sp.pg.,  pr.  taut,  taue,  so  cdtfr.  tattt,  taüc,  neap.  tavuto  lade^ 
sarg;  vom  arab.  al-tabät  attabüt  mit  ders.  bedeutung  (Sousa;  fehlt  bei 
Engelmann,  der  es  aiso  nicht  als  arabisch  anerkennt). 

Attillare  it.,  sp.  atildar,  pg.  atilar,  pr.  atilhar  niedlich  putzen. 
Ital.  titolo  heißt  der  punct  auf  dem  i,  sp.  tilde,  pg.  til  ein  nöthiger  strich 
über  gewissen  buchstaben:  daher  konnte  man  mit  attitulare  (eigentl.  wohl 
*^kein  jota  verßessen)  die  Sorgfalt  im  putze  ausdrücken.  Das  ndat.  verbum 
findet  sich  überhaupt  für  bezeichnen  (schmücken?):  crucis  signaculo  fron- 
tem  eius  attitulans  DG. 

Atturare  it.  verstopfen,  sp.  pg.  aturar  aushalten  in  der  arbeit 
{wohl  für  aturarse),  cat.  pr.  aturar  arthalten,  aufhalten,  refl.  pr.  s'  aturar 
sich  stützen,  sich  anstrengen,  sbst.  atur  anstr engung;  mit  vertauschter 
Präposition  von  obturare  stopfen,  dalier  hemmen,  aufhalten  und,  wie  im 
deutschen,  sich  aufhalten  bei  einer  sache,  nicJU  davon  abgehen,  ausdauem. 
Das  span.  wort  hört  man  noch  jetzt  in  lat.  bedeutung.  Für  atturare 
findet  auch  turare  (daher  tura  dämm),  sp.  turar  statt,  worin  nur  eine 
abkürzung,  nicht  etwa  das  verlorene  lat.  simplem  turare,  zu  erkennen  ist. 


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I.  AÜGE-AVAEIA.  31 

Ange  itj  sp.  äuge,  pg.  äuge  höchster  pund;  vom  arab.  aug,  einem 
astronomischen  ausdruck  aus  dem  pers.  auk,  s.  Freytag  /,  69",  Vullers  J, 
140',  143\ 

Augurio  ity  sp.  agüero,  pg,  agouro,  pr.  auguri,  augur,  agur,  Vor- 
bedeutung, syncopiert  pr.  aür  (ahur),  oltfr.  eür,  neufr.  heur  glück;  vb.  it 
augurare,  sp.  angurar,  pr.  agurar,  fr.  augurer  weissagen,  pr.  ahurat, 
aUfr.  heflr^  beglückt^  wal.  urä  glück  wünschen;  von  augurium,  augurare. 
Zsgs.  pr.  bonatlr  s.  Honnorat,  cdifr.  boneür,  neirfr.  bonheur;  mal-attr, 
mdefir,  malheur  und  so  altfr.  bonettrö,  boneüret^;  it.  sciagurato,  esgs. 
sciaurato  (dreisäb.),  altsp.  xaurado,  nsp.  xauro  dend,  verlassen  y  von 
exauguratus;  sbst.  it.  sciagura,  sciaura.  Auch  it.  uria,  plurcdbildung 
von  augurium,  ist  hieher  jm  nehmen.  —  Bonheur  und  malheur  erklärt  man 
aus  bona  hora,  mala  hora,  welche  gleichfalls  und  zwar  in  ähnlicher  be- 
deutung  vorhanden  sind,  aber  von  den  ersteren  getrennt  werden  müssen. 
Im  altfr.  efir  wctrd  etl  durch  synärese  endlich  zu  eu  une  in  peur  aus 
peür,  und  in  dieser  gestalt  tritt  es  sehr  früh  neben  eü  auf.  Für  eur 
schrieb  'man  oß  heur,  vermuthlich  weil  man  an  hora  dachte.  Wäre  letz- 
teres aber  das  etymon,  so  müßte  sich  sein  genus  geändert  haben,  was  hier, . 
ICO  das  fem.  heure  in  jedermanns  munde  war,  schwerlich  angenommen 
werden  dürfte;  femer  müßte  sich,  die  alten  formen  erwogen,  langes  lat.  o 
(höra)  gegen  das  lautgesete  als  pr.  oder  fr.  u  dargestellt,  und  endlich  der 
einfache  vocai  eu  in  den  mehrfachen  e-u  gespalten  haben,  was  unmöglich 
ist.  So  entspricht  auch  heureux  dem  altfr.  ettreux  =  pr.  aüro»,  it. 
angQFOSo,  tnlat.  auguriosus;  horosus  kennt  weder  der  Lateiner  noch  der 
Romane. 

Aura,  ora  it.,  sp.  pg.  pr.  chw.  aura,  altfr.  ore  (la  ore  LJ.  486'^, 
bone  ore  Rou  II,  146,  bon'  ore  eurent  e  suef  vent  MFr.  I,  364)  luft, 
sanfter  wind;  von  aura.  Abll.  sind:  pr.  au  rat,  altfr.  or4;  pr.  auratge, 
aUfr.  orage  windeshauch  (lo  dous  auratge  zephyr,  lo  fer  auratge  Sturm- 
wind), nfr.  orage,  woher  sp.  orage,  stürm;  vb.  sp.  orear,  cat.  oretjar 
erfrischen,  auslüften,  daher  sbst.  or6o,  oretj,  dsgl.  ü.  oreggio,  pr.  aurei 
frisches  lüftchen.  Verschieden  von  oreggio  scheint  dt.  orezzo  {auch 
orezza),  das  auf  eine  abl.  auritium  weist,  verkürzt  rezzo  kühle,  schattige 
stelle;  in  einer  andern  form  arezzo  verflacMe  sich  der  lat.  diphthong  zu 
9k  wie  in  ascoltare,  wenn  hier  nicht  vielmehr  aer  eingegriffen  hat. 

Avania  it.  pg.,  avanie  fr.  Schabernack,  plackerei,  dsgl.  kopfgeld 
dar  Christen  unter  türkischer  herr schaß;  soll  ein  türkisches  oder  vielmehr 
semOisches  wort  sein,  neugr.  aßavia,  s.  Ducange,  Glossar,  med.  graecit. 

Avaria  it.  pg.,  sp.  averia,  haberia,  fr.  avarie,  ndl.  avarij,  haverij, 
diseh.  hafarei,  havarie  Seeschaden,  schaden  an  schiff  oder  ladung  cntf  der 
See;  adj.  sp.  averiado,  fr.  avarij  durch  das  seewasser  beschädigt  (von 
waaren).  Daneben  gelten  noch  andre  bedeutungen:  abgäbe  der  schiffe  zwr 
mUerhaUung  des  hafens  (franz.  dtsch.)  oder  abgäbe  von  wahren,  die  über 
See  gekn  (span.).  Die  gewöhnliche  herleüung  ist  von  hafen;  sie  nimmt 
also  an,  daß  die  zuletzt  genannten  bedeutungen  vorausgiengen,   wiewohl 


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32  I.   AVOCOLO-AZZARDO. 

dasMaUenische  und  niederländische  dieselben  nickt  eu  kennen  scheinen. 
Doay,  Oosterl.  22^  hat  deni  wort  im  arabischen^  und  ewar  im  dassisch 
arabischen,  eine  neue  quelle  eröffnet  Hier  bedeutet  *awär  sbst  gebrechen, 
auf  waaren  belogen  beschädigung :  das  wort  kam  mit  dem  handd  nach 
dm  italienischen  Seestädten,  romanisiert  avaria.  In  der  niederl.  varicmte 
haverij  stammt  h  aus-  dem  arabischen  laute  ain,  welches  auch  anderwärts 
vorkommt. 

Avocolo,  vocolo  it.,  fr.  aveugle  blind;  vb.  it.  avocolare,  fr. 
aveugler,  pr.  avogolar  blenden.  Das  gemeinromanische  adjeäiv  ist  caecus, 
auch  im  cdtfr.  ciu  vorhanden  TCant.  app.,  nur  dem  Dacoromanen  ab- 
gehend, der  es  mit  orbus  ersetzt,  s.  unten.  ItcA.  avocolo  ist  außer  ge- 
brauch gekommen,  avocolare  dauert,  selbst  in  mundarten,  noch  fort.  Was 
das  adjectiv  betrifft,  so  muß  man  die  erklärung  mit  ab-oculus,  gebildet 
wie  ab-normiS;  a-mens,  so  daß  es  ^ohne  äugen  bedeutet,  gelten  lassen,  wie 
denn  auch  die  miitelgr.  spräche  ano  ofn/naTCüv  oder  ä7t6(.ifAaTog  für  i^ofi- 
^avog  sagte;  es  mag  aber  eine  erkünstelte  büdung  sein,  da  sie  sich  schlecht 
assimiliert  hat.  Die  Casseler  glossen  enthalten  albios  oculos  ^staraplinter, 
,  nach  Eckhart  s.  v.  a.  albioculus,  qui  nil  nisi  album  in  oculis  habet;  aber 
in  albiocülus  ist  wohl  eher  eine  umdeutung  denn  eine  alte  form  von 
aveugle  zu  suchen.    S.  Ältrom.  glossare  p.  120. 

Avoltore',  avoltojo  it.,  pr.  voltor,  fr.  vautour  geier;  von  volturius 
raubvogd;  sp.  buitre,  pg.  abutre,  von  vultur.  Äbgel.  sp.  buitron  rd>- 
hühnemetz,  fischreuse;  auch  fr.  ^pervier  hat  die  bedd.  sperber  und  fischnetz. 

Avorio  it.,  pr.  avori,  evori,  fr.  ivoire  (m.)  dfenbein;  vom  ad- 
jeäiv  eboreus. 

Avventura  it.,  sp.pg.  pr.  aveütura,  fr.  aventure  (daher  unser  aben- 
teuer,  mhd.  äventiure  f.)  ereignis,  seltsames  ereignis,  zufaU,  glück,  gefahr 
(aventure  de  mort  todesgefahr  Ben.  I,  46),  besonders  auch  ritterlicher 
Zweikampf;  von  advenire  ankommen,  woraus  die  ausschließlich  rom.  bed. 
begegnen;  ebenso  einigt  fr.  arriver  beide  begriffe.  Aventura  vertrat  auch 
die  stelle  der  göttin  Fortuna:  de  las  grausas  dels  homes  fo  Aventura 
faita  deuessa  LR.  III,  506. 

Azzardo  it.,  fr.  hasard  (h  asp.  mhd.  hasehart),  ^.  azar,  cat.  atsar 
Wagnis,  glücksfall,  sp.  pg.  azar  unglückswurf,  unglückskarte,  unglück,  im 
spätem  nitat.  ludus  azardi  glücksspiel;  vb.  azzardare,  hasarder  aufs 
spiel  setzen,  wagen,  mlat. Indexe  ad  azarum.  Altfr.  hazart  bedeutd  auch  würfd- 
Spider,  hazarder  dem  Würfelspiel  ergeben  sein,  s.  Garpentier.  Anderswo 
dient  es  zur  Verstärkung  der  negation,  d.  h.  es  drückt  dne  unbedeutende 
Sache  aus:  ne  valent  pas  un  hasart  NF.  Jub.  II,  90.  Üblich  ist  der 
ausdruck  geter  hasart  FC.  III,  288,  Ren.  II.  159.  Vergldcht  man  die 
franz.  form  mit  den  übrigen,  so  schdnt  d  zugesetzt  wie  in  blafar-d,  ho- 
mar-d  u.  a.,  it.  azzardo  aber  daher  entlehnt:  das  acht  ital.  wort  ist 
augenschdnlich  das  veraltde  zaro  PPS.  U,  255,  jdzt  fem.  zara  spiel  mü 
drd  toürfdn  (il  giuoco  della  zara  Purg.ß,  1),  dgentl.  wurfvon  drd  assen. 
An  versuchen,   dem  schtvierigen  werte  auf  die  spur  zu  kommen,  fehlt  es 


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L  AZZURRO-BACCALAEE.  33 

nicht;  Baynauard  hatte  sogar  eu  dm  nordischen  Äsen  seine  euflucht  ge- 
nommen. Gegen  die  beliebte  herleitung  aus  dem  lat.  as  in  der  bed.punct 
im  würfelspiei,  geringster  wurf,  daher  wagnis,  gefahr  (Le  Duchat)  streitet 
leider  das  rom,  Zy  das  sich  als  ts  im  cot.  atsar  zumal  deutlich  ausspricht. 
Bess&r  nähme  man  azar  für  eine  abl.  at^  dem  altsp.  auce  (abce)  Schick- 
sal (s.  n.  b),  woher  auch  aci-ago  unglücklicher  zufaU;  war  aber  alsdann 
nicht  azi-ardo  ssu  erwarten?  Doch  ließe  sich  eur  Unterstützung  dieser 
etymologie  noch  das  gleichfalls  auf  einen  stamm  az  weisende  aUfr.  haz- 
eter  (wütfdn)  geltend  machen.  Weder  dem  buchstaben  noch  dem  begriff 
genügt  arab.  'darr  schade  Freyt.  IH,  lOK  Besser  in  beiden  beziehungen 
passt  hebr.  zarah  bedenkliche  sacke:  ihm  aber  würde  eher  ein  roman. 
feminin  entsprechen,  das  sich  nur  in  dem  erwähnten  neuital.  zara  findet. 
Man  erwäge  daher  noch  arab.  jasara  würfeln,  jasar  unirfelgesellscJiaft, 
würfdpartie,  dem  man  den  vorzug  vor  allen  zuerkennen  dürfte  (denn  arab. 
8  [sin]  kann  roman.  z  u?erden),  wäre  der  wegfaU  des  anlautes  so  leicht 
hinzunehmen;  in  Jasmin  findet  er  nicht  statt.  —  [Die  bed.  Würfel  befrie- 
digt vollkommen:  da  aber  in  jasara  ein  anstoß  zu  liegen  scheint,  so  bietet 
Mahn  p.  6  dc^s  vulgär-arab.  zehär  unirfd,  zsgz.  zär,  une  es  auch  türkisch 
heifity  mit  artikd  azzar.  JEÜne  andre  vermuthung  bei  Jos.  v.  Hammer: 
sp.  azar  konwne  von  arab.  assr  Schwierigkeit,  was  von  seilen  des  begriffes 
wenig  zusagt.  —  Von  einer  würfelparthie  erzählt  das  artige  fabliau  de 
S.  Pierre  et  du  jougleor  FC.  III,  282,  woraus  über  die  art  und  weise 
di^es  Spiels  einiges  zu  lernen  ist.] 

ÄzznrrOy  azzaolo  it.,  sp.  pg.  azul,  pr.  fr.  azar  dunkelblaue  färbe; 
vom  pers.  lazvard,  daher  lapis  lazuli,  der  saphir  der  alten,  arab.  läzvardt 
lazurähnlieh  Freyt.  IV,  76^.  Das  anlautende  1,  welches  man,  wie  Rösler 
hemerkty  für  den  artikel  halten  mochte,  fiel  im  romanischen  dh. 


B. 

Babb^o,  babbaccio,  babbano,  babbuasso  it.  schwachkopf, 
gimpd;pr.  babau,  pic.  baba  geck;  it.  bäbbole,  fr.  babioles iinderpos^en. 
Densdben  stamm  fühlt  man  im  synonymen  lat.  babulns  Äpulej.,  wozu  man 
noch  nehme  baburpus  ^st%dtus  Ol.  Md.,  baburra  "^stuUitia  Gl.  Placid.y  vgl. 
ir.  kymr.  baban  kind,  puppe,  engl,  babe,  babby. 

Babbuino  it.,  sp.  babuino,  fr.  babouin  eine  art  offen,  pavian; 
augenscheinlich  gleiches  Stammes  mit  dem  fr,  b  ab  ine  offen-  oder  kuMefze, 
muthmaßlich  verwandt  mit  dem  mundartl.  deutschen  bäppe  maul;  vgl. 
unten  be£fa. 

Baeealare  it.,  pr.  bacalar^  fr.  bachelier,  aus  letzterem  it.  baccel- 
liere,  ^.  bachiller^  pg.  bacbarel.  Die  eigentliche  heimath  dieses  Wortes 
ist  Frankreich  und  der  span.  nordosten,  wo  baccalarins  zunächst  der  be- 
sitz&r  eines  großem  bauemgtUes,  einer  baccalaria  war  (seit  dem  9.  jh. 
vorkommend).    Sodann  gieng  der  ausdruck  auf  den  ritter  über,   der  zu 

S 


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34  I.   BACCHETTA— BADAKE. 

unvermögend  oder  noch  au  jung  war,  um  ein  eignes  hanner  mu  fuhren^ 
und  woU  einem  fremden  folgte;  endlich^  und  dies-  ist  die  heutige  hedeu- 
tungj  auf  den  der  sich  im  besita  einer  dem  doctorgrade  untergeordneten 
akademischen  würde  befindet,  in  welchem  sinne  es  in  baccalanrens  umge- 
deutet ward:  so  bei  Camoens  do  baccharo  e  da  sempre  verde  louro  Lusiad. 
3,  97.  Was  die  etymologie  betrifft,  so  ist  hier  nur  zu  verneinen:  bas- 
cavalier  niederer  ritter  kann  es  nicht  sein,  das  verbietet  die  geschickte  des 
Wortes  und  die  grammatik,  die  für  das  verschwinden  des  s  keinen  grund 
kennt;  auch  baculus  fügt  sich  nicht  in  die  form,  vollkommen  zwar  das 
mit  baculüS  gleichbed.  gad.  bachall,  ir.  bacal,  allein  über  den  logisd^en 
Zusammenhang  werden  sich  nur  unsichere  vermuthungen  vorbringen  lassen. 
—  [Eine  neue  Untersuchung  theilt  LUtre  mit,  s.  den  Kritischen  anhang 
p.  14.  Bachelier  scheine  aus  vassal  entstanden,  mit  dem  es  die  doppelte 
bed.  lehnS'  und  kriegsmann  gemein  habe;  das  fem.  bachelette,  wofür  sich 
auch  baisselette  finde,  sei  offenbar  derselben  herkunft;  b  aus  v  mache 
keine  Schwierigkeit,  auch  8S  könne  in  oh  übergehn,  daher  das  nüat.  ca  in 
bacalaria.  Allein  ch  aus  ss  ist  vorsichtiger  weise  nur  da  anzuneh- 
men, wo  letzteres  ein  9  repräsentiert:  lat.  faciam,  fr.  fasse,  pic.  fache. 
Ferner,  sicher  ist,  daß  wenn  fnan  ein  franz.  wort  loUinisierte,  che  in  ca 
verwandelt  ward;  ob  aber  diese  Verwandlung  bei  einem  so  früh  vorkom- 
menden Worte  wie  bacalaria  cmzunehmen  sei  und  ob  die  prov.  spräche  ihr 
bacalaria  aus  lat.  Urkunden  geschöpft  habe,  ist  eine  andre  frage.  Später 
hat  Gachet  dieses  wort  behandelt.  Auch  er  bringt  es  mit  vassal  in  Ver- 
bindung, tritt  aber  in  betreff  seiner  herkunft  GhevaUet  bei,  der  diese  im 
celt.  bachan  (klein)  u.  s.  w.  findet.] 

Bacchetta  it.,  baqueta  sp.,  bagaette  fr.  dünner  stecken,  gerte; 
von  baculus  mit  verändertem  suffix,  s.  solche  fälle  Rom.  gramm.  U,  280. 

Bacino  it.,  aUsp.  pr.  bacin,  fr.  bassin  becken.  Die  älteste  spur 
desselben  scheint  bei  Gregor  v.  Tours  vorzuliegen:  cum  duabus  pateris 
ligneis,  quas  vulgo  bacchinon  vocant,  s.  Ducange,  worin  bacchinon 
(bacchinos?)  mit  cch  an  Bacchus  angeknüpft  sein  könnte,  s.  Wacker- 
nagel,  Umdetäschung  p.  15.  In  den  Isidor.  glossen  findet  sich  auch  das 
einfache  bacca  ^vas  aqmriuni.  Man  leite  es  nicht  aus  unserm  becken, 
dem  nur  ein  it.  bacchino,  fr.  baquin  gerecht  wäre,  da  deutsches  k  nicht 
in  c  ausartet,  vgl.  unten  franco.  Au^  demselben  gründe  muß  auch  das 
ndl.  bak  napf,  mulde  zurücktreten.  Das  wort  kann  in  früher  zeit  aus 
einem  alteinheimischen  stamme,  z.  b.  dem  celt  bac  höhlung  abgdeitet  sein, 
so  daß  es  anfangs  bakinus  (woraus  ahd.  bechtn),  nachher  bacinus  ge- 
sprochen ward.  Muthmaßlich  desselben  Stammes  ist  it.  bacioccolo 
beckenartiges  tonwerkzeug,  dessen  primitiv  in  bacioca  ^patera^  Gloss.  er- 
ford.  p.  278^  vorzuliegen  scheint.     Vgl.  bacia  II.  b. 

Bacio  it.,  richtiger,  aber  minder  üblich  bagio,  sp.  beso,  pg.  beijo, 
pr.  bais  kuß;  vb.  baciare  ff.  küssen,  auch  als  Substantiv  gebraucht;  von 
basium,  basiare,  meist  bei  dichtem. 

Badare  it,  pr.  cot.  badar,    cdtfr.  baer,   beer,  nfr,  bayer,    noch 


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I.   BADILE-BAGASCIA.  35 

mundarÜ.  (in  Berry)  bader.  Es  bedeutet  1)  den  mund  aufsperren,  gaffen: 
8o  im  prov.  cot.  franjs.,  so  im  aUitci.  boca  badhadha  Bonves,,  bocca 
badada  Mur,  Ant.  itäl.  IV,  434,  prov.  auch  verhöhnen  (?),  occ,  badado 
hahngeläehter;  2)  verweilen^  harren,  vergeblich  harren  (dastehn  mit  offnem 
maul)^  ital.  prov.  altfr. ;  3)  nach  etwas  verlangen,  trachten,  itai.  altfr.  (das 
maul  darnach  aufsperren,  lechsen).  Sbst.  pr,  bada  schildwache,  adv. 
de  bada,  en  bada,  äUfr.  en  bades  umsorgst,  it.  stare  a  bada  mit  offnem 
maule  dastehn,  harren.  Für  dieses  wort  gibt  es  alte  Zeugnisse,  mit  rückr 
sieht  auf  wdche  die  bed.  'd<is  maul  aufsperren  an  die  spitae  gestellt  wer- 
den mußte,  nanUich  in  den  Md.  glossen  badare  'hippitare,  oscitare\  in 
deh  Erfurter  glossen  p.  276"  battat  'ginath*  d.  i  gähnt,  besser  batat 
*ginaih^  in  einer  andern  hs.  Mone's  Aneeig.  VII,  137.  Es  ist  von  nicht 
gang  gesichertem  Ursprünge.  Die  celtischen  sprachen  scheinen  keine  pas- 
sende wured  eu  enthatten:  bret.  bada  staunen  wird  wohl  eben  so  gut 
romanisch  sein  wie  badalein  (Imouille)  gähnen,  das  nicht  aus  erst^erem 
herstammen  kann,  sondern  das  pr.  badalhar  sein  muß;  doch  läßt  sich 
etwa  aUirisch  bdith  ihor,  pinsel  (maulaffe)  Zeufi  I,  37  anmerken.  Buch- 
stäblich genügend  ist  ahd.  beitön,  früher  baidön,  säumen,  harren,  doch 
hängt  einiger  eweifel  daran,  weil  es  der  offenbar  ältesten  bedeutung  von 
badare  nidit  genügt.  Letzteres  konnte  selbst  aus  einem  naturausdrucke 
ba,  der  das  aufthun  des  mundes  bezeichnete,  entstanden  sein,  so  daß  man 
eiwa  ba-are  ba-d-are  eu  gründe  legen  müßte.  —  Abgeleitet  ist  it.  badig- 
liare,  sbadigliare,  sbavigliare,  pr.  badalhar,  ältfr.  baailler,  nfr.  bäiller 
gähnen;  fr.  badaad,  j>r.  badau  maulaffe,  geck;  ebenso  pr.  badoc,  baduel, 
badia;  auch  fr.  badin  scherzhaft,  badiner  «cA^^er^,  indenwbb.desl6.jh. 
mit  ineptus,  ineptire  übersetzt;  it.  baderla  einfältiges  weib,  vb.  oom.  ba- 
derla  die  zeit  verlieren,  chw.  baderlar  schwatzen,  plaudern. 

Badile  ü.,  badil,  badila  sp.  feuerschaufd;  von  batillum. 

Baga  sp.  packseil,  pr.  bagua,  altfr.  bagae  bündel,  vgl.  lomb.  baga 
weinsehlauch;  daher  abgel.  it.  bagaglia,  pr.  fr.  bagage  gepäck.  Das 
unlat.  wori,  über  welches  Diefenbach,  Goth.  wb.  1,  343,  nachzulesen  ist, 
findet  sich  wieder  im  gael.  bag,  kymr.  baich,  bret.  beac'h  last,  bündel,  vb. 
gad.  bac  hindern,  nord.  baga  dass. 

Bagascia  it.,  sp.  bagasa  (umgestellt  gavasa),  pg.  bagaxa,  pr.  ba- 
goassa,  altfr.  bagasse,  bajasse  u.  s.  f.  feile  dime.  Eine  bedeutung  wie 
diese  ist  so  verschiedenen  auffassungen  unterworfen,  daß  die  ausdrücke 
aß  schwer  zu  ergründen  sind.  Stellt  die  endung  assa  das  roman.  suffix 
=  tat.  -acea  vor,  itäl.  in  ascia  verwandelt,  so  müßte  das  wort  aus  baga 
(pack)  abgeleitet  sein,  was  keinen  befriedigenden  sinn  gäbe.  Vielleicht  ist 
es  cdtisch:  kymr.  baches  bedeutet  Weibchen,  von  bach  klein;  oder  arab., 
b&gez  schändlich  Freyt.  I,  139^,  worauf  schon  Muratori  vermuthete,  oder 
bagf  metze  Freyt.  I,  140^.  Vom  ältfr.  wort,  das  gleich  dem  arab.  bag! 
auch  dienerin  heißt  (NFC.  1,  104),  bildete  sich  das  dimin.  baisele 
diensimädche9$,  auch  bachele,  wofür  man  ein  primitiv  bagache  ver- 
mufhen  muß. 


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36  L  BAGATELLA-BAILO. 

Bagatella  ü.  Ueinigkeit,  taschenspiderei,  daher  sp.  bagatela,  fr. 
bagatelle  in  ersterer  bed.,  der  alten  prov.  spräche  noch  nicht  bekannt. 
Muratori  zieht  es  atis  dem  modenes.  vb.  bagattare  pfuschen^  huddn^ 
das  er  aus  dem  arab.  bagata  (mischen)  entstehen  läßt.  Eigentlich  aber 
setzen  beide  Wörter ^  nebst  bagattino  kleine  kupfermünze,  ein  subst. 
bagatta  oder  baghetta  voraus^  das  etwa  aus  dem  alten  rom.  baga  (s.  oben) 
abgeleitet  eine  geringe  habseligkeit  ausdrücken  mochte;  im  parmesan.  ist 
bagata  in  dieser  bedeutung  vorhanden. 

Bagno  it.f  sp.  bafio,  pr.  banh,  fr.  bain  bad;  vb.  bagnare  /f.,  fr. 
baigner;  von  balneum  mit  ausgestofienem  1,  da  balgno  nicht  jm  sprechen 
war  (daraus  auch  das  bask.  mainhua).  Das  wal.  bae  (fem.  plur.)  ent- 
stand aus  dem  lat.  bajae,  von  dem  die  übrigen  sprachen  keinen  gebrauch 
gemacht  haben. 

Bagordo  und  bigordo  it.,  dUsp.  bohordo,  bofordo,  äUpg.  bofordo, 
bafordo  (in  Urkunden  bufurdium),  pr.  beort,  biort,  zsgg.  bort,  dUfr.  bo- 
hort,  bonhourt;  behort  ein  ritterliches  spiel,  dsgl.  die  waffe  dazu;  vb.  it. 
bagordare  ff.  lanzen  brechen.  In  Frankreich  rannte  man  einzeln  zu 
pferd  mit  der  lanze  nach  der  quintaine  (s.  Bucange  v.  quintana,  Aübri 
im  Ferabr.  p.  168—162,  Alex.  14,  30),  in  Spanien  schleuderte  man  den 
bafordo  nach  dem  tablado  (Alx.  666,  vgl.  bomaren  [bordaren?]  e  tiraren 
a  taulat  Chr.  d^Escl.  687''),  in  Deutschland  war  der  bühurt  ein  kämpf- 
spiel,  wo  schaar  gegen  schaar  stand.  Daß  bohorder,  denn  von  der  franz. 
form  ist  auszugehn,  ein  ursprünglich  deutsches  wort  sei,  lehrt  fast  mit 
gewifiheit  die  aspirata,  die  sich  im  spanischen  als  i  {man  erwäge 
faraute  von  h^raut),  im  itdl.  als  g  (gufo  für  huette)  darstellt.  Offenbar 
ist  es  ein  compositum,  das  zweite  wort  führt  natürlich  auf  harten  stoßen, 
allein  dies  letztere  gestaltete  sich  im  roman.  so  verschieden  {altfr.  harter, 
nicht  horder),  daß  man  davon  abgehen  und  sich  an  das  deutsche  bürde, 
ahd.  hurt,  ältfr.  horde,  vb.  horder,  halten  muß,  auch  stimmt  hordeYs  um- 
zäunung  formell  genau  zu  bohordelfs  ritterspiel.  Hourdum  bedeutet  ndat. 
s.  V.  a.  das  erwähnte  sp.  tablado  gerüste  s.  Garpentier,  noch  jetzt  im 
Hennegau  hourd.  Ganz  zweifelhaft  bleibt  das  erste  wort  der  Zusammen- 
setzung. Ist  die  waffe  die  grundbedeutung,  so  könnte  es  aus  botar  her- 
rühren: bot-hort  bohort  (t  schwand  vor  der  aspirata)  würde  etwas  nach 
dem  gerüste  stoßendes  bedeuten.  ^  Einen  weiteren  beitrag  zur  deuttmg 
dieses  Wortes  liefert  Gachet  p.  60^. 

Bailo,  balio  it.,  sp.  bayle,  pg.  bailio,  pr.  baue,  altfr.  bail  p/leger, 
erzieher,  Verwalter,  amtmann,  fem.  it.  baila,  balia,  pr.  chw.  baila  amme; 
it.  balfa,  sp.  pr.  bailia,  altfr.  baillie  Verwaltung,  vogtei;  it.  heAiYOy  pr. 
bailiea,  fr.  bailli  landvogt;  vb.  it.  balire,  pr.  bailir,  altfr.  baillir  ver- 
walten, dsgl.  pr.  bailar,  altfr.  bailler  darreichen,  wal.  hdk  pflegen,  er- 
ziehen,  daher  beiat  knabe  (pflegling).  Lat.  bajulas  heißt  träger,  mlai. 
(z.  b.  bei  Lupus  Ferr.)  erzieher,  hofmeister,  eigentl.  wer  kinder  trägt  oder 
leitet,  ganz  deutlich  im  fem.  baila  ausgesprochen,  daher  pfleger,  land- 
Pfleger.  Aus  bajulus  baj'lus  ward  das  roman.  bailo;  lat.  bajulare  tragen 


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I.  BAIRE-BALCO.  37 

erhielt  sich  buehstäblich  im  äUfr.  und  mäartl.  bailler,  vgh  sard,  baliai 
ertragen, 

*  Baire  ü.  erstaunen;  altfr.  acfj.  baYf,  hmneg.  bahi  erstaunungsvoll; 
Bsgs.  ü.  sbaire,  pr.  esbahir,  fr.  4bahir,  s.  v.  a.  baire,  woM  auch  sp. 
embair  einem  ein  hlendwerk  vormachen^  eigentl.  in  erstaunen  setzen,  he- 
täuben?  Man  hält  es  für  einen  naturausdrucky  indem  man  das  darin  vor- 
iommehde  bah  als  eine  heeeichnung  des  erstaunens  nimmt  und  wirklich 
kommt  eine  solche  interj.  im  neuprov.  vor,  s.  HofinorcU:  es  wäre  also  mit 
badare  von  verwandter  entstehung.  In  dem  i)on  einem  etymologen  heran- 
gezogenen ahd.  abaiiön  verabscheuen  widerstrebt  vornweg  die  bedeutung. 

Baja  it.,  sp.  pr.  sard.  babia,  fr.  baie  bucht,  hafen.  Isidorus  führt 
dieses  altroman.  wort  als  ein  lateinisches  an:  hnno  portum  veteres  a  ba- 
jalandis  mercibns  vocabant  baias.  Frisch  findet  seinen  Ursprung  im  fr. 
bayer  den  mund  offen  haben,  klc^en^  wie  denn  auch  baie  überhaupt  für 
etwas  offen  stehendes  gebraucht  wird,  und  diese  erklärung  scheint  sich 
durch  die  catod.  form  badia  von  badar  (öffnen)  au  bestätigen,  deren  d  im 
Span,  schon  vor  Mdors  zeit  ausgefallen  wäre.  Andre  erblicken  in  babia 
ein  bask.  wort^  daher  der  name  Bayona  zsgs.  aus  baia  hafen  und  adj. 
ona  gut;  andre  ein  cdtisches,  gael.  bädh  oder  b&gh^  wozu  die  verschiedenen 
roman.  formen  recht  wohl  zu  stimmen  scheinen. 

Baja  it.,  sp.  pg.  vaya,  fr.  baie  posse,  fqpperei;  davon  it.  bajuca 
posscj.  Ueinigkeit.  Stammt  es  aus  Italien,  so  dürfte  man  an  gr.  ßaiog 
(Klein,  gering)  denken;  aus  Frankreich,  so  könnte  es  identisch  sein  mit 
baie  beere  d.  h.  unbedeutende  Sache.  Der  specieUe  sinn  des  Wortes  aber 
verträgt  sich  besser  wohl  mit  pr.  bada,  dem  das  altfr.  baie  entspricht, 
vergdHiches  harren,  adv,  en  bada  umsonst,  zur  posse,  fr.  donner  la  baie, 
sp.  dar  vaya  einem  etwas  nichtiges  vormachen,  einen  anfuhren,  vgl.  oben 
badare  mÜ  seinen  ableitungen. 

Bajo  it.,  sp.  bayo,  pr.  bai,  fr.  bai  braun  (von  pferden);  von  dem 
sdtnen  tat.  badias,  das  Varro  gleichfalls  von  der  färbe  der  pferde 
braudU.  Eine  abt.  ist  fr.  baillet  bleichroth  (wieder  nur  von  pferden), 
latinisiert  badiolettus;  pr.  baiart  s.  v.  a.  bai;  eine  andere  it.  bajocco 
eine  kupfermünze,  von  der  färbe  benannt  wie  das  fr.  blanc,  das  dtsche 
wei&pfennig. 

Balascio  it.,  sp.  balax,  balaxe,  pg.  balais,  balache,  pr.  balais, 
balach,  fr.  balais  ein  edelstein,  genannt  nach  seinem  fundorte,  dem  chanat 
Badakschan  (Balaschan,  Balaxiam)  in  der  nahe  von  Samarkand.  Man 
sehe  Ducange  t;.  balascns,  Bitter,  Erdkunde  von  Asien  V,  789. 

Balaüstro  ü.,  balaüstre  sp.,  balnstre  fr.  kleine  säule  eines  gelän- 
ders;  daher  it.  bai  ans  tr  ata  u.  s.  w.;  von  balanstium  (ßaXavamov) 
biüthe  des  wilden  granatbaumes,  it.  balaAstra,  wegen  einer  ahnlichkeit  der 
form  (Crusca,  Caseneuve). 

Bai  CO  und  palco  it.  gerüst,  Stockwerk,  von  letzterer  form  das  sp. 
pg.  palco;  äbgel.  it.  balcone,  sp.  balcon,  pg.  balcäo,  fr.  balcon  erker. 
SänmtUch  aus  dem  ahd.  balcho,  palcho  baUcen,  ndd.  balke  komboden, 


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38  I.   BALDACCHINO  ^BALISA. 

vgl.  ältn.  bälkr  ver^äunung.  Die  pie.  mundart  hesiUt  das  deutsche  wort 
in  seiner  eigentlichsten  bedetUung,  banque  poutre.  Andre  finden  den  Ur- 
sprung von  balcoüe  im  pers.  balkan  jsinne  der  mauer  (Vullers  /,  260*). 

Baldacchino  it,  sp.  baldaquiD,  fr.  baldaquin  thronhimmel;  vom 
ital.  Baldacco  Bagdad,  woher  ursprünglich  der  dasfu  gebrauchte  aus  gdd- 
fäden  und  seide  gewebte  stoff  kam;  diese  bedetUung  eeigt  noch  das  aUfr. 
baudequin,  ss.  b.  lors  veissiez  genz  acesmer  de  samiz,  de  dras  d'outremer, 
de  baadequins  d'or  ä  oiseans  Romvart  p.  582,  und  altsp.  balanquin: 
balanquines  e  purpuras,  xamit  et  escarlata  Bc.  p.  276^  21.  Vgl.  Frisch 
l  51'. 

Baldo  it.y  pr.  baut,  altfr.  altcat.  band  heckj  üppig,  frohUch;  pr. 
baudos  dass.;  sbst.ü.  baldore,  pr.  oZ^r.  baudor  übermuih,  fröhlichkeü^ 
ü.  baldöria  freudenfeuer;  vb.  dUii.  sbaldire  PFS.  I,  66,  pr.  aUfr. 
esbaudir  heckj  üppig,  fröhlich  werden;  vom  goth.  balths  (bei  Jomandes 
und  im  adv.  balthaba),  ahd.  bald  u.  s.  w.  kühn,  freimüthig,  vb.  goth. 
balthjan  ff.  sich  erkühnen.  Die  südwestlichen  ^rächen  besÜMen  einen 
gleichlautenden  stamm  in  folgenden  und  einigen  andern  Wörtern:  baldo 
leer,  entblöfity  de  balde  und  en  (em)  balde  verg^ens,  unnütz y  baldio 
unbenutzt,  brach,  balda  unnütze  Sache,  mangd,  schwäche,  baldar  hm- 
dem,  lähmen  (unnütz  machen),  baldon,  baldao  beschimpfung  (dgenä. 
wohl  unnützlichkeit,  vgl.  aUsp.  en  baldon  =  en  balde,  daher  werthlosig- 
keit,  schimpf),  baldonar,  baldoar  beschimpfen.  Sind  diese  Wörter  gleid^ 
faUs  germanischer  herkunft,  so  gieng  der  begriff  der  keckheü  in  den  der 
eitdkeit  über,  wie  z.  b.  das  ahd.  gemeit  übermüthig  und  vergeblich  zugldqh 
bedeutet.  Dieser  Vorgang  ist  aber  nicht  wahrscheinlich,  theüs  weü  der 
grundbegriff  ^kühn  im  span.  nirgends  vertreten  ist,  theUs  weü  die  span. 
derivata  von  den  übrigen  ganz  verschieden  sind.  Man  hält  sich  also 
besser  an  die  herleitung  aus  dem  arab.  ba'tala  unnütz  sein  Gol:  287,  das 
sich  in  batla  balda  verwandeln  konnte  wie  spatula  in  espalda,  rotnlus 
in  rolde. 

Balicare  it.  (nur  balicä  lonU>.),  aUfr.  baloier  sich  hin  und  herbe- 
wegen, schwanken,  flattern,  cat.  balejar,  sp.  pg.  a-balear  gäreide  schwin- 
gen; etwa  von  ballare  tanzen?  oder  entstellt  aus  banicare?  s.  banda* 
Prov.  balaiar  flattern,  patschen  läßt  sich  formell  nicht  damit  vereinigen. 

Balla  it.,  sp.  pr.  bala,  fr.  balle  kugel,  runder  pack;  augm.  it. 
ballone,  sp.  balon,  /r.  ballon.  Da  die  ital.  spräche  für  balla,  ballone 
auch  palla,  pallone  erlaubt,  so  ist  die  nächste  herkunft  des  roman.  Wortes 
aus  dem  glekhbed.  ahd.  balla,  palla,  mhd.  bal,  altn.  böUr  (von  Benecke 
aus  einer  deutschen  würzet  erklärt)  fast  unzweifelhaft,  welche  formen  sich 
dem  Italiener  unmittelbarer  darbieten  mußten  als  gr.  ßalkeiv,  TiaU^ry 
sbst.  nalla. 

Balisa  sp.  pg.,  balissa  cot.,  balise  fr.  pfähl,  reisbündd,  tonne  u.  dgl. 
zur  bezeichnung  gefährlicher  stellen  am  eingange  der  häfen  (Dict.  de  VAc. 
frang.),  ndd.  bake.  Ein  it.  baligia  feihlt,  daher  die  franz.-üal.  Wörter- 
bücher balise  umschreibend  übersetzen,  der  prov.  ausdruck  ist  gaviteou. 


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I.   BALLABE-BAMBO.  39 

Es  ist  nicht  eu  ermiUdn,  ob  das  wort  nur  den  zweck  der  bemerkten  gegen- 
ständCj  also  b.  b.  merkseichen,  wamung^  oder  ob  es  einen  dieser  gegen- 
stände selbst  ausdrücken  seil.  Indem  man  von  der  letzteren  ansieht  aus- 
gieng,  haben  einige  es  aus  palus  pali  abgeleitet,  palitia,  wiewohl  sich  das 
anlautende  p  gerade  im  span.  und  franz.  fast  niemals  zu  b  J^erdbläßt: 
dem  sp.  paliza  (prügel  d.  h.  schlage)  ist  diese  abkunft  nicht  zu  bestreiten. 
Chevallet  entgeht  dieser  Schwierigkeit^  indem  er  es  aus  dem  ndl.  balie 
(zuber)  leitet;  aber  ein  zuber  ist  nicht  mit  tonne  zu  verwechseln j  abgerech- 
net dafi  der  Niederländer  sein  balie  nicht  in,  dem  sinne  von  balisa  an- 
wendet.   Der  herkunft  des  seemännischen  wertes  ist  also  noch  nachzuspüren. 

Ballare  it.^  sp.  pg.  bailar,  pr.  balar,  altfr.  baler  tanzen;  sbst.  it. 
haUo y  sp.  pg.  baile,  pr.  fr.  bal  tanz.  Schon  im  ältesten  mlatein  trifft 
man  ehoreis  et  ballationibus  Gl.  Isid.,  wofür  ein  kritiker  helluationibus 
vorschlägt  (Jahrb.  f.  phü.  XIIL  suppl.  p.  238),  wiewohl  es  diesen  glossen 
an  wüaJt.  wertem  nicht  fehlt  Ballare  scheint  abgeleitet  aus  dem  roman. 
balla  kugdy  boUj  daher  ital.  auch  pallare  wie  palla;  das  sp.  bailar  ruht 
€mf  einem  ursprünglichen  balear  (vgl.  guerrear,  manear)  mit  Versetzung 
des  e  baelar  bailar,  ältsp.  noch  bailar,  pg.  balhar.  ^Das  ballwerfen  war 
im  mittdalter  wie  bei  den  Griechen  ein  mit  gesang  und  tanz  verbundenes 
spidy  daher  in  den  romanischen  sprachen  ballare  tanzen.  So  Wacker- 
naget,  Jitfr.  Ueder  p.  236.  Wie  das  ballwerfen  auf  das  tanzen  über- 
getragen  ward,  so  im  altsp.  bailar  auf  das  singen;  im  walach.  erfolgte 
das  tanzen,  iacare,  aus  dem  spielen.   Eine  abl.  ist  it.  ball  ata  ff.  tanzlied. 

Balzare  it.  hüpfen,  springen,  in  die  hohe  prallen,  pr.  balear? 
Fer,  276]  sbst.  it.  balzo,  cat.  bals,  altfr.  baus  BCam.  320  prall,  Sprung, 
ital.  (tuch  klippe,  wofür  überdies  fem.  balza;  verstärkt  it.  sbalzare 
schleudem,  sich  schwingen,  sbst.  sbalzo.  Die  heimath  des  wertes  ist  sieht- 
barUeh  Italien,  wo  es  sich  am  meisten  ausgebreitet  (vgl.  noch  balzellare, 
baizalloni):  um  so  wahrscheinlicher  ist  herkunft  aus  gr.  ßaXki^eiv  hüpfen, 
springen,  tanzen. 

Bambagio,  bambagia  it  baumwolle,  maxi,  bombds;  von  bombyx 
(ßo^ßvB)  Seide,  baumwolle,  mittelgr.  ßafißaxiov,  mied,  bambacinm.  Daher 
f^.  bambagino,  sp.  bombasf,  fr.  bombasin,  basin  baumwoUner  stoff, 
lat.  ad$.  bombycmus. 

Bambo  U.  kindisch,  einfältig,  sp.  bamba  einfältiger  mensch  (nach 
Cavarruvias);  abgd.  it,  bambino,  bämbolo  und  bdmbola,  bamboccio 
(hieraus  fr.  bamboche),  sp.  bambärria  '(m.)  Und,  puppe,  kindischer 
mensch  u.  dgl.,  Ostreich,  bams  kind,  bützd.  Der  stamm  dieser  bildungen 
ist  der  des  lat.  bambalio  bei  Cicero,  des  gr.  ßa^ßaXog,  vb.  ßafußaXi^eiv, 
ßafißcdyuy  stammeln.  Auch  im  sp.  bamba  .^chaukd,  bambolear  schau- 
kdn^  wiegen,  banibdn,  norm,  bamboler  dass.,  waUon.  bambi  wackeln, 
bürg,  yambe  bewegung  der  glocke  ist  er  anzunehmen,  wie  auch  it.  bambo- 
leggiare  schäkern,  kindereien  treiben  (von  bambolo  kind)  buchstäblich  mit 
sp.  bambolear  zusammentrifft.  Vgl.  auch  das  verwandte  babbeo.  Ital. 
bimbo  kind  scheint  nichts  anders  als  eine  ablautende  form  von  bambo. 


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40  I.   BANCO-BANDO. 

Banco  it.  sp.  pg.,  fr.  banc  tafd  oder  tisch  e.  h.  der  weekder, 
ruderhanky  Sandbank^  eimmerbock  u.  dgl.,  das  span.  tvort  auch  in  der  bed. 
scanmum^  pr.  banc  nur  in  leteterer  und  so  fem.  it.  sp.  pg.  pr.  banca, 
fr.  banque  (auch  bancbe  felsengrund  in  der  see  Dict.  de  Trio.);  vom 
ahd.  banch  (f.),  mhd.  banc  (m.  f)  scamnum.  Zwar  auch  kymr.  banc 
(gael.  binnse),  aber  die  ital.  nd>enform  panca  spricht  deutsche  herhmfi 
an.  Algd.  it.  banchiere  ff.  Wechsler^  mensarius;  banchetto  ff.  hank- 
chen,  dsgl.  gasterei:  da  sich  aber  beide  bedeutungen  jnemlich  ferne  liegen^ 
so  scheint  man  die  jsweüe  aus  dem  vb.  banchettare  gastereien  hcdten^ 
welches  ursprüngl.  ^tische  und  bänie  rüsten  bedeuten  konnte^  gebogen  su 
haben,  entsprechend  dem  mhd.  benken:  hie  wart  gebenket  schöne,  tnoch 
unde  bröt  Üf  geleit  Wb.  /,  84. 

Banda  it.  sp.  pr.,  bände  fr.  binde,  streif y  bände  d.  i.  trty^;  vom 
goth.  bandi  (f.),  ahd.  band  (n.)  Dsgl.  it.  bandiera,  sp.  bandera,  pr. 
bandiera,  baneira,  fr.  banniere  fahne  {daher  unser  panier),  vgl.  goth, 
bandya  reichen,  und  Patd.  Diac.  1,  20:  vexillum,  quod  bandom  appel- 
lant;  s.  darüber  Muratori,  Amt.  ital.  11,  442;  femer  it.  bandolo,  ban- 
doliera,  fr.  bandouli^re  u.  dgl.  Das  einfache  bannom  findet  sich  nur  im 
aitfr.  ban,  sofern  es  die  bed.  fahne  zeigt,  beispiele  bei  Ducange;  dieprov. 
denkmaler  gewähren  nur  das  compos.  auri-ban,  welches  Baynouard  tut- 
richtig  mit  arrihre-ban  übersetzt,  vgl.  die  stdle  on  a  mot  anriban  e  trop 
mot  ric  penon  GÄlb.  2637;  es  ist  goldbanner  wie  anriflamma.  Vb. 
sp.  bandear,  pr.  bandeiar,  baneiar  hin  und  her  schwenken  (wie  eine 
fahne),  intrans.  sich  bewegen,  flattern,  oitfr.  banoier  G.  Chäart  11,  341, 
esbanoier  dass.,  gleicher  bed.  mhd.  baneken  s.  Orimm  II,  1000,  worin 
noch  die  älteste  roman.  form  banicare  zu  erkennen  ist,  die  sich  auch 
deutlich  im  comask.  bangä  schwanken  ausspricht. 

Bando  it.  sp.  pg.,  pr.  ban,  fr.  ban  öffentliche  Verkündigung;  vb.  it. 
bandire,  sp.  pr.  bandir,  pg.  bandir,  banir,  fr.  bannir  öffenUich  verkün- 
digen, daher  partic.  it.  bandito  öffentlich  ausgerufener,  verwiesener,  strafieur 
rauher.  Das  wort  kommt  frühe  im  nüatein  vor,  wo  bannnm  ediäum,  inter- 
dictum,  bannire  edicere,  dtare,  relegare  heißt.  Es  ist  deutscher  herkunft 
(Ghrimm,  Bechtsält.  732);  zu  beachten  ist  aber,  daß  das  rom.  bandire, 
bannire  nicht  wohl  aus  dem  starken  vb.  bannan  entstehen  konnte,  wdches 
bannare,  banner  gegeben  hätte,  es  stimmt  mit  seiner  cof^ugationsform 
besser  zum  goth.  bandvjan  bezeichnen,  andeuten,  dessen  nebenform  banyjan 
zugleich  das  roman.  bannir  zu  erklären  scheint;  andre  deutsche  dialeete 
können  das  im  gothischen  so  einfl/ußreiche  ableitende  y  entbehrt  haben. 
Vgl.  den  vorigen  artikel,  der  mit  dem  gegenwärtigen  innerlich  zusammen- 
hängt. Auch  die  gael.  spräche  besitzt  bann  in  der  bedeuttmg  des  engl 
band  und  ban;  das  sogleich  zu  nennende  attfr.  arban  kann  aber  seine 
herkunft  aus  dem  deutschen  gar  nickt  verläugnen.  S.  über  bando  auch 
Diefenbach,  Ooth.  wb.  I,  299,  wo  germanischer  Ursprung  oder  wenigstens 
sehr  frühe  aneignung  vermuthet  wird.  —  Eine  abl.  ist  pr.  aitfr.  bandon, 
fast  stets  mit  vorgesetzter  partikel  k,  1)  =  ban:  vendre  gage  k  bandon; 


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I.   BARA-BARATTO.  41 

S)  wittkür,  eigenü.  preisgebung:  prenez  tot  k  Yostre  bandon.  Aus  diesem 
adv.  k  bandon  gestdUete  sich  wieder  ein  shst.  pr,  fr.  abandon,  it.  ab- 
bandono,  abgekürzt  bandono  hingehmg^  vh.  abandonar  ff.  hingeben, 
überlassen.  Eine  sss.  ist  fr.  arri^reban  aufgebet  eum  kriegsdienst,  ent- 
stdU  oder  umgedeutet  aus  ahd.  bariban  heerbann,  mlat.  haribannum,  arri- 
bannom;  näher  der  Urform  liegt  das  aitfr.  arban  frohndienst^  s.  Du- 
cange  s.  v.  heribannam.  Eine  andre  zss.  ist  ältfr.  forbanir  durch  öffent- 
lichen ausruf  des  landes  verweisen  (for  =  lat.  foras),  itäl.  nur  forban- 
Düto,  aUfr.  sbst.  forban  Verweisung,  dsgl.  (concret)  verwiesener,  Seeräuber, 
nfr.  no(h  in  leteterer  bedeutung,  mlaf.  forbannitns  in  der  L.  Rip.,  ferban- 
nitas  in  der  L.  Bai.,  beide  nach  MüJlenhoff  (zur  L.  Scd.  p.  282)  von  ver- 
sdiiedener  Zusammensetzung.  Ein  weiteres  compositum  ist  it.  contrab- 
bando,  fr.  contrebande  Übertretung  einer  Verordnung,  schleichhandd. 

Bara  it.,  fr.  bar  Dict.  de  Trev.,  üblicher  bi^re,  pr.  bera  todtenbahre, 
tragsessd,  chw.  bara  leiche;  vom  ahd.  bära,  ags.  bser,  bSre,  ndl.  berrie; 
m  letzteres  fügt  sieh  auch  neupr.  berio  {für  beria)  tragkorb. 

Baracane  it.,  sp.  barragan,  pg.  barregana,  pr.  barracan,  fr.  bar- 
rtcan,  bonracan,  ein  stoff  von  Ziegenhaar,  daher  nhd.  bercan  und  bar- 
cbeDt;  vom  arab.  barrakän,  barkan  eine  (schwarze)  kleidung  Gol.  263, 
Frtjft.  I,  113*,  nach  Sousa  persischen  Ursprungs,  s.  baraka  kleid  oder 
ädff  aus  kameelhaar  VuOers  I,  224: 

Baracca  it.,  barraca  sp.,  baraqne  fr.  hätte,  zeit;  abgeleitet  aus 
barra  stange  wie  it.  trab-acca  aus  trabs.  Span,  etymologen  hellen  es  aus 
dem  arabischen. 

Baratto  ü.,  aUsp.  barato,  pr.  barat,  fr.  barat,  fem.  ältsp.  cot.  pr. 
barata,  alifr.  barate  betrügerischer  handd  oder  tausch;  vb.  it.  barat- 
tare,  aUsp.  pg.  cai.  pr.  baratar,  äl^r.  bareter  bösen  handel  treiben, 
prdlen,  rupfen,  überhaupt  tauschen  und  täuschen,  altpg.  baratar  zerstören, 
8Bo$.;  zsgs.  it.  sbarattare,  sp.  pr.  desbaratar,  cdtfr.  desbareter  zu 
gnmde  richten  (einen  um  alles  bringen) ;  selbst  nfr.  baratter  buttern 
(durcheinander  rühren,  verwirren?)  dürfte  hieher  zu  rechnen  sein.  Aus 
tf.  barare  {betrügen)  konnte  baratto  auf  regdmäßige  weise  nicht  entstehen. 
Die  aUnord.  spräche  besitzt  bar&tta  kcmpf,  und  Dante  Inf.  2  t  31  braucht, 
wie  Muratori  in  dieser  beziehung  anmerkt,  baratta  in  gleichem  sinne,  allein 
es  bedeutet  ihm  gewiß  nichts  anders  als  das  altfr.  barate  Verwicklung  oder 
geKÜkl  in  der  schkuht  s.  Gh.  des  Sax.  11,  30,  altsp.  barata  PC;  auch 
würden  die  begriffe  kämpf  und  betrug  (Verwicklung)  schwerlich  hand  in 
hand  gehn.  Die  ahd.  spräche  bietet  bala-räti  nequitiae  Graff  II,  467, 
dies  würde^  jedoch  fr.  banrai  oder  baudrai  hinterlassen  haben.  Ein  wort, 
das  dem  begriffe  genügt,  ist  gr.  Ttgarteiv  handeln,  geschäfte  machen, 
tniffe  brauchen  (wofür  jetzt  Trqay^avsvuv  gesagt  wird) ;  von  den  griechi- 
sAen  kaufleuten  konnte  es  das  dbendland  entÜhnen.  Wegen  b  aus  gr.  tc 
vgl.  bette  von  nv^ig  u.  a.  und  wegen  der  einschiebung  eines  vocales  in 
dm  com^i^ieierten  anlaut  it.  calabrone  von  clabro  für  crabro  (andre  bei- 
^ide  Bom.  gramm.  I^  302).    Der  Serbe  hol  augenscheinlich  dasselbe  wort. 


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42  I.   BARBACANE-BARDASCIA. 

bar&tati  geschäfte  treiben.  —  Das  neusp.  barato  heißt  wohlfeü,  ohne  mühe^ 
stibst.  woMfeäheit,  baratar  unter  dem  werthe  verkaufen^  und  wird  van 
J.  V.  Hammer  aus  dem  arab.  bar&t  (bara'h)  immunitas  Freyt.  /,  102*  er- 
klärt  Dagegen  ist  einzuwenden,  daß  die  arab.  std)stantiva  auf  at  im 
span.  die  spätere  oder  vulgäre  form  ah  reflectieren  (bara  müßte  es  heißen) 
und  daß  diese  bedeutung  sich  doch  den  obigen  anlcnüpfen  läßt. 

Barbacane  it.  (m.),  sp.  pr.  barbacana,  pg,  barbacäo,  fr.  barba- 
cane  brustwehr  mit  Schießscharten  vor  der  hauptmauer  einer  festung, 
churw.  vrlt.  barbachaun  Stützmauer;  nach  Vossius  De  vit.  serm.y  arabischer 
herkunft,  was  aber  Muratori^  Ant.  ital,  IJ,  456,  bestreitet,  Pougens, 
TrSsor  J,  137  wieder  behauptet.  Persischen  Ursprung  erkennt  ihm  Wedg- 
wood  zu,  nämlich  von  bäla-khaneh  oberes  zimmer  (woher  a«<e&balcone 
stammen  soll),  ursprüngl.  ein  vorragendes  fenster  zum  schütze  des  ein- 
gangs. 

Barbecho  sp.,  barbeito  pg.  brachfdd;  von  veryactnm  dass.  Im 
nordwesten  ward  anlautendes  y  wie  in  andern  fällen,  zu  g  und  so  ent- 
sprangen die  formen  pr.  garag,  fr.  gurret,  denen  im  süden  v(ü.  gnaret, 
cat.  guret  entsprechen.  Im  ital.  ist  das  wort  nur  mundartlich,  wie  sard. 
(logud.)  barvattn;  dafür  hat  die  Schriftsprache  maggese. 

BsiT C2i  it.  sp.  pg.  pr.,  barc^  wal.,  barqne/r.  kleines  lastschiff,  schon 
im  frühesten  nüatein:  barca,  qnae  cnncta  navis  commercia  ad  Utas  portat 
Isid.  19,  1,  19.  Das  übliche  prov.  bar  ja,  (dtfr.  bärge,  nfr.  berge  (bar- 
qne  ist  fremd)  verlangt  jedesfaUs  bärica  als  älteste  form  {vgl.  carriea 
Charge,  serica  serge)  und  diese  könnte  erwachsen  sein  aus  gr.  ßagig  kahn 
(baris  bei  Properz)  wie  auca  avica  aus  avis;  der  griech.  schifferausdrücke 
gibt  es  im  romanischen  mehrere.  Dagegen  verweist  Wackemagd  (Haupts 
Ztschr.  IX,  673)  auf  ältn.  barkr,  das  sich  mit  börkr  zusammenstMen 
lasse,  ein  aus  rinde  (borke)  gebautes  schiff. 

Barda  it.  sp.,  barde  altfr.  pferdehamisch  von  eisenblech,  altfr. 
champ.  barde  auch  zimmeraxt  GVian.  1998,  wai.  bard^  dass.,  dai/gpih. 
partou  hackmesser,  dsgl.  pg.  barda,  fr.  barde  speckschnitte,  die  man  um 
ein  stück  braten  legt,  port.  auch  sattel;  abgel.  fr.  bar  de  au  scJnndd,  it. 
bardelia,  fr.  bardelle,  pr.  bardel  platter* sattel,  reitküssen;  it.  bardotto, 
fr.  bardot  lastthier,  das  der  treiber  reitet  (satteUhier).  Diese  büdungen 
erinnern  theils  an  (xhd.  barta,  ndl.  barde  hacke,  theils  an  nord*  bardi 
schüd;  aber  pg.  barda  in  der  bed.  hecke,  zäun,  span.  domichte  mauerbe- 
kieidung,  sind  sie  mit  Larramendi  auf  bask.  abarra  da  d.  h.  ^es  ist  ge-  ' 
zweige  zurückzuführen?  Das  sp.  albarda  saumsattd  (auch  speckschnitte 
=  pg.  barda)  leitet  man  dagegen  aus  dem  arab.  al-barda'ah  unterläge 
des  satteis  Gol.  253,  Freyt.  I,  106\   s.  Monti,  Agg.  al  vocab.  II,  2,310. 

Barda s ei a  it.,  bardaxa  sp.,  bardache  fr.  (m.)  pathicus;  voma/rab. 
bardag  sklave?  Oölius  p.  263.  Das  lomb.  und  piem.  bardassa  bedeutet 
überhaupt  nur  knabe,  bei  bardassa  ist  =  bei  fanciuUo,  und  auch  das 
sard.  bardascia  hat  diese  bedeutung  neben  der  andern.  Über  oi^r.  bar- 
dache Stange  s.  Qrandgagnage  v.  bardahe. 


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I.   BARGA— BARONE.  43 

Barga  sp.  aUpg.,  fr,  berge  hohes  abhängiges  ufer;  vielleicht  ein 
uraltes  toartj  wenigstens  kein  germanisches^  vgl.  kymr.  bargodi  überhängen^ 
hervorspringen,  bargod  rand^  dachtraufe, 

Bargagno  ö.,  pr.  barganb,  fem.  pg,  pr.  barganha  Unterhandlung, 
aUfr.  bargaine  ceremonie  Bog,;  vb.  it.  bargagnare,  pg.  pr.  barganhar 
feUsehen,  handdn,  fr.  bargaigner  (für  bargaigner,  vgl.  grignon  IL  c.) 
kmekem^  eaudem.  Das  mlat.  barcaniare  Cap.  Cor.  Calv.  beeeugty  daß  g 
aus  c  entstand  und  so  ruM  das  wort  vielleicht  auf  barca  fahreeug,  daSy 
nach  Isidors  definüion,  die  waaren  hin-  iAnd  herbringt,  so  daß  bargagno 
das  hm-  und  herhandeln  bedeutete.  Das  suffix  aneum  Mldet  swar  sonst 
keine  abstracta  aus  concreten  begriffen^  allein  seine  bedeutung  läßt  sich  bei 
der  spärliehkeit  seines  Vorkommens  überhaupt  nicht  auf  das  genaueste  be- 
stimmen. Genin^  Beer.  phä.  /,  279,  erkennt  in  diesem  wort  ein  compo- 
säum,  bestehend  in  der  roman.  partikel  bar  (für  bis)  und  gagner;  aber 
sowohl  das  mlat.  barcaniare  wie  die  unwandelbare  gestalt  der  sübe  bar, 
die  weder  in  bis  noch  in  bes  noch  in  ber  umschlägt,  hauptsächlich  aber 
die  form  gSLgn,  wofür  guadagn  u.  s.  w.  zu  erwarten  war,  kurz,  aUes  ist 
gegen  ihn. 

Bargello  it.,  sp.  pg.  barrachel,  aitfr.  barigel  häscherhauptmann; 
vom  ndai.  barigildus  (barigildi  et  advocati  in  einem  capitular  v.j.  864), 
sieher  ein  deutsches  wort,  aber  von  unklarem  Ursprung.  S.  Chimm,  Rechts- 
äUerthömer  314. 

Baritono  it.  sp.^  pg.  baritom,  fr.  vrlt.  baryton  stimme  zwischen 
ienor  und  bass;  vom  gr.  ßagvrovog  grobstimmig ^  nicht  vom  lat.  barrltns, 
mirams  nur  baritöne  werden  konnte. 

Baro  und  barro  it.  falscher  Spieler,  schurke;  augm.  barone;  vb. 
barare,  barrare  Schelmerei  treiben.  Die  herkunft  dieses  Stammes,  der 
80  einfach  nur  im  ital.  vorkommt,  ist  noch  unauf gehellt;  buchstäblich  passt 
zwar  zu  baro,  barone  das  ndat.  bams,  baro,  die  begriffe  aber  einigen 
sieh  nicht.  Dessdben  Stammes  sind  etwa  folgende  warten  pr.  baran  be- 
trug; it.  baroeco  wucher;  altsp.  baruca  list;  it.  barnllo  Obsthändler 
(vgl.  treccare  betrügen,  trecca  hökerweib);  sp.  baraja,  pg.  pr.  baralha, 
altfr.  berele  Ruteb.  I,  78.  II,  117  Verwirrung,  hader;  vb.  barajar,  ba- 
nlhar,  bamlbar  durcheinanderwerfen,  in  Unordnung  bringen. 

Barone  it.,  sp.  varon,  pg.  varäo,  pr.  bar  (acc.  baro),  altfr.  ber 
{aec.  baron),  nfr.  baron  ursprüngl.  mann  wie  lat.  vir,  auch  ehetnann:  pr. 
lo  bar  non  es  ereat  per  la  femna,  mas  la  femna  per  lo  baro  non  est 
ereatus  vir  propter  mülierem,  sed  mulier  propter  virum.  Daher  bedeutet 
es  auch  mannhaft,  kräftig;  altfr.  Earlemaine  nostre  emperere  ber  Hol. 
ed.  Mich.  p.  x  r/;  ne  sui  pas  si  preux  ne  si  ber  NF.  Jub.  L  p.  214; 
pr.  barnatge,  oMfr.  baronie,  bamie  tapferkeit,  embarnir  kräftig 
werplen  LB.  Daneben  zeigt  sich  bereits  im  prov.  und  altfr.  die  bed. 
großer  des  reiche,  lehensträger,  ^o  z.  b.  im  Leodegar  str.  9  baron  franc 
frmldsche  große.  Die  ältesten  deutschen  rechtsbücher  nehmen  es  gleich- 
fdls  für  mann  im  gegensatz  zum  weihe:  tarn  baronem  quam  feminam 


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44  I.   BARONE. 

L.  Bip.y  barum  yel  feminam  L.  Ahm,,  in  der  L,  8dl.  ist  baro  der  frei- 
gehorency  in  den  capihüarien  Karls  des  kahlen  sind  barones  die  proceres 
oder  vassallen,  daher  auch  baro  dem  Joh.  de  Garlandia  ^gravis  et  authen- 
ticus  vir  bedetäet,  gravis  vidleicht  mit  anspielung  auf  das  lautverwandte 
gr.  ßagig.  Neben  dem  nüat.  und  romanischen  begegnet  noch  ein  clas- 
sisches  baro;  bei  Cicero,  der  es  öfter  braucht,  hei  fit  es  thor^  pinsel;  dies 
aber  könnte  andrer  herkunft  sein.  In  den  schölten  zum  Persius  wird  ihm 
die  bed.  servus  müitum  beigelegt  und  gallische  herkunft  angewiesen,  und 
snemiich  übereinstimmend  übersetzt  es  Isidorus  mit  mercenarius  und  leitet 
es  aus  gr.  ßagvg  stark,  grob,  Mortis  in  laboribus\  Auch  in  einer  oZornon- 
nischen  Urkunde  v.  j.  744  sind  parones  servi.  Die  notig  des  schoUasten 
muß  irgend  einen  grund  haben.  Sucht  man  im  ceUischfin,  so  findet  sich 
ein  dUgad.  bar  held,  also  zusammentreffend  mit  dem  altfr.  ber,  sofern 
dies  einen  tapfem  mann  bezeichnet.  Eine  zweite  gael.  bed.  trefflicher 
mann  rührt  an  die  des  Joh.  de  Garlandia.  Als  eigennamen  bemerkt  man 
das  wort  im  frühen  ndatein  nicht  uhhäufig,  z.  b.  bei  Fumagalli  p.  91  (v. 
j.  792);  davon  zu  unterscheiden  ist  Bero  ursus.  Dies  sind  in  edler  kürze 
die  das  wort  betreffenden  thatsachen;  seine  herkunft  ist  noch  nicht  mit 
Sicherheit  ermittelt.  Vor  allem  mufS  seine  abstammung  aus  dem  eelt.  bar 
als  eine  den  prov.  und  franz.  Sprachgesetzen  widersprechende  hypothese 
abgelehnt  werden.  Es  flectiert  mit  beweglichem  accent  (bar  barön)  und 
alle  Wörter  dieser  classe  rühren  entweder  aus  dem  latein.  (drac  dragön, 
Iure  lairön)  oder  aus  dem  deutschen  (Uc  Ugön)  her;  der  cdt.  Sprachbau 
bot  keinen  anlafi  zu  solchen  flexionen.  Es  bleibt  also  hier  nur  zweierlei 
übrig.  Entweder  ist  unser  baro  lateinisch,  wozu  die  bemerkung  des  scho- 
liasten  aber  nicht  wohl  passt,  oder  es  ist  germanisch  und  dem  widerspricht 
die  bemerkung  des  schoUasten  nicht,  da  die  Bömer  germanische  leicht  mü 
gallischen  umtem  verwechselten.  Zu  der  bed.  servus  militum  (last-  oder 
packträger  der  Soldaten)  stimmt  nämlich  ahd.  bero  (acc.  berun,  beron)  träger, 
vom  vb.  beran,  goth.  bafran,  welches  Ulfilas  für  q)OQ€lv  und  ßaataCßiv  gebraucht. 
Das  Substantiv  hat  sich  im  althochd.  nicht  erhalten,  ist  aber  nach  dem 
altfries.  bera  vorauszusetzen.  Hieraus  das  altfr.  ber,  acc.  baron  mit  üb- 
licher Verwandlung  des  tonlosen  e  in  a.  D€J>ei  muß  freilich  eingeräumt 
werden,  da/i  der  Provenzale,  dem  der  Wechsel  zwischen  e  und  a  {vgl.  auch 
altfr.  lerre  larron)  nicht  genehm  ist,  den  vocal  des  accus,  auch  auf  den 
nomin.  übertragen  habe.  Aus  der  bed.  träger,  lastträger  müßte  sieh  die 
bed.  starker  bursche,  kerl  (fortis  in  laboribus)  und  endlich  hieraus  die 
bedd.  mann,  lehensmann  entwickelt  haben.  Es  bleibt  aber  auch  dies  eine 
hypothese,  die,  wenn  sich  der  latein.  Ursprung  des  Wortes  gegen  die  sage 
von  seiner  fremden  herkunft  begründen  laß,  von  selbst  verschunndet.  Man 
vgl.  noch  mhd.  bar  Wb.  I,  88.  142.  In  ital.  mundarten  tritt  unser  wort 
in  einem  bescheideneren  sinne  auf:  cotn.  bergam.  bar,  piem.  berro,  romagn. 
berr  heifit  undder,  lothr.  b^rra  {d.  i.  b^rard)  dass.,  man  sehe  einen  ent- 
sprechenden fall  unter  marrone  II.  b.  —  [Herkunft  aus  beran  vermuthete 
auch  MüUentioff  zur  L.  Sal.  p.  279.  Weitere  Untersuchungen  über  daß 
wichtige  wort  s.  bei  Diefenbach,  Orig.  europ.  p.  260.] 


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L   BARRA-BASTAEDO.  45 

Barra  it.  sp.  pr.j  barre  fr.  Stange^  riegd;  daher  sp.  birrio,  pr. 
eai.  barri  schutawdiTf  totülj  vorstadt,  nüat.  barrium  (aera  987);  fr.  bar- 
rean;  it.  barriera,  sp.  barrera^  fr.  barriöre  u.  a.;  vb.  sp.  barrar,  bar- 
rear,  fr.  barrer.  Aus  dem  cdtisehen^.  kymr.  bar  (m.)  ast  u.  s.  w.  s.  Liefen- 
hoch,  CeU.  ly  184r  vgl.  mhd.  bar,  barre  in  den  raman.  bedeutungen.  Das- 
selbe wart  ist  auch  enthaiien  im  ahd.  sparro,  vb.  sperran,  woraus  sich  die 
ital.  formen  sbarro,  sbarra,  sbarrare  gestaltet  haben  können^  nicht 
eben  müssen,  da  diese  spräche  den  anlaut  häufig  mit  s  verstärkt.  Noch 
sind  einige  ableitungen  bu  erwähnen:  sp.  barras  Stange^  sfsgs.  sp.  emba- 
razoy  fr.  embarras  Sperrung,  hindemis,  vb.  embarazar,  embarrasser, 
dsgL  fr.  d^arrasser;  wohl  auch  ^rp..  barri ca,  fr.  barrique  tonne^  daher 
barricata  verrawnelung  (aus  fässem  und  ähnlichen  Sachen  bestehend); 
a.  barile,  sp.  pg.  barril,  fr.  baril,  kymr.  baril,  gad.  baraill,  wosfu  noch 
sp.  l>arral  große  flasche  kommt.  Auch  frane.  Ortsnamen  wie  Bar-sur-Aube, 
Bar-Ie-Duc  werden  stu  diesem  stamme  gerechnet.    S.  auch  baracca. 

Bas 8  0  it.y  sp.  baxo,  pg.  baixo,  pr.  bas,  fr.  bas  niedrig;  vb.  bas- 
sare  /f.  Das  Md.  glossar  hat  bassns  Wassus^  pinguii^  das  Gloss.  vetus 
p.  511  bassas  'pingues  oves\  bassum  ^non  aUum\  Papias  bassns  ^curtus, 
kumilis  (nicht  profundus).  Die  grundbed.  ist  also  wohi  die  erstere:  in 
der  thai  heißt  it.  bassotto  dick,  äÜfr.  bas  breite  gedrungen,  z.  b.  une 
maison  longhe  et  assez  basse  SSag.  p.  169;  ele  a  basses  hanches  et 
basses  jambes  NF.  Jub.  11,  260,  wo  an  die  bed,  tief  nicht  eu  denken  ist. 
Man  erinnert,  was  seine  herkunft  bdrifft,  an  gr.  ßaooußv  und  celt.  b&s, 
welchem  letzteren  die  roman.  bed.  seicht  zusteht'^  aber  ist  dies  nicht  ent- 
Idmt  und  würde  sich  b&s  so  leicht  in  span.  baxo  verwandeln,  das  ein 
doppeUess  verlangt?  Das  wort  muß  vielmehr  ein  acht  latein.  sein:  schon 
das  atte  Born  kannte  es  als  zunamen,  dergleichen  auf  körperliche  eigen- 
schoflen  zielend  sich  viele  vorfinden^  und  hier  passt  die  bed.  der  glossen 
trefßch.  Auch  Papias  sagt  basus  'curtus^  a  base,  et  (nomen)  proprium 
est  Als  eigenäicher  name  begegnet  es  z.  b.  in  einer  Urkunde  des  6.  jh. 
Marin,  p.  197",  die  zss.  Campobassum  in  einer  andern  v.  j.  635  BrSq. 
p.  136^.  Diefenbach,  Goth.  wb.  I,  282,  ist  geneigt^  bassus  'dick^  ganz 
von  bassns  'niedrig^  zu  trennen,  vielleicht  ohne  noth:  bassas  konnte  das 
in  die  breite,  nicht  in  die  höhe  gehende,  das  gedrungene  bezeichnen,  worin 
sieh  die  begriffe  dick  und  kurz  berühren.  —  Aus  dem  adjectiv  entstand 
das  ^>st.  it.  basso  untertheü,  fr.  bas  strumpf  (eigenU.  abgekürzt  aus  bas- 
de-chansse,  vgl.  haut-de-chausses),  sp.  baxos,  pg.  baixos  (pl.)  unter- 
Udder,  auch  fußbeldeidung,  ein  wort,  womit  das  lat.  baxea  (ort  schuhe, 
bei  Flautus),  welches  fr.  baisse  erzeugt  haben  würde,  gewiss  nicht  zu- 
sammenhängt. 

Bastardo  it.  sp.  pg.,  bastartj^r.,  bätard^r.,  m2a^.  bastardus  U7^t^- 
siens  seit  dem  11.  jh.  uneheliches  kind.  Entstehung  aus  dem  folgenden 
bttsto  ist  wohl  kaum  zu  bezweifeln,  da  auch  aitfr.  fils  de  bast,  entstellt 
fils  de  baSy  gesagt  ward:  fille  de  bast  schon  im  Aubery  p.  11,  fr^re  de 
bas  6€J  CarpenÜer,  fiUe  le  roy  Henris  de  bas  (im  reime)  DC.  Aufweiche 


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46  I.   BASTO-BATTERE. 

anschauung  sich  aber  dieser  attsdruck  ^kind  des  saumsattds  bejriehtj  isi 
nicht  so  leicht  ins  Tdare  zu  bringen.  —  [Mahn  p.  17  gibt  eine  anspre- 
chende erUärung  dieses  ausdrucJcs.  Das  deutsche  bankert  kommt  beka$mt- 
lieh  von  bank  und  heißt  eigentlich  der  auf  der  bank,  im  gegensatee  zum 
bett^  erzeugte  (vgl.  Grimms  R.  A.  475).  Der  roman.  amdruck  kind  des 
saumsattels  gieng  dagegen  im  süden^  in  der  Provence  oder  Spanienj  aus 
den  Sitten  der  mauUhiertreiber  hervor,  die  sich  in  dm  wirthshäusem  ihre 
betten  von  saumsätteln  machten  und  dort  mit  den  mägden  verkehr  hatten. 
Ein  beispiel  dieses  Verkehrs  findet  sich  im  D.  Quixote  J,  16.  —  Auck 
Gachet  hat  sich  an  diesem  worte  versucht.  Nach  ihm  ist  bastard  nur  ein 
bildlicher  ausdruck  und  bezeichnet  •  eigentlich  den  nebenschöfiling  oder 
schmarotzerzweig,  eines  baumes,  der  am  fuße  desselben^  hervorwächst^  vgl. 
dazu  avoutre  IL  c.  Man  hätte  also  an  bas  Hirf  unten  zu  denken,  aber 
dem  widerspricht  die  form  mit  st  bast  entschieden.] 

Basto  it.  sp.,  bast  i>r.,  bat  fr.  saumsattel;  vb.  pr.  bastar,  fr. 
bäter  satteln.  Man  erinnert  an  das  deutsche  bast,  weä  die  sättd  etwa 
damit  befestigt  worden  seien.  Vergleicht  man  aber  bastone  stock,  so 
wird  man  für  basto  eher  auf  die  bed.  stütze,  unterläge,  worauf  die  last 
ruht,  verwiesen,  und  vielleicht  haben  unr  in  ihm  ein  wort  der  römischen 
Volkssprache  vor  uns,  zusammenhängend,  wie  man  auch  sonst  schon  be- 
hauptet hat,  mit  gr.  ßacxatuv  stützen,  ßaoza^  lasUräger;  an  diesen  stamm 
mahnt  auch  das  spätere  lat.  basterna  sanfte,  worüber  J.  Grimm,  Gesch. 
d.  d.  sp.  p.  461,  allerdings  andrer  meinung  ist.  Dem  gr.  ßaara^  aber 
entspricht  buchstäblich  das  gleichbed.  pr.  bastais,  cot.  bastax,  sp.  bastage, 
t^.  bastagio.  Desselben  Ursprunges  ist,  außer  dem  eben  erwähnten  it. 
bas  tone  (fr.  bäton,  wal.  beston  u.  s.  f.),  auch  it.  bastire,  altsp.  pr. 
bastir,  fr.  bätir  bauen  (eigentl.  stützen?),  woher  altsp.  pr.  bastida,  it. 
bastia,  bastione,  fr.  bastille  u.  a.;  dsgl.  sp.  pg.  basto  angefüllt, 
dicht  (daher  die  eigenthümlich  span.  bed.  dick,  grob,  auch  im  maral. 
sinne);  vb.  it.  bastare,  sp.  pg.  pr.  bastar  hinreichen  (eigenÜ.  ausfüllen, 
une  sp.  harto  gefüllt,  hinreichend),  ven.  bastare  hemmen  (stopfen),  altsp. 
auch  bastir  versorgen  PC.  =  bastir  bauen.  —  Eine  andre  bedeutung 
zeigen  die  Wörter  it.  sp.  pg.  cat.  basta  heßnaht,  Steppnaht,  fr.  b&tir,  sp. 
bastear,  it.  imbastare,  sp.  cat.  embastar  mit  weiten  stichen  nähen.  Sie 
erinnern  an  ahd.  bestan  flicken,  mhd.  besten  schnüren,  dies  vom  sbst. 
bast;  aber  bastire  reicht  dafür  at4S,  wenn  man  die  im  prov.  üblichen  bedd. 
einrichten,  zusammenfugen,  berücksichtigt.    ' 

Battere  it.,  sp.  batir,  pg,  bater,  pr.  batre,  fr.  battre,  wcd.  b4te, 
auch  serb.  b4tati  schlagen;  von  batuere,  atf  roman.  weise  in  batere  ver- 
kürzt. Wie  selten  man  dies  wort  bei  den  Alten  liest,  um  so  üblicher  ist 
es  schon  im  frühesten  ndatein.  Es  mußte  sich  jedoch  eine  neue  flexion 
gefallen  lassen:  perf.  battidi  L.  Sal.,  L.  Long,  {wie  prendidi,  ostendidi), 
part.  battutus  Decret.  Child.  (um  596).  Unter  den  zahlreichen  ableüun- 
gen  ist  zu  erwähnen  ü.  battaglia,  sp.  batalla,  fr.  bataille,  wal.  bft4e 
schlachty  schon  bei  Adamantius  Martyr.  batnalia,   qnae  valgo   battalia 


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I.   BATTIFREDO-BECCO.  47 

dicuntnr;  femer  ü.  battaglio,  batacchio,  ^.  badajo  für  batajo  Uöpfd; 
ii.  battigia  fallende  sucht;  sp,  batan  tvdlkmühle;  pr.  bataria  Schlägerei, 
fr.  batterie  aufgesMUes  gcschütz. 

Battifredo  ü.,  beflroi  /r.,  aU  berfroi,  beffroit,  wachtthurm;  vom 
fkkd.  bercvrit,  bemit  zum  schütz  oder  angriff  dienender  thurm^  mlat. 
berfredn8;  belfredus.  Die  itai.  form  lehnt  sich  durch  umdeutung  an  battere. 

Batto  it,  rudersckiff;  daher  battello,  sp.  batel,  pr.  batelh,  fr. 
bateaa  nachen;  stimmt  zu  ags.  bat,  dUn.  bätr  kleines  schiff,  vgl.  Tcymr. 
bSd  hoot. 

Baüle  it.j  sp.  baül,  pg.  bahül,  bahü,  pr.  baue,  fr.  bahut  koffer, 
feüeiseH.  Unter  diesen  abweichenden  formen  die  ursprünglichste  zu  er- 
mittdn,  ist  nicht  wohl  möglich.  Besitzt  sie  z.  h.  der  Spanier,  so  könnte 
das  wort  aus  bajolus  träger  wie  gerla  tragkorb  aus  gerula  sich  gestdUet 
hdbeHj  indem  der  accent  fortrückte,  wie  dies  in  easulla  aus  casola  aner^ 
iannt  werden  mufi.  —  [Die  bekannte  deutung  französischer  philologen 
am  dem  deutschen  behüten  w<xr  unztdässig,  weil  nur  ein  substatttiv  gernige 
ikat.  Ein  solches  weist  nun  Mahn  p.  89  aus  den  unterdess  erschienenen 
Wörterbüchern  nach:  mhd.  behuot  bewahrung,  schütz  Müller  1,  732,  behat 
magazin  Cfrimm.  Daß  hochd.  ao  =  goth.  ö  romanisch  als  u,  nicht  als 
0  auftritt,  ist  selten  und  läßt  spätere  einführung  vermuthen.] 

Bava  it.,  sp.pg.  baba,  fr.  bave  geifer;  vb.pg.pr.  bavar,  fr.  baver, 
sp.  babear  geifern.  Es  scheint  ursprünglich  ein  naturausdruck,  das  mit 
lauen  {gr.  ßaßaCeiv,  vgl.  älban.  beb?,  kleines  kind)  begleitete  geifern  der 
8QUj/li$tge  zu  bezeichnen,  darum  heifit  aitfr.  bave  eben  sowohl  unverstän- 
diges kindisches  geplauder,  baveux,  bavard,  pr.  hsLY ea  plauderhcfft, 
tmd  das  sicü.  vava  einigt  die  begriffe  geifer  und  kind.  Hieher  sp.  ba- 
bieea  dlbem  (urspr.  geifernd,  dcJierpferdename?),  babosa  Schnecke  u.  o., 
v6.  Mrf.  embabiecar,  pg.  embabacar,  y>.  embaucar  hintergehen,  zum 
besten  haben. 

Bazza  i^.,  sp.  baza,  cat.  basa,  gutes  glück,  stich  im'kartenspiel; 
offenbar  das  seltne  mhd.  bazze  gewinn,  gleicher  herkunft  mit  baz  (besser) 
s.  Mhd.  wb.,  ein  vermuthtich  durch  deutsche  Söldner  verbreitetes  wort. 
Ähgd.  it.  b&zzica  ein  kartenspiel,  bazzicare  mit  jemand  verkehren. 

Beccabungia  it.,  sp.  pg.  becabunga,  fr.  b^cabanga,  auch  russ. 
ibnnka,  eine  art  der  veronica;  vom  ndd.  beckebuDge  (beck  bach,  bnnge 
bwUen),  nhd.  bachbunge,  eipier  der  sehr  wenigen  gemeinrom.  pflanzen" 
namen,  die  aus  dem  deutschen  genommen  wurden.  Das  franz.  wort  ist 
sekleeht  assimiliert  und  wohl  kein  volksiibliches:  man  sagt  dafür  berle  de 
riri^  auf  prov.  creissonn  kresse. 

Becco  it.,  pr.  fr.  bec,  pg.  bico  Schnabel,  spitze,  sp.  bico  schnäbele 
förmige  spitze  von  gold  an  der  mutze.  Celtisches  wort:  cni  Tolosae  Dato 
ci^omeii  in  pneritia  Beceo  faerat,  id  valet  gallinacei  rostram  Sueton. 
in  Vadl.  c.  18;  gael.  beic,  bret.  b6k,  auch  ndl.  bek.  Daher  pr.  beca 
haken,  vermutkiich  auch  fr.  bSche  für  beche  grdbscheit,  wiewohl  aitfr. 
begebe  geschrieben  wird;  vb.i(.  beccare,^.  bechar,  /r.  becquer  Aoc&en, 


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48  I.    BEFFA-BERBICE. 

hioher  graben,  nhd.  bicken,  picken;  daher  femer  ü.  beccaccia,  fr. 
b^casse,  cat  becada  schnepfe  (langer  Schnabel);  fr.  b^quille  krüeken- 
stock.  Zsgs.  fr.  ab^quer  junge  vögel  füttern;  pg.  debicar  eine  sipeise 
leicht  berühren.  Im  ital.  bezzicare  mit  dem  schnahd  hacken  (picken) 
mögen  sich  die  stamme  becco  und  pizza  {s.  unten)  gemischt  haben. 

Beffa  it.y  sp.  bela,  altfr.  beffe,  mit  a  altsp.  (Alex.)  und  pr.  bafa 
Verspottung;  vb.  it.  beffare,  sp.  befar,  alt  bafar  verspotten,  fr.  bafouer 
(mit  erweiterter  form^  etwa  lothringisch)  verächÜich  behanddn;  daeu  sp. 
bei  0  Unterlippe  des  pferdes,  als  adj.  dickUppig,  in  welcher  bedeutung 
auch  belfo  gesagt  wirdj  cat.  bifi,  occ.  befe;  dsgl.  pic.  bafe  lecher- 
matd,  maulschelk.  Vermuthlich  aus  dem  deutschen^  vgl.  bair.  ndl.  be£fen 
bellen,  keifen.  Zu  thüring.  bäppe  maul  Frisch  J,  45''  stimmt  maü.  babbi, 
com.  bebb,  occ.  bSbo  lippe]  gen.  ik  beffe  heißt  die  lippen  gegen  eitlen 
spitaen.    Eine  abl.  ist  fr.  beffler  spotten,  engl,  baffle. 

Beiare  it.,  bSler  fr.  blöken;  von  belare,  einer  seltnen  von  Varro 
gebrauchten  form  für  balare,  vgl.  in  dem  Vocabtdarius  S.  GaU.  belat 
^plojrif  {blökt).  Daher  romagn.  be  geblöke,  cat.  be  schcf,  norm,  bai  ham^ 
mel,  vgl.  aber  auch  ähnliche  ausdrücke  s.  v.  bidet  11.  c. 

Ben  da  ü.pr.,  2om&.  binda,  ^.  venda,  fr.hsLadevitta,  taenia,  fasciOy 
vb.  bendare  ff.  fasciare  {altfr.  bender  vincire  e.  b.  DMce.  p.  161,  13); 
vom  ahd.  binda,  vb.  ahd.  goth.  bindan.  Unserm  bUndel^  engl,  bandle  ent- 
spricht altfr.  bonndel  Roq.  U,  618. 

Benna  it.korbschlitten,  comask.  karren,  auch  der  dcum  gehörige  korb^ 
churw.  fuhrwerk  auf  schleifsohlen,  fr.  banne  korb  für  lastthierCy  großes 
tuch  eum  schütz  der  waaren,  altfr.  benne;  abgel.  com.  benöla,  chw.  ban- 
aigl,  fr.  bannean,  bennean,  bannet on  u.  dgl.  Von  dem  auch  durch 
die  german.  sprachen  verbreiteten  worte  sagt  Festus:  benna  lingoa  gallica 
genas  vehicali  appellatar,  und  in  dieser  bedeutung  und  in  der  eines  ge- 
fäßes  braucht  es  auch  das  ndatein,  e.  b.  Haec  omnia  vehicalo,  quod 
Yolgo  benna  dicitur,  imposait  Flodoard.  Coxit  panes  et  cames  et  ac- 
cepit  cemsiam  in  vascalis,  prout  potait,  qaae  omnia  in  vase,  qaod 
volgo  benna  dicitur,  collocavit  Vit.  S.  Remig  (DC).  Damit  ist  eu  ver- 
binden sp.  cat.  neupr.  banasta^  altfr.  banaste  großer  korb:  stammt  es, 
was  kaum  eu  bezweifeln  ist,  von  benna,  so  muß,  da  ein  sethstandiges 
Suffix  ast  unerweislich  ist,  dies  aus  dem  sufßx  aster  abgekürzt  sein,  wie 
denn  das  wort  altfr.  auch  banastre  Ren.  I,  149,  piem.  ebenso  lautet;  aus 
goth.  bansts  a7to&ri%rj  konnte  banasta  nicht  entstehen,  weil  eingesdwbene 
vocale  nicht  betont  zu  werden  pflegen,  und  ein  dem  goth,  worte  entspre- 
chendes  ahd.  bdnasta  annehmen,  ist  bei  dem  grade  vor  s  oder  st  seUed 
vorkommenden  eintritt  des  derivativen  a  jedenfalls  bedenklicher  als  der 
durchgang  von  bandsta  durch  ein  rom.  bandstra.  Buchstäblich  dem  goth. 
banst  entspricht  nur  das  mundartl.  fr.  banse  (f.)  großer  korb,  wiege,  nUat. 
bansta,  vgl.  Guerard,  Polypt.  d'Irmin.  p.  315,  auch  im  deutschen  einhei- 
misch, s.  Grimms  wb.  v.  banse. 

Berbice  it.,  pr.  berbitz,  fr.  brebis,  pic.  berbis  (f.)  schaf,  wal.  ber- 


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L   BERGAMOTTA-BERTOVELLO.  49 

beace  widder]  von  berbex,  einer  bei  Petronius  vorkommenden  gemeinen 
form  für  vervex  hammel^  s,  Schneiders  Lot.  gramm.  U^  227,  mlat,  berbix 
in  den  ältesten  Schriftwerken.  Daher  pr.  bergier,  fr.  berger  schäfer, 
m  frühem  nüatein  berbicarius;  altfr.  b ereil  schaf stall,  gleichsam  vervecile; 
nfr.  bercail  dass.,  mit  vervecale  £fu  erklären. 

Bergamotta  sc.  pera  it.,  sp.  bergamota,  fr.  bergamote  eine  art 
bimen;  aus  dem  türkischen  beg  annödi  d.  i.  herrehbime,  so  genannt  wegen 
ihres  Wohlgeschmacks. 

Börnia  und  sbemia  it.,  sp.  bemia,  fr.  bernie,  berne  (bei  Nicot) 
ein  grober  stoff  eu  mänteln  so  me  der  daraus  verfertigte  mantel;  von 
Hibemia^  woher  der  Stoff  kam  (Nicot,  Covarruvias,  Menage).  Entsprechend 
sp.  holanda  holländische  leinwand,  vom  ländemamen  Holanda  u.  a.  fäUe. 

Berretta  it.,  sp.  birreta,  pr.  berreta,  barreta,  fr.  barrette  mütjse, 
nmsc.  aU^.  barrete,  pr.  birret  dciss.;  vom  spätem  lat.  birrus  (byrrhus) 
kleid  von  flockigem  stoff,  s.  bujo.  Eine  Urkunde  v.  j.  632  Breq.  p.  47 
hai  birreto  auricnlari. 

Berta  it.  fopperei,  lomb.  piem.  elster,  plaudertasche;  vb.  berteg- 
giare  foppen;  pr.  bertaat  armer  uncht?  PO.  134,  henneg.  bertaud 
eastriert,  vb.  bertauder  castrieren,  fr.  bretauder,  com.  bertoldä  die  ohren 
stuisenj  die  haare  abscheren,  dltfr.  foppen,  quälen  NFC.  II,  184;  it.  b er- 
töne pferd  mit  gestutzten  ohren;  bertuccio  äffe.  Woher  dieser  stamm 
bert  oder  bret,  der  Verstümmelung,  Verhöhnung  bedeuten  muß  ?  Darf  man 
erinnem  an  äUn.  britia  in  stücke  schneiden,  oder  an  bretön  im  Mlde- 
brandslied,  das  Lachmann  verstümmeln,  Grimm  IV,  710  zermalmen  über- 
s^zt?  Ital.  berta  heifit  aber  auch  ein  Werkzeug,  womit  man  pfähle  in  die 
erde  stampft,  ramme,  Jungfer,  fr.  demoi^elle,  russ.  bäba  weib,  ramme, 
und  wenn  man  erwägt,  daß  die  grauenhafte  eiserne  Bertha  der  deutschen 
sage  auch  den  namen  Stempfe  führt,  mit  deren  stampfen  oder  treten  die 
hinder  bedroht  wurden  {Grimms  Myth.  p.  266),  so  ist  die  herkunft  des 
ital.  Wortes  deutlich  genug.  Ob  etwa  auch  die  übrigen  roman.  Wörter  da- 
mit zusammenhängen  oder  eigne  quellen  haben,  wird  sich  minder  leicht 
ins  reine  bringen  lassen. 

Bertesea  und  baltresca  it.  streitgerüste  an  mauern  oder  thürmen 
zum  aufziehen  und  niederlassen,  pr.  bertresca,  altfr.  bretesche  kleines 
holzemes  mit  zinnen  versehenes  cast^ll,  deren  mehrere  zur  befestigung 
eines  ortes  angdegt  wurden,  z.  b.  et  a  una  bertresca  sobre  cascun  pilar 
e  podon  en  cascana  xx  cavayer  estar  Fer.  2337,  vgl.  Ducange  v.  bre- 
tachiae.  Seine  herkunft  betreffend,  so  hat  das  von  Chevallet  aufgestdUe 
deutsche  brett-dach  in  dieser  spräche  selbst  kein  dasein  und  befriedigt 
nicht  einmal  die  form.  Eine  besser  begründete  deutung  aus  dem  ein- 
fachen brett  mit  romanischer  endung  gibt  Mahn  p.  121.  Auch  in  pre- 
della  II.  a  und  in  brelan'  II.  c  hat  der  Romane  das  deutsche  wort  benutzt. 

Bertovello  it.  fischreuse.  Wer  fühlt  nicht  darin  das  bekannte 
yertebolam  der  L.  Sal.,  womit  ein  geräthe  zum  fischfang  benannt  wird? 
si  quis  statoale,  tremacle  aut  vertebolum  {al.  vertivolo)  furaverit.    Aus 

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50  I.   BETULA-BIADO.    • 

yertebra  /fo/l  vertebulum,  hieraus  entstand  mit  vertauschtem  suffix  {trie 
aus  martulus  martello)  das  itai.  wort,  ven.  bertevolo,  piem.  crem.  maü. 
bertavel,  com.  bertavelle  und  bertarel;  in  allen  diesen  mundarten  hei  fit  es 
auch  ein  ähnliches  geräthe  eum  Vogelfang.  Vertebalum  aber  zog  seine 
bedeutung  unmittelbar  aus  dem  vb.  vertere,  nicht  aus  yertebra:  die  reuse 
heißt  sOf  weil  ihr  hals  nach  innen  gekehrt,  umgewandt  ist.  Für  diese 
auffassung  gewährt  die  itai.  spräche  einen  unzweifelhaften  beleg,  indem 
der  hak  oder  die  mündung  der  reuse  ritroso  =  retrorsus  (etwas  rückwärts 
gekehrtes)  genannt  wird.  Bertovello  bedeutet  auch  ofenbrücke,  ein  Werk- 
zeug zum  umwenden  der  kohlen.  Es  ist  also  an  yerriculutn  (zugnetz) 
nicht  zu  denken,  woraus  das  saiische  wort  grammatisch  nickt  entstehen 
konnte.  Aber  auch  im  franz.  läßt  es  sich  wahrnehmen:  yeryeux,  richti- 
ger yerveu,  wie  man  sonst  schrieb^  heißt  eine  reuse  von  gam^  für  yertyeu 
=  yertoyello,  bertoyello;  näher  jedoch  kommt  letzterem  das  limaus. 
yertuel.  Man  sehe  Pott,  Platttat.  402,  wo  bereits  yeryeu  mit  yertebolom 
verglichen  ist. 

B6tula,  betulla  it.  pg.y  dsgl.  it.  bedello  (crem,  b^ddol),  co^.  bedoll, 
sp.  abedul,  pic.  champ.  boule  [für  beoule?),  daher  fr.  bouleau  (dimin. 
für  beouleau)  birke;  von  betala,  betulla,  celtischen  Ursprungs,  in  primi- 
tiver gestaÜ  neupr.  cot.  bes  =  com.  betho,  bezo,  kymr.  bedu,  bret.  b&ö, 
gael.  beth,  s.  Diefenbach,  Orig.  eurqp.  p.  257. 

B^yero  it.,  sp.  bibaro,  alt  befre,  fr.  bieyre,  wal.  breb,  neupr.  yibre 
ein  in  den  nördlichen  gegenden  lebendes  säugethier,  biber,  oMn.  bifr,  ags. 
befor,  beofer,  ahd.  bibar,  lith.  bebru,  russ.  bober,  gad.  beabhar,  com. 
befer.  Es  ist  identisch  mit  lat.  fiber,  dessen  aspiräta  im  germanischen, 
lithauischen,  slavischen  und  cdtischen  nach  gemeiner  reget  zur  media  wer- 
den mußte,  vgl.  Zeuß,  I,  44.  Bebrinus  adj.  findet  sich  in  den  scholien  zum 
Juvenal  12,  34, 

Biado  it.,  pr.  cot.  blat,  altfr.  bled,  bleif,  nfr.  bl^,  fem.  it.  biada, 
maü.  ven.  piem,  biaya  {vgl.  Royigo  aus  Rhodigium),  altfr.  bl^e  getreide, 
sowohl  der  halm  wie  das  kom;  fehlt  span.  Daher  pr.  bladaria,  cdtfr. 
blairie  weidezins]  zsgs.  it.  imbiadare,  fr.  emblayer  {für  embla-er)  mü 
getreide  besäen.  Die  gewöhnliche  herleitung  ist  aus  dem  ags.  bted  (f.) 
frucht,  glück,  segen;  wie  aber  überhaupt  nur  sehr  wenige  alte  roman. 
Wörter  aus  der  landwirthschaft  den  german.  sprachen  entlehnt  sind,  so  ist 
eine  solche  entlehnung  aus  dem  entlegeneren  angelsächsischen  kaum  anzu- 
nehmen^ ja  blsed  mag  aus  dem  roman,  entlehnt  sein  wie  ahd.  fruht  aus 
lat.  fructus.  J.  Grimm  gesch.  d.  d.  spr.  p.  69  denkt  lieher  an  kymr. 
blawd  mehl,  dem  aber,  so  wie  es  vorliegt,  das  roman.  wort  nicht  gemäß 
ist.  Der  ausdruck  ist  wichtig  genug  um  hier  eine  noch  unversuchte  deu- 
tung  zu  rechtfertigen.  Lat.  ablata  (neutr.  plur.)  gab  mit  dem  roman.  ar- 
tUcd  Fablata,  V  abiada,  la  biada,  als  masc.  behandelt  U  biado:  es  bedeutet 
das  davon  getragene,  was  auch  unser  getreide  aussagt,  den  ertrag,  das 
geemtäe:  ähnlich  scheint  unser  herbst  so  wie  das  gr.  xagnog  das  geraffte, 
gesammelte  zu  bezeichnen  (s.  Schwencks  d.  wb.),  noch  abstracter  ist  das 


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I.   BIANCO— BIAVO.  51 

sieil.  layari  arbeitf  feldfrüchte.  Mkd.  ablatnm,  abladas,  abladium  für 
messis  JcomnU  wirklich  vor.  Die  erJdärung  von  la  biada  aus  dem  articu- 
Herten  V  abiada  ist  nicht  einmal  streng  nöthig^  a«^  ablata  konnte  durch 
aphärese  biada  entstehen.  Unter  den  italischen  mundarten  braucht  die 
eremonesische  biada  auch  für  oblata,  fr.  oublie.  —  [In  l&siehung  auf 
Maikns  vertheidigung  der  cdtischen  herhunft  p.  19  bemerkt  der  Krit.  an- 
hang:  'Eine  formelle  Schwierigkeit  liegt  nicht  vor,  denn  den  anlautenden  ton- 
losen vocci  gibt  die  spräche  auch  sonst  auf  und  hier  mochte  es  um  so 
dher  geschehn,  als  man  ihn  in  der  weiblichen  form  jmm  artikel  rechnen 
konnte:  i'ablata  lautete  wie  la  blata.  Auch  die  doppelform  nach  beiden 
gesehkchtem  ist  dieser  herleitung  günstig:  biado  ist  =  ablatum,  biada 
=  plur.  ablata.  Die  herleitung  aus  kymr.  blawd  (mehl),  wofür  aber  das 
gad.  blSth  (bUUhe^  frucht)  passender  u^ire,  da  jenes  ein  rom.  bland,  blöd 
gegeben  hätte,  ist  sicher  aller  beachtung  werth:  ich  konnte  mich  aber  nicht 
darauf  emlassen,  weil  ich  mein  principe  die  lateinische  herkunfl  eines 
Wortes  so  lange  festjKuhälten,  als  buchstabe  und  begriff  es  erlauben,  nicht 
ahne  noth  verlasse.^ 

Bianco  ü.,  sp.  blanco,  pg.  branco,  pr.  blanc,  fr.  blanc  weiß;  vom 
äkd.  planchy  mhd.  u.  s.  w,  blanc  glänzend  weiß,  überh.  weiß,  verwandt 
mit  blinken  (fehlt  goih.  aits.).  Im  roman.  ward  es  der  eigentliche^  volks- 
übliche  ausdruck  für  lat.  albus,  welches  im  nordwesten  trotz  zahlreicher 
derwata  gätudieh  erlosch,  im  Südwesten  {sp.  albo,  pg.  alvo)  die  bed.  schnee- 
weiße im  itcA.  die  bed.  trüblich  entwickelte.  Nur  im  churw.  und  wälach., 
worin  blank  keine  aufnähme  fand,  blieb  ihm  sein  volles  recht. 

Biascin  sard.,  pr.  väl.  altcat.  biais,  neucat.  biax,  fr.  biais  (sämmtl. 
mase.)  quere^  schiefe,  daher  wohl  pg.  viez  schrägheit,  mit  vor  gefügtem  s 
ü.  sbiescio  schräg  {vgl.  piem.  sbias,  npr.  esbiai);  vb.  sard.  sbiasciai, 
pr.  biaisar,  fr.  biaiser.  In  den  Isidor.  glossen  Uest  man  bifax  'duos 
habens  obtutus,  also  mit  doppeltem  blick,  schielend,  wie  sp.  bis-ojo  doppel- 
<Mgig,  sendend  heißt,  bair.  zweiängeln  schielen  Schmdler  IV,  299.  Aus 
bifax  (bis-fax  für  bis-ocnlus)  konnte  pr.  bifais  biais  werden  {vgl.  wegen 
des  sgncopierien  f  refnsar  rensar,  profundus  preon)  und  zwar  erstmals 
adjectiv  mit  der  bed.  schielend  oder  quer  (denn  auch  als  adjectiv  begegnet 
es:  via  biajssa  Ghx.  V,  64^  paranlas  biaisas  GProv.  *85,  estivals  biais 
Flam.  2208),  nachher  als  Substantiv  gebraucht.  Mlat.  bifacies,  bifaciare 
Carp.  stimmen  ganz  zu  biais,  biaisar. 

.Biasimo  it.,  altsp.  blasmo,  i>r.  blasme,  fr.  bläme  tadel;  vb.  bia- 
simare  ff.  taddn;  von  ßXaoq>rifiov  adj.,  ßhxotprj^eiv.  Ein  zweites  aus 
ßlaa^fiig  entstandenes  wort  mit  unorganischer  Vertretung^  des  i  durch  t 
ist  it.  biastemma,  bestemmia,  chw.  blastemma,  pr.  blastenh,  ältfr. 
blastenge,  wal.  biestern  lästerung;  vb.  biastemmare  u.  s.  f.  lästern, 
fbwhen;  mit  abgeworfenem  anlaut  (wie  in  lacio  für  flacio)  sp.  pg.  Idstima 
sMmpfwort,  wehklage,  vb.  lastimar  mishandeln,  beleidigen,  zum  mitleid 
bewegen. 

Biayo  U.  mdarÜ.  z.  b.  venez.,    auch   bei  Bojardo   2,  37,  altsp. 


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52  I.   BICCHIERE-BIGIO. 

blavo,  pr.  blau  (fem.  blava),  fr.  bleu  (teie  peu  aus  pau),  daher  it.  blü 
caertdeus;  dim.  it.  biadetto;  zsgs.  sbiavato,  sbiadato;  vomahd.h^, 
blaw.  Das  wort  hat  sich  im  prov.  am  meisten  verbreitet:  blavenc,  bla- 
veza,  blaveiar,  blayairo,  emblauzir. 

Bicchiere  it.,  chw.  bich^r  trinkgefäß,  übrigens  mit  anlautender 
tenuis  it.  p6cchero  pocai,  wal.  pehar  (wegen  des  letjsteren  vgl.  Miklosieh, 
Slav.  demente  im  Rumun.  p.  36),  pr.  dUfr.  pichier,  pechier,  sp.  pg. 
pichel,  bask.  pitcherra  gefäß  jnt  verschiedenen  zwecken:  die  Livr.  d.  rois 
p.  256  übersähen  z.  b.  auch  hamula  (kleiner  eimer)  mit  picher.  Im 
späteren  ndatein  bicarium,  picarium,  altn.  bikar,  ahd.  pehhar,  nhd.  becher. 
Festus  verzeichnet  ein  ähnliches  wart  bacar  'vas  vinarium\  wovon  aber 
bicchiere  mit  seinem  radicolen  i  weit  genug  absteht;  zu  ihm  bekennt  sieh 
das  sicil.  bäcara  kleiner  krug.  Ital.  becco  Schnabel  bedeutet  auch  die  enge 
mündung  eines  gefäfieSy  diese  bedeutung  wäre  jedoch  auf  einen  becher  iibd 
angewandt.  Mit  recht  mag  man  es  darum  atis  dem  griechischen  herüber- 
leiten,  worin  ßixot;  ein  irdenes  gefäß  ist:  hochdeutscher  einfluß  kamUe 
b  in  p  schärfen,  it.  p6cchero  hat  sogar  deutschen  accent. 

Bicocca,  auch  bicciocca,  bicicocca,  it.  warte  oder  kleines  schloß 
auf  einem  berggipfd^  ven.  bicoca  baufälliges  haus,  sard.  bicocca  häuschen^ 
treppe  mit  zwei  absätzen,  terrasse,  lomb.  gamunnde,  sp.  bicoca  steinernes 
schüderhaus,  enges  stübchen,  schlecht  befestigt-er  ort,  fr.  bicoque  mit  letzterer 
bed.,  hi CO q(m.)geißfuß,  ein  Werkzeug  mit  gehaltenem  ende  zum  herauf- 
ziehen einer  last;  vb.  lomb.  bicoci  hin  und  her  schwanken.  Dahin  wohl 
auch  einige  ausdrücke  für  kopfbedeckungen:  sp.  bicoquete  eine  bauem- 
mutze,  bicoquin  mutze  mit  zwei  zipfdn,  piem.  bicochin  eine  priester- 
mutze.  Unsichere  herleüung:  soll  man  ein  derivatum  oder  ein  composi- 
tum darin  annehmen?  Menage  räth  auf  vicus.  Das  vortreten  der  zwei- 
zahl  (zwei  absätze  der  treppe,  gespaltenes  d.  h.  doppeltes  ende,  zwei  zipfel) 
läßt  auf  zss.  mit  bis  schließen,  minder  klar  ist  der  sinn  von  cocca  in  den 
verschiedenen  und  sehr  abweichenden  bedeutungen  des  wertes. 

Bidello  it.,  sp.  pr.  bedel,  fr.  bedeau  gerichtsbote;  fußt  genau  auf 
dem  ahd.  petil  emissarius  Diut.  II,  47,  minder  genau  auf  dem  ags. 
bydel  praeco  =  ahd.  putil,  nhd.  bttttel. 

Bigio  it.,  pr.  fr.  bis  hdlgrau,  aschgrau,  schwärzlich.  Damit  ist  zu 
verbinden  piem.  pr.  bisa,  /r.  bise  (auch  sp.  brisa?)  fwrdwind,  bret.  biz 
nordostunnd,  altfr.  auch  nördliche  gegend,  norden,  z.  b.  contre  bise  Brand, 
p.  131,  devers  bise  Antioch.  II,  11:  denn  den  norden  nannte  man  dunkd 
oder  schwarz,  so  lat.  aquilo  von  aquilus.  Den  namen  des  windes  bisa  kennt 
schon  unsre  älteste  hochd.  spräche,  Schweiz,  bise,  beise.  Ist  nun  die 
Wurzel  deutsch  und  der  name  der  färbe  aus  dem  der  wdtgegend  abge- 
leitet? Isaac  Vossius  (Menage,  Orig.  d.  ling.  üai.  p.  509)  gibt  eine 
etymologie,  die  alle  rücksicht  verdient.  Er  verweist  auf  das  formell  genau 
zustimmende  lat.  bysseus,  welches  baumwollenzeug  heißen  müßte,  in  seiner 
bedeutung  aber,  wie  andre  ausdrücke  für  färben,  ausgeartet  wäre.  Aber 
ßioaog  bedeutet  auch  die  braune  seide  der  pinna  marina,  die  vid  verwd4 


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^ 


L    BIGLIA— BINOCOLO.  53 

wardy  und  in  dieser  hinsieht  würde  bysseus  ganz  woJd  passen.  Was 
dieser  herleitung  aber  noch  besseren  halt  gibt,  ist  das  mit  bigio  gleichbed. 
pg.  buzio,  welches  gleichfalls  aas  bysseus  entstehen  konnte,  da  ja  das 
grieck  v  mit  i  sowohl  wie  mit  n  ausgedrückt  ward;  dies  letztere  wort 
kennt  auch  Älfric  in  der  form  busius  faTb,  s.  Ducange.  Die  Vereinfachung 
des  BS  im  fem.  bisa,  bise  macht  keine  Schwierigkeit:  sie  ist  dieselbe  wie 
im  partic.  misa,  mise  =  lat.  missa.  Abgel.  it.  bigione  feigendrossely 
fr.  biset  holztaube,  beide  nach  der  färbe  benannt.  —  [Mahn  p.  87  be- 
zweifeU  die  obige  deutung  jxus  einem  uwvorhandenen  bysseus  und  gründet 
das  wort  auf  bask.  baltza  oder  beltza  schwarz j  wofür  er  die  formen  baza, 
beza  ofe  berechtigte  aufstellt.  ^Aber  auch  diese  syncopierten  formen  können 
das  roman.  toort  nicht  befriedigen,  welchem,  vornehmlich  dem  it.  bigio, 
nur  ein  radicäles  i  gerecht  ist,  denn  dieser  vocoi  repräsentiert  in  tonsilben 
(ein  paar  fäUe  vor  mehrfacher  consonanz  abgerechnet)  überall  den  gleichen 
voeal  der  grundsprachen.  Gegen  die  herkunft  eines  ital.  prov.  franz.  dem 
Spanier  unbekannten,  wenigstens  in  derselben  form  unbekannttn  Wortes 
aus  dem  baslüschen  kann  ich  überhaupt  meine  Zweifel  nicht  überwinden. ' 
Menage  dachte  an  piceus,  allein  die  bedeutung  pechschwarz  schreckte  ihn 
ab.  Das  wäre  nun  kein  großes  bedenken,  denn  das  pech  ist  nicht  so 
sdtwarz,  wie  man  es  macht;  allein  die  erweichung  eines  anlautenden  p  in 
b  ist  ein  seltener  und  immer  nur  auf  einzelne  Wörter  einzelner  g^iete  be- 
schränkter Vorgang,  so  daß  ich  nicht  darauf  einzugehen  wagte.  Neben 
dem  oben  atefgesteUten  bysseus  dürfte  auch  bombyeius  erwogen  werden, 
dessen  erste  sübe  wegfiel,  wofür  es  nicht  an  Zeugnissen  fehlt*  (ndat.  bacius 
Dief.  Gloss.  lat.  germ.  78%  it.  baco,  sard.  basinu,  fr.  basin,  für  bomba- 
rins  cet.),  dessen  zweite  silhe  formen  mit  u  und  a  zeigt  (bambucinum  u. 
bnmbaeium  DC^,  it.  bambagio),  daher  das  pg..  buzio  und  wohl  at4ch  das 
sp.  bazo,  wdches  eher  hieher  gehört  als  zu  dem  bereits  in  bayo  vorhan- 
denen badias,  pan  bazo  wäre  also  genau  das  fr.  pain  bis.  Seidne  und 
baumwollene  Stoffe  kamen  in  Scharlach  oder  purpur  gefärbt  nach  Europa, 
vgl.  ndat.  bombicina  Scharlach  Dief.,  it.  bambagello  purpurschminke,  ahd. 
gfdln  'coccineus^  Chraff.  -Die  grundbedeutung  unseres  wertes  war  dunkel- 
farbig, dttfr.  azur  bis  ist  dunkelblau,  vert  bis  dunkelgrün;  die  bed. 
schwärzlich  erfolgte  hieraus.  Bombyeius  empfiehlt  sich  besser  als  bysseus, 
tkeäs  weil  es  ein  vorhandenes  wort  ist,  theils  weü  sämmtliche  formen,  mit 
i,  u  und  a,  darin  ihre  rechtfertigung  finden.  Man  scheint  die  erste  sübe 
(^geändert  oder  weggelassen  zu  haben,  um  die  erinnerung  an  bombus  zu 
beseitigen.   Aus  dem  Erit.  anhang.] 

Biglia  it.,  sp.  billa,  fr.  bille  kugel  von  bein;  vermutUich  vom  mhd. 
biekel  hnöehlein,  würfet,  ndl.  bikkel  beinchen,  womit  die  kinder  spielen. 
Daher  abgd.  fr.  biliar d  kugelspid,  billot  klotz.  Fr.  bilha  %gneus 
hdus  GFrov.  63\ 

Bilaneia  it.,  maü.  ven.  sp.  balanza,  pr.  balansa,  fr.  balanee  u;a^6; 
wm  bilanx  bilaneis. 

Binoeolo  it.,  binoele  fr.  femglasfür  zwei  aug^;  zsgs.  aus  bini  oculi. 


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54  L   BIONDO— BIRRA. 

Biondo  it.y  pr.  blon  {fem.  blonda),  fr.  blond,  daher  sp.  blondo? 
(fehU  pg.  und  cat),  nhd.  blond  gleichfalls  aus  dem  fram.  (dafür  mhd. 
val  falb).  Man  hat  auf  aplnda  hülsen  des  getreides,  Jdeie,  auch  auf 
bladam,  fr.  bl6,  verwiesen,  weil  die  färbe  des  reifen  getreides  der  blonden 
ahnlich  sei.  Das  einzige  buchstäblich  eutreffende  etyman,  das  die  sprachen 
gewähren^  findet  sich  im  ags.  blonden-feax  mischhaarig  d.  h.  grauhaarig 
(s.  Dief.  Goth.  wb.  /,  304),  aber  der  Übergang  vom  grauen  durch  das 
weiße  oder  hellfarbige  eum  blonden  ist  bei  aUer  Veränderlichkeit  der  färben- 
begriffe  (s.  z.  b.  pardo  JI.  b)  nicht  unbedenklich.  Vielleicht  hilft  ein 
anderes  deutsches  wort.  Ist  blond,  das  nur  vom  haar  gebraucht  wird, 
etwa  eine  rhinistische  form  aus  dem  cdtn.  bland,  dän.  blöd,  schwed.  blöt 
sanft j  weich,  nämlich  von  färbe  oder  beschaff enheit?  Dem  entspricht  auch 
ein  bret.  blöd,  über  dessen  verhalten  in  den  schwestersprachen  s.  Dief. 
l.  c.  p.  308.  Zu  beachten  ist,  da/S  der  Albanese  beide  begriffe,  blond  und 
sanft,  mit  demselben  werte  (rnss)  ausdrückt.  Zu  blond  kommt  noch  die 
prov.  und  altfr.  nebenform  bloi,  welche  unmittelbar  auf  blöd  (vgl.  äUfr. 
.goi  aus  god)  leitet.  Bloi  ist  lichtfarb  oder  gelb,  besonders  von  blumen 
und  vom  haupthaar  gebraucJU,  in  späterm  mlatein  bloins,  blodins.  Das 
haupthaar  der  schönen  IsoÜ  wird  daher  ohne  unterschied  blond  und  bloi 
genannt:  pr.  Yseut  la  blonda  PO.  p.  9,  Ysseulz  ab  lo  pel  bloy  Ghx. 
ni,  204.  Eine  abl.  ist  it.  blond ella  tausendgüldenkraut,  weil  es  zum 
blondfärben  gebraucht  wird. 

Biotto  it.  armselig,  eiernd,  lomb.  biott,  blot,  chw.  bktt  nackt,  ven. 
bioto  einfach,,  Icmter,  pr.  altfr.  blos  entblöß,  beraubt  (in  letzterer  spräche 
seilten,  s.  Altrom.  sprachd.  p.  51),  neupr.  blous  pur  (z.  b.  aigna  blonsa), 
moden.  bloss  nackt,  auch  bask.  bulnza.  Deutsches  wort,  bair.  blutt, 
Schweiz,  blutt  und  blntz,  vb.  blatten,  ndat.  in  der  L.  lAng.  blntare  aus- 
leeren, dsgl.  mit  z  mhd.  bl6z,  woher  das  pr.  blos,  dem  bereits  ein  cM. 
blöz  die  form  gewiesen  haben  muß.  Im  maüänd.  ist  nüdns  durch  biott 
fast  gane  verdrängt  worden. 

Biroccio',  baroccio  it.  zweirädriges  fuhrwerk,  daher  sp.  barrocho; 
sicher  von  birotue,  aber,  wie  es  scheint,  dem  suffix  occio,  z.  b.  in  car- 
roccio,  angebüdet..  Das  franz.  wort  ist  brouette  zweirädriger  hand- 
wagen,  für  bi-rouette,  waUon.  berwette,  bei  Ph.  Mousket  bouroaite.  Von 
biroccio  ist  unser  birutsche;  von  der  form  birozzo  (venez.)  scheint  protze, 
protzwagen,  die  syncope  des  i  auch  im  sie.  brocciu,  chw.  bröz. 

Birra  it.,  fr.  biere,  wal.  beare  ein  getränk.  Das  ital.  wort.  (ven. 
bira)  ist  aus  dem  nhd.  bier,  das  franz.  aus  dem  mhd.  hiev,  der  genus- 
Wechsel  hat  wenig  zu  bedeuten.  Altere  deutsche  formen  sind  ahd.  beer, 
bior,  ags.  beor,  altn.  bior.  Auch  die  celtischen  sprachen  besitzen  es: 
gad.  beöir  (f.),  bret.  biorc'h  (m.).  Aber  weder  im  deutschen  noch  im 
celtischen  scheint  es  seine  würzet  zu  haben.  Nach  Wackemagtls  ver- 
muthung  (Haupts  Ztschr.  VI,  261)  ist  das  deutscthc  bier  vielmehr  aus  dem 
syncopierten  lat.  infinitiv  bibere,  der  schon  im  ältesten  latein  in  der  form 
biber  als  Substantiv  üplich  war  und  trank  bedeutete  (mlat.  hihere&'potiones 


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I.   BIS-BITTA.  55 

vd  parvi  caiices*  Ol.  paris.  2685  Fb.),  iL  b^vere  b^ere  bere,  sard.  biere, 
und  dieser  ansieht  neigt  sich  auch  Grimm  im  wb.  zu.  Schon  Vossius 
hatte  sie:  a  biber  extrito  b  est  belgicum  bier,  s.  Etym.  lat.  s.  v.  bibo. 
Auch  im  wal.  hei  fit  bier  beutur^  d.  i.  trank  (Livadit  Dictaionar);  engl. 
bever  vesperbrot  —  Eine  neuere  deutung  leitet  das  ahd.  bior  auf  ein  goth. 
*biii8,  dies  auf  skr.  piv,  plb  =  pä  trinken  zurück,  worin  auch  slav.  pivo 
seine  quelle  hat,  s.  Ztschr.  für  vergl.  sprachf.  V,  369,  VJI,  224.  Dem 
Spanier  fehlt  das  worty  dessen  stelle  vertritt  cerveza,  so  auch  pg.  cer- 
veja,  pr.  cerveza  Eluc,  altfr.  cervoise,  it.  cervigia,  cervogia,  cervosa 
(beide  letztere  aus  dem  franz.)  =  lat.  cerevisia,  cervisia,  sicher  der  ältere 
romanische  über  aMe  provinzen  verbreitete  ausdrucJc. 

Bis  dgenthünäich  roman.  nur  in  Zusammensetzungen  übliche  par- 
tikelj  die  das  ungdiörige,  unächte,  verkehrte  ausdrückt  und  sich  zuweilen 
in  die  formen  ber  oder  bar  kleidet:  it.  biscantare  nicht  ordentlich  singen^ 
trauern^  pr.  beslei  verkehrter  glaube^  it.  barlume  für  bislume  schwaches 
lichte  fr.  bertonser  (bei  Menage)  ungleich  scheren,  piem.  berlichö  ein 
wenig  belecken,  berlaita  molken  (unächte,  geringe  müch,  fr.  petit  lait)^ 
vgl.  Rotn.  gramm.  II,  435.  Aber  woher  diese  partikel?  Gegen  lat.  bis 
sträubt  sich  der  begriff,  gegen  das  deutsche  mis  die  form,  gegen  bret.  besk 
(abgestutzt)  beides,  besk-aigre  z.  b.  hätte  unfehlbar  fr.  b^chaigre  gegeben 
statt  besaigre;  zusammenziehung  aus  fr.  biais  wäre  zu  stark.  Sollte  es 
aus  lat.  vice  entstanden  sein?  Yicedominus  z.  b.  ist  der  Stellvertreter 
des  herm,  nidU  der  r^hte  herr,  und  so  biscantare  nicht  das  rechte  singen, 
bislmne  nicht  das  rechte  Ucht.  Lat.^  als  anlaut  wird  Ual.  und  ^an. 
leicht  zu  b,  franz.  freilich  nicht  so  leicht,  und  eben  darum  ist  diese  er- 
Jdärung  oder  die  aus  yix,  die  man  etwa  noch  vorbringen  könnte,  nicht  zu 
halten.  Aber  möglich  wäre,  dafi  man  das  Zahladverb  bis,  sofern  es  in 
Zusammensetzungen  aus  dem  begriffe  des  doppelten  in  den  des  schiefen 
übergeht,  wie  im  sp.  bis-ojo  doppelaugig,  schielend,  fr.  bi-ais  doppdsicht, 
schiefe^  am  ende  auch  auf  alles  verkehrte,  ungehörige  angewandt  hätte, 
wie  im  (jÜfr.  bes-ivre  schlimm  betrunken,  bes-order  übel  beflecken,  piem. 
bes-anca  verrenkt  (eigenÜ.  schlecht  in  den  hinten  sitzend)  heifit.  An  den- 
sähen  Ursprung  mahnt  sp.  bisel,  occ.  bizel,  fr.  biseau  schiefe  ebene. 

Bisaccia  it.,  sp.  bisaza,  fr.  besace  quersack;  von  bisaccium  eigentl. 
dqppelsack,  plur.  bisaccia,  bei  Fetronius.  Dsgl.  pr.  fr.  bissac,  piem. 
bersac,  bersacca,  sard.  brisacca,  barsacca,  von  bis-saccns.  Für  bisaza 
findet  sich  sp.  biaza,  vermuthlich  durch  anlehnung  an  via,  viage  reise,  da 
g  sonst  nicht  ausfäilt;  auch  neupr.  biassa. 

Bisante  i^.,  sp.  pg.  besante,  pr.  bezan,  fr.  besant  eine  byzan- 
Umsehe  münze,  nUat.  byzantius,  auch  byzantus,  gr.  ßv^awiog,  dessen  t 
hier  keine  schärfung  in  z  erfuhr. 

Bi Scott 0  t^.,  sp.  bizcocho,  pr.  biscueit,  fr.  biscait,  zuneback;  von 
bis  eoctns.    So  auch  it.  guascotto  a^.  halbgar,  von  quasi  coctus, 

Bitta  it.,  sp.  cot.  bita,  fr.  bitte  stück  holz  zu  verschiedenem  gebrauch, 
pfähl;  wohl  vom  altn.  biti  querbalken,  engl,  hii,  Schweiz,  bissen ;  vgl.  in 
den  Erfurter  glossen  p.  279''  bitus  %gnum,  quo  vincti  flagdlantur. 


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56  I.   BIZZARRO-BOCA. 

Bizzarro  it.  aomig^  eigensinnig,  seltsam^  lebJtaft,  sp.  pg.hizsLTTO 
ritterlich,  prächtig,  freigebig,  fr,  bizarre  wunderlich.  Für  das  itai.  toort 
gibt  es  ein  primitiv  bizza  £fom,  das,  wenn  es  nicht  etwa  deutschen  ur^ 
Sprunges  ist  (vgl.  oM.  btzön  hnirschen),  aus  dem  fremden  bizzarro  abge- 
zogen  sein  muß,  da  arr  kein  ital.  sufjßx  ist.  über  das  span.  wort  läßt 
sich  nur  sagen,  daß  es  sich  mit  gleicher  bedetUung  auch  im  baskischen 
findet  und  daß  hier  noch  ein  subst.  bizarra  bort  vorkommt,  weiches  Lctrrch 
mendi  in  biz  arra  ^er  sei  männlich^  zerlegt  und  die  weiteren  span.  be- 
detitungen  daraus  ableitet.  —  [Mahn,  Etym.  unters,  p.  137  ff.,  leitet  es 
entschieden  aus  dem  bemerkten  bask.  bizarra,  worin  biz  die  wursel,  arra 
die  endung,  tapfer  die  Urbedeutung  sein  muß.] 

Blasone  it.  Wappenkunde,  sp.  blason,  pg.  brasao  wappen,  dsgl. 
rühm,  preis,  fr.  blason  wappen,  Wappenkunde,  engl,  blazon;  vb,  it.  bla- 
se nare,  fr.  blasonner  wappen  malen,  sp.  blasonar  rühmen,  sich  rühmen. 
Am  frühsten  bemerkt  man  dies  wort  in  Frankreich,  wo  es  schild,  eigentl. 
wohl  Wappenschild  bedeutet  (Äubri  im  Fer.  16 P,  Alex.  p.  22,  29),  im 
prov.  hat  es  die  ziemlich  abweichende  form  blezo,  blizo:  blezos  cubertz 
de  teins  e  blancs  e  blaus  Wappenschilde  mit  weißen  und  blauen  färben 
bedeckt  LR.  I,  338,  Der  valencianische  wappendichter  Jaume  Febrer 
(gegen  ende  des  13.  jh.)  braucht  blasö  theüs  für  wappen  oder  wappen- 
zeichen  (armes  6  blasö  str.  9),  theils  für  rühm  oder  glänz  (llustre  6  blasö 
Str.  2),  also  schon  ganz  im  neuspan.  sinne;  die  bed.  Wappenkunde  ist  erst 
später  und  zwar  in  Frankreich  hineingelegt  worden.  Sein  Ursprung  kann 
kaum  zweifelhaft  sein :  er  liegt  im  lltgs.  blase,  engl,  blaze,  mhd.  blas  bren- 
nende fackel,  daher  glänz  sowohl  als  auszeichnung  im  Schilde  une  auch 
als  prunk  oder  rühm  verstanden.  S.  darüber  Bernd,  Wappenwissenschaft 
l  344.  346,  E.  Müller  s,  v.  blaze. 

Bliaut  pr.  Chx.  V,  163,  auch  blizaut  Fer.  707,  dsgl.  blial,  bliau, 
altfr.  bliaut  ein  kleidungsstück  von  verschiedenem  stoff  (ndat  z.  b.  blian- 
dus  canabinus,  fustaneus,  fr.  bliaut  de  soie,  sebelin  HBord.),  eine  tunica 
sowohl  für  männer  wie  für  frauen,  sp.  pg.  brial  bloß  für  frauen,  feihU 
ital.,  findet  sich  aber  in  Frankreich  mundartlich  in  mancherlei  formen, 
bürg.  z.  b.  bei  La  Monnoye  biaude  mit  der  bed.  souqueniUe.  Während 
das  rofnan.  wort  nur  ein  kleidungsstück  zu  bezeichnen  scheint,  wird  unter 
dem  mhd.  blialt,  bltat  ein  seidner  goldstoff  zu  kleidern,  bettdecken  und 
dgl.  verstanden.  Wo  findet  sich  der  stamm  bli  oder  blld  (letztere  form 
nach  pr.  blizaut  zu  vermuthen),  mit  dem  sich  die  suffixe  ald  und  al  ver- 
banden? Ist  es  orientalisch?  Mahn  p.  40  findet  seinen  Ursprung  im 
persischen  baljäd  ein  kleidungsstück,  VuUers  I,  262''.  Ducange  verweist 
aufkymr.  bliant  feines  leinenzeug,  das  im  seitischen  selbst  nicht  umrzdnd 
mit  dem  roman.  wort  zusammenhängen  dürfte,  altengl.  bleaunt,  blehand 
HalliweU. 

Boca  i^.,  sp.  pg.  boga,  pr.  buga,  fr.  bogue  (Nemnich)  ein  fisch, 
meerbrassen;  vom  lat.  box  bocis  (m.)  bei  Plinius,  nach  dem  gr.  ßoa^,  ßd^. 
Paulus  in  seinen  excerpten  aus  Festus  gibt  bereits  eine  hoibroman.  form, 


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I.   BOCCA-BOLLA.  57 

wdche  0.  Müller  für  einen  acc.  plur.  hält:  bocas  'genus  piscis  a  boando 
appellatnr. 

Bocca  U.,  sp.  pg.  pr.  boca,  fr,  boache  mund;  von  bucca  hacken, 
auch  für  mund  oder  matd  gebraucht,  die  erstere  bedeutung  nur  im  wdl. 
hnee  erhalten.  Prov,  bucela,  von  buccella  bei  Martiäl;  dsgl.  bossi, 
aJtfr.  boQBsin  bissen,  gleichsam  buccinum;  sp,  bozal  maulJcorb,  gleichsam 
bacceale  von  bnccea  bissen. 

Boccale  it.,  sp.  fr.  wdl.  bocal  hrug,  becher,  poJcal;  vom  miat. 
baucalis,  dies  vom  gr.  ßccvxdliov  grfäß,  ßavxaXiq  auf  einem  papyrus,  s. 
Leironne  im  Joum.  d.  sav.  1833  p.  478. 

Boja  dUit.  s.  Lex.  rom.,  pr.  boia,  aitfr.  buie  kette,  fessel,  daher 
mhd.  boije  dass.;  von  boja  bei  PlatUus  und  andern:  bojae  ^genus  vincur 
lorum  tarn  ferreae  quam  ligneae  Festus.  Dasselbe  wort  ist  der  schiffer- 
ausdruek  sp.  hojsi,  pg.  boie,  altfr.  boye,  nfr.  bou^e,  dtsch.  boje  w.  s.  w. 
ein  auf  dem  wasser  schwimmendes  mit  einem  seil  (boja)  befestigtes  stück  höh. 

Boja  it  henker,'auch  altsp.  boya,  neupr.  boiou,  waUon.  boie,  chw. 
bojer.  Ehe  man  sich  in  Untersuchungen  über  dieses  wort  vertiefe,  erwäge 
man,  daß  die  ital.  spräche  keine  mascülina  auf  a  bildet,  wohl  aber  femi- 
nina  cmf  a  als  masadina  behandelt  (il  camerata,  lo  spia),  das  wort  muß 
also  ein  schon  vorhandenes  sein,  vorhanden  aber  ist  im  latein.  und  aUit. 
boja  fessel,  namentlich  hcdsfessel,  vgl.  Papias  bogia  Horques  damnatoruni, 
woeu  die  venea.  form  bogia  passt.  Dem  Spanier  ist  ruthe  und  henker 
dassdbe,  s.  yerdngo  11.  b. 

Bolgia  it.j  altfr,  böge  ranzen,  neufr.  bouge  stübchen;  abgd.  sp. 
burjaca  schnappsack;  fr.  bougette  reisesack,  daher  altengl.  bogett, 
boQgett,  neuengl.  budget,  letzteres  wieder  ins  franz.  eingeführt.  Es  ist 
das  lai.  bnlga  bei  Lucüius,  welches  Festus  ein  von  den  Gcdliem  gebrauch- 
tes wart  nennt:  bnlgas  Galli  saccnlos  scorteos  yocant,  altirisch  boie 
Zeuß  1,  17,  gad.  builg,  eben  sowoJä  ahd.  bulga  (aus  dem  vb.  belgan 
sehwellen).  Übrigens  fließet^  die  roman.  formen,  wie  oft,  aus  einer  latein. 
adjectivbildung  bulgea  (balgia),  keineswegs  aus  dem  celtischen  oder  deut- 
schen. Man  sehe  über  dieses  wort  Diefenbach,  Goth.  wb.  I,  271,  Orig. 
europ.  p.  274. 

Bolla  und  bulla  it.,  sp.  pr.  bola,  bula,  pg.  bolha,  buUa,  fr.  beule, 
bulle  blase,  kugel,  daher  Urkundensiegel  (für  letztere  bedeutung  gilt  meist 
die  form  mit  u);  nMsc.  it.  bollo  sieget,  sp.  bollo  beide;  von  hnlls,  Wasser- 
blase, beule,  buekd.  Span,  bola,  nebst  altfr.  pic.  beule  unndl^eutdei,  be- 
trug, gehen  auf  die  bed.  Wasserblase  zurück;  daher  vb.  bouler  den  kröpf 
(Mufblasen.  Abgd.  it.  bolletta,  buUetta,  fr.  billet  zettel,  eigentl.  besiegeltes 
blättchen;  it.  bollettino,  fr.  bulletin  berichtzettel;  dsgl.  sp.  bellen, 
fr.  boulon  nagd  mit  dickem  köpf,  altfr.  bolzen:  ebenso  heißt  lat.  bulla 
tcpf  des  nagds.  Desselben  stanrntes,  vonbuUire,  ist  it.  bollire,  sp.  pr. 
balllr,  pg.hjdiT,  bolir,  fr.  bouillir  sieden,  wällen,  in  unruhe  sein;  hieraus 
das  fbsi.  it.  bollone,  /r.  bouillon  aufwaUung,  auch fleischbrüke  (ähnlich 
sp.  ealdo  mit  letzterer  bedeutung,  eigentl.  hitze,  pic.  caudiau,  altfr.  eaudel 


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58  I.  BOLZONE— BORBOGLURE. 

GNev.  p.  117);  dsgl  sp.  balla,  pg.  bulha  unruhCj  aufrukr,  daher  cd, 
esbullar  vertoirren,  verstreuen,  und  wohl  auch  pg.  esbalhar ^  ^enoti 
durchsuchen^  berauben  (eigentt.  verstören?),  das  man  sonst  aus  spoliare 
erJdärt. 

Bolzone  tY.,  altsp.  altfr.  bozon,  pr.  bosso  pfeü  mit  stumpfem  ende, 
dsgl.  mcmerbrecher ;  kann,  ohne  anlehnung  an  das  deutsche  bolz,  bolzen, 
mittelst  des  Suffixes  cion  aus  bulla  nagdkopf  (woher  auch  fr.  boulon  bol- 
sen)  wie  fr.  hame^on  aus  hamu8  abgeleitet  sein.  Die  roman.  urform 
balcia  bultio  ist  in  altdeutschen  glossaren  zu  finden. 

Boinba|>r.,  auch  altvai.  bei  A.  March^  praJUereij  geprä/nge;  dsgl. 
it.  bombanza  jubeiy  dltfr.  bombance  bei  MSnage,  gewöhnlich  bobance, 
pr.  bobansa  s.  v.  a.  bomba;  pr.  bobans  für  boban,  aitfr.  bobant  dass. 
Von  bombus  gesumse,  geräusch,  adj.  bombicus  geräuschvoll^  prahlerisch^ 
bei  Venant.  Fort.  Daher  denn  auch  Wörter  wie  bomba  ein  summendes 
geschofi,  dsgl.  bombarda,  vb.  it.  rimbombare  wiederhallen. 

Bomba  sp.  pg.  cat.,  fr.  pompe,  engl,  pump  eine  maschine  zum 
wasserschöpfen,  pumpe.  Nach  Adelung  vom  geräusch,  dm  sie  macht;  eur 
nächst  woM  vom  roman.  vb.  bombare  trinken,  schlürfen,  denn  die  pumpe 
saugt,  aber  auch  dies  verbum  ist  ein  naturausdruck,  s.  bobo  17.  a.  Der 
Italiener  nennt  sie  tromba,  nickt  weil  sie  ein  trmnpetenartiges  geräusch  macht, 
was  nicht  der  fall  ist,  sondern  weil  tromba,  wie  es  scheint,  aus  lat.  taba 
entstand  und  dies  1)  trompete,  2)  röhre  in  einem  drudewerke  heifit. 

Bonaccia  it,  pr.  bonassa,  fr.  bonace,  sp.  mit  eingeschobenem  n 
bonanza  meeresstiUe;  eigentl.  heiteres  weiter,  von  bonus,  vgl.  sp.  bonazo 
friedlich  und  wal.  resbune  es  heitert  sich  auf  Das  gegentheü  davon  ist 
altsp.  malina  ungewitter  von  malus. 

Bonete  sp.  pg.,  pr.  boneta,  fr.  bonnet  mutze.  Ursprünglich  name 
eines  Stoffes:  ab  illo  tempore  nunqnam  indutus  est  squarleto  vel  panno 
viridi  seu  bonneta  Guill  de  Nangiaco  (um  1300).  Woher  dem  stoff 
dieser  name  geworden,  mufi  dahingestellt  bleiben.  Indessen  erkennt  J. 
Grimm  zu  Merkel  L.  Sal.p,  uv  in  dem  malbergischen  ob-bonis  (ob-pinis, 
aboBnis  unterhaube,  haarbinde)  ein  dem  roman.  bonneta  bereits  ver- 
wandtes wort. 

Borbogliare  it.,  pic.  borbouUer  murmeln,  sp.  borbollar,  i?^.  bor- 
bolhar,  borbulhar  sprudeln,  blasen  werfen,  cat.  borboUar  veneirren,  be- 
trügen; sbst.  sp.  burbnja,  pg.  borbulha  Wasserblase,  knospe  (etwas  her- 
vorquellendes). Die  hispan.  verba  erklären  sich  vielleicht  aus  einem  ver- 
stärkten lat.  buUare,  bei  den  andern  mag  dies  zweifdhaßer  sein,  wiewohl 
die  begriffe  sprudeln  und  murmeln  sich  nahe  berühren.  Neben  borbogliare 
stellt  sich  nämlich  das  gleichbed.  borbottare,  altfr.  borbeter  Ben.  III^ 
529y  pic.  borboter,  neben  sp.  borbollar  ebenso  das  gleichbed.  borbotar, 
ohne  zweifei  naturausdrücke  une  gr.  ßogßoQvüiv  brausen,  gad.  borban 
gemurmel,  vermutlich  auch  it.  bürbero  mürrisch.  Eine  andre  form  mü 
der  bed,  murmeln  lehnt  sich  an  barba:  sp.  barbotar,  matt,  barbotta^ 
pic.  barboter,  cat.  barbotejar.  Dazu  noch  it.  barbugliare,  sp.  barbullar 
unverstäf^ich  sprechen. 


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L  BORDA-BORQO.  59 

Borda  pr.  cat.y  borde  aUfr.  harake;  vom  goth.  baürd,  aitn.  bord, 
ahd.  bort  icrfelj  brett,  vgl.  ir.  gad.  börd,  kfftnr.  bwrdh.  Daher^  it.  bor- 
dello,  pr.  fr.  bordel,  sp.  burdel  (auch  adj.X  ursprüngl.  hüUehen,  8.  die 
sküen  bei  Ducange,  dUfr.  auch  fem.  bördele  schlechte  hätte  SB.  666. 

Borde  sp.,  pr.  bort,  aUfr.  borde,  sard.  burdu  shst.  u.  adfj.  hastardy 
n^^enschöfiling.  Es  ist  augenscheinlich  das  primitiv  des  späteren  lat.  bardo 
fnaulihier,  bastard  des  pferdes  (burdonem  producit  equas  conjanctas 
asellae,  s.  Ducange)^  wdches  aber  selbst  ein  fremdwart  sein  muß  und  von 
eimgm  etymologen  mit  dem  deutschen  beran  (tragen)  zusammengestellt 
•wrd,  s.  Schulende,  Beiträge  aur  lat.  wortforsch.  J,  17,  Grraff  Jlly  1 63. 
Bordo  fehlt  in  diesem  sinne  dem  roman.  gebiete,  denn  das  im  prov.  Elu- 
eidariy  dem  nicht  überall  zu  trauen  ist^  angefahrte  burdo  i^  offenbar 
lateinisch. 

Bordo  it.  pg.j  sp.  bordo,  borde,  fr.  bord,  fem.  ältsp.  pg.  borda 
rand  b.  b.  des  Verdeckes,  wal.  boarte  kränz;  vom  ahd.  bort,  dlts.  bord 
rofkl,  schiffsrandf  vgl.  ahd.  borto  band.  Daher  sp,  bordar,  fr,  border, 
engl,  border  einfassen.  Das  span.  wort  bedeutet  auch  sticken,  wie  sich  denn 
beide  handlungen  nahe  beriäiren,  allein  dafür  besitzen  andre  sprachen  eine 
besondre  form:  cat.  brodar,  fr.  broder,  engl,  broider,  kymr.  brodio,  zu- 
sammenfaUend  mit  dem  gael.  brod,  altengl.  brode  stechen,  denn  auch 
steigen  und  sticken,  fr.  brocher,  sind  verwandte  hcmdlungen.  Eine  andre 
form  ist  wdtton.  brosder,  cUtsp.  altpg.  broslar /&>  brosdar  (ndat.  brosdus 
aus  dem  10.  jh.,  später  brnstus  gestickt),  offenbar  vom  gleichbed.  ahd.  ga- 
prort6n,  sofern  dies  nebst  ags.  brord,  altn.  broddr  spitze,  Stachel  auf  ein 
goÜL  bmzdön  zurückfuhrt,  vgl.  Grimm  I^  319,  Diefenbach,  Goth.  wb.  I, 
285,  286,  Mussafia,  Gloss.  zu  Prise  de  Pampdune  s.  v.  bmsti  und  zu 
Momtm.  ant.  s.  v.  enbrostar. 

Bordone  it.,  sp.pr.  bordon,  pg.  bordao,  fr.  boardon  stütze,  pitger- 
Stab.  Der  wandrer  konnte  den  stob,  auf  den  er  sich  stützte,  vergleichungs- 
weise  sein  lastthier  nennen  und  so  wäre  bordone  nichts  anders  als  das  so 
fben  berührte  lat.  bardo,  u^dche  uralte  etymologie  zu  unterstützen  Covar- 
nwias  treffend  das  sp.  maleta  (maülihier  und  krückenstock)  anführt.  — 
Nach  Gaehefs  vermuthung  gehört  das  wort  zur  zahlreichen  familie  des 
goth.  bafran;  es  möchte  aber  nicht  leicht  sein  es  daraus  zu  construieren. 

Bordone  it.,  sp.  bordon,  pg.  bordao,  fr.  bourdon  bass,  basssaite, 
fr.  auch  hummel,  vgl  atticas  (attacas)  vel  burdo  Gl.  Aelfr.;  vb.  fr.  bour- 
donner  summen.  Ist  es  richtig,  daß  die  langen  trompetefi  oder  Orgel- 
pfeifen diesen  namen  führten  (Ferrari,  Dudlange),  sa  konnte  man  ihn  von 
dem  der  langen  pügerstäbe  (s.  den  vorigen  artikel)  entlehnt  haben  und 
hiemach  wäre  das  gad.  bdrdan  gesunwne,  altengl.  boardon,  von  außen 
eingeführt. 

Borgo  it.,  sp.  pg.  bargo,  pr.  bore,  fr.  bourg  kleine  stadt,  flecken. 
Dassdbe  wort  ist  in  allen  germanischen  sprachen  heimisch  und  seine 
Wurzel  darin  nachweislich,  goth.  baürgs,  ahd.  barg,  von  bafi^n,  bergan. 
Indessen  kannten  auch  die  spätem  Römer  das  wort  bargas  und  zwar  als 


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60  I.   BORINO-BORRAGGINE. 

ein  tmlgäres:  castellam  parrnm^  quem  burgam  vocant,  sagt  Vegetius  De 
re  milit  4,  10  (vgl.  die  stellen  beiBöcking,  Annot  odNotü.  Occ.  p.704)] 
und  wenn  es  aus  dem  deutsehen  in'  das  latein  übergieng,  so  seheint  es 
wenigstens  seine  ausprägung  cds  masculin  dem  gr.  nvqyog  eu  danken. 
Aus  diesem  längst  vor  dem  falle  des  westlichen  reiches  dem  Römer  be- 
kannten burgus  istj  genau  genommen,  das  rom,  borgo  herzuleiten,  nickt 
unmittelbar  aus  dem  deutschen  bürg,  aus  welchem  sich  die  abl.  it.  borgese, 
sp,  burges,  pg,  burgel,  fr.  bourgeois  nicht  entwickeln  konnte  (vgl.  unten 
ftranciJ),  d,  h.  in  der  römischen  Volkssprache  muß  schon  bargensis  gegolten 
haben,  bis  durch  einflufi  des  deutschen  bürg  die  form  mit  gtdturdlem 
g,  it.  borghese,  pg.  burguez,  pr,  borgues,  altfr.  borgois  daneben  aufkam. 
Auch  im  span.  Ortsnamen  Burgos  hat  sich  das  wort  erhalten,  es  ist  eine 
pluralform,  lat  Burgi  Burgorum,  ude  denn  die  stadt  mit  Vereinigung 
mehrerer  dörfer  (im  j.  884)  erbaut  ward,  s.  Esp.  sagr.  XXVI,  169.  über 
die  weite  Verbreitung  dieses  wortes  vgl.  Diefenbach,  Goth.  wb.  I,  264. 

Borin 0  it,  burin /r.,  sp.  pg.  buril,  aZ^sp.  boril  grabstichel;  woJd 
vom  ahd.  bora  terebra,  borön  terebrare. 

Bornio  it.,  borni  cat.,  borgne  fr.,  borli  limous.  einäugig;  vb.  dUfr. 
borgnoier,  im  Voc.  dtMLC.  bornier  mit  der  bed.  lippire.  Hieß  es  ur- 
sprünglich schielend,  eine  bedeutung,  die  ihm  das  bemerkte  glossar  von 
Douai  beilegt  (borne  ^strabo)  und  die  sich  auch  in  einer  mundarÜ.  eur 
sammensetjmng  mit  oculus  ausspricht  (bornicle  schielendes  auges  Dict. 
genev.  p.  42,  im  Jura  bournicler  schielen),  so  ist  sp.  bornear  krümmen, 
ausweichen  gleiches  Ursprunges:  in  derselben  spräche  heißt  tuerto  -ge- 
krümmt,  schielend,  einäugig,  turnio  schielend,  von  tornear  drehen.  Woher 
aber  dies  wort?  Das  bret.  born  steht  jzu  eimdn  im  cdtischen  da,  um 
nicht  verdacht  der  entlehnung  aus  dem  franz.  eu  erregen.  Es  findet  sich 
ein  henneg,  bigornier  schielen,  welches  Hecart  aus  bicornis  eu  deuten 
geneigt  ist,  aber  die  syncope  wäre  zu  ungewöhnlich.  Ital.  borniola 
falsches  urtheU  wird  wohl  hieher  zu  stellen  sein. 

Borra  it.  sp.  pr.,  bourre  fr.  scherwolle,  abgeschorenes  haar  von 
tüchem,  grobe  wotte,  flocken  von  haar.  Wir  haben  hier,  wie  schon  Aldrete 
fol.  47"^  anmerkt,  den  Singular  des  bei  Ausonius  vorfindlichen  barrae 
passen,  lappalien  (auch  it.  borre,  sp.  borras  in  demselben  sinne)  vor  uns: 
flocke  und  posse  berühren  sich  öfter.  Aus  diesem  burra  bildete  das  altere 
mUitein  ein  adj.  reburrus  struppig,  kraus.  Dahin  gehört  auch  sp.  borra, 
borro  junges  schaf,  mit  kurzer  wolle,  abgel.  borrego  dass.;  it.  borrac- 
cia,  5p.  borracha  weinschlauch  (von  ziegenf eil?);  pr.  borräs,  fr.  bourras 
grobes  tuch,  nüat.  borratium;  t?6.  />.  bourrer,  it.  abborrare  ndt  wolle 
ausstopfen,  sp.  pg.  borrar  sudeln,  klecksen  (aus  der  bed.  von  borra  un- 
nützes zeug  in  Schriften)',  sbst.  sp.  b  orro  n,  pg.  borräo  klecks.  Vgi.  burro, 

Borrace  it.,  sp.  borrax,  fr.  borax  ein  aus  China  und  Japan  kom- 
mendes mittelsalz;  vom  arab.  büraq  Golius  260,  Fr  O/tag  I,  HP. 

Borraggine  it.,  zsgs.  borrana,  auch  borrace,  sp.  borraja,  pg.  bor- 
ragem,  pr.  borrage,  fr.  bourrache,   wal.  borantze    ein  kraut,   borretseh, 


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L  BORSA-BOTTAEE.  61 

barrago  Linn.  Das  Vaterland  dieser  pflame  *soU  die  Levante^  namentlich 
die  umgegend  von  Akppo  sein,  und  daher  konnte  auch  der  Yuxme  kommen. 
Indessen  hat  borraggine  ein  acht  ital.  gepräge^  indem  diese  spräche  eine 
anßoM  pflaneennamen  mittelst  des  Suffixes  aggine  =  lat  ago  neu  bildet 
(eapr-,  fus-,  lent-,  ulivaggine).  M  nun  der  stamm  nicht  ein  erweislich 
fremdery  so  dürfte  man  in  beeiditmg  auf  die  Jiaarichten  blätter  des  krautes 
wohl  an  das  oben  genannte  borra,  besonders  an  dessen  span.  bed.  strup- 
piges barthaar  und  an  die  frane,  bed.  rauhe  haut  über  den  hervorbrechen- 
den äugen  des  weinstockes.  so  wie  an  die  ital.  form  borrace,  sofern  sie 
dem  fr.  bonrras  (grober  stoff)  bu  entsprechen  scheint^  erinnern. 

Borsa  it.  pr.j  sp.  pg.  bolsa,  fr.  bourse  geldbeutd,  börse,  Versamm- 
lungsort der  kaufleute;  vommlat.  bursa,  byrsa,  gr.  ßvgaa,  feil,  leder. 

Borzaccbino  ö.,  sp.  borcegui,  fr.  brodeqain  art  halbstiefel;  vom 
nmdl.  broseken  KU.,  in  älterer  gestalt  brosektn,  dimin.  von  broos  (f) 
mit  gl  bed.,  vermuthlich  umgestellt  aus  byrsa  leder,  wie  auch  leerse  stiefd 
aus  leer  (leder)  entstand. 

Bosco  it.,  sp.  pg.  bosque,  pr.  bosc,  fr.  bois^  mlat.  boscus  utid 
boßcus  gehÖUf.  Dieses  wort  darf  nach  J.  Grimm,  über  diphtf^onge  {vgl. 
gramm.  11^  277,  wb.  v.  busch)  auf  eine  deutsche  wursel  0urückgeführt 
werden,  bauen,  wovon  eine  ahd.  adjectivform  buwisc,  buisc  baumateridl, 
höh  {wie  fr.  bois)  atumnehmen  wäre;  auch  das  sbst.  busch  brauchte  nicht 
eben  aus  dem  romanischen  zurückgekehrt  zu  sein  (doch  wohl  mhd.  bosche?) 
Das  deutsche  ü  müßte  sich  also  im  roman.  durch  position  gekürzt  haben, 
daher  bosco  ßr  busco,  s.  busca.  Die  franz.  abll.  bosquet  und  bo- 
cage,  ßr  die  veralteten  hoBchet,  boschage,  schließen  sich  mit  ihrer  kehl- 
temds  den  südlichen  formen  (i^.  boschetto,  sp.  boscage)  an;  auch  bouquet 
bkmenstraufi  ßr  bousquet  (vgl.  lat.  Silva  wald,  dsgl.  menge  pflanzen)  ist 
kiäwr  zu  nehmen.  Zsgs.  ist  it.  imboscare,  sp.  pr.  emboscar,  fr.  em- 
bnsquer  {aU  embuscher  und  embuissier)  in  den  busch  d.  h.  in  den  hinter- 
halt  legen,  daher  im  Garin  en  un  bruillet  (gebüsch)  les  a  fait  embuschier 
DC.  v.  brolium;  engl,  ambush  hinterhcdt. 

BosBO  rt.,  sp.  box,  pg.  buxo,  pr.  bois,  fr.  buis  buchsbaum;  von 
bnxus.  Daher  dbgel.  it.  buscione,-  fr.  buisson,  pr.  boisson  straiuih 
(nickt  von  bois,  bosc,  welchen  nur  ein  pr.  boscon  gemäß  sein  würde); 
dsgl.  it.  bössolo  buchsbaum  und  büchse,  sp.  bruxula  compass  (mit  einge- 
schobenem r,  vgl.  pr.  brostia  unter  boite  //.  c),  fr.  boussole,  so  wie 
ip.  buxeta,  pr.  bosseta, /r.  bossette  ^cAoo^a^  vonbuchs,  überhaupt  büchse. 

Botta:  it.,  ättfr.  botte,  auch  hoz  Ren.  II,  152,  kröte,  champ.  dauphin. 
böte;  scheint  aus  deutscher  würzet  in  bözen  stoßen,  treiben,  so  daß  es  das 
amfgeiriehene  thier  bezeichnete.  Auch  sp.  boto  acfj.  stumpf,  fr.  bot  in 
pied  bot  Jdumpfufi,  botte  klumpen,  chw.  hott  hügd,  u;aZ.  butaciu  stumpf, 
blöde  {ungr.  buda)  müssen  dieser  würzet  zufallen:  nhd.  butz,  butzen,  näd. 
butt  bedeuten  etwas  abgestumpftes. 

Bottare  it.  in  dibottare  durcheinander  schlagen,  dsgl.  buttare 
ausschlagen  (von  bäumen),  sp.  pg.  pr.  botar,  fr.  bouter  stoßen;  vom  mhd. 


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62  I.    BOTTE-BRACA. 

bözen  stoßen^  Jchpfen.  Sbst.  maü.  bntt  knospe,  ü.  botto,  botta^  sp.  böte 
fr.  botte  stoß,  bout  ende,  spüjse  (obd.  bütz  hrustwaree)^  daher  debont  auf- 
reckt, mettre  debont  mit  dem  ende  hinsteUen,  aufrecht  stellen^  dsgl. 
aboutir  eu  ende  gehen.  Abgel.  it.  bottone,  sp.  pr.  boton,  fr.  bonton 
knospe,  knöpf  eigentl.  etwas  hervorstoßendes,  ausschlagendes^  vidleicht 
buchstäblich  das  ahd.  bözo  bündel  (knoUen?).  Auch  kymr.  bot,  böth  runr 
der  körper  ist  verglicken  worden,  die  itai.  doppelform  aber  mit  t  und  z 
in  bottone  und  bozza  (s.  unten)  scheint  deutschen  Ursprung  anjmseigen. 

Botte  i^.,  ^«  i>^-  bota,  fr.  botte,  boute,  mwZ.  botq,  bnte  haben  die 
bedd.  faß,  kübel,  schlauch,  stiefd  u.  dgl.  Die  Wörter  sind  vielen  sprachen 
gemein,  z.  b.  gr.  ßovTig,  ßuzig  flasche,  ags.  bntte,  nkd.  btttte  ein  großes 
gefäß,  gael.  bot  Stiefel.  Bntte  begegnet  schon  in  einer  Urkunde  v.  j.  664 
Marin,  p.  124.  AbU.  sind  it.  bottiglia,  «p.  botilla,  botija,  fr.  bon- 
teille,  ndat.  buticnla,  in  den  Casseler  glossen  pnticla,  in  einem  scherz- 
haften artikd  jmr  L.  Säl.  (cod.  guslf.  8.jh.)  aber  schon  botilia;  dsgl.  it. 
bottino  Wasserbehälter,  ahd.  bntin,  ags.  byden  u.  o.  m. 

Bottega  it.,  sp.  botica,  pr.  botiga,  fr.  bontiqne  krandaden;  von 
apotheca  vorraihskammer,  neap.  mit  tenuis  potega,  sie.  pntiga.  Der  weg- 
fall  des  a  kann  darin  seinen  grund  haben,  daß  man  in  l'apotheca  es  ewn 
artikel  rechnete. 

Bottino  it.,  sp.  botin,  beide  wohl  aus  dem  fr.  bntin  beute;  vom 
nord.  byti,  nihd.  büten,  s.  Mhd.  wb. 

Bozza  it.,  pr.  bossa,  fr.  bosse,  pic.  boche  betde;  ac(j.  fr.  bossn 
buckelig,  bosseler  bucklig  machen,  beiden  oder  getriebene  arbeit  machen, 
bosseln;  dsgl.  it.  boccia  knospe,  kugel,  sp.  bocha  mit  leteterer  bed.,  pg. 
bochecha  aufgeblasener  backen.  Im  latein  sucht  man  diesen  stamm 
vergebens;  leicht  aber  erkennt  iTMn  darin  das  unter  botta  schon  erwähnte 
hochd.  bntze,  bntzen  etwas  abgestumpftes,  klumpenartiges,  vgl.  ndl.  bntse 
beule,  vom  mhd.  bözen  stoßen  (h^orstoßen) ,  s.  oben  bottare.  Ital. 
bozza  und  bozzo  bedeuten  auch  einen  grob  bearbeiteten  d.  h.  einen  noch 
unförmlichen  stein,  daher  das  vb.  abbozzare  aus  dem  rohen  arbeiten, 
pg.  esbo^ar,  altsp.  sbst.  esbozo  =  ü.  abbozzo,  wogegen  das  sp.  bosque- 
jar  eine  sehr  abweichende  gestalt-  zeigt.  —  Derselben  herkunß  wie  die 
obigen  formen  mit  radicaUm  o  sind  andere  mü  n:  it.  bnzzo  boMteh, 
nadelküssen,  sp.  bnche  bissen,  kröpf,  magen,  auch  bausch  eines  kleides; 
sp.  bnchete  s.  v.  a.  bochecha;  fr.  bnt  erhabene  mitte  eines  dinges,  siel 
des  schützen,  daher  zweck  (wie  auch  das  letztere  deutsche  wort  Ursprung- 
lieh  den  nagelkopf  im  fnittelpunct  der  Zielscheibe  bedeutet),  zsgs.  d6but; 
fem.  bntte  aufgeworfener  erdhaufe  (altn:  bütr  äbgesiumpßes  ding).  Von 
bnzzo  ist  maH.  buzzecca,  piem.  bnseca,  it.  bnsecchio  gedärm,  vgl.  ahd. 
gebnzze  "^exta  Graff  UI,  233,  An  sp.  bnche'  scheint  sich  auch  zu  schlie- 
ßen bncha  brotbehäUer,  Sparbüchse,  vb.  buchar  verstecken. 

Braca  it,,  sp.  pg.  braga,  pr.  braya,  altfr.  braie  hose  (gewöhnt,  im 
plur.),  sp.  braga,  nfr.  braie  windet;  vom  lat.  braca,  in  frühem  mitteüatein 
braga,  angeblich  ein  gallisches  wort,  bret.  bragez. 


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I.  BRACCO-BRANDO.  63 

Bracco  f^.,  sp.  braco,  pr.  brac,  fr.  braque  Jagdhund^  Spürhund;  vb. 
ü.  braccare  nachspüren;  vom  ahd.  braccho,  nAd.  bracke.  Span.,  adj. 
braco  stumpfnasig.  Aus  der  altfr,  form  bracon  floß  braconnier  tcüd" 
dieb,  vb.  braconner  in  fremdem  gehege  jagen. 

Bragia,  brascia,  bracia  it.,  sp. pr.  brasa, pg.  braza,  fr.  braise  glühende 
ioAIe, /Zorn,  brase  KU.;  rft./r.  braser  löihen,  altfr.  brasoier  rösten  DMce. 
p.  68,  Uy  brasiller  dass.  Roq.;  zsgs.  it.  abbragiare^  sp.  abrasar,  fr. 
embraser  onBünden,  altfr.  esbraser  LRs.  307.  Vom  oitn.  brasa  löthen, 
sehced.  brasa  flammen,  wie  Diefehbach,  Goth.  wb.  /,  327,  gegen  die 
deutvng  ams  ags.  blase  fackel  {wovon  blason)  mit  recht  behauptet;  dies 
nord.  brasa  wäre  dann  das  ags.  bräsian  vererben,  woraus  sich  die  ital. 
form  bragiare  gut  erMärt,  bracia  aber  ist  ausgeartet  wie  cacio  von  caseus. 
Dieselbe  deutung  schon  bei  Wächter,  Gloss.  germ.,  und  Löscher,  Literator 
edta  p.  94.    Zu  merken  ist  noch  mail.  brasca  anzünden. 

Brago  it.,  aiUsp.  bray  Conq.  Ultram.,  pr.  brac,  altfr.  brai  schlämm, 
daher  le  pajs  de  Bray  nach  Ducange,  pr.  auch  eiter,  cot.  brac  geschwür; 
adj.  pr.  bragos,  aitfr.  bragenx  schlammig.  Die  herkunft  dieses,  wie  man 
siM,  gemeinrom.  Wortes  steht  nicht  sicher.  Menage  verweist  auf  ein  gr. 
ßQoyog  =  HXog  sumpf,  teich  bei  Hesychius,  und  Isadk  Vossius  in  seinen 
amnerhungen  macht  das  ndl.  braak  (bruch)  davon  abhängig.  Das  griech, 
elymon  genügt  buchstiUdich  und  erregt  auf  das  ital.  wort  angewandt  am 
wenigsten  bedenken.  Neufr.  brai  hat  nur  die  bed.  iheer,  daher  wohl  sp, 
brea,  pg.  breo  dass.,  vb.  brayer,  brear  theeren. 

Bramare  it.,  chw.  brammar  heftig  verlangen,  sp.  pr.  bramar,  fr 
bramer  schreien,  neupr.  brami  mit  beiden  bedd.,  vgl.  oMcat.  glatir  bellen^ 
neucat.  begehren,  und  Festus  stelle:  latrare  Ennius  pro  poscere  posait 
Es  iti  das  ahd.  breman,  ndl.  bremmen  brüllen,  entsprechend  dem  gr. 
ßifdfiMr. 

Branca  it.  altsp.  altpg.  pr.,  fr.  branche,  pr.  auch  masc.  branc 
kndlej  sweig,  wal.  brenc?  hand,  vorderfufi,  mlat.  branca  leonis  eine  pflanze 
(mm  1070).  Verwerflich  ist  die  deutung  at*s  brachiam  mit  emgesetetem 
n,  da  eine  solche  form  immer  nur  brancia  ergeben  konnte.  Unzweifelhaft 
ist  branca  em  sehr  altes  roman.  wort,  ja  vielleicht  schon  der  römischen 
Volkssprache  bekannt:  für  ersteres  spricht  die  ital.  abl.  brancicare  mit 
palatalem  c,  indem  solche  bildungen  nur  aus  alten  stammen  hervorgiengen 
oder  doch  in  alter  zeit  entstanden ;  für  letzteres  das  dasein  des  Wortes  im 
walach.  mit  eigenlhümlicher  bedeutung.  Zusammenhang  desselben  mit  dem 
aUgad.  brac,  com.  brech  (e  aus  a),  kymr.  breich  arm  (des  baumes  äste 
sind  seine  arme)  mit  ausgefaUnem  n  muß  man  anerkennen  und  vidleicht 
vergegenwärtigt  das  bret.  brank  noch  die  reinere  form.  Vgl.  Diefenbach, 
CM.  I,  210.     Von  branca  kommt  it.  brancolare  tappen  u.  a.  m. 

Brando  it.,  pr.  bran,  altval.  brant  (noch  bei  A.  March),  altfr.  brant, 
bninc^  bran  schwertklinge  (branc  de  Tespöe);  vom  ahd.  brant  tüio,  aUn. 
brandr  gladius,  vgl.  wegen  der  bedetUungen  den  span.  schwertnamen 
Tizon  =  titio,  später  in  Tizona  verändert,  s.  Sanchez,   Colecc.  I,  227. 


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64  I.   BRANDONE-BRAVO. 

Daher  it.  brandire,  pr.  fr.  brandir,  sp.  blandir  den  degen,  die  Icoize 
schtvingen;  dim. /r.  brandiller  schtoingen, dsgl.  hreLnleTy  j^gs.  ihreLnler, 
für  brandoler.  Eine  andre  abl.  ist  pr.  brando,  /r.  brandon,  sp.  blandon 
fachel;  altfr.  brander  brennen,  in  flammen  stehn  s.  Chron.  de  Fantosme 
V.  958y  pr.  brandar,  neupr.  brandd,  piem.  brande  hocken,  wallen,  dUpr. 
abrandar  in  brand  seteen. 

Brando ne  ü.^  esge.  brano,  feteen  fleisch  oder  tuch^  aUsp.  brahon 
{für  bradon)  tucMappen,  pr.  bradon,  brazon,  braon,  aUfr.  braion,  lothr. 
bravon,  engl,  brawn  wulst  fleisch,  dickbein;  vb.  it.  sbranare,  altfr. 
esbraoner  zerfleischen;  vom  ahd.  bräto  {acc.  brätnn,  bräton)  fleischiger 
theil,  wade. 

Brasile  it.,  sp.  pg.  brasil,  fr.  br^sil  (7  mouille)  eine  ort  höh  zum 
rothfärben,  das  sich  in  großer  menge  in  Brasilien  findet,  woher  der  name 
des  landes.  Das  mittelcdter  bezog  es  von  einem  andern  bäume  aus  ver- 
schiedenen gegenden  des  Orients:  grana  de  brasile  (brasüienscharlach)  er- 
wähnt bereits  eine  italische  Urkunde  von  1193  s.  Ducange;  andre  niUst. 
Schreibungen  sind  brasilinm,  bresillum,  braxile,  pr.  brezilh,  bresil,  ältfr. 
une  neufr.  und  oft  neben  orientalischen  färbestoffen  und  gewürzen  genannt. 
Aber  das  wort  verweigert  der  Orient,  der  Araber  z.  b.  nennt  die  sacke 
baqqam.  Gekt  man  von  der  prov.  form  aus  (und  Marseilles  weUhandd 
berechtigt  dazu),  so  darf  man  mit  fug  an  eine  ableitung  aus  briza  krüm- 
chen  denken  (s.  briser  U.  c),  woher  auch  brezilhar  zerkrümeln,  noch  jetzt 
fr.  br^siller  (bres  für  bris  euphonisch  wegen  des  folgenden  i),  so  daß  es 
etwas  zerbröckeltes  bedeutete,  denn  das  brasUienholz  kommt  und  kam  wohl 
auch  sonst  gewöhnlich  in  Meinen  spänen  nach  Europa.  Auch  andre  han- 
delsartikel  dieser  art,  wie  Scharlach  (grana),  zimmet  (cannella)  nannte 
man  nach  der  gestaU,  in  der  man  sie  empfieng.  Diese  grammatisch  und 
logisch  begründete  herleitung  wird  sich  besser  empfehlen  als  die  gewöhn- 
liche at4S  brasa  glühende  kohle  (in  beziehung  auf  die  färbe),  denn  das 
naturreich  hätte  schicklichere  vergleichungen  dargeboten.  Überdies  müßte 
man  alsdann  die  span.  form  zu  gründe  legen,  deren  suffix  il  aber  dem 
begriffe  wenig  angef)tessen  scheint,  abgesehn  davon,  daß  der  Provenzaie 
keinen  grund  hatte,  von  dem  buchstaben  des  bei  ihm  gleichfalls  einhei- 
mischen brasa  abzugehn.  —  Das  it.  brasile  nebst  brasiletto  haben  erst 
neuere  Wörterbücher;  dafür  ist  verzino  (bereits  beiL.  Pulci)  Üblich.  Ncu^ 
der  strenge  des  lautgesetzes  stimmt  es  nicht  zu  brasil  oder  brasil;  erwägt 
man  indessen  das  ven.  verz-el-ä  d.  i.  verz-el-ato,  das  sowohl  mit  seiner 
bedeutung  (fleisdvfarbig)  wie  mit  seinen  suffixen  das  sp.  bras-il-ado  r^^ä- 
sentiert,  so  unrd  man  auf  die  möglichkeit  einer  identität  von  brasil  und 
verzino  geleitet.  Aber  letzteres  fordert  noch  die  vergleichung  eines  arab. 
Wortes.  Vars  ist  eine  als  gdb,  häufiger  als  roth  bezeichnete  zum  zeug- 
färben und  schminken  gebrauchte,  im  handel  befindliche  pflanze  Arabiens: 
gegen  dieses  etymon  würde  wenigstens  die  grammatik  keine  sckwierigheit 
erheben. 

Brayo  it.  sp.  pg.,  brau  pr.  (f.  brava),  braye/r.  (hieraus  unser  brav, 


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I.    BRAZA-BRENNO.  65 

seU  dem  17.  jk  im  gebrauch);  abgd,  sp.  pg.  bravfo.  Dk  älteste  noch 
im  Südwesten  fortdauernde  bedetdung  ist  ^urUfändig,  stürmiscK^  dalier  sp. 
braviar  hriUlen,  aUsp.  abravar  in  unUh  bringen  Conq.  Wltram.;  aber 
<mch  im  aUüal.  Uest  man  unde  brave  stürmische  wogen  s,  Archiv,  stör, 
iki.  app.  num.  18yp.  60.  Besonders  braucht  man  es  von  ungeeahmten 
ihieren,  sdbst  von  unlden  pflanzen:  ndat.  bravus  bo8,  it.  bue  brado  (für 
bntYo)  junger  noch  nicht  ans  eichen  gewöhnter  ochse^  npr.  brau  stier,  cät. 
hdb,  sp.  ganso  bravo  unlde  gans,  pg.  uva  brava  wilde  trmcbe.  Daran 
hwpfl  sich  die  bed.  stürmisch  im  kämpfe,  tapfer,  sodann  tücJüig^  trefflich, 
stattlich.  Das  fr.  brave,  welches  jene  grundbedeutung  nicht  anerkennt, 
muß  erst  später  aus  dem  ital.  oder  span.,  in  welchen  sprachen,  der  leta- 
leren besonders,  unser  wort  die  meisten  sprossen  getrieben,  entlehfU  sein; 
es  fMt  der  älteren  spräche,  worin  es  brou  oder  breu  hätte  lauten  müssen, 
die  ursprüngliche  form  und  bedeutung  aber  blicht  noch  hervor  aus  ^brouer 
brausen,  rabroaer  grob  anfahren,  die  am  brau  mtstanden  wie  clouer 
am  elau,  wiewohl  Le  Duchat  rabrouer  aus  lat.  abrogare  deutet.  Die 
herhunfi  von  bravo  ist  nicht  gesichert.  Drei  Wörter  am  drei  verschiedenen 
sprachen  bieten  sich  der  erwägung  da/ri  lat.  pravus  verkehrt,  unrecht, 
bfmr.  braw  sbst.  schrecken,  ahd.  raw  roh.  Aus  pravus  konnte  it.  bravo 
geworden  sein,  nicht  leicht  sp.  bravo  oder  pr.  brau,  aber  die  bedeuttmgen 
stolzen  sich  cib;  übrigens  findet  sich  das  lat.  wort  außer  im  it.  sp.  pravo 
auch  im  pr.  prau  richtig  geformt  und  ganz  in  seinem  lat,  sinne.  Daß 
das  derivatum  pravitas,  it.  pravita,  sp.  pravedad,  dem  mit  b  anlautenden 
stamme  gänslich  fehlt,  woüen  unr  nicht  0u  hoch  anschlagen.  Bessere  an- 
^miche  scheint  das  gane  formgerechte  braw  zu  haben,  allein  ist  es  nicht 
verdächtig,  daß  es  dem  Romanen  in  seiner  eigentlichen  geltung  als  Sub- 
stantiv fehlt?  Das  bret.  braö  (schön,  lieblich)  ist  nebst  dem  gleichbed. 
ndl.  brauwe  (s.  EUian)  nicht  celtischer,  sondern  franz.  herkunft.  Wie 
aus  dem  lat.  crudus  konnten  sich  aus  dem  ahd.  raw  leicht  die  bedd.  un- 
biegsam,  wüd,  rauh,  tapfer  entfalten;  hier  muß  eine  Verstärkung  des  an- 
lautenden r  durch  b  angenommen  werden,  die  auch  in  andern  fällen 
(bniire,  brusco,  braire  cet.)  vorzuliegen  scheint,  deren  verhältnismäßige 
sdtenheü  aber  auch  diese  detUung  nicht  zu  voller  glaubwürdigkeit  gelangen 
läßt.  Sollte  ein  Zusammenhang  anzunehmen  sein  zwischen  brau  und  dem 
unten  vorhmtmenden  briu  kraß,  oder  zwischen  brau  und  braire  pr. 
schreien,  1)raidiu  kitzig,  stürmisch,  vgl.  das  oben  erwähnte  it.  brado  für 
bravo?  Aber  der  Wechsel  zwischen  den  diphthangen  au  und  iu  oder  au 
•md  ai  gründet  sich  auf  zu  wenige  fälle  für  eine  solche  annähme.  Die 
alte  herleitung  aus  ßgaßeiov  können  unr  bei  seile  setzen.  Grimm  D.  wb. 
gibt  auch  noch  das  slav.  pravi  (recht,  acht)  zu  bedenken,  aber  gestält,  be- 
dmäung  tmd  selbst  heimaih  dieses  Wortes  scheinen  es  nicht  zu  empfehleti. 

Braza  sp.  pg.,  pr.  brassa,  fr.  brasse  ein  längenmaß,  Uafter;  vom 
plur.  braehia  die  (amgestreckten)  arme,  daher  altfr.  brace  lev^e  mit  offnen 
armen  Antioeh.  I,  47. 

Brenno  genues.,  sard.  brinnu,  piem.  comask.  pr.  altfr.  altsp.  bren, 

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66  I.   BRESCA-BRIBE. 

piem.  auch  bran  Weic,  tifr,  bran  äbfaÜ,  ausumrf;  nach  Diefenbachy  Goth. 
wh  I,  321,  auch  sp.  brana  abfall  von  bäumen,  Viehweide,  brana  schon  im 
8.  jk  Yep.  iZT,  n.  17  (v,j,  780),  später  auch  branea;  ein  ceU.  wort^  gad. 
bran,  hymr.  brän,  bret.  brenn  kleie, 

Bresca  mantuan.  sard.  sp.  cot.  pr,,  yriscasic,  bresche  altfr^homg- 
wabe,  in  späterem  mlat.  brisca.  Villemarque,  Did.  fr.  br.  p.  vil  erJdäri 
es  für  celtisch:  ir.  briosg,  Äymr.  bresg,  bret.  break,  aber  die  lexica  ver- 
sagen diese  Wörter.  In  deutschen  glossaren  toird  brisica  mit  "^wirz  über- 
setzt, dies  bedeutet  mit  honig  gemengtes  wasser  (Mhd.  wb.  HI,  761,  Dief. 
Gloss.  tat.  germ.),  allein  dieser  umstand  führt  uns  der  queUe  des  Wortes 
nicht  näher.    Mahn  gesellt  es  zum  pr.  brusc  bienenkorb. 

Brete  sp.  fufischellen,  pg.  vogelschlinge,  pr.  bret  (bretz?  LR.  II, 
266)  nebst  attfr.  bret  mit  letzterer  bed,;  abgd.  aitfr.  broion  schlinge 
Sax.  J,  233,  II,  86,  Og.  1939;  bretelle  tragband,  comask.  bretela,  bar- 
tela  schwanariemen.  Diese  Wörter  scheinen  stammgenossen,  und  Mahn 
p.  64  deutet  sie  passend  aus  ahd.  brettan  stringere.  In  diesem  faUe  kam 
also  das  hochd.  t,  une  in  einigen  andern,  namentlich  dem  wur£ielverwandten 
it.  brettine  (s.  unten  brida),  in  anwendung,  Rom.  gramm.  I,  314. 

Brettonica  i^.,  ^.  pg.  hrQU)v\Q.2i,  eine  pfUmze;  von  betonica,  nur 
wegen  des  eingeschobenen  r  zu  erwähnen,  fr.  b^toine. 

Brezza  it.,  fr.  brise,  engl,  breeze  kühler  windeshatich,  maU.  brisa 
kühles  lüftchen  aus  norden,  altsp.  pg.  briza,  neusp.  brisa  nordostwind; 
zsgs,  it.  ribrezzo  frost,  schauder.  Von  unsicherer  herkunft;  sp.  brisa 
k(kinte  selbst  aus  bisa  entstellt  sein.  Es  gibt  ein  oberdeutsches  britzen, 
britzein  fein  regnen,  rieseln,  das  aber  dem  begriffe  nicht  genügt.  Besser 
nimmt  man,  von  Italien  ausgehend,  in  brezza  eine  Verstärkung  des  an- 
latdes  von  rezza  für  orezza  sanfter  windeshauch  an,  wodurch  zugleich 
dem  abweichenden  genus  in  ri-brezzo  genüge  geschieht,  da  auch  orezzo 
vorhanden  ist,  s.  oben  aura. 

Bribe  fr.  stück  übrig  gebliebenes  brot,  wallon.  brib  aknosen;  vb. 
wallon.  brib  er,  pic.  brimber  auf  bettelei  amgehn.  Die  picard.  form  für 
bribe  ist  brife,  daher  dUfr.  brifer  gierig  essen  (wie  der  betüer  das  brot), 
brifaud  fresser,  auch  bret.  hrils^  brifaod,  wohl  auch  ä.  briffalda  dime, 
landstreicherin.  Denkt  man  sich  bribe  aus  ahd.  bilibi  brot,  nahrung  ent- 
standm,  indefn  l  in  r  übertrat,  so  erklärt  sich  zugleich  das  picard.  i  aus 
ndd.  form,  z.  b.  ags.  bilifen;  doch  findet  sich  vieUeicht^eine  einfachere  er- 
Märung.  Man  hat  freilich  auch  auf^  kymr.  briw  etwas  abgebrochenes,  vb. 
briwo,  verunesen;  kann  aber  aus  kymr.  w  ein  rom.  b  oder  I  hervorgehnP 
Offenbar  derselben  herkunft  ts^  g?.  bribar  ein  landstreicherld>en  fuhren 
=  M;aZiow.  briber ;  sbst.  briba,  it.  birba  landstreicherleben;  sp.  bribon, 
it.  birbone,  birbante,  altfr.  briban  landstreicher.  —  [Gegen  den  vorge- 
brachten detäungsversuch  wendet  Wackemagd  die  muthmaßliche  b^onung 
bilibi  ein.  Entscheidend  möchte  der  einwand  doch  wohl  nicht  sein,  da  der 
Romane  den  deutschen  accent  leicht  fortrückt,  für  büibi  also  bilibi,  end- 
lich blibi  sprechen  Iconnte.] 


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I.   BRICCO-BRILLAEE.  67 

Bricco  ü.f  briqne  fr.  Ziegelstein;  vom  ags,  brice  abg^ochenes  stück; 
engl,  brick,  ursprüngl.  also  ein  bntchstein.  Henneg.  und  bürg,  bedeutet 
briqae  überhaupt  ein  stück:  briqne  de  pain  ist  =  ags.]iMeBhnce.  Bim. 
ü.  briccolino  Stückchen.  Zu  demselben  stamme  gehört  wohl  auch  it. 
brieca  rauhe  gegend,  piem.  brich  alpe,  comask.  sbrich^  maü.  bricol  ab- 
siurßy  steile  höhe. 

Bricco  it.  in  s-bricco,  daher  briccone,  pr.  bric,  bricon  {auch  fem. 
brieonaX  dUfr.  =  prov.  schelm,  spitzbube  (gesellt  sich  gerne  zu  fol,  s. 
Gar.  H  24,  LR,  11,  268).  Nach  Ducange  vom  roman,  briga  zank, 
wozu  aber  die  kehltenuis  nicht  passt.  Näher  liegt  ahd.  brecho  verletzer, 
störcTj  vgl.  hfis-brecho  praedator,  ags.  brica,  dsgl,  altfries.  breker  ver- 
brecher. 

Brida  sp.  pg.  pr.,  fr.  bride,  al^r.  bridel,  it  predello  zäum;  vom 
ahd.  brittil,  prftil  (mhd,  brtten  weben).  Eine  andre  form  ist  it.  briglia 
aus  dem  zsgz.  britl,  daher  entlehnt  das  wal.  bregle;  eine  dritte  it.  bröt- 
tine  (für  brettUe?) 

Briga  it.  aitpg.,  dltfr.  brigue  (broie  NFC.  J,  297?\  sp.  pg.  pr. 
cot.  brega  zank  (iiai.  at4ch  geschäft,  cot.  lärm,  getümmel,  nfr.  bewerbung); 
vb.  ü.  brigare,  fr.  briguer  eifrig  streben,  dringend  bitten,  sp.  bregar, 
pg.  brigar  zanken,  sich  anstrengen,  pr.  cat.  bregar,  fr.  broyer  zerreiben; 
dsgl.  it.  bri  gante  aufwiegler  (adj.  geschäftig),  pg.  brigao  zänker,  sp. 
bergante,  pg.  bargante  spitzbube,  schdm,  fr.  brigand  strafienräuber;  it. 
brigata  geseUschaft,  rotte,  heerschaar,  daher  fr.  brigade.  Daß  sich  aUe 
diese  Wörter  zu  einem  stamme  brig  mit  kurzem  i  bekennen,  ist  leicht  zu 
ermessen;  die  grundbsdeutung  mochte  unruhe,  geschäftigkeit  sein.  Die 
german.  sprachen  bieten  diesen  stamm  nirgends,  bekannt  ist  dagegen  das 
cdt.  briga  in  städtenamen  (Humboldt,  Urbewohn.  Hisp.  p.  143)  und  das 
hfmr.  brig  gipfele  aber  auch  nur  der  buchstabe  gewährt  anlehnung.  Son- 
derbar liegen  grade  im  ital.  die  worte  am  vollständigsten  und  reinsten 
vor  (vgl.  auch  noch  die  zsgs.  disbrigare,  imbrigare),  während  im  Süd- 
westen der  stamm  zwischen  brig,  breg,  berg,  barg  schwankt.  Das  span. 
Wörterbuch  stellt  auch  ein  veraltetes  briga  Stadt,  flecken  auf,  es  ist  aber 
nur  ein  von  den  gelehrten  eingetragenes  wort.  Brigante  ist  im  itai.  ein 
klares  particip,  das  keiner  herleitung  aus  dem  celt.  völkemamen  Brigantes 
bedarf,  die  franz.  und  port.  formen  brigand,  brigao  aber  haben  etwas 
fremdartiges,  sie  erinnern  an  tmand,  tmäo  (s.  das.).  Im  miatein  verstand 
man  unter  brigantes  leichtes  fußvolk,  daher  fr.  brigandine  art  panzer; 
das  it.  brigantino  soll  ursprünglich  raubschiff  bedeutet  haben.  Mansche 
auch  Diefenbach,  Odt.  1,  212  ff.,  Goth.  wb.  I,  322,  Orig.  europ.  p.  271. 

Brillare  it.,  sp.  pr.  brillar,  fr.  briller  glänzen,  funkeln.  Da  die 
it4Ü.  spräche  nidU  brigliare  gibt,  so  enthielt  auch  das  etymon^  wenn  nicht 
cMes  trügt,  die  doppelconsonanz  11,  die  sich  in  den  übrigen  sprachen  ohne 
Schwierigkeit  erweicht,  und  so  ist  die  bekannte  herleitung  aus  beryllus 
(m  der  parmes.  mundart  brill)  name  eines  wasserheUen  edelsteines,  gram- 
wuäiseh  voUkommen  richtig,  ja  das  pr.  und  fr.  11  ließe  sich  auf  die  alte 


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68  L   BRIN-BROCCO. 

form  bericle  aus  beryllus  bestehen.  Dem  begriffe  etwas  naher  läge  ewar 
vibrillare  von  vibrare  funkdn,  gliteem^  aber  das  sufßx  ill  würde  it.  eil 
(brellare)  verlangen;  für  vibriculare  war  brigliare  su  erwarten. 

Brin  arag.  pr.,  pg.  brim,  fr.  brin  faser;  scheint  gleiches  ursprui^ 
ges  mit  bren,  s.  brenno. 

Brio  it.  5p.  pg.y  briu  pr.,  oMfr.  bri  (selten^  js.  b.  DMce.  p.  161,  21) 
lebhaßigheit,  kraft,  muth;  daher  pr.  brivar,  abrivar  drängen,  part.  abri- 
vatz,  aitfr.  abriv6  (oß  abriev6  geschr.)  eilfertig,  sp.  brio  so  hraftvoU, 
brigoso  im  Canc.  de  Baena;  ob  auch  ü.  abbrivo  voller  lauf  des  Schiffes, 
abbrivare  absegeln,  und  nicht  von  ab-ripare?  Nahe  liegt  gr.  ßQifv  ^ark 
sein;  naher  aber  doch  wohl  das  aUiriscfie  brtg  Zeuß  1,  26^  gael.  brigh 
hraft,  leben,  vgl.  wegen  u  aus  g  pr.  crau  aus  crag. 

Brocca  it.,  pr.  fr,  broc  kanne,  krug,  daher  das  schweif,  broke, 
brög  kübd.  Nach  Ferrari  vom  gr.  ngoxovg  wasserkrug;  nicht  verwerf- 
lich, da  der  griech.  anlaut  rc  in  einigen  fällen  zur  media  wird.  Wer 
steht  aber  dafür,  daß  dies  wort  nicht  mit  dem  folgenden  identisch  sei,  in- 
dem man  die  kanne  nach  ihrer  hervorstehenden  mündung  oder  schnauze 
(lat.  nasas,  rostnim)  benannte?  Schon  Le  Duchat  dachte  daran.  Ein 
diminutiv  ist  pr.  broisson  hals  der  flasche  {gleichsam  lat.  broccio),  pic. 
brochon  auch  visier  des  hehnes  (ursprüngl.  etwas  hervorstehendes). 

Broc  CO  ü.  {verstärkt  sbrocco,  sprocco)  spitzes  abgebrochenes  holz- 
chen, auch  spröfichen,  parm.  broch  ast,  altfr.  und  noch  picard.  broc  spitze, 
spieß,  dsgl.  mit  c  piem.  brocio  =  it.  brocco,  lomb.  broc  =  broch,  fem. 
it.  brocca  oben  gespaltener  stecken,  sie.  brocca  dass.,  auch  pfropfreis, 
würzdchen,  piem.  parm.  ven.  broca  kleiner  nagel,  lomb.  ast  (uHe  das  masc.), 
sp.  broca  spule,  bohrer,  schuhmacherzweck,  pr.  broca,  fr.  broche  spieß, 
hölzerne  nadd  (s.  brocca  DG.);  dimin.  it.  bröccolo  kohlsprosse  (vgl.  die 
bedeutungen  des  it.  sverza  kohl  und  Splitter);  vb.  it.  broccare,^.  brocar, 
fr.  brocher  stechen,  sticken,  daher  broccato,  brocard  ein  mit  blumen  durch- 
wirkter  stoff.  Dieses  rom,  brocc  unirde  dem  lat.  broccus  entsprechen, 
wenn  die  bedeutung  der  lexica  ^einer  der  hervorstehende  zahne  hat,  dsgl. 
ein  solcher  zahn  selbst"  oder  'hervorstehend,  von  zahnen  (Freund),  hdUbar 
wäre,  welches  aber  Schwenck,  Deutsch,  wb.  p.  xn,  widerlegt,  indem  er  dem 
Worte  nur  die  bed.  dicklippig  oder  kurzlippig  (so  daß  die  oberen  zahne 
nicht  ledeckt  sind)  als  eine  mögliche  zugesteht.  Merkwürdig  ist,  daß  diese 
bloß  auf  die  lippen  bezogene  bedeutung  auch  die  der  alten  lat. -deutschen 
glossare  ist:  ^hocMeftzig,  hochmundig',  oder  'des  sync  oeverste  lypp  dicke 
is  Dief.  Gloss.  lat.  germ.  82^,  eine  bedeutung,  die  freilich  schon  in  d&n 
Gloss.  vetus  612  vorlag:  brocca  'labrosa\  oder  in  einem  der  Erfurter  glos- 
sare p.  278^:  broccus  'qui  labrum  super  justum  modum  habet  \  Broccus 
ist  also  nicht  zu  brauchen,  aber  was  bleibt  übrig?  Frisch  verweist  (xuf 
das  deutsche  sprot,  sprofs,  das  aber  trotz  der  ital.  form  sprocco  nicht 
passt.  Menage  und  Ferrari  gewinnen  das  roman.  u)ort  aus  lat.  veru 
'mitteist  des  sufßxes  oc:  veroc  vrocc  brocc;  aber  dies  sufßx  wird  schwer- 
lich auf  den  in  broc  enthaltenen  begriff  angewandt,  nimmt  auch  im  span. 


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I.   BRODO— BRONZO.  69 

regdmäßig  die  form  uec  an.  Noch  weniger  geht  verüculum.  Was  das 
deutsche  brocken  und  brach  betrifft^  so  geben  sie  immer  nur  den  sinn  des 
dbgebrocheneny  der  im  roman.  nicht  entschieden  vertreten  ist.  Vollkommen 
befriedigt  ir.  gaeL  brog  (verb.)  stacheln^  brog  dhle  (mit  verschiedenen 
deruHiUen),  wenn  dieser  stamm  nicht  atis  dem  roman.  entlehnt  ist,  ' 

BrodO;  broda  it.,  sp.pg.  brodio,  bodrio,  pr.  bro,  daher  fr.  brouet 
brühe;  vom  ahd.  brod,  ags.  brodh,  ir.  broth,  gael.  brot,  edle  mit  derselben 
bedeutung;  nUai.  brodiiUD;  'bruegx    Voc.  opt.  10,  142  und  anderwärts. 

Broglio  tmd  braolo  it.  (s.  ersteres  bei  Ferrari),  pr.  braelh,  fr. 
hrmil,  fem.  pg.  bralha,  pr.  braelha,  altfr.  braelle  umeäuntes  gebüsch 
oder  baumstüch,  brühl;  vb.  it.  brogliare,  cUtsp.  brollar,  |)^.  j>r.  brolhar, 
fr.  brouUler,  pg.  auch  abrolhar  sprossen,  sprudeln,  sich  empören  (hervor- 
brechen),  it.  broglio  empörung.  Ein  altes  Zeugnis  gewährt  das  Capit.  de 
viUis:  lucos  nostros,  quos  vulgus  brogilos  vocat,  sonst  auch  broilns,  bro- 
lius  im  nüatein.  Das  wort  wird  für  celtisch  gehalten:  hymr.  brog  heißt 
auf  Schwellung,  ein  mit  keimen  und  sprudeln  verwandter  begriff;  brog-il 
aber  mit  dem  suffixe  il  hat  sichtbarlich  deutsche  ausprägung  erfaJiren, 
wenn  nicht  die  wureel  selbst  deutsch  war  (vgl.  mhd.  brogeu  sich  erheben), 
wie  denn  dctö  wort  auch  in  alten  deutschen  Ortsnamen  vorkommt,  Graff 
III,  282,  Forstemann  II,  298.  Abgeleitet  von  fr.  brouiller  vermengen, 
verwirren,  trüben,  ist  brouillon  Unruhstifter,  dsgl.  concept  (eigentl. 
8udelblatt)f  aber  wohl  nicht  bronillard  nebel,  s.  brou^e  II.  c. 

Bronco  it.  stamm,  stock,  ast,  sard.  hmnou  Schößling  (dsgl.  schnaujse, 
wcfär  auch  runcn),  fem.  fr.  bronche  Strauch,  altsp.  broncha  ast;  abgel. 
it.  broncone  abgehauener  ast;  vb.  fr.  broncher  straucheln  (wie  it. 
cespo  Strauch,  cespicare  straucheln)^  pr.  abroncar  anstoßen,  anklopfen. 
Vergleicht  man  fom^en  wie  parm.  .brocon  =  it.  broncone,  mail.  brocca 
ost  =  aUfr.  bronche,  so  könnte  n  eingeschoben  sein  und  bronc  könnte  isu 
bioec  gehören.  Doch  mag,  da  bronc  eher  etwas  stumpfes  als  etwas  spitzes 
bedeudet,  noch  erwogen  werden  ahd.  brach,  ndl.  brok  etwas  abgebrochenes, 
abgestumpftes  (daher  Strauch,  Staude),  dem  das  pr.  bruc  in  jedem  sinne 
eintspricht,  s.II.c.  Dieselbe  herkunfl  verräth  auch  das  sp.pg.  adj.  bronco 
rauh,  plump,  stumpf  von  geist  {vgl.  für  diese  bildliche  anwendung  lat. 
tnmcus  und  nhd.  klotz),  so  wie  pr.  bronc  grobheit;  in  erster  an  erblickt 
Aldrete  fol.  47"  entschieden  das  lat.  broncus. 

Bronzo  it.,  sp.  bronce  {auch  umgestellt  brozne),  fr.  bronze  eine 
metaUmisehung,  glockenspeise,  ers;  adj.  it.  bronzino  er z farbig,  mgr. 
ix^i  xai  dvo  Ttograg  jigovr^iveg  eherne  thüren  DC.  gloss.  graec;  vb.  it, 
abbronzare  verbrennen,  schwärzen  (von  der  sonne),  altsp.  bronzar,  fr. 
bronzer  eine  erefarbe  geben.  Obryzum  auram,  xQvaiov  oßQv^oVy  ist  gold, 
das  die  feuerprobe  bestanden  hat,  in  mittellat.  glossaren,  z.  b.  bei  Papias, 
auch  *8plendor  auri* :  sollte  man  obryzum  duf  die  ruich  ihrem  gusse  gold- 
aknliche  eremischung  übertragen  haben?  Hat  man  doch  auch  das  messing 
golderz  genannt,  s.  unten  oricalco.  Das  roman.  wort  müßte  in  Italien 
geprägt  worden  sein,  wo  der  anlatd  o  leicht  abfallen  und  n  vor  dem  dental 


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70  I.    BROTE— BRUCIARE. 

leicM  eintreten  kannte.  Aber  sicherer  erklärt  man  es  doch  wohl  mit  Mu- 
ratori  und  andern  aus  bruno,  so  daß  es  für  branizzo  stände,  wdches 
bräunlich  heißen  konnte,  freilich  mit  einer  zurückeiehung  des  accentes,  die 
in  nominalahleitungen  nur  selten,  0,  b,  im  it.  pincio  aus  pinicens,  vor- 
kommt; brunitius  aber  findet  sich,  von  der  färbe  der  pferde  gebrautJdj  in 
den  Gloss.trev.IIoffm.p.3,  36:  mannas  brun  ros,  quem  vulgo  brunicam 
yel  brnnitium  yocant  Wegen  der  bedeutung  vergleiche  man  auch  branire 
gläfusend  machen^  metallglanz  geben.  Ein  treffliches  etymon  wäre  engl 
brafs  erz,  kupfer,  ags.  bras,  ließe  sich  a  so  leicht  in  0  verdrehen.  In  der 
venee.  mundart  heißt  bronza  glühende  kohle,  vielleicht  das  dtsche  brunst 
gluth.  —  [Dieser  deutung  stelU  sich  eine  neuere  gegenüber ^  aus  dem  per- 
sischen buring  oder  piring,  bei  Eichardson  copper,  valuable  mountain  brass, 
orichalkj  s.  Dozy  26y  auch  von  Biefenbach  ausgesprochen^  der  übrigens 
gesteht j  daß  der  vocal  nicht  stimme  und  Zwischenstufen  nicht  bekannt  seien^ 

Brote,  brota  sp.,  pr.  brot,  fr.  brout  (fehlt  it.  pg.)  knospe,  auch  sp, 
pr.  broton;  vb.  sp.  pr.  brotar  knospen;  vomahd.  broz  sprosse,  brozzen 
sprossen.    Cdt.  beeiehungen  in  Diefenbachs  Goth.  wb.  I,  322. 

Broza  sp.  abfall  von  bäumen,  rinde,  blättery  pr.  brossa,  fr.  brosse 
kleines  borstiges  gestrüpp,  heidekraut,  dsgl.  sp.  broza,  bruza  bürste,  so 
auch  fr.  brosse,  masc.  pr.  brus  bruyere L.  Rom^,  daher  fr.  broüssaille 
Strauchwerk,  wohl  auch  it.  bmzzaglia  gesindel.  Erwägt  man  die  aUfr. 
nebenform  broce,  pic.  brouche,  so  muß  ss  =  st  sein  und  auch  ^r.  brostar, 
fr.  brouter  (für  brofiter)  abweiden  (altfr.  broust  weide,  blääerabfäll)  ist 
hieher  eu  ziehen;  it.  brustia  ßei  Ferrari)  =  sp.  bruza  £feigt  gleichfalls 
st.  Im  gad.  bruis  bürste,  abfalle,  oder  kymr.  brwys  üppiger  wuchs  ist 
broza  nicht  eu  suchen,  da  die  form  sich  nicht  hinein  ßgt;  genau  passt 
ahd.  barst,  brnsta  d.  i.  börste,  kämm  (etwas  struppiges),  besonders  deut- 
lich hervortretend  im  fr.  compos.  rebours  gegenstrich,  rebourser,  re- 
brousser  gegen  den  strich  d.  h.  gegen  die  börste  eines  thieres  fahren,  vgl. 
mlat.  rebursus  struppig.  Die  form  mit  st  erinnert  dagegen  unmittelbar 
an  dlts.  bmstian  sprossen,  bret.  broust  Strauch,  brousta  abweiden. 

Bruciare,  brusciare  {in  abbrusciare)  it,  pr.  bruzar,  bruizar,  chw. 
brischar  verbrennen;  daher  abgd.  it.  brustolare,  abbrustiare,  pr.  bruslar, 
fr.  brüler.  Da  sich  eu  diesem  begriffe  nirgends- ein  stamm  bruz  oder  brost 
bietety  so  darf  eine  nicht  ungeschickte  deutung  MuratorVs  aus  einem  lat. 
compositum  hier  eine  stelle  finden.  Aus  perustus  fließt  ein  freguentcdio 
perustare,  welches  romanisch  in  prustare  syncopiert  ward,  daher  mit  er- 
weichung  des  anlautenden  p  in  b  brustare,  wofür  es  mehrere  umfwdfel- 
hafte  fälle  gibt,  endlich  mit  bekannter  behandlung  des  st,  it.  brusciare, 
entstellt  in  bruoiare  (vgl.  cacio  für  cascio  u.  a.),  pr.  bruzar  statt  brussar. 
So  von  dem  hypothetischen  perustulare  it.  brustolare  u.  s.  w.  Wodurch 
diese  deutung  einigen  anheilt  gewinnt,  ist  daß  brustolare,  brusler  formell 
jm  dem  vorhandenen  roman.  verbum  ustolare  d.  h.  zu  dem  gleichfalls 
vorhandenen  lat.  ustulare  passt,  so  daß  die  formen  mit  anlautendem  b 
nur  daraus  erweitert  eu  sein  scheinen.  Dieses  ustulare  findet  sich  auch 
im  altsp.  uslar  Bc,  pr.  usciar  {für  ustlar),  wal.  usturä. 


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L   BRÜCO-BUBBONE.  71 

Brnco  ü.  raupe,  sp.  bmgo  erdfloh^  von  braohus  (ßQOvxog)  heur 
s(krecke^  hei  JPrudeniius;  daher  auch  iL  brucare  des  laubes  herauhm^ 
oiMatten?  Eine  andre  ital.  form^  br  ucio^  weist  aurf  eine  abl.  bruchens. 
Vgl.  wai.  vrah  maikäfer. 

Brngna  t^.,  pg,  brnnho,  abrunho,  sp.  bruno,  fr,  brugnon,  maü. 
bnignoeu,  dsgl.  fr.  brignole  pflaume,  Pflaumenbaum.  Sie  sind  äugen- 
stJieifdieh  verschiedener  herhunft  Da  neben  U.  brugna  auch  pragna, 
neben  brngnoen  auch  pragnölo  besteht,  so  ist  eine  erwekhung  des  anUxu^es 
p  tn  b  anmmehmen,  indem  sich  prugna  aus  prunea,  wie  ciriegia  aus 
cerasea,  erklärt.  Sp.  brnno  schwarae  pflaume  scheint  aber  auf  das  adj. 
bnino  surückeugehen.  Im  fr.  brignole  erkennt  man  den  namen  der 
pflauinenberühnUen  Stadt  Brignole  (Broniolacnm  nach  MSnage). 

Bruire  i^.,  fr.  bruire,  pr.  brugir,  bruzir,  comask.  brügi,  aUcat. 
brogir  rauschen,  murmeln;  sbst.  it.  bruito,  fr.  brait,  pr.  bräit,  brdida. 
Nicht  \inwahrscheinlich  ist,  schon  nach  Menage,  dem  lat,  rugire,  sbst.  ru- 
gitns,  um  der  onomatopöie  unUen  ein  b  vorgesetzt,  wenn  nicht  bereits  in 
der  römischen  Volkssprache  eine  form  brugire,  dem  gr.  ßqvxBiv  nahe 
liegend,  vorhanden  war.  In  der  L.  Alam.  begegnet  für  rugit  die  lesart 
brogit    Prov.  bruzir  würde  sich  freilich  auch  ins  lat.  rudere  fügen. 

Bruma  sp.  pg.  pr,,  fr.  brume,  cot.  ausgeartet  in  broma  dunst,  nebel, 
wd.  brume  reif;  von  bruma  kürjsester  tag,  wintereeit,  bereits  in  den 
Undenbr.  glossen  bruma  ^ripho*  reif,  vgl.  auch  die  Flor,  glossen  (Diu- 
Udta  II,  233). 

Bruno  it.  sp.  pg.,  pr.  brun,  fr.  hmn  fuscus;  vom  ahd.  brfln,  nhd. 
braun.  Daher  vb.  it.  brunire,  sp.  brufiir,  brofiir,  vgl.  pg.  brunir,  bor- 
nir,  pr.  fr.  brunir  polieren,  wie  mhd.  briunen  glänzend  machen. 

Brusco  it.  sp.,  brusc  fr.  (woher  unser  brüsch),  pg.  fem.  brusca 
mjfrtendom,  Stechpalme,  mittelgr.  /4n:Qovayu)g',  von  ru8cum  {woher  auch 
nhd.  mache)  mit  verstärktem  anlaut:  nicht  anders  verhält  sich  pr.  brusc 
rinde,  bienenkarb  zum  gleichbed.  rusca,  it.  bruscare  abrinden  eum  com. 
rasdt  n^  ders.  bed.  Dahin  auch  pr.  cot.  brusca  gerte  (wie  fr.  houssine 
von  houx,  8.  das.). 

Brusco  it.  etwas  herb  von  geschmack  {z.  b.  wein),  dsgl.  mürrisch, 
unfreundlich,  sp.  pg.  brusco  auffcJirend,  verdrießlich,  finster  {z.  b.  vom 
Iwnmd),  fr.  brusque  auffahrend,  hitzig;  vb.fr.  brusquer  grob  anfahren. 
Nicht  unpassend  erklärt  es  Ferrari  aus  dem  adj.  labruscus  in  vitis  oder 
UYa  labrusca  wüde  d.  i.  herbe  traube;  die  erste  sübe  fiel  auf  ital.  weise 
ab  und  so  wanderte  das  wort  in  die  andern  gebiete.  Eben  so  gut  mit  dem 
buchstaben,  theilweise  mit  dem  begriffe  genügt  ihm  ahd.  bruttisc,  zsgz. 
bmtf  sc,  finster,  grimmig,  doch  mag  das  lat.  wort  auch  hier  den  vorrang 
h/Aen. 

Bubbone  it,  sp.  bubon,  pg.  bubäo,  fr.  bubon,  wal.  buboiu  beule, 
gesckmkt;  vom  gr.  ßovßdv  dass.  Hieraus  zog  man  ein  primüiv  sp. 
bubft,  bna,  pg.  bouba,  bubo,  fr.  bube,  wal.  bube;  ein  auch  bei  mehreren 
andern  roman.  Wörtern  wahrzunehmendes  verfahrm,  s.  Rom.  Gramm.  1, 29. 


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72  BUCATO-BUF. 

Bucato  ü.y  sp.  pr.  bugada,  fr.  ba^e  das  waschen  in  lauge^  hurg, 
buie  lauge;  vb.  nur  altfr.  buer,  chw.  abgel,  buadar  in  lauge  waschenj 
bret.  bnga,  das  auf  ein  älteres  fr.  bnguer  deutet.  Es  ist  augensdteinliek 
unser  nhd.  baachen,  ndd.  bücken,  aber  nicht  dah^  entlehnt.  Passend 
leitet  es  Ferrari  {mit  welchem  Weigand  bei  Diefenbach^  Goth.  wb.  7, 278^ 
zusammentrifft)  vom  it.  buca  loch  (bucare  durchlöchern),  weil  die  lauge 
durch  ein  mit  kleinen  löchern  versehenes  tuch  geseiht  werde;  im  span.  wird 
darum  dieselbe  handlung  colada  (durchseihung)  genannt,  wie  Schmdler  s.  v. 
sechteln  anmerkt. 

Bucherame  it.,  cot.  bocaram,  pr.  bocaran,  boqueran,  /r.  boogran, 
mhd.  buckeram  ein  steifes  gewebe  von  leinen  oder  baumwolle^  ursprüng- 
lich, wie  man  glaubt,  von  Ziegenhaaren,  daher  der  name  (boc,  boc-ar-an) ; 
nach  Schmeller  111,  413  aber  vom  it.  bucherare  durchlöchern,  also  eigentl. 
lockerer  erst  durch  leim  gesteifter  zeug. 

Buco  it.  sp.  loch  (fehlt  pg,),  dsgl.  sp.  buque  geholt  hohler  körper, 
bauch  der  laute,  rümpf  des  Schiffes,  cat.  buc  wie  sp.  buque,  dsgl.  bauch 
des  menschen,  und  nebst  pr.  altfr.  buc  bienenkorb,  com.  bugh  rümpf  fem. 
nur  it.  buca  loch,  hohle;  vb,  it  bucare  durchhöhlen;  vom  ahd.  büh, 
das  im  mhd.  buch,  im  altn.  bükr,  im  mndl.  buk,  buik  (Huydecoper  zu 
Stoke  III,  469)  bauch  und  rümpf  hie/i,  also  beide  roman.  bedeutungen 
(bauch  =  höhle)  einschloß,  im  älteren  ndl.  biebuyck  KU.  auch  die  bed. 
apiarium  hatte,  vgl  Adelung,  Mithr.  II,  536.  Damit  ist  zsgs.  sp.  pr. 
trabucar,  fr,  tr^bucher  zu  boden  werfen,  (intr.)  stürzen,  pur zein,  eigentl. 
mit  dem  rümpf  aus  der  richtung  bringen  oder  kommen,  gleichsam  über- 
rümpfen,  vgl.  it.  tram-bustare  umstürzen,  von  busto  rümpf.  Von  trabucar 
ist  sbst.  sp.  trabuco,  pr.  trabuc,  trabuquet,  fr.  trebuchet  ein  wurf- 
geschütz.  Als  eine  auf  bocca  (mund)  zurückgeführte  umdeutung  fasse 
tnan  it.  traboccare,  trabocco,  trabocchetto,  mlat.  tribocus  Voc.  opt, 
mhd.  triboc,  s.  Müller  im  Wb.  III,  89;  dafür  richtiger  ven.  trabucare, 
oltit.  trabucco  PPS.  I,  21,  com.  trabuc,  veron.  strabuco. 

Budello  it.,  altsp.  budel  Alx.,  so  auch  pr.,  fr.  boyau  (cdt  boel) 
darm;  von  botellus  Würstchen,  bei  Martial;  die  rom.  bedeutung  schon 
im  frühen  nüatein,  z.  b.  L.  Angl.  si  intestina  vel  botelli  pcrforati  claudi 
non  potuerint.  Nach  GeUius  17,  7  war  botulus  ein  nur  dem  volke  an- 
gehöriges wort;  nicht  dies,  sondern  das  diminutiv,  hat  sich  behauptet. 

Bnf  pr.  fr.  interjection;  it.  buffo,  mail.  hoS  windstoß;  it.  buffa, 
sp.  bufa  posse  (daher  buffone),  altfr.  buffe  schlag,  stoß,  bufet  ohrfeige, 
wcMon.  bofet  nadelküssen  (d.  i.  etwas  aufgeblähtes,  ausgestopftes),  sp. 
bofeton  =  altfr.  bufet,  neupr.  buffo  hinterbacken,  altfr.  buffoi  hochmuth; 
vb.  it.  buffare,  parm.  boffar,  sp.  pg.  pr.  bufiar,  fr.  bouffer  und  bonffir, 
neupr.  buffd,.  bouffä  blasen,  aufblasen,  altfr.  buffier  beohrf eigen;  abgd. 
neupr.  boufögd  sich  aufblasen,  bouffigo  blase  im  leibe.  Die  berührung 
von  blasen  und  schlagen  ist  nicht  ungewöhnlich,  fr.  souffler  und  souffiet 
liefern  ein  nahe  liegendes  beispiel.  Die  german.  sprachen  besitzen  den- 
selben wortstamm,  ziehen  aber  die  tenuis  im  anlaute  vor:  mhd.  hn£,  puf, 


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I.  BUGIA-BUGNA.  73 

» 

nkd.  puff  ais  itUerj.  und  sbsi.j  dsgl.  puffe,  puffen,  puffer,  8o  auch  fr. 
pouf  interj.,  vb.  pouffer  bersten^  tväl.  pn£&iu  aufgeblasenheit.  Enüehnung 
dieses  weUreiehenden  naturausdruckes  aus  dem  deutschen  an/eunehmenj  thut 
aber  nidU  noth:  läßt  es  sich  doch  in  unsem  ältesten  mundarten  nicht 
ntuhweisen,  Merkenswerth  ist  noch  das  it.  adj.  böffice  bauschig ^  eine 
offenbare  anbüdung  an  söffice ;  piem.  schlechtweg  bot  —  Welcher  umstand 
dem  credenetische  frans,  den  namen  buf fet  gab  (schon  altfr.y  s.  Fer.  156^) , 
ist  unbekannt;  sp.  bufete  hei  fit  Schreibtisch:  waren  diese  möbelstücke,  etwa 
hoMckig,  gleichsam  aufgetrieben?  Nach  Mahn  p.  106  ist  buffet  eigent- 
lieh  prunktisch,  von  buffer  außlasen,  worin  der  begriff  der  pracht  und 
des  prunkes  stecke,  daher  auch  altfr.  büfoi  pomp. 

Bugia  it.,  lomb.  bnsfa  lüge,  pr.  bauzia,  bauza,  altfr.  boisie  trug, 
Mnterlist;  vb.  bngiare  lügen,  bauzar,  boiser  hintergehen-,  pr.  baussan 
{fem.  -ana)  betrüger;  auch  sp.  bausan  stroJmMnn  den  feind  zu  täuschen? 
Die  stammvocale  u,  an,  oi  £nelen  unläugbar  auf  ein  urspr.  au,  vgl.  it. 
robare  =  pr.  raubar,  altfr.  poi  =  pr.  pauc :  nur,  so  scheint  es,  in  un- 
betonter sübe  (also  nicht  in  bauza)  kann  pr.  au  aus  o  entstehen.  Muth- 
mafilich  ist  das  wort  deutsch:  ein  vb.  bausjan,  bausan  würde  bauzar, 
boiser,  bugiare  nebst  mlat.  bausiare  umfassen.  Beruhte  das  ahd.  pösi 
schlecht,  gebrechlich,  nichtig,  nhd.  böse,  auf  einem  altem  bausi,  was  bei 
der  unbestimmiheit  des  ahd.  6  nicht  schlechthin  anzunehmen  ist  (das  wort, 
dessen  detUschheit  Grimm  P  100  zweifelhaft  schien,  die  er  aber  später 
zugab  s.  Über  die,  namen  des  donners,  fehlt  goth.  ags.  altn.),  so  wäre  der 
form  damit  genüge  zu  thun;  bösa  bedeutet  posse  (ganz  das  pr.  bauza), 
b6sön  lästern,  vielleicht  auch  lügen  wie  lat.  nugari.  Ital.  bugiare,  busare 
heifit  auch  durchlöchern,  bugio  loch  (ältsp.  buso),  adj.  bugio,  buso  durch- 
löchert, leer,  bedeutungen,  die  gleichfalls  in  bösi  (eitel,  gehaltlos)  ihre 
befriedigung  finden  tvürden.  Man  sehe  auch  Schwende  v.  posse.  —  Neben 
altfr.  boisie  begegnet  noch  eine  form  boisdie  (adj.  boisdif),  die  eine 
blofie  anbüdung  an  das  sinnverwandte  voisdie  (s.  unten  vizio)  sein  mufi, 
da  kein  adj.  bois^,  woraus  böisedie  boisdie  werden  konnte,  vorliegt. 

Bngla  it.,  so  auch  sp.  pg.,  pr.  bog<a  ("v.  j.1460),  fr.  bougie  (v.  j. 
1312,  s.  Boquef  zu  Mar.  de  Fr.  I,  63)  Wachskerze;  von  Bugie  in  Nord- 
africa,  woher  sie  ehemals  durch  den  handel  nach  Europa  kamen  (Menage). 

Bugna  mail.  venez.,  romagn.  bogna,  neupr.  bougno,  cdtfr.  bugne, 
nfr.  bigne  (bei  Minage  beugne)  beule,  masc.  mail.  bugn,  sard.  bugnu 
dass.y  romagn.  bogn  finne  (kleine  beule);  abgel.  veron.  bugnon  stofi; 
crem,  bugnocca  beule;  npr.  bougneto,  fr.  beignet,  bignet,  sp.  bunuelo 
em  aufgelaufenes  backwerk,  limous.  bouni.  Gleichbed.  mit  pr.  bougno  ist 
bondongno  (s.  bouder  11.  c.) :  sollte  jenes  aus  diesem  contrahiert  und  so 
in  die  übrigen  sprachen  eingedrungen  sein?  Verwandtschaft  mit  ahd. 
bungo,  mhd.  bunge  knollen,  altn.  bfinga,  aÜengl.  bung  nebst  bunny  ge- 
schundst  liegt  nahe  genug,  schwerlich  ist  aber  das  rom.  wort  aus  dem 
deutschen,  dem  eine  form  bonga  besser  entsprochen  hätte ;  aus  becke-bunge 
machte  der  Italiener  becca-bungia,   was  aber  wohl  ein  wort  von  spätem 


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74  I.   BUJO-BUSCA. 

gepräge  ist.    Bei  fr.  bigne  t^  die  identität  noch  fraglich,  da  die  ausardmg 
des  u  in  i  eigentlich  nur  in  mundarten  geltung  hat. 

Bujo  it.  dunkdy  lomb.  bur.  Beiden  formen  kann  nur  ein  etymon 
burens,  burins  genügen  und  hiermit  verträgt  sich  atich  $p.  buriel,  pr. 
burel  braunrothy  alt  fr.  buire  (cape  buire  G.  d'Angl.  p.  104)  dass.,  neufr. 
hxxTet  purpurschneeke;  it.  burel la  und  biijose  (plur.)  dunkler  kerker. 
Bei  Festus  findet  sich  burram  antiqui  quod  nonc  dicimas  ruf  am:  dieses 
dUlai.  wort,  das  man  aus  d^n  gr.  nv^^og  herleitet  (womit  auch  Diefefh 
hoch,  Orig.  europ.  p.  260,  einverstanden  ist),  scheint  sich  erhalten  sm 
haben,  und  wiewohl  weder  form  noch  begriff  genau  eu  bujo  sich  schicken, 
so  dürfte  dieses  doch,  wenn  man  sich  eine  abl,  burrius  denkt  (vgl.  fnjo 
von  f  urvius  d.  i.  f  urvus  u.  dgl.  Rom.  gramm,  II,  301)  und  den  bei  färben 
üblichen  wandet  der  bedeutung  in  anschlag  bringt,  seine  erUärung  darin 
finden,  wie  auch  schon  andre  vermuthet  haben.  Oft  gibt  die  färbe  dem 
Stoff  den  namen:  daher  fr.  bure  grobes  wollenes  tuch;  sp.  buriel,  pg. 
pr.  burel,  fr.  bureau  dass.,  in  letzterer  spt;ache  auch  eine  mit  solchem 
tuche  bedeckte  tafel;  it.  buratto,  und  andere  abU.  Schon  das  lat.  toort 
bezeichnet  in  der  form  birrus  (i  so  gut  wie  u  aus  gr.  v)  ein  kleidungs- 
stück,  oberkleid  bei  Vopiscus,  zottiges  kleid  bei  Papias,  vgl.  oben  berretta. 

Burla  it.  sp.  pg.,  npr.  bourlo  posse,  spass,  spott;  vb.  ü,  burlare, 
sp.  pg.  burlar  spott  traben,  verhöhnen;  pr.  nur  sbst,  burlaire ,  altfr.  nur 
bourleur;  ac^.  it.  burlesco  u.  s.  f.  Ausonius  Ao^  burra  lappalie  (urspr. 
woM  eotte,  rom.  borra,  s,  oben,  vgl.  it.  fiocco  flocke  und  posse),  hieraus 
entstand,  wie  schon  Menage  behauptet,  burrula  (so  im  sard-X  burla,  wohl 
auch  sp.  borla  troddel. 

Burraflca  it.  (aber  mit  o  borrascoso),  sp.  pg.  cot.  borrasca,  fr. 
(entlehnt)  bourrasque  sturmwetter  mit  regen.  Wie  aus  sp.  nieve  uevaÄca, 
so  erunfchs  aus  U.  borea,  mail.  ven.  romagn.  bora  nordunnd  =  lat.  boreas, 
mit  Verdoppelung  des  r,  borrasca,  burrasca.  Sicil.  burrascuni  heißt  dünner 
nebel,  berührt  sich  also  von  Seiten  des  begriffes  mit  dem  im  it.  brina  //.  a. 
gemuthmaßten  stamme. 

Burro  sp.  pg.  esd.  Daher  mit  gleicher  bed.  pg.  burrico,  sp. 
neap.  borrico,  fr.  bourrique,  lonth.  borich,  it.  bricco;  daher  auch  pr. 
burquier,  wenn  es  eselsstall  heißt.  Buricus  klepper  ist  ein  sehr  altes  wart, 
das  sich  schon  im  5.  jh.  bei  Paul.  Nolanus  vorfindet;  davon  sagt  Isidorus: 
equus  brevior,  quem  vulgo  buricum  vocant  Vermuthlich  nannte  man 
den  esd  burro  von  seinem  zottigen  haar  (borra  s.  o.):  i»  der  mundart 
von  Berry,  die  ihn  bourru  d.  i.  zottig  nennt,  ist  dies  deutlich  ausgespro- 
chen. Sonst  wird  das  nUat.  buricus  (bürTcus  soU  man  sprechen)  von 
burrus  röthlich  (s.  oben  bujo)  abgeleitä.  Vgl.  Diefenbach,  Orig.  europ. 
p.  378.  379. 

Busca  lomb.  piem.  pr.,  sie.  vusca,  altfr,  busche  Splitter^  co^.  busca, 
bru8ca  ruthe,  gerte,  fr.  buche  scheit;  vb.  fr.  buch  er  holz  hauen,  pr. 
buscalhar  holz  lesen  GProv.  62'',  Es  ist  wahrscheinlich  mit  bois,  bosc 
{s.  oben  bosco)  gleicher  herkunß,  indem  es  mit  seinem  vocal  auf  die  älteste, 


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BUSCARE-CABALA.  75 

freüich  nur  hypoth^isehe  form  bawisc,  buisc  jsnmickleitet:  seine  Urbedeu- 
tung wäre  hiemach  bauhoh,  gespaltenes  hoU^  scheit^  demnächst  span. 
Splitter,  Die  vergleichung  des  dltfr.  embuscher  mit  dem  it,  imboscare 
mufi  dieser  herleUtmg  ewr  bestätigung  dienen^  nicht  weniger  das  dem  fr. 
bfiche  begrifflich  entsprechende  henneg^  boisse. 

Buscare  iL  erhaschen,  sp,  pg.  bnscar,  dlfsp.  boscar  suchen,  nach- 
spüren, fr.  büsqner  nachtrachten,  nachstreben;  sbst,  it.  sp.  pg.  busca 
ncuAsuchung.  Des  wertes  eigentliche  heimath  ist  Spanien,  wo  es  den  dienst 
des  it.  cercare,  fr.  chercher  thut^  prov.  fehlt  es.  Befriedigend  ist  die  alte 
deutung  aus  bosco  gebüsch,  so  daß  es  urspr.  heißt  'durch  das  gebüsch  ' 
gehen  (vgl.  montar  auf  den  berg  gehn),  daher  jagen,  nachspüren,  sp. 
bufica  spiirhund,  altsp.  basco  fährte  des  wildes. 

Busto  it.  sp.  pg.,  pr.  bust,  fr.  buste  (m.)  rümpf,  bruststück,  brüst- 
bUd;  in  den  lAndenbr.  glossen  busta  'arbor  ramis  trunc<xta\  Gegen  das 
lat.  bnBtnm  (verbrannter  leichnam)  streitet  der  begriff,  und  auch  unser 
deutsches  brost  kann  nicht  in  erwägung  kommen,  da  der  ausfaU  des  r, 
dem  eine  anlautende  muta  vorausgeht^  dem  französischen  wenigstens  und 
italienischen  Sprachcharakter  vöUig  zuwider  und  mit  keinem  beispiele  zu 
bdegen  ist,  es  müßte  denn  ein  zweites  r  im  werte  enthaiten  sein,  so  daß 
der  grund  des  ausfalles  ein  euphonischer  wäre.  Für  Ijaeto  sagt  man  itai. 
auch  fasto,  wie  man  bioccolo  für  fioccolo,  bonte  für  fönte  sagt,  und  so 
liegt  die  vermuthung  seiner  entstehung  aus  fnstis  nahe  genug,  und  schon 
Ferrari  dachte  daran;  aber  alsdann  müßte  diese  form  von  Italien  aus- 
gegangen  sein,  was  allerdings  zweifei  erregt.  Dagegen  wird  keinem  ety- 
mologen  die  beobachtung  entgangen  sein^  daß  sich  die  sprachen  für  rümpf 
oder  brüst  solcher  Wörter  zu  bedienen  geneigt  sind,  welche  behälter,  gefäß 
bedeuten:  so  mlat.  arca  (s.  Ducange),  so  it.  casso  (capsus),  so  engl,  ehest, 
so  w%ser  rümpf,  ursprünglich  ein  gefäß  aus  baumrinde  {wie  pr.  brusc). 
Warum  sollte  sich  diese  Übertragung  nicht  auch  bei  busto  ereignet  haben? 
Mlat.  busta^  bustula  bedeutet  arca,  arcüla,  die  änderung  des  genus  ist 
ein  häufiger  Vorgang,  s.  Rom.  gramm.  II,  18,  wo  zahlreiche  beispiele  ge- 
geben sind;  beide  mlat.  Wörter  aber  sind  aus  bnxida,  pyxida  geformt,  s. 
botte  n.  c.  Eine  zss.  ist  it.  imbnsto  schnürleib,  brustlatz,  sp.  emboste 
flitterstaat,  lug  und  trug,  embustero  heuchler  (nach  Larramendi  vom  bask. 
eman  geben,  uste  hoffnung),  it.  trambustare  umwerfen.' 

c. 

Ca  altit.  cdtsp.  altpg.  conjunction  s.  v.  a.  lat.  nam,  quia;  wohl  von 
qua  re  (pr.  fr.  car),  nach  andern  von  quia.  Das  churw.  sard.  und  lomb. 
ea  stimmt  begrifflich  zu  que  (daß)  und  könnte  daraus  entstellt  sein.  ÄUit. 
attpg.  ca  hinter  dem  comparativ  PPS.  II,  79.  95,  D.  Din.,  Trov.  weist 
auf  quam. 

CÄbala  it.  sp,  pg.,  cabaie  fr.  geheimnisvolle  erUärung  des  alten 
testamentes  u.  dgl.,  auch  hinterlistige  Verhandlung;  vom  hehr,  kabalah 


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76  I.   CACAO-CAFFE. 

Überlieferung^  geheimlehre.  Die  von  mehreren  angenommene  herleitung  aus 
engl,  cabal  als  acrostisch  aus  den  namen  von  fünf  siaatsräthen  Karls  IL 
widerlegt  Mahn  p.  68. 

CacäO;  caccäo,  ü.j  sp.pg.  fr.  cacäo  die  fruchi  eines  südameräcani' 
sehen  baumes^  span.  port,  auch  der  bäum  selbst;  vom  mexican.  kakahuatl. 
Der  bäum  heißt  überdies  sp.  cacagual,  pg.  cacaoeiro,  fr.  cacaoyer, 
cacaotier. 

Cacciare  iV.,  sp.  pg.  cazar,  pr.  cassar,  altfr.  chacier,  nfr.  chasser 
jagd  machen  auf  etwas,  dsgl.  verjagen;  sbst.  caccia,  caza,  cassa,  chace, 
chasse  jagd.  Das  entsprechende  lat.  venari  ist  in  den  tocktersprachen 
allmählich  untergegangen.  Noch  im  altspan.  sagte  man  venar  (>.  b.  Cai. 
e  D.  29^.  56".  66^),  ebenso  pr.  venar  GRoss.,  altfr.  vener;  gänelich  fehlt 
es  im  port.  catal.  ital.  churw.,  nur  im  wal.  vena,  präs.  venez,  lebt  es 
fort.  Was  nun  cacciare  betrifft,  so  mögen  unter  den  wenigstens  nicht 
unverständigen  deutungen  des  vielfach  besprochenen  Wortes  nur  erwähnt 
werden  die  aus  cassis  jägergam,  das  aber  ein  ital.  vb.  cagiare  oder  altfr. 
chaisier  erzeugt  hätte;  die  aus  unserm  hatzen,  dessen  anlaute  jedoch  der 
romanische  understrebt;  die  aus  dem  engl,  cate^,  das  gleichfalls  Schwierig- 
keiten in  der  form  bietet;  die  aus  lat.  capsus  (s.  Ducange),  das  sich  ebenso 
verhält  wie  cassis.  |  Das  beste  hat  Menage  getroffen,  der  es  vom  lat.  cap- 
tare  herleitet:  captare  feras  hiefi  schon  dem  Römer  wHd  jagen^  und  ein 
altes  glossar  seiet  &i]Q6VTTjg  ^captator,  venator.  Eigentlich  aber  leit^ 
der  Romane  sein  wort  vermittelst  des  suffixes  iare  aus  dem  part.  captns, 
also  captiare  cacciare  cet.  s.  Rom.  gramm.  11,402.  Nur  mit  captiare 
vertragen  sich  die  formen  aller  mundarten;  aUsp.  schrieb  man  sogar  cabzar. 
Dieses  captiare  ward  aber  der  allgemeine  ausdruck  für  venari,  welches 
sich  nur  im  prov.  und  altfr.  behauptete.  —  [Mit  recht  fügt  Gachet  p.  77' 
vorstehender  deutung  das  in  einer  Urkunde  v.  j.  1162  vorkommende  sbst. 
captia  d.  i.  venatio  bei.] 

Cadaüno,  cadano  it.,  sp.  cada  uno,  pg.  cada  hnm,  pr.  cada  an 
(noch  jetzt  cadun),  altfr.  cadhun  in  den  Eiden,  später  chenn  LRs.  26, 
pronomcfi  für  quisque.  Muthmafilich  ist  caduuo  eine  äbkürjsung  von  us- 
que  ad  nnnm  d.  i.  nullo  excepto,  wofür  churw.  s-cadin  (s.  v.  a.  scadnn) 
mit  seinem  anlautenden  s  deutlich  spricht;  doch  darf  auch  an  qnisque  ad 
unum  (altsp.  quiscadauno  PC,  altpg.  quiscadaun  FGrav.  387)  gedacht 
werden.  In  diesem  sinne  unrd  lat.  ad  unum  omnes  von  GeUius,  Ammia- 
nus,  Apulejus  öfters  gesetzt.  Hiervon  müße  sich  denn  cad,  euphonisch 
cada,  abgelöst  haben,  um  im  sp.  pg.  pr.  altfr.  (kiede)  ein  selbständiges 
pronomen  zu  bilden.  Etwas  ganz  analoges  bietet  das  ngr.  xa&ivag  ßr 
quisqtie,  entstanden  aus  xa&'  ^va  (einzeln)  und  ebenso  wie  cada  hat  sich 
das  adj.  wi&e  davon  abgesondert:  xad^e  devÖQov  ==  sp.  cada  ärbol.  Ist 
die  deutung  richtig^  so  beruhen  die  ital.  formen  mit  t  catauno,  catuno  auf 
einer  falschen  schreibu/ng. 

Caffe  ü.,  caf6  sp.  fr.  ein  trankt  vom  arah.  qahvah  eigenÜ.  wein, 
dsgl.  ein  aus  beeren  gekochter  trank  Freyt.  III,  51P  mit  Verweisung  auf 


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I.   CALAFATARE-ÖALANDRA.  77 

SUverire  de  Sact/'s  chrestomaihie ;  vgl.  wegen  des  rom.  f  aus  arab.  h  sp, 
aljöfar  von  algafihar. 

Calaf atare  ü.y  sp.  calafatear,  pr.  calaiatar,  fr.  calafater,  calfeutrer, 
mäkigr.  xfxXafpcneiv  die  ritzen  besonders  eines  Schiffes  verstopfen  oder 
theeren^  vgl.  pr.  una  caxeta  (histchen)  empeguntada  e  calefafada  LB.; 
vom  arab.  qalafa  ein  schiff  verkitten  Freyt.  III,  491",  türh.  qalfät  geiheer- 
ter  stapfen  Pihan  p.  76,  vgl.  Monti,  Agg.  al  voc.  IL  1,  312.  —  Diese 
bekannte  herleitung  beanstandet  Engelmann  und  zieht  das  wort  aus  lat. 
calefectare,  denn  die  frühere  bedeutung  sei  gewesen  ^ein  schiff  heizen. 
Ajugenseheinlich  haben  indessen  die  roman.  formen  eifien  fremden  anstrich 
und  könnten,  da  sie  sich  der  büdungsregel  nicht  unterworfen  haben  (cale- 
fectare  hätte  z.  b.  pr.  calfeitar  geben  müssen),  erst  aus  dem  lat.  Wörter- 
buche  in  die  neuen  sprachen  gelangt  sein.  ^ 

Calamandr^a  it.,  sp.  camedrio,  fr.  germandr^e  eine  pflanze,  ga- 
mander,  gamänderlein;  von  chamaedrys  {xafialdgvg). 

Calaminaria  sc.  pietra  it.,  sp.  pg.  calamina,  fr.  calamine  kieseh 
haUiger  zink;  vom  gleichbed.  cadmia  {xadfieia,  xaöfiia)  mit  adjectivsuffixen, 
dtsch.  galmei. 

Galamita  it.  sp.  pg.  (ital.  zuerst  bei  O.  GuiniceUi,  PPS.  I,  73)^ 
pr.  cot.  caramida,  fr.  calamite,  neugr.  xakafiiza  (alle  fem.)  magnetnadd, 
auch  magnet.  Von  calamus,  weil  die  nadd  in  einen  halm  (oder  auch  in 
ein  Stückchen  kork)  gesteckt  und  so  in  ein  grfäfi  mit  u^asser  gelegt  ward: 
en  un  festu  Tont  couchi^,  en  Teve  le  metent  sanz  plus  et  li  festaz  la 
tient  desnz,  pais  ee  torne  la  pointe  tonte  contre  Testoile  si  sanz  donte 
eä.  Guiat  de  Prov.  FC.  II,  328  (eine  den  nautischen  gebrauch  des  mag- 
netes  um  den  anfang  des  13.  jh.  beweisende  stelle,  s.  z.  b.  HiUlmann, 
Städtewesen  I,  131);  qni  une  aignille  de  fer  boute  en  an  poi  de  liege 
Michel,  Lais  ined.  pag.  ///.  Die  anwendung  des  Suffixes  ita  auf  sächliche 
gegenstände  ist  übrigens  im  romanischen  so  selten,  daß  man  auch  in  ea- 
laniita  schwerlich  eine  solche  annehmen  darf.  Man  konnte,  etwa  in  Italien, 
das  im  latein  vorhandene  calamites  (laubfrosch)  in  hinsieht  auf  dessen 
herkunß  von  calamus  auf  die  neue  Vorrichtung  anwenden,  wobei  man  aber 
das  genus  änderte  und  in  einigen  sprachen  auch  die  endung  mehr  roma- 
nisierte  d.  h.  ida  für  ita  sprach. 

Calandra  it.  pr.,  sp.  cot.  ealandria,  pg.  calhandra,  neupr.  calian- 
dro,  cariandro,  fr.  caiandre,  nihd.  galander  Wb.  I,  457,  eine  art  lerchen, 
haubenlerche.  Es  soll  aus  dem  gleichbed.  galerita  oder  aus  caliendrnm 
(haube)  efvtstellt  sein;  eine  zweite  span.  form  caladre  zeugt  für  yctQaÖQtng, 
dessen  bedeutung  zwar  nicht  mit  der  von  calandra,  calandria,  wohl  aber, 
wie  Menage,  Orig.  itaJ.,  zeigt,  mit  der  des  dimin.  ealandrino  zusammen- 
trifft. Dazu  kommt,  daß  in  glossaren  caradrius  gewöhnlich  mit  ahd, 
lerihba  (lerche)  übersetzt  unrd.  Über  die  Verwechselung  beider  geschlechter, 
des  charadrios  und  galander,  s.  W.  Grimms  neue  anm.  zu  Freidank 
143,  7.  —  [Zu  dieser  bis  heute  öfters  besprochenen  und  anerkannten  ety- 
mologie  von  calandra  aus  charadrins  macht  Stier,  Ztschr.  f.  vgl.  spradif. 


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78  I.   CALARE-CALMA. 

Xl^  221y  die  überraschende  hemerhung^  dafi  dieses  zurückkämmen  auf  das 
jsweifelhafte  xaqaÖQiog  unbegreiflich  sei,  da  xakavöga  schon  im  griechischen 
vorkomme^  was  denn  die  Wörterbücher  auch  bestätigen.] 

Galare  it.,  sp.  pg.  pr.  calar,  fr.  caler  niederlassen;  vom  gr.  xp^ 
nachlasseny  lai.  chalare  bei  VitruVy  daher  churw.  calar  aufhören,  pie. 
caler  nachgd>en,  sich  eurückeiehen,  auch  junge  werfen  d.  i.  niedersetsenj 
mettre  bas.  Aus.  der  bed.  nachlassen  entfcdtete  sich  im  pg.  pr.  calar  die 
bed.  schweigen,  wofür  der  Spanier  die  form  callar  erfand.  Beide  bedd. 
herablassen  und  schweigen  einigt  aiuih  das  neupr.  calä.  Von  calare  ist 
das  sbst.  it.  ^.  pg.  pr.  cala,  fr.  cale,  dsgl.  it.  neupr.  calanca  kleine 
bucht  d.  h.  eine  stelle,  wohin  man  vom  hohen  meere  hinabsteigt,  auch  gad. 
cala  hafen,  bucht,  rhede,  vb.  cal  in  den  hafen  einlaufen.  Vieüeieht  ist 
auch  hieher  eu  nehmen  sp.  cala  sonde,  eäpfchen,  ursprünglich  wohl  etwas 
stum  einsenken  dienliches,  sp.  pg.  einschnitt,  vb.  calar  eindringen,  durch- 
dringen, und  selbst  fr.  cale  plattes  stück  höh  als  unterläge  eingeschoben, 
vb.  caler:  denn  das  von  Servius  cms  LucUius  angepäirte  cala  passt  mü 
seiner  bed.  stück  brennhoh,  xalov,  nicht  wohl  eum  franss.  worte,  zum  spoit^, 
gar  nicht. 

Cal  da  ja  ü.,  sp.  caldera,  pr.  caudiera,  fr,  chandiere  kessel,  mlat: 
caldaria  Greg.  Tur.;  von  caldarins  eum  wärmen  bestimmt;  augm.  ü. 
calderone,  ^.  calderon,  fr.  chaudron. 

Calere  it,,  alt^.  pr.  caler,  fehlt  pg,,  altfr.  chaloir  vb.  impers.  mit 
dem  dativ  der  person,  wichtig  sein,  gelegen  sein,  a.  b,  it.  non  me  ne  cale, 
pr.  no  m'en  cal,  altfr.  il  ne  m'en  chaut  es  liegt  mir  nichts  daran,  aUsp. 
dellos  poco  min  cal  PC.  2367,  poco  me  cala  Alx.  140,  non  te  cal  72. 
Es  ist  vom  lat.  calere  aliqna  re  erhitjst  sein  von  etwas,  aber,  wie  andre 
verba,  in  unpersönliche  anwendung  ausgeartet:  calet  mihi  es  ist  mir  heiß 
um  eine  sache,  sie  liegt  mir  am  herzen.  Man  vgl,  wegen  der  bedeutung 
e.  b.  gr.  ^aXrtBiv  brennen,  fig.  sorge  inachen,  kümmern:  ifui  ovdh  dtiXnu 
xd^dog  an  gewinn  liegt  mir  nichts.  Zsgs.  nfr,  nonchalant  nachlässig, 
nonchalance  nachlässigkeit. 

Calesse,  calesso  it.,  sp.  calesa,  fr.  caföche,  (f.)  ort  kutschen;  vom 
böhm.  kolesa,  eigentl.  rädeffuhrwerk  (russ,  koleso  rad). 

Calibro  it.,  sp.  fr.  calibre  innerer  umfang  einer  röhre;  nach  Her- 
bdoi,  une  Menage  sagt,  vom  arab.  kalib  moddl.  Freytag  HI,  486  hat 
qälab  form  zum  erjsgiessen,  modelt,  qalib  brunnen.  —  [Mahn  p.  5  erklärt 
dieses  wort  aus  der  frage  qna  libra?  von  welchem  pfund  oder  gewicht? 
auf  dm  durchmesser  der  kugeln  angewandt.  Wenn  er  aber  qalib  darum 
verwirft,  weil  ihm  das  r  fehlt  und  weil  die  bed.  moddl  nicht  passt,  so  iä 
in  betreff  der  ersten  Anwendung  zu  erinnern,  dafi  der  Romane  diese 
liquida  einem  consonantauslaut  oft  anfügt  und  dafi  im  altspan.  sogar  eine 
form  calibo  vorliegt;  in  betreff  der  zweiten,  dafi  das  franz.  wort  OMch  das 
modeU  bedeutet,  wonach  ein  schiff  gebaut  unrd.] 

Galma  it.  sp.  pg.,  daher  fr.  calme  (m.)  unndstüle,  ruhe,  ndl.  kalm, 
kalmte;  vb.  calmare  ff.   beruhigen,   reinfranz.  chommer  für  chaomer 


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L   CALZADA-CAMICIA.  79 

feiern.  V(m  calare  nacJdassen?  allein  ma  ist  kein  rom.  suffix.  Sp.  pr. 
calma  bedeutet  auch  die  heiße  tagesgeit,  wahrscheinlich  vom  gr.  navfta 
brande  hitze,  im  nücU,  für  sonnenhiUe  garte  üblich^  b.  b.  dum  ex  nimio 
eanmate  lassus  ad  qnandam  declinaret  umbram  (bei  Ducange).  Selten 
JswiMr  entstand  al  cms  au  (vgl.  unten  gota),  aber  hier  könnte  es  sich  cms 
aiüehnung  an  calor  erklären.  Die  heiße  tagesseit  nöthigtj  schatten  und 
ruhe  £U  stiche»  wie  in  dem  mitgetheilten  beispide^  und  so  mochte  das 
wort  die  bed.  feiereeity  stille,  ruhe  entwickeln.  Neupr.  chaume  heißt  ruhe- 
eeU  der  heerden,  chw.  cauma  schattiger  ort  ßr  dieseü>en. 

Galzada  sp.  pg,^  pr.  caussada,  fr.  chauss^e  dämm,  dammweg; 
gleichsam  calciata  von  calx,  eigenü.  mit  kaik  gemauerte  straßCy  wie  auch 
der  auf  dem  trocknen  stehende  theU  einer  brücke^  da  er  mit  kalk  aufgeführt 
istj  diesen  namen  trägt. 

CalzOy  calza  it.,  sp.  calza,  pr.  caussa,  fr.  chausse,  abgel.  calzone 
ff^  fr.  chausson  und  cale^on,  eine  fuß-  und  beinbekleidung;  von  calceus. 
Zsgs.  ü.  discalzOy  scalzo,  sp.  descalzo,  pr.  descaus,  ine.  d^caus,  lothr. 
deicbaox  u.  s.  w.  barfuß,  ndat.  discalcius  L.  Sal.  tit.  68,  für  discalceatus. 

Gamagiio  it.j  pr.  capmalh,   altfr.  camail  hais   des  paneerhemdes, , 
womit  auch  der  köpf  bedeckt  werden  konnte,   s.  Juhinal,   Sur  les   armes 
defens.  p.  20,  nfr.  mäntelchen;  von  cap   köpf   oberer  theU,  und  maiha 
panser.    Auch  sp.  camal  halsring  muß  hieher  gehören,  wohl  auch  gra* 
msklla,  panjserhemdj  dsgl.  eine  amtstracht. 

Camarlingo  it.,  sp.  camarlengo,  pr.  camarlenc,  aitfr.  chambrelenc, 
nfir.  ehambellan,  vom  ahd.  chamarlinc,  nhd.  kämmerling. 

Cambellotto,  ciambellotto  (Marco  Polo),  eammellino  it.,  sp. 
camelote,  cbamelote  (Covarruvias),  pg.  chamalote,  cameläo,  fr.  camelot 
ein  vornehmlich  aus  siegenhaar  und  wolle,  früher  nach  alten  Zeugnissen 
aus  kameelhaar  gewebter,  namentlich  von  den  mönchen  (s.  Ducange)  ge- 
tragener Stoff,  ndat.  camelotum,  camelinum,  bei  Joinviüe  und  im  Benart 
eamelin.  Nicht  unwahrscheinlich  Ao^  camelot,  da  das  suffix  Ott  in  älteren 
Mcugnamen  nidU  angewandt  erscheint,  seinen  Ursprung  im  gr.  laxfirjkami 
kameelhaut. 

Oambiare,  cangiare  it.,  sp.  pg.  cambiar,  pr.  cambiar,  camjar,  fr. 
ehanger  tauschen;  sbst.  it.  sp.  pg.  oambio,  pr.  cambi,  camje,  fr.  change 
iamsehy  wechsd;  im  frühsten  ndat.  e.  b.  der  L.  Sal.  und  schon  bei  den 
feidmessem  cambiare  neben  cambire,  letzteres  bei  Apidejus  (xa^Tweiv, 
Ttofißeiv).    2igs.  it.  s  cambiare,  wal.  schimbä  u.  s.  f. 

Camerata  it.  (m.)y  sp.  camarada  (m.,  pg.  m.  f.),  fr.  camarade 
(n^  f.),  gefahrte  (gefährtin);  seiner  büdung  nach  urspr.  ein  collectiv,  nach- 
her auf  eine  einzelne  person  angewandt,  eigentl.  Stubengenossenschaft,  und 
in  dieser  bedeutung  im  iUd.  span.  port.  vorhanden  aber  veraltet,  la  came- 
rata /f.    Äncdog  ist  das  piem.  mascrada  maskenzug,  einzelne  maske. 

Camicia,  camiscia  it.,  sp.pg.pr.  camisa,  fr.  chemise,  wal.  cemas^ 
alban.  cemUe  leinenes  Unterkleid,  hemd;  daher  pr.  aitfr.  chamsil  Pass. 
de  Jl  Chr.  86  leinenes  kleidungsstück  oder  zeug  (camiza  d*un  ric  camsil  Jfr.)^ 


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80  I.   CAMINATA-CAMMEO. 

mkU.  camisile,  campsile;  desgl.  it.  camiciola,  sp.  camisola^  fr.  cami- 
sole  vorhemdcheny  westchen;  esgs.  i^.  ine amic lata,  sp.  encamisada,  fr. 
camisade  nächtlicher  Überfall  (wobei  die  Soldaten  ein  hemd  über  der 
rüstung  trugen  am  sich  zu  erkennen).  Das  erste  eeugnis  bei  Hieronymus: 
Tolo  pro  legentis  facilitate  abuti  sermone  vulgato:  solent  militantes 
habere  iineas,  quas  eamisias  voeant,  man  sehe  Ducange,  ForceUini. 
Demnächst  bemerkt  man  es  in  der  Lex  Sal.,  bei  Gregor  d.  gr.^  Venant. 
Fort.,,  IsidoruSy  in  alten  Urkunden  e.  b.  Marini  p.  126  v.  j.  664.  War 
es  ein  vocäbulum  castrense,  wie  Hieronymus  vermuthm  läßt,  so  konnte  es 
aus  einer  entlegenen  spräche  eingeführt  sein^  was  seinen  Ursprung  noch 
mehr  verdunkeln  muß.  Findet  man  diesen  im  ahd.  hamidi,  ^hemidi  indu" 
sium,  dessen  anlaut  h  aÜfränk.  in  ch,  detnnächst  in  c  verhärtä  wäre, 
so  bleibt  das  suffigierte  isia  immer  noch  unklar,  was  auch  bei  Isidors  her- 
leitung aus  eama  (bett)  der  fall  ist:  eamisias  voeamus,  quod  in  bis  dor- 
mimos  in  eamis,  also  bettgewänder;  oder  bei  der  von  andern  versuchten 
deutung  aus  eannabis.  Hier  ist  nun  ssu  bemerketi,  daß  eine  noch  einfachere 
bildung  vorhanden  isty  die  nicht  wohl  aus  eamisia  mit  zurückgezogenem 
accent  abgekürzt  sein  kann^  it.  eämiee  (m.),  altfr.  ehainse  (m.  f.)  lei- 
nenes gewand,  messhemd  der  priester,  auch  im  slavischen,  s.  b.  iUyr.  kamsa 
Chorhemd.  Diese  bildung  findet  sich  allerdings  in  einigen  sprachen  fast 
buchstäblich  wieder.  Arab.  qami;  heißt  Unterkleid  Gol.  1966,  Freyt.  III, 
497;  aber  theüs  hat  es  in  dieser  spräche  keine  etymologie,  denn  die  wür- 
zet, der  man  es  zutheüt,  ist  logisch  unverwandt,  theHs  ist  eine  so  aüe 
entlehnung  aus  dem  arabiscJ^en  gegen  alle  Wahrscheinlichkeit  und  eher  der 
umgekehrte  Vorgang  anzunehmen.  Auch  fehlt  es  im  syrischen  und  hd>räi' 
sehen.  Mahn  p.  21  hält  es  gleichwohl  für  arabisch,  stammend  aber  oms 
dem  indischen  ksehauma  leinenzeug.  Ferner  findet  sich  das  rom.  ehainse 
im  ältirischen  eaimmse  'nomen  vestis"  cod.  Frisciani,  also  von  hohem  alter, 
kymr.  eamse  langes  Meid,  und  hierin  erkennt  Zeuß  U,  749  das  unzwei- 
felhaße  etymon  von  eamisia,  ohne  übrigens  auf  das  radicale  Verhältnis 
des  celtischen  wortes  einzugehn.  Gewiss  ist,  daß  der  rom.  spräche  eine 
Wurzel  eam  nicht  genügt,  daß  nur  eine  form  edmis  befriedigen  kann, 
woraus  ein  adjectivisches  eamisia  abgeleitet  ward.  —  [Was  Mohns  her- 
leitung  von  qami;  aus  ksehauma  betrifft,  so  hätte  der  Araber  (nach  der 
bemerkung  eines  gelehrten  Orientalisten)  die  indische  nominativendung 
hierzu  anwenden  müssen,  während  er  alle  wirklich  indische  Wörter  ohne 
diese  endung  übernimmt,  sie  auch  nicht  mit  o^  ausgedrückt  haben  würde^ 

Gaminata,  eamminata  it.  sadl,  /r.  eheminöe  rauchfang.  Dasndat. 
eaminata,  schon  in  einer*  fränk.  Urkunde  v.  j.  684  Solarium  eum  eammi- 
nata Breq.  p.  79",  hieß  ein  mit  einer  feuerstätte  (eaminus)  versehenes  ge- 
mach,  daher  die  glosse  Älfrics  eaminatum  ^fyrhüs"  (feuerhaus),  ahd.  ehe- 
minäta.    S.  besonders  Schmeller  II,  296. 

Cammeo  it.  (z.  b,  bei  Benvenuto  Cellini,  mitte  des  16.  jh.),  fr. 
eam6e  (m.)  und  eamaKeu,  sp.  eamafeo  (fehlt  den  äUem  ausgaben  der 
akademie),  pg,  eamafeo,  eamafeu,  eamafeio,  mhd.  gamaheu  bei  Konr.  v. 


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I.   CAMMINO.  81 

Wurjgburg  (die  media  wie  in  gompost,  gngele,  gulter),  ndcU.  camaheu 
1376  Paris j  camahelug  (nach  einer  frone,  form  camayeul?)  1321  PariSy 
camahutns  1296  London^  camahotns  1315^  in  heiUiger  hedeutung  ein  aus 
swei  verschieden  gefärhten,  schichten  bestehender  erhaben  geschnittener 
stein^  im  weiteren  sinne  überhaupt  ein  erhaben  geschnittener  stein.  Aus 
der  stdle  unas  lapis  de  camaheu  au  schließen,  hieß  es  auch  die  erhabene 
arbeit  oder  figur  auf  dem  stein,  wie  noch  im  ital.  Man  faßte  solche 
steine  in  ringe,  vgl  annulos  auri  novem  cum  saphyris,  anum  cum  cama- 
huto ;  das  port.  wort  bedeutet  daher  auch  siegdring,  namentlich  den  der 
iämge  und  in  den  Alfansinisehen  Verordnungen  das  Jcönigliche  bildnis  auf 
müngen  (Constancio).  Die  detäung  von  cammeo  ist  eins  der  schwieri- 
geren Probleme  romanischer  etymoUgie.  Frisch  erUärte  es  aus  dem  sp, 
eama  läge,  scMcht  (was  wäre  alsdann  !eo  in  camafeo?);  Lessing  aus 
gemma  onychea;  Bapp,  Gramm.  IL  a,  127  aus  dem  slav.  kamen]  stein 
(dann  müßte  man  diese  hunstarbeUen  von  den  Slaven  belogen  haben). 
Scharfsinniger  deutet  Mahn  p.  73,  indem  er  gleichfalls  auf  gemma  jsu- 
rückgeht:  altfransi.  lautet  es  auch  game  und  dessen  g  konnte  sich  leicht  eu  c 
verhärten,  also  came,  vgl.  ahd.  kimma.  Aus  came  entstand  ein  adj. 
cammaeas,  daher  das  it.  cammeo.  In  cammahutus  ist  hutns  das  fr. 
haut,  jenes  bedeutet  also  cammaeus  altus,  ein  erhaben  geschnittener  stein. 
Indessen,  genau  erwogen,  stehen  auch  dieser  auslegung  einige  nicht  uner- 
hebliche Schwierigkeiten  entgegen.  Die  härtung  der  anlautenden  kehlmedia 
in  tenuis  ist  ewar  im  alihochd.  am  rechten  ort,  nimmer  im  romanischen; 
das  mit  aens  abgeleitete  adjectiv  wäre,  das  einzige  beispiel  dieser  ort;  die 
sss.  eammahotus  statt  cammahota  ist  wenigstens  auffallend.  Romanische 
warter  sind  ursprünglicher  und  gesünder  als  mittellateinische,  die  des  vor- 
liegenden faUes  auch  älter:  in  camaheu  und  camafeu  trifft  Frankreich 
mit  Spanien  und  Portugal  eusammen,  was  dieser  form  gewicht  gibt;  das 
span.  f  antwortet  dem  fr.  h,  aus  der  frans,  form  konnte  sich  die  ital.  ge- 
kargt haben.  Aber  damit  rückt  man  dem  etymon  nicht  näher.  Folgendes 
ist  nur  eine  bescheidene  vermuthung;  in  schwierigen  dingen  kann  mehr- 
seitige betrachtmig  förderlich  ausschlagen,  und  namentlich  ist  eine  verfehlte 
etpmciogie  nicht  immer  eine  verlorene  arbeit.  Griech.  xo^fia  heißt  einge- 
schnittenes, auch  schlag,  prägung;  ein  roman.  diminutiv  davon  wäre  com- 
matalnm,  dem  ein  fr.  camaYeu  entsprechen  wurde  wie  dem  lat.  vetulus 
dfMS  fr.  yienx  entspricht;  der  anlaut  ca  für  co  wäre  nicht  unregelmäßiger 
cds  esk  für  gQ  und  findet  sich  e.  b.  auch  in  calessa  für  colessa,  calandre 
für  colandre,  canap^  für  conop^.  Aber  at^ch  hier  ist  ein  bedenken.  Wie 
kam  man  su  dieser  anwendung  des  griech.  Wortes,  das  man  aus  dem  latein 
nur  in  einer  grammatischen  bedeutung  kannte?  Das  einzige,  womit  sich 
Mohns  auslegung  unterstützen  ließe,  wäre  die  annähme,  daß  das  wort 
nicht  auf  dem  wege  nationaler  Sprachbildung  entstanden,  daß  es  von  künst- 
lem  tmd  faehkennem  erfunden  worden  sei.  Doch  wird  die  vorhergehende 
deutung  etwas  mehr  Wahrscheinlichkeit  für  sich  haben. 

Cammino  it.,  sp.  Camino,  pg.  caminho,  pr.  cami,  fr.  chemin  weg; 

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82  I.   CAMOZZA-CAMPAGNA. 

vb,  camminare,  caminar,  cheminer  weg  macheny  wandern.  Uc  Faidü 
sagt:  caminar  'equüare  per  8trai<i$\  es  heifit  jedoch  eben  sowohl  eu  fufie 
gehn.  Caminus  für  via  liest  man  schon  in  einem  spanischen  ocienMüA 
des  7.  Jh.:  Oxoma  teneat  de  Furca  usque  ad  Aylanzon,  qaomodo  corrit 
in  Camino  S.  Petri,  qui  vadit  ad  S.  lacobom  (DC).  Ferrari  hält  eam- 
minare  fiir  eine  ableitung  aus  Tux^niy  gamba  hug,  bein,  es  heifie  dgenÜidi 
die  beine  bewegen;  aber  ein  verbalsuffix  in  ist  nicht  nachweisli^.  Das 
substänHv  würde  sich  allerdings  als  csaam-iw auffassen  lassen;  aber  der 
sinn  d,  h.  die  herleitung  von  "^weg  oder  auch  von  ^gang*  aus  '6em'  mUtdst 
dieses  sufßxes  ist  schu^erlich  statthaft  Glaublicher  noch  wäre  eine  ess. 
cambe-menare  =  it.  menar  le  gambe.  Nach  Bappy  Qramm.  11.  a,  127^ 
ist  cammino  ein  slav.  wort,  eig.  steinweg,  von  kamenj  stein;  allein  theäs 
ist  diese  bedeutung  nirgends  ersichtlich  und  dem  Slaven  selbst  unbekannt^ 
theils  hatte  der  Romane  Jcein  bedürfnis,  ein  wort  wie  dieses  aus  dem 
Slavenlande  bei  sich  einzuführen.  Vielleicht  ist  es  ein  alteinheimisches: 
stu  dieser  vermuthung  berechtigt  hymr.  cam  schritt^  caman  weg,  s.  Dief. 
Ceüica  J,  109. 

Gamozza  it.,  y>.  camaza  und  gamuza,  cot.  gamassa,  pg.  camn^i, 
camnrQa,  masc.  fr.  chamois,  neupr.  camous,  chw.  camuotsch,  chamotsch 
ein  der  eiege  verwandtes  in  den  oipengegenden  lebendes  thier^  gemse; 
daeu  it.  camoscio  gemsbock,  oberd.  der  gems.  Die  suffixe  in  den  verschie- 
denen formen  decken  sich  nicht.  Ital.  ozz  ist  ein  iMicheSy  wenn  auch 
nicht  auf  thiemamcn  (außer  in  bacherozzo  wurm)  angewandtes  suffix, 
daraus  muß  oscio  entstellt  sein;  die  mundarten  kennen  diese  abweichung 
nicht,  B.  b.  tyrol.  camozza,  camozz,  piem,  camossa,  camoss.  Spa»^  uz 
und  fr.  ois  sind  andre,  sprachrichtige  ableüungsformen.  Die  herkunft  des 
Wortes  ist  ungewiß.  Im  latein  ist  dieser  name  des  thieres  nicht  bekannt, 
es  heifit  rapicapra,  auch  der  Baske  besitzt  nur  ein  entsprechendes  compo- 
situm  ba8auntza.(ba8a  wüd,  anntza  nege\  der  Walache  hat  capr^  selba- 
tece.  Offenbar  trifft  camozza  mit  dem  mhd.  gam-z,  ai$ch  im  suffiz,  mu- 
sammen,  wenn  man  ein  älteres  gam-oz  (wie  hir-uz  hirsch)  annimmt,  kann 
aber  nicht  wohl  dctraus  geformt  sein,  weil  die  gemeinrom,  Steigerung  des 
anlatäs  ohne  ein  schwanken  in  die  media  (denn  auf  sp.  gamnza  kann 
gama  eingewirkt  haben)  ein  aUeu  seltenes  ereignis  ist;  auch  kennt  man 
keine  deutsche  wurzel.  Gegen  das  erwähnte  sp.  gama  &=  tat.  dama  er- 
hebt sich  dassdbe  bedenken,  die  bedeutung  hat  weniger  mu  sagen.  Steub, 
Rhätische  ethnologie  p.  185,  vermuthet  Ursprung  aus  ceÜisch  cam  krumm, 
so  dafi  gemse  das  thier  mit  den  krummen  hörnern  bedeuten  könnte;  damit 
würde  man  aber  nichts  gesagt  haben,  was  dieses  thier  von  den  verwandten 
hömerträgem  unterschiede. 

Gampagna  it.,  sp.  campana,  fr.  campagne  (statt  des  veralteten 
Champagne,  das  auf  die  benennung  einer  landschaft  in  Frankreich  einge- 
schränkt ward)  flaches  gefUde^  flur;  von  Gampania,  weiches  als  cg^pdlaiiv 
schon  Gregor  v.  Tours  gebraucht,  s.  Ducange.  Bei  den  fddmessem  ist 
das  adj.  campaneos,  campanios  äbUeh. 


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I.   CAMPANA-CAMÜSO.  83 

Gampana  ü,  sp.  cai.  pr.^  campainha  j9p.  glocke,  (Man.  cambane; 
tM  frans,  dutreh  eloche  ousgedrückty  aber  doch  südlicheren  mundarten  he- 
hmnl,  Itmous.  campano  glocke^  in  Berry  campaine  scheUcy  in  einer  hs, 
der  L,  Sai.  cds  maib.  glosse  campania  mit  ders.  bed.  (Pardessus  p.  85). 
So  genannt  von  der  landschaft  Campania,  wo  die  glücken  zuerst  für  den 
gattesdienst  eingeführt  wurden^  s.  Ducange.  Das  älteste  eeugnis  des  toortes 
bei  Isidor  16,  24:  campana  'stalera  unius  lands^  e  regione  Italiae  nomen 
accepit;  ihm  also  bedeute  es  schneUwage  von  der  ähniichkeit  der  einrich- 
Umg,  und  erdsprechende  bedeutungen  hat  auch  das  wai.  campe ne  wag- 
schale,  brwmenschwengel.  Bei  Beda  und  fast  edlen  späteren  seigt  cam- 
pana oder  campanam  nur  die  bed.  glocke;  AnastasiuSy  Biblioth.  (9.  jh.), 
kennt  beide  bedd.  glocke  und  schnellwage. 

Gampeggio  it.,  sp.  campeche,  fr.  campgehe  eine  hoUart  jsum 
ßrbenj  aus  der  bai  von  Campeche  in  Centrdlamerica. 

Campe  it.  u.  s.  w.  in  der  bed.  Schlachtfeld  wie  schon  lat.  campus, 
das  aber  im  mittellatein  auch  den  kämpf  selbst  d.  h.  den  Zweikampf  be- 
deutete, der  auf  einem  eingeschlossenen  platze  vorgieng:  de  pngna  duornm, 
quod  nostri  campum  vocant  Regino,  s.  DC,  daher  entlehnt  ahd.  kam! 
'dneUmn.  Abgel.  it.  campione,  sp.  campeon,  pr.  campio,  fr.  champion, 
ahd.  kam!)Oy  mhd.  kempfe,  nhd.  kämpe,  ags.  cempa,  altn.  kappi  kämpfer, 
feehter,  gumdl  einer  der  für  einen  andern  einen  gerichtlichen  Zweikampf 
QHsficht,  mkd.  campio  ^gladiator,  pugnator  Ol  Isid.,  gebildet  wie  tabellio 
von  tabella.  Vb.  sp,  campar  sich  lagern,  daher  fr.  camper,  aber  ahd. 
kamp^an  pradiari  und  so  aUfr.  champier  Er.  En.  3030;  dsgl.  it.  cam- 
pe^iare  einen  streifzug  machen,  sp.  campear  das  fdd  halten,  fr.  cham- 
poier  Boq.  Aus  campear  ist  campeador,  bekannt  als  beiname  des  Cid 
Bmf  Diaz,  arab.  cambeyator  schon  um  1109,  s.  Dozy,  Eecherch.  II,  63, 
2*  id.  (welchem  Schriftsteller  es  sich  aber  von  selbst  versteht,  daß  das 
wort  nichts  gemein  habe  mit  campus,  sondern  vom  deutschen  kämpf  her- 
führe). 

Gamaso  it.,  sp.  fehlt,  pr.  camus,  gamas  (fem.  -nm),  fr.  camus 
plattnasig,  pr.  auch  aXbem,  camnsia  dlbemheit.  Cam  ist  auch  im  gleich- 
hed.  fr.  cam-ard  vorhanden  und  kann  das  ceUische  auch  im  latein.  ein- 
heimisdte  cam  sein,  dessen  bed.  gekrümmt  d.  h.  eingedrückt  nicht  unpassend 
seheini.  Da  indessen  ein  nominalsuffix  as  nicht  vorkommt,  so  muß  es, 
vidleieht  unter  einwirkung  von  muso  (schnauze),  in  einer  entstellung  seinen 
grund  haben.  Andre  erklären  das  wort  aus  lat.  cdmurus  mit  wandet  des 
f  in  s  wie  im  fr.  ehaise  und  einigen  andern,  wodurch  die  endung  gerecht- 
fertigt wäre,  bedenken  aber  nicht,  daß  dieser  wandet  weder  im  ital.  noch 
im  prov.  anerkanni  ist  und  daß  auch  der  accent  widerspricht.  —  Für 
eamnso  m^  man  Hol.  auch  camoscio,  und  dies  führt  auf  das  bekannte 
franz.  ac{j.  camoissiö,  welches  gequetscht  oder  von  Verletzungen  gefleckt 
heißen  muß:  se  dou  haabert  ne  fast  qaassez  et  camoisiez  et  debataz 
Er.  En.  3225;  camosez  fa  del  bon  hanberc  RCam.  p.  219;  que  tot  a 
le  Tis  eamoissi^  (vom  schlag  mit  einer  tatze)  Ren.  III,  163;  pr.  Jaufr^ 


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84  L   CANAGLIA— CANNIBALE. 

ab  lo  vis  camazat  Fer.  2136  (gefleckt  von  narben,  nicht  ScachS,  wiellayn, 
übersetzt);  vgl.  henneg.  camouss^  pockennarbig.  Dazu  ein  prav.  Sub- 
stantiv: totz  era  ples  de  sanc  e  de  camois  GRoss.  5554  vM  von  bkU 
und  Quetschungen  oder  blauen  flecken.  Zu  nennen  ist  noch  das  vb,  camos- 
ciare  it,,  altfr.  camoissier  leder  sämisch  gerben^  rauh  oder  kleinnarbig 
arbeiten  (s.  Carp.),  welches  auf  camoscio  gemse  bezogen  wird.  —  [Gleich- 
zeitig hat  Mahn,  was  camaso  betrifft,  p.  112  dessen  rein  cdtische  her- 
kunft  dargelegt,  nämlich  aus  dem  oben  nur  als  mögliche  quelle  bezeich- 
neten cam  und  dem  suffix  us,  woraus  das  vorhandene  irische  camos  bucht 
d.  i.  biegung,  welches  also  das  romanische  wort  sein  ititt/l.] 

Canaglia  it.,  sp.  eanalla,  fr.  canaille,  altfr.  chienaille  gesinddy 
eigentl.  hundevolk,  wie  sp.  perreria. 

Cänape  it.,  woA.  c^nep^,  sp.  cdüamo,  pr.  canebe,  cambre,  fr.  chan- 
vre,  hanf;  von  cannabis,  cannabas.  Daher  it.  canayac<iio,  sp.  caAa- 
mazo,  pr.  canäbas,  fr.  canevas  grobe  leinwand. 

Gancellare  it.,  pr.  chancelar,  fr.  chanceler  faüen  wollen,  wanken; 
eigentl.  die  beine  übereinander  kreuzen  um  nicht  zu  fallen,  vom  lat.  can- 
cellare  gitter förmig  machen,  daher  ins  kreuz  setzen:  die  gleiche  bedeutung 
entwickelte  unsei*  mhd.  schranken  {vom  sbst.  schranke  cancelli).  S.  Altrom. 
glossare  p.  46,  wo  bereits  die  glosse  des  8.  jh.  nntare  ^canceUare  vorliegt. 
Man  hat  angemerkt,  dafi  im  12.  jh.  Petrus  von  Elois  sich  des  wertes  als 
eines  lateinischen  bedient:  in  hoc  modico  cancellavit  Plato. 

Gandire  it.  in  zucker  sieden,  fr.  se  candir  sich  krystallisierenj 
dsgl.  it.  zucchero  candito  und  candi,  sp.  azacar  cande,  fr.  sucre  candi 
hrystallisierter  zucker.  ^Den  meisten  zucker,  den  die  Venetianer  einführteti, 
holten  sie  von  Kandia  (kandis-zucker/  sagt  HuUmann,  Städtewesen  1,76; 
aber  das  factum,  daß  vomehnUich  Kandia  kandiszucker  geliefert  habe, 
scheint  nicht  verbürgt  und  candire  passt  schlecht  zu  dem  namen  der  inseL 
Arabisch  heißt  dieser  zucker  gleichfalls  qand  oder  qandat,  schon  in  einem 
Wörterbuche  des  10.  jh.  Cunde  forte  vulgo  saccharum  candi'  Golius  1970), 
aber  das  wort  wurzelt  in  dieser  spräche  nicht,  sondern  geht  bis  ins  indiscJke 
zurückj  worin  khanda  stück,  dsgl.  zucker  in  krystaUartigen  stücken  (wur- 
zd  khand  brechen)  bedeutet,  s.  Mahn  p.  47. 

Gänf  ora  it.  sp.,  fr.  camphre  ein  harz,  kämpf  er;  vom  ardb.  al-kMfir 
Freyt.  IV,  47^  mit  eingeschobenem  n  oder  m,  sp.  auch  alcanfor;  ohne 
diese  einschiebung  it.  cafura  wie  mhd.  gaffer.  Ursprünglich  aus  dem 
indischen. 

Gangrena  it.  sp.,  fr.  cangrene,  besser  sp.  gangrena^  fr.  gangrene 
eine  krankheit,  krebs;  von  gangraena  (yayyQcuva),  dessen  anlautende  media 
durch  einmischung  von  cancer  in  tenuis  verwandelt  werden  mochte. 

Gannamele  it.,  sp.  canamiel,  nUat.  canamella  Zuckerrohr,  eigenü. 
honigrohr. 

Gannella  it.,  sp.  pg.  pr.  canela,  fr.  cannelle,  daher  ndl.  kaneel 
zimmet;  von  canna  röhre,  weil  er  gerolU  ist. 

Gannfbale  it.,  sp.  canibal,  fr.  cannibale  roher,  grausamer  mensch; 


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n 


I.   CANNONE-CAPERE.  85 


• 


eigenÜ.  menschenfresser  a/uf  den  Antillen,  in  dortiger  spräche.  Daß  im 
deutschen  das  wart  bereits  im  j.  1544  vorkomme,  bemerkt  Weigand  7, 201. 
Span,  caribe,  d.  i.  Garaibe,  braucht  man  in  derselben  bedeutung. 

'Gannone  f^.,  sp,  caüon,  fr,  canon  röhre^  demnächst  flintenlauf, 
schweres  geschüte;  von  canna. 

Canope  i/.,  wcd,  canapen,  sp.  fr.  canap6  (altpg.  ganap6  SRos.) 
ruhebett;  von  conopeum  {Tnovianelov)  mückenneis,  also  ein  mit  einem  sol- 
chen net£  versehenes  ruhebett,  wie  fr.  bureau  teppich  und  damit  bedeckter 
tisch  heißt, 

Cantiere  it.y  pg,  canteiro,  fr.  chantier  unterläge^  wohl  auch  sp. 
eantel  strick  eur  brfestigung  der  tonnen;  von  canterius  jochgeländer, 
spätre,  bair.  gander. 

Canto  it.  sp.  pg.,  cant  aUfr.  ecke,  winkd,  sp.  pg,  auch  stein,  itäl. 
auch  Seite,  gegend.  Die  hier  einschlagenden  thatsachen  sind  etwa  folgende. 
Grieeh.  /My^og  ist  winket  des  auges,  reif  um  das  rad;  lat,  canthus  hat 
die  letztere  bedeutung  und  wird  von  Quintüian  für  africanisch  oder  hi- 
spanisch erklärt.  Kymr.  cant  heißt  umzäunwng,  kreiß,  radschiene,  rand, 
stinrnU  also  trefflich  mm  lat.  worte  und  muß,  wie  Diefenbach,  Gelt.  I,  112, 
bemerkt,  eben  das  von  Quintüian  gemeinte  barbarische  wort  sein;  diegael. 
mundart  kennt  es  nicht.  Altfries,  kaed,  nord.  kantr,  wÄd.  kante  scharfe 
Seite,  auch  rand  eines  dinges.  Logisch  passt  nun  das  rom.  wort,  dessen 
grmdbed,  ecke  eiemlich  alte  mlat.  stellen  verbürgen,  durchaus  nicht  jsum 
latein.  oder cdtischen;  Vermittlung  aber  gewährt  das  deutsche)  welches. als 
ein  nicht  auf  heimischem  boden  umrzdndes  celtischer  herkunft  sein  mag, 
auf  das  roman,  aber  uneder  eingewirkt  haben  kann.  Die  bcgriffsfolge 
wäre  hiemach  celt.  kreiß,  rand,  dtsch.  rand,  scharfe  seile,  ecke,  rom.  ecke, 
ofichsdte,  gegend.  Jbll.  sind  it.  cantone,  sp.pr,  fr.  canton  ecke,  land- 
Schaft  {dieselben  bedd.  im  bair.  ort),  wald.  canton  abtheilung  Hahn  577; 
sp.  eantillo  steinchen.  pr.  eantel,  fr.  chanteau  stück;  auch  it.  sp,  can- 
tina,  fr.  cantine  kdler,  eigentl.  winkd,  nach  einer  andern  ansieht  esgz. 
aus  canovettina  dimin.  von  canova  kdler,  welches  Idstere  übrigens  nur 
die  ital.  spräche  kennt.  Zsgs.  ist  it.  biscanto  scWupfwinkd,  piem.  bes- 
cant  quere,  schiefe,  —  Eine  neue  tief  eingehende  Untersuchung  des  wichti- 
gen Wortes  danken  wir  Diefenbach,  Orig.  europ.  p.  278, 

CsL^SLunsL  it.,  sp.  cabaüa,  pg.  pr,  piem.  u.  s.  tv.  cabana,  fr.  cabane 
Imtte.  Schon  aus  dem  7.  jh.  bekannt:  haue  rustici  capannam  vocant, 
quod  unom  tantnm  eapiat,  sagt  Isidorus,  Nicht  aber  von  capere,  da  die 
rom,  Sprache  kein  sufßx  anna  anerkennt;  eben  so  wenig  also  auch  von 
dem  subst.  cappa  mantel,  welches  altspan,  (s.  Alex.)  und  mailänd.  auch 
hätte  bedeutet:  das  wort  muß,  wie  es  da  ist,  aufgenommen  sein  und  hier 
ist  an  das  gleichbed.  kymr.  caban  (m.),  dimin.  von  cab,  JSfu  erinnern;  hier- 
aus engl,  cabin,  fr,  cabinet,  it.  gabinetto,  sp.  gabinete. 

Capere  ü.,  sp.pg.pr,  caber,  vb,  intr.  mit  der  bed.  platz  haben,  so 
daß  die  phrase  totus  orbis  id  non  capit  durch  id  non  capit  toto  in  orbe 
ausgedrückt  ward;  so  bereits  in   der  Vülgata  sermo   mens   non   capit 


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86  I.   CAPITANO— CAPPA. 

(x^ogeT)  in  vobis  Ev.  Joh.  S,  37,  in  der  wäldens.  übersetetmg  ed.  GüU/ 
la  mia  parolla  non  cap  en  vos,  in  der  prav.  aber  li  mieua  paraala  non 
pren  en  vos,  im  ähd.  Tatian  ni  bifähit.  Capere  und  prendere  bedeuten 
hier  eigentlich  wurigel  fassen,  platß  greifen,  stelle  einnehmen.  Venant. 
Fort,  sagt  3,  26  in  quo  cnncta  capit  ^worin  alles  enthäuten  %st\ 

Capitano  it.,  alt  cattano,  sp.  capitan  hauptmann,  gleichsam  capi- 
tanns  von  capat;  dasselbe  wort  mit  anderm  suffix  mlat.  capitanens  bereits 
in  einer  urk.  v.  j.  651  Marin,  p.  182^,  pr.  capitani,  fr.  capitaine,  aU 
chevetaine,  chataine,  engl,  chieftain. 

Capitello  it.  Jcöpfchen,  knauf,  sp.  caudillo,  aUsp.  capdiello,  pr. 
capdel  Oberhaupt,  häuptling;  von  capitellam  für  capitnlnm  köpf.  Daher 
vb.  sp.  acandillar,  pr.  capdeiar,  altfr.  cadeler  Rol.,  caieler  DMce. 
p.  260.  263  führen. 

Gapftoio  it.,  sp.  capitulo,  cabildo,  pg.  cabido,  pr.  capitol,  fr. 
chapitre  in  der  bed.  Versammlung  eines  geistlichen  oder  weltlichen  Ordens; 
von  capitalum  hauptstück  einer  schrift,  weil  die  in  capitd  getheUten  ordens- 
Statuten  daselbst  verlesen  wurden,  oder  weil  auf  den  grund  dersdben  ver- 
handelt ward.  In  Südfrankreich  führte  auch  der  mtmicipalrath  den 
namen  capitöl,  ja  der  einsfdne  schaffe,  daher  das  fr.  capitoui. 

Caporale  it.,  aUsp.  caboral  und  caporai  ac^j.  hauptsächlich,  subst. 
anführer,  befehishaber,  henneg.  co^orsA,  corporal,  »/.  atirA  caporano,  dass.; 
ein  in  Italien  entstandenes  aus  capo  (haupt)  durch  einschiebung  fast  selt- 
sam gebildetes,  möglicherweise  dem  adj.  und  subst.  generale  nachgeformtes 
wort. 

Gappa  it.,  sp.  pg.  pr.  capa,  fr.  cbape  mantd.  Ein  sehr  altes  wort, 
vielleicht  noch  aus  der  röm.  voUcssprache:  capa,  quia  quasi  totum  capiat 
hominem,  bemerkt  Isidorus  19,  31,  3,  wo  er  die  capa  auch  capitis  orna- 
mentum  nennt,  denn  man  zog  sie  über  den  köpf;  cappa  fif^det  sich  in 
einer  urk.  v.  j.  660,  s.  Breq.  n.  146  und  später  oft,  e.  b.  mitra  kappa 
Gl.  ant.  (Class.  auäores).  Man  leite  es  nicht  von  caput,  woraus  wohl 
capo,  schwerlich  ein  in  seiner  bedeutung  so  sehr  abweichendes  fem.  capa 
cappa  werden  konnte.  Die  einfachen  substantiva  entspringen  hauptsäch- 
lich aus  verbis  und  so  entsprang  cappa,  wie  auch  Isidor  sagt,  aus  capere 
und  bedeutet  das  umfangende:  so  heißt  ahd.  gifang  kleid  von  fähan  fan- 
gen, mhd.  vazzen  ist  sowohl  capere  wie  vestire.  Das  doppelte  p  {auch 
Span,  scheidet  sich  capa  vom  vb.  caber)  ist  kein  einwand:  schärfungen 
eines  consonanten  in  einem  bestimmten  worte  sind  nicht  selten,  eine  solche 
begegnet  auch  in  cappone  von  capo.  Abll.  in  menge,  e.  b.  it.  cap  eil  o, 
fr.  chapeau  hut,  oitfr.  chapel  kravM  stall  des  hules  getragen  (cappello 
ghirlanda  secondo  il  volgar  francese  Boccac.  dec.  1,  1);  it.  cappella 
u,  s.  f.  ursprüngl.  kursier  mantd,  speddl  das  stück  eines  mantds  des  heil 
Martinas,  das  in  einer  kleinen  hofkirche  aufbewahrt  wurde,  daher  über- 
haupt kleine  kirche,  s.  Ducange;  it.  cappotto,  sp.  capote,  fr.  capot 
manteljnit  einer  kappe;  it.  cappuccio,  sp.  capuz,  capucho,  fr.  capuce, 
capuchon  mönchskappe,   und  wegen  einer  ähnlichkeit  capuccio   und  fr. 


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I.   CAPPERO-CABA.  87 

cabus  kohlkapf^  kappe8;-ü,  capperone,  fr.  ehaperoD,  pr.  capairö  mütjge 
eek;  wohi  auch  sp.  capazo,  capacho  lederner  eimer,  kiepe,  großer  Jcorbj 
pg.  capacho  mit  plüsch  gefütterter  korb. 

Cippero  it.,  fr.  cäpre  ein  gewürs^  kaper;  von  capparis,  arab.  al- 
kabar  Gol.  1996,  hieraus  sp.  pg.  alcaparra,  arag.  eirfach  caparra. 

Cappio  it.  schleife f  knoten,  sp.  pg.  Ghhle,  fr.  c&ble  seil,  tau^  anker- 
tau.  Es  ist  ohne  zweifei  das  mlatein.  capulum,  das  auch  Isidorus  kennt: 
capalmn  ^unis  a  capiendo;  caplum  Ywnts'  Gl.  Isid.;  mittelgriech.  Ka/tliovy 
ndl.  kabel.  Wer  es  aus  dem  arab.  'habl  erklärt,  der  bedenkt  nicht,  dafi 
das  eindringen  arab.  Wörter  erst  lange  nach  Isidors  eeit  anfieng,  noch  dafi 
sich  anlautendes  arab.  'h  (.)  nie  in  c  verhärtet.  Das  gleuMed.  sp.  pg. 
cabo,  ufelches  sich  logisch  nicht  wohl  zu  caput  schickty  mag  aus  capulam 
abgekürzt  sein. 

Capriccio  t^.;  daher  sp.  capricho,  fr.  caprice  umnderlicher  einfäll; 
van  capra  siege,  in  bejriehung  auf  das  benehmen  dieses  thieres,  man  er- 
wäge das  synonyme  ticchio  II.  a  und  füge  noch  hinzu  comask.  nucia  = 
capretta,  nncc  =  Capriccio. 

Gar,  qnar  pr.  fr.  altsp.  altpg.  partikel  für  lat.  nam^  quia;  von 
qaare,  womit  es  ursprünglich  gleichbedeutend  war:  morz  a  me  quar  no 
yes?  tod  warum  kommst  du  nicht  zu  mir?  Bth.  130,  vgl.  Rom.  gramm. 
in,  214.  Dem  Italiener  fehlt  das  wort,  denn  Daniels  und  Cecco's  qnare 
Iw/l  27,  72,  Acerb.  4,  1  ist  latinismus.    S.  oben  ca. 

Cara  sp.  pg.  pr.,  attfr.  chiere,  daher  entlehnt  it,  chw.  cera  antUtz. 
Noch  die  franz.  wbb.  des  16.  jh.  so  wie  die  heutige  norm,  und  lothr.  mund- 
ort  kennen  die  alte  bedeutung:  so  findet  sich  bei  Nicot  avoir  la  chere 
baisste  vuUum  demittere;  aber  schon  damals  galt  die  darin  entwickelte 
hed.  miene,  freundliche  oder  unfreundliche  aufnähme  (noch  jetzt  il  ne  sait 
quelle  chöre  lai  faire  wdche  aufnähme),  bis  das  wort  endlich  auf  die 
weiter  daraus  entfaltete  bed.  beuArihung,  gastmahl  eingeschränkt  ward. 
(Eime  genauere  geschichte  seiner  bedeutungen  gibt  Gachet  p.  88.)  Cara 
'anüitä'  braucht  schon,  wie  Ferrari  anmerkte,  ein  dichter  des  6.  jh.,  Co- 
rippus  De  laud.  Justini  2,  412,  413:  postquam  venere  verendam  Cae- 
saris  ante  caram.  Dafi  der  africanische  dichter,  natürlich  ohne  alle  be- 
Ziehung  auf  die  römische  Volkssprache,  ein  griech,  wort  xagay  äol.  xagrj 
haupi,  aber  auch  antlitz  (s.  die  commentatoren  zur  stelle,  ausg.  v.  Bekker 
p.  399)  in  seinen  latein.  text  einführte,  ist  nicht  zu  vervmndem;  dafi 
dieses  wort  eher  in  der  letzteren  seltneren  selbst  dem  Neugriechen  un- 
bekannten bedeutung,  ohne  das  mit  griech.  bestandtheilen  am  meisten  ver- 
setzte ital.  oder  walach.  gebiet  zu  berühren,  seinen  weg  in  die  westlichen 
tmmdarten  fand,  ist  überraschend  und  entschuldigt  den  gegen  diese  etymo- 
loffie  erhobenen  zweifei.  Aber  es  gibt  keine  bessere.  [Dagegen  hat  Lorenzo 
IMvL  Modignani  später  (1867)  in  einem  mit  classischer  gelehrsamkeit 
geschrid>enen  aufsatz  gezeigt,  dafi  das  ital.  cera,  welches  bereits  in  den 
äÜesten  denhnalem  dieser  spräche  vorkomme  und  gesichtsfarbe,  demnächst 
peeichtdnldung  bedeute,  von  cara  abzusondern  und  auf  lat.  cera  in  den 


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88  CABABA-CARDO. 

bedd.  farbey  portrat  smrücTczuführen  s«.]  —  Zss.  sind  sp.  carear,  acarar, 
altfr.  acarier  confrontieren;  nfr.  acari&tre  hartnäeldg,  wunderlich.  Nach 
Huet  gehört  hieher  auch  fr.  contrecarrer  zuwider  handebt,  besser  aber  und 
im  einJdang  mit  dem  buchstaben  deutet  es  Frisch  aus  fr.  carrer  =  lat. 
qnadrare  in  Ordnung  bringen,  vgl.  contrecarre  antisophisma  bei  Nicot.  — 
Entstand  wal.  ocdre  schimpf  etwa  aus  a-carare,   gebildet  wie  affrontare? 

Cäraba  sp.  ein  fahrseug;  von  carabus  'parva  scapha  Isid.  19, 1, 26 y 
gr.  xagaßag-,  daher  sp,  carabela,  it.  caravella,  fr.  caravelle. 

Garabi  na  it.  sp.  pg.,  fr.  carabine  ein  feuergewehr,  fr.  carabin  «n 
damit  bewaffneter  reifer.  Für  letzteres  gibt  es  eine  ältere  form  calabrin 
Boquef.,  it.  calabrino,  und  so  läfit  sich  carabine  aus  dem  pr.  calibre 
wurfgeschütz  (s.  caable  //.  c)  ableiten:  daß  man  waffennamen  äUerer 
iriegsJcunst  auf  neuere  übertrug,  kann  nicht  befremden. 

Caracca  it.,  sp.  pg.  fr.  carraca,  carraque,  ndl.  kraecke  eine  ort 
grosser  schiffe;  nimmer  vom  arab.  'harraqah  brander  (Monti,  Agg.  ai  voc. 
II,  2,  313),  da  anlautendes  arab.  'h  kein  c  ergibt,  s.  cappio. 

Caraffa  it.,  sp.  garrafa  (so  auch  dUval.,  JFebr.  str.  154),  fr.  ca- 
raffe,  sie.  carrabba  flasche  mit  weitem  bauch  und  engem  hals;  vgl.  arab. 
giräf  ein  maß  für  trockne  dinge,  vb,  garafa  schöpfen  Freyt.  III,  270^.  — 
[Neue  bemerktmgen  s.  bei  Dozy.] 

Caragollo  it.  (nach  Ferrari),  sp.  pg.  fr.  caracol,  cot.  caragol 
Schnecke,  wendeltrq^,  Wendung  mit  dem  pferd,  in  letzterer  bed.  it.  cara- 
collo.  Man  deutet  es  aus  dem  arab.  karkara  sich  im  kreiße  drehen  Freyt. 
IV,  28",  was  Übel  angeht,  da  ein  arab,  subst.  fehlt.  Besser  würde  passen 
das  gael.  carach  gewunden,  gedreht. 

Carato  it.,  fr.  carat,  sp.  pg.  quilate,  altpg.  quirate  ein  kleines  ge- 
wicht, karat;  vom  arab.  qträ't,  dies  vom  gr.  Ti^gdrinv  hiäsenfrucht  als 
gewicht  gebraucht,  man  sdie  Freyt.  III,  427".  Isidorus  nennt  es  cerates, 
was  der  span.  form  ganz  nahe  kommt:  cerates  oboli  pars  media  est,  sili- 
quam  habens  unam  et  semis.    Venez.  carato  same  des  Johannisbrotbaumes. 

Carcasso  it.,  sp.  carcax,  pg.  carcas,  fr.  carquois  (für  carqnais) 
köcher,  ältfr.  auch  brustkasten,  thorax  DMce.  285;  dsgl.  U.  pg.  carcassa, 
sp.  carcasa,  fr.  carcasse  gerippe.  Der  zweite  theil-  dieses  zsgs.  Wortes  ist 
offenbar  capsns  (s.  unten  casso),  der  erste  scheint  caro  zu  sein  und  die 
ursprüngl.  bed.  rümpf  oder  bruststück  eines  thieres,  buchstäblich  fleisch- 
kosten,  fleischgerippe,  übertragen  auf  den  von  reifen  zusammengehaltenen 
köcher,  wie  carcassa  auch  eine  mit  reifen  umgebene  bombe  heißt.  Zu 
widersprechen  scheint  it.  carc-ame  geripp,  das  einen  stamm  carc  fordert, 
also  auch  carc-asso  ?  Allein  asso  ist  kein  sufßx:  carcame  entstand  durch 
einmischung  von  carcasso  aus  arcame,  das  aus  arca  kosten  abgeieitet 
ward.    Die  parmes,  mundart  sagt  für  carcasso  cassiron. 

Cardo  it.  sp.  pg.  distel,  kardendistel  zum  wollkratzen,  von  Carduus; 
abgel.  sp.  pr,  cardon,  fr.  chardon;  vb.  it.  cardare  ff.  aufkratzen,  käm- 
men; zsgs.  it.  s cardo  krämpel,  fr.  ^charde  Stachel  der  distel,  splitter  (so 
auch  neop.  scarda);  sp.  escardar  disteln  ausjäten,   norm,  ^harder  ab- 


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I.   CARESTIA-CAREIERA.  89 

schuppen.  Verschieden  von  ^charde  und  deutscher  herkunß  ist  henneg. 
^rd,  wäUon,  h&rd  scharte  s.  Grandgagnägey  vb.  6carder,  harder  schartig 
machen,  ahd.  scartt,'  altn,  skard  bruch,^  einschnitt^  ahd.  skertan,  ciUn, 
skarda  einschnitte  machen  u.  s.  w.;  auch  cot.  esqnerdar  brechen,  spalten 
ist  dieses  Ursprunges. 

Gares^ia  it.  sp.  pg.  pr.,  mlat.  caristia,  so  auch  sp.  pg.,  altsp.  ca- 
TSkBtm  Apol.  Str.  66  theurung^  nuingd;  it.  carestoso,  pr.  carestios 
Flam.  nothleidend;  augenscheinlich  aus  carus,  aber  wie  abgeleitet  oder 
susammengesetzt?  Vgl.  bash.  garestia  {UAort.  carastia)  adj.  =  carns. 
In  den  Joyas  dd  gai  saber  p.  264  wird  sogar  carfstia  gesprochen,  reimend 
auf  h6sti&,  ahcTj  die  richtigkeit  dieser  betonung  vorausgesetzt,  läßt  es  sich 
doch  mit  dem  nichts  toeniger  als  sinnverwandten  griech.  charistia  plur. 
(freudenmahl)  nicht  vereinigen.  Eine  occit.  abl.  ist  carestiö.  —  [Hat 
eucharistia  auf  die  büdung  dieses  wertes  eingewirkt?  fragt  WackertMgd.] 

Caricare,  carcare  it.,  sp.  pr.  cargar,  pg.  carregar,  fr.  charger 
hdaden;  sbst.  it.  carico,  sp.  cargo,  pr.  carc,  fem.  it.  carica,  sp,  pr. 
esLfgSi,  fr.  Charge  last,  figürl.  and.  Carricare,  von  carrus,  findet  sich  bei 
Hieronymus  (nach  Ducange),  discarricare  bei  Venant.  Fort.,  discargare 
in  der  L.  Sah  Das  it.  caricare  bedeutet  auch  überladen,  übertreiben  in 
rede  oder  Zeichnung,  daher  caricatura  Zerrbild. 

Carmesino,  cr^misi,  cremisino  it.\  sp.  carmesl,  fr.  cramoisi  subst. 
und  adj.,  eine  hochrothe  färbe  bezeichnend;  vom  arab.  qermez  Scharlach, 
adj.  qermaz!  Freyt.  III,  434^.  Das  wort,  seinem  Ursprünge  nach  indisch, 
entspricht  dem  sanskr.  krimi-dscha  d.  i.  wurmerzeugt  (Pott  in  Lassens 
2is<Ar.  IV,  42).  Derselben  herkunft  ist  it.  carminio,  sp.  carmin,  fr. 
carmin. 

Carogna  it.  pr.,  sp.  carrofia,  fr.  charogne  fleisch,  acts,  adj.  sp. 
earrofio  verfauU;  jedesfcAls  von  caro,  wenn  auch  im  Widerspruche  mit  den 
üMreiehen  ableitungen  aus  dem  thema  cam,  indem  man,  wie  es  scheint, 
durch  canmcala  verführt,  in  car  den  eigentlichen  stamm  dieser  ableitungen 
fuUte. 

Carpa  sp.,  fr.  carpe,  wai.  crap,  pr.  escarpa,  it.  carpione  ein  fisch, 
karpfen;  vom  nilat.  carpa,  schon  bei  Cassiodor,  s.  Vossius  De  vit.  serm., 
einem  weit  verbreiteten  schwerlich  aus  cyprinus  entstellten  worte. 

Garpentiere  it.  wagner,  Zimmermann,  sp.  carpintero,  ^r.  carpeii- 
tier,  fr.  charpentier  nur  in  letzterer  bed.;  von  carpentarius  wagner,  im 
ndatein  üherhaupt  holzarbeiter,  carpentarius  'zimbermann  Gloss.  Herrad. 
Franz.  charpente  (f.)  zimmeruwrk,  lat.  carpentum  wagen. 

Carriera  it.,  fr.  carrifere  lauf  bahn,  sp.  carrera  lauf  bahn,  straße, 
pr.  carriera  strafie;  eig.  fahrweg,  von  carrus.  Besser  als  carrifere  ist  die 
aUfr.  und  mundarü.  form  charrifere,  da  ersteres  auch  steingrube  bedeutet 
und  in  diesem  sinne  aus  einer  andern  umrzd  herrührt,  s.  quadro.  Andre 
abü.  von  carrus  sind:  t^  carrozza,  sp.  carroza,  fr.  carrosse  kutsche, 
mhd.  karrosche,  karrutsche;  fr.  carrousel  ringelrennen,  daher  it.  caro- 
sello,  garosello. 


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90  I.   CARRUBA-CASERMA. 

Carrnba  ü.y  sp.  garroba,  algarroba,  garrofa,  pg,  alfarroba,  fr. 
caroube,  carouge  Johannisbrot;  ü.  carrobo,  carrubbio,  sp.  garrobo,  al- 
garrobo,  pg.  BMe^rroheirsi  Johannisbrotbaum;  vorn^  gleichbed.  arab.  charrfib 
Freyt.  /,  471\ 

Carvi  ü,  sp.  fr.,  neupr,  charui  feldkümmel,  Icarbe;  von  careum 
(xagnv).  Derselben  herkunft  ist  arab.  al-karavta  Gol.  2028,  toodurch  die 
roman.  Wörter  vieUeicht  naher  bestimmt  tourden,  übrigens  auch  sp.  aI- 
caravea. 

Casa  it.  sp.  pg.  pr.,  cas*^  wal.  für  lat,  domus  seit  dem  frühsten 
mlateinj  daher  casa  dei  Chron.  Laurish.,  casa  regis  L.  Long.,  casa  do- 
minica  L.  Baito.  Ital.  mundarten  verkürzen  es  in  ca.  UfUer  den  abll. 
ssu  erwähnen  chw.  vb,  casar  wohnen,  hausen,  it.  casare,  sp.  pg.pr.cs^ssa 
verheirathen,  eigentl.  hätislich  einrichten,  ausstatten;  so  mhd.  heimen  hei- 
rathen^  von  heim  haus.  Grimm,  Rechtsalt.  p.  420,  vergleicht  aUn.  byggja 
saman  jiusammen  wohnen.  Die  sard.  mundart  bewahrt  doma  und  braucht 
es  ganz  wie  das  ital.  casa. 

Casacca  it.,  sp.  pg.  casaca,  fr.  casaque  lange  Überjacke;  von  casa 
hütte,  mit  einer  begriffsübertragung  wie  im  nüat.  casala  {s.  casipola); 
auch  unser  hose  ist  mit  casa  gleicher  wunsel,  s.  Wackernagel  b.  Haupt 
VI,  297.    Dasselbe  suffix  im  it.  gnarnaoca  üherkleid. 

Casamatta  it.,  sp.  casamata,  fr.  casemate  waUkeller;  aus  gr. 
xdofia  grübe,  höhle,  plur.  x^^^^^^^j  deutet  MSnage.  Eine  Zerlegung  in 
casa-matta  versucht  mit  glück  Mahn  p,  6.  Matto  nämlich  habe  in  einigen 
Verbindungen  die  bedeutung  des  deutschen  matt:  carro  matto  leiterwagen 
e.  b.  sei  der  schwache,  rohe,  unvoWcofnmene  wagen,  und  so  sei  casa  matta 
das  schwache,  todte,  versteckte  haus.  Im  mailänd.  heifit  matt  s.  v.  a. 
pseudo:  perla  matta  ist  perla  falsa,  giussumin  matt  gdsomino  süvestre^ 
unter  unserm  warte  läfit  sich  ein  haus  denken,  das  diesen  namen  nicht 
verdient.  Im  sicü.  bedeutet  mattu  düster,  in  dieser  mundart  würde  man 
ein  düsteres  haus  darunter  verstehn.  Bezeichnender  noch  ist  Wedgwood*s 
auslegung  des  Wortes  aus  sp.  casa  und  matar  tödten,  entsprechend  dem 
deutschen  mordkeller  und  dem  in  diesem  sinne  veralteten  engl,  slaughter- 
house,  nur  ist  für  das  hier  unstatthafte  vb.  matar  das  subst.  mata  jgu 
setzen,  so  dafi  der  sinn  ist  'haus  der  metzelei. 

Cascio,  cacio  it.,  sp.  queso,  pg.  queixo  käse;  von  caseus,  vgl.  für 
das  span.  wort  denselben  lautübergang  in  qnepo  von  capio. 

Gaserma  it.,  wdl.  cesarm^,  richtiger  sp.  pg.  caserna,  fr.  caseme 
Soldatenhütte;  von  casa  wie  lat.  caverna  von  cava.  —  [Gaserma,  cesarm^ 
nebst  dem  volksmäßigen  deutschen  casarm  machen  diese  deutung,  wie 
Mahn  p.  6  einwendet,  zweifelhaft  und  es  sei  die  herleitung  aus  casa  d*arme 
vorzuziehn.  'Ich  habe  die  formen  mit  m  denen  mit  n  nicht  als  gleichbe- 
rechtigt entgegenstellen  wollen,  weil  caserma,  wenn  es  ein  gfites  mit  arma 
zusammengesetztes  ital.  wort  sein  sollte,  doch  casarma  oder  eigentUek 
casarme  lauten  müßte,  die  wai.  und  deutsche  form  aber  den  grammatischen 
werth  der  span.  und  franz.  nicht  aufwiegen  können.    Überdies  scheint 


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I.    CASIPOLA-CATACOMBA.  91 

waffenkaus  für  soldatenhüäe  etwas  pretiös.  Das  suffix  erna  i^  allerdings 
ein  seUen  angetvandteSj  aber  wie  leicht  konnte  das  beispiel  von  eava  ca- 
vema  verführen^  ihm  ein  casa  caserna  an  die  seile  ßsu  setzen.^  Krit. 
cmkang.] 

Casipola,  easnpola  it.  hüttchen,  daher  fr.  chasable  messgewand. 
Das  jtpon.  wori  ist  casnlla  m  letzterer  hedeutung  (altfr.  casnle  Gloss. 
de  Laie  22^)  =  nUat,  casula  nach  Isidor  quasi  minor  casa  eo  qnod 
totom  hominem  tegat;  vielleicht  formte  man  casipola  nach  dem  muster 
des  von  manns  stammenden  manipnlus.  Wie  sid^  übrigens  die  begriffe 
hSMe  und  mantel  berühren,  steigt  auch  das  in  ersterer  hedeutung  gebrauchte 
cappa,  s.  capanna. 

Cass  pr.  altfr.  gebrochen,  gebeugt:  brisi^  et  cas  Sax.  II,  186;  vb. 
pr.  cassar,  t^r.  casser  brechen;  von  qnassns,  qoassare.  Ital.  accasciare 
ermatten  erfordert  eine  abl.  qnassiare.  Dasselbe  wort  mit  eingeschobenem 
n  ist  aUsp.  canso  müde,  nsp.  cansar  müde  machen  (die  kraft  brechen), 
das  sieh  vom  it.  cansare  durch  seine  bedeutung  scheidet;  esgs.  sp.  des- 
eansar  ruhen,  prov.  dass.  ORoss.  1137. 

Cassa  it.,  sp.  caxa,  pg.  calxa,  pr.  caissa,  fr.  caisse  kiste^  dsgl.  fr. 
ch&gse  einfassung;  von  capsa  behäÜnis.  Abgel.  it.  cassetta,  casset- 
toDe,  Msgjf.  castone  {wie  pwmes.  castöina  aius  cassettina).  Zsgs.  pg.  en- 
caixar,  fr.  enchässer  einfassen,  einfügen;  gleichbed.  cat.  encastar,  sp. 
engastar,  it.  incastrare,  pr.  encastrar,  fr.  encastrer;  so  wie  pr.  enca- 
stonar,  pg.  encastöar,  ^.  engastonar,  vgl.  mlat.  incastratura.    * 

Cas  so  it.  sp.  pg.,  pr.  cas,  aitfr.  qnas  leer,  unnütz;  von  cassns. 
Ihgl.  vb.  cassare  ff.,  fr.  casser  su  nichte  machen,  lat.  cassare  für  cassum 
reddere  bei  Sidonius  und  CJassiodorus. 

Cas  so  it.  brüst,  thorax,  mlat.  cassum,  cassns;  t;oncapsns  behältnis, 
wie  auch  mlat.  arca  denselben  begriff  erfÜUt.  Prov.  cais  hnnlade  ist 
^eidifäUs  von  capsns  wie  eis  von  ipse,  nicht  von  cassar  brechen  (als 
äwas  eermoimendes),  da  der  diphthong  ai  widerstrebt.  Endlich  muß  im 
^eickbed.  pg.  qneixo  {cat.  qnex),  woher  queixada,  sp.  qnixada  und 
vokl  auch  sp.  qnixera  beschlag  am  schaft  der  armbrust  ßackenstück), 
dassdbe  cais  oder-  capsns  anerkannt  werden. 

Cataoomba  it.,  sp,  pr.  catacnmba,  fr.  catacombe  unterirdische 
gmfl.  Offenbar  ein  compositumj  in  dessen  erstem  theile  man  gewöhnlich 
die  griech.  prap.  yutta,  in  dem  jnceiten  das  subst.  tumba  erkennt,  cata- 
ciimbae  wäre  also  =  ad  tnmbas  an  den  grüften.  Es  ist  aber  nicht  ein- 
euseken,  warum  die  spräche,  wenn  man  auch  die  einmischung  einer  griech. 
partikd  euläfit,  die  gruft  als  etwas  an  der  gruft  befindliches  aufgefaßt 
haben  soUte.  Vidleieht  ist  cata  c6e»  nur  das  rom.  vb.  catar  schauen 
(s.  unten)  und  comba  entweder  durch  assimilation  an  den  anlaut  c  {in 
cata)  entstelU  aus  tomba  (sp.  catatnmba  findet  sich  in  Bengif o's  reimbuch, 
maü  catatomba  bei  Cherubini)  oder  auch  unentstellt,  da  es  im  span. 
gewSbe  bedeutet,  so  daß  also  cata-comba  schau-gruft  heißen  würde.  Die 
rmisehen  catacomben  bargen  nämlich  die  körper  voß  märtyrem  und  hei- 


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92  I.   CATAFALCO-CATAR. 

Ugen  und  tourden  darum  von  andächtigen  Christen  besucht,  s.  die  stdle 
des  h.  Hieronymus  bei  Ducange.  Man  könnte  sdbst  das  sdbinische  cnmba 
heraneiehen,  wovon  Festussagt:  cnmbam  Sabini  vocant  eam,  quam  mili- 
tares  lecticam,  also  sanfte,  tragebett  (s,  K,  0.  Müller  zu  der  stelle),-  wäre 
tomba  oder  comba  nicht  der  Sache  angemessener.  Die  hier  ausgesprochene 
deutung  könnte  gleichufohl  gewagt  scheinen,  fände  sie  nicht  in  den  beiden 
folgenden  (Artikeln  unterstütjmng,  fast  bestätigung.  —  [Bellermann,  Über  die 
ältesten  christl.  begräbnisstätten  p.  7,  nimmt  eine  griech.  bildung  xata" 
TVfißinv  dafür  an.] 

Catafalco  ü.,  sp.  cadafalso,  cmlahalso,  cadalso,  pr.  cadafalc,  ott- 
cat.  cadafal  Chr.  d* Esel.  597",  vaZ.  carafal,  oZ^r.  eseadafaut,  cadelant, 
chafaut,*  n/r.  6chafaud,  mndl.  scafant,  nhd.  Schafott  gerüste  eu  verschie- 
denen zwecken,  trauergerüste,  blutgerüste  u.  dgl.  Die  reinste  form  ist 
catafalco;  das  sp.  cadidalso  mit  s  für  c  t^  unklar,  muthmaßlich  hat  sieh 
falso  ac{).  in  der  Verbindung  edificio  falso  gebäude,  das  auf  keinem  festen 
gründe  ruht,  oder  das  rothwälsche  falso  henker  eingemengt;  im  aUfr.  es- 
cadafaut  gieng  auslautendes  c  in  t  über  wie  in  Estrabort  für  Estrabore, 
nfr.  Strasbourg.  Das  wort  ist  zsgs.  af4S  catar  schauen,  prov.  erweicht  in 
cadar,  und  atis  falco,  entstellt  etwa  im  munde  der  Deutschen,  detien  p 
leicht  zu  ph  oder  i  ward,  aus  ital.  palco  gerüst,  das  selbst  wieder  deut- 
schen Ursprunges  ist,  also  schaugerüste,  gerüste  zu  öffentlicher  schau,  un- 
mittelbar aus  dem  itcä.  entlehnt  ist  fr.  catafalque,  sp.  cadafaleo.  JauU 
wül  in  falco  das  arab.  falak  anhöhe  Freyt.  III,  372^  erkennen,  allein 
warum  sollte  die  spräche  dieses  wort  nur  in  einem  compositum  aufbewahrt 
haben?  selten  wenigstens  geschieht  dergleichen  in  unlat.  Wörtern.  Ducange 
setzt  es  zusammen  aus  gr.  Aoia  und  lat.  palus  oder  fala  (gerüst),  womit 
aber  die  endung  c  unerklärt  bleibt,  andre  haben  ein  deutsches  schauhaus 
oder  ndl.  schauvat  (schaufaß)  dafür  aufgestellt. 

Cataletto  U.  paradebett,  buchstäblich  schaubett;  von  catar  Kn<{  letto, 
s.  die  beiden  letzten  artikel.  Dem  entspricht  buchstäblich  sp.  cadalecho 
binsenlager,  neupr.  cadaliech,  altfr.  kaalit  HBord.  p.  147,  iieufr.  chälit 
spannbett,  fußgestell  des  bettes,  letzteres  gewöhnlich  aus  chasse-lit  erklärt. 

Catar  oitsp.  sehen,  schauen,  (catö  ä  todas  partes  PC*.  357),  ebenso 
altpg.  (com  quaes  olhos  vos  catey  D.  Din.  p.  38  und  öfter),  nsp.  pg. 
versuchen,  untersuchen,  nachsuchen;  sbst.  cata  Untersuchung;  zsgs.  reca- 
tar  wiedei'  kosten,  dsgl.  sorgfältig  bewahren,  recato  vorsieht,  geheimnis; 
acatar  untersuclien,  verehren,  acatamiento  ehrfurcht  u.  a.  m.  Im  prov. 
ist  das  wort  nicht  einheimisch  und  wird  darum  im  Ehwidari  erklärt: 
catar  vol  dire  vezer  (sehen)  LR;  eben  so  wenig  besitzt  es  der  Franzose, 
doch  führt  Menage  eine  abl.  catiller  'ausspähen  aus  Monstrelet  an.  Churw. 
ober  heißt  catar  finden,  ebenso  parm.  venez.  catar,  lomb.  cata  finden,  er- 
greifen;  daß  es  im  ital.  auch  vorhanden  war  und  schauen  hieß,  scheint 
sich  aus  cata-comba,  cata-falco,  cata-letto  zu  ergeben,  welchen  span.  com- 
posit^  wie  cata-lecho,  cata-ribera,  cata-viento  entsprechen.  Dem  Waiachen 
endlich  bedeutet  ceutä  schauen,  suchen,  hüten.    Schon  Isidorus  kennt  das 


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I.   CATASTRO-CAVIALE.  93 

wort  in  seiner  äUspan.  bed.:  cattas  (Icatze),  qnod  cattat  {al.  catat,  captat) 
L  e.  videt  12,  2,  35.  Die  herkunft  desselben  vom  IcU,  captare  (lauem) 
kann  nicht  BweifeUuxft  sein.  In  der  L.  Sal.  emend.  taird  noch  captare 
geschrieben^  aber  auch  hier  ist  die  bed.  schauen,  gleichsam  oculis  captare, 
nicht  lu  verkennen,  s.  Pott,  PlatÜateinisch  392.  Das  it.  cattare  ist  nebst 
sp.  captar,  fr.  capter  erst  später  aus  dem  classischen  latein  aufgenommen 
worden.  —  Seltsam  ist  das  it.  cata-colto  'ertappt\  für  catato-colto,  ein 
offenbarer  pleonasmus  um  das  unverständlich  gewordene  catato  mit  einem 
synonymen  ausdrucke  eu  erklären. 

Catastro  it.  «p.,  cadastre  fr.  {it.  auch  catasto)  Steuerregister;  gleich- 
som  capitastnun  kopfsteuerliste.  Das  frühste  mittelalter  brauchte  dafür 
eapitnlarium  Greg.  Tur.  9,  30  mit  dem  eusatz  in  quo  tribnta  contine- 
bMitar,  eigenil.  eine  in  capitula  abgetheilte  schrift;  capitastrom  aber  ent- 
stand gewiß  unmittelbar  aus  caput  wie  sp.  cabezon  steuerliste  aus  cabeza. 

Catrame  it.y  pg.  alcatrao,  sp.  alqnitran,  fr.  gnitran,  goadron,  mlat. 
catarumus  theer;  vom  arab.  alqa'trän  dass.  Freyt.  Illy  464*". 

Cattivo  it.y  sp,  cativo,  pr.  caitia,  fr.  cWtil  efend,  sMedU;  von 
captiTus  gefangen^  in  knechtschaft,  daher  unglücklich  nebst  den  weitem 
led&dumgen;  die  ursprüngliche  wird  durch  cattivo  it.^  cantivo*^.,  captif 
fr.  vertreten. 

Cayallo  it.,  sp.  caballo,  pr.  caval,  fr.  cbeval,  wal.  oal  (auch  alban. 
cale,  calle)  pferd;  von  caballus  {naßailrjg),  nach  Ä,  W.  Schlegels  muih- 
mafmng  ein  üalisches  bauemwort,  womit  das  pferd  in  der  landwirthschaft 
beseiehnä  ward,  s.  dessen  Ind.  bibl.  /,  240.  Daher  it.  cavalcare,  sp. 
cabalgar,  fr.  chevaucber  (fehlt  wal.)  reiten^  wie  gr.  mnsvaiv  von  inno^y 
in  der  L.  Sal.  caballicare  und  zwar  caballicare  caballum  une  rom.  caval- 
eare  un  cavallo.  Von  equus  blieb  nur  das  fem.  sp.  yegaa,  pg,  egoa, 
pr.  egaa,  dltfr.  aigae,  wal.  eap;,  sard.  ebb^.  Aus  caballus  leitet  sich 
femer  ndat.  caballarius  Gl.  Isid.,  it.  cavaliere,  sp.  cabaUero,  pr.  cava- 
lier  und  cavayer,  fr.  Chevalier  und  cavalier  ritter,  reiter;  dsgl.  it,  caval- 
letta,  sp.  caballeta  grüne  Jieuschrecke,  pferdchen  genannt  wegen  der  ahn- 
liekkeit  ihres  köpf  es  mit  einem  pferdekopfe,  heupferd. 

Cavezza  it.  haifter,  oitfr,  chevece  kragen,  sp.pg.  cabeza  köpf,  auch 
pr.  cabeissa;  dsgl.  sp.  pg,  cabezo,  pr,  cabes  der  obere  theU  eines 
dinges;  abgd.  ü.  cavezzone,  fr.  caveQon  kappeaum,  sp.  cabezon  hemd- 
kragen;  von  caput  Daß  chevece  und  cabeza  eins  seien,  ist  unzweifelhaft; 
aber  auch  cavezza  stimmt  dazu,  wiewohl  capezza  (vgl.  capezzale  aus  ca- 
pitimn  bei  Gellius)  erwartet  werden  durfte.  Kragen  als  köpf  des  hemdes 
ist  der  müteJbegriff  zwischen  haupt  und  halfter,  doch  könnte  sich  sp. 
cabeza  auch  unmittelbar  auf  capitinm  in  der  bed.  einer  kopfbedechung  be- 
ziehen,  in  den  JErf.  glossen  283"  wird  es  mit  dem  ags.  ^hood*  pHeus  über- 
säht.   lUA.  Bcavezzare  abhauen  ist  =  scapezzare,  ^.  descabezar. 

Caviale  it.,  sp.  cabial,  pg.  fr.  caviar,  ngr.  xaviagi  eingesalzener 
rogen  des  in  aUen  europäischen  gewässem  heimischen  störs  und  einiger 
andern  fische. 


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94  I.   CAVICCHIA-CEDRO. 

Cavicchia,  caviglia  it.^  pg.  pr.  cavilha,  fr.  cheviUe,  j^locky  masc 
it.  cavicchio,  caviglio  dass.  Lot.  clavicala  ward  durch  dis8imäati(m 
in  cavicla  vereinfacht  um  das  doppelte  cl  jsu  beseitigen:  ohne  diese  eupho- 
nische rücksicht  dürfte  eine  schwäcJiung  des  anlautes  nicht  angenommen 
werden.    Der  Spanier  behielt  cl  in  clavija,   worin  jene  rücksicht  wegßd. 

Cavolo  it.,  sp.  col,  pg.  oouve,  pr.  caul,  fr.  chou  kohi;  bemerkens- 
werthj  weil  diese  formen  so  uHe  das  kymr.  cawl,  das  bret.  kaol  auf  caalis, 
nicht  auf  das  anscheinend  volksmäßige  colis  weisen. 

Cayo  sp.  (nur  im  plur.  üblich),  altfr.  caye  Sandbank,  mit  anderer 
bed.  pg.  caes  (sg.  und  pl.J,  fr.  qnai  dämm  an  flüssen,  deich,  ndl.  kaai, 
engl,  kay,  ndd.  kaje.  Alle  vier  roman.  Wörter  sind  formdl  eins  und  auch 
die  begriffe  liegen  sich  nicht  fem.  Ein  altes  jseugnis  dafür  gewähren  die 
Md.  glossen:  kai  ^cancellae\  kaij  (kaji?)  'cancelli*  schranken.  Unpassend 
bringt  dies  Scaliger  mit  dem  PlatUinischen  cajare  (schlagen)  in  Verbin- 
dung: es  ist  augenscheinlich,  wie  schon  Ducange  behauptet,  das  kynw. 
cae  jsaun^  Umzäunung,  bret.  ka6  auch  deich,  ka^a  eineäunen;  vieüeickt 
darf  auch  an  ahd.  cahot  munimentum,  bair.  kachet  jifaun  Graff  IV,  361 
erinnert  werden.  Belegen  ist  bair.  kai  hegung,  als  eine  spätere  Verhär- 
tung aus  gehai  von  haien  hegen  (Schmeller  U,  129),  nicht  in  anschlag 
eu  bringen.  Warum  aber  fr.  qaai  und  nickt  chai?  muihmafilich  weil 
das  wort  ein  erst  später  aus  dem  picard.  oder  gascon.  (vgl.  cayum  haus 
bei  Ducange,  gad.  cai  dass.)  aufgenommenes  ist. 

Cazza  it.,  cot.  cassa,  altfr.  pic.  casse,  masc.  chw.  caz,  sp.  cazo 
pfanne  mit  einem  stiel;  vom  ahd.  chezi,  kezi,  altn.  kati  ein  kochgesckirr, 
woher  unser  kessel.  Abgel.  it.  cazzuola,  sp.  cazaela,  mit  einmisckmng 
eines  r  (wie  in  mouch-er-oUe,  mus-er-oUe  u.  a.)  fr.  casserole  bratpfanne, 
woher  it.  casserola,  pic.  champ.  castrole,  dtsch.  castrol.  Ein  altes  eeugnis 
des  Wortes  in  den  Wiener,  glossen  Hoffm.  p.  68,  16  gazza  'cActta*  = 
churw.  caza  schöpf  keUe. 

Cece  it.,  sp.  chlcharo,  i>r.  cezer,  fr.  chiche  (gewöhnt. pl.  pois  chiches) 
kichererbse,  von  cicer;  it.  cicerchia,  sp.  cicercha,  von  cicercala. 

Cicero  it.  schwan,  alt  c6cino,  mlat.  cecinus  L.  Sal.  tit.  7,  cicinns 
^olor  (oUo  ms.)  Gl.  Paris,  ed.  HUd.,  item  Papias;  vom  tat.  cicer,  dctö  im 
it.  cece  knoUen  am  Schnabel  dieses  vogels  heißt.  Besser  aus  cecinus  als 
aus  cygnus  erklärt  sich  auch  das  sp.  pg.  dUfr.  cisne  (dltpg.  cime  Moraes)y 
da  einschiebung  des  s  für  die  südwestl.  spräche  nicht  annehmbar  ist. 

G^dola  ü.,  sp.  pg.  pr.  c^dala,  fr.  cMule  eettd;  von  schednla  wie 
cisma  von  schisma.  Aus  einer  andern  ausspräche  (skedtda)  entsprang 
sp.  esquela. 

Cedro  it.,  (AAx?^  sp.  pg.,  in  leteterer  spräche  auch  cidräo,  fr.  cltron 
eine  frucht,  citrone;  it.  cedro,  sp.  cidro,  fr.  citronnier  cüronenbaum;  von 
citrus  citronen-  oder  pomeranzenbaum,  citream  dessen  frucht.  Der  bamm 
heißt  ital.  auch  cedemo,  geformt  wie  lat.  qnernus  von  quercus.  Die  zwei^ 
feihafte  quantüät  des  i  in  citrus  erklärt  die  roman.  formen  mit  e  und  L 
Das  vornehmste  wort  für  citrone  aber  ist  ein  fremdes,  limone  (s.  das.). 


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I.   CELATA-CERCAEE.  95 

AiU.  sind:  ü.  cedronella,  sp,  cidronela,  fr.  citronnelle  melissef  dtrago; 
ü.  citri Qolo,  cedrinolo  gurke,  fr.  citronille  hürbifi^  wegen  der  ähnUch- 
keU  dieser  fruchte  mit  der  citrone. 

Gel  ata  ü,,  sp.  celada,  fr.  salade  hdm,  pickelhaübej  engl,  salad, 
hffmr.  sided ;  mit  recht  wegen  des  darauf  vorkommenden  bildwerkes  von 
caelata  (caseis  caelata  bei  Cicero)  hergeleitet,  wahrscheinlich  in  Italien 
aufgekommen.  Es  ist  also  hier  ein  epitheton  ornans  mm  namen  der  sache 
geworden.  Im  miUdhochd.  findet  sich  gleichbedeutend  sauer,  welches 
romamscken  klang  hol,  aber  aus  diesen  sprachen  nicht  nachweislich  ist, 
QuA  aus  caelata  nicht  abstammen  konnte. 

Cenno  ö.,  chw.oinwink,  sp.Geüorunjfdnderstirne;vb.pr.eennsiT, 
dUfr.  cener  e.  aec.  HBord.  p.  178,  1,  it.  accennare,  oJtop.acefiar^Io:.,  aUfr. 
acener  mwinken.  Ginnas,  ssu  unterscheiden  von  dem  acht  lat.  cinnas  (Ver- 
mischung mehrerer  dinge),  begegnet  in  alten  glossaren;  eins  der  Erfurter  z.  b. 
p.287^  hat  cinnas  'tortio  oris\  inde  est  dictum  cincinns  und  cynnavit 
'immitjpromisit^  auch  die  Isid.  glossen  kennen  das  wort,  das  wahrscheinlich 
aus  cincinnns  locke  {xiKivyog)  abgekürzt  ward,  indem  cinnare,  cennare  eine 
eigenschafl  der  locken^  das  wallen  oder  winken  ausdrückte. 

Centinare  it.,  fr.  cintrer  wölben,  bogenrund  machen;  daher  sbst. 
it.  cintina,  fr.  cintre  (m.)  gewölbe,  rüstbogen  eu  einem  gewölbe;  von 
cinctnrare,  das  man  sich  aus  cinctura  ableitete:  Uoi.  n  aus  r  wie  in  cecino 
aus  cicer.  Über  die  berührung  der  begriffe  gewölbe  und  umgürtung 
s.  Rödiger  und  Pott  in  Lassens  Ztschr.  III,  59.  Das  calal.  wort  ist 
eindria,  das  span.  aber  cimbr  ia,  cimbra,  mb  vielleicht  durch  einnUschung 
wn  eimborio  huppd. 

Cercare  it.,  wai.  cercä,  pr.  cercar  (sercar),  nfr.  chercher,  dUfr. 
oerchier  durchsuchen^  suchen^  aus  diesem  das  engl,  search.  Die  erstere 
ist  die  grundbedeutung:  in  derselben  braucht  es  noch  Dante  in  einer 
mdtrfaeh  misverstandnen  stelle  Inf.  i,  84  che  m*han  fatto  cercar  lo  tuo 
Yohune,  vgl.  dttfr.  cerchier  les  montagnes  die  berge  durchsuchen  und 
ähnliche  steilen.  Span.  port.  cercar  bedeutet  einschlie/ien,  altpg.  aber 
gleichfalls  durchsuchen:  andoa  em  busca  delie  cercando  toda  aqnella 
terra  s.  Constancio.  Gercare  ist  das  wenn  auch  nicht  von  Properjs  4,  9, 
3b,  doch  von  den  feldmessem  gebrauchte  GiTGBxe  um  etwas  herumgehen, 
es  umgtben :  circat  montem  Cos.  litt.,  in  den  Isid.  glossen  circat  'circum- 
vemt\  daher  mhU.  circa  die  runde,  circator  Wächter,  vgl.  alban.  k^rcöig 
ntdien,  durchforschen^  vom  gr.  xiqkovv  umgeben,  umringen;  kymr.  kyrcbu, 
brcL  kerchat  werden  aus  derselben  quelle  sein  wie  cercare.  Es  bedarf 
«fa>  eur  erJUärung  desselben  keines  neuen  Wortes  quaericare.  Zwc^r 
schreibt  der  Sarde  van  Logudoro  qnircare,  aber  er  schreibt  nur  so,  die 
ausspräche  ist  kircare  wie  im  latein.  Die  fram,  form  chercber  hcU  ihren 
grund  offenbar  in  bequemerer  ausspräche  des  richtigen  cercber,  pic.  cer- 
qnier  (wdehes  letztere  aber,  gleichfalls  durch  assimilation  der  ersten  an 
die  ßweite  sUbe^  auch  in  der  form  querqnier  vorkommt),  vgl.  it.  Giciglia 
/iir  Siciglia.    Eilte  mss.  ist  pr.  ensercar  unterscheiden,  pg.  enxergar; 


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96  L   CERCETA-CHETO. 

ein  frequentativ  im  älteren  mitteUatein  ist  circitare  (circat,  circitat  xvtdsvei 
Gl.  lat,  gr,)y  hieraus  wal.  cercetk  untersuchen,  besuchen,  das  der  hcrhunfl 
aus  quaericare  entschieden  widerspricht. 

Cerceta,  zärzeta  sp.  pg.,  pr,  sercela,  fr.  cercelle,  sarcelle,  eaJt, 
masc.  xerxet  ein  wasservogel,  hriechetite;  von  querqnednla.  Daraus  ent- 
stellt scheint  it.  garganello,  engl,  gargane,  s.  Ferrari;  Ncmnich  fuhrt 
auch  cercednla,  cercevolo  an. 

C6 reine  it.  (m.)  ring,  ringartige  sache,  fr.  eerne  (w.,  a««  cenj'ne) 
iret/l,  sp.  e^rcen,  pg.  ceree;  vb.  it.  fehlt,  fr.  cerner  ununngeln,  aber 
sp.  cercenar  ringsum  beschneiden,  eig.  abrunden,  cortar  ä  cercen  glatt 
abschneiden.    Die  Wörter  sind  von  cireinus  airkel,  circinare  abzirkeln. 

Cerfoglio  it.,  sp.  cerafolio,  fr.  cerfeuil  ein  küchenkraut,  körbd; 
von  eaerefoliam  (xaiQitpvklov). 

Gerne cchio  it.,  sp.  cemeja,  pg.  cemelha  haarbüschd.  Cabrercls 
deutung  ou^  crinicalus,  wogegen  begriff  und  buchstabe  streiten,  durfte 
nach  der  von  Ferrari  aus  discerniculam  haamadel  Cacus,  quae  captUos 
disseparat^  Nonit^J,  dsgl.  abgetheiltes  haar,  nicht  mehr  aufgestellt  werden. 

Cervello  it.,  pr.  cervel,  fr.  cerveau  him,  dsgl.  fem.  dem  itai. 
plur.  cervella  entsprechend  chw.  pr.  cervella,  fr.  cervelle;  von  cere- 
bellum,  dessen  roman.  gestoit  oervellus  schon  der  Vocäb.  S.  Galli  kennt, 
cervella  das  Gloss.  Salom.,  cerevella  das  Gloss.  von  Schlettstadt.  Die 
span.  und  port.  spräche  haben  nur  das  primitive  celebro,  cerebro,  so  ciuA 
die  walach.,  deren  crleri  (plur.)  aus  cerebrum,  umgestellt  creebmm,  ge- 
bildet sein  wird. 

Getto  it.,  altsp.  cMpg.  cedo  (encedo"  Chron.  dd  Cid  ed.  Uuber 
p.  203)  adverbium,  von  citö. 

Ghaveco  pg.,  sp.  xabeque,  it.  sciabecco  (?),  fr.  ehebec,  dtsch. 
schebeeke,  ein  kleines  dreimastiges  kriegsschiff,  welches  rüder  fOhrt;  sott 
türkisch  oder  arabisch  sein,  ist  aber  nach  Dosy  p.  28  unentschiedener 
herkunft. 

Ghe  it.,  sp.  pg.  pr.  fr.  que  {auch  alban.  che)  geschlechÜoses  reiaüv^ 
pronomen  und  conjunction;  wahrscheinlich  von  quid,  s.  Bom.  gramm.  III, 
322—324,  wo  auch  von  wal.  ce,  ce,  ca  die  rede  ist.  Frans,  quoi  {alt 
quei)  hat  seinen  grund  in  dem  bestreben  der  spräche,  gewissen  einsilbigen 
Wörtern  mehr  umfang  jsu  geben,  vgl.  moi,  mei  aus  me.  Ital.  chi,  fr.  qui, 
von  quis;  sard.  chini,  sp.  quien,  pg.  quem,  vom  accusativ  quem,  s.  U.  b. 

Gbeto  it.,  sp.  pg.  qaedo,  altfr.  coit,  coi,  recoi  ruhig,  von  quietos, 
daher  vb.  it.  chetare  beruhigen,  sp.  pg.  quedar  ruhig  lassen,  (intr.) 
ruhig  bleiben;  fr,  coiser  s.  v.  a.  it.  chetare,  gebildet  une  hausser  von 
altus.  Ein  lat.  vb.  quietare  bei  Priscian  ist  bestritten,  vgl.  Struve,  LaL 
decl.  und  conj.  117.  Dasselbe  quietus  setzte  mit  der  bed.  ^  ledig'  eine 
zweite  keine  Verwandlung  des  i  in  ^  erlaubende  form  ab,  eine  scheideformj 
gleichsam  quitus:  fr.  quitte,  alt  cuite,  pr.  quiti,  sp.  quito,  dtsch.  quitt; 
daher  sp.  pg.  quitar  ledig  machen,  frei  lassen  PC.  637.  894.  1043, 
wegnehmen,  eigenü.  losmachen,  fr.  quitter  losgeben,  gehen  lassen,  verlassent 


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CHIAMARE-CIANCIA.  97 

it,  qaitare,  chitare  sein  recht  aufgeben.  Die  hedeutung  "kennt  schon  die 
Lex.  Long,:  sit  qnietus  d.  i.  sü  absolutus.  Für  cheto  sagt  man  ital.  auch 
ehiotto  (aweisilb.),  vielleicht  aus  dem  fr.  coit  mit  eingeschobenem  i  =  1, 
neqp.  cnoto. 

Chiamare  it.y  weil,  chi^mä,  sp.  llamar,  pg.  chamar  rufen^  nennen^ 
pr,  clamar,  altfr.  claimer  ausrufen;  von  clamare.  Die  bed.  nennen  läßt 
sich  bereits  im  ältesten  miatein  nachweisen,  z.  b.  si  qnis  alterum  vulpem 
clamayerit  L.  Sal.  tit.  30. 

Chiarina,  clarinetto,  clarone  it.^  sp.  darin,  clarinete,  fr. 
darinette,  clairon,  aUfr.pr.  clarion  blasinstrumente;  von  clarus  heU  tönend. 

Chiasso  it.  aus  dem  pr.  das  geschrei,  altfr.  glas  (chlaz  Trist.  U, 
80)  glockengeläute^  nfr,  anschlagen  der  todtenglocke^  wohl  auch  ir.  glas 
wdiklage,  das  Fielet  p.  70  im  sanskr.  blas  gesellt;  von  dassicnm  signal 
mit  der  trompete,  mlat.  in  der  dltfr.  bedeutungy  vgl.  condassare  'conclc^ 
mare  Gl.  Isid.  Das  nah  liegende  glatir  war  anlaßy  daß  man  das  wort 
gerne  vom  hundeg^eU  brauchte.  Wal.  glas  schallf  stimme  ist  das  gleich- 
bed.  serb.  glas. 

Chiglia  it.  (bei  Barberino  chiela),  sp.  qnilla,  fr.  qaille  kiel  des 
sdiiffes;  vom  ahd.  kiol,  altn.  kiölr.  Sofern  fr.  qaille  kegel  bedeutet^  floß 
es  aus  ahd.  kegil,  was  schon  Frisch  erkannte;  eigentlich  passen  auch  die 
andern  Wörter j  une  man  leicht  sieht,  besser  in  dieses  etymon  als  in  das 
erstere,  aber  die  bedeutung  entscheidet. 

Ghimera  it.,  sp.  quimera,  fr.  chimöre  himgespinst;  von  Chimaera, 
dem  mffthischen  ungeheuer. 

Ghiocciare,  crocdare  it.,  sp.  doquear,  neupr.  douchd,  fr.  glousser, 
wd.  doc^  glucksen;  naturausdrücke  wie  das  dtsche  wort  und  das  lat. 
glocire,  wenn  nicht  irnm  theil  aus  diesem  entstanden,  vgl.  ags.  doccan. 
Sbst.  it.  ehioccia,  5p.  dueca,  pgp.  chöca,  wai. cXoe^,  nÄd.  glucke  brütende 
keime,  daher  ein  a^.  it.  chioccio,  sp.  clueco,  Uueco  glucksend,  heiser. 

Chitarra  it.,  sp.  pg.  pr.  guitarra,  fr.  guitare  ein  Saiteninstrument; 
vom  gr.  Tu^aQo,  Vom  lat.  cithara  aber  ist  it.  cetera,  cetra,  pr.  cidra, 
citöla,  dltfr.  citole,  mhd.  zitöle  u.  s.  w.  Cithara,  non  cetera  bemerkt  ein 
grammatiker  in  beziehung  auf  die  volkstibliche  form,  s.  Anal,  gramm.  p.  443. 

Chi  ädere  i^,  sp.  cluir  in  compos.,  cdtpg.  chouvir,  pr.  claure,  fr. 
elore  schließen;  von  clüdere  und  clandere.  Zsgs.  pr.  esclanre,  fr. 
6clore,  von  ex  und  clandere;  2>r.  esc  Iure,   fr.  exclnre,  von  exclndere. 

Ciabatta  it.,  sp.  zapata,  fr.  savate  abgenutzter  schuh,  pr.  sabata 
Oberh.  schuh,  und  so  sp.  pg.  zapato;  it.  ciabattiere  ff.  Schuhmacher. 
Nach  Sousa  vom  arab.  sabat,  dies  vom  vb.  sabata  beschuhen,  das  bei 
Fregtag  11^  275''  diese  bedeutung  nicht  hat.  Mahn  p.  16  findet  seine 
gudle  im  baskischen. 

Ciancia  it.  geschwätz,  possen,  vb.  cianciare  schäkern,  possen  treiben, 
ehw.  cioncia  geplauder,  sp.  pg.  chanza  spass;  naturausdruck?  vgl.  aber 
auch  nhd.  zänzeln  kosen  Frisch  U,  464^,  mhd.  zSnselen,  zinselen  dass., 
sp.  cb&chara  geschwätze,  ngr.  t^otCot^  gleichbed. 

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98  I.   CIARLARE-CIFRA. 

Ciarlare  ü.,  sp.  pg.  charlar,  t;a2.  charrar,  norm,  charer  schwaUm; 
it.  ciarlatano  {woher  fr,  charlatan)  marktschreierj  windbeutd.  Sdtsam 
leitet  es  Muratori^  Ant.  itai,  Ily  846,  von  Charles,  Charlemagne,  einem 
namen,  den  die  französischen  bänkdsänger  in  Italien  stets  im  munde  ge- 
führt hätten.  Menage  verweist  auf  lat,  circulari  (circ'lari)  das  gewerbe  des 
marktschreiers  treiben;  getvifi  passend,  wäre  nur  der  ausfall  des  c  vor  1  nicht 
anstößig.  Ciarlare  kann  auf  romanischetn  boden  gewachsen,  es  kann  ein 
n(xturausdruck  sein^  wenn  man  nicht  vielmehr  eine  ablautform  von  zirlare, 
sp.  chirlar,  darin  erblicken  wiU,  vgl,  bask.  chirchila  =  charlatan.  Das 
mit  ciarlatano  gleichbed.  it.  cerretano..soK  nocA  einigen  von  dem  städte- 
namen  Cerreto  herrühren. 

Ciascnno  it.,  altsp.  cascun^.,  pr.  cascnn  chascun,  altfr.  chascon, 
auch  chescan,  neufr.  chacnn  {nicfd  chäcan),  pronomen,  von  qnisqne  nnns, 
qnisc'  nnns,  vgl.  chaqne//.  c;  it.  auch  ciascheduno  von  qaisqne  et  oniiB 
oder  qnisqne  ad  nnnm,  wie  altsp.  quiscadanno,  s.  cadanno.  Eine  alte 
genues.  form  cascha-nn  s.  Archiv,  stör.  it(d.  app.  num.  18,  p.  20  und  öfter. 

Ciborio  it.,  so  auch  pg.,  fr.  eiboire  gehäuse  für  die  geweihten  hostien, 
dsgl.  pr.  cibori,  altfr.  chiboire,  sp.  pg.  cimborio  schirm  oder  kuppet  über 
dem  aUar,  mlat.  ciborinm,  mittelgr.  Acßtigiov;  werden  aus  dem  gr.  Tußtigiop 
fruchtgehäuse  einer  pflanze,  auch  becher,  hergeleitet,  man  sehe  Duoange 
und  Minage. 

Cica  it.  kleinigkeit.  adj.  cigolo,  einfacher  sp,  chico,  eo^.  xic  chic 
klein,  gering,  fr.  chiche  knauserig  (vgl.  gr.  apitxQÖQ  klein,  cfiiTLQivr^g  geiz- 
hals),  fr.  chiqnet  bißchen,  chicot  splüter,  knoten,  sp.  chicote  ende  eines 
taues,  chichota  kleinigkeit;  vb.  fr.  chichoter  über  kleinigkeiten  zanken, 
altsp.  chicotar  Canc,  d.  B.,  wohl  auch  sp.  cicatear  knausern.  Aüe  von 
ciccnm  Jdeinigkeit,  mit  pdlataler  aus^n-ache  des  c  wie  im  sp.  chicbaro, 
fr.  chiche  von  cicer.  Verwandt  scheint  älban.  tzice  ein  wenig.  Hieher 
wahrscheinlich  auch  fr.  chicane,  das  ursprüngl.  krümchen  brot  bedeutä 
haben  soü,  daher  unnütee  Spitzfindigkeit,  hader  um  nichts.  Wegen  des 
adj.  chico  aus  dem  sbst.  ciccnm  vgl.  wci.  mic  klein,  von  lat.  mica.  — 
Bei  diesem  stamme  bot  sich  herleitung  aus  dem  bask.  chiqnia  'winzig 
leicht  dar,  aber  ein  so  weit  verzweigter  stamm,  gegen  dessen  latein.  Ur- 
sprung nichts  vorliegt,  warum  sollte  er  anderswo  gesticht  werden?  Dem 
lat.  ciccnm  non  interdnim  entspricht  ja  wörtlich  das  ücd.  non  darei  cica. 
Aus  sp.  chico  hääe  freilich  bask.  chicoa  werden  fnüssen,  nicht  chiqnia» 
aber  auch  aus  bask.  chiqnia  nur  span.  chiqnio,  nicht  chico.  Itai.  cica 
für  cicca  köntUe  bedenken  machen,  stände  nicht  bereits  im  Vxtein  häufig 
genug  c  neben  cc  (baca  bacca,  braca  bracca,  sncns  snccns,  mncns  mnccus). 

Ciclaton  ^,^  pr.  sisclato,  dttfr.  siglaton,  singlaton  kleidungsstOck 
unten  rund  zugeschnitten,  dsgl.  stoff,  woratui  es  verfertigt  ward;  von 
cyclas  cycladis  staatsMeid  der  frauen,  woher  auch  mhd.  ziklät  {gen. 
ziklades),  ein  mit  gold  durchwebter  Seidenstoff.  Nach  andern  arabischer 
herkunft,  von  JEngelmann  aber  nicht  aufgenommen. 

Cifra,  cifera  it.  geheimschrift,  sp.  pg.  cifra  zcMzeichen^  fr.  chiHre 


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L   CIGALA-CINGHIARE.  99 

mit  beiden  bedd.  ürspr.  ein  edhieeichen  ohne  absoluten  werth,  nuü^  im 
JBreväoqum  cifra  ^figura  nihüt  und  so  noch  wcd.  cifre.  Von  den  Arabern 
empfieng  Europa  das  indische  zahlensystemj  arabisch  Kann  also  wohl  auch 
das  wart  sein.  Hier  heißt  ^afar,  fifr  (fifron)  leer,  letisteres  als  shst.  das 
seichen  nuU,  arab.  meist  durch  einen  punct  ausgedrückt,  s.  Qol.  1363, 
Frefft.  II,  503^.  Den  namen  dieses  Zeichens  übertrug  man  nachher  a/uf 
die  übrigen  neun.    Genaueres  bei  Mahn  p,  46,  Dosy  30. 

Cigala  it.  pr.  cot.,  cigale  fr.,  cigarra  sp.  heuschrecke;  von  cicada, 
statt  dessen  wegen  der  formen  mit  1  nicht  einmal  cicadula  angenommen 
jffu  werden  braucht,  da  Übergang  des  A.  in  \  kein  selter^es  ereignis  ist  Die 
span.  form  chicharra  soU  wohl  den  eirpenden  laut  des  thierchens  nachahmen. 
Gima  it.,  so  auch  «p.  pg.  pr.,  fr.  cime  gipfel.  Von  cyma  jsarte 
sprosse,  wai.  chimf  keim,  vgl.  altsp.  cima  eweig,  ursprünglidi  also  der 
oberste  theU  der  pflanee,  sodann  spitze,  berggipfd,  wie  ü.  vetta  diese  be- 
deutungen  einigt.  Sanchez,  Colecc.  II,  492  bemerkt  ein  mundartlich  ^an. 
quima,  das  gradeeu  auf  gr.  xvfia  zurückgeht.  Abgel.  it.  cimiero,  fr. 
cimier,  sp.  cimera  reichen  oder  schmuck  oben  auf  dem  helme,  wcd.  tzimirin 
Jcennseicken,  schüd,  mhd.  zimier,  zimierde. 

Cimeterio  it.,  5p.  cimenterio,  fr.  cimeti^re  (m.)  kirchhof;  von 
eoemeteriani  eigenÜ.  schlafstäUe,  xoi^rjTrjQiov.  Ein  andrer  ausdruck  für 
eine  begräbnisstatte  ist  it.  camajo,  sp.  carnero,  pr.  carnier,  fr.  charnier, 
akd.  charnare,  mhd.  gerner  beinhaus;  von  camariom  fleischbehälter. 

Cinäbro  it.,  sp.  pg.  cinabrio,  fr.  cinabre,  pr.  aber  cynobre  ein 
minercd,  Zinnober,  von  cinnabaris;  wcd.  chinov&r  vom  gr.  yuwaßaqig. 

Cincel  sp.,  pg.  sizel,  cat.  sisell,  fr.  ciseau  meißel,  pl.  ciseaux 
seheere;  vb.  ciseler  ff.  ausmeißeln.  Nach  einigen  von  caesus:  wie  aber 
das  diminutiv  eines  solchen  particips  (caesillus)  die  active  bedeutung  eines 
Werkzeuges  annehmen  konnte,  ist  schwer  begreiflich,  abgesehen  davon,  daß 
der  meißel  ein  schneidendes,  kein  hauendes  Werkzeug  ist.  Plautus  hat  si- 
cilicnla  (von  sicilis,  daher  woi.  seäcere?)  kleines  Werkzeug  zum  schneiden, 
dies  konnte  auf  roman.  weise  in  sicilicellus,  scilcellas  abgeändert  werden, 
woraus  die  obigen  formen.  Für  scilcellas  spricht  das  schwanken  zwischen 
dem  anlaute  c  und  s,  ja  selbst  das  span.  n  für  1,  das  man  auch  in  zonzo 
aus  insnlsas  wahrnimmt:  sonst  könnte  man  eben  so  wohl  secellus,  von 
seciüa  siehei,  heranziehen.  —  [Das  breton.  kizel  =  altfr.  cisel  verträgt 
sieh^  wie  Diefenbach  einwendet,  nicht  mit  scilcel  oder  secel,  es  verlangt 
den  avilaut  c.  Hiemach  wäre  ein  besseres  etymon  cisorium  Werkzeug  zum 
schneiden  Veget.,  altfr.  cisoir  dass.,  woraus  mit  vertauschtem  suffix  cisean 
entstehen  konnte,  angebUdet  dem  begriffsverwandten  contean.] 

Cinghia  it.,  wcd.  chinge,  pg.  cilha,  pr.  singla,  fr.  sangle  gurt; 
vb.  einghiare  ff.  gürten,  umgürten,  umfassen;  von  eingnla;  dsgl.  it. 
cinto,  cinta,  ^.  einto,  cinta,  cincha,  altfr.  (aint,  pr.  cinta,  vom  sbst. 
cinetns.  Eine  neue  bildung  aus  dem  vb.  cingere  ist  it.  cigna,  pr.  cenha, 
altfr.  segne,  schon  in  den  Cass.  glossen  cinge  nach  W.  Grimm  p.  18. 
Cinghiare,  cinghiale,  cignare,  cignale  it.,  pr.  senglar,  fr.  sanglier, 


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100  L   CIO-CIUFOLO. 

wilder  eher,  keUef-j  mlat  singularis  'epur  (eher)  Voc.  S,  GaUi.  Er  hat, 
wie  Cujacius  lehrtj  den  namen  daher ^  weil  er  einsam  lebt  (atisgenommen, 
wie  Menage  anmerkt,  in  den  beiden  ersten  jähren,  wo  er  bfete  de  com- 
pagnie  heiß) :  auf  dieselbe  eigenschaft  bezieht  sich  sein  griech.  beiname 
^oviog  so  wie  das  sard,  sulone,  das  doch  wohl  aus  solus  eu  erklären  ist. 
Ital.  cinghiale  ist  also  verderbt  aus  singhiale  wie  concistorio  aus  con- 
sistorio.  Das  span.  wort  ist  jabalf.  In  den  sardischen  mundarten  findet  sich 
außer  salone  noch  porcabru^  eine  offenbare  jsusammensetjmng  von  porcos 
und  aper.  —  [Auch  der  raubvogel  lebt  einsam,  •  daher  der  griech.  name 
oiwvog  von  olog,  wie  Lid>recht  (Gachet  422")  eu  sanglier  anmerkt^ 

Ciö  it,,  pr.  aisso  und  so,  altfr,  i^o,  ^  (geschr.  ceo),  nfr.  ce,  pro- 
nomen,  von  ecce  hoc;  dazu  pr.  aquo,  aco,  von  eccu'  hoc. 

Giocciare  it.  saugen^  zutschea;  ciötola  näpfchen  zum  trinken, 
vgl.  Schweiz,  zotteli  dass.,  nhd.  zaute;  sp.  chotar  saugen,  choto  zicJUem, 
comask.  ciot  Mt^,  ciotin  lämmchen,  chw.  tschutt  dass.;  champ.  tater  an 
den  fingern  saugen  (von  kindem)  und  ähnliche  Wörter,  sämmüich  natur- 
ausdrücke. 

Ciocco  it.  klotz,  stück  holz,  altfr.  choqne,  chouqnet  stamm,  nfr. 
choc,  sp.  choqne  stoßy  nd)st  chocar,  choqner  anstoßen,  dtsch.  schock, 
schocken,  vgl.  auch  it.  ciocca  büschd  mit  schock  häufe,  anzaU.  Wie 
sich  klotz  und  stoß  berühren,  zeigt  auch  toppo. 

Cioccolata  it.,  chocolate  sp.,  chocolat  fr.  eingetränke;  nach  span. 
etymologen  vom  mexican.  chocoUatl,  zsgs.  aus  choco  cacao  und  latl  wasser. 
Man  sehe  bei  Cabrera  und  Monlau. 

Ciriegia,  ciliegia  it.,  sp.  cereza,  pg.  cereja,  pr.  serisia,  fr.  cerise, 
wal.  cirds^  (ciredse),  pr.  auch  cereira  und  so  cot.  cirera  kirsche;  it.  ciri- 
egio,  ciliegio,  sp.  cerezo,  wal.  cir^^n,  pg.  cerejeira,  fr.  cerisier,  pr. 
serier,  cot.  cirer,  cirerer  kirschbaum.  Nicht,  wie  unser  kirsche,  früher 
kirsa,  kirse  aus  c6rasnm,  c^rasns,  das  beweist  schon  der  roman.  accent 
der  zweiten  silbe  (vgl.  auch  ven.  cier^sa,  sie.  ciräsa,  sard.  cerexia,  chiri- 
4xa,  cariasa  cet.),  sondern  gleich  andern  baumnamen  (fitggio,  pmgiio, 
quercia)  aus  einem  adjectiv,  ceräsens,  daJwr  ital.  richtig  ciriegia  (ie  durch 
einunrkung  des  folgenden  e  =  i  wie  in  primiero  aus  primarins,  gi  €ius 
si),  sp.  cereza,  pg.  cereja,  für  cereija.  Pr.  cereira  muß  früher  cereisa 
gelautet  haben  (s  in  r  geschwächt),  daJier  mit  i  fr.  cerise  (fr.  i  =  prl  ei 
Rom.  gramm.  I,  412)  und  so  verhält  sich  auch  cot.  cirera. 

Cisma  f^.,  so  auch  sp.,  pr.  scisma,  altfr.  cisme  Spaltung,  zwist; 
von  Schisma. 

Cittä  it.,  wal.  cetate,  sp.  cindad,  pr.  cintat,  fr.  cit6  Stadt,  dcusu 
die  nominativform  pr.  ein,  altfr.  cit;  von  civitas. . 

Giüfoio,  zülolo  it.,  sp.  chnfa,  pr.  chnfla,  altfr.  chnfle,  dsgl.  sp. 
pr.  chifla  pfeife,  auspfeifung,  Verspottung;  vb.  it.  znfolare  ff.  pfeifen^ 
verspotten;  naturausdrücke  mit  anlehnung  an  lat.  sifilare  ufid  sufflare,  s. 
siHler  II.  c.  G.  Galvani  aber  vermuthet  in  zufolo  das  tuscisehe  subalo 
flötenspieler,  s.  Archiv,  stör.  ital.  XIV,  364. 


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I.   CIURMA-COCCA.  101 

Ciurma  it.,  sp.  chnsmsi,  pg.  chnsma;  chunna,  cholma,  co^.  xnrma, 
fr,  chiounne  gesammiheit  der  ruderkneckte  eines  Schiffes.  Die  arglose 
herleitung  (xus  lat.  tnnna  findet  anstoß  in  der  behandiung  des  anlatäes; 
überdies  passt  dojsfu  nicht  einmal  das  innere  des  Wortes^  dessen  ursprüng- 
lichste farm^  da  nach  gemeiner  regel  wohl  r  aus  s,  nicht  umgekehrt  s  aus 
r  entspringt,  die  spanische  sein  mufi,  vgl.  sp.  nsma,  it.  orma,  oder  pg. 
cisne  cirne.  Zu  der  spctn.  form  geseilt  sich  noch  eine  genues.  cinsma 
(aUgenues.  geschr.  chnsma  Archiv,  stör.  num.  18  p.  34).  Man  muß  sich 
also  nach  einem  andern  Ursprünge  umsehen.  Wie  nsma  hat  das  wort 
griechisches  gepräge,  und  hier  bietet  wUlkommne  aushunft  %ilevaf.ia,  ce- 
leusma,  womit  das  commando  des  aufsehers  der  ruderknechte,  im  roman. 
die  ganze  zahl  derselben  bezeichnet  wird,  loie  unser  commando  sowohl  den 
hefeü  wie  auch  die  unter  dem  befehl  stehende  mannschaft  bedeutet.  Am 
TÜnofia  ward  clensma  und  endlich  chnsma  wie  aus  clamare  chamar  und 
dazu  stimmt  auch  die  sicü.  form  chinrma  ßr  clnrma,  clusma,  während 
die  üd.  sich  schon  weiter  entfernt,  d.  h.  cinnna  entstand  aus  chinrma  wie 
etwa  moTcia  aus  morchia.  Derselben  herkunft  ist  doch  wohl  auch  das 
itci.  vb.  cinrmare  durch  geheimnisvolle  worte  und  winke  bezaubern, 
eigeHÜ.  zeichen  und  befehle  geben. 

Clavicembalo,  gravicembalo  it.,  sp.  clavecimbano,  fr.  clavecin 
ein  saUeninstrument,  das  mit  tasten  gespielt  wird,  sonst  auch  clavicordio 
genannt;  von  clavis  Schlüssel,  im  sinne  von  taste  (daher  fr.  clavier  reihe 
der  tasten)  und  cjmbalnm. 

Cobalto  it.  sp.  pg.,  cobalt,  cobolt  fr.  ein  mineral;  aus  dem  deutschen 
kobalt,  wdehes  Frisch  I,  171^  auf  das  böhm.  kow  mäall  zurückleitet, 
Weigand  ßr  eine  andre  form  von  kobold  (berggeist)  erkläH. 

Cobrar  sp.  pg.  pr.,  altfr.  conbrer  bekommen,  in  besitz  nehmen, 
fassen,  ahd.  koborön;  von  recnperare,  mit  abgeschnittener  partikel  um  die 
vorstdhmg  der  Wiederholung  zu  beseitigen,  ein  verfahren,  dem  vielleicht 
iein  zweites  beispid  zur  seile  steht.  Das  vollständige  verbum  erhielt  sich 
gleidifäUs,  aber  neben  der  alten  gewann  es  eine  neue  stark  abweichende 
hedeutung:  it.  ricoTrare  sich  flüchten,  sich  retten,  sp.  recobrarse,  pr.  re- 
cobrar,  ältfr.  recouTrer  uneder  zu  sich  kommen,  sich  erholen,  sich  erkobem; 
schon  im  altem  mlatein:  rex  graviter  aegrotavit,  quo  recuperante  filius 
ejus  aegrotare  coepit  Gest.  reg.  Fr.  In  dieser  bedetUung  ist  überall  das 
reflexivpronomen  zu  supplieren,  welches  nur  der  Spanier  setzt:  sich  wieder- 
erlangen, sich  zurückbekommen,  daher  uneder  zu  sich  kommen,  ital.  sich 
zurückbegeben.  Dieselbe  begriffsentwicUung  in  ressortir  {s.  sortire  2)  so 
wie  im  gr.  ayaxo^ifyo&at  1)  zurückbekommet^,  2)  sich  zurückbegeben,  sich 
retten. 

Cocca  it.,  pr.  coca  (zu  schtiefien  aus  encocar),  fr.  coche,  engl,  cock 
ierbe  z.  b.  an  der  armhrust;  vb.it.  cocca  re  die  sehne  einlegen,  scoccare 
cihschndlen,  fr.  encocher  u.  s.  w.  Von  dunklem  Ursprung.  Das  altgael. 
adj.  coca  'hohf  wird  man  nicht  hieher  ziehen  wollen,  eben  so  wenig  mit 
Minage  cavica  von  cavns.    Armstrong  führt  ein  gad.  sgoch  mit  der  be- 


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102  I.   COCCA-CODARDO. 

deutung  von  cocca  an,  das  mit  diesem  in  etymologischem  eusammenkange 
stehen  dürfte, 

Cocca  it.,  sp.  coca,  altfr.  coque,  nfr.  coche  (f.)  kleines  fahreeug. 
Papias  bietet  candica  "^navictda,  aber  nicht  einmal  in  der  form  codica 
wäre  es  dem  it.  cocca  angemessen.  Es  ist  von  concha  muschelschdle,  ge- 
faß  (ü.  auch  conca,  sp.  cuenca,  concha),  vgl.  wegen  der  form  it.  cocchiglia 
von  conchylium,  wegen  des  begri/fes  altfr.  coquet  schiff  und  grfäß  (letsstere 
bed.  bei  Ducange).  Das  wort  ist  eben  sowohl  in  den  germanischen  und 
cdtischen  sprachen  vorhanden,  z.  b.  ahd.  koccho,  ndl.  kog,  hymr.  cweh 
(m.),  bret.  koked.  Es  tritt  aber  noch  in  andern  bedeutungen  auf^  die 
sich  gleichfalls  an  concha  knüpfen:  sp.  coca  muschdschaiey  nufischak, 
himschcde  oder  köpf  für  letztere  bedeutung  sard.  conca  (vgl.  lai.  testa 
und  gr.  ycoyxri),  fr.  coqne  eier-  und  nußschcde.  Äbgel.  sp.  cogote,  pr. 
cogot  hinterkopf;  fr.  cocon  gehäuse  (fer  Seidenraupe,  wofür  auch  coque. 
Aus  dem  ckI;.  conchens  it.  coccio  scherbe,  coccia  köpf  sp.  cnezo,  cneza 
kübel. 

Cocchio  it.  wagen  fürpersonen^  kutsche,  Streuwagen  der  aUtnund 
^9^'}  fi^^  coclo  von  cocca  fahreeug  (dimintäiva  nehmen  häufig  männliche 
form  anj.  Wie  nun  aus  ital.  nicchia  fr.  niche  und  hieraus  sp.  nicho, 
so  konnte  aus  cocchio  das  entsprechende  fr.  coche,  und  aus  diesem  das 
sp.  coche  nebst  unserm  kutsche  (schon  bei  Keisersberg  f  1510  gutsche) 
so  wie  das  ndl.  koets  (vgl.  rots  aw5  röche)  entstehn.  Weil  sich  das  wort 
auch  in  den  westlichen  Slavenlanden  findet,  wie  böhm.  kotsch  cet.,  so  hält 
man  es,  ohne  es  in  diesen  sprachen  etymologisch  zu  begründen,  für  slavisch. 
Sonst  galt  es  für  das  ungar.  kotsi,  woher  wcä.  coeie  gekommen  sein  kann. 
Schon  Ävüa  (1653)  sagt  von  Karl  V.  se  puso  4  donnir  en  un  carro 
cubierto,  al  quäl  en  Hungria  llaman  coche,  el  nombre  y  la  invencion 
es  de  aquella  tierra  (nach  Cabrera  I,  66).  Sicher  ist:  it.  cocchio  läßt 
sich  nur  aus  den  eignen  miäeln  dieser  spräche  und  nicht  aus  dem  slavi- 
schen  erklären,  fr.  coche  kann  ohne  slavischen  beistand  aus  dem  ital.  er- 
klärt werden. 

Cocciniglia  it.,  sp.  cochinilla,  fr.  Cochenille  ein  mexicanisches 
insect,  das  eine  scharlachfarbe  gibt;  vom  IcU.  coccinns  scharlachfarbig. 

Cochiglia  it.,  coquille  fr.  muschel;  von  conchylium,  die  form  con- 
quilium  in  einem  alten  glossar,  Mone's  Anzeiger  VII,  138^.  Dem  Spanier 
genügt  concha. 

GoAsL  ü.,  pr.  coa,  fr.  queüe,  sp.pg.  cola  für  coda  (wie  esquela  für 
esqueda  =  scheda  t/.  a.),  cdtsp,  coa  schwänz;  von  cauda.  Daher  z.  h. 
it.  codione,  codrione  bürzel  der  vögel,  altsp.  codilla  steiß,  kreuz, 
wohl  auch  codaste  hintersteven  am  schiffe;  vb.  it.  scodare,  fr.  6couer 
den  schwänz  abstutzen. 

Codardo  it.,  sp.  pg.  cobarde,  altsp.  cobardo  (aus  co-ardo  für  co- 
dardo,  wie  juvicio  aus  ju-icio),  pr.  coart,  fr.  couard  feige,  memmenhcft; 
vb.  altsp.  cobardar,  altfr.  couarder.  Zwei  etymdogien  kommen  in  er- 
wägung,  welche  beide  schon  Nicot  kennt.   Von  cauda  im  eigenÜiehen  sinne, 


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I.   COFANO-COLCAEE:  103 

wcU  der  kund  und  ihm  verwandte  ihiere  aus  furcht  den  schwanz'  ein- 
stehen,  $.  Eckhardt  swr  L.  Sah  und  Grinm,  Reinh.  p.  XLI  und  CCXXXV. 
Von  caada  im  abgeleiteten  sinne,  wonach  es  den  hintern  theil  eines  dinges, 
schilpe,  nachtrab  u.  dgl.  bedeutet:  codardo  ist  einer  der  sich  hinten  hält, 
sich  nicht  hervorwagt.  Die  erstere  deutung  ist  anbrechender,  weil  sie  aus 
einer  naturanschauung  genommen  ist,  allein  sie  legt  etwas  in  das  wort, 
das  sich,  streng  genommen,  mit  seinem  Suffixe  nicht  verträgt,  indem  co- 
dardo nur  gestänwänet  oder  schwänzdnd  heißen  könnte:  sie  weicht  also  in 
einen  bu  spedeUen  sinn  aus.  Die  dichter  der  thierfabel  wenigstens  müssen 
diese  anschauung  nicht  getheilt  haben,  da  sie  grade  dem  hasen  diesen 
namen  beilegten,  —  [Nach  Mahn  p.  76  wäre  die  eigentliche  bedeutung 
'haregesekwänsf  und  käme  dem  hasen  mit  vollem  rechte  ^eu.  Dagegen 
wird  der  Uwe,  der  den  schwane  eingebogen  trägt,  in  der  heraldik  lion 
conard  genannt,  s.  Gachet  102'',  was  der  ersteren  auslegung  eu  statten 
hmmt] 

Cöfano  it.,  sp.  pr.  cofre,  fr.  coffre  kiste,  sp.  cnebano  großer  korb, 
sp.pr.  cofin,  fr.  coSin  körbchen;  von  cophinns.  Verkürj^  sp.  cofe,  ü. 
eofia  mastkorb. 

Cogliere  it.,  sp.  coger,  pg,  colher,  pr.  culhir,  fr.  cneillir,  iodl. 
coldlge  sammeln,  lesen,  pflücken;  von  colligere.  Eine  jsss.  ist  sp.  esco- 
ger  ff.  auswählen;  sbst.  oUpg.  escol  SBos.  suppl.  auswahl,  au^nmd,  pr. 
escolh  ort  und  weise,  gattung  (escolhz  'color  GProv.  64'). 

Coglione  it.,  mundartlich  cojon,  sp.  cojon,  pr.  fr.  coillon  testiculus; 
um  coleoB  dass.,  pr.  aitfr.  coil,  wdl.  coiu.  Ital.  coglione  auch  für  memme, 
sdmft  gebraucht,  daher  sp.  collon,  fr.  coyon. 

Cognato  it.,  sp.  codado,  pr.  cnnhat,  wal.  cumnat  schwager,  fem. 
cc^nata  ff.;  von  cognatns  blutsverwandt,  ndat.  in  roman.  bedeutung  bei 
Jck  de  Janua.    Dafür  fr.  bean-fr^re  II.  c. 

Coitar,  cochar  ältsp.  pg.  pr.,  altfr.  coiter  antreiben,  drängen; 
dfst.aUsp.  pr.  coita  u.  s.  w.  bedrängnis;  adj.  coitoso  bedrängt,  ange- 
iriden,  eilfertig.  Das  verbum  erklärt  sich  aus  dem  unlat.  frequentativ 
coetare,  welchem  die  in  dem  primitiv  coquere  schon  enthaltene  bed.  äng- 
stigen smgewandt  ward.  Bewiesen  wird  dieser  Ursprung  durch  das  sp. 
eochar,  dem  in  der  that  neben  der  eben  bemerkten  noch  die  eigentliche 
bedeutung  von  coquere  jsusteht:  cochado  =?  cocido  FJ.,  so  wie  durch  das 
citpg.  coito  =  lat.  coctus,  s.  S.  Rosa.  —  [Gachet  94"  denkt  bei  coitar 
liAer  an  qoatere  und  qnassare,  weil  der  eigentliche  sinn  (js.  b.  einpferd 
antreiben)  dem  figürlichen  (quälen)  vorgehen  fnüsse,  bleibt  aber  die  buch- 
stäbliche nachweisung  schuldig.] 

Coitare  altit.,  sp.  pg.  pr.  cuidar,  cdtfr.  cuidier  denken,  sorgen;  von 
cogitare.  Sbst.  aUit.  coto,  aitsp.  cuida,  pg.  cuido,  pr.  cuit,  cuida,  altfr. 
coide;  sp.  pg.  cuidado  sorge.  Zsgs.  it.  tracotanza,  fr.  outrecuidance 
vermessenheit,  gleichsam  ultracogitantia. 

Coli  it.,  sp.  acnllä,  pg.  slco\&,  wal.  coleä,  ortsadverb,  von  ecca*  illac. 

Golcare,  corcare,  coricare  it.,  wdl.  cnlcä,  pr.  colgar,  fr.  coucher 


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104  I.   COLLA— COMBO. 

niederlegen,  zu  bette  legen,  sp,  pg,  colgar  aufhängen,  behängen  (anbinr 
den  an  namenstagen),  cat.  bedecken  z,  b.pflaneen  mit  erde,  reben  einsenken 
{wie  auch  it.  coricare);  sbst.  pr.  colga,  fr,  couche  lager;  von  coUocare 
setzen,  legen,  hinstrecken,  in  hss.  der  L,  Sai,  culcare. 

Co  IIa  it.,  »p.  cola,  fr.  coUe  leim;  vom  gr.  xoA^  dass. 

Colmo  it.  sp.,  fr.  comble  häufe,  übermafi,  gipfel,  als  adj.  übervoll; 
vb.  colmare  u.  s.  f  aufhäufen,  überfüllen;  zsgs.  sp.  cogolmar  gleichbed. 
für  cocolmar  (durch  dissimilation,  wie  in  cogombro,  coguUo).  Das  Sub- 
stantiv entspricht  in  seiner  bedeutung  theils  dem  lat.  camuluB  gehätrfles 
maß,  theüs  dem  lat.  cnlmen;  in  seiner  form  mehr  dem  letzteren,  wenigstens 
ist  ein  it.  colmo  aus  cnmnlns  kaum  anzunehmen  und  die  gleich  gestalteten 
Wörter  churw.  culm  berg,  cnlmen  gebirge,  wal.  cnlme  gipfel,  vielleicht 
auch  bair.  knlm  weisen  auf  cnlmen  une  pg.  colmo  stroh  auf  cnlmns.  2k 
ungetrübter  darstellung  gelangte  cnlmen  im  sp.  cnmbre  für  cnlmbre, 
pg.  cnme  gipfel,  so  wie  cnmnlns  im  pg.  cömoro,  combro  erdhaufe 
(nüat.  combrns),  pr.  cömol  (als  adj.  =  it.  colmo) ;  mit  letzterem  ist  ssgs. 
2?r.  /r.  encombre,  it.  ingombro  hindemis,  encombrar,  encombrer,  in- 
gombrare  hindern;  dsgl.  fr.  d^combres  schult;  it.  sgombrare  weg- 
räumen u.  a.  Nhd.  knmmer  schutthaufe  und  gram,  mhd.  knmber,  am 
dem  romanischen. 

Colpo  it.,  aUsp.  colpe  Bc.,  nsp.  pg.  golpe,  pr.  colp,  fr.  conp  hieb, 
schlag;  vb.  it.  colpire  schlagen,  altsp.  colpar,  fr.  conper  abschlagen, 
abschneiden.  Die  herleitung  aus  dem  ndl.  klop,  kloppen,  ist  abzfdehnen, 
da  die  roman.  spräche  den  anlaut  kl  eher  herbeiführen  als  zerstören  würde. 
Leitet  man  es  etwa  vom  ahd.  kolpo,  kolbo,  nhd.  kolben  (vgl.  pr.  eolbe 
für  colp)  oder  vom  kymr.  colp,  womit  Werkzeuge  zum  stechen  oder  hoiuen 
bezeichnet  werden,  so  entfernt  man  sich  nicht  zu  weit  vom  begriffe,  aber 
naher  liegt  doch  das  lat.  colaphns  faustschlag,  das  auch  keine  formdle 
schtüierigkeit  bietet,  da  ph  (f)  leicht  in  p  Übertritt  (it.  Ginseppe,  zam- 
pogna,  sp.  soplar,  pr.  solpre)  und  mehrmals,  z.  b.  in  der  L.  Sal.  tit.  40 
und  in  alten  glossaren  wie  dem  Keronischen,  die  form  colapns,  anderswo, 
z.  b.  in  hss.  der  L.  Alam.,  colopns  wirklich  vorkommt.  Ein  alter  gram- 
matiker  warnt  schon  vor  der  Verwechselung  des  ph  mit  p:  stropha,  non 
stropa;  amphora  non  ampora  s.  Anal,  gramm.  p.  446.  446. 

Cöltrice  it.  (für  colcitre),  altsp.  colcedra,  pr.  consser,  cosser 
federbett,  Unterbett,  von  cnlcitra  dass.;  dsgl.  it.  coltra,  coltre  (f.),  düfr. 
cotre,  vom  syncopierten  cnlctra;  endlich  sp.  pg.  colcha,  von  cnlcta  für 
cnlcita,  worauf  auch  fr.  coite,  conette,  altfr.  conte,  kente,  qniente  (für 
colte  u.  s.  w.),  pr.  cota  (für  colta,  vgl.  mot  für  molt)  zurückgeführt  wer- 
den dürfen;  dem  gr.  >cokr]  bleiben  keine  ansprüche.  Ein  dimin.  von  cnl- 
cita, gleichsam  cnlcitinnm  cnl^tinnm,  ist  it.  cnscino,  sp.  coxin,  /r.  cous- 
sin  kleines  polster,  daher  unser  küssen,  ahd.  chnssln. 

Combo  sp.,  comb  pr.  gekrümmt;  sbst.  sp.  comba  krümmung,  pr. 
comba,  al^r.  combe  tiefes  thcd,  Schlucht  (s.  zu  Garin  I,  96),  üai.  in 
Ortsnamen  wie  Alta-comba,  Comba-longa  so  une  impiem.  conba,  im  com. 


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I.  COMB— COMINCIARE.  105 

gomba,  ya,  wie  man  hehauptetj  im  orUmamen  Como  (P,  Monti,  Vocäb. 
p.  XXVIII),  pr.  auch  combel;  vh.  sp.  com  bar  hrümmen^  wohl  auch  gen. 
inj^ombfise  sieh  krümmen;  dem  Portugiesen  fehlt  das  wort.  Sein  älter 
kann  eine  Urkunde  v.  j.  631  bezeugen^  worin  der  geographische  name 
Cnmba  vorkommt^  Breq.  136'*;  auch  in  gumba  ^cuneus,  cripa  (cripta) 
Gl,  Isid.  wül  man  camba  unedererkennen.  Ducange  und  andre  erblicken 
darin  die  ndat.  form  cumba  für  cymba  kahn,  gr.  y^v^ßrj^  wegen  der 
ähnliehen  gestaut  andre  das  Jcymr.  cwm  (m.)  tiefes  thdl;  allein  bei  ersterem 
ist  die  begriffsübertragung  unstatthaft,  bei  letzterem  bleibt  das  zugetretene 
b  anstößig  (bret.  komb  kann  aus  dem  franz.  herrühren),  auch  fehlt  das 
adj.  dem  Gelten  ganz.  Konnte  combo  nicht  aus  concayas,  combar  nicht 
aus  concavare  entstehen,  welche  die  bedd.  hohl  und  gekrümmt,  höhlen  tmd 
hrümmen  in  sich  fassen?  Dactylisch  abfallende  Wörter  zog  die  Volkssprache 
hainfig  zusammen;  daß  sich  aber  in  concVus  c  nicht  behaupten  konnte, 
versteht  sich;  daß  nv  mit  mv-  oder  mb  vertauscht  ward,  kann  nicht  be- 
fremden, hat  doch  der  Italiener  imboto  aus  invoto  (Veneroni),  der  Spanier 
ambidos  aus  invitus,  comboi  au^  convoi,  der  Provenzäle  amban  aus 
anvan,  der  Franzose  embler  aus  involare  geformt.  Auch  für  das  sbst. 
comba  Ueiet  sich  ein  unmittelbares  etymon  in  dem  plural  concava  hohle 
örter,  wie  sich  oft  roman.  feminina  (xus  dem  plural  lateinischer  neutra 
festsetzen.  Das  mlatein  braucht  letzteres  wort  häufig  und  ganz  im  sinne 
von  comba:  concava  vallis  Venant.  Fort.  10,  19,  vallium  concava  Esp. 
sagr.  XI,  90  (9.  jh.),  per  concava  montium  HLang.  I,  col.  31,  gr.  xd 
xolhx.  —  fCombe,  cumba  ist  bis  jetzt  zweifelhaften  Ursprungs;  das  an-^ 
gMiehe  ags.  comb  darf  kaum  angeführt  werden  Diefenbach  in  Kuhns 
und  Schleichers  Beiträgen  I,  260.  Man  nehme  den  obigen  versuch  für 
einen  ersten  schritt  zur  außlärung  des  Wortes,  der  über oM  auf  construction 
aus  lat.  dement  gerichtet  sein  muß.  Erwägungen  andrer'  art  können  frei- 
lich mit  recht  über  solche  berechnungen  hinausgehn.] 

Come  ü.  aitpg.  (Trovas),  sp.  pg.  cdtit.  (noch  bei  G.  Cavdlcanti) 
como,  sidl.  comu,  oitsp.  attpg.  pr.  altfr.  com,  cum,  letztere  form  auch 
wal.,  nfr.  comme,  auch  prov.  zuweüen  coma,  eine  partikel;  von  quomodo, 
wcfür  BiondeUi  ein  lomb.  comud  anmerkt.  Zsgs.  mit  dem  adverbialen 
mentepr.  comen,  fr.  comment,  sard.  comenti;  eine  andre  zss.pr,  cossi, 
noch  jetzt  coussi,  von  quomodo  sie.  Für  com  brauchte  der  Provenzäle 
oncÄ  CO,  entweder  durch  weitere  dbkürzung  oder  unmittelbar  aus  quo  für 
quo  modo,  s.  Oudendorps  register  zum  Apuiejus. 

Cominciare  it.,  sp.  pr.  comenzar,  pg.  come^ar,  fr.  commencer  an- 
fangen; zsgs.  aus  com  und  initiare,  mail.  inzä.  Vielleicht  steigt  dieses 
cominitiare  noch  in  römische  zeit  hinauf  da  sich  der  Romane  der  müßigen 
oder  nur  verstärkenden  composition  mit  cum,  wie  im  IcU.  comedere,  con- 
fringere,  fast  durchaus  enthielt.  Altspan,  sagte  man  mit  eingeschobenem 
p  compenzar  PC.  2594,  auch  compezar,  und  dieselbe  einschiebung  zeigt 
das  noch  gebräuchliche  aus  in-initiare  zsgs.  sp.pg,  empezar,  vgl.  sard. 
ineumbenzai.  Diese  einschaltung  der  labiaitenuis  in  empezar  ist  allerdings 


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106  I.   COMPAGNO-CONCERTÄRE. 

eiioas  unubliches,  allein  man  ist  eu  dieser  deuiung,  im  hitMick  auf  das 
eur  Seite  gehende  compenzar,  hesser  berechtigt  als  zur  annähme  eines 
darin  enthaltenen  am  pieza  gebildeten  verbums  mit  der  bed.  anschneiden, 
demnächst  anfangen^  wie  im  fr,  entamer  (s.  IL  c)y  da  ein  solches  verbmn 
eerstücken,  nicht  anschneiden^  bedeutet  haben  würde.  Der  Waiache  besitgt 
dafür  das  achtere  incepe  von  incipere,  auch  chw.  antsch^iver,  der  Pro- 
venzale  besafi  auch  enquar  von  inchoare. 

Compagno  it.,  sp.  compafio,  pr.  altfr.  compaing  gefShrte;  daher 
compagnia  ti.  a.  oibll.;  vb,  compagnare,  accompagnare  ff.  begleiten. 
Es  ist  das  nüat.  companium  geseUschaft  L.  Sal.,  zsgs.  aus  com  und  panis 
nach  dem  muster  des  ahd.  gi-mazo  oder  gi-leip  brotgenosse  {ahd.  gi  = 
lat.  cum).  Aus  compaganus  landsmann  (s.  Grut.  Inscr.  209,  i,  v.  j. 
946  V.  C.)  würde  sich  compagno  nur  durch  accentverschiebung  (compi- 
ganns)  deuten  lassen,  die  aber  bei  einem  so  üblichen  suffixe  nicht  voraus- 
zuseteen  ist.  Eher  dürfte  an  compaginare  (zusammenfügen)  gedockt  wer- 
den, allein  das  prov.  und  cat.  companatge,  womit  jedes  gericht  bezeichnet 
wird,  wozu  man  brot  ißt,  gibt  den  ausschlagt  com-pan-aticnm  floß  eben 
sowohl  aus  panis  wie  com-pan-inm.  Das  älteste  zeugnis  des  rom.  wories 
begegnet  in  den  Vatic.  glossen  ed.  W.  Grimm:  ubi  (h)abui8ti  mansionem 
(h)ac  nocte,  conpagn? 

Gompasso  it.  pg.,  compas  sp.  pr.  fr.  zirhel  ois  instrumeni]  vb. 
it.  compassare  ff.  abzirkeln,  altfr.  auch  bauen,  hünstlich  bildepi^  m.  b. 
un  chastel  Bou  I,  p.  20,  une  esp^e  GVian.  2694,  qne  [diens]  chiel  et 
terre  fist  et  tout  a  compass^  DMce.  p.  206.  Dies  wort  berührt  sich  mü 
einem  celtischen:  hymr.  cwmp  hrdß,  davon  das  glbd.  cwmpas;  aus  kreiß 
wäre  dann  das  ihn  beschreibende  Werkzeug  geworden  wie  im  deutschen 
Zirkel.  S.  Diefenbach,  Celt.  I,  112.  Indessen  läßt  es  sich  ohne  zwang 
der  lat.  spräche  zuweisen,  geht  man  nur  auf  die  älteste  bedeutung  zurück. 
Prov.  und  altfr.  ist  compas  gleicher  schritt,  mitschritt,  von  com-passus, 
z.  b.  eil  ä  cheval  e  eil  ä  pi6  .  .  tindrent  lor  eire  e  lor  compas  .  .  ke 
Tun  Taltre  ne  trespassout  die  zu  ross  und  die  zu  fuß  hielten  ihren  marsch 
tmd  ihren  gleichen  schritt,  so.  daß  keiner  dem  andern  zuvorkam,  s.  JLex. 
rom.  Daher  bedeutet  es  eben  sowohl,  wie  auch  im  span.,  tact,  versmafi, 
überhaupt  maß  und  das  Werkzeug  zum  messen.  Compassar  gleichen  schritt 
halten  bildet  den  gegensatz  zu  traspassar  überschreiten,  wie  in  der  ange- 
führten stelle.    Die  bed.  nautisches  instrument  hat  sich  später  eingefunden. 

Concertare  it.,  sp.  concertar,  /K.concerter  verabreden,  anordnen; 
concerto,  concierto,  concert  Verabredung,  verabredete  sache;  von  con- 
certare zusammen  streiten.  Zusammen  verabreden  und  zusammen  streiten 
liegen  sich  nahe  genug:  ndat.  placitare  heißt  eben  sowohl  streit  fähren 
wie  vertrage  schließen;  in  beiden  fällen  ist  der  mMelhegriff  werte  wechsein. 
Span,  concertar  heißt  auch  ausbessern,  etwas  zerbrochenes  wieder  herstellen, 
nach  Cabrera  von  consertare  für  conserere,  was  möglich  ist.  Unter  concerto 
di  musica  kann  man  ursprünglich  nur  eine  Verabredung  oder  anordnung 
zum  zwecke  der  musik  verstanden  haben;  an  concentus  istnicM  zu  denken. 


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I.   CONDORE-CONVEGNO.  107 

Gondoie  it.,  sp.  condor,  fr,  condor  ein  mdamericanischer  raubvogel, 
tmliur  ffryphm;  das  wart  aus  der  heimath  des  thieres. 

Confortare  it.,  sp.  conhortar,  i>r.  conortar  (vgl.  den  ausfaU  des  f 
m  preon  van  profundus),  fr.  conforter  stärken;  vom  spätem  lat.  con- 
fortare. 

Coniglio  ü.,  sp.  conejo,  pg.  coelho,  pr.  äUfr.  connil,  mit  ver- 
tausektem  suffix  fr.  connin,  connine  (jet^ä  \&pin)  kaninchen;  van  cuniculus. 
Vb.  fr.  coniller  ausfluchte  suchen  (den  kaninchen  ähnUchy  die  sich  in 
ihre  gange  surückeiehn). 

Conoechia  it.,  fr.  quenouille  spinnracken;  im  Sliem  nUatein 
z.  b.  L.  Ripuar.  conucula  für  colucula  vam  lat.  colus  (f.),  ahd.  kuncla^ 
fM.  kunkeL 

Contare  it.,  sp.  contar,  pr.  comtar  rechnen,  erzählen,  fr.  compter 
injenerj  conter  in  dieser  bedeutung;  van  computare  berechnen,  ehensa 
ahd.  zdj9Ji  nu$nerare,  enarrare.  Sbst.  it.  cömputo,  conto,  sp.  cuento, 
eventa,  pr.  compte,  comte,  conte,  fr.  compte,  conte,  lat.  computus  bei 
Jirm.  Matemus. 

Conte  it.,  sp.  pg.  conde,  pr.  coms,  altfr.  quens,  accus,  in  beiden 
sprachen  und  nfr.  comte  graf;  van  comes,  begleiter  des  filrsten,  demnächst 
hoher  beamter,  richter  eines  größeren  beeirks.  Daher  it.  contado  ff. 
grafschaß,  landschaft,  contadino  landmaim. 

Contestabile,  connestabile  it.,  sp.  condestable,  fr.  conn^table  in 
erster  bedeutung  cberstalhneister ;  van  comes  stabuli. 

Conto  it.f  cointe  altfr.  kundig  {vgl.  Alexs.  43  dunt  il  ja  bien  fut 
cointe),  demnächst  altfr.  sa  wie  pr.  cointe,  coinde,  zierlich^  anmuthig; 
fimfi  in  cognitus  seinen  Ursprung  halben  mit  der  grundbed.  bekannt,  ver- 
traut, angenehm,  wie  mhd.  maere  bekatmt  und  lieb  heifit.  Daher  vb.  pr. 
coindar  zu  erkennen  gehen^  altfr.  cointer  und  cointoier  unterrichten, 
sehmiidcenj  zsgs.  pr.  acoindar,  fr.  accointer  bekannt  machen^  engl. 
acquaiDt,  mlai.  adcognitare ;  s'accointer  ä  qqun  sich  mit  einem  befreunden, 
it.  aeeontarsi  sich  besprechen;  pr.  acoindansa,  aJtfr.  accointance  ver- 
trauliehkeit.  Daau  kommt  percoinder  kundUhun  (^percagnitare)  Pass. 
de  J.  C.  29.  In  einem  glassar  des  12.  jh.  liest  man  cogniter  vel  cognite 
'benigne,  humane^  Class.  auct.  VIII,  166'' .     Vgl.  conciare  //.  a. 

Contra ta  aitit.,  jetzt  mit  d  contrada,  pr.  dass.y  fr.  contr^e  gegend; 
eigentl.  das  entgegenliegende,  vam  adv.  contra  mit  dem  suffix  ata,  das 
sich  sonst  nicht  an  partikein  fügt,  vielleicht  eine  nachahmung  des  deutschen 
gegend,  mhd.  gegenöte.  Indessen  sagt  man  prav.  in  diesem  sinne  auch 
eDoontrada  von  encontrar  begegnen,  woraus  contrada  recht  wohl  abgekürzt 
sein  konnte.  Diese  form  mit  en  beseitigt  zugleich  die  van  mehreren  vor- 
gArachte  herleitung  aus  conterrata,  s.  bei  Ducange. 

Convegno  it.j  sp.  convenio,  cat.  conveni,  pr.  fehlt,  öüfr.  convin, 
con?ine,  conyigne  (m.)  Übereinkunft,  fr.  auch  vorhaben,  treiben,  benehmen, 
daher  altengl.  covin,  covine  einverständnis,  kabale;  dazu  fem.  it.  con- 
vegna,  pr.  coTina  OAIb.  1060,  mlat.  conyenia  v.  j.  679.  Die  masculina 


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108  I.   CONVITARE— COBDOVANO. 

drücken  das  vom  Romanen  wenig  angewandte  suffix  ium  (conviv-ium)  aus,  die 
feminina  sind  daraus  moviert.  Dafi  convenire  jnt  gründe  liegt,  versteht  sieh. 

Convitare  it.,  sp.  pg.  pr.  convidar,  fr.  convier  einladen;  daher 
sbst,  it.  convito,  sp.  pg.  convite,  pr.  convit,  altfr.  convi  einladung, 
gastmcM;  von  invitare  mit  vertauschter  präposition  unter  einwirkung  von 
convivium. 

Coppa  it.,  sp.  pg.  pr.  copa,  fr.  coupe,  wal.  cofe  hecher,  masc.  U. 
coppo,  pg.  copo  trinkgefäfiy  pr.  cob-s,  ^testa  capitis^  GProv.  53";  von 
cnppa,  nebenform  von  cüpa  faß,  s.  Schneider,  Lat.  gramm.  I,  426;  ndat. 
gleichfalls  cuppa,  aber  mit  roman.  bedeutung.  Der  lateinischen  blieben 
die  formen  mit  u  getreu,  sp.  pg.pr.  cuba,  /r.  cuve,  ahd.  kuba  CiroZ.  cnpe 
maßi)^  Abu.  sind  pr.  cubel  kübel;  sp.  q uhilet e,  pr.  fr.  gobelet  becher, 
ndat.  gubellns  u.  a.  m.;  auch  it.  cüpola,  woher  sp.  cüpula,  fr.  conpole 
halbkugelförmiges  dach,  huppet,  frane.  auch  schlechtweg  coupe,  von  der 
gestalt  einer  umgestür/den  schale  so  genannt.  ^Dieselbe  anschauung  im 
altfr.  cope,  pic.  coupet,  couplet  berggipfel,  gipfel  überhaupt,  Jcymr.  cop 
und  copa,  ndl.  kop,  nhd.  köpf  und  knppe  (wie  ahd.  stouf  be(Aer  und 
felsgipfel);  abgel.  nfr.  coupeau,  sp.  pg.  copete,  letzteres  nedst  copo  auch 
büschd,  vgl.  unten  toppo. 

Gopparosa  it.,  sp.  pg.  caparrosa,  fr.  couperose  vitriol;  von  cnpri 
rosa  s.  V.  a.  gr.  xaXyMvd^ov  kupferblume. 

Coppia  it.,  couple  fr.  das  paar,  von  copnla;  so  auch  altit.  cöb- 
bola,  pr.  cobla,  fr.  couplet  Verknüpfung  von  versen  d.  i.  striche.  Zsgs. 
it.  scoppiare  ein  paar  trennen,  verschieden  von  scoppiare  plateen, 
s.  schioppo  //.  a. 

Coraggio  it.,  sp.  corage,  fr.  courage  herehaftigkeit,  muth,  in  älterer 
spräche  gemüthe;  vom  lat.  cor  cordis  ohne  einmischung  des  radicalen  d, 
une  dies  auch  in  andern  abll.  aus  diesem  worte  der  faU  ist. 

Corazza  it.,  sp.  coraza,  pr.  coirassa,  fr.  cuirasse  paneer;  von 
corium,  gleichsam  coriacea  lederwerk. 

Corbacho  sp.,  cravache  fr.,  dtsch.  karbatsche,  name  dernubischen 
aus  rhinoceroshaut  geschnittenen  geissei,  türk.  kyrb&tsch,  russ.  korbatsch 
u.  s.  w.,  vgl.  Schmeller  II,  326,  J.  v.  Hammer  num,  329,  Weigand  1, 563. 

Corbeta  sp.,  corveta.  pg.,  eorvette  fr.  kleineres  kriegsschiff  zwischen 
fregatte  und  brick;  von  corblta  lastschiff,  mit  romanisierter  endung. 

Cordoglio  Ä.,  sp.  cordojo,  pr.  cordolh,  ctuo.  cordoli  herzeieid; 
von  cordolium,  nur  bei  Plautus  und  später  wieder  bei  Äpul^jus.  Mit 
dolium  trifft  auch  fr.  deuil,  it.  doglia  zusammen. 

Cordovano  it.,  sp.  cordoban,  pr.  cordoan,  fr.  cordouan  eine  sonst 
von  den  Mauren  in  Spanien  zubereitete  sorte  ziegenieder;  nach  Cordoba 
benannt,  woher  es  bezogen  ward.  Der  frühere  name,  zu  Ludwigs  des 
frommen  und  Karls  des  kahlen  zeit,  war  cordovesus,  cordebisus  nach  lat. 
eordubensis,  sp.  cordobes;  das  arab.  kortobani,  d.  h.  von  Cordova,  aber 
verdrängte  die  einheimische  äbleitungsform.  Daher  it.  cordovaniere, 
fr.  cordonnier,  oft  cordoanier,  Schuhmacher. 


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I.  COREGGIA-COSA.  109 

Coreggia  ii.,  sp.  pg.  correa,  pr.  correja,  fr.  courroie,  wai.  cureä 
Hemm;  van  corrigia.    Daher  auch  it.  mor^g^is,  peitsche. 

Cornamasa  it.  sp.  pg.pr.,  cornemuse  fr.  sackpfeife  sott  oti«  comu 
Musae  gusammengesetet  sein.  Prov.  corna,  altfr.  corne  heifit  harn  als 
iongeräthe,  mnsa,  altfr.  muse,  pf^^y  flöte,  aber  die  composition  ist  für 
die  Sache  nickt  heeeichnend. 

Cornia  und  corniolo  it.,  sp.  cornizola,  pg.  cornisolo,  fr.  cornouille, 
wd,  coarne  iomelkirsche ;  it.  cornio  und  corniolo,  5p.  cornizo  und  cor- 
Dejo,  pg.  corniso,  fr.  comouiller,  wal.  com  kamdbaum;  von  cornum, 
eomns,  sum  theü  aber  vom  adj.  Corneas,  corneolus  {vgl.  über  baumnamen 
aus  adjediven  ciriegio)  oder  vom  sbst.  comiculum  (comejo),  comncnlnm 
(comonille). 

Cor  nie  e  it.,  sp.  cornisa,  fr.  comiche,  wailon.  coroniss,  nhd.  carnies 
hrangleiste  am   hauptgesimse,    die  figur  eines  S  bildend;    von    coronis  % 
(TLOQiang)  verschlungenes  aeichen,   im  roman.  verwechselt  mit  comix,  wie 
auch  gr.'xogcivrj  krümmung,,  kranB  und  krähe  bedeutet. 

Corniola  it.,  sp.  comerina,  pg»  pr.  comelina,  fr.  cornaline  ein 
«fem,  cameol;  von  comu,  weil  seine  färbe  der  des  (aus  hom  gebildeten) 
nagds  am  finger  gleicht,  darum  auch  gr.  ow^  genannt. 

Corruccio  it.,  sp.  fehlt,  pr.  corrotz,  fr.  courroux  ärger,  jsfom;  für 
collemccio  u.  s.  w.  von  cholera  galle,  gaüensucht.  Davon  it.  corruc- 
ciare,  crncciare,  pr.  corrossar,  fr.  courroucer  erjnimen.  AUfr.  corine 
groU,  gleichsam  cholerina. 

Corsare,  corsale  it.,  sp.  corsario,  cosario,  pr.  corsari,  fr.  corsaire 
Seeräuber;  von  corsos,  woher  auch  sp.  corsa  ausflug  eur  see. 

Corte  it.  sp.  pg.,  pr.  cort,  fr.  cour,  wal.  carte  hof;  bekanntlich  von 
chors  chortis  Viehhof  vgl.  Schneider  I,  188.  Ableitungen,  die  sich  der 
roman.  bed.  fürsüicher  hof  anschliefien,  sind  e.b.  it.  cortese,  sp.  cortes, 
fr.  coortois  höflich,  gleichsam  cortensis;  hieraus  sp.  cortesano,  fr.  coar- 
ÜBan,  it.  cortigiano  höfling,  schon  im  frühen  mlatein  cortisanus  (wie  U. 
Parmigiano  aus  Parmensis);  vb.  it.  cort  egg iare,  sp.  cortejar  und 
cortezar,  fr.  coartiser  den  hof  machen ;  sbst.  it.  corteggio  gefölge,  daher 
fr.  cort4;e. 

Corteccfa  it.,  sp.  corteza,  pg.  corti^a  schale,  rinde,  kruste,  vom 
adj,  corticens  aus  cortex;  vb.  it.  scorticare  und  so  pr.  escorgar  {in 
der  neuen  spräche  noch  escoartegd),  fr.  6corcher,  sp.  pg.  escorchar  die 
rinde  oder  haut  abziehen,  in  der  L.  Sdl.  excorticare,  von  cortex. 

C Ol tinsL  it.  sp.  pr.,  coartine  fr.,  cortin^  wäl.  bettvorhang,  schon 
hei  Isidorus  vorkommend:  cortinae  sant  aolaea.  Es  weist  auf  chors  um- 
zäunungj  wie  aolaeam  auf  aala.  Mlatein.  bedetdet  es  höfchen,  mauer 
zwischen  bastionen,  Vorhang  um  den  altar,  überhaupt  etwas  schützendes^ 
imd  ist  im  gründe  mit  dem  dassischen  cortina  rundung,  kreifi  identisch. 

Corvetta  it.,  sp.  corveta,  fr.  coarbette  mittlerer  sprung  des  pferdes; 
eigentl.  krummer  sprung,  von  caryus. 

Cosa  U.  sp.  pg.  pr.,  chose  fr.  sacke,  ding;  vom  lat.  caasa  Ursache^ 


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110  L  COSCIA— COSTUMA. 

das  bereits  in  der  L.  Sal.j  bei  Gregor  v.  Tours  u,  o.  diese  bedeiäung 
zeigt,  reckt  handgreiflich  im  Capüulare  de  viUis:  non  poreelium,  non 
agnellom  nee  aliam  causam.  Der  WalacJie  wählte  dafür  lucru  von 
lucrom,  dessen  erste  bedeutung  arbeit  oder  werk  ist.  Für  den  ursprüng- 
lichen begriff  bUeb  die  ursprüngliche  form,  it.  sp,  cansa,  pg.  cousa, 
fr.  cause,  wal.  causq,  nur  pr,  causa  vertritt  auch  den  neueren  sinn. 
Dieselbe  begriffsentwicklung  zeigt  unser  sache  so  wie  das  ngr.  nQay^Oj 
beide  sonst  für  Ursache  gültig.  Vom  vb.  causari  ist  it.  cuü9lt ebehaupteny 
pr.  chausar,  altfr.  choser  sfonken;  nfr.  causer  plaudern,  welches  weder 
eu  cause  fu>ch  eu  chose  passt^  dankt  seine  form  vielleicht  unserm  kosen, 
ahd.  chösön,  das  aber  selbst  aus  causari  herstammt. 

Coscia  it.,  sp.  fehlt,  pg.  coxa,  pr.  cueissa,  fr.  cuisse,  wal.  coaps^ 
oberer  schenket,  bein  zwischen  knie  und  hüfte;  von  coxa  hüße,  mit  abge- 
»  änderter  bedeutung,  entsprechend  gr.  fujgiov  hüfte^  neugr.  fAijgi  sckenkd, 
Äc{f.  sp.  coxo,  cot.  cox  hinkend,  ein  altes  wort:  catax  ^daudus,  coxus 
Gl,  Isid.y  vgl.  catax  dicitur,  quem  nunc  coxonem  vocant  Non.  Maredlus. 
Daher  sp.  quixote,  vol.  .cuixot  beinhamisch,  fr.  cuissot  schlaget  des 
wildprets. 

Cosi  it.,  entsprechend  aUsp.  ansf,  aitfr.  ainsinc  {noch  bürg,  ansin, 
pic.  ^]ü9in);  auch  issi  z.  b.  HBord.,  DMce.,  nfr,  ainsi,  n^.  asf,  pg.  assim, 
pr.  aissi  (nickt  zu  verwechseln  mit  dem  gleichlautenden  ortsadv.),  waL 
asä,  adverbium  der  vergleichung.  Diese  verschiedenen  in  ihrem  ersten 
theUe  ziemlich  unähnlichen  formen  mögen  doch  von  derselben  zuscmtmen- 
Setzung  sein.  An  eccum  zu  denken  leidet  der  begriff  nicht,  besser  fügt 
sich  aeque,  woraus  der  Italiener,  der  den  vocalanUxut  leickt  abstößt  und 
qu  wie  cu  ausspricht,  cu  und  so  cusi,  cosi  machen  konnte,  sie.  accussL 
Der  Spanier  stellt  auslautendes  c  wohl  als  n  dar  (aun  von  adhuc,  nin 
von  nee,  sin  von  sie)  und  so  konnte  aus  aeqne  d.  i.  ec  bei  dem  bekannten 
übertritt  des  anlautenden  e  in  a  die  form  an,  daher  ansf,  durch  Unter- 
drückung des  IL  sai  entstehen.  Merkwürdig  ist,  daß  die  handschrift  des 
prov.  Boetkius  v.  146  acsi  für  aissi  setzt,  das  in  der  tkat  auf  aeque  sie  deuten 
könnte,  üim  schließt  sich  das  romagn.  aese,  dsgl.  icsi  aus  der  nrnndari 
von  Brescia  {Ferrari  v.  insi)  so  wie  das  lomb.  insci  für  cosi  an.  Frä$h 
kiscke  Urkunden  brauchen  oft  ae  si,  aber  als  conjundion  für  lat.  lic^.  — 
Von  derselben  Zusammensetzung  sind  die  gleich  unten  zu  nennenden  cotale 
und  cotanto.  Andrer  natur  aber  ist  das  ital.  präfix  co  in  colui,  costui, 
cotestui:  mundarten  scheiden  beiderlei  präfixe  auch  durch  die  form,  die 
römische  z.  b.  spricht  quelni,  qnestui,  nicht  aber  quesi,  quetale,  quetanto. 

Costa  it.  pg.  pr.,  cuesta  sp.,  c6te  fr.  rippe,  seile,  auch  küste;  von 
Costa  rippe.  Daher  it.  costato,  sp.  costado,  fr.  cöt6  seite;  ü.  cös- 
tola  rippe,  costolina,  fr.  cötelette  rippchen;  it.  c oster ella  kleiner  hügd, 
fr.  coteau  für  cöteau  abhang  eines  berges;  vb.  it.  aecostare,  sp.  pr. 
aeostar,  fr.  accoster  näkem,  dg.  zur  seite  stellen,  vgl.  die  prov.  prcqm. 
Costa,  dUfr.  encoste  juoda. 

Costuma  U.  pr.^  sp.  costumbre,   fr.  coutume  (aUe  fem.),   it.  pg. 


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I.  COTALE— COTTA.  111 

eostame,  pr.  cai.  costum,  fr,  costume  (aUe  mase.^  das  cot.  wort  auch 
fem.)  gewohnheit,  siite.  Schlechtweg  aus  consuetudiii;  ßsga.  costndn,  läßt 
es  sieh  nicht  consiruieren,  da  ein  gemeinrom.  Übergang  des  inlautenden 
uin  m  ein  gane  veretneeltes  ereignis  wäre.  Vielmehr  ward  dem  lat. 
warte  bei  der  Schwierigkeit^  sein  suffix  ndin  eu  behandeln,  das  sufßx 
nmen  angepasst,  womit  die  roman.  spräche  eigenschaften  beeeichnet  {it. 
asprume,  pg.  ciume,  pr.  frescum):  dasselbe  widerfuhr  auch  andern  sub- 
stantiven  jener  ableitung^  wie  mansuetudo,  sp.  mansedumbre,  pg.  manse- 
dame,  und  noch  auf  andre  art  suchte  man  dem  suffix  ndin  auszuweichen, 
pg.  mansidao,  pr.  mansneza,  it.  testnggine,  s.  Rom.  gramm.  II,  340. 
So  ist  also  die  männliche  form  costume  die  ursprünglichere,  die  weibliche 
fehlt  sogar  dem  Portugiesen  ganz,  doch  ist  sie  dU,  da  man  in  einer  ur^ 
bmde  v.  j.  705  bereits  constuma  findet^  s.  Carpentier. 

Cotale  it^  wal.  cutare,  pronomen,  von  aeque  talis?  Dahin  auch 
sp.  atal,  entsprechend  pr.  aital^  altfr.  aintel,  itel,  norm,  entel,  Hai.  bei 
«mcw  dUen  pisan.  dichter  aitale  FPS.  J,  457.  8.  oben  cosi.  Die  capi- 
tutorien  Karls  d.  kahlen  brauchen  häufig  hie  talis;  soUte  es  eine  nach- 
lädung  des  altfr.  itel  sein,  früher  gesprochen  ictel  ? 

Cotanto  ital.  pronomen,  von  aeque  tantus?  Desselben  Ursprunges 
schetHt  altsp.  atanto,  pr.  aitant,  altfr.  itant.    Man  sehe  oben  cosi. 

Cotenna,  codenna  it.,  pr.  codena,  fr.  couenne  schwarte,  sp.  co- 
dena  dichtigkeit  des  tuches.  Nahe  liegt  allerdings  cutis,  aber  ein  suffix 
enna  fddt;  nur  wenn  man  couenne  für  couaine  und  dieses  für  ein  aitfr. 
codaine  nifnmt,  woraus  erst  codena  gebildet  worden,  läßt  sich  das  wort 
deuten,  nändieh  aus  cutaneus.  Port,  cödea  rinde  konnte  immlat.  cntica 
seinen  grund  haben,  wovon  auch  it.  cotica  (parm.  codga,  ven.  coöga, 
gen.  qnla)  und  cnticagna. 

Cotogna  it,,  pr.  codoing,  fr.  coing,  wal.  gutuie  quitte;  von  cydo- 
nia,  tvdtoviov,  bei  den  feldmessem  cotoneum,  cotonium,  nUat.  cottanum 
HcffnL  Sumerlaten,  nach  der  Stadt  Gydon  aufCreta  benannt;  ahd.  kutina^ 
mhd.  ktiten,  quiten  ebendai^er. 

Gotone  it.,  fr.  coton,  sp.  algodon  baumwoUe  {daher  unser  kattun); 
vom  arab.  qo'ton  al-qo'ton  Gol.  1093,  Freyt.  III,  469K  Sp.  algodon 
und  alcoton  heißen  auch  watte,  davon  pr.  alcoto,  altfr.  auqueton,  nfr. 
lioqneton  (h  asp.),  mndl.  acottoen  gestepptes  wamms  (man  zog  es  über  die 
ekmise  Sax.  /,  p.  229);  nach  Perizonius  vofh  gr.  6  xixfav,  gana  wn- 
statihaft. 

Gotta  it.,  sp.  pg:  pr.  cota,  altfr.  cote  langes  oberkleid,  neufr,  cotte 
Unterrock,  cotte  de  maille  panzerhemd,  masc.  pr.  cot  =  cota;  mlat. 
cotta,  eottos  (9.jh);  abgel.  fr.  cotillon,  cotteron  u.  a.;  zsgs,  pr. 
fr.  sureot,  im  Vocabularius  opiimus  13,  67  surcotus  ^surcof,  letzteres 
als  deutsches  wort  hingestellt.  Die  gewöhnliche  herleitung  ist  aus  engl. 
eot  =  (Mgs.  cote  hütte,  und  wir  wissen  aus  mehr  als  einem  beispiel,  daß 
man  die  Wörter  für  hütte  oder  haus  auch  auf  kleidungsstücke  übertrug; 
oder  auch   aus  dem  deutschen  kotze,   ahd.  chozzo  (m.)  grober  wollener 


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112  I.   COVARE-CRESCIONE. 

Stoffe  eottige  decke,  das  aber  nebst  dem  engl,  coat  selbst  erst  am  dm 
ndatein,  oder  romanischen  eingebracht  ist.  Bleibt  man  auf  latein.  gdnä, 
so  würde  sich  nur  cutis  (f.)^  daSy  wie  manche  andre,  in  die  1.  decUn. 
versetzt  werden  konnte,  darbieten  und  man.  könnte  sich  etwa  auf  unser 
mhd.  hfit  (cutis)  berufen,  das  in  tarn-hfit  als  ein  den  ganzen  körper  um- 
hüllendes  gewand  gedacht  wird.  Vgl.  Diefenbach^  Neue  jahrb.  für  Phä, 
u.  Päd.  LXXVIl  768. 

C Ovare  it.,  coar  pr.,  couver  fr.  brüten;  von  cubare  im  sinne  vm 
incubare.  Sbst.  ü.  cova,  covo  wüdlager,  sp.  cueva  höhle;  von  cubare 
im  eigentlichen  sinne.  Sp.  coba  bereits  in  einer  Urkunde  des  9.  jh.  Esp. 
sagr.  XXXVII,  339.  Aus  pg.  cova  entstand  wohl  auch  das  adj.  coto 
hohl,  das  also  mit  it.  cupo  II.  a.  gar  nickt  verwandt  wäre. 

Gozzare  i^.,  sp.  cozar  fdiU,  fr.  cosser,  pic.  coissier  und  coehier 
mit  den  hörnern  stolzen;  sbst.  cozzo  stoß.  Nach  Frisch  vom  dtschen  hutzen, 
aber  härtung  des  reiften  hauchlautes  in  gutturales  c  ist  nicht  eineuräumm. 
Vielmehr  wird  sich  auch  dieses  wort  dem  röm.  elemente  euu)eisen  lassen. 
Von  co-icere  (eusammenstofien)  umrde  das  part.  prät.  co-ictus  (coctua) 
lauten,  hieraus  das  vb.  cozzare,  une  aus  directus  dirizzare,  aiso  ein  par- 
tidpiaiverbum.  An  diesen  Ursprung  des  Wortes  erinnert  auch  die  itd. 
construction  cozzare  con  uno  mit  einem  j^usammenstofien,  co-icere  cum 
aliquo. 

Cozzone  it.,  pr.  aitcat.  cussö,  altfr.  cosson  Boquef.,  wcdlon.  gosou 
mäkler  besonders  im  pferdeha/rläel,  prov.  als  Schimpfwort  g^aucht.  Ohne 
Zweifel  vom  gleichbed.  cocio  bei  Plautus,  nach  GeUius  16.  7  ein  plumper 
volksatcsdruck.  Festus  (Paulus)  schreibt  coctio,  und  sonderbar,  dcLfi  die 
roman.  formen,  entschieden  die  ital,,  diese  Schreibung  verlangen^  weicher 
auch  das  mlatein  in  coccio  oder  coqcio  offenbar  beipflichtet.  Zsgs.  ü. 
scozzone  einer  der  die  pferde  zureitet. 

Cravatta  ü.,  sp.  corbata,  fr.  cravate  halsbinde;  Roteres  wort^  in 
Frankreich  seit  der  ersten  hälfte  des  17.  jh.  (MSnage),  gebildet  aus  dem 
volkemamen  Cravate  Croate  {sp.  Corvato),  da  man  die  sache  von  diesem 
Volke  entlehnte,  daher  it.  auch  croatta,  henneg.  croate,  croyatte. 

Crebantarpr.,  altfr.  cravanter,  sp.pg.  quebrantar  brechen  (trcms.); 
von  crepare,  part.  crepans. 

Grema  it.  sp.  pr.,  crßme  fr.  rahm,  mlat.  crema  (n.)  bei  Venant. 
Fort.;  abgeändert  aus  cremor  milchsaft. 

Crepare  it.,  pr.  crebar,  fr.  crever,  sp.  pg.  durch  umsteiUung  que- 
brar  bersten,  brechen;  von  crepare,  dessen  bed.  ein  geräusch  mcu^en  in 
den  jüngeren  sprachen  erloschen  ist.  Zsgs.  it.  screpolare  aufspringen, 
8cr6polo  riß;  sp.  requebrar  die  stimme  biegen  (vgl.  pr.  TelTsmiheY  cUmss.), 
daher  artigkeiten  sagen,  sbst.  requiebro  liebesrede,  liebkosung. 

Crescione  it.,  fr.  cresson,  neupr.  creissoun,  cot.  crexen  eine  pfUmse, 
kresse;  a  celeritate  Crescendi  so  genannt,  wie  C.  Stephanus  mit  reckt 
bemerkt,  also  ein  prägnanter  ausdruck.  Aus  dem  roman.  ist  unser  kresse, 
ahd.  kresso,   nicht  umgekehrt,   da  dieses  im  deutschen  keine  wureel  hat 


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I.   CROCCIA-CROSCIARE.  113 

tmd  raman.  pfianBennamen  nur  sdkn  aus  jener  spräche  herstammen.  — 
Weigandj  Wb.  /,  638,  weist  nunmehr  eine  deutsche  wurxel  nach,  das  ahd. 
starke  verbum  chr^san  hriechen^  prät,  chras,  aus  leUfterem  das  subst. 
ehnwja,  ehressa,  chresso  (ss  aus  sj);  der  wureetvoccd  wäre  dann  nicht  ^, 
wie  man  nicht  streng  erweislich  annimmt,  sondern  e,  der  ausdruch  belöge 
sieh  ai^  die  kriechenden  Stengel  der  brunnenkresse.  Sicher,  wenn  keine 
andre  spräche  sich  meidet,  dankt  entweder  die  roman.  der  deutschen  oder 
die  deutsche  der  roman.  das  auch  im  russischen,  lettischen  und  esthnischen 
bekamUe  wort.  Nach  dem  buchstaben  kann  cresson  sowohl  vom  lat.  cres- 
cere  {äUfr.  crestre,  präs,  nous  cressons)  wie  vom  deutschen  kresso,  ace. 
kressoDy  stammen.  Ist  das  letztere  der  fall,  so  hat  das  roman.  wort 
wenigstens  eine  umdeutung  mit  ctescere  erfahren,  worauf  schon  die  ital. 
und  prov.  form  anspielt,  und  eine  umdeutung  ist  eine  Wiedergeburt.  Das 
eat.  cr^xen  läfit  sich  nicht  mehr  aus  dem  deutschen  ableiten^  es  ist  dem 
präs.  ind,  von  cr^xer  entnommen  und  heißt  'sie  wachsen  (diese  kräuter). 

Croccia,  gruccia  it.  knicke,  cruccia  grabscheit,  aÜsp.  croza,  pr. 
croesa,  fr.  orosse  krummstab.  Die  herleitung  aus  dem  fr.  croc  (haken) 
findä  Schwierigkeit  im  buchstaben,  dem  nur  ein  fr.  croche  gerecht  wäre. 
Wie  pancia,  panzai  panse  aus  pantex,  so  konnte  croccia  mit  seinen 
genossen  aus  crux,  leichter  noch,  in  betracht  der  doppdconsonanjs  cc, 
88,  aus  dem  ad^.  crncea  entstehen,  woraus  auch  ahd.  krokja  entstanden 
scheint. 

Crollare  it.,  pr.  crollar^  crotlar  schütteln,  fr.  cronler  einstürzen, 
dttfr.  croler,  erodier,  crosler  wie  prov.  Wohl  dürfte  man  bei  diesem  wort 
m  das  nord.  krnlla  (verwirren)  denken,  böte  sich  kein  lat.  etymon.  Prov. 
erotlar  nämiich  (offenbar  dUerthümlicher  als  crollar,  wiewohl  dies  schon 
die  Passion  Christi  kennt,  str.  81)  führt  auf  crotolar  und  dies  konnte 
ans  eo-rotülare  zusammengezogen  sein,  womit  auch  das  einfache  rotlar  = 
rotolare  überein  stimmt.  Ebenso  stimmt  fr.  crouler  zu  roaler,  ja  es  thut 
in  der  redensart  crouler  an  bätiment  ^ein  schiff  vom  ufer  rollen  lassen 
^ig  dessen  dienst,  und  d>enso  ist  cdtfr.  cronller  leg  lex  DMce.  p,  249,  2 
so  vid  eis  roXller  les  iex  ds.  271,  21  'die  äugen  rollen  lassen.  Im 
gansen  kimtmt  das  neue  vb.  co-rotnlare  auf  die  bedeutungen  von  volutare, 
voiutari  (walzen,  rollen,  schwanken,  schwanken  machen)  heraus. 

Croseiare  i^.,  sp.  cruxir,  pr.  dttfr.  croissir,  waüon.  crohl  knirschen, 
imrsehen  machen.  Weder  die  lat.  noch  die  ceU.  spräche  gewährt  ein 
äffmon,  dagegen  besitzt  die  goih.  das  ganz  gleichbedeutende  kriustan,  z.  b. 
kriugtith  tanthnnB  Marc.  9,  18  lautet  span.  emxe  los  dlentes,  pr.  cruis 
las  dens  Chx.  II,  148,  gr.  rgi^ei  xovg  odovrag.  Aber  nicht  leicht  un- 
mittelbar aus  kriustan  konnten  die  rom.  formen,  wenigstens  nicht  die  itai., 
sieh  hervarbüden:  es  ist  ein  abgel.  kraustjan  (vgl.  kiusan  kausjan,  fr. 
ehoisir)  dafür  anzunehmen,  stj  =  it.  sei  wie  in  angustia  angoscia.  Merk- 
würdig ist,  daji  auch  büdungen  desselben  verbums  nach  der  zweiten  rom. 
ccnj.  vorkommen,  so  cat.  cröxer,  chw.  s-erüscer,  cUtfr.  croistre,  so  daß  äUe 
drei  conjugationen  an  diesem  verbum  theü  haben. 

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114  I.   CUBEBE— CUCCO., 

Cubebe  it.  (m.)y  sp.  pg.  pr.  cubeba,  fr.  cubÄbe  name  einer  indir 
sehen  pflaneey  die  eine  ort  pfeffer  gibt;  arab.  kab&bat  Freytag  IVy  2*. 

Cübito  it.,  sp.  codo,  cdt  cobdo,  pg.  cövado,  coto,  pr.  coide,  code, 
fr.  coude,  wdl.  cot  eilenbogen;  von  cnbitus.  Andre  üci.  formen  skd 
gömito  (bereits  im  Voe.  S.  GaU,  cnmitas  ^ellinpogo),  mit  eingeschobenem 
m  gömbitOy  ckurw.  cümbet.  Daher  pg.  cotovello  =  coto,  umgestdU 
aus  covetello?  sp.  codillo  vorderfufi  der  thiere  vom  knie  aufwärts.  Zsgs. 
sp.  recodo  winket,  biegung,  bucht ,  wie  gr.  dyxciv. 

Cnccagna  it.,  sp.  cncana,  fr.  cocagne,  altengl.  cokaygne  schlaraffeih 
land;  vom  dtschen  kuchen,  u>eil  die  häuser  daselbst  mit  kuehen  gededd 
seien,  bemerkt  J.  Grimm,  Ged.  auf  Friedr.  p.  96.  Gegen  die  vorsteUung 
ist  nichts  eu  erinnern,  doch  läßt  sich  das  wort  aus  roman,  qudle  abkiten: 
kuehen  heißt  cot.  coca,  chw.  cocca,  occit.  coco,  pic.  conqne,  von  coquerc 
backen^  also  gebackenes,  so  torcek  gedrehtes  von  torqnere.  Auch  das  itaL 
kinderwori  cacco  ei,  ovum  kommt  hier  in  anschlag,  grade  weU  es  ein 
kinderwort  ist,  und  an  gesottenen  eiern  wird  es  im  schlaraffenlande  nicht 
fehlen:  waUon.  bedeutet  cocogne  Ostereier.  In  Neapel  war  cnccagna  ein 
gur  Volksbelustigung  aufgeführter  berg,  welcher  wurste  und  andre  eß- 
waaren  ausspie,  um  die  das  volk  sich  schlug.  Hierauf  besieht  si(h  m.  b. 
ein  sicU.  gedieht  La  cuccagna  conquistata,  Palermo  1674.  Das  wort 
kommt  also,  bemerkt  Genin,  Recreat.  II,  89,  vom  fr.  coq  und  bedeutä 
gleichsam  ein  hahnengefecht.  Aber  die  hauptidee  dabei  war  nicht  die  beir 
gerei,  sondern  der  freigebige  berg. 

Cucchiajo  it.,  cMpg.  colhär,  pr,  cnihier,  fem.  it.  cncchiaja,  sp. 
cuchara,  pg.  colh^r,  fr.  cuiller,  cnill^re  löffel;  von  cochlearinm,  cochle- 
aria.  In  colher  und  cniller,  wosu  noch  ein  altsp.  cnchdr  kommt,  vermisst 
man  die  weibliche  endung;  diese  Wörter  nehmen  also  im  gründe  ein  fem. 
cochlearis  in  anspruch.    Der  wal.  ausdruck  ist  lingnr^  =  lat.  lingnla. 

Cuccio,  cncciolo  it.,  sie.  gnzzu,  gnzza,  cuccia,  pr.  goz,  gossa^  sp. 
gozque  (was  soll  hier  die  aweite  sübe?)  kleiner  hund,  vgl.  gotz  ^parvus 
canis^  GProv.  57.  Im  catal.  ist  gos  der  übliche  ausdruck  für  hund  über- 
haupt, so  daß  Jaume  Febrer  das  von  ihm  gebrauchte  can  erklären  oder  recht- 
fertigen 0U  müssen  glaubte:  un  gos  que  en  bon  llemosf  can  es  nomenat 
Str.  161.  Im  wallon.  ist  go  der  männliche,  in  der  Schweiß  göschli  der 
weibliche  hund.  Ital.  cncciolo,  sie.  gnzzn  bedeuten  als  adjectiva  Mein: 
beide  Wörter  könnten  in  beiden  bedeutungen  aus  cncco  nestUng,  lieiUng 
entstanden  sein,  denn  cncciolo  ist  namentlich  schooßhündchen.  In  anschlag 
0U  bringen  ist  aber  vor  allem,  daß  das  wort  oder  ein  gane  ähnliches  cmf 
fremden  dem  ital.  nah  liegenden  Sprachgebieten  heimisch  ist:  ein  kleiner 
hund  heißt  ülgr.  kntze,  ungr.  knszi. 

Cncco  it.  kukuk  (in  dieser  form  und  bedeutun^  nur  in  voUcsmund- 
arten,  ven.  cnco,  romagn.  cocch  u.  dgl),  jpr.  cnco  (wenn  nicJU  syncopiert 
aus  cncnlo)  dass.;  von  dem  seltnen  cncns,  bei  Isidor  12,  7  (auch  bei 
PlautusPJ.  Dsgl.  it.  cncülo,  ^.  cogül,  fr.  cocn,  concon,  von  cnculus, 
yi>an.  umgebildet  in  cnqnillo,  abgd.  cndiUo.    Meist  bedeuten  diese  Wörter, 


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I.  CÜCINA-CUFFIA.  115 

eocn  heut  eu  tage  aussehließlichy  auch  hahnrei,  in  welchem  sinne  eich  noch 
pr.  eogotz  {vgl.  cot.  cucnt),  esga.  eontz^  aUfr.  cous,  hinsu  gesellt  An  IcU, 
earroca  ist  dabei  nicht  bu  denken,  dttsfu  deutlich  hat  die  spräche  den 
kaknrei  mit  dem  h^kuk  eusammengestelU:  gab  man  nUn  etwa  dem  betro- 
gelten  ehemann  per  antiphrasin  den  namen  des  vogelSy  der  seine  eier  in 
fremde  nester  legt?  8p.  eu  car  verhöhnen  ist  augenscheinlich  aus  dem 
namen  des  höhnenden  vogds  abgeleitet  und  geht  auf  die  form  cucus  jmriick. 

Cncina  it.,  cocina  sp.,  cuisine  fr.,  cocne^  wai.  Jcüche,  so  auch  ahd. 
koehioa,  ags.  cycene,  altir.  cngann  Zeuß  J,  80,  Tcymr.  cegin;  von  co- 
qniiia  für  cnlina  im  spätesten  latein.  Vb.  cucinare  /f.  die  küche  be- 
sorgen, von  coqainare,  vielleicht  nur  bei  Pkmtus. 

Cucire  it,  richtiger  cuscire  {maus  s  entstanden),  sp.  coser,  cuair, 
pg.  coser,  pr.  cöser,  cusir,  fr.  coudre,  wal.  coase  nähen;  von  consuere, 
dem  schon  in  den  Isidor.  glossen  cusire  Bur  seite  steht,  so  denn  auch 
etiBire  Gl.  Paris,  ed.  HM.,  cnseheit  Gl.  Seiest.  9,  6.  Äbgel.  it.  costura 
fiAen  cacitnra,  gleichsam  consutura,  fr.  coutnre  ymM,  nähterei,  daher  vb. 
fr,  accontrer  surecht  machen,  eubereiten,  herausputzen,  raccoutrer  wieder 
ewähen,  fliehen.  Auftrennen  hei  fit  it.  sdrucire,  sdruscire,  ohne  eweifd 
entstanden  aus  dem  gleichbed.  resnere,  mit  vorgesetztem  privativen  s  s-rescire, 
mü  euphonisch  eingeschobenem  d  sdrescire,  mit  anbildung  an  cuscire 
sdruscire.  —  [Bei  accoutrer  liefie  sich  auch  an  cultura  erinnern  (s. 
Seheier),  um  so  mehr  als  es  nichts  von  der  bedeutung  seines  oben  aufge- 
stMen  prinritivs  verräth.  Bei  Nicot  heißt  accoustrer  aptare,  parare, 
Omare,  accommodare  u.  dgl,^  accoustrement  omatt4S,  cuUus.  Andrerseits 
hat  freäifh  auch  das  aÜfr.  coutare  =  cultura  nur  den  beschränkten  eon- 
erden  sinn  angebautes  land.  Die  grundbedeutung  des  franz.  verbums, 
wem  man  es  jsu  consuere  stellt,  müßte  sein':  eine  naht  machen,  demnächst 
veHrindeny  ztAsammenfügen  (vgl.  sp,  coser  nähen,  verbinden),  endlich  zu- 
recht machen  (pr.  aparelhar  vereinigen,  zubereiten).  Auch  bastire  bauen, 
eiftrichten,  nähen  dürfte  verglichen  werden,] 

Cucuzza  it.  1)  kürbiß,  2)  köpf,  altfr.  cosse  Bog.  [beide  bedd.  hat 
auch  serb.  tikya);  entstellt  aus  Cucurbita.  Daneben  tritt  noch  mit  der 
zweiten  bed.  it.  zucca,  woher  pr.  zuc,  suc,  zuquet,  ältfr.  suc,  nach  Me- 
nage vom  gr.  amva  länglichter  kürbiß;  ist  es  aber  nicht  vielmehr  umge- 
stdU  aus  cuzza  für  cucuzza?  doch  mag  daneben  das  neupr.  tuca  (mit 
beiden  bedd.)  erwogen  werden.  Zu  Cucurbita  gehört  auch  fr.  gourde 
härbififiasche,  bei  Perion  gougourde,  neupr,  cougourdo;  auch  courge, 
Ml  Jura  coudre,  muß  sich  hieraus  gestaltet  haben. 

Gnffia  und  scuffia  it.,  sp.  cofia,  escofia,  pg.  coi£Bi,  alt  escoifa, 
fr.  coiffe  (coeffe),  wal.  coif  (m.J,  mndl.  coifie  fMube,  Die  erreichbar 
SÜeste  form  ist  cofea  bei  Venard.  Fort.,  eine  spätere  cuphia  u,  dgl.  Man 
hoU  es  aus  dem  hebräischen,,  worin  kobha  (kova)  hdm  bedeutet,  aber  die 
hUdung  des  roman.  Wortes  understrebt.  Andre  weisen  auf  unser  haube, 
fMfi.  hni^  allein  die  aitfränk.  Verhärtung  des  anlautenden  h  jm  ch  oder  c 
hat  kein  roman.  appettativ  getroffen.    OleichwoM  floß  es  zunächst  aus  der 


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116  I.   CUGINO-DALA. 

deutschen  spräche.  Ahd,  knppa  knppha  heifit  mürOy  daneben  läfit  skk 
eine  form  mü  dem  in  der  ältesten  spräche  sehr  teirksamen  suffix  j  kaphja 
(vgl.  krippa,  kripja)  voraussetzen,  genau  das  mlat.  cofea,  cuphia.  Jenes 
kuppha  c^er  scheint  nichts  anders  als  das  lat.  cappa  gefäß,  becher  («. 
oben  coppa):  Verwandlung  der  lat.  lippentenuis  in  a^irata  kann  leieU 
bis  auf  Venantius  eeit  hinaufreichen,  da  das  uralte  hochd.  denktnal,  das 
Cassder  glossar,  bereits  choffa,  chapf  u.  a.  fälle  enthält.  Wie  sich  aber 
kopfbedeckung  und  gefäfi  berühren,  zeigt  unter  andern  das  lat.  galeola. 

Cngino  it.,  pr.  cosin,  fr.  cousin  vetter,  cugina  /f.  base;  esge.  ans 
consobrinus,  wie  dies  die  churw.  formen  cusrin^  cnsdrin  erweisen.  Cosina 
^magin  (verwandte)  hat  schon  der  Vocab.  S.  GdU.  (7.  jh.)  Der  span. 
ausdruck  ist  das  unverkürzte  sobrino. 

Cnpido  2^.,  pr.  cobe  gierig^  zumal  geldgierig;  daher  it.  cnpidi- 
gia,  cupidezza,  sp.  codicia,  alt  cobdicia,  pr.  cobiticia,  cobezeza,  fr.  con- 
voitise  (für  covoitise),  lat.  gleichsam  cupiditia;  vb.  it.  cubitare,  pr. 
cobeitar,  fr.  convoiter.  Der  Provenzale  besitzt  auch  ein  einfaches  verbum 
cobir  mU  der  bed.  ^zu  (heil  werden,  das  fast  nur  mit  joy  verbunden 
wird:  jois  m'es  cobitz  freude  ist  mir  zu  theil  geworden,  vergönnt  worden; 
es  ist  von  cnpere  alicui  einem  gutes  wünschen,  chw.  curir  dass.;  zsgs. 
pr.  encobir,  altfr.  encovir  begehren. 

Cura  sp.  pg.  (m.)  pfarrer,  eigenü.  p/leger,  in  welchem  sinne  das 
wort  schon  bei  den  Römern  und  im  frühsten  nUatein  als  masculin  ver- 
wendet ward.  Gleichbed.  mit  sp.  cura  ist  it.  cnrato,  fr.  cur6,  d.  h.  mU 
der  seelsorge,  cura,  beauftragt.  Dahin  femer  it.  curattiere  (für  curt- 
tiere),  pic.  conratier,  zsgz.  fr.  courtier  mokier,  von  curatus  besorger  von 
gesch&ften  (curatarius). 

D. 

Dado  ü.  sp.  pg.,  datjjr.,  d6  fr.  unirfel;  wird  aus  dare  in  der  bed. 
werfen  (dare  ad  terram  u.  dgl.)  erklärt,  wonach  es  also  etwas  auf  den 
tisch  geworfenes  bezeichnen  würde.  Nach  Golius  p.  808  wäre  es  vom 
arab.  dadd  lusus,  res  ludicra;  was  sich  wenig  empfiehlt. 

Daga  it.  sp.,  pg.  außer  daga  auch  adaga,  fr.  dague  kurzer  degen, 
dolch,  ndl.  dagge  dass.,  engl,  dag,  kleines  schiefigewehr,  dsgl.  dagger 
dolch.  Hieraus  ist  unser  im  16.  jh.  eingeführtes  degen,  s.  Weigand^  S^ 
wb.  11,  1193.  Auch  cell,  sprachen  kennen  es:  gael.  dag  pistole,  bret.  dag, 
dager  dolch  (über  die  Verwechslung  beider  dinge  s.  unten  pistola);  ob  & 
von  da  ausgegangen,  steht  dahin.  Ungr.  däkos.  Abgel.  ist  fr.  daguet 
spiefihirsch. 

Dala  sp.  pg.,  fr.  dalle  rinne  auf  dem  verdeck  der  schiffe  das  wasser 
aus  der  pumpe  abzuleiten.  Nach  Frisch  vom  ahd.  dola  röhre,  rinne,  aber 
der  abweichende  stammvocal  erregt  zweifei.  Die  span.  form  a-dala  ent- 
hält eine  anspielung  auf  arab.  herkunft:  in  dieser  spräche  heißt  dsDa 
leiten,  dälälah  leitung  Gol.  849,  welches  letztere  der  Vereinfachung  in  dala 
kaum  widerstehen  konnte;  vgl.  aucfi  it.  doccia  rinne,  von  ducere. 


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I.   DALLE— DES.  117 

Dalle  »p.  (m.)y  pr.  dalh,  alifr.  dail,  dauphin.  dailli  sichd;  vb.  pr. 
dalhar  mU  der  stehet  schneiden^  altfr.  dailler  hauen^  fechten  Chr.  de 
Lomgioß  (Wright  p.  296),  s'entredalier  zusammen  streiten  LBs.  236. 
Scheint  diminutiv  von  daga  deich  (dagol?). 

Damasco  it.  sp.,  /r.  damas,  it.  auch  damasto  ein  gewehe  mit  ein- 
gewirÜen  figuren,  damast;  von  der  Stadt  Damascns,  wo  dieses  gewebe  ver- 
fertigt ward.  Itoi.  damaschino  u,  s.  w.  damascener  Jdinge,  aus  stcM 
von  Damascus. 

DaDzare  it.  {für  dansare  wie  anzare  für  ansare),  sp.  pg.  pr.  dan- 
gar, fr.  danser,  wd.  d^ntzni  saltare;  sbst.  it.  danza/f.  saitatio;  vom  ahd. 
dansön  eiehen^  dehnen,  dies  vom  starken  vb.  dinsan,  goth.  thinsan  {prät. 
thans),  unser  tanzen  aber  aus  d^m  romanischen. 

Dardo  it.  sp.^  pr.  dart,  fr.  dard,  wal.  darde  (f.)y  auch  slav.  ungr. 
d&rda,  Wurfspieß,  wurfpfeü  (er  konnte  gefiedert  sein,  dart  empenn^  BMce. 
302,  26;  ihn  führte  der  knappe,  die  lanee  der  ritter,  s.  b.  Jfr.  p.  67''); 
vom  ags.  daradh^  darodh,  engl,  dart,  aitn.  darradbr,  ahd.  tart  spieß;  da- 
zu  eis  primitiv  aUn.  dörr.    Nach  einigen  von  öoqv  doQctrog. 

Dittero  it.,  sp.  pr.  ddtil,  pg.  d&tile,  fr.  datte  eine  fruckt,  dattel; 
von  daetylns. 

Ddzio  it.,  sp.  d4cio,  altfr.  dace  (f.)  at^ge,  Steuer;  von  datio,  dem 
das  nUatein,  b.  b.  in  einem  actenstück  v.  j.  826  DG.,  dieselbe  bedeutung, 
gezwungene  gäbe,  beilegte. 

Demonio  it.  pg.,  sp.  demonio,  dimodo,  pr.  demoni  teufel;  von 
daemonion  böser  geist,  bei  Tertuilian. 

Denaro,  danaro  it.,  sp.  dinero,  pg.  dinheiro,  pr.  fr.  denier  eine 
geringe  münse;  von  denarius  römische  silbermünee  ursprüngl.  von  zehn 
asses,  später  und  im  mittelälter  von  verschiedenem  werthe.  Daher  it. 
derrata,  sp.  dinerada  eigentl.  summe  oder  werth  eines  denarit^s,  fr. 
denröe  eßwaare,  gleichbed.  bair.  pfennwerth  d.  i.  werth  eines  Pfennigs. 

Dentello  it.,  dentelh  pr.,  dentellon  sp.  einschnitt  an  gesimsen  u. 
dgl.,  it.  dentelli  (plur.),  fr.  dentelle  ein  gewirk,  spitzen,  wegen  der  zackigen 
form;  von  dens  zahn. 

Derrengar  sp.,  pg.  derrear  {für  derrenar),  pr.  desrenar,  deregnar, 
dtfr.  ^iner,  nfr.  ^reinter  kreuzlahm  machen,  das  kreuz  brechen;  von 
ren  niere,  renes  lenden;  die  span.  form  zu  erklären  mit  dis-ren-icare. 
Ital.  rmr  ^st.  direnato  Verletzung  der  lenden,  aber  piem  deme  =  pr, 
desrenar. 

Des  altsp.  aUpg.,  in  der  neuen  spräche  des-de,  pr.  des,  deis,  fr.  d^s, 
Präposition  theUs  für  das  lat.  zeitliche  ex,  it.  da,  theils  für  das  örtliche 
usque  a,  inde  a:  z.  b.  sp.  desde  aqnel  tiempo,  fr.  des  ce  temps-Iä,  lat. 
ex  illo  tempore,  it.  da  quel  tempo.  Man  hat  an  eine  zss.  von  de  und 
ipse  gedacht,  Ahs  ce  temps-lä  wäre  '=  de  ipso  illo  tempore;  die  ganz 
präpositionale  natur  des  Wortes  aber,  die  keine  adverbiale  anwendung,  wie 
die  büdungen  mit  ipse,  erlaubt,  läßt  eher  auf  ex  mit  vorgesetztem  sinn- 
verstärkenden'  de  vermuthen:  fr.  d^s  lors  scheint  =  de  ex  illa  hora,  d^s- 


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118  I.   DESINARE. 

ormais  =  de  ex  hora  magis  von  stund!  an.  Ganz  deuäich  MU  die 
sf8Sf.  mit  ex  hervor  im  äUfr,  desanz  =  de  exante,  im  aUsp.  desent  =  de 
ex  inde,  desi  =  de  ex  ibi,  im  nsp,  despues  {s.  poi)  =  de  ex  post; 
exante  und  exinde  sind  ja  der  lat.  spräche  wohlbekannt. 

Desinare,  disinare  it.,  pr.  disnar,  dirnar,  dinar,  aUcat.  dmarC%r. 
d'Esd.  p.  691'*,  fr.  diner  jm  mittag  essen.  Die  ergründung  dieses  woHes 
wird  durch  die  zweifelhafte  natur  des  darin  enthaltenen  s  erschwert,  da 
es  sich  fragt,  ob  dieser  buchstahe  radicdl  oder  bloß  eingeschoben,  ob  diner 
aus  disner,  disinare  verkürzt  oder  ob  es  die  buchstäblich  getreue  form  sd. 
Altfranz,  schrieb  man  häufig  disgner,  aber  schon  die  ziemlich  aJUe  hand- 
Schrift  der  Livr.  d.  rois  hat  digner.  Indessen  kann  sich  disnare  als  die 
älteste  forfn  ausweisen:  in  den  Vatic.  glossen  ed.  W.  Grimm  (9.jh.)  heifii 
es:  disnavi  me  ibi;  disnasti  te  hodie?  und  auch  Papias  schreibt  mit  s: 
jantare  disnare  dicitur  valgo.  Man  leitet  es  vom  gr.  deuiveiv  die  haupt- 
mcMzeit  halten^  romanisch  in  dinar,  disnar  verwandelt;  cdsdann  müßte  es 
von  der  Provence  ausgegangen  sein.  Dsgl.  vom  lat.  dignare  domine  an- 
fang  eines  tischgebetes ;  dies  stimmt  trefflich  zum  altfr.  digner,  wäre  die 
sad^  nur  erst  gehörig  erwiesen  oder  diese  form  als  die  älteste  anzuer- 
kennen. Man  könnte  an  decima  hora  denken,  wie  ja  auch  aÜfr.  noner, 
von  nona  hora,  zu  mittag  speisen  bedeutet,  aber  decima  für  mittagsz^ 
ist  nicht  gebräuchlich,  wenn  man  auch  den  Übergang  des  m  in  u  zugibt. 
Besser  erklärt  es  sich  aus  de-coenare,  fnit  verschobenem  accent  präs.  d6ceno 
desne  dtne,  vgl.  decima  desme  dtme,  it.  buccina  bnsna.  De  in  dieser 
Zusammensetzung  steht  freilich  ziemlich  müßig,  allein  das  spätere  latein 
verwendet  es  häufig  in  dieser  weise,  so  in  debatnere  Petron.,  defirui  Sytmik, 
defugare  Tfieod.  Prise.,  delaborare  Afran.,  delustrare  Apul.,  deoptare 
Hyg.,  depetere  TertuU.,  despemere  Colum.,  in  welchen  fällen  das  einfache 
wort  ausreichen  würde;  übrigens  dürfte  man  bei  decoenare  an  unser  ab- 
speisen erinnern.  Auch  Pott,  Forsch.  II,  282  denkt  an  coenare;  zw' 
Unterstützung  der  thatsache,  daß  auch  Frankreich  das  lat.  coenare  kamUe, 
läßt  sich  noch  aÜfr.  re  einer  abendbrot  essen,  von  recoenare,  anführen, 
wiewohl  sich  dies  nicht  in  resner  verkürzte.  Man  dürfte  bei  dieser  etff- 
mologie  vielleicht  selbst  den  activen  gebrauch  des  rom.  und  lat.  partidps 
anschlagen:  il  est  mal  dln^  =  male  coenatus  est;  dieser  gebrauch  könnte 
sich  im  roman.  allmählich  auf  das  ganze  verbum  erstreckt  haben,  daher 
disner  qnelqukm  de  qch.,  reflexiv  se  disner,  une  schon  in  der  vaticanischen 
stelle.  —  [ifan  hat  an  decoenare  den  mangel  des  rom.  s  ausgesetzt. 
Diesem  übelstand  läßt  sich  einfach  mit  Verweisung  auf  ü.  pu-signo  = 
post-coenium  abhelfen.  Wie  unser  wort  aus  dem  an  die  steüe  von  de- 
coensie  gesetzten  dis-jejnnare,  welches  in  d6-jeflner  die  richtige  form  ge- 
funden, habe  entstehen  können,  ist  schwer  zu  fassen :  der  ganze  stamm, 
mit  dem  langen  u,  wäre  geschwunden.  Wunderlich  wäre  femer,  wenn 
der  Franzose,  der  das  frühstück  mit  recht  als  ein  fastenbrechen  betrachtete, 
dieselbe  anschauung  auch  auf  das  mittagessen  erstreckt  hätte.  Mahn  p.  19 
hebt  hervor,  daß  r  in  der  prov,  form  dimar  auf  s   {nicht  5)  weise; 


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I.  DBSTRIERO-DIO.  119 

solUe  aber  denken^  ein  seeundäres  s,  da  es  dieselbe  ausspräche  hatte  wie 
an  primäres,  könnte  eben  so  wohl  in  r  geschwächt  werden.  S.  Krü.  an- 
hmg  p.  iß.] 

Destriero  it.,  destrier  pr.  altfr.  streitross,  ndat.  dextrarius,  weü 
der  knappe  es  sur  retMen  seines  eignen  pferdes  führte,  ehe  der  ritter  auf- 
stieg: [Y  ^cndiers)  Ihi  menet  en  destre  son  bon  destrier  GBoss.  3275; 
l66  valets  leg  menoient  en  dextre  sur  autrefe  roussins,  man  sehe  Ducange. 

Di  am  ante  it.  sp.,pr.  diaman,  fr.  diamant  em  edelstein;  aus  adanias 
adamantis  entstellt,  melleicht  mit  rüeisicht  auf  dia&no  durchsichtig.  Eine 
mßeite  fomi  ist  pr.  adiman,  aziman,  a^bnan,  dlifr.  aYmant,  nfr.  aimant, 
9.  pg.  iman,  das  in  die  bed.  magnet  übergieng,  in  welcher  sich  auch 
mlat.  adamas  findet,  s.  das  nähere  bei  MSnage  v.  aimant 

Diaspro  it.y  sp.  diaspero  ein  stein;  von  jaspis  jaspidis,  mit  dar- 
stdlung  des  j  durch  di  wie  im  mundartl.  it.  diacere  von  jacere  Eom. 
gramm.  I,  274,  wohl  eine  in  Italien  entstandene  form.  Dasselbe  wort 
istpr.  altfr.  di4spe  bunter  stoff  nach  ort  des  jaspts,  adj.  fr.  diapr6 
hmt  gezeichnet. 

Dieta  it.  sp.j  di^  fr.  lebensordnung;  von  diaeta  {diawa)  glekh- 
bedeutend. 

Dieta  it.  sp.j  di^te  fr.  reichstag,  ital.  auch  tagereise;  von  dies,  vgl. 
die  nüat.  all.  dietim  für  guotidie. 

Diga  t^.,  digae  fr.,  dique  sp.  (m.)  schutedamm  gegen  das  wasser, 
auch  pr.  die?  Ragn.  Lex.  rom.;  zunächst  vom  ndl.  dyk,  ags.  die. 

Dilegnare  it.,  pr.  deslegar,  fr.  dölayer  flüssig  machen;  von  dis- 
liqaare.  Das  span.  wort  ist  desleir,  das  aber  aus  dieser  quelle  nicht 
fUefien  konnte.  Woher  nun?  weder  deliquescere  noch  diluere  erlaubt  der 
budistabe.  Altsp.  desleido,  deleido  Bc.  S.  Dom.  640.  690  bedeutä  para- 
liftisch,  des-leir  ist  also  =  /tagaXvstv:  sollte  man  leir  aus  huuv  gezogen 
haben?  dem  gr.  v  widerspricht  sp.  i  oder  e  nicht.  Zwar  Larramendi 
leitd  desleir  aus  bask.  desleyatu,  von  leya  kälte:  man  sieht  aber  leicht, 
dafi  ersteres  aus  dem  pr.  deslegar  gebildet,  letzteres,  wofür  auch  yela  ge- 
sagt  wird,  aus  dem  sp.  yelo  umgestellt  ist. 

Dio  it.,  sp.  diös,  altpg.  sard.  d^ns,  neupg.  d6os,  (deös  GVic.  I, 
p.  266),  pr.  di6n,  fr.  dieu  (älteste  form  deo  in  den  Eiden),  wal.  fehlt 
das  einfache  wort.  Die  südwestl.  spräche  behanddt  deus  wie  einen  eigen- 
namm  und  Uefi  ihm  das  fkxivische  s  wie  in  andern  fällen  (Garlos,  Mar- 
eos,  Beynaldos),  die  tonverschiebung  trat  später  ein;  eben  so  anomal  ist 
der  plur.  dioses,  wofür  man  im  Alex,  dies  findet,  von  Sanchez  und  Los 
Bios  IM.  esp.  27,  567  dies  betont.  Aber  mit  der  heiligkeU  eines  namens 
hangen  zuweilen  anomalien  der  form  und  flexion  zusammen  (Grimm  P. 
KJ71,  Dief.  Groth.  wh.  II,  416):  der  Spanier  wagte  deus  nicht  einen 
buchstäbm  abzubrechen,  es  nicht  umzirformen  wie  mens.  Eine  übliche 
Zusammensetzung  ist  it.  domeneddio,  2>r.  dame-dieu,  (ütfr.  dame-diea/ 
dombre-dieu  u.  s.  w.  herr-gott,  wal.  dumne-zeu,  welches  das  einfache  zeu 
ganz  aus  der  spräche  verdrängte  und  auch  von  abgöttem  gebraucht  wird. 


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120  I.   DBPANARE— DOCCIARE. 

über  ü,  iddio  8.  Rom.  granm.  in,  26.  Eine  bekannte  formd  ist  iL 
addio,  sp,  &  dios,  fr.  adieu,  vollständiger  pr,  a  dien  siatz,  dltfr,  kiiea 
soyez,  cdtcat,  a  dien  siaa  gott  befohlen  LB.  III,  32.  Die  beOieimmg 
ü.  madiö,  $p.  madios,  fr.  maidien  erklärt  man  mit  m'aide  dien,  dUfr. 
si  m'ait  diens  =  ita  deas  me  adjuvet,  s.  Menage;  eine  andre  deidung 
des  ücd.  Wortes  (ma  von  mai  =  magis)  gibt  Blanc,  Oramm.  646. 

Dipanare  it.,  pr.  debanar,  sp.  devanar  abhaspeln;  von  panus 
büschd  wolle  zum  ginnen. 

Dirupare  t^.,  pg.  derrubar,  sp.  derrnmbar  von  einem  felsen^  rnpes, 
hinabstürzen;  daher  dirapo  absturz,  aUfr.  desrube  Ägol.  316,  Bob.  le 
didble  F.  P  col.  2,  desruble  NF.  Jub.  I,  98,  dsgl.  desrubant  scUmkt, 
pr.  deruben;  cd^r.  desrabison  Äntioch.  II,  130;  auch  sp.  derrubio  erd- 
fdU  an  ufern. 

Discolo  it.  sp.  pg.  mürrisch;  vom  gr.  dvaxoXog  dass. 
-r  Disegnare,  designare  it.  1)  anzeigen,  2)  zeichnen,  sp.  deeignar, 
(üt  deseüar,  pr.  desegnar,  designar,  fr.  d^signer  in  ersterer  bed.,  sp. 
disefiar,  fr.  dessiner  in  letzterer;  sbst.  it.  disegno,  sp.  disefio,  designio, 
/r.vdessein,  dessin  entwurf,  Zeichnung.  Vom  lat.  designare,  dessen  im 
ital.  noch  zusammentreffende  bedeutungen  der  Spanier  und  Franzose  durch 
die  form  zu  trennen  suchte,  vgl.  sp.  signo  neben  seüa,  fr.  signe  nAen 
seing. 

Disfidare,  sfidare  it.,  pr.  desfizar,  fr.  d^fier,  ^.  pg.  desafiar, 
cdtpg.  desfiar  SBos.  I,  371  herausfordern  zum  streit,  eigenÜ.  einem  die 
treue  oder  das  vertrauen,  fides,  aufsagen,  einen  verläugnen:  ains  me 
lairoie  tos  les  menbres  coper  qne  ja  Mahon  soit  par  moi  desfi^  dier 
wollte  ich  mir  aXU  glieder  abhauen  lassen,  ais  Mahomet  verläugnen  Og. 
3068;  li  miens  cuers  te  def&e  mein  herz  entzieht  dir  dUes  vertrauen 
Äntioch.  I,  82. 

Disio  it.,  sp.  deseo,  pg.  desejo,  cat.  desitj,  fehlt  fr.,  Sehnsucht;  vb. 
disiare,  desear,  desejar,  desitjar.  Nicht  von  desiderinm,  die  formen 
passen  sehr  wohi  zu  dissidinm  (deutlich  zumal  das  cat.  desitj),  so  daß  es 
gleich  dem  pg.  sandade  eigenü.  trennung,  zunächst  das  daraus  hervor- 
gehende verlangen  nach  Wiedervereinigung  ausdrückt. 

Diviso  it.,  pr.  fr.  devis  entwurf,  wünsch,  fem.  it.  divisa,  5p.  divisa, 
pr.  devisa,  fr.  devise  abtheütmg,  wohl,  Wahlspruch,  sinn  und  bedeutung; 
vb.  it.  divisare,  sp.  divisar  cä)theilen,  unterscheiden,  auseinandersetzen. 
Wie  schon  lat.  dividere  unterscheiden  bedeutet,  so  pr.  deyire,  woran  sid^ 
die  bed.  auseinandersetzen  knüpfte,  die  denn  auch  auf  das  frequentatio 
devisar  übergieng.  Man  vergleiche  dieselbe  begriffsbUdung  z.  b.  im  sp. 
departir  1)  theüen,  trennen,  2)  unterscheiden,  3)  auseinandersetzen,  er- 
klären:  departeme  eso  qae  has  dicho  ^erkläre  mir,  was  du  gesengt  hast* 
Col.  S  D.  p.  66^.    Lat.  visus  ist  hier  nicht  im  spide.^ 

Docciare  it.  begießen,  sbst.  doccia,  fr.  doache,  5p.  ducha  wasser- 
röhre, rinne;  von  dnctiare  leiten  (vom  wasser),  dctö  man  aus  dem  pari. 
dactns  bildete,  wie  succiare  aus  suctns.    Aus  dem  sbst.  ductus   entstand 


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I.   DOGA— DOGANA.  121 

aUfr,  dnit  LBs.  408,  norm,  doui;  aus  dnctio  das  fem.  pr.  dotz,  aUfr. 
dois  (la  dois  et  la  fontaine  ö.  d'Angl.  p.  75,  vgl.  Oar.  J,  264). 

Doga  it.  pr.  cot.,  wai.  doagp,  alban.  dog^,  wendisch  doga,  dnga, 
mit  V  /r.  douve,  maü.  dova  seitenbrett  des  fasses,  mndl.  duyghe,  nndl. 
daigy  «eAtTjer.  dange,  fihd.  daube;  abgd.sp.  dovela,  daela,  aduela,  norm. 
douveUe,  douelle,  lothr.  doale.  Prov.  doga  (m  der  neuen  mundart  dongo) 
verhäli  sich  su  fr.  douve  wie  rogar  eu  altfr.  rouver,  g  fiel  aus  und  v 
trat  ein^  sähst  die  mittlere  form  doa  (doha  BC.)  ist  vorhanden.  Damit 
trifft  ein  wort  anderer  bedeutung  buchstäblich  eusanmien,  pr.  doga,  norm. 
doQve,  das  man  gewöhnlich  mit  fosse  (graben)  übersetzt,  das  aber  auch, 
wie  schon  Carpentier  erUärt  (vgl.  Trevoux),  die  fassung  des  grabens, 
tmmer  oder  dämm  desselben  heißt,  mlat.  douvam  sive  aggerem  (v.j.  1269) 
hei  Oarpentier;  les  doves  des  fossez  Ben.  I,  p.  492;  de  morz  est  si  la 
doTe  emplie  H,  127;  pr.  doga  del  vallat;  mlat.  juxta  dogas  vallatorum 
maroram;  altfr.  qni  a  doahe,  il  a  fossö  (rechtsgrundsaU),  Ital.  doga 
hfil^i  auch  rings  unüaufender  streif  an  einem  Meide,  sp.  dogal  strich  um 
den  hals,  was  der  bed.  einfassung  zusagt.  Ber  Zusammenhang  dieser  mit 
der  bed.  daube  oder  eigentl.  gesammtheit  der  dauben  eines  fasses  liegt  am 
tage.  Hin  sehr  altes  Zeugnis  hat  man  bei  Gregor  v.  T.  gefunden,  wo  es 
aber  canoi  zu  bedeuten  scheint:  fossas  in  circaitu  basilicae  fieri  jussit, 
D6  forte  dogig  occnltis  lymphae  deducerentur  in  fontem.  "Ober  die  her- 
bmfl  des  wories  sind  die  meinungen  verschieden.  Frisch  denkt,  sofern 
es  graben  heißt,  an  lat.  dneere,  und  in  der  that  das  synonyme  doccia 
hat  denselben  Ursprung:  u  konnte  kurz  gesprochen  werden  wie  in  dnx 
dttcis,  daher  das  rom.  o.  Besser  erhennt  Bucange  darin  ein  schon  vor- 
handenes  lat.  doga,  das  ein  gefäß  oder  ein  maß  (s.  Freund)  bedeuten  muß: 
&eta  erat  ratio  dogae  cnpamm  navinm  et  operum  Vopisc,  dazu  doga 
ßovTtrß  {ßovTzig)  Gl.  Philox.  FjS  leitet  sich  vom  gr.  doxT]  receptaculum, 
und  diese  bedeutung  ist  fest  zu  halten;  Hesychius  erklärt  svQiTCog  (meer- 
enge)  mit  doxfj  vödriov,  s.  Vossius  Be  vit.  serm.  Also  Wasserbehälter, 
graben,  fassung  des  grabens,  fassung  eines  gefäßes  d.  i.  faßdaube  sind 
die  bedeutungen. 

Dogana  it.,  pr.  doana,  fr.  donane,  sp.pg.  sAusinsi  Zollhaus,  mauth, 
auch  die  von  den  waaren  zu  entrichtende  abgäbe;  man  sehe  Boccaccio' s 
besehreSnmg  Bec.  8,  10.  Ber  etymologien  sind  mehrere.  Frisch  leitet  es 
aus  dacere  in  beziehung  auf  das  einführen  der  waaren,  ohne  zu  bedenken, 
daß  sich  das  suffix  an  nicht  an  verba  fügt.  Ferrari  läßt  e^  at^  doga 
entstdien,  weil  die  waaren  in  fässer  gepackt  werden;  doga  ist  aber  nicht 
der  ausdruck  für  faß.  Weit  passender  erklärt  es  Menage  aus  dem  gr. 
imdptj  ort  zur  aufnähme,  daher  ort,  wo  man  die  abgäbe  einnimmt;  be- 
fremdUd^  ist  aber,  daß  weder  die  mittel-  noch  die  neugr.  spräche  diese 
amcendung  des  Wortes  kennen.  Biese  drei  erklärungsversuche  sind  eben 
80  vide  verirrungen.  Mit  recht  erblicken  neuere  grammatiker  in  doana 
das  bekannte  arab.  dtvän  addtv&n  staatsrath,  indem  sie  ihm  die  bed. 
stoßAerath  für  abgaben  beilegen:   der  hcibvocal  v  Uste  sich  gleich  dem 


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122  I.   DOMENICA-DONNO. 

cUschen  w  in  o  oder  n  auf  (diuana  doana  dnana),  im  ikil.  ward  g  em- 
geschoben,  Beachtenswerth  ist  dabei,  dafi  der  Spanier  für  divan  m  seiner 
eigentl.  bed.  auch  duan  sagte.  Offenbar  knüpfen  manche  stellen  aus  der 
mittleren  litter atur  das  wort  an  arabisches  geinet:  malti  Saracenomm, 
qui  in  daanis  fiscales  reditus  coUigebant,  sagt  Hugo  Fdlcand%tö]  in 
donanam  i.  e.  in  domum  Soldani  eum  dacentes  Vinc.  BeUov.;  pr.  si  son 
en  terra  de  Sarrazis,  en  doana  o  paazon  Lex,  rom.  Am  besten  vieUeiek 
faßt  man  divän  in  seiner  bed,  rechnungsbuch  Gol,  888,  Freyt.  II,  74% 
vgl.  bei  Boccae  i  doganieri  poi  scrivono  in  sul  libro  della  dogana  a 
ragione  del  mercatante  tutta  la  sua  mercatanzia.  —  [Das  arah.  aus  dem 
persischen  entlehnte  dtwftn,  bemerkt  Engclmann,  heißt  register,  gedichU- 
Sammlung,  dann  bureau,  staatsrath,  audienzsaal,  canalei,  endlich  maM- 
bureau:  daher  adnana.     Vgl.  Doay  p.  33—35.] 

Domenica  t/.,  sp.  pg.  domingo,  pr.  dimenge,  dimergue,  fr.  di- 
manche  sonntag;  ital.  aus  dominica,  span.  pg.  aus  dominicus,  prov.  fraiu. 
aus  dies  dominicus,  daher  dUfr.  diemenche  (viersüb,)  tag  des  herm,  gr. 
nvQiaxtj.  Keine  rom.  spräche  kennt  solis:  sie  enim  Barbaries  vocitare 
diem  dominicam  consueta  est  Greg.  Tur,  Eist.  3,  16. 

Dominio  it.  sp.  pg.  herrschest,  eigenihum,  besitaung,  fr.  domaLoe 
(m.)  in  specieUerer  bed.  erbgut,  krongut,  daher  die  prov.  und  span.  formen 
domani,  domanio;  von  dominiam.  Adj.  it.  dominicale,  «p.  jpr.  dominical, 
fr.  domanial  herrschaftlich^  gutsherrli6h,  Bemerkenswerth  ist  hier  nur  die 
fram,  formung  des  wortes,  worin  lat.  i  zu  ai  ward;  aber  man  schrid 
auch  altfr.  mainer  neben  mener  ßhren,  und  noch  jetzt  zeigt  daigner  oder 
Sardaigne  ai  für  \.  Eine  stärkere  abänderung,  deren  grund  wohl  mar 
in  der  Veränderlichkeit  der  tonlosen  ersten  silbe  zu  suchen  ist,  liegt  vor 
im  altfr.  demaine,  demenie,  dem  ein  altit.  diminio  entspricht,  im  späteren 
mittellatein  demaniam,  noch  engl,  demain.  Dieses  altfr.  demaine  bedeutd 
überdies  als  Substantiv  einen  dienstmann  (z.  b,  li  demaine  et  li  pair),  ak 
adjectiv  eigen,  angehörig  (ma  chambre  demaine,  mon  demaine  lit),  mW. 
demanias;  prov.  lautet  es  als  adjectiv  domfni  (domini  ser  LR.  III,  71 
eigner  knecht)  und  scheifü  aus  dominicus,  das  auch  im  nUatein  proprio 
bedeutet,  abgekürzt  wie  gramazi  aus  grammaticns. 

Donno,  donna  it.,  sp.  don,  dona,  dnena,  pg,  dorn,  dona,  pr,  don 
(dons  von  frauen\  dombre  (in  dombre-dien),  domna,  alifr.  masc.  dame 
(in  dame-dieu),  dan,  dant,  alt-  und  neufr,  fem.  dame  (daher  pr.  sp. 
dama),  wal,  domn,  doamne;  alle  von  dominus,  domina,  wofür  schon  w4 
rom.  inschriften  domnus,  domna,  im  ersten  ndatein  donnns,  donna  (z,  h. 
Breq.  p.  27'',  v,  j.  528)  vorkommt,  Dimin.  sp.  doncel,  doncella,  pr, 
donsei,  donselia,  altfr.  damoisiel  (danzel),  damoisele,  nfr,  damoisean, 
demoiselle,  hieraus  it.  damigello,  damigelia,  sp.  pr.  damisela;  lat.  gleich- 
sam dominicillns,  wal,  domnisor.  Vb.  pr,  domneiar,  altfr.  donoier 
buMen,  daher  it.  donneare,  sbst.  domnei,  donoi  buhlschaß.  Wegen  des  frans. 
a  der  Stammsilbe  vgl.  altfr.  damesche  von  domesticus,  danter  van  domi- 
tare.     Eine  prov.  und  caUd.  abkürzung   von  dominus   unmittdbar  vor 


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I.   DRAGOMANNO-DRUDO.  123 

eigetmamen  ist  En  (dom-en  für  dom-in),  von  domina  Na  (dom-na)  e.  6. 
En-Barral  (daher  U,  Imberal  CNA.),  Na  Maria,  vgl.  Baynouard,  Chx. 
n9B. 

Dragomanno  ü,y  sp.  dragoman,  pr.  drogoman,  fr.  drogman,  mhd, 
tragemnnt,  dolmeischer,  in  andrer  form  iL  turcimanno,  sp.  trujaman, 
fr.  trncheman,  truchement;  vom  arab.  targomän,  torgom&n,  ausleger,  dies 
von  targama  auslegen,  ursprünglich  chaidäisch  und  von  den  Juden  den 
Arabern  Oberlirferi  (Doxy  35). 

Drappo  it.j  pr.  cot.  fr.  drap  tuch,  daher  drappello,  drapeau 
fdj^en,  fahne.  Drappns  kennt  das  frühere  ndatein:  si  quis  altero  per 
mano  aut  per  drappo  iratus  priserit  Capit.  ad  L.  Ahm.  Im  Span,  und 
pori.  hat  es  die  tenuis  eum  ahlaut:  trapo,  trapajo,  trapero,  traperia, 
wiewohl  auch  drapero,  in  Urkunden  draperias  gesagt  wird;  man  sehe 
Ducange.  Die  Verschiedenheit  des  ardautes  scheint  deutsche  herkunft  an- 
iitieigen,  denn  d  würde  den  niederdeutschen,  t  den  hochdeutschen  lautge- 
setzen  entsprechen.  Frisch  verweist  auf  unser  trappen  derb  auftreten,  so-, 
fem  es  für  dicht  treten,  wirken  angewandt  werden  konnte;  es  käme  nur 
drauf  an,  die  verwandtsc/ioft  von  treten  und  wirken  oder  wd>en  mit  anr 
dem  beispielen  3u  bdegen.  Ein  zuverlässigeres  etymon  scheint  aber  das 
t»  einem  hochd.  glossar  des  12.  jh.  enthaltene  subst.  trabo  Hrama,  extrema 
pars  vestimenti,  fimbria  Graff  V,  480:  der  einschlag  oder  auch  der  säum 
des  tuehes  konnte  auf  das  ganze  tuch  übertragen  werden. 

Droga  it.  sp.  pg.  pr.,  drogue  fr.  specer  ei,  gewüra,  farbwaare;  vom 
ndi  droog  trocken,  also  eigenüf  trockne  waare  (Frisch).  Adj.  />r.  droguit 
hremlich,  schwärelich. 

Drudo  it.  cUtpg.,  pr.  altfr.  drut,  /i?m.  druda,  drue  freund,  freundin, 
gdidter,  gdiebte;  abgd.  altfr.  drugun  TCkmt.  20,  8,  besser  druiun -Faw- 
i(mie  V.  716  vertrauter.  Drudo  steht  an  der  gränee  zwischen  cdtisch  und 
germanisch:  gad.  drfith  dime,  merdrix,  ahd.  trflt,  drüt,  auch  drfid  Otfr. 
i,  4,  5,  in  comp.  Dmdbald,  Wieldrud,  (aus  triuwi  freu  hergdeitd)  lieb- 
ling,  freund,  gefährte,  diener,  fem.  triutin  gdiebte.  Offenbar  schließt  sich 
das  rom.  wort  mit  seiner  bedeutung  dem  deutschen  auf  das  genaueste  an, 
fem  von  jedem  Vorwurf  bejdeht  es  sich  eben  sowohl  auf  vertraute  freund- 
schafl  wie  auf  lid)e:  der  drut  ist  der  gdreue,  der  anhänger,  das  wort 
sucht  dcarum.  die  gesdlschaft  von  ami:  mes  drus  et  mes  amis;  ses  amis 
et  ses  drus;  vos  amis  et  vos  drus;  in  einem  capitular  Karls  des  kahlen 
gesdU  es  sich  zu  vassaU:  sine  solatio  et  comitatu  drudorum  atque  vas- 
somm.  Das  Otfriedische  gotes  dröt  unirde  sich  daher  ganz  wohl  durch 
drut  dien  übersdzen  lassen.  Neben  dem  Substantiv  ist  noch  ein  adjectiv 
zu  erwägen,  it.  drudo  verliebt,  artig,  dsgl.  wacker,  fr.  dru  munter,  üppig: 
ees  moineaux  sont  drus  sind  munter,  wollen  ausfliegen,  Therbe  drue  das 
üppige,  dichte  gras,  la  pluie  tombe  dru  der  regen  fallt  dicht,  altfr.  teus 
puet  estre  riches  et  drus  mancher  kann  reich  und  üppig  sein,  daher  vb. 
endruir  dicht  machen  NFC.  II,  116,  genues.  druo  dicht,  dick,  drueza 
überftufi  (s.  das  alte  denhnal  dieser  mundart  Archiv,  stör.  ital.  app.  num. 


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1 


124  I.   DUCA-DUNQÜE. 

18j  p.  21,  58),  piem.  neupr.  dru  üppig,  fruchtbar  (vcm  boden).  Wmm 
nun  auch  die  ideenfolge  ^vertraut,  verliebt,  üppig^  an  sich  nichts  auffal- 
lendes hcU,  so  wird  man  doch  hier  auf  celt  adjediva,  wie  gad.  drfitk 
niuthwiHig,  hymr.  dtud  kräftig,  kühn,  oder  mit  Gachet  auf  das  dUn, 
driugr,  schwed.  dryg  derb,  voll,  deren  bedeutungen  das  üppige  näher  stdU 
als  denen  des  hochd.  Wortes,  hingeführt.  S.  vor  allem  Dief.  Gatk  tob. 
U,  679. 

Duca  it.,  wcd.  duc§,  sp.  pg.  dnqne,  pr.  duc,  fr.  duc  führer,  hereog; 
it.  dncato,  sp.  pg.  dacado,  pr.  dacat,  fr.  dnchä  (bei  den  alten  fem., 
daher  it.  dac6a)  heraogihum,  im  spätem  latdn  schon  dncatns  für  daetns. 
Nicht  unmittelbar  atcs  dax  konnte  sich  ein  ital.  masc.  wie  dnca  gestalten, 
dessen  richtige  form  doce  (nUat.  dox  docis  L.  Long,  ven.  doge)  gewesen 
sein  würde;  es  gieng  sfuvor  durch  den  mund  der  Byzantiner,  welche  mit 
doi^,  acc.  dovTta,  oder  mit  dovxag  lange  vor  der  litterärischen  aeit  der 
ital.  Sprache  den  kriegsdbersten  einer  provine  oder  Stadt  benannten.  8. 
Ducange  Gloss.  graec.  —  Von  duca  ist  auch  it.  ducato,  ducatone, 
sp.  dacado,  dncaton,  fr.  dncat,  dncaton  eine  silber-  oder  goldmünse,  zu- 
erst in  Italien,  wie  es  scheint,  unter  Boger  IL,  könig  von  Sicüien,  in  be- 
/riehung  auf  das  hereogthum  Äpulien  (ducato  d'Apnglia)  seit  1140  ge- 
prägt, s.  Ducange  Gloss.  lat.  s.  v, 

Daello  it.,  sp.  dnelo,  fr.  dnel  eweikampf;  von  einer  veralteten, 
wenn  auch  im  Äugustischen  Zeitalter  noch  angewandten  form  dnellam  für 
bellum.  Das  wort  ist  kein  aitromanisches :  man  nahm  es  erst  später  auf 
üen  grund  einer  misverstandenen  etymologie  aus  dem  latein  auf;  dem 
mittelalter  genügte  battalia  auch  für  diesen  begriff,  daher  in  einer  sieUe 
aus  dem  anfange  des  13.  jh.:  permitto  battalias  omnes,  qnas  grammatici 
duella  Yocant  DG.  Sonst  romanisch  auch  battaglia  singolare  wie  akd. 
einwic  einzelkampf. 

Du  na  it.  sp.^  vom  fr.  dune  sandhügel  am  meere;  dies  zunächst  vom 
gleichbed.  ndl.  duin  (n.)  =  ags.  dün  (f.),  engl,  down,  deren  Ursprung 
aber  im  cdtischen  zu  liegen  scheint :  ältir.  dfln,  kymr.  din  hugd,  •  urspr, 
befestigter  ort,  daher  die  städtenamen  mit  dunum  (Augustodunum,  Lug- 
dunum  u.  s.  f.)  s.  Zeufi  I,  29,  30.  64,  118,  oder  befestigte  anhohe  s. 
Bichards,  Welsh  dict.  v.  din.  Weiteres  über  dies  wort  bei  Du  Jfirü^ 
Formation  d.  l.  l.  frang,  35,  Mahn,  Etym.  untersuch,  p.  30,  Diefenbiuk, 
Orig.  europ.  326  ff. 

Dunque,  adunque  it.,  alt  donqua,  adonqua  und  dunche,  adunche, 
altsp.  doncas,  fr.  donc,  conclusivpartikel.  Altfr.  dune  (so  schon  im  Fragm. 
V.  Vaienciennes),  donc,  donques,  adunc,  pr.  dune,  adonc,  sind  zeUpartikdn 
und  entsprechen  dem  lat.  tum  und  unserm  dann:  erst  hieraus  entfaltete 
sich  die  condusive  bedeutung,  une  dies  auch  sonst  wahrzunehmen  ist,  jb.  h. 
'igitur'  apud  antiquos  ponebatur  pro  inde  et  postea  et  tum,  sagt  Festus; 
ahd.  danne  gut  für  tum  und  ergo;  ähnlichen  Übergang  von  der  zeit  zur 
folgerung  zeigt  sp.  pues  und  luego.  Was  nun  den  ursprtmg  des  Wortes 
betrifft,   so  sträubt  sich  gegen  de  unquam  der  begriff;   es  mufi  vielmehr 


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L   DURARE-ECCO.  125 

wm  tone  mit  vorgeseUftem  a  oder  ad  herrühren,  so  daß  das  dadurch  kum  in- 
Umt  gewordene  t  in  d,  atanc  in  adanc  übergehen  konnte;  dies  wäre  also 
die  ursprüngliche^  dune  t^  eine  dbgekürete  form.  A  tunc  und  ad  tanc 
trifft  man  in  Urkunden  nicht  selten^  z.  b.  HLang.  J,  25  (v.  j.  782),  99 
(v.  j.  862).  Muratori  erklärt  suA  für  ad  hunc  sc.  modum,  finem,  aber 
die  ßeiüiche  bedeutung  scheint  dies  nicht  zu  gestatten.  --  Ital.  danque  ist 
also  aus  donche  entstellt,  die  reinere  form  lebt  in  det^  mundarten  fort, 
z.  b.  com.  donch,  ven.  donca;  neap.  addonca. 

Durare  «.,  sp.  dnrar,  fr.  durer  wahren^  mhd.  düren,  tären,  nhd. 
dauern,  engl.  dure.  Das  etymon  ist  bekannt^  hat  aber  die  bed.  härten 
eingebüfit,  wofür  indurare  bestimmt  ward.  Dagegen  drückt  es  neben  der 
oMsdehnung  in  der  zeit  nun  auch  die  im  räume  aus,  namentlich  im  prov. 
und  aUfranz.,  z.  b.  un  böse  que  dura  ben  xx  legas  ein  wdldy  der  sich 
20  meOen  weit  erstreckt  Jfr.  164';  Babiloine  dure  xx.  liues  jFZ.  H.1787. 
Tant  que  la  lance  dure,  so  weit  sie  reicht^  liest  man  häufig. 

E. 

Ea  sp.  (auch  bask.),  pg.  eia,  dsgl.  pr.  eia  (eya)  'Flam.  2311,  aUfr. 
aye  (aia  tutti  ^wda  alle  Gl.  Cass.),  sicil.  jeja,  interjection  der  aufforde- 
rung  oder  Verwunderung;  stimmt  überein  mit  lat.  eja,  gr.  eta,  mhd.  eiä, 
letzteres  nach  Grrimms  vermuihung  III,  301.  778  aus  dem  lateinischen 
emgefuhrtf  was  von  den  romanischen  Wörtern  noch  zuversichtlicher  aus- 
gesprochen werden  darf. 

Ebbio  it.,  sp.  yedgo,  yezgo,  pg.  engo,  pr.  evol,  fr.  hi^ble  (h  ctöp.), 
in  Berry  geble,  venez.  g^valo  attich;  von  ebulum.  In  yedgo  läfit  sich 
d  zwar  aus  1  erklären  (vgl.  sendos  von  singulos),  im  übrigen  aber  bleibt 
die  entstdhmg  des  Wortes  stark;  man  hat  darum  selbst  an  eine  Verwechse- 
lung mit  aesculus  gedacht,  allein  beid^  gewächse  sind  grwndversckieden. 

Ebbri&co,  imbriaco,  ubbriaco,  briaco  it.,  aÜsp.  embridgo,  pr. 
ebriaCy  wäld.  ubriart,  fr.  (in  Berry)  ebriat,  imbriat  betrunken;  vom  lat. 
vermuädieh  nur  volksmäßigen  ebriäcus  bei  Platdus  nach  Nonius,  gebildet 
wie  meräcus  aus  merus,  wiewohl  die  lexica  ebriäcus,  als  sei  es  griechisch^ 
setzen.  Daher  rührt  der  pflanzenname  pr.  abriaga,  fr.  ivraie  trespe, 
taubkraut,  rauschkorn,  ein  unkraut  mit  berauschender  kraft. 

Ecco  it.,  wal.  eace,  pr.  ec,  aUfr.  eke,  adverbium,  von  eccum,  häu- 
fig mit  einem  Personalpronomen  verknüpft:  it.  eccomi,  eccoti,  eccolo,  ec- 
cola,  eecoci  u.  s.  f.,  wal.  eaceme,  pr.  ecvos,  altfr.  ekevos;  aber  sicher 
auch  sp.  ele,  elo,  eia  (für  ec-le,  ec-lo,  ec-la),  6tele  (=i7.  eccotelo),  nicht 
^wa  für  hele  oder  feie  aus  vele  (s.  he  II.  b),  da  der  abfall  des  an- 
lautenden h  für  f  =  V  minder  leicht  vor  sich  geht,  niemals  z.  b.  emencia 
für  hemencia,  femencia  =  vehementia  gesagt  wird.  Eine  cumulation 
ist  pr.  yec  aus  ye  (imper.  von  vezer,  lat.  vide)  und  ec,  daher  vecvos, 
ßsgz.  veus;  so  auch  in  ital.  mundarten  vecco,  veccolo,  dessen  v  Salviati, 
Aweriim.  (Mü.  1810)  II,  132,  für  reinen  zusatz  hält.    Aus  ecce  ist 


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126  I.  EDERA-ERA. 

dltfr.  eis,  es,  ez  mit  angefügtem  vos,  wom  man  einen  piural  mit 
verhdlflexum  es-tes-vos  schrf,  nicht  unähnlich  dem  it.  egii-no;  auch  pg, 
eis  scheint  aus  ecce.  Diese  lat,  partikel  wirkt  in  vielen  composüis  form- 
und  begriffsverstärkendy  vgl.  unten  qua,  qaello,  questo,  qui. 

fidera,  älera  ö.,  sp.  hiedra,  pg.  hera,  pr.  edra,  fr.  lierre  (aus 
aUfr.  pxc.  hierre,  yerre  mit  agglutiniertem  artUcd^  den  auch  neap.  lellen, 
gen.  lellua  0eigt)  epheu;  von  hedera. 

Egli  it.y  sp.  61,  pg.  eile,  pr.  el,  elh,  fr.  il,  wal.  el,  pronomen. 
Die  formen  erklären  sich  theüs  aus  ille,  theUs  aus  illic  für  ille  (W 
Terene),  Dsgl.  it.  pr.  fr.  wai.  lui  (im  prov.  Boeth.  lüi  accentuiert)^  fMdh- 
maßlich  aus  ill-uic,  s.Bom.  gramm.  IIj  82;  fem.  it.  pr.  wcd.  lei,  aUfr.  (bwrg.) 
lei  und  eben  souhM  116,  von  illae  für  illi;  plur.  it.  loro,  jw.  wai.  lor,  /r. 
lenr,  von  illornm  (sard.  insoru  t;.  ipsoram).  In  den  seltsamen  itaLpluroi- 
formen  egli-no,  elle-no  ist  no  ein  offenbares  verbalsufßx:  egli-no  canta-no. 

Elce  it.y  sard.  61ighe,  pr.  euze,  fr.  yeuse  Steineiche,  von  ilex;  ä. 
leccio,  vom  adj.  ilicens.  Gleicher  bedeutung  ist  das  abgd.  it.  eleina, 
sp^  encina,  pg.  enzinha,  azinho,  gewöhnlich  azinheira,  pr.  olzina  6rO.,  vgl. 
das  adj.  illicinus  Yep.  IV.  num.  13  (aer.  952).  Ital.  lecceto  stein- 
eichenwaid,  von  iliöetom. 

£1  issir  e  it.,  sp.  elixir,  fr.  ölixir  eine  auflösung  verschiedener  arjsmei' 
Stoffe  in  Weingeist;  vom  arab.  el-ikstr  stein  der  weisen,  dieses  aber,  nach 
Doey,  kein  achtes  arabisches,  sondern  ein  dem  griechischen  enüehntes  mä 
abgeändertes  wort.  Aus  lat.  elixas,  welches  andre  aufstellen,  würde  siA 
die  endung  ir  nicht  erklären. 

Elmo  it.  pg.  cdtsp.,  nsp.  yeimo,  pr.  elm,  fr.  heanme  (h  asp.);  vom 
ahd.  heim,  aitn.  hiälmr,  goth.  hilms.  Eine  aUpg.  bedeutung  ist  decke 
(etwas  schützendes):  nnum  elmum  laboratam  pro  super  ipsum  altare  urk 
V.  j.  1087  SRos.  Abgd.  «p.  pg.  almete  für  elmete  vielleicht  nach  dem 
dltfr.  healmet;  au^  almete  aber  scheint  sich  wiederum  das  fr.  armet 
Pickelhaube  eu  erklären. 

Endivia  it.  sp.  pg.  pr.,  endive  fr.  ein  kraut,  endivie;  vom  lat. 
intybus  (intibus,  intubus  Schneider  1,  47),  genauer  von  dem  unvorhaH- 
denen  adj.  intybeus,  intybea. 

Enola,  ella,  lella  it.,  sp.  pg.  ^nula  und  ala,  fr.  aun6e  eine  pflanse, 
alant;  von  inula,  gr.  eliviov.  Alter  und  volksüblichkeit  der  zuzeiten 
span.  form  ergibt  sich  ausisidor's  stelle:  inula,  quam  alam  rustici  vocant 
Letzteres  scheint,  wie  Weigand  bemerkt,  noch  in  unserm  aalbeere  /Sr 
alantbeere  durchzublicken. 

Era  it.  sp.,  6re  fr.  Zeitrechnung  d.  h.  die  folge  der  von  einem  festm 
zeitpuncte  an  gezählten  jähre.  Dem  Römer  waren  aera,  plur.  von  aes, 
rechenpfennige,  dsgl.  die  posten  in  einer  rechnung.  Erst  die  späteste  la- 
tinität  machte  hieraus  einen  m^.  aera,  gen.  aerae  (roman.  beispiele 
dieser  art  s.  Gramm.  II,  23)  und  bratAchte  das  neue  wort  theils  in  dem 
bemerkten  sinne,  theils  für  eine  gegebene  zahl,  wonach  eine  rechnung  an- 
gesteUt  werden  soU,   iheHs  endlich  für  die  epoche,  von  der  man  in  der 


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L   EKMO— ESCIRE.  127 

ßrikeckmmg  ausgefUy  UtsUre  hedeuiung  hei  Isidorus,  s.  Freund  s.  v.  Im 
Span,  bedeutete  das  wori^  so  lange  die  aera  hispanica  dauerte  d.  h.  iis  1383, 
seUechtweg  so  vid  als  ano  =  annus;  es  aber  darum  aus  dem  gothischen 
SU  schöpfen,  worin  jer,  pl.  jSra,  dieselbe  hedeuiung  hat,  ist  verlorene  mühe, 

Ermo  it.,  sp.  yenno,  pr.  cdtfr.  erme,  herme,  wcd,  erinu,  hask.  eremu 
emsam,  eis  sbst.  einöde;  vom  gr,  eQtj^og,  shst.  rj  egrjfiogy  lat.  eremus,  hei 
Prudentius  eremus  (fervebat  via  sicca  er6mi  serpentibas  atris),  micU, 
ermos,  hermus,  so  dafi  die  roman,  spräche  hier  dem  griech.  accent  folgte. 
Abgel.  neupr.  hermas  heide. 

Ervo  und  lero  i<ms  Tervo)  it.,  sp.  yervo,  yero,  pr.  fr.  ers  eine 
käsenfrueht ;  von  ervum,  die  form  ers  vielleicht  durch  einwirhmg  des 
dtsehen  erbse,  ahd.  arwlz.  Aus  dem  abgeleiteten  tat.  ervilia  (wiche)  ent- 
stand sp.  arveja,  alveija,  com.  erbeja,  it  rubiglia,  letzteres  mit  umge- 
stäUem  r  {Aenso  rigoglio  ruiben  orgoglio),  dsgl.  maü.  erbion  fUr  erviglione. 

Esca  it.  pr.,  altfr.  eche  G.  Guiart  I,  156,  sp,  yesca,  wal.  easc^ 
ntnder;  vom  lat.  esca  lockspeise  (des  feuers).  Schon  Isidorus  kennt  die 
neuere  bedeutung:  esca  vulgo  dicitar  (fungus),  qaod  sit  fomes  ignis. 
Bas  einfache  vb.  escar  in  der  bed.  ködern  besüsst  nur  die  prov,  mund- 
ort,  pr.  iscar  hei^t  die  angel  mit  köder  versehen,  sard.  escai  ^zen,  füttern; 
ssgs.  it.  adescare,  sp.  enescar.  Von  esca  ist  auch  sp.  esquero  großer 
lederner  beutet  für  feuerjseug  u.  dgl. 

Escamel  sp.  pg.  ein  bankartiges  geräthe  der  schwertfeger,  pr.  es- 
caimel,  altfr.  eschamel  ein  bänkchen,  schemel;  nicht  von  scabellum  (it. 
sgtbello,  fr.  escabean,  cot.  escambell  u.  s.  w.),  wie  Grandgagnage  1, 269 
richtig  bemerkty  sondern  von  der  form  scamellam  {dl.  scamillam,  scam- 
ndlam)  bei  Prisdan  oms  Apulejus. 

Escanciar  sp.,  escanfar  pg.,  eschancer  altfr.  einschenken  (chw. 
schanghiar  schenken,  dono  dare);  sbst.  /r.  ächanson,  sp.  escanciano^ 
pg.  escaiiQao  der  schenke;  vom  ahd.  scencan,  sbst.  scenco,  ursprünglicher 
scaDcjan,  scancjo,  woher  stunöchst  das  nüat.  scancio,  scantio  L.  Sal.  11, 1 
(cod.  ftdd.).  Vom  nhd.  schenken  cAer  leitet  man  fr.  chinquer  zechen, 
woßr  nmndarUich  aber  auch  chiquer  vorkommt,  s.  Dict,  Genev.  v.  chiqae. 
Die  ital.  spräche  hat  scancia,  scansfa  gestell  mit  fächern  für  gläser 
oder  bücher  =■  mkU,  scancia  schenke,  bair.  schanz. 

äscara  it.,  sp.  pg.  escdra,  fr.  escarre  schorf,  grind;  vom  lat. 
esehara  {eoxdgcc). 

Escire  it,,  gewöhnt,  ascirey  wäl.  eä,  altsp.  exir,  pr.  altfr.  eissir, 
issir,  Qssir  ausgehn;  von  exire.  Zsgs.  it.  riuscire,  fr.  rönssir  wohl  aus- 
gAen,  gelingen,  aitfir.  rissir  wieder  ausgehn.  Was  die  formen  uscire  und 
issir  bdrifft,  so  darf  einmisckung  des  sbst.  uscio,  altfr.  as  thüre  ver- 
nmlkä  werden;  Castelvetro  II,  261  leitet  das  verbum  gradejsu  daher  ab. 
Man  lebt  im  hause,  nicht  im  freien:  thüre  wird  darum  siuerst  als  ausgang, 
mekt  als  eingang,  gefaxt,  lat.  foras  ire,  gr.  d-igaKe  eQxea^ai  drücken  die 
hewegung  von  innen  nach  der  thüre  und  durd^  dieselbe  aus;  bask.  athea 
ist  ssz  u.  uflcio,  atheratu  =  uscire; 


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128  I.  ESCLUSA-ESSERE. 

Esclasa  s^.,  ^clase  fr.  schleuse,  nüai.  exclnsa,  scluBa  £.  iSoI.,  Qteg. 
Tur,j  Venant.  Fort.;  van  excludere,  nicht  vom  ahd.  sliozan  schUefiaif 
dcis  eher  fr,  ^clnce,  Flusse  erzeugt  haben  würde^  darum  auch  ndl.  Bivys, 
nicht  sluyt 

Escupir  9>.  pg.j  pr.  dUfr.  escopir,  escnpir,  und.  scnipä  speien, 
alb.  scüpira  auswurf.  ümstdlung  aus  exspuere  (ecspaere)  u>äre  nidit 
gegen  den  geist  wenigstens  der  span.  spräche^  aber  dem  weit  verbreiteteii 
Worte  (vgl.  Dief.  Goth.  wb.  II,  296)  scheint  eine  eigne  wurjsd  jmjmkommen. 

Esmari>r.,  aitfr.  esmer,  altsp.  altpg.  BsmsLVy  osmar  Trov.  schätzen; 
sbst.  pr.  dltfr.  esme,  cot.  esma,  occ.  tme,  lothr.  anme  Schätzung;  v(m 
aestimare.  Zsgs.  pr.  azesmar  d.  i.  adaestimare  (oft  asesmar  geschr.) 
berechnen,  bereiten  (Übergang  vom  gedanken  eur  ihat^  wie  etwa  im  fM. 
reiten  computare,  parare):  a  son  colp  azesmat  er  hat  seinen  streich  wM 
berechnet,  hat  wohl  gesfidt  Fer.  1636;  mit  Wandlung  des  s  in  r  azermar, 
endlich  auch  sermar.  Von  azesmar  ist  das  dltfr.  acesmer  ordnen  ß.  h. 
la  bataille,  dUgenues.  acesmar  Arch.  stör.  ital.  nuim.  18,  p.  34.  39,  gewit 
auch  Daniels  accismare  zurichten  Inf.  28,  37,  das  man  sonst  aus  cisma 
(axiofio)  erklärt;  aber  auch  azzimare,  sp.  azemar,  welches  mit  gr.  a^vfiog 
nichts  gemein  haben  kann.  Esmar,  pic.  amer,  findä  sich  wieder  im  engL 
aim  beabsichtigen,  sfiden,  mhd.  amen,  aemen  mü  leteterer  bedeutung. 

jfcssere  it.,pr.  chw.  össer,  fr.  gtre,  sp.  pg.  ser  vb.  sein.  Daß  man 
lat.  esse;  um  ihm  die  gestdlt  ei$%es  rom.  inßnitivs  mu  leihen,  in  essere 
erweiterte  {sard.  neben  essiri  noch  essi),  liegt  auf  der  hand,  und  diese 
bildung  kommt  in  alten  Urkunden  mehrmals  vor,  $.  b.  impf.  conj.  esseret 
Fumag.  p.  18  (vor  dem  j.  750),  vgl.  Ducange.  Franz.  mußte  sich  das 
wort  in  die  form  estre,  Stre  kleiden  wie  tessere  (texere)  in  die  form 
tistre,  titre,  und  auch  jene  form  läßt  sich  früh  nachweisen,  Spcm.  ser 
aber,  das  in  der  dUen  spräche  seer  geschrieben  und  zweisilbig  gesprochen 
ward,  kann  nur  von  sedere  lierrühren,  wie  Rom.  gramm.  11,  174  aus- 
geführt ist.  Dies  verbum  hatte  schon  im  latein  die  bed.  sich  wo  hefindei^, 
bleiben  oder  wohnen  entwickelt,  und  so  brauchte  es  das  mittelaUer  sthr 
häufig:  wenn  es  der  Römer  z.  b.  hin  und  wieder  einmal  auf  die  läge 
einer  stadt  anwendet  (Campo  Nola  sedet),  so  ist  es  später  der  übliche 
ausdruck  bei  Städten  oder  bergen,  z.  b.  mons  in  valle  sedet  Venant.  Fort. 
3,  10;  oitfr.  ü  Rome  seit  wo  Rom  liege  Brt.  I,  p.  3,  ebenso  sied  bei 
Froissart;  it.  siede  la  terra  snlla  marina  Inf.  6,  97;  rivo  o  fönte  siede 
ombrosa  valle  Petr.  canz.  17,  1.  Gerne  verband  es  sich  zumal,  als  ein 
intensiveres  hiUfsverb,  mit  participien:  ut  orbata  filiis  sedeas  Crreg.  Tur. 
ö,  40;  de  hac  causa  ductns  sedeat  Form.  Marc,  i,  38;  besonders  häufig 
in  Spanien:  non  sedeat  dimissnm  sei  nicht  entlassen  Esp.  sagr.  XXXVI^ 
p.  XXVIII  (v.J.  1020);  quod  sedeamus  perjuratos  XL,  411  (v.j.  1032); 
sedeat  excusato  SRos.  i,  54  (v.  j.  1189).  So  denn  auch  aitsp.  seo  bien 
pagado  Bc.  Mil.  816;  en  la  su  merced  seo  Bc.  SDom.  767.  Endlich 
mischte  sich  sedere  entschieden  mit  esse,  es  lieh  ihm  den  imperativ  (86, 
sonst  sey),   das  gerundium,   das  particip.  prät.   (sido,  sonst  seMo),   den 


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I.   ESSO-ESTRIBO.  129 

infinUiv,  vieUeicki  auch  das  präs.  conj.  (sea,  sonst  seya),  auweilen  auch 
das  mperfed  (altpg.  sia  für  era,  SBos.  v.  syha).  Man  halte  dcusu  goth. 
Yisan  wohnen^  bleiben,  sein,  Grimm  IV,  82  L 

Esso  it,  alt  isso,  sp.  ese^  pg,  esse,  pr.  eis,  älter  eps  Bth.,  Pass. 
de  J.  Chr.,  wah  insu,  pronomen,  von  ipse,  ältsp.  essi  von  ips'  hie.  Als 
neutrum  oder  adverbium  verbindet  sich  esso  oft  mit  Partikeln^  tvie  im  it. 
loBghesso,  soyresso,  im  pr.  aneeis  (?),  demanes,  vgl.  lat.  nnne  ipsnm, 
isthttc  ipsnm  Terent.  Ändr.  i,  2,  13,  sp.  ahora  mismo ;  mit  dem  dtschen 
da-selbst  stimmt  das  pr.  aqai  eis  (im  Jaufre  oft)  wörtlich  überein.  Eine 
Bss.  für  lai.  nunc  (auch  perpetuo)  ist  it.  adesso,  altsp.  adiesso,  pr. 
dÜfr.  ades  von  ad  ipsum;  gleichbed.  ältit.  issa  (churw.  assa)  von  ipsa 
sc.  hora  =  altsp.  esora.  JEin  andres  adverb.  kennt  nur  der  nordwesten: 
pr.  epsamen,  eissamen,  dltfr.  esement  Ben.  III,  400,  essement  Carp., 
essiment  Crreg.  441.  443,  s.  v.  a.  lat.  eodem  modo,  pariter,  wofür  dltfr. 
ensement  (mü  eingeschobenem  n)  weit  üblicher,  pr.  ensament  ziemlich 
sdten  ist,  da  es  wohl  nur  im  Jaufre  vorkommt.     Vgl.  auch  des. 

Esto  citit.,  sp.  pg.  este,  pr.  est,  altfr.  ist  (in  den  Eiden),  wal.  ist, 
aist,  pronomen,  von  iste.    Zsgs.  it.  questo,  cotesto  s.  II.  a. 

Estribo  sp.  pg.,  cat.  estreb,  pr.  estrep  Jfr.,  estreup  (estruep  Chx. 
ni,  143),  estrinb,  estrieu,  estriop  GG.,  altfr.  estreu  Ben.,  estrief  PMousk. 
Steigbügel;  dbgel.  sp.  estribera,  pg.  estribeira,  pr.  mit  u  für  i  estru- 
bieira,  fr.  ^trivifere  und  masc.  ^trier  {esge.  aus  ötrivier?).  Bas  ital.  ge- 
biet setst  staffia  an  die  stelle  dieses  wertes.  Estribo  und  estriab,  für  die 
doch  schwerlich  ewei  verschiedene  quellen  aneunehmen  sind,  decken  sich 
fdeht  voUkammen,  da  pr.  u  dem  ^.  b  hinlänglich  antwortet  (vgl.  sp.  es- 
cribo,  pr.  escriu,  escrieu),  b  oder  p  also  nochmals  beigefügt  sein  müßte: 
in  der  form  estrnbieira  ist  einfluß  des  diphthonges  (in)  anzunehmen  und 
es  sdi^int  nicht  nöthig,  strapns  (für  struppus)  zu  hülfe  zu  rufen.  Bie 
franz.  Wörter  zeigen  dagegen  nichts  anomales.  Entschieden  abzulehnen  ist 
Salmasius^  herleitung  (von  6trivi^re)  aus  gr.  dorgaßr]  hölzerner  satiel,  in 
dm  Isid.  glossen  ^tabella,  in  qua  pedes  requiescunf,  also  fußbänkchen,  in- 
dem weder  die  bedeutung  noch  der  tonvocal  passen,  s.  Caseneuve  v.  ^trieu. 
firisch  II,  348  führt  das  rom.  wort  auf  das  nds.  striepe  lederschlinge 
zurück.  Wackemagel  verweist  dagegen  auf  mhd.  stege-reif,  mndd.  sti-reip, 
für  die  bedeutung  genügend  und  auch  der  form  nicht  undersprechend,  wenn 
man  es  in  streep  zusammenzieht;  das  engl,  stirrup  könnte  uns  sogar  das 
pr.  estreup  erklären,  wenn  jene  form  hoch  genug  hinauf  gienge  (ags. 
sdgrap,  stirap).  2!u  dem  sübstcmtiv  gesellt  sich  noch  ein  verbum:  sp.  pg. 
pr.  estribar,  cat.  estrebar  stützen,  sich  stützen  (der  bügel  ist  des  reiters 
stütze),  port.  auch  den  fuß  in  den  bügel  setzen,  altfr.  des-estriver  aus 
dem  hügd  bringen  (del  destre  pi6  Fa  tout  desestriv^  Bdam.  p.  159) ; 
eine  prav.  nebenform  estmbar  knüpft  dieses  verbum  fester  mit  dem  Sub- 
stantiv zusammen.  Bazu  kommt  ein  altsp.  compositum  costribo  stütze, 
eo6tribar  sich  anstrengen.  Merkwürdig  ist,  daß  dieses  costribar  auch  die 
bed.  wm  constipare,  so  wie  sp.  estribar  die  von  stipare  hat  d.  h.  stopfen, 

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130  I.   ESTRO-PACCIA. 

aYifutleni  soUten  sie  mit  eingeschobenem  r  daraus  enistanden  sein?  ÄUm 
ihr  Zusammenhang  mit  estribo  t^  evident;  stipare  kann  sich  eingemengt 
haben.  Entschieden  erinnert  estribar  an  unser  streben,  estribo  heißt  auch 
Strebepfeiler,  aber  die  bed.  bügel  ist  unserm  strebe  fremd.  Wohl  aberpasst 
streben  zu  altfr.  estriver  kämpfen  (mhd.  e.  b,  mit  dem  tievel  streben), 
sbst.  estrif  kämpf  {woraus  bret.  strtf^  engl,  strife),  auch  pr.  estri-s.  Frei- 
lich estrit  im  Leodegar  str.  10  trifft  genau  mit  ahd,  strit  zusammen,  md 
selbst  estriver  konnte  aus  strttan  entstehen.  —  Wir  haben  hier  wieder  ein 
beispiet  von  der  Unsicherheit  etymologischer  kunst  auf  einem  gebiete,  wo 
sich  sinn-  und  knUverwandte  Wörter  berechtigter  sprachen  von  allen  Seiten 
zudrängen^  ohne  daß  es  sich  entscheiden  läßt,  ob  eins  oder  mehrere  der- 
selben an  einem  roman.  producte  theü  haben  mögen.  —  Nicht  verschieden 
von  dem  behandelten  worte  scheint  sp.  estribo,  estribillo  scMufreim,  refräm, 
eigentl.  worauf  man  sich  stützt  wie  auf  den  Stegreif,  worauf  man  stets 
zurückkommt.  Daher  vermuthlich  in  hinsieht  auf  die  poetische  form,  o&sp. 
estribote  (escamios  &  laydos  estribotes  Bc.'SDom.  648),  oitfr.  estri- 
bot,  estrabot  (vers  ne  firent  e  estraboz  ü  out  assez  de  yilains  moz 
s.  Ben.  I,  p,  288\  pr.  estribot  JPO.  p.  324  spottlied.  Vgl.  strambo. 
Estro  it.  sp.  begeisterung;  von  oestms  (olaTQog)  gleichbedeutend. 

F. 

Faccenda  it.,  pg.  pr.  fazenda,  sp.  hacienda,  aitfr.  fetciende  ge- 
schäft;  plur.  des  particips  feciendum.  Span.  porL  bedeutet  es  zumal  Ver- 
waltung der  guter  so  wie  die  verwalteten  guter  selbst,  überhaupt  habe, 
vermögen,  daher  it.  azienda.  Geschäfte  und  landgui  heißt  auch  das  pr. 
SLÜx,  s.  oben  affare. 

Facchino  it.,  sp.  ÜEUiuin,  fr.  faquin  sackträger.  In  dieser  beden- 
tung  fuhrt  Nicot  das  franz.  wort  an,  cÄer  als  ein  aus  Italien  gekommenes. 
Jetzt  heißt  es  wicht,  schelm,  stroh-  oder  hdlzßgur,  wonach  man  rannte, 
mdartl.  (norm.  pic.  berr.  u.  s.  w.)  geputzter  mann,  Stutzer.  Läßt  sich  sein 
früheres  vorkommen  im  franz.  erweisen,  so  ist  vermuthlich  ein  älteres  ndl. 
vant-kin  (reyntken  KU.)  =  neundl.  ventje  junger  bursche  (kerUhen) 
darin  enthalten  und  das  wort  hat  sich  in  detber  bedeutung  (kerl)  ans 
Frankreich  weiter  verbreitet.  Die  herleitung  aus  fascis  kann  natürlich 
nicht  genügen;  eher  wäre  arab.  feqir  arm,  dürftig  Freyt.  HI,  363^  her- 
anzuziehen. Sicil.  facchina  heißt  schenktvirth.  —  [Scheler  unterstützt  die 
obige  vermuthung  noch  durch  hinweisung  oi^manneqain:  tmch  dieses  gieng 
von  der  bed.  männchen  aus  und  gelangte  zur  bed.  holzeme  puppe.] 

Faccia  it.,  wal.  fatze,  jpr.  fassa,  fr.  face,  dsgl.  pr.  fetz,  sp.  hu 
(fecha  aus  dem  ital.),  pg.  fece  geeicht;  von  fecies,  doch  führen  die  vier 
ersten  formen  auf  ein  altrom.  fecia,  das  sich  bereits  in  den  Casseler  glossen 
vorfindet:  fecias  'wangun.  Dieselbe  form  bekennt  auch  das  span.  ds 
Präposition  für  lat.  versus  gebrauchte  häcia  (fecia):  andaba  hacia  (i) 
la  puente  heißt  eigentl  'er  gieng  das  gesiebt  nach  der  brüeke  gewandt", 


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I.  FAGGIO-FALAVESCA.  131 

1^  Mayans  y  Sisear  I,  70.   Zsgs.  pr.  es-fassar,  /r.  effacer  auslöschen^ 
tilgen^  eigenU.  das  ansehn  entstellen^  unkenntlich  machen. 

Faggio  it.,  fiitj  cot.,  fem.  sp.  haya,  pg.pr.  faia  buche,  altfr.  fage 
(f.)  buchenwald;  vom  adj.  fageas,  fagea,  eine  für  verschiedene  namen  der 
b^tme  gewcMte  form.  Aber  auch  das  sbst.  fagus  verlor  sich  nicht:  wai. 
feg,  sie.  fegu,  fiiu,  pr.  chw.  henneg.  fau,  altfr.  fo,  feu  LR.,  lomb.  gen.  fö; 
schon  in  den  Erfurter  glossen  322,  34  gana  romanisch  fau  'arbor  i.  e. 
boc  (buche).  JEüne  abl.  ist  fr.  fonteaa  buche,  früher  wahrscheinlich  fou- 
ean,  wie  noch  pic.  fo-ian  s.  Hecart,  nachher  t  eingeschoben;  fr.  fatne 
buchecker,  aüfr,  lothr.  üäYne,  vom  adj.  faginea,  esge.  fägina,  wie  schon  ifi 
den  SMettst.  glossen  VI,  214  accentuiert  wird;  dafür  it.  fagginola,  sp. 
febaco  {staU  üetguco)  mit  demselben  suffix  wie  in  almendraco  mandel,  cot. 
fisitja  d.  i.  fiagea. 

Fagotto,  fangotto  it.,  pr.fr.  fagot,  sp.  fogote  reisbündd,  reiswelle, 
daher  engl,  foggot,  kymr.  ffagod  (f.).  Auch  ein  blasinstrument  wird  so 
genannt^  wahrscheinlich,  weil  es  sich  in  mehrere  theile  zerlegen  und  wie 
em  reisbündd  jeusammenpacken  läßt.  Fax  fercis  bedeutet  ursprüngl,  ein 
bündd  Späne,  gr.  (pwuXog,  hieraus  fegotto  mit  ansckließung  an  die  nomi- 
natüform  ÜEtc-s  {nicht  an  £ac-em,  ü.  fiace)  und  erweichung  der  kehltenuis 
in  die  media  wie  im  it.  sorgo  aus  sorec-s,  sp.  perdigon  aus  perdic-s, 
pr.  lngor  aus  Inc-s;  wegen  der  cAnlichkeit  mit  einem  bündel  späne  konnte 
der  name  einer  reiswdle  attö  üx  gebildet  werden,  um  so  mehr  als  sie 
gleichfalls  £um  brennen  bestimmt  war.  Das  sp.  fogote  ist  wohl  aus  dem 
frone,  enüehnt  und  dankt  seine  abweichende  form  einer  umdeutung  mit 
faego,  dem  Portugiesen  und  Catdlanen  fehlt  das  wort  gane.  Fax  scheint 
sich  erhalten  au  haben  im  wdl.  hac  reisbündd  {so  ja  auch  nnc  von  nux), 
das  nidit  von  fsLgüB,  wdl.  fiag,  herrühren  kann.  Von  fagus  leiten  andre 
OMch  fegotto,  aber  wäre  daraus  nicht  fr.  fayot  geworden?  wenigstens  haben 
foir  eben  gesehen,  daß  fagus  seine  kehlmedia  nirgends  festhält. 

Faina  it.,  ebenso  mit  radicalefh  a  ccU.  fegina,  neupr.  faguino,  £a- 
hino,  aUfr.fajJie,  mit  radicaiem  ou  neufr.  (ouine,  daher  wohl  sp.  fuina, 
pg.  iiiiiiha,  vgl.  ven.  faina,  foina,  lomb.  piem.  foin  marder.  Nach  Adelung 
vom  dtschen  fehe  ausländischer  marder,  ags.  fäg,  fah  bunt,  gemalt,  glän- 
zend, goth.  fiüh  (Utsteres  von  Grimm  P.  94  gefolgert).  Im  franz.  müßte 
der  stammvocoil  ausgeartet  sein,  fast  wie  in  po^le  aus  patella.  Dagegen 
deutet  Diefenbach  das  wort  mit  berufung  auf  die  catai.  form  und  auf 
unser  'buchmarder  (ms  fagus.  Dieser  deutung  beistimmend  darf  man  sich 
in  bäreff  des  fr.  fou-ine  auf  das  altfr.  fo  {s.  oben  faggio)  berufen.  Selt- 
sam ia  das  ekurw.  fierna,  fiergna.  Von  dem  subst.  kommt  ein  verbum 
genf.  foainer,  henneg.  founier,  lomb.  iognk,  ausspüren^  durchsuchen,  wie 
fr.  fureter  durchstöbern  von  füret  frettchen,  it.  braccare  nachspüren  von 
bnu^eo  Spürhund.  Das  waUon.  vb.  fougni  häU  Grandgagnage  lieber  für 
das  fr.  foailler:  fouine  lautet  hier  faweine. 

Falavesca  it.  (s.  Menage)  flugasche,  pg.  fafsca,  ältsp.  fufsca  funke; 
vb.  pg.  £ai8car  sprühen.    Falavesca  ist  verseiet  aius  favalesea  für  favil- 


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132  I.   FALBALA-PALDA. 

lesca  von  fkvilla  glühende  asche,  mundarü.  e,  &.  verein,  parm.  cremen. 
faliva;  faisca  entstand  vermöge  der  bekannten  abneigung  des  Portugiesen 
vor  1 ;  faisca  steht  wohl  für  foisca,  dies  für  foyisca  fidvisca  (vgl  topo, 
lat  talpa).  Das  ahd.  falawisca  isty  wie  Diefenbach  bemerkt^  romaniseher 
herkunß.  Dasselbe  sufjßx  eeigt  auch  das  synonyme  fr.  flamm^he  von 
flamma. 

Falbalä  it.  sp.  pg.  fr.,  spaw.  auch  farfiEdd,  cremen,  parm.  frambala, 

piem.  farabalä,    henneg.  fabala  gefältelter  besäte  an  weiberröcken,  faihd. 

Unbekannter  herkunft.   Es  ist  kaum  der  erwahnung  werth,  daß  es  Genin, 

Becreat.^  philol  J,  11,   aus  einer  Verlängerung   des  sinnverwandten  sp. 

falda  erklärt. 

Falbo  it,  sp.  feKlt,  pr.  falb,  fr.  fauve  helvus,  gilvus.  Nicht  wohl 
von  flayns,  denn  l  pflegt  die  anlautende  muta  nicht  eu  verlassen;  sicherer 
vom  ahd.  falo,  flectiert  falwer,  dessen  w  im  üai.  eben  sowohl  une  im  nkd. 
falb  zu  b'  werden  konnte.  Falbus  Gl.  Paris,  ed.  HUd.,  üelIwiis  Gl  lAn- 
denbr.,  falvus  ^ulvus,  eivus  color   Papias. 

Falcare,  diffalcare  it.,  sp.  pg.  desfeilcar,  fr.  d^falquer  einen  ab- 
eug  machen  von  einer  summe.  Die  übliche  herleitung  ist  von  &lx,  so  dafi 
es  hieße  absicheln,  was  eu  seiner  bedeutung  übel  pa^t.  Es  ist  vielmehr 
gane  deutsch:  ahd.  üsdgan  berauben,  abziehen,  nach  härterer  ausspräche 
üalcan.  Wäre  das  deutsche  wort  aus  dem  romanischen,  so  lautete  es  M- 
chan,  falachan. 

Falcone  ♦/.,  sp.  halcon,  pg.  falcao,  pr.  fialco,  fr.  faucon,  spätgr. 
q>alKCt)v  (Suidas),  nebst  den  nominativformen  it.  falco,  pr.  falex,  altfr. 
faucs  ein  raübvogel,  ahd.  falcho;  vom  lat.  falco,  erst  bei  Servius  ad  Aen. 
10,  146,  gebildet  von  fidx,  also  eigentl  sichelträger  wegen  der  stark  ge- 
krümmten krallen  des  vogels,  vgl.  falcula  kleine  sidhel,  kralle.  Nach 
Festus  nannte  man  falcones  auch  menschen  mit  eingekrümmter  großer 
gehe,  qaorum  digiti  poUices  in  pedibus  intro  sunt  curvati.  Über  das 
Verhältnis  des  gael.  faolchoD  und  kymr.  gwalch  zum  neulat.  werte  s. 
Diefenbach,  Orig.  europ.  p.  3^.  —  Dem  mittdalter,  weiches  die  beize 
liebte,  lag  es  nahe,  einer  Schußwaffe  oder  einem  wurfgeschütz  den  namen 
eines  stoßvogels  beizulegen,  welcher  name  denn  auch  auf  die  feuerwaffen 
der  neueren  zeit  übergieng,  und  so  heißt  falcone,  felcon,  faacon  {u?oher 
unser  falkaane)  ein  schweres  geschütz,  falconetto,  falconete,  fanconneau 
ein  leichteres,  feldschlange.    Vgl.  unten  moschetto,  sagro,  terzuolo. 

Falda  it.,  sp.  falda,  halda,  pg.  fralda,  pr.  fanda,  altfr.  fände  der 
untere  faltige  theil  eines  kleidungsstücks,  schooß,  säum;  vom  ahd.  Mi,  ags. 
feald  plica,  welcher  bedeutung  sich  das  chw.  üsdda  genauer  anschliefil 
Das  it.  sp.  pg.  wort  bedeutet  auch  die  biegung  oder  den  abhang  eines 
berges  bis  zu  seinem  fuße  d.  h.  den  untern  wie  bei  einem  rock  sich  (mus- 
breitenden  theü  desselben:  es  ist  also  nicht  nothwendig,  ihm  in  diesem 
sinne  das  ahd.  halda,  nhd.  halde  unterzulegen,''  auch  kommt  f  aus  h  vw 
vocalen  im  span.  wenig,  in  der  ital.  Schriftsprache  gar  nicht  vor.  Vb.  dtfr. 
fauderjpKer  Roq.,  von  Mtan. 


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L  FALDISTORIO--FANGO.  133 

Faldistorio  it.  sp.  pg.^  dltfr.  fetadestneil,  nfr.  faateuil  lehnsessel; 
vom  akd.  faltstuol,  weü  er  BusammengefcMen  werden  Iconnte  wie  die  römische 
sdla  curtdis.  Für  fitldistorio  findet  sich  dUsp,  auch  facistor,  facistol, 
das  jetit  kirchenpült  bedeutet,  vermuthlich  von  falz-stnol.  Dahin  auch  it, 
palchistuolo  Wetterdach  (von  palco). 

Fallire  it.,  aJtsp,  altpg.  fallir  falir  {jet^t  fellecer  falecer),  pr.  fr. 
fiüUir  fehlen,  verfeMen,  täuschen,  daher  unser  fehlen,  mhd,  vaelen;  von 
Mere.  Aus  den  starken  formen  des  fr.  faillir,  das  ehedem  im  perf.  und 
im  part.prät.  doppdformig  war,  gestaltete  sich  ein  aweites,  unpersönliches 
veHmm  mit  der  hed.  nötJUg  sein,  präs.  faut,  pf.  fallut,  pari,  fallu,  inf. 
falloir,  altfr.  feldre,  feudre  NFC.  1,  26:  il  me  faut  =  lat.  me  fallit 
es  entgeht  mir,  ist  mir  nöthig.  Aus  fallire  ist  das  subst.  it.  fallo, 
falla,  aitsp.  falla  Sanchez  gloss.,  und  so  pr.  falba,  altfr.  faille,  selbst 
aUit.  &glia  Trucch.  I,  52.  86,  PPS.  I,  48  mangd,  fehler;  freilich  schon 
lat.  bei  Nonius  falla,  fala  /t<r  fallacia,  allein  gegen  diesen  Ursprung  eeugt 
das  erweichte  U  der  franz.  form,  da  dies  regelrecht  nur  vor  oder  nach 
{  aus  lat.  M  entspringt.  Aus  dem  Substantiv  floß  das  vb.  it.  fallare  tau- 
sAe»,  sp.  fedlar.  verläugnen,  chw.  fdlar  fehlschlagen. 

Falö  it.  freudenfeuer,  fr.  falot  laterne;  von  q>av6g  leuchte,  oder  von 
q^Qog  leuchtthurm,  vgl.  piem.  fiirö,  ven.  fanö.  Ac^.  it.  falotico  wunder- 
lich (flackerig?).  Von  q>av6g  ist  auch  ä.  f anale,  sp.  fr.  fanal  schiffs- 
laterne. 

Faltare  ü.,  sp.  pg.  &ltar  mangeln,  fehlen;  daher  sbst.  it.  sp.  pg. 
falta,  fr.  flaute  mangel,  fehler,  und  aus  diesem  subst.  das  sp.  pg.  adj. 
&ko  mangelhaft;  esgs.  it.  dif falta,  pr.  defanta,  altfr.  defaute,  masc. 
nenfr.  d^&nt  s.  v.  a.  falta.  Bas  verbum  ist  ein  rom.  iterativ  von  fiallere, 
also  syncopiert  oti»  fallitare. 

Famiglio  it.,  attsp.  altpg.  famillo,  familio,  churw.  famaigl  diener, 
häsiher;  moviert  aus  familia,  vgl.  sp.  manceba  aus  mancipiom,  worin 
ein  feminin  aus  einem  neutrum  moviert  ward,  Rom.  gramm.  II,  297. 

Fanfa  aUsp.  prahlerei;  it.  fAnfano,  sp.  fanfarron,  fr.  fanfaron 
prahlerisch,  fanfare  trompetenschall;  dsgl.  sp.  farfante,  occ.  farfan- 
taire  großsprecher;  wohl  nur  naturausdrücke. 

Fanfalnca  it.  loderasche,  figürl.  passen,  fr.  fanfreluclie,  äU  fanfe- 
Ine,  flUterhram,  norm,  fanflne  blitzen  vor  den  äugen.  Die  Flor,  glossen 
hoben:  £Eunfialaca  graece,  bnlla  aqnatica  latine  dicitur.  Es  ist  entstellt 
aus  pompholyx,  das  zugleich  Wasserblase  und  hüttenrauch  bedeutet.  Eine 
abkürzung  scheint  maü.  feinfiilla,  com.  fanfola,  sie.  fanfonj  (pl.)  possen; 
eine  noch  stärhere  das  altfr.  falue  Parton.  J,  30;  eine  ableitung  fr.  fre- 
luqaet  geck,  Stutzer,  für  fanfrelnquet. 

Fango  it.  sp.,  pr.  altfr.  fanc,  fem.  lomb.  fanga,  pr.  fanha,  fr. 
&nge,  norm.  &ngae  schlämm.  Vom  goth.  fani  (n.),  gen.  fanjis,  dessen 
i  oder  j  sieh  in  f^nha  phonetisch  ganz  richtig  durch  h  darstellte,  sonst 
aber  sich  zu  g  oder  c  verhärtete,  vgl.  lat.  venio,  it.  vengo,  pr.  veno. 
Die  Bretanen  haben  flEuik  aus  dem  altfranz.,  wenn  auch  Pictet  p.  32  es 


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134  I.   FARDO— FASTEDIO. 

nebst  dem  ir.  fochall  /m  sanshr.  panka  ordnet.  Das  adj.  fangoso,  £an- 
geax,  stimmt  ewßr  buchstäblich  zu  dem  von  Festus  angeführten  ÜEunicosns 
palustris  (von  famex  nach  0.  Müller)^  muß  aber  folgerecht  auf  fango 
zurückgeleitet  werden.     Vgl.  hierzu  Grandgagnage  II,  p.  XXTU. 

Fardo  sp.  pg,  schwerer  pack,  ballen;  sp.  fardillo,  P9'  P^-  ferdel 
bündel,  reisesack,  fr.  £ardeau  last,  bürde;  sp.  farda^  alfarda  kerbe  in 
einem  bcdken,  dsgl,  eine  gewisse  abgäbe,  pg.  farda,  alferda  soldaienrock; 
sp.  {sLTdsLge,  pg.  fardagem,  ü.  fardaggio  soldatengepäck.  Die  nur  im 
Südwesten  heimischen  primüiva  lassen  arah.  Ursprung  vermuthen.  Hier 
heißt  far  d  (far'don)  kerbe  des  pfeils,  gesetzliche  zaJUung,  löhnung  des 
Soldaten,  tuch,  Ueidung  Freyt.  UI,  335*,  und  hierzu  passen  die  bedeu- 
tungen  von  farda.  Weniger  die  von  fardo,  aber  sein  dimin.  fardel  be- 
deutet doch  auch  die  ausstattung  einer  braut  mit  Meidem,  nicht  bloß 
bündd:  sonst  dürfte  man  auch  an  a/rdb.  'hard  impedimentum  GM.  695 
denken. 

Farfalla  ü.  Schmetterling,  auch  figürlich  flattergeist,  woi.  ferfäle  »tö 
letzterer  bedeutung  (aus  dem  itod.?),  bask.  uliferfalla  (ulia  mücke);  pg. 
farfalhas  plur.  metaUschnitzd  vom  prägen,  dsgl.  auf  Schneiderei;  vb.  tt 
sfarfallare  aufschneiden,  wind  machen,  neupr.  esfarfisdhi  ausstreuen 
(fr.  öparpiller).  Aus  papilio  ward  it.  parpaglione  und  vielleicht  durch 
einfluß  des  ahd.  fi&Itra  (Schmetterling)  farfaglione,  farfalla.  Übrigens 
trifft  man  farfall  auch  im  schwedischen.  MSnage's  erklärung  aus  gr.  ipaHt] 
(tj  TteTio/aevrj  xpvxi]  Hesych.),  durch  reduplication  fafeUa  ferfidla,  setzt 
einen  Vorgang  voraus,  den  nur  franz.  mundarten  {henneg.  b6b6te  von  bSte) 
kennen.  Anzumerken  ist  noch  comask.  farfdtola  in  der  bemerkten  figür- 
lichen bed.  flattergeist,  sard.  parabatula,  barabatula  in  der  eigenüichen. 
Etymologisch  zu  trennen  von  farfalla  ist  churw.  fafarinna  d.  i.  lat.  £ac 
farinam  mach'  mehl:  der  Schmetterling  wird  miüler  genannt,  weil  er  be- 
stäubt ist;  auch  bei  uns  nennen  ihn  die  kinder  miäler  mahler.  Damit 
trifft  der  sardische  ausdruck  faghe-farina  zusammen. 

Farfogliare  neap.,  lomb.  farfojä,  sp.  farfallar,  henneg.  farfoulier 
stottern;  von  ähnlicher  bedetUung  arab.  farfara  vid  und  verworren  reden 
Freyt.  III,  339K 

Farsa  U.  sp.pg.  aus  dem  fr.  farce  dramatische posse,  ursprünglich, 
wie  noch  im  franz.,  füllsd,  daher  nach  der  ansieht  der  franz.  litterär- 
historiker  ein  gemenge  von  allerhand  gegenständen;  vom  part.  farsus  aus- 
gestopft, wifher  auch  it.  farsetto  wams  d.  h.  etwas  ausgestopftes.  Daß 
die  begriffe  des  lat.  satira  densdben  gang  genommen,  erinnert  Wacker- 
nagel. Von  farsa  ist  wohl  auch  pg.  disfarzar,  sp.  disfrazar  (cot.  dis- 
fressar!)  verkleiden,  maskieren,  wie  in  den  Schauspielen. 

Fascio  it.,  sp.  faxo  und  als  zweite  form  haz,  pg.  feixe,  fr.  faix 
bund,  bürde;  von  fascis.  Ab  gel.  it.  fastello  (für  fascettello),  fr.  fais- 
ceau  bündd;  it.  fascina,  sp.  faxina,  hacina  u.  s.  w.  reisbündd;  vb.  pr. 
affaissar,  fr.  affaisser  niederdrücken. 

Fastidio  it.,  sp.  fastio,  hastfo,  jenes  auch  pg.,  cot.  fastig,  pr.  fastig. 


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I.  FATA-FELCE.  135 

fiistic,  Ciisti^  aUfr.  fasti  Roq.  Überdruß,  widertvüle,  von  fastidium;  daher 
vb,  it.  fastidiare,  altsp.  hastiar,  pr.  fastigar,  fasticar,  fr.  fascher, 
ficher  überdi-uß  machen,  ärgern;  adj.  ü.  fastidioso,  altsp.  hastioso/ 
cai.  pr,  ÜEtstigos,  fr.  f&cheax,  tat.  fastidiosus.  Auffallend  ist  in  dnigen 
sprächen  der  ungesetzliche  übertritt  des  lat.  di  oder  dj  in  gutturales  g 
oder  e,  der  sich  kaum  anders  als  aus  einer  ableitung  £ast-icare  erUären 
lassen  möchte. 

Fata  it.,  sp.  fiada,  hada,  pg.  pr.  fada,  fr.  fte,  dauphin.  faye,  mhd. 
feie,  feine  ein  dämonisches  schicJcsalbestimmendes  wesen;  vb.  it.  fatare, 
sp.  hadar,  pr.  fadar,  altfr.  ffer,  faer,  mhd.  feinen  verhängen,  bezaubern, 
fest  machen  (dex  Ta  fa^  gott  hat  ihn  fest,  unverwundbar  gemacht  DMce. 
p.  121,  26);  vom  lat.  tstk  für  parca,  schon  auf  einer  münze  Diocletians, 
vgl  auch  fatis  für  diis  manibus  auf  einer  inschrift  ohne  datum  Grut. 
869,  11.  Es  ist  aus  £atnm  moviert  gleich  dem  masc.  fatns  bei  Petronius, 
wiewohl  auch  die  herleitung  des  rom.  Wortes  aus  fatua  Wahrsagerin  Mar- 
(Aon.  Cap.  nicht  regelwidrig  wäre.  Andre  deutungen  erwähnt  Müller, 
Mhd.  wb.  UI,  289. 

Fattizio  it.  ff.  durch  hunst  hervorgebracht,  lat.  facticius;  sbst.  sp. 
hechizo,  pg.  feiti^  Zauberei,  une  ahd.  zoubar  von  zoawan  machen 
(Grimm,  Myth.  p.  985);  daher  sp.  hechicero,  pg.  feiticeiro  zaüberer, 
ü.  fiittncchiero.  Auch  iactara  gieng  auf  diese  bedeutung  ein:  it.  fattnra, 
pr.  iaitara:  vb.  it.  fatturare,  pr.  faitnrar;  sbst.  pr.  fachnrier,  dauph.  fai- 
turier.  JProv.  faitilha  bezauberung  muß  gleichfalls,  aus  facere  abge- 
leUä  sein. 

FaYola  it.,  fr.  fiable,  pr.  fanla  mährchen,  sp.  £abla,  habla,  pg.  falla 
rede,  von  fabala;  it.  favella  spräche,  von  fobella,  masc.  sard.  fueddu 
rede,  wort;  dimin.  fr.  fabliaa,  altfr.  pr.  fablel  kleine  erzäMung;  vb.  it. 
farolare,  fayellare,  sp.  hablar  {woher  seit  dem  16.  jh.  fr.  habler  mit 
osp.  h),  pg.  fallar  und  so  pr.  £ayelar,  fanlar,  altfr.  fabler  erzählen,  reden, 
wai.  hebl^  plauderr^  von  üabulari,  miat.  fabellari  Gl.  Faris.  cd  Hildebr. 
Bie  üd.  nd>enform  fola  ist  =  pr.  faala;  fiaba  =  cdtfr.  flabe,  mit  ver- 
setztem L 

Fdgato  it.,  sp.  hfgado,  pg.  flgado,  pr.  fetge,  fr.  foie  (m.)  leber; 
vom  niUxt.  ficatam  sc.  jeenr,  eigentlich  die  mit  feigen  gemästete  gänseleber 
(pingnibns  et  ficis  pastnm  jecur  aüseris  albi  Horat.  sat.  2,  8,  88),  dem- 
nächst hher  überhaupt,  vgl.  ngr.  aixoTi  atis  avxwTdv  fjnaQ.  Die  ausspräche 
&atam  mag  früh  aufgekommen  sein,  da  sie  gemeinromanisch  ist,  die 
Cassder  glossen  bringen  bef^eits  figido,  worin  die  zweite  silbe,  da  sie  & 
mitA  tauschen  konnte,  unbetont  gewesen  sein  muß.  Nur  der  Sarde  spricht 
figan,  der  Venezianer  figi,  der  WaJache  ficdt.  Durch  Umstellung  entstand 
das  hmb.  fidegh  aus  fighed,  letzteres  dem  erwähnten  figido  ganz  nahe 
stehend. 

Felce  it.,  sp.  helecho,  fr.  fougfere  farrenkraut;  das  erste  {nebst 
dem  occ.  feonze)  von  filix,  das  zweite  von  filictnm,  das  dritte  (für  feag^re) 
von  dem  unlat.  filicaria. 


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136  I.  FELLO— FELTRO. 

Fello  it.,  pr.  aitfr.  fei  grausam,  gotäos;  ü.  fellone  großer  hose- 
toicJU,   (ütsp,  felon,  feilon  Bc,  s.  v.  a.  ü,  fello,  fr.  f§lon  auch  meineidig^ 
rebellisch;  it  altsp.  fei  Ion  ia,  pr.  felnia,  feania  ruchlosigkeü,  fr.  fflonie 
Verletzung   der   vassaUenpflicht,   lehensfrevel,  und  so   auch   nsp.  felonia. 
Mlat.  felo  im  9.  jh. :   non  tibi  sit  curae,   rex,  quae  tibi  refernnt  illi  fe- 
lones  atque  ignobiles  (Jap.  Cor.  C.    Man  leitet  das  wort  wohl  vom  hxL 
fei,   adjedivisch  gebraucht^   so  daß  es  gallicht,   Bomig  bedeutete   (vgl.  pr. 
fin  e  lial  e  senes  fei  treu,    redlich  und  ohne  gaUe  M.  I,  p.  212*),  aber 
es  verschmäht  überall   den  grammatisch  wohlbegründeten  im  it  fiele,  sp. 
hiel,  fr.  fiel  vorliegenden  diphthong.    Das  vorhandene  adj.  fellens  würde 
nur  zur  prov.  form  felh  stimmen.    Eine  neue  bildung  fello  fellonis  wäre 
ungewöhnlich   und  ergäbe  schwerlich  ein  it.  fello,   denn  solche  nommativ' 
formen  scheinen  nur  aus  vorhandenen   lat.  Wörtern  herzustammen  (ladro, 
ladrone).  Dagegen  sieht  Hickes  seinen  Ursprung  in  dem  bei  Sommer  ver- 
zeichneten ags.  feil  böse,  grausam,  engl,  feil  =  ncU.  fei.    Sehen  wir  aber 
von  diesem  in  den  quellen  nicht  vorkommenden  ags.  worte  ab,  dessen  deutsch- 
heit  noch  dahin  steht,  so  bietet  sich  uns  das  ahd.  vb.  fillan:  davon  ist  ein 
sbst.  fillo  geisseler,  schinder  (und  die  grundbedeutung  von  fello  ist  ^grau- 
sam, unbarmherzig*)  anzunehmen,  dem  sowohl  fello  une  fellone  gemäß  isL 
Das  offne  ital.  e  hindert  nicht,  es  ist  auch  in  völlo  von  lat.  villus.  Diese 
etymologie  wird  noch  durch  eine  Wahrnehmung  an  dem  rom.  worte  umder- 
stützt.    Die  ursprüngliche  dedination  im  prov.  und  dUfranz.  ist  nom.  sg. 
fei  (fels),  acc.  felon  (so  durchaus  in  der  Fassion  Christi  und  im  Leodegar), 
der  nom.  felon  ist  selten  und  eine  spätere  verirrung.    Äüe  ableitungen, 
selbst  das  fem.  felona  (fella  ist  unbekannt)  fließen  aus  dem  casus  cbliquus. 
Das  wort  verlangt  also  ein  etymon,   dessen  accus,  die  endung  on  zeigt, 
d.  h.  ein  thema  felon,   und   dies  gewährt  das  deutsche  fillo,   acc.  fiUon, 
fiUon.    —   [  Was  sich  allein  gegen  diese  deutung  einwenden  läßt,   ist  daß 
sie  auf  ein  nur  vorausgesetztes,  wenn  auch  mit  grund  vorausgesetztes  wori 
gebaut  ist.   Aber  die  queUensprachen  verweigern  ein  besseres.  Man  kömite 
noch  an  kymr.  flfell  (verschlagen,  weise)   denken,    wäre  dessen  bedeuiung 
passender  und  ließe  sich  die  prov.  dedination  damit  in  eifüdang  bringer^ 

Felpa  it.  sp.  pg.  eine  art  plüsch,  pelzsammet,  dtsch.  felbel,  schwed. 
fälp ;  ein  fr.  feulpier  verzeichnd  Roquefort  und  erklärt  es  mit  fripier, 
auch  sagt  man  bürg,  poil  feulpln  milchhaar.  Ferrari  hält  das  itd.  wort 
für  deutsch,  Äddung  das  deutsche  für  ital.,  aber  aus  lateinischem  Stoffe 
ist  es  sichtbarlich  nicht  gebildet.  Bair.  felber  (m.^  t^^  zugleich  der  name 
der  Salweide,  ahd.  felwa:  sollte  man  den  stoff  nach  diesem  bäume  wegen 
seiner  wollichten  oder  filzigen  blätter  benannt  haben?  Aber  die  vermuthung 
ist  gewagt,  da  es  an  ähnlichen  Übertragungen  fehlt.  Zu  merken  sind 
noch  einige  formen:  it.  pelpa  (bei  Veneroni),  sie.  felba,  sard.  cot.  pelfii. 
Im  attport.  heißt  falifa  schafpdz. 

Feltro  it.,  sp.  fiejtro,  pr.  fr.  feutre,  nUat.  filtrum,  feltrum,  L.Baiw., 
mittdgr.  dfpiXsTQov  dichtes  gewd>e  von  haaren;  vb.  it.  feit  rare,  sp.  fil- 
trar,  fr.  filtrer  durchsähen;  vom  ahd.  filz,   ags.  feit,   mit  angefügtem  r, 


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L   FEKLINO-FIANCO.  137 

toas  hinter  t  nicht  sdten  varkammty  Born,  gramm.  7,  344.  361,  451.  Es 
ffüd  ein  äUfr.  verbum  fautrer  prügeln:  batre  et  fautrer;  povres  clers 
est  &ntr^  quant  du  portier  est  encontr^,  s.  CarpenHer,  der  es  aber 
unrichtig  übersäet.  Dieses  wort,  für  welches  Gachet  ein  fnlat.  falcastrare 
mtfstfiltj  verhält  sieh  bwihstäblich  d>enso  zu  filzen  wie  fautre  (denn  auch 
diese  form  ist  vorhanden)  eu  filz,  fiUfen  aber  heifit  walken  d.  i.  stampfen, 
sMagen. 

Ferlino  it.,  altsp.  ferlin,  dltfr.  ferling  ferlin  eine  münee,  viertel- 
denar;  vom  ags.  feordhling. 

Feluca  ä.,  sp.  feiluca,  pg.  falua,  fr.  ffelouque  kleines  ruderschiff; 
noA  Engelmann  und  andern  orientdtisten  vom  arab.  folk  schiff,  dies  votn 
vb.  ÜEÜaka  rund  sein  Freyt.  III,  373",  nach  Doey  vielmehr  vom  arab. 
hanika  kleines  see-  oder  flufisehiff: 

Ferrana  ü.,  pg.  ferraa,  sp.  herren  (f.)  mengfutter;  von  farrago, 
it.  auch  forraggine^  pg.  farragem. 

Fetta  it.  schnitte,  fettuccia  schnittchen,  bändchen,  altsp.  fita  band 
Siha  ed.  Grimm  p.  252,  so  auch  port.  Herkunft  aus  vitta  (binde)  ist  bei 
der  säinen  vertauschung  des  anlautes  v  mit  (wenig  wahrscheinlich:  dieses 
wort  zeugt  it.  vetta,  sp.  pr.  yeta.  Ein  passenderes  etymon  scheint  ahd. 
fiza  band,  faden,  womit  auch  tihd.  fetzen  {chw.  fetza)  jmsammenhängen 
mag.  Man  sehe  Weigand,  Syn.  wb.  I,  276,  Diefenbach,  Goth.  wb.  I,  373. 

Fiacco  it.,  sp.  flaco,  pg.  fraco,  pr.  dltfr.  flac,  flaque  matt,  schwaSi; 
vb.  fiaccare  matt  machen,  brechen;  von  flaceus  schlaff.  Aber  das  neufr. 
fUsqae  kann,  genau  erwogen,  nicht  unmittelbar  at^  flaceus  gebildet  sein, 
und  da  Umstellung  aus  ahd.  sclaf  fUr  die  franz.  spräche  zu  stark  wäre 
{in  der  span.  könnte  man  sie  zugeben),  so  wird  es  wohl  aus  flaccidas  ge- 
sprochen  flaxidus,  umgestellt  flasquidus  {vgl.  laxus  läsqae  lache)  ent- 
standen sein,  wenn  auch  d  in  dem  suffix  idus  nicht  leicht  schwindet.  Zu 
fiasqnidas  summt  auch  lothr.  fi&che  und  comask.  fiasch  weichlich. 

Fi&ccola  ü.,  sp.  hacha  {daher  henneg.  hache,  hace),  pg.  facha, 
pr.  faihsL,  eitfr.  fiiille  LB.  fackel;  von  facula,  dies  von  fax.  Über  das 
eingesduMete  i  =  1  in  fiaccola  s.  Bom.  gratnm.  7,  305.  Fada  fiir  fax 
rügt  ein  grammatiker  App.  ad  Prob.  p.  445,  es  kam  also  vor. 

Fiadone  it.  honigwabe,  pr.  flaazon  (flazon?),  sp.  flaon,  fr.  flan 
zsgz.  aus  dem  alten  flaon,  engl,  flawn,  platter  kuchen,  auch  münzplatte. 
Ein  ältbezeugtes  wort,  da  bereits  Venant.  Fort,  flado  gebraucht,  wofür 
<mdre  flato  schreiben.  Dasselbe  wort  ist  ahd.  flado  und  fem.  flada  (über- 
setzt  durch  laganum,  placenta,  torta,  libum,  favus),  ndl.  vlade  (f.),  eigentl. 
etwas  flaches,  gr.  nXarvg,  was  im  deutschen  auch  mit  platz  ausgedrückt 
wird. 

Fiama  piem.,  sp.  fleme  (m.),  pr.  flecme,  fr.  flamme  (f.),  engl,  fleam, 
flam  dn  werkziug  zum  aderlassen,  Schnepper;  vom  gleichbed.  Phlebotomus 
(in  die  ader  schneidend),  woher  auch  ahd.  fliedimä,  mhd.  verkürzt  fliede, 
nhd.  fliete.    Im  pr.  flecme  rührt  c  aus  t  her. 

Fiaaco  ü.,  pr.  fr.  flaue  der  weiche  theü  unter  den  rippen,   die 


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138  I.    FIASCO. 

Seite,  ^.  flanco  müitärischer  ausdrmk  aus  dem  franjs.    Wir  nennen  diesm 
theil  des  Jcörpers  weiche,  mhd.  kiefi  er  krenke  von  kranc  d.  h,  schwadk 
Es  wäre  also   von  Seiten  des  hegriffes  nichts  dagegen  zu  erinnern^  wem 
man  sich  das  wort  aus  flaccus  weich,   schwach  (so  heißt  es  im  roman.) 
entstanden  dächte^  wobei  n,  wie  öfter  vor  kehllauten  {it.  fangotto,  pr.  en- 
gual,  fr.  ancolie,  jonglear)    eingeschoben    sein  müßte.     Dagegen  weist 
Wächter  auf  das  gleichbed.  ahd.  lancha,   woraus,   wenn  man  die  f&m 
hlanca  Hattemer  I,  299^  unierlegt,  durch  übertritt  des  h  in  das  verwandte 
f  der  anlaut  fl  entstehen  konnte.  In  diesem  fälle  kann  das  wort  nicht  von 
Frankreich  ausgegangen  sein,  wo  der  deutsche  anlaut  h,  namenÜich  in  den 
Verbindungen  hn,  hr,  sich  erhielt,  nur  das  altn.  hr  sich  in  einer  spateren 
Sprachperiode  au  fr  gestaltete.   In  Italien  härtete  sich  anlautendes  h  eimgt- 
mal  zu  g  (s.  gufo  U,  a),  auch  macht  Wackemagel  zur  Unterstützung  der 
letzteren  etymologie  (Haupts  Zeitschr.  U,  656,  vgl.  Grimm  das.  VII,  470) 
den  ital,  namen  Fiovo  aus  Chlodoveus   (chl  fränk.  für  hl)   geltend,  der 
in  den  Bedli  di  Francia  vorkommt,  nimmt  aber  an,  die  Verwandlung  sei 
nicht  eben  durch  die  Romanen,   sondern   durch  die  Deutschen   selbst  ge- 
schehen.   Indessen  liegt  noch  eine  nicht  zu  übersehende  Schwierigkeit  für 
diese  etymologie  im  genus,   da  fast  ohne  irgend  eine  ausnähme  (it.  solcio 
aus  sulza)  die  in  großer  zahl  eingeführten  deutschen  feminina  auf  a  ihr 
genus  und  ihren  endvocal  [fr.  e)  im  rofnan.  behaupten.     Überdies  ist  tu 
hRtnca  das  anlautende  h  zicar  gesetzlich,  aber  in  den  ältesten  denkmaiem 
schon  geschumnden,  und  für  flanca  gibt  es  nirgends  ein  zeugnis.    und  so 
scheint  die  entstehung  von  fianco  aus  lateinischem  dement,   wenn  auch 
nicht  ganz  gesichert,  doch  voller  beachtung  werth. 

Fiasco  it.,  sp.  flasco,  frasco,  pg.  frasco,  fem.  it.  fiasca,  dl^r. 
Hasche,  nfr.  nur  flacon  für  flascon,  ein  gefäß,  auch  in  germ.  tmd  ceU. 
sprachen  heimisch,  dsgl.  serb.  ploska,  wai.  plosc^,  ungr.  palatzk,  UA. 
pleczca,  mhd,  plasche  neben  vlasche.  Die  weite  Verbreitung  dieses  wortts 
erschwert  die  erforschung  seiner  herkunft.  Im  mlatein  tritt  es  sehr  frühe 
auf:  duo  lignea  vascala,  quae  vulgo  flascones  vocantur  Oreg.  M.  DiaL 
2,  18;  flascae  pro  vehendis  ac  recondendis  phialis  primum  fetctae  sunt, 
postea  in  asum  yini  transierunt  Isidor.  20,  6,  2.  Nach  dem  letzierm 
Zeugnisse  käme  es  von  phiala,  man  sieht  aber  leicht,  daß  der  ursprüngliche 
gebrauch  der  sache  erst  aus  dieser  etymologie  herausgedeutet  worden  ist. 
Die  Isid.  glossen  geben,  wie  es  scheint,  eine  andre  form  desselben  wertes: 
pilasca  'vas  vinarium  ex  corio\  bei  Joh.  de  Janua  pilasca  ^vas  vinarium 
corio  piloso  opertum\  also  von  pilus,  cAer  flasca  ist  alter  als  pilasca. 
Nach  form  und  inhalt  unverwerflich,  mithin  ziemlich  gesichert,  ist  folgende 
nicht  eben  neue  aber  besser  begründete  herleitung  aus  dem  lateinischen. 
Wie  durch  Umstellung  des  I  ital.  fiaba  (für  flaba)  aus  fabula,  pioppo  cm 
populus,  sp.  bloca  aus  baccula,  blago  aus  baculus,  pr.  floronc  aus  foron- 
culus  geformt  wurden,  ebenso  fiasco  aus  vasculum  mit  einer  härtung  des 
V  zu  {,  die  hier  nicht  ausbleiben  kontUe  {vgl.  parafredus  für  paravredas) 
und  selbst  vor  voccden  zuweilen  eintritt   (via  /,  biffera  //.  a,  he  U.  b). 


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I.   FICCARE-FILA.  139 

Vascalnm  erschöpft  aUe  bedeutungen  des  rom.  oder  ceU.  wortes,  es  ist  ge- 
ßß  im  weitesten  sinne,  von  fnetall  oder  höh,  auch  bienenkorb.  also  nicht 
eben  diminutiven  sinnes.  Selbst  das  schwanken  im  genus  verdient  beach- 
(tmg,  da  dies  den  ursprünglichen  neutris  besonders  eigen  ist.  Daß  Gregor 
und  ebenso  die  Keron.  glossen  flaseo  mit  yascalam  übersetzen,  trifft  eu 
ohne  iu  beweisen.  Nach  Grävius  kannten  die  Isid.  glossen  bereits  jene 
Verwandlung  des  y  in  t,  allein  ob  daselbst  das  mit  discum  übersetzte  fas- 
ctdam  unser  wort  sei,  steht  noch  dahin.  Ins  deutsche  ward  es  sehr  früh 
eingeführt,  schon  die  Cass.  glossen  übersetzen  das  rom.  paticla  mit  flasca. 

Ficcare  it.,  aUsp.  pg.  pr.  ficar,  fr,  ficher,  mit  eingeschobenem  n 
dltsp.  pg.  fincar,  neusp.  hincar  eintreiben,  eiriheften,  refl.  it.  ficcarsi,  sp. 
finearse  auf  etwas  bestehen;  esgs.  U.  af ficcare,  pr,  aficar,  fr.  afficher 
anheften,  dUsp.  ahincar  drängen.  Form  und  begriff  zeigen  auf  figere 
und  affigere,  und  doch  ist  unmittelbare  entstehung  daraus  oder  aus  fixas 
grammatisch  unmöglich.  Der  Römer  leitete  mit  dem  sufßxe  ic  verba  aus 
miis,  fodicare  aus  fodere,  vellicare  aus  vellere,  der  Romane  that  das- 
sdbe,  lid>er  zwar  bei  verbis  erster  conj.,  aber  doch  auch  zweiter  und  dritter: 
gemicare,  volricare  {altsp.  volcar),  pendicare,  sorbicare.  Dürfte  man 
darum  in  ficcare  nicht  eine  form  figicare  vermuthen  urspr,  mit  diminu- 
tivem oder  frequeniativem  sinne?  Seltsam  stimmt  das  schwed.  reflexiv 
fikas  w  seiner  bedeutung  zum  ronian.  ficcarsi:  ist  ein  historischer  Zusam- 
menhang zwischen  beiden  anzunehmen?  Das  mhd.  ficken  (heften)  nebst 
unserm  ficke  (tasche)  ist  aus  dem  roman,,  s.  Weigand  s,  v.,  so  auch  das 
nmdl.  fiecken  figere.  Die  Picarden  haben  ein  vb.  hinquer  sich  bestreben 
(h  asp.)  vermuthli^A  aus  dem  genannten  sp.  hincar. 

Fiera  it.,  sp,  feria,  pg.  pr.  feira,  fr.  foire  Jahrmarkt;  von  feria 
am  feriae  feier-  oder  festzeit,  weil  die  Jahrmärkte  an  kirchlichen  feier- 
tagen  gehalten  wurden,  wo  das  landvolk  die  stadt  zu  besuchen  pflegt. 
Ebenso  knüpß  sich  das  deutsche  messe  an  die  kirchenfeier.  Aus  forum 
Aötte  nicht  einmal  das  fr,  foire  werden  können,  das  schlechthin  aw/"  feira, 
feria  zurückdeutet. 

Fievole  üy  sp.  pr.  fehle,  pg.  fehre,  fr.  foihle,  alt  floihle  LJ.öOS" 
und  floihe,  sdnvach,  matt,  chw.  fleivels;  von  flehilis  kläglich,  mit  eupho- 
nischer tügung  des  ersten  oder  zweiten  \.  Vergleichung  gewährt  von  Seiten 
^  ff^griffes  ß.  b.  unser  schwach  1)  flebilis,  miscr,  2)  debilis,  s.  Schmeller 
III,  528;  oder,  wie  Wackemagel  hiezu  erinnert,  unser  wenig  1)  flebilis, 
2)  panms,  paucus. 

Fila  it.sp.  pg.  pr.,  file  fr.  reihe,  ursprüngl.  schnür,  von  filum  faden, 
das  feminin  fila  im  älteren  miatein:  habent  breves  filas.  Vb,  fr.  filer 
wirf  d^filer  in  einer  reihe  hinter  einander  gehen,  daher  sbst.  d6fil6  enger 
weg.  Auch  it.  sp.  filo,  fr.  fil  schärfe  oder  schneide  einer  waffe  gehört 
hiAer  und  heißt  eigentlich  die  feine  linie  oder  kante  der  klinge;  vb.  it, 
affilare  schärfen,  auch  reizen  (wie  acaere),  afilar  sp,  in  der  ersten,  pg. 
in  der  zweiten  bed,;  pg,  enfiar  einfädeln,  durchbohren  (wie  der  faden 
die  nadd),  metaph.  erschrecken,  bleich  machen. 


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140  I.  FILIPENDULA-FIO. 

Filipendula  it.  sp.  pg,,  filipeüdule /r.  rother  Steinbrech;  soge- 
nannt weil  an  den  fadenartigen  würeelchen  dieser  pflanee  vide  inoBai 
hangen. 

Finanza  it.  quüttmg,  fr.  finance  geldsumme^  die  man  dem  hömg 
für  den  genufi  einer  pfrUnde  u.  dgl.  bezahlt,  plur,  finanze,  finances  staaiS' 
einhünfte,  daher  sp.  finanzas  vrlt.  (SecJcendorf).  Prov,  aitfr.  fin  heilet  enie^ 
friedej  abschluß  einer  sache,  reXog;  spedell  wird  es  von  der  beUegimg 
eines  rechtsstreites  gebraucht^  gewöhnlich  wenn  dies  vermittelst  eMmg 
einer  summe  geschieht,  nüat.  finis  *findlis  concordia,  amic(ünlis  compositio\ 
finem  facere  (faire  fin)  'componere  de  lue  vel  de  crimine  DC,  engl,  fine 
gddbuße  für  eine  beleidigung,  s.  JE.  Hlüller  /,  378.  Entsprechend  heifit 
das  vb.  finar,  finer,  finire  eine  vertragsmäßige  summe  entrichten.  Diese 
summe  ist  eigentlich  la  finance,  wiewohl  jede  summe  so  genannt  werden 
konnte,  denn  schon  das  dUfr.  fin  war  dieser  letjsteren  bedeutung  fähig, 
beispiele  Gachet  p.  212''.  Mlat.  financia  ist  überhaupt  praestatio  pecu- 
niaria,  vgl.  pr.  demandar  de  un  presonier  finansa  d'aur  e  d'argen  LR 
III,  333,  dtengl.  finaance  =  neuengl.  fine.  Erst  in  späterer  zeit  wari 
es  auf  die  gegenwärtige  bedeutung  eingeschränkt. 

Fino  it.  sp,  pg.,  in  ersterer  spräche  auch  fine,  pr.  fr.  fin  adj.,  daher 
mhd.  fin,  nhd.  fein,  ahd.  finliho  (10.  jh.).  Die  grundbedeutung  ist  'voU- 
kommen,  acht,  lauter :  pr.  fin  aar,  fin'  amor,  fina  vertatz,  altfr.  de  fine 
ire  aus  lauter  eom  Ren.  I,  p.  91.  Es  ist  kaum  su  eweifdn,  daß  dieses 
weitverbreitete  wort  abgekürzt  sei  aus  finitus  vollendet,  vollkommen.  So 
kürzte  sich  pr.  clin  aus  clinatus,  sp.  cuerdo  at4S  cordatus,  ü.  manso  am 
mansnetus,  und  was  die  bedeutung  anlangt,  so  heißt  sp.  aeabado,  pr.  aca- 
h^iil)  beendigt,  2)  vorzüglich,  vollkommen  (proeza acabada  Chx. IV,  153)^ 
ebenso  verhält  sich  lat.  perfectus,  gr.  rihing.  —  [Hiezu  verweist  Gachä 
212"  noch  auf  die  stelle  im  Gormond:  vo8  estes  en  dol  tut  fin6  ganz 
vollkommen,  vollendet.] 

Finocchio  it.,  sp.  hinojo,  pg.  fancho,  pr.  fenolh,  cot.  fonoU,  fr. 
fenouil  fenchel;  von  foenicuium,  mlat.  feuuclum  z.  b.  Hattemer  1,  293*. 
Zu  bemerken  ist  pg.  funcho  wegen  des  verlegten  accentes,  worin  es  zufaüig 
mit  dem  deutschen  worte  zusammentrifft. 

Fio  it.,  pr.  aJtcat.  feu  (dc^er  cdtpg.  feu  SBos.),  fr.  fief  (aus  dem 
alten  fieu)  lehngut,  lehnzins;  vb.  fr.  fieffer  (aus  dem  alten  fiever),  pr. 
affeuar  zu  lehen  geben.  Unmittelbar  stimmen  die  roman.  Wörter  zum 
longob.  fiu  in  faderfiu-m  väterliches  gut,  ahd.  fihu,  fehu  vieh,  goth.  fitihu 
vermögen,  altfries.  fia  mit  beiden  bedd.  vieh  und  vermögen :  h  fid  aus, 
kurzes  e  in  fehu  ward  diphthongiert  (ebenso  pr.  mieu  aus  lat.  mens)  imd 
pr.  u  franz.  in  f  consonantiert  (fr.  juif  aus  pr.  judeu),  welches  f  auch 
inlautend  in  fieffer  seine  stelle  behauptete  (vgl.  ensuifer  neben  ensuiver). 
Im  sicil.  fegu  stellte  sich  h  als  g  dar,  und  dies  ist  der  üblichere  fall,  s.  Born, 
gramm.  I,  320.  —  Aus  feu  ist  ein  hochwichtiges  wort  des  mitteHaieins, 
das  etwa  im  9.  jh.  auftretende  feu  dum,  feodum,  erwachsen:  um  nämtiA 
nicht  feu-am  sprechen  zu  müssen  (denn  man  rechnete,  wie  zumal  die  prov. 


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L  FIONDA-FLAUTO.  141 

imd  frone,  form  beweist,  u  jsum  stamme),  schob  man  ein  euphonisches  d 
daswischen,  ein  auch  in  andern  Wörtern,  e.  b.  im  it.  ladico  für  laYco  oder 
in  dem  ganz  analogen  chiodo  für  chio-o  (lai.  clav-us  clau-us)  vorJcom- 
mendes  hiaiustügendes  mittel.  ProvemoA.  Urkunden  setzen  dafür  gradeeu 
feum,  ß.  b.  allode,  quod  Grimaldas  habet  a  feo  MabiU.  Dipl:  p.  572 
(v,  j.  960).  Hiernach  ist  feu-d-um  romanische  umprägung  eines  deut- 
schen Wortes  und  vermögen  sein  grundbegriff,  der  strenge  juristische  sinn 
trat  spater  himsu.  Eine  gana  abweichende  deutung  von  feod,  aus  dem 
goth.  thiuth  aya&ov  (sbst.  das  gtU),  gibt  Wackernagel  in  Haupts  Ztschr. 
n,  557  und  abh.  über  die  spräche  der  Burgunden  24. 

Fionda  ü.,  pr.  fronda,  fr.  fronde  Schleuder;  von  funda  {auch  it. 
fonda,  aUfr.  fonde),  entweder  1  (=  ü.  i)  oder  r  eingeschoben,  ersteres 
auch  im  occU.  flonndo. 

Fioretto  it.,  sp.  florete,  fr.  fleuret  rapier;  so  genannt  von  dem 
hwpfchen  an  der  spitze^  das  einer  blume  ahnlich  sah. 

Fiorino  it.,  sp.  florin,  fr.  florin,  ursprüngl.  eine  florentinische  gold- 
müHse  mit  dem  zeichen  der  lüie,  von  fiore  blume.  Das  gleichbed.  altpg. 
frolen^  ßr  floren^  SRos.  7,  482  sucht  den  namen  der  Stadt  auseu- 
drücken. 

Fiotta,  frotta  it.y  sp.  flota,  pg.  frota,  aUfr.  flöte,  masc.  it.  fiotto, 
frotto  (vgl.  firagello  von  flagellam),  fr.  flot  schwärm,  fluth;  von  flactns. 
Fi.  it,  fiottare  ff.  schwimmen^  lat.  fluctuare.  Von  frotta  ist  it.  frot- 
tola  scherzhaftes  aus  einzelnen  Sprüchen  zusammengesetztes  gedieht,  comask. 
frotola  posse. 

Fitto  Ä.,  sp.  hito,  pg.  fito  eingesteckt,  geheftet;  sbst.  5p.  hito,  pg. 
fito  tn  den  baden  gesteckter  pfähl,  gränepfahl,  hita  pflock;  auch  it.  fitto 
zins  (das  festgesäzte?).  Von  dem  alterthümlich  lat.  pari.  Actus  für  fixus 
bei  Luerez  und  Varro,  vgl.  petra  fita  Yep.  II,  num.  13  (aera  684).  Selbst 
das  fr.  fiche  pflock  =  sp.  hita  würde  sich  hieherziehen  lassen,  wenn 
auch  das  vb.  ficher  besser  zu  ficcarc  gestellt  unrd.   S.  Rom.  gramm.  1, 16. 

Flanella,  frenelia  ü.,  sp.  franela,  fr.  flanelle,  engl,  flannel  ein 
wollener  stoff.  Das  primitiv  wird  man  im  aitfr.  flaine  anerkennen  müssen, 
welchem  Boquef ort  die  bed.  bettuberzug  beilegt:  der  name  des  Stoffes  konnte 
seinem  vornehmsten  gebrauche  entnomfnen  sein,  auch  gael.  cüraing  heifit 
1)  Überzug,  2)  flanell.  Möglicherweise  entstand  also  flaine  aus  yelamen 
r'lamen  wie  flasca  aus  vlasca.    Ganz  anomal  ist  die  port.  form  farinella. 

Flaato  ü.,  wal.  flaute,  sp.  pr.  flauta,  fr.  flute  ein  blasinstrument, 
flöte;  vb.  pg.  f  rautar,  i?r.  flautar,  fr.  flüter.  Um  diesem  worte  oMf  den 
grund  zu  kommen,  ist  zuerst  die  ursprünglichste  form  desselben  aufzu- 
suchen und  diese  bietet  das  altfranzösische.  Hier  heißt  das  instrument 
flahute  flaute  (noch  jetzt  picard.),  auch  wird  mit  eingeschobenem  s  flahuste 
gesehrieben,  vb.  flahuter  flaüter.  Aus  dem  zweisilb.  att  machte  der  Pro- 
venzaie  den  diphthong  au  {une  in  aul  at4S  a-ul  avoi)  und  so  wanderte 
flauta  nach  Spanien  und  Itcdien,  wo  sein  der  Umbildung  in  o  entgangener 
diphihang  für  die  späte  einfuhrung  des  fremdartigen  wertes  zeugt.  Flaüter, 


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142  I.   FLOSCIO-FOLLE. 

denn  das  verbum  gieng  dem  sahst,  voran,  steht  nun  durch  lautverset3m§ 
für  flattier  (wie  aÜfr.  veude  für  vidae,  pr.  teune  für  tenae),  dieses  ward 
aus  denty  auch  van  den  Alten  auf  das  blasen  der  flöte  angewcmdten,  subd. 
flatus  gebildet  mit  beobaehtung  des  ableitenden  Uj  volücammen  une  in  flat- 
u-eux,  welchemj  wohl  zu  merken,  kein  lai.  flatnosus  das  muster  vorkidt. 
Ein  dimin.  von  flanta  ist  pr.  flau  toi,  flanjol  (gleichsam  flaa[t]iolii8), 
cdtfr.  ÜSkjol,  n/r.  flageolet.  Die  Italiener  haben  ein  vb.  fiatare  imriedeH, 
das  sich  aus  einem  älteren  flaatare  erklärt,  ganz  analog  dem  vb.  rubare 
vom  dtschen  rauben. 

Floscio  it.,  sp.  floxo,  pg,  frouxo,  pr.  fluis  schieß;  vom  pari,  floins 
flüssig,  schlotternd;  eben  daher  auch  it.  flusso  vergänglich,  eitel. 

Flotta  it.,  sp.  flota,  pg.  frota,  fr.  flotte.  Die  alten  roman.  ausdrüde 
für  das  lat.  dassis  sind  it.  armata,  sp.  armada,  pr.  estol,  fr.  estoire. 
Das  altfr.  flöte  hieß  menge,  schwärm  (von  flüctns,  s.  oben  fiotta),  man 
sagte  so  gut  flöte  de  gens  wie  flöte  de  nefe  (selbst  flöte  de  poil  haarflode 
DMce.  p.  210,  11),  es  stammt  also  nicht  vom  dUn.  floti  oder  ags.  flöta, 
es  war  vorhanden,  ward  aber  später  durch  einfluß  des  ndl.  vloot  oder 
schwed.  flotta  in  seiner  bedeutung  näher  bestimmt  und  theüte  sich  so  den 
südlichen  sprachen  mit.  Zusammenstellung  mit  deutschen  Wörtern  s.  w 
Diefenbachs  Goth.  wb.  /,  387. 

Focaccia  it.,  sp.  hogaza,  fr.  fouasse  kuchen,  mhd.  pögatz;  obgeL 
von  focuSy  also  etwas  auf  dem  herde  gebackenes,  bei  Isidor  20,  2,  16: 
cinere  coctus  et  reversatus  est  focacius. 

Fodero  it.,  sp.  pg.  forro,  fr.  feurre,  pr.  altfr.  fuerre,  mit  versehte- 
denen  bedeutungen:  üal.  scheide,  unterftdter,  futter  zur  nahrung,  span, 
port.  unterfutter,  prov.  altfr.  scheide,  nfr.  futter;  abgel.  fr.  fourreao; 
sp.  forrage,  fr.  fourrage,  fourrure,  fourrier  u.  dgl.;  vb.  it.  foderare, 
sp.  forrar,  pr.  folrar,  fr.  fourrer.  Vom  goth.  f5dr  scheide,  ahd.  fuotar 
scheide,  futter  zur  nahrung,  cdtn.  födr  scheide,  unterfutter. 

FoUare  it.,  sp.  hoUar,  pr.  folar,  fr.  fouler  (daher  engl,  foil)  walken^ 
niedertreten;  sbst.  it.  folla,  sp.  foUa,  fr.  foule  (davon  pg.  fula)  gedrängt 
eile  (entsprechend  it.  calca  menge,  gedränge  von  calcare  treten);  dsgl.  sp. 
huella  fufitapfe,  huello  tritt.  Ein  vb.  fuUare  hat  die  lat.  litteratur  nicU 
außewahrt,  wohl  aber  sbst.  Mio,  walker,  gleichbed.  Ä.  foUone,  /r.  f oulon. 
Neben  folla  stellt  sich  eine  zweite  ital.  vermutlich  aus  dem  prav.  an- 
gedrungene auch  in  mundarten  vorhandne  form  fola,  woraus  folata 
schwärm,  schwoll.  Zsgs.  it.  affollare  drängen,  ottsp.  afoUar,  pr.  afolar, 
altfr.  afoler  beschädigen,  verderben,  eine  auch  dem  einfachen  fr.  fooler 
zustehende  bedeutung. 

Folie  it.,  altsp.  fol  Bc.,  Alx.,  pr.  fol  und  folh,  fem.  fola,  fr.  fou, 
foUe,  sbst.  und  adj.  narr,  närrisch,  cot.  foU  zornig;  daher  z.  b.  oft-  wid 
neufr.  affoler  zum  narren  nuichen  (verschieden  von  afoler  verderben,  s, 
vorigen  artikel),  pr.  afolir  zum  narren  werden.  Die  herleitungen  aus  dem 
gr.  (paikog,  dem  dtschen  faul,  detn  ceÜ.  fol  können  bei  seite  gesetzt  werden. 
Die  lat.  spräche  bietet  follere  sich  hin-  und  herbewegen  (bei  Hieronywms), 


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L   FONDACO-FONDO.  143 

follis  Uaäxdg  d.  h.  etwas  sich  hin-  und  herhewegendes,  eine  hedeutungy 
die  im  ü.  folletto,  pr.  cot.  /r.  foUet,  heam,  ^ovXti  Poltergeist^  neckischer 
geisty  wie  Grimm  sagt,  Myth.  p.  476,  oder  im  fr,  feu  follet  irrlicht  klar 
hervortrat,  aber  auch  in  unserm  rem,  foUe  (possenhaft,  grillenhaft)  noch 
BU  fOkien  ist.  Nur  darf  letzteres  nickt  als  eine  neue  bildung  aus  foUere 
mtfgrfafit  werden^  da  aus  verbis,  wie  es  scheint,  keine  siAstantiva  dritter 
dedin,  und  schlechthin  keine  adjectiva  ohne  sufßx  gewonnen  werden;  foUe 
ist  das  als  adjecHv  gebrauchte  follis  selbst.  So  und  nicht  follus  heifit  es 
bei  einem  schriftsteiler  des  9.  jh,  Joh,  Diaconus:  ille  more  gallico  (= 
franeogaliico)  sanctnm  senem  increpitans  follem  ab  eo  quidem  virga  leviter 
percnssas  est;  desgl,  bei  Ouill.  Mäensis:  tollem  me  verbo  rustico  appel- 
lasti  .  .  .  ut  qoi  follis  extiti,  non  fierem  follior  DC,  Im  prov,  und  frane, 
ist  das  adjecHv  also  erst  später  eweier  ctidungen  geworden.  Andre  er- 
klären das  roman.  wort  gleicfifaUs  at4S  dem  tat,  Substantiv,  aber  in  be- 
£khmg  auf  die  den  köpf  des  narren  beeeichnende  leere  des  blasbalges; 
oMein  theHs  ist  dies  eine  zu  abstrade  auffassung,  theils  läfit  sich  das  ab- 
gdeiteie  follet  (unruhiger  geist)  nicht  füglich  damit  in  eihklang  bringen, 
Bemerkenswerth  ist  noch,  daß  in  einem  ältfr,  psalter  die  stellen  erravi 
sicnt  oris  qnae  perit;  de  mandatis  tnis  non  erravi  übersetzt  werden 
foleai  si  cum  oeüle  que  perit ;  de  tes  commandemenz  ne  foliai  LR,,  wo 
also  folier  irren,  abirren  un  eigentlichen  und  bildlichen  sinne  bedeutet. 
In  roman.  gestcdt  und  bedeutung  kommt  unser  wort  zuerst  in  den  von  W. 
Grimm  herausg.  Altdeutschen  gesprächen  vor:  ausculta  fol  ^gahorestu 
narro\  Eine  ableitung  ist  sp,  follon  träge,  auch  betrügerisch,  im  alt- 
Span,  prahlerisch  (aufgeblasen)  PC.  968;  dsgl.  das  bürg,  feulteu  wohl- 
thätiger  geist,  der  des  nachts  die  hausthiere  besorgt,  es  müßte  fr.  fclletot 

Föndaco  it.,  sp.  fdndago,  altfr.  fondiqae  magazin;  vom  arah. 
fondoq,  al-fondoq  (dcJier  die  span,  form  alhöndiga,  pg,  alfandega)  her- 
berge  der  kaufleiäe,  wo  sie  mit  ihren  waaren  einkehren  Gol,  p,  1826, 
Freyt.  HI,  375^  (dies  vom  gr.  navdoyceiov,  navdoyuov  gasthaus?).  Zwar 
erinnert  fondaco  an  mlat.  fanda  (s.  fonda  II,  b),  aber  das  sufßx  Tc  ist 
in  der  roman.  farnüie  so  wenig  üblich,  daß  man  sich  besser  an  das  arab. 
wort  häU.    Näheres  über  dasselbe  J.  v.  Hammer  num.  352. 

Fondo  it.  cot.,  sp.  hondo,  altsp.  pg.  fhndo  ti^.  Man  könnte  es  für 
kürzung  von  profundus  nehmen  mit  beziehung  auf  it.  tondo  von  rotundus, 
widerspräche  nicht  die  große  Seltenheit  so  starker  kürzungen;  es  ist  also 
von  fondns  grund,  sp.  fondo,  pg.  fundo  u.  s.  w,,  das  Substantiv  als  ad- 
jectiü  angewandt.  Anders  ergieng  es  diesem  stibstantiv  im  nordwesten: 
pr.  fons  {neupr.adj.  founs,  fem.  fonnso),  fr.  fonds  (neben  fond)  erstarrten 
am  dem  nomin.  fandns  une  fr.  fils  aus  filius,  und  die  ableitungen  flössen 
ikeüs  aus  dieser  flectierten  form,  wovon  man  sonst  im  franz.  kaum  ein 
beispiei  fi$%det,  iheils  aus  dem  wahren  stamme:  pr.  fonsar,  fondar,  fr, 
foncer,  fonder  grund  haben,  dsgl,  pr.  afonsar,  fr.  enfoncer,  altfr.  afonder 
auf  den  grund  gehen.    Aber  auch  vom  pr.  preon  (profundus)  entspringt 


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144  I.   FONTANA-FORESTA. 

preonsar  mit  der  hed.  von  afonsar,  wovon  es  eine  narMüdung  sein  mag. 
Noch  ist  eu  merken^  daß  einige  Wörter  dieses  urspnmges  ein  eingesdwibenes 
r  eeigen:  pr.  esfondrar,  fr,  effondrer,  so  auch  afondrer  Brt.  7,  205, 
allein  dieses  r  ist,  nach  dem  ü,  sfondolare  jsu  schließen,  aus  1  entstdU, 

Fontana  it,  sp.  pr.,  fr.  fontaine,  wai.  fi^nt^ne  quelle;  eine  urolk 
ahl.  aus  fons,  vgl.  fontana  L.  Long.,  ad  Albam  Fontanam  in  einer  frank, 
urJcunde  v.  j.  667,  BrSq.  n.  166,  per  fontanam,  quae  vocatur  Dianoa 
V.  j.  670,  das.  n.  168. 

Forbire  it.,  pr.  forbir  (furbir  LR.  I,  309),  fr.  foorbir  gUüei^ 
putzen;  vom  ahd.  farban  reinigen,  abwischen:  da  lor  costami  fa  che  ti 
ti  forbi  Inf.  15,  69.  Dahin  auch  it.  furbo,  fr.  fourbe  scheUn,  hetrügtr, 
einer  der  wegputzt,  wie  fripon  von  friper  reiben,  sp.  limpiar  putzen  uni 
entwenden, 

Forcatura  it.,  pr.  forcadura,  aitfr.  foorch^nre,  sp.  borcajadnit 
die  gegend  des  körpers,  wo  die  schenket  sich  öffnen  wie  eine  gabd  (fdrca), 
sp.  horcadura  der  obere  theU  eines  baumstammes,  wo  die  äste  anfangm. 
Derselben  herkunft  ist  it.  forcella,  pr.  forsela,  altfr.  fonrcele,  deren 
bedeutungen  Gachet  p.  217''  erläfUert. 

Foresta  it.,  sp.  pg.  cat.  floresta,  pr.  forest  (aucA  foresta),  fr.  foret 
(f.)  wald,  gehölz.  Span,  floresta  ist  entlehnt  und  hat  sich  wunderluAmi 
flor  gemischt,  daher  es  auch  eine  blumige  unese,  figürlich  eine  blumenl^ 
bedeutet.  Das  roman.  wort  ist  schon  im  frühen  mlatein,  z.  b.  in  der  L 
Long.,  in  carolingischen  Urkunden  und  capitülaren,  sehr  üblich  u$ul  z^ 
hier  die  formen  forestis  (f.,  woher  fr.  forfet),  foreste  (n.),  forestos,  fores- 
tum,  forastam,  foresta^.forasta.  Mlat.  und  altrom.  bedeutet  es  den  dem 
unldbann  unterworfenen  nicht  eingezäunten  wald;  der  eingezäunte  hie^ 
parcus,  für  den  offenen  gibt  es  ein  sard.  padenti,  das  aber  in  die  allge- 
meine bed.  wald  übergegangen  ist.  Auch  die  zum  fischfang  gehegten  teiche 
führten  diesen  namen,  vielleicht  nur  weil  sie  in  dem  forstgebiete  lagen: 
man  unterschied  daher  zuweilen  zwischen  foresta  venationis  und  foresta 
piscationis.  Was  die  herhmft  des  Wortes  betrifft^  so  hielt  man  es  sonst 
für  deutsch,  entlehnt  atcs  unserm  forst;  schon  eine  alte  glosse  lautet  Tust 
^nemus,  lu€us\  dicitur  enim  Francorum  lingua  foresta  Crraff  m,  698. 
Jetzt  erMärt  man  umgekehrt  das  deutsche  wort  aus  dem  romanischen,  w 
diesem  aber  erkennt  man  eine  abl.  atts  dem  ahd.  foraha  ßhre  oder  aus 
forehahi  ßhrcnwäld  (s.  Grimm  P.  416).  Will  man  auch  über  das  ver- 
schunnden  des  h  wegsehen,  so  ist  ein  suffix  ast  unromamsch,  est  wem 
auch  nicht  unerhört,  doch  höchst  selten  oder  zweifelhaft.  Nach  andern, 
z.  b.  Frisch  I,  287^,  ist  das  wort  lateinischer  herkunft,  aus  dem  adveri 
foris,  foras,  womit  auch  die  doppelform  forest,  forast  übereinstimmt,  ircß 
von  belang  ist.  In  der  that  kennt  schon  der  grammatiker  Plaeidus  foras- 
ticus  ^exterior,  abgeleitet  wie  cras-tinus  oder  rus-ticus,  ein  wort  der  spar 
testen  latinität  (auch  beim  h.  Bonifacius),  woraus  man  im  frühen  mittd- 
alter  forastis,  forestis  abziehen  konnte  mit  der  bed*  ^das  toas  außerhih 
liegf,  UHJiS  ausgenommen  ist,   nicht   betreten  werden  darf.    Dieselbe  am 


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I.   FORFARE-FORNIRE.  145 

foris  hervorgehende  bedeiäung  ^  extra  spürt  man  noch  in  forestiere,  sofern 
es  fremder,  auswärtiger,  exter,  extrarius  heißt.  Aber  auch  jenes  forasticns 
hat  sieh  in  den  neuen  sprachen  erhalten:  it.  forastico,  sicil.  farestico, 
pr.  foresgne,  cai.  feresteg  wUd,  rauh,  störrig,  waidens,  forest  fremd  Hahn 
p.  585.  Eine  dem  sinne  nach  ähnliche  all,  wie  foras-ticus  ist  daspicard, 
hors-ain  landvoTk,  eigenÜ.  was  außerhalb  (der  Stadt)  ist,  so  ndl.  buiten- 
man  landbewohner.  —  Foresta  findet  sich  auch  im  kymr.  flforest  wieder, 
welches  Zeuß  II,  811  unter  den  äbleitungen  dieser  spräche  anführt:  bei 
der  klaren  besriehung  eum  latein  bedarf  indessen  das  rom.  wort  dieses 
fremden  (seihst  entlehnten)  etymons  nicht,  —  Man  höre  darüber  noch 
Weigand,  Synon.  wb,  II,  103. 

Forfare  alUt,  pr.  fr,  forfaire,  fehlt  span.,  ndat.  foris  facere,  in 
den  Isid.  glossen  foris  facio  ^offendo,  ru>ceo.  Die  grundbedeutung  muß 
sein  'über  die  rechte  gränee  hinaus  handeln,  daher  übel  thun,  missähun, 
und  diesen  inlransiiiven  sinn  hat  es  noch  immer,  indem  es  ganz  dem  goth. 
fira-Yaürkjan  (sündigen)  entspricht.  Ebenso  hieß  foris  consiliare  übel 
rathen,  verrathen.  Prov.  und  attfr.  wird  forfaire  mit  dem  dat.  der  person 
verbunden,  s.  Altrom,  sprcuMenkm.  p.  64;  reflexiv  sagte  man  auch  se 
forfiure  envers  qqun  LBs.  295  =  se  m^faire  vers  qqun  RFlor.  p.  19. 
Mit  dem  acc.  der  sache  heißt  es  ^sich  eines  dinges  durch  geseteundrige 
handhmg  verlustig  machen  s.  b,  forfaire  son  fie^  wihd,  verwtirken,  ags. 
fonryrcean.  Das  pari,  forfatto,  forfait  zeigt  als  Substantiv  gebraucht 
zwä  bedeutungen,  eine  persönliche,  nur  altfr.  z.  b.  Ben.  I,  337,  mlat. 
forisfactus  L.  Rip.  übdthäter,  schuldiger,  eigentl.  übel  geschehener,  goth. 
fravadrbts  {Wackemagels  Les(i>.  v.  verwtirken),  oder  einer  der  übel  thut, 
übd  that?  (solche  participien  Rom.  gramm,  HI,  253);  eine  sächliche, 
nUat.  forisfactnm  tnissähat,  goth.  frayaürhts  (f.). 

YoTgisL  piem.,  sp,  pg,  forja,  fr.  forge,  anders  gestaltet  pr.  farga, 
sp.  fraga  schmiede;  von  fabrica  werkstätte;  vb.  forgiare  ff,  schmieden, 
fabricare.  Der  vocal  o  erklärt  sich  aus  au  von  ab,  die  mundart  des  prov. 
Gir.  de  Ross.  hat  daher  faur  =  fober,  eine  auch  im  waladi,  vorhandne 
form,  oitfr.  aber  fevre,  noch  in  orffevre  (aurifaber  aurifex)  erhalten, 

Formaggio  ü,,  pr,  formatge,  fromatge,  fr,  fromage,  pic,  u.  s,  w. 
formage,  kaum  sp.  fonnage,  käse.  Das  lat.  wort  wäre  formaticns,  von 
forma:  käse  ist  etwas  in  einer  fofm,  einem  geflochtenen  gefäfie  verfertigtes: 
iiqaor  in  fiscellas  aut  in  calathos  vel  in  formas  transferendus  est  Colu- 
mdla  7,  8;  fiscella  forma,  ubi  casei  exprimuntur  Gl,  Isid.  In  der  neupr. 
mundart  hat  auch  das  primitiv  fonrmo  =  forma  diese  bedeutung.  Die- 
selbe mundart  besitzt  noch  einen  ausdruck  für  den  frischen  ungesalzenen 
käse,  tamo  (f.),  auch  piem.  toma,  sicil.  tnma,  worin  man  das  gr,  ro/nrj 
äwas  abgeschnittenes,  in  formen  abgetheütes  erkennen  wtU,  s.  auch  Ducange 
V.  toma. 

Fornire  ö.,  sp.  pg.  pr.  fomir,  fr.  fournir  versorgen,  ausstatten. 
Es  wird  von  fiinms  hergeleitet,  so  daß  es  bedeuten  müßte  ^vermittelst  des 
ofens  Mubereiten,   backen,  was  einen   allzu   eingeschränkten  sinn    gäbe, 

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146  I.   FORO— FRAGRARE. 

Neben  fornir  findet  sich  prov.  noch  das  weit  üblichere  fonnir,  furmir  v^ 
hringeny  ausfuhren^  befriedigen,  ein  genüge  thun,  ohne  ßweifd  idenü»A 
mit  fornire,  da  letzterem  im  itäl.  dltfr.  prov.  diese  bedeutungen  gleichfalls 
Bustehn;  inlautendes  m  muß  sich  also  in  n,  oder  u  inm  vertoanddt  hahen^ 
welches  beides  selten  vorkommt.  Nimmt  man  aber  jbu  formir  die  nden- 
form  fromir  Ghx.  III,  475,  GBiq.  p.  32.  130  (auch  ein  itai.  fronire  kemU 
Galvaniy  Osserv.  p.  124,  dazu  sard.  frunire),  so  leitet  dies  unwidersteUiA 
auf  ahd.  frumjan  fordern,  vollbringen,  schaffen,  dessen  u  sich  sogar  aus 
einer  diesem  vocäl  abgeneigten  spräche  nicht  ganz  verdrängen  ließ.  Dk 
bed.  ausstatten  konnte  sich  leicht  at4S  'fordern,  vorwärts  bringen,  vorscU 
thun  entwickeln.  Das  eine  nur  ist  befremdlich,  daß  r  gegen  den  gewohir 
liehen  brauch  vom  anlaute  abgetrennt  ward,  der  es  sonst,  wie  in  fro- 
mage,  anzuziehen  pflegt,  doch  fehlt  es  auch  dafür  nicht  an  beispielen,  Rom. 
gramm.  /,  224. 

Foro  it.pg.,  sp.  ftiero  gericht,  gesetz,  pr.  for,  dltfr.  feur  geseiZj  faxe; 
von  forum  markt,  gerichtsstätte.  Daher  sp.  pg.  pr.  aforar,  alifr.  afeuier 
taxieren.  Von  forensis  ist  sp.  forense  fremd,  it.  forese  bauer,  unter  ein- 
Wirkung  der  bed.  von  foras  'außerhalb  der  stadt^. 

Forza  it.,  sp.  faerza,  sp.  forsa,  fr.  force  stärke;  vb.  forzare  /f. 
zwingen.  Schon  das  frühste  ndatein^  z.  b.  L.  Rip.,  Baiw.,  Long.,  keimi 
forcia  (so  noch  im  span.  Alex.),  eigentl.  fortia,  eine  vielleicht  bis  in  die 
römische  Volkssprache  hinaufrächende  abl.  aus  fortis,  da  man  später  gewi^ 
fortia,  wie  aus  falsus  faisia,  gebildet  haben  würde.  Oder  floß  forza  nidä 
vielmehr  aus  dem  vb.  fortiare,  dies  aus  fortis  mit  beobachtung  des  ab- 
leitenden i,  wie  dies  im  nüat.  graviare  von  gravis,  leviare  von  levis  gt- 
schah?  Abgeleitet  ist  z.  b.  ü.  sforzare,  sp.  esforzar,  fr.  eflforcer,  Mer- 
von  sbst.  it.  sforzo,  sp.  esfiierzo,  pr.  esfortz,  fr.  aber  effort  für  effors 
(esfort  schon  bei  den  AUen),  indem  man  s  =  pr.  z  für  eine  flexian  nahm 
und  abstieß,  vgl.  ^lan  unter  lancia. 

Fracassare  it.,  sp.  fracasar,  fr.  fracasser  zerschmettern;  sbsL 
fracasso,  fracaso,  fracas,  chw.  fercas.  Dasselbe  wort  scheint  pr.  fras- 
car  (lansas  frascar,  escatz  traucar  e  fendre  eimes  bmnitz  LB.),  umge- 
stellt aus  fracsar  wie  läse  aus  laxas.  Das  wort  kann  nicht  als  eine  abl 
frac-assare  verstanden  werden,  da  im  ital  kein  suffix  ass  vorkommt.  Es 
ist  vielmehr,  wie  auch  Menage  meint,  eine  vermtäMich  in  Italien  entstan- 
dene zss.  fra-cassare  hineinbrechen,  von  einander  brechen,  die  sich  dem 
lat.  interrumpere  (it.  fra  s.  v.  a.  lat.  inter)  vergleicht.  Andre  erbUck&i^ 
darin  eine  zss.  aus  frangere  und  quassare. 

Fragrare,  fiagare,  flairar,  sämmüich  in  den  sard.  mundarten,  pr. 
cot.  flairar,  fr.  flairer,  pg,  cheirar  (ch  =  fl)  duften;  sbst.  sard.  fraga, 
fiagu,  dUfr.  pic.  flair,  pg.  cheiro,  cat.  fem.  flaira  dufty  auch  eomisch 
flair  Zeuß  I,  189;  von  fragrare,  durch  dissimilation  flagrare.  —  Al^. 
flairer  hieß  sowohl  olere  wie  odorari;  die  neue  spräche  beschränkt  dieses 
verbum  auf  letztere  bedeutung  und  drückt  olere  mit  fleurer  aus.  JBemer- 
hingen  darüber  bei  Gachet  213.  214. 


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I.   FRANCO— FREGATA.  U7 

Franco  ü.  sp.  pg.y  pr.  fr.  franc  frei,  aufrichügj  letztere  bedeutung 
noch  im  neupr.  Sprichwort  fran  coumo  Tor  lauter  wie  gold.  Man  leitete 
dies  acljectiv  aus  dem  völkemamen  Francas,  der  zugleich  der  name  des 
freien  mannes  wc^j  ahd.  Franco,  diesen  aus  dem  ags.  franca  Wurfspieß, 
dinUn.  zu  Aramea  bei  Tacititö  (Wackemagels  glossar);  J,  Grimm  erkennt 
nm  darin  ein  ursprünglicJhes  adjectiv  aus  der  goth.  wurzei  freis  =  nhd. 
frei,  woraus  erst  der  völkemame  und  aus  diesem  der  name  der  waffe  ent- 
stand, Gesch.  d.  d.  spr.  p.  512  ff.  Zu  bemerken  ist  bei  diesem  warte,  daß 
in  den  ableitungen  mit  einem  der  hellen  vocale  ursprüngliches  c  sich 
tkeSs  als  9  oder  c,  theils  als  k  (ch,  qu)  darstellt:  ü.  francese,  sp.  fran- 
ces,  fr.  fran^ais,  dagegen  it.  franchezza,  sp.  franqueza,  fr.  franchise 
(fr,  ch  ist  hier  =  it.  ch,  vgl.  dachesse,  Sachet  u.  a.):  die  bildungen  mit 
c  sind  aus  dem  lat.  Francia,  die  andern  aus  dem  deutschen  Franco,  denn 
die  gutturalen  buchstaben  deutscher  stamme  bleiben  auch  in  der  ableitung 
guttural.  Andre  bemerkungen  über  das  auch  im  celtischen  vorhandne 
Wort  s.  bei  Diefenbach,  Goth.  wb.  I,  403. 

Frangia  it.,  sp.  franja,  fr.  frange,  dcAer  ndl.  frangie,  nhd.  franse. 
Buekstäblich  fügt  sich  dies  eigentlich  franz.  wort  zu  dem  bekannten  dtschen 
firamea  wie  vendange  zu  yindemia.  Fransen  sind  herabhangende  spieße 
oder  spitzen  wie  der  rockschooß  ein  breites  speereisen  (s.  gherone).  Diese 
äymdogie  ist  grammatisch  und  logisch  untadelhaft^  die  folgende  hat 
bessern  historischen  boden,  da  die  volksüblicfüceit  eines  Wortes  wie  framea, 
wiewohl  Gregor  von  Tours  es  noch  häufig  im  munde  führt,  nicht  sicher 
stAt.  Lat.  fimbria  konnte  sich  in  frimbia  fringe  frange  verwandeln  und 
wirüich  hat  der  Walache  (aus  der  alten  Volkssprache?)  frimbie  und  im 
ältesten  prov.  (Bth.  v.  192)  trifft  man  fremna,  wo  aber  doch  frembia  zu 
erwarten  war.  Hennegauisch  lautet  das  wort  frinche,  das  sich  offenbar 
an  frimbia  hält,    auch  das  sidl.  frinza  weist  auf  ein  älteres  fr.  fringe. 

Freccia  it.,  altsp.  pg.  frecha,  richtiger  mit  1  nsp.  pg.  pr.  flecha, 
fr.  fleche,  piem.  sard.  flecia,  in  andern  ital.  mundarten  mit  i  frizza, 
waUon.  fliehe  pfeil :  vom  ndl.  flits  dass.^  mhd.  vliz  bogen,  daneben  auch 
flitsch  Frisch  I,  278",  woraus  sich  die  formen  mit  ch  besser  erklären. 
Vgl  Weigand  I,  253.  Gegen  diese  herleitung  macht  Grrandgagnage  v. 
fliehe  die  ältfr.  form  mit  dem  kdülaute  flique  geltendy  die  sich  allerdings 
mt  flitz  nicht  verträgt.  Aber  flique  scheint  überall  nur  die  auch  in  fleche 
enthaltene  bed.  speckschnitte  zu  vertreten,  s.  letzteres  II.  c. 

Fregare  it.,  sp.  pg.  pr.  fregar,  fr.  frayer,  richtiger  altfr.  froyer, 
(f^/.  plicare  ployer)  reiben,  streifen;  von  fricare.  Daher  it.  frega  lüstern- 
heit,  fr.  frai  das  laichen  der  fische,  altfr.  frtiye,  chw.  frega,  it.  fregola 
dass.  Zsgs.  sp.  refregar  reiben,  refriega  streit;  it.  sfregare,  |}^.  es- 
fregar,  span.  entstellt  in  estregar  s.  v.  a.  fregare. 

Fregata  it.,  sp.  pg.  cot.  neap.  fragata,  fr.  fr^gate  ursprünglich 
üeines  rudersckiff.  Vülehardouin,  Jayme  Febrer,  Boccaccio  kennen  das 
wart  bereits.  An  unser  fähre,  schwed.  fäija,.  ist  dabei  (mit  Chevallet)  nicht 
zu  denken:   höchstens  würde  sich  die  erste  silhe  daraus  erklären.   Es  soll 


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148  I.   FREGIO-FRIZZARE. 

aus  Italien  stammen;  die  span.  und  franz,  form  zeigen  in  der  that  tm 
itoi.  endung.  In  Italien  nannte  man  ein  schiff  bastimento  d.  h.  dum 
gebautes:  eben  sowohl  konnte  man  es  etwas  gezimmertes  nennen,  &bricata 
zsgz.  fargata,  fregata.    Herleitung  aus  dem  arab,  weist  J.  v.  Hammer  ab. 

Fregio  ü.j  sp,  friso,  freso,  fr.  frise,  fraise  (ältfr.  frese  geschriden) 
krause  Verzierung,  franse  u.  dgl;  vb.  it.  fregiare,  fr.  friser,  fraiser 
kräuseln,  verzieren,  sp,  frisar  tuch  aufkratzen;  abgd.  it.  frisato  gestraf- 
tes tuch,  fr.  fraisette  handkrause  (dahin  auch  sp.  frezada,  frazada  lang- 
,  hornige  decke?).  Phrygiae  vestes  bei  den  Alten  waren  gestickte  Üeider: 
aus  dem  adjectiv  konnte  wohl  it.  fregio,  nimmer  fraise,  Mse  entstäie^^ 
eher  kann  das  itdl.  wort  aus  dem  franz.  entlehnt  sein,  wie  auch  fregione 
dem  fr.  frison  erUspricht.  Als  grundbedeutung  des  verbums  ist  kräusdn 
anzunehmen:  bedeutet  nun  wirklich  der  deutsche  volkemame  Frisa,  Fress 
^gelockt\  so  bedarf  es  keiner  weitem  Untersuchung,  s.  Grimm  I\  408 
(bezweifelt  in  der  Gesch.  d.  d.  spr.  669),  wenigstens  läßt  sich  das  roman. 
wort  im  fries.  frisle,  engl,  frizzle  wiedererkennen.  Das  engl,  fleece  wol- 
liges fdl,  vlies,  liegt  jedenfalls  weiter  ab.  Sind  die  frisii  pamii  des  mä- 
tddtters  friesische  oder  geflockte?  saga  fresonica,  pallia  fresonica,  vesti- 
menta  de  Fresarum  provincia  werden  im  früheren  mittdaUer  erwähU^ 
man  sehe  Ducange  v.  sagum.  —  [Gachet  p.  844^  bemerkt,  daß  die  roÄai 
tücher  von  Friesland  mit  den  goldstoffen  von  Phrygien  keine  gemeinsckafl 
hätten.  Dies  ist  gui.  Wenn  er  aber  bei  der  alten  herleitung  cms  phiy- 
gius  stehen  bleibt,  so  hätte  er  den  buchstäblichen  Zusammenhang  zwischen 
diesem  und  dem  franz.  worte- nachweisen  sollen.  Das  deutsche  Frisa  oder 
frisle  ist  oben  nur  als  etymologisches  dement,  nicht  in  beziehung  auf  die 
heimath  der  stoffe  benutzt  worden.  —  Auf  eine  neue  Untersuchung  des 
schwierigen  wertes  von  Atzler  p.  98,  anknüpfend  an  das  deutsche  friesel 
(schauer,  gleichsam  kräuselung  der  haut),  ist  hier  etwa  noch  hinzuweisen.] 

F  res  CO  it.  sp.  pg.,  pr.  frese,  fr.  frais,  (fem.  fratche),  waUon.  fns% 
frisch,  jung,  neu;  vom  ahd.  frise,  auf  welches  it.  fresco  mit  geschlossenem 
e  streng  zurückweist;  ags.  ferse,  kymr.  fresg,  brd.  fresk. 

Fr  et  fr.  {mit  hörbarem  t),  pg.  frete,  sp.  flete  miethe  eines  schiffes; 
vom  ahd.  freht  verdienst;  oder  vom.  ndl.  vracht? 

Frettare  it.,  pr.  fretar  fegen,  reiben;  sbst.  it.  fretta,  neupr.  freto 
eüfertigkeit;  von  fricare,  frictum.  Die  franz.  spräche  bietd  dafür  frotter, 
das  sich,  freilich  gegen  die  regel,  aus  froiter  vereinfacht  haben  müßte,  im 
bürg,  fretter  (hecheln)  hätte  sich  der  richtige  vocäl  behauptd.  Aus  der 
franz.  form  wäre  denn  auch  sp.  frotar,  flotar  entnommen,  das  dem  Por- 
tugiesen fehlt.  Ein  diminutiv  von  frotter  ist  fr.  fr 61  er  anstreifen,  fwr 
frotler,  dessen  norm,  form  freuler  wnmittelbar  auf  das  lat.  dymon  zurück- 
zugehen scheint.  Vgl.  auch  das  mundartl.  dtsche  fretten  Frisch  J,  291, 
das  schon  Muratori  anführte;  Zusammenstellungen  bei  Diefenbach,  Gotk 
wb.  I,  102.  103. 

Frizzare  it.  stechen  oder  fressen  unter  der  haut,  sp.  frezar  fressen, 
reiben,  wühlen,  neupr.  frizä  zerreiben;  sbst.  sp.  freza,  pr.  fressa  spw. 


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I.   FRONCIR^FURON.  149 

Die  Wörter  mahnen  an  das  ahd.  frezzan,  goth.  fritan;  vergleicht  man  aber 
frizzare^  frezar  mit  dirizzare,  derezar  von  directus,  so  wird  man  auf 
frictos,  partieip  von  fricare,  geßhrt  und  diese  deutung  gemnnt  an  wahr- 
8chei$ili6hkeUy  wenn  man  den  seltnen  Übergang  des  goth.  t  in  sp.  z  an- 
schlägt.   Ein  frone,  -fresser  fehlt. 

Froncir  aUsp.  PC.  1762,  nsp.  fruncir  und  so.  auch  cat.  frunsir, 
sard.  frnnziri,  pr.  altfr.  froncir,  neufr.  aber  froncer  in  falten  legen,  ndl. 
fronsen ;  daher  sbst.  altfr.  fronce  faltCj  sard.  frunza.  Froncer,  gleichsam 
frontiare,  hann  eine  handlung  der  stirne  ausdrücken  wie  ciller  eine  hand- 
lung  der  wimpem,  pg.  olhar  eine  der  äugen;  die  auffallendste  handlung 
der  stirne  aber  ist  Vire  fäUelung  und  so  konnte  froncer  fälteln  bedeuten; 
vgl.  bair.  'ein  gestim  (d.  i.  eine  stirne)  machen  die  stirne  falten  Schmetter 
IIIj  659.    Das  pg.  franzir  beruht  wohl  nur  auf  einer  entstellung. 

Frugare  it.y  sp.  hnrgar,  pg.  forcar,  neupr.  färgd,  altfr.  fdrgier 
Ben.  7,  p.  21  durchstöbern,  umrühren;  von  furca  gabel.  Einen  einge- 
schobenen vocal  erkennt  man  im  ven.  fdregare  und  sard.  forogäi.  Dte- 
sdbe  begriffsentuncklung  im  it.  rinvergare  aufspüren,  von  verga  stab, 
piem.  fasügnh  durchsuchen,  von  fristis. 

Fuoco  Ä.,  sp.  fuego,  pg.  fogo,  pr.  ftiec,  fr.  feu,  wal.  foc  feuer; 
von  focus  herd,  poetisch  auch  feuer,  in  letsfterem  sinne  entschieden  seit 
dem  ersten  mitteUdter,  z.  b.  in  der  L.  Älam.,  daher  focum  lacere  ignem 
exdtare.  Die  neue  spräche  traf  diese  wähl,  weil  sie  das  ausdruckslose 
ignis  (Dante's  igne  ist  IcUinismus)  nicht  brauchen  konnte.  Vor  der  Ver- 
wechslung warnt  der  Vocab.  optimus  p.  18:  non  focus  est  ignis,  immo 
proprie  locus  ignis.  Von  focus  ist  it.  focile,  fucile,  ^r.  fusil  feuerstein, 
feuergewehr,  vgl.  unser  flinte  von  flint  kiesel.  Für  das  sssgs.  it.  infocare, 
(üitsp.  enfogar  glühend  machen  ist  das  alte  zeugnis  infocare  "^ignicare 
Ghs8.  vet.  627  eu  bemerken. 

Fnora  und  fuori  it.,  sp.  fuera,  alt  fueras,  pg.  fora,  pr.  foras,  fors, 
fr.  hors  (h  asp.),  vrÜ.  fors  (schon  in  den  Vatican.  glossen  ed.  W.  Grimm), 
wal.  fere,  neue  präposition  mit  der  bed.  extra,  von  foras  hinaus^  foris 
draußen,  s.  Ducange  v.  foras.  Auch  das  churw.  ora,  or  ist  dieser  her- 
bmft.  Zsgs.pr.  forceis  ausgenommen  LR.  III,  372  für  fors-eis  =  foras 
ipgum  {vgl.  anceis,  ain^ois);  fr.  hor-mis  =  foras  missum  herausgelegt, 
aus  dem  spiel  gelassen.  Äbgd.  ist  sp.  foraneo,  forano,  fr.  {orsLin  fremd, 
äUfr.  deforain  u.  a. 

Furon  citsp.,  nsp.  huron,  pg.  furäo,  altfr.  fuiron,  mit  einem  an- 
dern sufßx  it.  furetto,  fr.  füret,  ndl.  füret,  foret,  fret  eine  art  tciesd, 
f rettet,  zum  jagen  der  kaninchen  gebraucht,  occ.  fur6  maus;  vb.  sp.  huro- 
near,  sard.  Airittai,  fr.  fureter  durchsuchen,  durchstöbern.  Auch  von 
diesem  muthmafHich  noch  aus  der  römischen  Volkssprache  herrührenden 
icorte  hat  bidorus  künde:  furo,  sagt  er,  a  furvo  dictus,  unde  et  für: 
tenebrosos  enim  et  occultos  cuniculos  effodit.  Es  kann  nur  von  für  dieb, 
weher  auch  it.  furone  erzdid>,  abstammen  (im  frühem  mlat.  furo  furonis, 
vgl.  Fott  in  der  abh.  PlatikUein).    Leitet  man  füret  vom  kymr.  flfured  = 


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^ 


150  I.   FUSTA-GAFA. 

engl,  ferret,  so  steht  sowohl  das  uralte  suffix  on  wie  auch  der  i»  dBf^ 
obigere  bildungen  auf  fi  deutende  stammvocal  im  wege.  Besser  würde  mm 
mit  Villemargue  bret  för  'Uug,  verschlagen  anführen. 

Füstu  it.  sp.  pg.,  fr.  fiiste  ruderschiff;  von  fustis  prügd,  sp.  ftiste, 
pr.  fast,  nilat.  fustis  bäum,  hole,  vgl.  it.  legno  fahreeug,  von  lignum.  M 
fr.  fflt  ist  esgs.  affüt  schaft,  lavette,  vb.  affüter,  it.  affustare  schäßen. 

Fustagno,  frustagno  it.,  sp.  fastan,  pr,  fastani,  fr.  fdtaine  m 
baumwollener  stoff,  barchent;  so  genannt  nach  der  Stadt ,  wo  er  verfertigt 
ward,  Fostat  oder  Fossat  (Cairo),  s.  das  wort  Gol  1798,  Freyt.  III,  347^. 


G. 

Gabarra  sp.  cot.,  fehlt  pg.,  fr.  gabare  ein  plattes  und  breites  fahr- 
Beug;  woher? 

Gabbäno  i^.,  sp,  ältfr.  gaban  regenmantd;  von  ungewisser  her- 
hunft,  vielleicht  at4s  gleichem  stamme  mit  cabana,  gabinetto  (s.  oben  ca- 
panna),  denn  hütte  kann  als  der  umhüllende  schützende  mantel  aufgefaft 
werden. 

Gabbia,  gaggia  it.,  sp.  pg.  gaym,  neupr.  gavi  (m.),  mit  terms  fr. 
cage  (f.),  aitfr.  caive,  ven.  sard.  cabbia  Jcäfig,  zum  theü  auch  mit  der  unM. 
bed.  mastkorb;  von  cayea.  Ein  dimin.  ist  it.  gabbiuola,  sp.  gayola, 
pg.  gaiola,  ältfr.  gaole,  jaiole  (dafter  die  span.  nebenform  jaula),  nfr. 
geöle  käfig,  kerker,  fr.  geölier  kerkermeister ;  vb.  fr.  cajoler  liebhosen 
mit  Worten  (behandeln  uAe  eitlen  vogel  im  käfig);  dsgl.  esgs.  enjöler 
schmeichelnd  hintergehn,  urspr.  in  den  käfig  locken  wie  sp.  enjanlar  in 
den  käfig  thun. 

Gabbo  it.,  pr.  ältfr.  gab  spass,  spott;  vb.  gabbare  ff.,  auch  äUsp, 
gabar  Alx.;  vgl.  nord.  gabb  Verspottung,  gabba  hintergehen.  Über  mög- 
lichen cdt.  Ursprung  s.  Diefenbach,  Goth.  wb.  I,  169. 

Gabella  it.  pg.,  sp.  pr.  gabela  abgäbe,  Steuer,  fr.  gabelle  säUsstefner] 
vb.  it.  gabellare  versteuern.  Man  findet  seine  quelle  im  gleichbed,  ags. 
gaful,  gafol,  engl,  gavel  (s.  Ducange),  vom  vb.  gifan,  goth.  giban  Grimm 
n,  24,  daher  mlat.  gablum,  gabulum,  endlich  gabella  (eigentl.  plural  tm 
gabellum  aus  gabnlum?).  Diese  herleitung  ist  grammatisch  die  sicherste: 
die  aus  ahd.  garba  manipulus  setzt  einen  vor  b  nicht  üblichen  ausfaU 
des  r  voraus,  die  aus  dem  arab.  vb.  qabala  (einr^ehmen)  eine  sonst  nicht 
vorkommende  erweichung  des  arab.  ardautes  q  (>3)  eu  g.  [Dem  argumenU 
gegen  das  arab.  etymon  stimmt  auch  Engelmann  bei  p.  19.] 

Gafa  sp.  pg.,  sard.  gaffa,  fr.  gaffe,  pr.  gaf  eiserner  haken,  engl 
gaff,  adj.  sp.  gaf 0  krampfhaft  (von  nerven),  wohl  auch  comask.  gab  haken, 
gavöl  krummes  stück  werkhole;  vb.  sp.  gafar,  fr.  gaffer  hakein,  gascm, 
gaha  üblicher  ausdruck  für  prendre;  vom  deutschen  gafel,  gabel  «öci 
Frisch,  besser  aber  vergleicht  man  das  obd.  gaifen  krumm  ausschneiden^ 
gaifung  eiserner  Mng,  ur^,  mit  Dieferibach,  gad.  ga£  * 


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I.   GAGGIO— GAJO.  151 

Gaggio  ü.,  sp.  gage,  pg,  pr.  fr.  gage  pfand,  gewahrleistungy  sold 
(besonders  im  plur.),  prov.  auch,  mmol  in  den  formen  gadi,  gazi,  Ideter 
träfe,  testameni;  vb.  pr.  gatjar,  älifr.  gager  pfänden,  nfr.  wetten,  besoU 
den;  esgs.  it.  ingaggiare,  pr.  engatjar,  fr.  engager  verpfänden;  fr.  d6- 
gager  ausloseny  los  oder  frei  machen.  Man  bemerkt  diese  Wörter  im 
ältesien  tnlatein,  am  häufigsten  in  den  germanischen  gesetzen:  vadium  oder 
mit  w  wadium  bürgschctft,  pfand  L.  Älam.  (donet  legitimum  yadinm), 
Ckron.  Laurish.y  Odo  Cluniac.,  fem.  yadia  L.  Long,  (vadiam  dare),  vb. 
wadiare  (e.  b,  bannum),  invadiare,  disvadiare,  revadiare.  Daher  neugr. 
ßadtov,  bask.  bahia.  Abßuweisen^  ist  Ducange's  etymologie  aus  lat.  vadnm 
in  der  redensart  res  est  in  vado  ist  in  Sicherheit,  da  hieraus  kein  vb.  ya- 
diare  abgeleitei  worden  wäre.  Am  vas  vadis  konnte  der  Bomane  ein  vb. 
vadiare,  hieraus  wieder  ein  sbst.  yadinm,  yadia  ableiten,  aber  der  durch- 
greifende anlaut  g  für  gn,  gestützt  auf  die  uralte  Schreibung  mit  w,  leitet 
auf  deutsche  quelle  eurück:  das  rom.  wort  ist,  wie  viele  dieser  gattung, 
aus  dem  germanischen  rechtswesen  entlehnt:  goth.  yadi  pfand,  ahd.  wetti, 
mhd.  wette,  aitfrs.  yed  pfand,  bürgschaft,  Verheißung,  auch  ersatz,  geld- 
hufie,  nhd.  wette  ^onsio,  vb.  goth.  gayadjön  geloben,  mhd.  w%tten  pfand 
geben,  dUfrs.  vedia  bürgen,  gewette  zahlen  u.  s.  w.,  vgl.  Grimm,  Bechts- 
aU.  60t  Den  Ursprung  von  vadi  findet  man  theils  in  dem  starken  ver- 
htm  yidan  binden  s.  Grimm  II,  26,  Diefenbach,  Goth.  wb.  I,  140,  theils 
im  lat.  yas  yadis. 

Gagliardo  it.,  sp.  pg.  ebenso  gallardo,  pr.  galhart,  fr.  gaillard 
mmter,  üppig,  kräftig,  kühn,  frech.  Aus  gala  konrde  dies  adjectiv  nicht 
entstehen,  es  würde  galardo  lauten.  Schwerlich  auch  aus  gajo,  da  man 
einmischung  des  Suffixes  igl  annehmen  müßte  (gaj-igl-ardo).  Keine  for- 
melle Schwierigkeit  läge  im  ags.  gagol,  geagle  nmthunUig,  üppig.  Aber 
wahrscheinlicher  noch  birgt  das  roman.  wort  eine  cdtische  würzet,  kymr. 
gall  traft,  dltgad.  galach  muth,  tapferkeit:  erweichung  des  11  ist  wenig- 
stens im  prov.  und  span.  sehr  üblich. 

Gaglioffo  it.,  sp.  gallofo  schelm,  taugenichts,  landstr eicher,  henneg. 
galonfe,  wdüon.  galofa,  gaioufe  fresser;  dsgl.  sp.  gallofa  stück  bettelbrot, 
chw.  gaglioflEa,  lomb.  gajoflfa  schleppsack  ßettelsack?).  Nach  Covarruvias 
zsgs.  aus  Galli  offa  almosen,  das  man  in  den  klöstem  den  nach  S.  Jago 
pügemden  Franzosen  reichte.  Die  erklärung  hat  den  anstrich  einer  ety- 
mologischen erfindung,  dllein  das  Wörterbuch  zeigt  wirklich  diese  bedeutung. 
Die  catal.  form  galyöfol  ist  dann  aus  Galli  offula. 

Gajo  it.,  aUsp.  gayo  (Seckendorf),  pg.  gaio,  pr.  gai,  jai,  fr.  gai 
mmter,  Idihafl;  leitete  sdhon  Muraiori  vom  ahd.  gähi  rasch,  kräftig,  nhd. 
jähe,  mit  ausgestoßenem  h.  (Prov.  gan,  welches  Raynouard  Meherzieht 
LR  in,  441,  steht  für  gai  hahn:  del  prumier  gan  ist  =  sp.  al  primer 
gallo  beim  ersten  hdhnenschrei.)  Damit  trifft  zusammen  der  name  eines 
vogds,  den  die  alten  dichter  Frankreichs  zur  nachtigall  gesellten,  sp.  gayo, 
gaya,  pr.  gai,  jai,  altfr.  pic.  gai,  nfr.  geai  holzhäher,  markolf,  also  der 
muntere  oder  der  bunte,  denn  gajo  hat  auch  diese  läztere  bedeutung  (altfr. 


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152  I.    OALA-GALEAi 

piaus  gaies  et  noires  bunte  und  schwarze  feile  G.  cCAngl.  p.  119)^  sp, 
gSijB,T  hunt  machen. 

Gala  it.feierUeid,  busenstreif  der  frauen  (Boccaccio),  digala  mm- 
ter,  lustig,  sp.  pg.  gala  feierMeid,  anstand,  anmuthy  fr.  gale  munterkeU^ 
ergötdicMeit,  freudenfest  (Froissart^  A.  Chartier,  CoquiUart,  s.  Bord); 
abgd.  it.  gallone,  sp.  galoii,  fr.  galon  borte,  tresse;  it.  galante,  fr. 
galant  artig,  sp.  galante  artig,  freigebig,  daher  galanteria,  galanteggiwe 
u.  s.  w.;  ^.  galano,  galan  hübsch,  geputzt,  sinnreich,  davon  gaUnia^ 
galannra;  auch  ein  altfr.  adj.  galois  zieht  man  hieher,  s.  Boqurfort  md 
Du  Merü,  Biet.  norm.  Ein  einfaches  verbum  ist  altfr.  galer  feste  feiern, 
schwärmen:  je  plains  le  temps  de  ma  jeunesse,  auqnel  ay  plas  qn'en 
antre  temps  gal6  (ViUon);  il  y  aura  beu  et  g9!l\^(Pathelin).  Merkumr- 
dig  ist,  daß.  gala  nebst  seinem  ganzen  gefolge  im  prov.  noch  nicht  vor- 
kommt und  daß  auch  im  franz.  des  12.  und  13.  jh.  gale  nicht  vorhanden 
scheint;  es  fehlt  daher  auch  im  mittellcUein.  Was  seine  herhunft  betrifft,  so 
.  erUärt  es  Ferion  nicht  ungeschickt  aus  gr.  xaXog  schön,  li^Uch,  anständig, 
ta  Tcala  die  annehmlichkeitefi  des  lebens:  nicht  unhäufig  entsteht  anlauten- 
des g  aus  der  tenuis.  Andre  verweisen  auf  dyakleiv  schmücken,  äyailaa^ 
sich  schmücken,  sich  brüsten,  sich  freuen;  schwerlich  aber  würde  der  Ita- 
liener, der  doch  wohl  das  wort  eingeführt  haben  müßte,  das  doppelte  I 
mit  einfachem  vertauscht  haben.  Auch  auf  ein  arab.  etymon  wird  vertdesen: 
chalaa'h  ehrenMeid  als  fürstliches  geschenk.  Indessen  gewahren  <Ke 
Wörterbücher  dieser  spräche  nur  chilaa'h  und  es  ist  unerweislich,  daß  das 
vulgär-arokbische  in  Spanien  i  mit  a  tauschte;  Engelmann  bemerkt  diesen 
Wechsel  nicht,  verwirft  übrigens  die  deutung  aus  einem  andern  gründe 
(p.  107).  Ehrenkleid  entspricht  überhaupt  dem  begriffe  des  roman.  wertes 
nicht:  gala  ist  ursprünglich  ein  abstr actum  und  heißt  putz,  staat,  beiAnt. 
Nebrissensis  'elegantia  vel  lautitia  vestium\  yestido  de  gala  staatslUeid^ 
Bessere  ansprüche  als  das  arabische  wort  scheint  ein  deutsches  zu  haben: 
ahd.  geili  (f.)  prunk,  stolz,  mhd.  geile  Üppigkeit,  lustigkeit  (wie  fr.  gale), 
geilen  erfreuten  (fr.  galer  =  sich  geilen). 

Galanga  it,  sp.  pg,,  altsp.  garingal  Conq.  Ultram.,  altfr.  galange, 
häufig  garingal  (poivre,  canele  et  garingal  Fl.  Bl.  2029),  engl,  galingal, 
ahd.  mhd.  galgan,  nhd.  galgant,  eine  aus  China  und  Java  kommende 
Wurzel,    Es  ist  das  arab.  chalan',  ursprüngl.  persisch  Gol.  762. 

Gälbero  it.  (Jagemanns  Wb.),  maü.  comctök.  galbe  Goldamsel;  laL 
galbula,  bei  Martial  und  Flinius,  muthmaßlich  dasselbe  wort.  Zu  ein^ 
andern  lesart  bei  dem  leteteren  Schriftsteller  galgulus  slimmt  sowohl  sp. 
galgulo  wie  it.  ri-gögolo,  rigoletto,  beide  letztere  ohne  zweifei  aus 
anrigalgalus.  Das  parm.  galbMer,  cremen,  galp^der,  entstand  offenbar 
aus  galbicterus.  Der  Spanier  nennt  den  vogel  auch  oro-pendola  gold-feder. 

Gal^a  it.  altsp.,  pg.^i^  (f.),  pr.  gal6a,  galeya,  gal6,  aitfr.  gid^ 
galie,  mittelgr.  yaXsa,  yalaia  ursprüngl.  ein  langes  ruderschiff:  tune  rex 
jussit  cymbas  et  galeas  i.  e.  longas  naves  febricari,  sagt  Asser  (9.  jh.), 
s.  Voss.  Vit.  serm.;   it.  galeotta,   sp.  pg.  galeota,    altfr.  galiot  IdchU 


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I.   GALERNO-GALOPPARE.  153 

galea;  it.  galeazza,  sp.  pg.  galeaza,  fr,  galöasse  großes  schiff  dieser 
art;  ü,  galeone,  sp,  galeon,  pg.  galeao,  fr.  galion  großes  fahrzeug. 
GJeichbed.  mit  galea  t^  it.  sp.  pg.  pr.  galera,  fr.  gal^re:  abstammend 
aber  von  jenem  müßte  es  it.  galiera,  pg.  galeira,  fr.  gali^re  latden,  nur 
die  sp.  form  wäre  richtig  und  diese  müßte  sich  den  übrigen  mundarten 
mitgetheilt  haben.  Einige  leiten  galea  vom  lat.  galea  heim  als  abdeichen 
eines  Schiffes j  wie  degenigen,  welches  den  dichter  Ovid  trug:  a  picta  cas- 
side  nomen  habet  Trist.  1,  10  (Voss.  l.  c);  aber  aus  gdlea  wird  nicht 
gal^  und  cassis  steht  da  als  name  des  einednen  Schiffes,  nicht  einer  art 
von  schiffen.  Nach  andern  entlehnte  man  den  namen  wegen  einer  ahn- 
lichkeit  der  gestalt  vom  gr.  yaleog  haifisch^  und  galeotta  aus  gleichem 
gründe  von  yakeiorrjg  Schwertfisch.  Das  letztere  gleichnis  wäre  besonders 
passend,  man  enoäge  die  beschreibung  der  galea  in  der  Bist.  Hieros.  DC, 
worin  es  heißt:  ligniim  a  prora  praefixnm  habet  et  vulgo  calcar  dicitur, 
qüo  rates  hostinm  transfignntnr  percussae.  At4ch  galeotta  für  galeota 
läßt  sich  mit  ähnlichen  beispielen,  wie  patriotta,  Gandiotta,  rechtfertigen,  • 
Daß  dieses  wort  aber  auch  auf  roman.  weise  attö  gal6a  abgeleitet  sein 
kann,  versteht  sich.  Noch  ein  anderes  griechisches  erst  bei  Hesychius  vor- 
kommendes  wort  ist  in  betracht  gezogen  worden:  yalrj  =  i^idgag  eldog^ 
also  eine  art  gallerie^  und  sehr  wohl  konnte  ein  langes  schiff  mit  einem 
langen  bedeckten  gange  verglichen  werden;  man  sprach  mit  betonung  des 
gedehnten  endvocals  gal6  (vgl.  akor]^  alo6)  und  fügte  das  weibliche  a  an. 
Von  diesem  gal^  oder  zunächst  von  galera  ist  denn  auch  das  bekannte 
rom.  galleria,  das  wenigstens  schon  im  9.  jh.  vorkommt:  trQB  domos 
cultas,  yideUcet  galeria  posita  via  Aurelia  .  .  .  reliquas  vero  duas  i.  e. 
galeriam  positam  äc.  DC;  hier  scheint  es  ein  zierliches  gebäude  zu  heißen; 
in  spatem  steiUen,  aus  der  ersten  hälfte  des  Itjh.,  ist  es  ein  eingeschlossener 
ortj  ein  hcf:  in  galeria  intra  castellmn  vel  de  foris  habitantibus  Ughell. 
I,  p.  121*;  curtem,  quae  dicitur  galeria,  in  qua  est  ecclesia  S.  Mar.  das. 
p- 136'.  Aber  so  wie  jene  älteste  stelle  es  gibt,  stimmt  es  besser  zur  rom. 
bedeukmg.  Noch  einer  etymologie  ist  zu  gedenken.  Muratori  vermuthet 
den  Ursprung  von  galea  und  galeone  im  arab.  chalaia  und  chalion; 
wendd  man  sich  an  Golius,  so  erfährt  man  (p.  763.  764),  daß  chal! 
(chaUon)  leer,  frei,  demnächst  (in  einem  wb.  vor  d.  j.  1000)  bienenkorb, 
großes  schiff,  weil  es  frei  sei  von  ruderwerk,  bedeutet.  Weder  J.  v.  Ham- 
mer noch  Engelmann  sind  hierauf  eingegangen. 

Oalerno  sp.  pg.,  galema  pr.,  galeme  fr.  nordwestwind,  vgl.  bret. 
gwsienkj  gwalam,  gwalom.  Die  irische  spräche  besitzt  das  einfache  gal 
Windhauch,  die  engl,  gale  kühler  unnd.  Für  begriffe  dieser  classe  liebt 
die  prov.  spräche  das  suffix  ema  (bolema  stürm,  buema  r^d,  suberna 
Strömung),  es  ist  also  wohl  zunächst  eine  prov.  bildung,  aber,  so  scheint 
es,  aus  edtischem  Stoffe,  unewohl  Nicot  erklärt  'nom  de  vent,  qui  fait  geler 
les  vignes^.  Zu  vergleichen  ist  aber  auch,  was  engl,  gale  und  ir.  gal  be- 
trifft, Dief.,  Goth.  wb.  fl,  439,  E.  MüUer  v.  gale. 

Galoppare  it.,  sp.  pg.  galopar,  pr.  galaupar  Fcr.  4ff P,  fr.  galoper 


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154  I.    GALOSCIA-GAMBA. 

sich  in  Sprüngen  fortbewegen  (von  pferdm),  gäloppiereny  prov.  und  frone, 
auch  in  gcdopp  setzen;  daher  sbst.  galoppo  /f.  Faidit  definiert  galopar 
Unter  trotar  et  currere^  zunschen  traben  und  laufen,  GProv,  31.  Sälmasm, 
Vossius  u,  a.  sahen  darin  das  gr.  xaln^v  traben,  trott  gehen,  mit  ange- 
schobenem 0,  aber  eingeschobene  vocale  betont  man  nicht.  Es  ist  das  gotk 
hlaupan  mit  vorgesetztem  ga,,  ahd.  gahlaufan,  ags.  gehleäpan,  nhd.  laufen, 
eine  durch  die  prov.  form  bestätigte  herleitung,  indem  hier  au  dem  deä- 
sehen  diphihong  au  gleichsteht:  aunir  =  hannjan,  raubar  =  raubon,  ran» 
=  raus.  Oder  sollte  der  ardaut  g  ein  verkapptes  w  sein,  da  man  mnä. 
walop,  walopeeren,  mhd.  walap,  walopieren  findet?  Dies  ist  eher  nm 
einem  fr,  walop,  waloper  nachgesprochen,  indem  sich  in  nordfranz.  muni- 
arten  g  manchmal  in  w  verirrt,  woher  auch  it.  gualoppare,  vgl.  gar^on 
war^on,  gaignon  waignon  (hund),  wohl  auch  gaquiire  waquiere  (jachere). 
An  diesen  Übergang  des  g  in  w  gewöhnt  sprach  der  Niederländer  auch 
Walewein,  franz.  gewöhnlich  Galvain,  wiewohl  fr.  g  hier  zufällig  fit 
gu  steht,  hymr.  Gwalchmai.  Das  persönliche  subst.  «p.  galopo,  ä.  ga- 
luppo  beiläufer,  daher  fr.  galopin  (in  der  thierfabd  name  des  als  boU 
gerauchten  hosen)  wird  dem  ahd.  hloufo  nachgebildet  sein.  [Hierzu  eint 
beachtenswerthe  randglosse  Wacl'emagels :  'Galoppare  möchte  ich  kaum 
auf  gahlaufan  mit  dieser  hier  so  zufälligen  und  bedeutungsleeren  vorsjßt 
zurückführen.  Vielleicht  g&ho  hloufen*?  Es  möchte  dagegen  zu  erin$ierH 
sein,  daß  grade  der  JRomane  die  bedeutungsleere  der  partikd,  die  er  auck 
sonst  mehrfach  aufnahm,  am  wenigsten  fühlte,  er  liebte  verstärkte  worler. 
Das  wirkliche  vorkommen  eines  compositums  gählouf  würde,  versteht  sieh, 
entscheiden.] 

Galoscia  it.,  galocha  sp.,  galoche  fr.  Überschuh;  vom  lat.  gallica 
parUoffely  mit  verstärkter  form  oder  eigentlich  mit  vertauschtem  sirffix,  s. 
Rom.  gramm.  II,  319.  Das  itdl.  wort  scheint  aus  dem  franz.  enUeh^, 
in  welchem  g  hier  eben  so  wenig  zu  j  ward  wie  in  gal  (gallus),  Gaules 
(Galliae).  uindre  leiten  es  von  calceus,  was  die  lautgesetze  nicht  gestatten, 
oder  von  caliga,  welches  jedesfalls  weiter  abliegt  als  gallicus.  Gleichbed. 
ist  das  sp.  haloza. 

Garn  b  a  it.  sp.  cot.,  pr.  gamba  in  gambaut,  pg.  gambia,  /r.  jambe  bein 
vom  knie  bis  zum  fuß^  Schienbein.  Neben  dieser  form  mit  anlautender 
media  stellt  sich  eine  gleichfalls  weit  verbreitete  mit  anlautender  tenuis: 
ältsp.  camba  Alx.,  so  auch  pr.  sard.,  churw.  comba,  vgl.  alban.  khembe. 
Einer  dritten  form  fehlt  der  letzte  consonant:  altsp.  cama  PC,  gleichlauL 
cot.  beam.,  altfr.  aber  jame.  Daß  die  tenuis  der  media  vorangegangen^ 
camba  älter  als  gamba  sei,  leidet  kaum  einen  zweifcl;  beide  konnten  nebenr 
einander  fortbestehen  une  it.  castigare  und  gastigare,  pr.  cat  und  gat 
Zwischen  camba  tmd  cama  aber  ist  es  theoretisch  zweifelhaft,  ob  b  ein- 
geschoben oder  ausgefallen  sei,  ob  man  also  camb  oder  cam  als  thema 
anzunehmen  habe.  Die  grundbed.  von  camba  muß  bug,  kniebug  gewesen 
sein,  wie  andre  bildungen  desselben  Ursprungs  bezeugen:  pg.  camba  rad- 
feige  (krummes  holz),  cambaio  krummbeinig,  altsp.  encamar  {$.  v.  o.  en- 


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I.   GAMBAIS- GANTA.  155 

cambar)  beugen  s.  Sanchee  eum  Cüd,  wohl  auch  bürg,  (in  ISerry)  cam- 
boisser  hrümmen^  dsgl.  nüat.  cambuta  hrummstab,  das  in  der  form  cabuta 
schon  in  einer  urhmde  v.  j.  633  BrSq.  n.  16  erscheint.  Die  wureel  findet 
sich  auf  lat.  Sprachgebiete  in  cam-urus,  cam-erus  ifcr«mw,  cam-era  Wölbung, 
cam-erare  wölben  (fr.  cambrer),  einfach  im  cdt.  cam  gebogen,  gekrümmt 
(iyinr.  camineg  radfeige,  wie  pg.  camba),  ihre  weitere  ausprägung  in 
eamba  lag  vielleicht  schon  im  IcUein  vor,  da  auch  die  griech.  spräche 
xauTnj  hat  und  celt.  cam  airf  älteres  camb  (vgl.  Gambodnnnm  u.  a.  geogr. 
namen,  Zeuß  /,  76.  96)  eurückzuführen  ist.  Aber  gamba  für  ungula  bei 
Vegetius  ü.  F.  ist  ein  undassisches  tport.  Vom  deutschen  hamma  oder 
wampa  ist  ganz  äbeusehen.  Zu  gamba  gehört  noch  sp.  Jamba  pfosten, 
it.  gambo  stengd  (bein  der  pflanze),  nfr.  jambon,  sp.  jamon  Schinken, 
düfr.  ga mache  beinbekleidung. 

Gambais  pr.,  dUfr.  gambais,  wambais,  altsp.  gambax  Alx.,  altpg. 
canbas  SRos.,  daher  mhd.  wambeis,  wambois,  wambts,  nhd.  wams,  im 
späteren  ndaiein  mit  schwankender  endung  gambacium,  wanbasinm,  fehlt 
itd.;  dsgl.  pr.  gambaiso,  altfr.  gambeson,  wambaison,  spätmlcU.  gambaso 
gambasonis ;  ein  den  Oberleib  bedeckendes  kleidungsstück.  Nicht  von  gamba; 
caxf  goth.  vamba,  ahd.'  wamba  (bauch)  leitet  namentlich  der  franz.  anlaut 
w.  Was  aber  die  endung  betrifft,  so  ist  ein  ahd.  wambaiz  bei  der  Selten- 
heit und  Ungewißheit  des  Suffixes  aiz,  eiz  nicht  zu  vermuthen,  daher  im 
nm.  ais  das  lat.  acens,  in  gambois,  mlat.  wambosiam,  eine  unächte  form 
anzunehmen.  Qayangos  zieht  ein  arabisches  etymon  vor:  gonb&z  'species 
vesHmenti  crassiy  quo  Collum  tegitur^  Freyt.  III,  298'  (ohne  wurzelverbum). 

Gimbero  it.,  sp.  gdmbaro,  altfr.  jamble,  npr.  jambre,  dauph. 
cbambrö  krd>s;  von  cammarns  seekrebs. 

Game  IIa  sp.  pg.,  gamelle  fr.  hölzerne  schüssel  für  matrosen  oder 
Soldaten;  von  camella  trihkgeschirr  (une  noch  im  span.). 

Gana  it.  sp.  pg.  cot.  heßige  begier.  Es  läßt  sich  nur  behaupten, 
daß  es  grammatisch  zum  ahd.  geinön  passe,  dessen  bed.  den  mund  auf- 
sperren m  die  bed.  lechzen  übergehen  konnte,  wie  pr.  badar,  lat.  hiare, 
gr.  xairiiv  beide  bedeutungen  umfassen.   Vgl.  unten  guadagnare. 

Ganascia  it.,  /r.  ganache  kinnbacken  (des  pferdes);  wird  mit  recht 
für  ein  augmentativ  von  gena  gehalten,  welches  letztere  die  spräche  früh 
aufgab.  Menage  fuhrt  auch  ein  ^p.  ganassa  an,  von  dem  die  Wörterbücher 
nichts  wissen. 

Gancio  it.,  sp.  pg.  gancho  haken,  vielleicht  auch  /r.  ganse  schlinge, 
die  als  knqpßoch  dient.  Span,  etymologen  lassen  gancho  aus  gr.  ya^iipog 
(eingdarümmt)  entstehen,  aber  ps  wird  sich  schwerlich  in  sp.  ch  verwan- 
ddn:  wohl  pl  in  dem  synonyinen  napinvXog,  womit  aber  das  itäl.  wort 
unerklärt  bliebe.     Ungr.  gants  gleichbed.  wird  aus  letzterem  herrühren. 

Ganta  pr.,  noch  itzt  ganto,  storch,  kranich,  wüde  gans  (ardea  nigra 
nach  Honnorat),  cdtfr.  gante  Og.  4266,  gente  BG.  v.  auca.  Für  dieses 
wort  hat  man  ein  uraltes  Zeugnis:  Plinius  10,  22  sagt  von  den  gänsen: 
candidi  ibi  (in  Germania),  vero  minores,  gantae  {al.  ganzae)  vocantur. 


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156  I.   GARBINO— GAROFANO. 

Eine  mitteUat.  stelle  ist:  Gonspicit  innumerabilem  mnltitadinem  avinm, 
quas  vulgus  gantas  vocat  Mirac.  S,  Gentdfi,  DC.  Venant.  Fort,  mter- 
scheidet  ewischen  ganta  und  anser,  indem  er  gras,  ganta,  anser,  olor  ob 
verschiedene  gattungen  msammenstelU.  Daher  das  rom.  ganta  =  ndd. 
gante,  ndl.  gent,  mhd.  ganze,  aM.  ganazzo.  Dem  wäl.  gunsce,  gmk 
erkennt  MUdosich  slavische  herkunß  zu.  Der  Spanier  benutzte  die  hochd. 
form  gans  eu  seinem  ganso  (denn  gänazzo  hätte  ihm  eher  ganzo  (xfer 
gandzo  gegeben),  das  ihm  auch  als  adjectiv  dumm,  dem  Catalanen  oh- 
gefeimt,  eigentl.  sich  dumm  stellend,  bedeutet]  die  gleiche  Übertragung  m 
wcd.  adj.  lud  dumm,  vom  ungr.  lud,  gans.  —  Eine  ausführliche  Unter- 
suchung des  Wortes  bei  Diefenbach,  Orig.  europ.  347  ff. 

Garbino  it.  sp.,  garbin  neupr.  südwcstunnd  im  miUelländisdm 
meere;  leitet  man  richtig  aus  dem  arabischen:  hier  heißt  garb!  wesüidi, 
vom  vb.  garaba  weggehen,  untergehen  (von  der  sonne)  Fretft.  III,  267'j 
daher  auch  pg.  garabia  westen.  Die  ital.  form  a-gherbino  scheint  an 
diese  ardb.  herkunft  jsu  erinnern, 

Garbo  it.  sp.  pg.  anstand;  vb.  it.  garbare  anstand  verleihen,  sp. 
garbar  sich  eieren;  pr.  nur  garbier  prahlerisch;  vom  ahd.  garawf,  garwi 
schmuck,  vb.  garawan,  nhd.  gerben,  ndl.  gaerwen  bereiten,  schmücken,  b 
aus  w  auch  im  it.  felbo  von  falawer.  Schon  Frisch  I,  342*^  sagt:  das 
ücd.  garbato  schon,  artig,  gebutet  etc.  kommt  von  diesem  verbo  gärben, 
sofern  es  mit  Kleidern  ausjsieren  bedeutet;  s.  auch  Schmeller  II,  64.  Das 
bask.  garbatu  wird  von  der  ssubereitung  des  flachses  gd)raucht.  Auch 
an  das  formell  weiter  abliegende  gr.  yavqov  stohe  haUung  hat  man 
gedacht. 

Garbuglio  it.,  sp.  garbullo,  ältfr.  garbouil,  grabouil  lärmender 
häufe,  Verwirrung.  Sicher  ein  compositum.  Das  erste  wort  ist  wahr- 
scheinlich von  garrire  schwatzen,  das  andre  ohne  eweifd  von  buUire  brau- 
sen, sbst.  sp.  bulla,  it.  buglione,  cat.  buUanga  verworrenes  geschrei. 

Gargatta  it.,  altfr.  pic.  gargate  s.  Boquef.  und  Brut  I,  103,  und 
so  churw.  gargata,  in  Genf  gargataine,  im  Jura  garguelotte  u.  dgl.,  auck 
bret.  gargaden,  attengl.  gargate,  sp.  pg.  cat.  mit  eingeschobenem  n  gar- 
ganta  gurgel;  abgeleitet  von  gurges  mittelst  des  Suffixes  att  utUer  cinwir- 
kung  des  naturausdruckes  gargarizare  gurgeln,  sp.  g&rgara  gegurgd  = 
arab.  gargara  (vb.),  vgl.  it.  gorgogliare,  gorgozza  abgeändert  in  gargagli- 
are,  gargozza.  Auch  sp.  gärgola,  fr.  gargouille  speiröhre  der  dach- 
traufe  unrd  hieher  zu  stellen  sein.  Seltsam  ist  pr.  gargamela  gurgd,  fr. 
gargamelle  bei  Rabelais,  noch  jetzt  lothringisch,  vom  gase,  gamo,  man  seht 
Dict.  de  Trevoux  und  Oberlin  (Patois  lorr.),  vgl.  auch  pg.  gorgomilos 
(ph),  sp.  gorgomillera  schlurf.  Eine  Zusammenstellung  mundartlicher 
mit  garg  gebildeter  Wörter  findet  sich  bei  Honru>rat.  Hieher  wohl  auch 
pr.  gargar  ßinsprudeln?)  M.  I,  191\  202\ 

Garöfano  it.,  sp.  girofle,  girofre,  pr.  fr.  girofle  würznelk^;  von 
caryophyllum  mit  dem  griech.  accente  in  7uxQv6q)vU.ov  gesprochen,  waL 
aber  carofil,  garoffl. 


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I.   GARRA-GAS.  157 

Garra  sp.  pg.  kralle^  pr.  garra  hniebug?  (vgl.  sguarar  couper  le 
jarrä  GO.),  Ufnous.  jaro,  genf.  jaire.  Daher  it.  garretto,  aUfr.  garret, 
nfr.  jarret,  sp,  jarrete,  pg.  jarrete  Jcniebug,  Jcniekehle;  neupr.  garrou 
schweinshamme;  sard,  garroni  =  garretto;  dsgl.fr.  garrot  gelenkt  fuge, 
kneM,  sp.  pg.  garrote  mit  letzterer  bedeutung.  Vom  hymr.  gär  Schenkel^ 
brä.  gar  sduefU>ein;  vgl.  Tcymr.  c&mez  g&r  hniebug,  bret.  garan  einschnitt. 
BeriiJming  der  begriffe  glied,  gdenk,  kralle  lehrt  oben  artiglio.  Weiteres 
bei  Diefenbach,  Cdt.  /,  129. 

Garzone  it.,  sp.  garzon,  pg.  gar^ao,  fr.  gar^on,  pr.  auch  gartz, 
aUfr.  gars  kndbe,  bursche,  junggesell,  fem.  fr.  garce  liederliche  dime. 
Die  vHHichste  bedeutung  dieses  wortes^  das  im  nUaiein  erst  spät  auftaucht, 
war  im  oitfranB.  nicht  knabe,  dafür  brauchte  man  lieber  danzel  oder 
yaslet,  es  hieß  diener,  handlanger,  trossknecht,  0umal  aber  in  moralischer 
heeiekung  lotterbube;  auch  der  port.  Codex  Alfons.  braucht  gar^m  in 
ktsterem  sinne  SRos.  s.  v.  Dagegen  hieß  das  fem.  garce  ursprüngl.  mäd- 
chen,  wohl  auch  dienstmädchen,  ohne  Übeln  nebenbegriff  (Le  Glay  eum 
Baoul  de  Cambr.  p.  166)  und  schon  hieraus  ist  sm  schließen,  daß  die 
grmdbedeutung  der  mäntdichen  form  garzon  die  des  lat.  puer  war,  wie 
auch  die  Wörterbücher  des  16.  jh.  übersetzen,  daß  es  aber,  wie  unser  bube, 
in  iAlen  sinn  ausartete.  In  der  mundart  des  Jura  heißt  noch  jetzt  gars 
söhn,  garge  tochter,  gleichfalls  ohne  schlimmen  nebenbegriff.  Was  nun 
sdne  herkunß  betrifft,  so  sind  alle  vorgebrachte  deutungen  bodenlos.  Der 
anlaut  g  iann  deutschem  w  nicht  entsprechen,  da  kein  it.  gaarzone  statt- 
findä,  die  jmweHen  vorkommende  prov.  Schreibung  guarso  beruht  auf  un- 
gemmigkeii;  auch  nicht  bretonischem  gw  in  gwerc'h  Jungfrau  (Pott, 
Fcrsck  77,  347).  Die  gael.  spräche  hat  freilich  ein  wort  garsan,  aber 
aus  dem  franz.,  sie  verumndelt  oft  das  rom.  on  in  ihr  eigenes  suffix  an, 
vgl  caban,  baran,  bürdan,  ladran,  fr.  chapon,  baron,  bourdon,  larron. 
Das  wort  erklärt  sich  wie  so  viele,  die  man  in  der  ferne  sucht,  klar  und 
einfach  aus  dem  lat.  sprachstoff.  Mit  garzone  nämlich  ist  augenscheinlich 
gleicies  Stammes  it.  garznolo  herz  des  kohles,  maü.  garzoen  knospe,  von 
cardaiiB  (s.  unten  II.  a),  hiemach  ist  knabe  etwas  noch  unentwickeltes, 
knospe,  butzen,  Strunk,  eine  anschauung,  die  sich  auch  im  it.  toso,  im  fr. 
petit  trognon,  im  dtschen  kleiner  btttzel,  im  gr.  xogog,  im  gael.  gas  aus- 
spricht, ja  das  maü.  garzon  bedeutet  außer  knabe  auch  eine  distelartige 
pflanze  und  leitet  dergestalt  unmittelbar  auf  Carduus  zurück.  Wie  willig 
aber  in  Carduus  die  tenuis  der  media  wich,  bezeugt  auch  das  lothr.  gade 
=  carde,  gadä  =  carder.  —  Ist  nicht  auch  it.  sp.  garza  reiher  identisch 
imt  fr,  garce  mädchcn,  indem  man  den  vom  köpfe  zurückwallenden  feder- 
husch  dieses  vogds  mit  dem  herahfdUenden  kurzen  haar  eines  kleinen 
mädchens  verglich?  Oder  soUte  der  itai.  mundart,  worin  das  wort  am 
reichsten  gewuchert  hat  und  woher  es  ausgieng,  das  feminin  gefehlt  haben? 
Span,  garceta  heifit  kleiner  reiher  und  herabfallende  haarlodce.  über  den 
su)^dhaften  arabischen  Ursprung  des  Wortes  s.  Engdmann  p.  81. 

Gas  ein  luftstoff;  von  dem  äUem  van  Helmont  erfundenes,  vielleicht 


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158  I.   GASALHA— ftAVETTA. 

aus  ndl.  geest  d.  i,  geist  gebildetes  wort  (Adelung).     Weigernd  l  390 
vermuthet  vom  deutschen  gäschen  schäumen. 

Gasalha  pr.j  cdtfr.  gazaille,  fnlat.  gasalia  gemeinschafl,  gesA- 
Schaft  (nicht  gewinn^  wie  Lex.  rom.  III j  449  bestimpU  wird);  dahin  auch 
pg.  agasalhar  und  gasalhar  (nach  dem  subst.  gasalhado  Lus.  2, 15  su 
schließen),  sp.  agasajar,  gasajar  freundlieh  aufnehmen,  dUpg.  agasalhar- 
se  com  huma  mulher  sich  verheirathen  SRos.  append.  Vom  oAd.  gisello, 
in  älterer  form  gasaljo,  nhd.  geselle  geführte,  freund,  vh.  gotK  salJMi, 
ahd.  gaselljan.  In  einer  span.  Urkunde  v.  j.  804  Esp.  sagr.  XXVI,  445 
liest  man:  feci  ibi  presnras  cum  meis  gasalianibus  (theiÖwibem)  mecun 
commorantibus,  worin  gasalianes  nach  dem  goth,  plural  gasaljans  gefmd 
sein  muß.  Menage  erwähnt  auch  ein  it.  ghisello  compagno;  aus  wdeker 
mundart  soll  dies  geschöpft  sein?  S.  Rosa  verzeichnet  ein  aUpg,  gas- 
yillado  asodado,  ioas  vielleicht  aus  gasaillado  verschrieben  ist, 

Gatto  ü.j  sp.  gato,  cot.  gat,  pr.  cat,  fr,  chat,  fem.  gatta,  gata, 
cata,  chatte,  ngr.  yaia  kotze,  fehlt  dem  Wdlachen,  der  mutze  und  pisfoe 
dafür  hat.  Felis  aber  fehlt  äUen;  nur  im  picard.  Wörterbuch  wird  fölc 
als  ein  seltner  ausdruck  bemerkt  und  aus  felis  hergeleitet,  uHkS  hier  mf 
sich  beruhen  möge.  Das  neue  wort  ist  at4ch  durch  die  cdtischen  tmi 
german.  sprachen  verbreitet:  ir.  cat,  kymr.  cäth,  ags.  cat,  aUn.  köttr.  £« 
lat,  c&tus  kommt  erst  spät,  bei  Paüaäius  und  bei  einem  dichter  vor  (s. 
Freund),  ist  aber  vielleicht  schon  in  cätolus  enthalten,  venoandt  mi 
cänis  (Schwenck);  bei  Isidorus  gut  es  noch  für  ein  wort  des  gemmm 
lebens:  hmic  (mnrionem)  ynlgus  catnm  a  captara  vocant  12,  2,  38.  Jht 
herleitung  aus  captare,  altrom.  catar,  ist  indessen  unstatthaft,  da,  abge- 
sehen vom  lat.  catas  für  captus,  auch  im  roman.  sich  die  anlaute  md 
inlaute  widersprechen,  it,  gatto  und  catare. 

Gavela  pg,,  sp.  gavilla,  pr,  gnavella  GO.,  fr.  javelle  reiänkM 
welle,  handvoU  ähren,  span.  auch  häufe  menschen  (ebenso  vol.  gavella  J- 
Febr.  64).  Grammatisch  unbefriedigend  ist  die  erUärung  von  Ffisch  ws 
dem  dtschen  gaufei;  nicht  besser  die  aus  dem  ahd,  garba,  detm  r  duldä^ 
wie  schon  unter  gabella  erinnert  ward,  vor  b  keinen  ausfäU;  unnöthig  dk 
von  Menage  aus  einem  hypothetischen  capus  als  primitiv  von  capala& 
Es  kommt,  wenn  man  die  bed.  handvoll  aus  handhabe  oder  griff  folgern 
darf,  unmittelbar  von  capulus,  umgebildet  in  capellus,  capella,  um  so 
wahrscheinlicher,  cds  ein  fieupr.  masc.  gavel,  pic,  gaviau  vorliegt; 
ebenso  verwandelte  sich  martulus,  scrophula  roman,  in  martellas,  scro- 
phella  (6crouelle).  Franz.  j  aber  konnte  aus  lat.  c  entstehen,  wie  dies  w 
Jambe  und  geöle  anerkannt  werden  muß.  Im  engl,  gavel  treffen  gavela 
und  gabella  (abgäbe)  zusammen,  gleichwohl  scheint  ^  je  nach  seiner  be- 
deuiung  verschiedener  herkunft.    S.  auch  E,  Müller  v.  gavel. 

Gavetta  it.,  sp,  gdbata,  /r.  jatte  hölzerner  vwipf  oder  schüssd;  von 
gabäta  eßgeschirr,  ahd,  gebita,  mlat.  capita,  vgl.  nord.  jata  krippe.  Frans, 
jatte  aus  gabata  verhält  sich  lautlich  u?ie  dette  aus  debitnm.  Pieari, 
sagt  man  gate,  norm,  gade,  jade,  daher  altfr.  jadean.  Aud^  sp.  g^- 
veta  Schublade  wird  derselben  abkunß  sein. 

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I.    GAVIA-GECCHIRE.  159 

Gavia  sp.  ein  vogdj  tnöwe;  ist  das  lat  gayia  hei  PliniuSy  für 
wdehes  die  bed.  möwe  nur  auf  vef^uthung  beruhi,  durch  das  roman.  wort 
aber  gerechtfertigt  wird.  Daher  die  glekhbed.  ablh  sp.  gaviota,  pg, 
gaiYota;  sp.  pr.  map.  gavina;  it  gabbiano,  pg,  gaiyao,  letjderes  eine 
schwalbenari. 

Qazza  it.y  gacha  pr.,  besser  pr.  agassa,  fr.  agace  eister,  hrähe; 
vom  ahd.  agalstra,  was  eine  eweite  ital.  form  gdzzera  noch  anschatdicher 
madU;  die  Verbindung  st  stdlte  sich  romanisch  durch  z,  c^  ss  dar.  Die 
Flor,  glossen  geben  agaza  als  deutsches  wort  und  übersetsen  es  mit  pica. 
Zu  merken  ist  noch  die  romagn.  form  argaza.  Der  sinn  des  deutschen 
ä-gal-astra  ist  nach  Grimm  II,  367  der  rauhschreiende  krächeende  vogd. 

Gazzella  ü.^  gazela  sp.j  gazelle,  algazelle  fr.  ein  säugethier  im 
Orient  und  Nordafrica;  vom  arab.  gaz&l  junge  gaeelle  Fretft.  III,  274''. 

Oazzetta  it.,  gazeta  sp.,  gazette  fr.  jseitung;  eigentl.  name  einer 
ital.  münse  (von  gaza  schatjg?),  wofür  man  das  eeitungsblaU  kaufte.  So 
Minage  und  Ferrari.  Nach  Schmellers  vermuthung  aber  ist  gazzetta  das 
diminutiv  von  gsaxsL  elster,  indem  die  ersten  aeitungsblätter  etwa  das 
etMem  des  geschwätjngen  vogels  getragen  hätten,  Bair.  wb.  IV,  293.  — 
[Mahn  p.  90  tritt  Menage  bei.  Die  ersten  eeUungsblätter,  bemerkt  er, 
ersehimen  eu  Venedig  (1563?)  und  waren  geschrieben;  für  die  erlaubnis 
^  £u  lesen  sohlte  man  eine  gaaetta,  daher  der  name  dieser  blätter,  denn 
sie  konnten  bei  der  dürftigkeit  ihres  inhcdtes  nichts  weniger  als  geschwäteig 
genannt  werden;  auch  sei  es  nicht  wahrscheinlich,  daß  die  Verfasser  ein 
solches  emblem  gewählt  hätten,  da  man  sich  nickt  leicht  selbst  verspotte.  — 
Dagegen  möchte  sich  doch  wieder  einwenden  lassen,  daß  was  man  für 
eine  bestimmte  münsse  kauft,  schwerlich  mit  dem  namen  derselben  benannt 
worden  wäre  (dafür  hatte  man  das  suffix  ata  wie  in  derrata,  quattrinata), 
femer  daß  wenn  auch  nicht  der  Verfasser,  doch  das  publicum  eine  seitung 
füglich  eine  plaudertasche  nennen  konnte,  weil  ihre  nachrichten  oft  genug 
grundlos  sein  mochten.] 

Gecchire  it.  in  aggecchirsi  sich  demüthigen,  sich  unterwerfen  {ait 
gicchito  demüthig,  s.  Perticari  p.  300,  giachito  PPS.  II,  176,  maxi. 
geechiss  d.  i.  geecbirsi),  pr.  gequir,  dUsp.  jaquir  überlassen,  oMcat.  jaqnir 
erlauben,  oitfr.  gehir  gestehen,  sagen.  Alle  diese  Wörter  lassen  sich  auf 
eins  jmrüekbringen,  das  ahd.  jeban  aussagen,  eugestehen,  vgl.  mhd.  jehen 
c.  dat.  einem  den  sieg  euerkemien,  sich  überwunden  geben.  Ital.  aggec- 
chirsi, das  Ciampi  (zu  dno)  gegen  die  grammaiik  aiAS  abiettito  (abjectns) 
erklärt,  bedeutet  sich  einem  eugestehen,  sich  einem  überlassen,  h  durch  ch 
vertreten  wie  in  annichilare.  Ebenso  das  prov.  wort:  qui  tot  non  lor  o 
gic  wer  ihnen  nicht  alles  jmsagt,  überläßt  Chx.  TV,  344;  se  gequir  de 
ana  ren  sich  von  äwas  lossagen.  AÜcat.  nos  jaqnesca  escapar  er  erlaube 
uns  jm  entrinnen,  lasse  uns  entrinnen  RMunt.  114*".  Am  nächsten  schließt 
sich  die  bedeutung  des  aUfr.  Wortes  an  die  des  deutschen:  jehir  ses  pe- 
cbi^  seine  Sünden  beichten  Gar.  II,  222;  ist  doch  beichte,  ahd.  bigiht, 
sdbst  aus  jehan  entstar^en.     Was  die  begriffsentuncklung  betrifft,   so  ist 


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160  I.   GELDRA-GERGO. 

besonders  ssu  vergleichen  goth.  gaknnnan  sik  sich  bekennen,   sich  wikr- 
werfen^  vTVOTOTTea&ai.  * 

Geldra  i^.  lumpenvolky  pr.  gelda,  cdifr.  gelde  trupp  besonders  wm 
fußvolk:  trente  milie  de  gelde  triginta  müia  pedüum  LRs.  15,  vom  niat. 
gelda  congregcUiOf  dies  at4S  dem  deutschen:  ags,  gild  cuUuSy  soddlUßs, 
gegilde  sodalis,  ndd.  gilde.  A^Ach  ein  altfr.  gueude  findet  sich  (gii  nd>m 
g  £f,  b.  in  gueule,  geule):  la  80ci6t6  yulgairement  appel6e  gueude  mu- 
chande  kaufmannsgilde^  s.  MSnage.  Von  pr.  gelda  ist  geldon  lansm- 
träger,  daher  ü.  gialdoniere  dass.  ÄUit.  gialda  lanj^e  erinnert  swar  m 
goth.  giltha  sichelj  hippe:  man  kann  aber  die  waffe  nach  den  leuten  be- 
nannt haben,  die  sie  tragen,  vgl.  partigiana.  S.  auch  Füomena  ed.  Cian^ 
p.  143. 

Gengiva  U.  pg.  pr.,  sp>  encia,  fr.  geneive,  und.  gingie  sahttfleisd; 
von  gingiya,  mit  abänderungen,  um  das  sich  wiederholende  g  eu  bes^ 
gen,  vgl.  auch  sard.  sfnzia,  pr.  angiva,  cot.  geniva,  fr.  in  Berry  gendife 
u.  a.  formen. 

Gente  altü.  (wohl  aus  dem  prov.),  aiisp.  gento  (gente  Mar. 
Egipc.  nach  Pidci  ist  unrichtig,  s.  Janer  313^),  pr.  gent,  fem.  genta, 
ältcat.  gint,  ginta,  altfr.  (noch  in  Berry)  gent,  gente  artig,  hübsch;  vb. 
agenzare,  agensar,  agencer  gefallen.  Fon  gentilis  mi^  jmrückgeßogenem 
accent  und  weggefallnem  suffix  wäre  nicht  gegen  die  grammatik,  man  be- 
denke sp.  manso  aus  mansuetus  u.  a.  Vielleicht  aber  findet  sich  m 
näher  liegendes  wort.  Buchstäblich  passt  nur  genitus,  worauf  schon 
Sanchee,  Colecc.  tom.  III,  vermuthäe.  Homo  genitus  konnte  einen  numn 
von  fierkunft,  einen  eddn  bedeuten,  wie  man  einen  solchen,  aber  minder 
kühn,  mhd.  von  geburt,  fr.  homme  de  naissance  nennt,  und  hieraus 
konnte  sich  die  bed.  artig  entunckdn,  die  auch  gentilis  d.  i.  qui  gentem 
habet  annehmen  muffte.     Vgl.  Grandgagnage  v.  ajancener. 

Gergo  it.,  sp.  xerga;  it.  gergone,  fr.  Jargon;  altsp.  girgonz  Alx. 
{gebildet  wie  vascuence  =»  vasconice),  nsp.  gerigonza  kauderwälsch,  roth- 
wälsch,  so  pr.  gergons  ^vulgare  trutanorum*  spitabubensprache  GProv.94. 
Nicht  unpassend  nennt  Charles  von  Orleans  die  spräche  der  thiere  ein 
Jargon,  eine  für  wis  unverständliche  rede:  il  n*y  a  ne  beste  ne  oyseau 
qu'en  son  Jargon  ne  chante  et  erie.  Altfr.  sagte  man  für  jargonner  onc* 
gargoner  Roquef.,  Hob.  le  diabl.  IIP.  col.  1,  altengl.  gargoun  HaUiw.: 
hieraus  folgt  1)  daß  trote  dem  pic.  gergon  (denn  diese  mundart  pflegt 
das  gutturale  g  jgu  bewahren)  ga  der  ursprüngliche  anlaut  war,  2)  dal^ 
das  wort  von  Frankreich  ausgegangen.  Gleichwohl  ist  sein  Ursprung  nicU 
sicher,  wenigstens  läßt  es  sich  aus  dem  nord.  jarg  Salbaderei,  wenn  man 
auf  ga  als  dem  richtigen  anlaute  besteht,  nicht  herleiten.  Man  sagt  fr- 
le  jars  jargonne  der  gänserich  schnattert,  allein  die  art  der  ableiiung  von 
Jargon  aus  jars  läßt  sich  nicht  klar  machen.  Es  möchte  also  woU 
gebildet  sein  aus  dem  roman.  stamme  garg  (s.  oben  gargatta),  so  daß  es 
eigentl.  gegurgd,  widerliches  unverständliches  gerede  bedeutete.  Vgl.  auch 
das  sp.  guirigay  .kauderwälsch. 


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I.   GEßLA-GflIAÖO.  161 

Gerla  t^.,  neupr.  gerlo,  oAtfr.  geurle -KTC.  7,  220,  jarle  JSoj.  trage- 
horby  eimer;  von  gernlns  tragend,  in  den  Casseler  glossen  gerala  tina 
^£M$ipar'  (jmber). 

Oesmino  ä.  {entstellt  in  gelsomino),  ^.Jasmin,  in  der  alten  prov. 
litteratur  nicht  vorhanden,  neupr.  jaussemin,  gensemil,  fr.  Jasmin  ein 
siaudengewächs;  vom  pers.  jäsemtn,  auch  arab.  jäsamün,  das  Freytag  IV, 
514^  ds  ein  fremdes  toort  gibt 

Gesta  a.,  geste  dUfr.,  wohl  auch  pr.  gesta  geschlecht,  stamm.  Lot. 
gesta  cds  singutar  g^aucht  (man  sehe  Ducange)  nannte  das  mütelalter 
die  tkaten  eines  vornehmen  geschlechtes,  sodann  die  beschreibung  derselben, 
die  Chronik,  endlichj  vermöge  einer  Übertragung  der  Sachen  auf  die  per- 
sonenj  die  geschlechtsfolge,  den  stamm  selbst.  Altfr.  beispide  der  beiden 
letzteren  bedeutungen  sind:  an  (en)  la  geste  est  escrit  Sax.  II,  161;  en 
vielle  geste  le  trueve  Ton  lisant  Bom,  de  Boncev.  p.  67;  ClodoYs  qui 
commenga  la  bone  geste  NF,  Jub,  II,  19;  la  geste  Mahom  der  stamm, 
das  Volk  Mahomets  Sax,  II,  84;  li  varlet  de  haute  gieste  JEracl  3362. 
Auch  das  aitsp.  toort  heißt  chronik:  aquis'  conpieza  la  gesta  de  mio  Cid 
PC  1093, 

Gettare,  gittare  it,,  j|p.  jitar,  pr.  getar,  gitar,  fr.  jeter,  sp.  mit  ab- 
geäoßenem  j  echar,  werfen;  von  jactare  oder,  wie  der  allgemeine  über- 
tritt  des  2i  in  e  vermuthen  läßt,  von  ejectare,  wal,  ajepta.  Sbst,  fr.  j  e  t 
wurf,  auch  Schleuder,  strick,  pr.  get,  it.  getto,  geto.  Zu  merken  ist  pg, 
deitar  =  /r.  d^jeter,  von  dejectare,  welches  Gettius  aus  Mattius  an- 
fuhrt; die  altere  spräche  aber  kennt  auch  geitar.  —  [Diese  deutung  von 
gettare  aus  ejectare,  gegenüber  der  herkömndichen  aus  jactare,  ist  von 
achtbarster  seile  bestritten  worden,  Sie  kann  sich  aber  unter  andern  dar- 
auf berufen,  daß  im  itaiienischen  aus  der  lat.  silbe  act  niemals  ett  oder 
itt  wird,  und  daß  auch  die  wcd,  form,  (deren  anlaut  b,  so  gut  jm  lat,  e 
passt  wie  in  alege  von  eligere  «.  a.)  gleichfalls  ein  radicäles  e  zeigt.] 

Gherone,  garone  U.,  sp.  giron,  pg.  giräo,  fr.  giron,  altfr.  auch 
gaeron  esgs,  gron  Comte  de  Poit,  p.  14  (so  noch  picard,)  schooß,  schleppe, 
m  der  wappenkunst  dreieck;  aus  dem  ähd.  gero,  acc.  gferun,  mhd.  g6re, 
altfries,  gare  angesetztes  keilförmiges  stück  in  einem  kleide,  um  es  bau- 
schig 8u  machen^  von  ggr  speer  wegen  der  cämlichkeit:  ebenso  nüat.  pilum 
vestimenti  speer  des  gewandes,  oder  das  in  einem  glossar  (Crraff  IV,  225) 
mit  ggro  übersetzte  romanische  lansa.    S.  Grimm,  Rechtsalt,  168. 

Ghiado  it.  äußerste  kälte,  pr.  glay  schrecken,  cat.  erstaunen;  zsgs. 
pr.  eat.  esglay  s.  v.  a.  glay,  altsp.  aglayo;  vb,  it.  agghiadare  vor 
kälte  erstarren,  altsp.  aglayarse  erstaunen,  pr.  esglayar  erschrecken,  nieder- 
schlagen, cat.  in  erstaunen  setzen.  Prov.  glay  bedeutet  auch  schwort,  von 
gladius,  vgl.  die  form  desglayar  tödten,  neben  desglaziar  (mlat.  degladi- 
andi  'deoccidendV  Class.  auct.  VI,  520'');  auch  altfr.  glaive  ist  die  tödt- 
lide  vHxffe  und  der  tödtliche  schrecken;  it.  morto  a  ghiado  heißt  erstochen 
(com.  parm.  ghia  stächet),  agghiadare  auch  erstechen,  niederhauen,  pic. 
a^ver  umkommen.    Schrecken  oder  kälte  werden  als  ein  herzdurchdrin- 

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162  L   GHIATTIRE-GHIGNARE. 

gendes  Schwert  gedacht.  Konnte  aber  it  ghiado  aus  gladins  entst^ien?  durA 
dissimüation  allerdings^  da  ghiadio  mislautete. 

Ghiattire  und  sghlattire  i/.,  pr.  altfr.  glatir,  ndat.  glattire  Dief. 
Voc.  lat,  germ.j  neufr,  clatir,  sp,  pg.  latir  Uaffen^  beUen,  anschlagen; 
subst.  pr.  glat,  wohl  auch  altfr.  glai  (lärm^  geschrei);  naturausdrud  wie 
nhd.  klatschen,  ndl.  klat-eren,  gr.  idaCeiv^  ylaüiv,  lat.  lat-rare. 

Ghiazzerino  it.,  sp.  jacerina,  pg.  jazerina,  pr.  jazeran,  aUfr. 
jazerant,  jazerenc,  daher  pg.  jazeräo,  paneerhemd  aus  Meinen  ringen  su- 
sammengesetjst;  npr.  jaziran,  bürg,  jazeran  halsband  der  weiber.  Eigetd- 
lieh  ist  das  wort  ein  von  seinem  Substantiv  getrenntes  adjectiv,  sp.  cota 
jacerina,  fr.  haaberc  jazerant,  vgl.  pr.  rausbercs  fon  jazerans  daspanser- 
hemd  war  von  ringen.  Le  Duchat  leitet  es  vom  dtschen  ganz-rinc,  das 
aber  nicht  vorhanden  ist,  Reiffenberg  zu  Chev.  au  cygne  I,  p.  71  tm 
jaque  acerin  stahljacke,  allein  jaqne  ist  kein  altes  wort.  Andre  AaJen 
an  das  einfache  acerin  oder  an  das  altdeutsche  tsam  (eisen)  gedacht,  oht 
über  das  vortretende  j  rechenschaft  aibeulegcn.  Span,  jazarino  heifU  d- 
gierisch,  vom  arab.  gazätr  Algier:  bezog  man  etwa  die  besten  geringeUen 
Panzerhemden  von  dort?  Covarruvias  v.  Argel  versichert  dies  ohne  be- 
denken. Die  Eist,  de  las  guerras  civiles  de  Granade  cap.  8  kennt  wenig- 
stens eine  jacerina  labrada  en  Damasco.  In  Wolframs  Willehaim  366j 
12  aber  fOhrt  der  könig  der  Berberei  ein  in  Jaeeranz  gearbeitetes  panzer- 
hemd  mit  sich:  der  kttnec  von  Barberie  bräht  ini  einen  hakpere:  in 
Jazeranz  daz  selbe  werc  worhte  derz  wol  künde.  Aus  keinem  aÜfr. 
gedieht  ist  diese  auffassung  bekannt,  die  übrigens  der  deutung  aus  jazarino 
zu  statten  kommen  unirde.    [Dieser  deutung  stimmt  Engdmann  bei,  p.  83] 

Ghignare  und  sghignare  it.  heimlich  lächeln,  sp.  guinar,  j>r.  guinhar, 
fr.  guigner  mit  den  äugen  winken,  seitwärts  blicken,  spähen,  pg.  gninar 
von  dem  wege  abweichen;  sbst.  it  guigno,  sp.  guino,  pr.  gninh.  Ent- 
stehung aus  dem  ahd.  winkjan  winken  (in  welchem  falle  it.  gh  sieh  ver- 
halten muffte  wie  in  ghindare  für  guindare)  süzt  ausfall  des  k  zwischen 
n  und  j  vorauSy  wofür  sich  kein  zweites  beispiel  vorfindet:  aus  winken 
ward  vielmehr  norm,  guincher  wie  aus  dem  buchstäblich  nahe  liegenden 
wenkjan  altfr.  guenchir,  nicht  guegnier.  Da  die  picard.  mundart  nicht 
winier,  sondern  guinier  spricht,  so  ist  es  nicht  einmal  rathsam,  den  anlaut 
aus  ursprünglichem  w  herzuleiten  und  so  kann  denn  auch  das  kymr.  gwing 
Wendung,  unnk  nicht  in  betracht  kommen.  Ags.  ginian,  aUn.  gina,  ahd. 
ginen  heißt  gaffen:  hieran  konnte  sich  etwa  die  franz.  bed.  ^mit  den  äugen 
verfolgen  und  daraus  wieder  die  andern  entwickeln,  vgl.  fr.  b6er  gaffen, 
betrachten;  aber  der  grundbegriff  des  rom.  Wortes  ist  doch  offenbar  winken, 
anlächeln,  und  so  passt  es  besser  zu  ahd.  ktnan,  wovon  ein  altes  glossar 
sagt  chinit  ^adrisit^  Graff  IV,  450,  wiewohl  übrigens  anlautendes  deut- 
sches k  bei  folgendem  vocal  selten  zu  roman.  media  wird.  Auch  bask. 
quenua,  kheinna  bedeutet  wink,  es  fragt  sich  nur,  ob  es  ein  eingdHrtrenes 
oder  aus  Spanien  eingewandertes  wort  ist.  Span,  g  härtet  sich  sonst 
nicht  zu  bask.  qn,  aber  die  bildung  hat  roman.  gepräge,  vgl,  bask.  ceinna 


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I.   GHINDARE-GU.  163 

=  pr.  senh,   esteinua  =  pr.  estanh.     [SolUe  vielleicht  engl,  sqnint  et4 
herücksichtigen  seinP^  fragt  Atzler,    Man  sehe  das  toart  bei  E.  Müller^ 

Ghindare  ü.  (für  guindare),  sp.  pg,  guindar,  fr.  guinder  aufwin- 
den; vom  ahd.  windaji.  Daher  it.  guindolo  (emfar^  tn  bindolo,  trient. 
binda),  sp.  guindola,  fr.  guindre  winde,  haspel  u.  dgl.;  sp.^pg.  guin- 
daste,  /r.  gnindas  und  vindas,  atds  dem  ndl.  wind-as  (windachse),  daher 
hret.  gwindask,  engl,  aber  windlass. 

Ghiotto  ü.^  pr.  altfr.  glot  vielfraß,  schlemmer;  von  glütus,  wofür, 
nach  glnttire  jn*  urtheüen,  auch  gluttas  staitfandy  daher  das  roman.  o. 
Dsgl.  it.  ghiottone,  sp.  pr.  gloton,  fr.  glouton,  von  gluto  bei  Festus 
s.  V.  inglnyies;  vb.  it.  inghiottire,  pr.  englotir,  fr.  engloutir  ein- 
schlucken,  von  gluttire.  Aus  derselben  quelle  ist  pr.  glot  bissen,  schluck, 
und  selbst  das  gewöhnlich  von  gutta  hergeleitete  it.  ghiozzo,  worin  sich 
tt  in  zz  verwandelte. 

Ghirlanda  it.,  sp.  pg.  guirnalda,  altsp.  guarlanda,  pg.  guimalda, 
grmalda,  pr.  cot.  garlanda,  fr.  guirlande,  altfr.  auch  garlande  kranjs. 
Ungeachtet  der  alten  formen  mit  radicalem  a  scheinen  die  mit  i  ursprüng- 
licher, da  dieses  in  erster  tonloser  sübe  leicht  mit  a,  nicht  leicht  a  mit  i 
vertauscht  wird.  Das  suffix  anda  muß  dasselbe  sein  wie  im  it.  lavanda 
oder  im  fr.  girande,  es  setzt  also  ein  vb.  ghirlare  voraus,  das  aber  nicht 
vorhanden  ist.  Schwieriger  ist  der  anlatU.  Ist  g,  gh,  gn  =  g  oder  = 
w?  It.  ghirlanda  spricht  für  ersteres,  aber  nicht  entscheidend,  denn  auch 
m  ghindare  ist  gh  =  w.  Altsp.  guarlanda  zeugt  stark  für  w,  ein 
störkeres  zeugnis  noch  wäre  ein  altfr,  wirlande.  Geht  man  von  g  at4S, 
so  kommt  man  auf  gyrus,  woraus  man  gyrulare  ableiten  muß,  girillare 
(vmdm,  gam  winden)  kommt  im  miatein  vor  und  wird  von  Joh.  de  Janua 
aus  gyms  erklärt.  Allein  warum  alsdann  nicht  girlanda?  Jault  erinnert 
an  ags.  gjrdan  gürten,  sbst.  gyrdel,  aber  rom.  i  =  ags.  y  ist  sehr  pro-, 
blematisch  und  auch  die  bedeutung  sagt  wenig  zu.  Geht  man  von  w  aus, 
so  geräth  man  mit  Frisch,  unter  Voraussetzung  einer  abl.  wierelen,  auf 
mhd.  wieren  einfassen,  unechten,  schmücken,  sbst.  wiere  eingelegte  arbeit, 
ring  mit  solcher  arbeit,  ahd.  wiara  Corona,  crista.  Oberitaiien  besitzt 
noch  ein  mit  ghirlanda  formell  übereinstimmendes  wort  ghirlo  vortex 
(BiondeUi,  Azzolini),  vom  dtscheti  wirbel  d.  h.  etwas  das  sich  im  kreiße 
bewegt,  aber  die  Übertragung  auf  kränz  wäre  kühn.  Des  Wortes  herleüung 
ist  unsicher. 

Ghiro  it.  ein  säugethier,  ratz,  pr.  glire,  fr.  loir  Siebenschläfer;  von 
gtis  ^ris.  Abgel.  fr.  liron,  sp.  liron,  pg.  liräo  mit  ders.  bed.  Aus 
einem  dknintUiv  aber  scheint  npr.  greoule  entstanden.  Erwähnenswerth 
ist  in  beziehung  auf  die  des  anlautes  verlustig  gewordenen  formen  ein 
altes  deuts€h4at.  glossem  lirun,  'glires\  bei  Schmeller  II,  472,  der  dabei 
an  das  mundartliche  leinl  (kleine  hasdmaus)  erinnert,  insofern  dies  aus 
leir-lein  entstelU  sein  könnte  (leir  unirde  also  wohl  romanischer  abstam- 
mung  seifn). 

Gia  tf^  sp.  dUpg.  ya,  npg.  pr.  altfr.  ja  adverb,  von  jam;  nfr.  zsgs. 
d^ä  =  i^.  di  gia. 


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164  I.   GIACO-GIGA. 

Giaco  it.  (in  einigen  whb.),  sp,  jaco,  fr.  jaque  (f.)  hureer  oberrod 
der  hriegsleutey  daher  unser  jacke.  Ein  späteres  wart  wohl  von  sufäüigm 
Ursprung;  nach  Ducange's  vermuthung,  die  wenigstens  die  lauüehre  nickt 
verletzt  wie  die  herleitung  aus  sagnm,  von  Jaque,  dem  namen  eines  häupt- 
lings  von  Beauvais  um  1368.  Ein  altes  span.  hei^nei  an  jaqae  de  sedt 
bei  L.  de  Äyala  (gegen  ende  des  14.  jh.) 

Giallo  it.,  sp.  jalde,  pg.  jalne,  jalde,  jardo,  fr.  jaune  gelh.  Die 
franjg.  form^  urspr.  jalne,  ist  offenbar  von  gälbinus  {wal.  gälbin),  aus 
jalne  aber  ward  mit  einer  kleinen  euphonischen  Veränderung  jalde,  lomb. 
giald.  Ital.  giallo  erklärt  sich  mit  minderer  Schwierigkeit  aus  ahd.  gdo 
=  nhd.  gelb  ais  aus  fr.  jaune,  vgl.  a  für  e  im  aUit.  gialnra  von  geh 
kalte  PPS.  l  520. 

Giara  it.^  sp.  jarra,  pg.  pr.  jarra,  fr.  jarre  großes  gefäß  mit  swei 
henkeln;  masc.it.  gia,rro,  sp.  j&rro, pg.  jsltto  krug  u.  dgl.^  vom  arab.  garnih 
Wassergefäß  Freyt.  /,  260''.  Im  aUport.  trifft  man  überdies  die  form 
zarra  SRos. 

Giardino  it.,  sp.  jardin,  pg.  jardim,  pr.  jardi,  gardi,  jerzi,  fr. 
jardin,  mdartl.  gardin,  dsgl.  fem.  pr.  giardina  garten;  vom  (xhd.  garto 
{gen.  dat.  gartin)  oder,  wom  die  bildung  giardina  fast  nothigt,  roman. 
ableitung  aus  ahd.  gart,  ursprüngl.  gard,  umsäunung,  goth.  gards  behau- 
sung,  womit  auch  gael.  gart,  kymr.  gardd  eusammentrifft,  selbst  aUfr. 
jarz  Er.  En.  5694.  Wal  gard  (mun)  ist  buchstäblich  das  goth.  gards 
und  nebst  atban.  garde  vielleicht  (nach  MiTdosich  schwerlich)  daher  gü- 
lehnt,  wogegen  gredine  (garten)  auf  das  gleichbed.  alban.  g^radfnf ,  serb. 
grädina  {von  gräd  festung,  russ.  görod)  zurückgeht. 

Giavelotto  it.  wahrscheiräich  aus  dem  fr.  javelot,  alt  garelot, 
fehlt  pr.,  bret.  gavlod,  mhd.  gabilöt  Wurfspeer;  mit  anderm  sufjßx  it.  gia- 
velina,  sp.  jabalina,  fr.  javeline,  auch  bret.  gavlin.  Außer  der  her- 
leitung  aus  jaculum,  gegen  welche  aber  schon  der  aUfr.  anlaut  g  «cfc  «^ 
hebt^  sind  ewei  in  bäracht  zu  eichen.  Nach  Grimm  III,  443  nämlick 
hat  es  seine  quelle  im  engl,  gavellock,  ags.  gafläc,  einem  compositum^ 
dessen  erste  hälfte  sich  in  dem  oitn.  speemamen  geQa  wiedereufinden 
scheine,  die  eweite  das  ags.  läc  (spiel)  sein  müsse.  Pott,  Forsch.  II,  107 
verweist  lieber  auf  ir.  gabhla  speer,  vgl.  auch  Diefenbach,  CeU.  I,  137, 
Goth.  wb.  11^  402.  Die  js^ss.  gaf-läc  ist,  ßumal  neben  den  formen  gafeloe, 
gafeluc,  altn.  gaflok,  allerdings  nicht  unzweifelhaft,  das  wort  könnte  so- 
gar seinen  grund  haben  im  kymr.  gafl-ach  gefiederter  speer,  einem  grcmt- 
malisch  richtigen  derivatum  at^s  dem  sbst  gafl:  wenigstens  wäre  das  um- 
gekehrte Verhältnis  nicht  wahrscheivlich^  da  auslautendem  ags.  c  (engl,  k) 
regelmäßig  kymr.  g,  nicht  ch  antwortet  (parwg,  cög,  dug  =  ags.  parmc, 
cöc,  engl,  duke  u.  dgl).  Ohne  etymologische  bedeutung  scheint  die  altfr. 
nicht  unhaußge  form  gaverlot  Brt  I,  296,  sssgz.  garlot  GH.  de  Laie 
p.  9  (19  Seh.). 

Gigai^.  ältsp.pr.,  gigue,  gigle  altfr.  ein  Saiteninstrument,  nsp.  gig», 
nfr.  gigue  ein  tane  mit  musikbegleitung ;  vom  mhd.  gtge,  nhd.  geige>  dies 


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I.   GIGLIO-GIRFALCO.  165 

vom  starken  vb.  gtgen,  s.  Grimm  11,  47,  Mutter^  MM,  tcb.  J,  511.  Da- 
her fr.  gigot  hammdskeule  (wegen  der  ähnlichkeit),  5p.  gigote  gehackt 
fleisch  (nämlich  von  der  hammetskeulCy  wie  Covarruvias  bemerkt). 

Giglio  it.,  sp.  pg.  lirio,  pr.  Uli,  liri,  lis,  at4ch  lir  LR.  /,  408,  fr. 
lis,  überdies  piem.  maü.  liri,  sard.  lillu,  cdtsp.  lilio,  churw.  fem.  gilgia, 
mhd.  gilge,  schw£f.  jilge,  ilge,  lilie.  Ein  bemerkenswerthes  beispiel  von 
dissimilaiion:  um  dem  tciederholten  1  amjsuweicher^,  ward  theüs  der  erste 
dieser  buchstaben  in  g,  theüs  der  gweite  in  das  verwandte  r  umgesetzt;  gr. 
hiQioy  hat  schwerlich  theü  daran.  Die  franz,  mit  s  ausgestattete  form 
aber  ist  eine  nominativische  lilias,  wie  denn  das  wort  auch  im  ahd.  lilio, 
mhd.  gilge  ais  masc,  behandelt  ward.  Der  walach.  ausdruck  ist  crin, 
vom  gr.  xqivov.     Vgl.  Pott,  Forsch.  II,  99. 

Ginepro  U.,  sp.  enebro,  pg.  zimbro  (z  ßr  g  selten)^  fr.  geni^vre 
wachholder;  von  juniperns.  E  oder  i  für  u  venäth  frane.  einfluß,  vgl. 
g^nisse  II  Cy  daher  auch  ndl.  jenever,  dän.  enebaer. 

Gineta  sp.,  pg.  gineta,  fr.  genette,  engl,  genet,  fehlt  itcd.,  eine  art 
der  viverra,  in  der  Levante,  bisamkatee.  Im  altpg.  findet  sich  pelle  de 
janeta  =  edbettinas  urk.  v.  j.  1137,  s.  Santa  Rosa  I,  472.  Die  neupr. 
form  ist  chäino.  Der  name,  den  uns  Menage  aus  faginetta  =  fouinette 
deutet,  wird  wohi  der  Levante  angehören. 

Ginocchio  i^.,  wal.  genunche,  sp.  hinojo,  oitsp.  ginojo,  pg.  giolho, 
joelho,  fr.  genou  aus  genouil  knie;  von  genuciilam  für  geniculiim  j^.  b. 
schon  in  der  L.  Sal.  tit.  44,  in  Rothari  Legg.  u.  s.  w. 

Giocolaro,  giallaro  it.  gaukler,  spielmann,  von  jocularius;  sp. 
joglar,  jnglar,  pr.  joglar  dass.,  von  jocularis;  it.  giocolatore,  altfr. 
jogleor,  nfr.  Jongleur  dass.,  von  jocolator;  vb.pic.  jongier  scherten,  von 
jocnlari. 

Gioglio  it.,  sp.  joyo,  pg.  joio,  pr.  juelh  unkraut;  von  lolium,  vgl 
wegen  des  anlauies  giglio  von  lUinm.  Aber  auch  it.  loglio,  arag.  luello 
u.  s.  w.    Daher  pg.  joeira  getreideschwinge  das  unnütze  abzusondern. 

Giorno  it.,  pr.  aUcat.  jorn,  fr.  jour  tag;  von  diurnum  taglang 
(nUat.  jornos,  z.  b.  in  einer  Urkunde  v.  j.  897  DC),  das  in  einigen 
sprachen  Ober  das  klanglose  dies  die  oberhand  gewann:  noch  it.  di,  sp. 
pg- pr.  neucat.  dia.  Zsgs.it.  soggiorno,  altsp.  sojorno  Rz.,  pr.  sojorn, 
fr.  s^jonr  airfenthält  u.  o. 

Giovedi  it.,  fr.  jeudi,  pr.  cot.  dijous  donnerstag,  von  Jovis  dies, 
die«  Jovis;  sp.  jne|ve8,  pr.  auch  Jons,  vom  genitiv  Jovis,  wal.  joi,  ven. 
romagn.  zobia.  Dcrfur  pg.  qninta  feira  wie  ngr.  Ttifimri  und  mhd. 
pfinztae,  man  sehe  über  letzteres  so  wie  über  diese  art,  die  tage  zu  be- 
nenneny  SchmeUer  I.  321. 

Giraffa  it.,  sp.  girafa,  fr.  girafe  kameelparder;  vom  arab.  zarrSfiah 
Fre^.  II,  234\ 

Girfalco,  gerfideo  it.,  sp.  gerifalte  (aus  dem  franz.),  pr.  girfalc, 
fr.  geiiant;  mlat.  gyrofalco,  a  gyrando,  qnia  diu  gyrando  acriter  prae- 
dam  insequitnr  Albertus  M.  s.  Ducange,   nicht  von    eitlem   dtschen  gir. 


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166  I.    GIRO-GIULIVO. 

geier,  welches  woM  selbst  erst  aus  gyrare  herrührt.  Jenes  «iwÄ^rArct/kn 
der  rauhvögel  heißt  sonst  auch  it,  ruota,  ven,  ronda;  das  gr.  tuqxoq  be- 
deutet darum  1)  ring,  kreiß,  2)  falke.  Da  ein  andrer  stoßvogd  den 
namen  sagro  trägt  (s.  unten),  so  construierten  andre  für  girÜEÜco  ein 
etymon  hiero-falco. 

Giro  it.,  sp.  giro,  pr.  gir  kreiß,  unüauf,  umfang;  von  gyrns.  ÄÜfr. 
findet  sich  plur.  gires  geburtswehen  QFA.  783,  vielleicht  von  den  drekun- 
gen  des  kindes  bei  der  geburt  so  genannt,  mundartlich  (in  Berry)  girande, 
gerente  kreißendes  weib  (womit  also  der  sinn  des  deutschen  wortes  eu- 
sammentrifft,  wenn  es  von  kreifs,  nicht  von  kreisten  d.  i.  stöhnen  her- 
kommt). Daher  vb.  it.  girare  ff.,  altfr.  girer  sich  im  kreiße  drehen, 
nüat.  gyrare  L.Alam.;  it.  girdndola,  sp.  gir&ndala,  fr.  girandole  feuer- 
rad,  von  einem  verlorenen  giranda,  entsprechend  dem  erhaltenen  fr.  gi- 
rande; fr.  gironette  Wetterfahne  für  girotette  {vgl.  it.  girotta),  nichi 
durch  on  erweitert  aus  girette. 

Ginbba,  ginppa  it.,  sp.  al-juba,  i>r.  jnpa,  /r.  jupe,  dsgl.  mit  i 
com»  cremon.  gibba,  mail.  churw.  gippa^  mhd.  gippe^  Joppe;  abgel  it. 
giubbone,  sp.  jubon,  pg.  jubäo,  gibäo,  cat.  gipö,  pr.  jubo,  fr.  jupon, 
auch  wai.  zubeä  ein  kleidungsstück,  jacke,  wams.  Die  span.  form  ßhrt 
auf  arab.  algnbbah  (al-gobbah)  baumwoUnes  Unterkleid,  in  einem  wb.  aus 
dem  ende  des  10.  jh.,  s.  Gol.  460 y  Freyt.  I,  238''.  Das  radicale  i  in 
mehreren  mundarten  hat  vielleicht  nur  im  fr.  n  seinen  grund.  IRdtGr 
auch  sp.  chupa  jacke,  weste,  it.  cioppa  langes  oberUeid  der  frauen?  Unser 
deutsches  schaube,  früher  schuba,  hat  dieselbe  quelle,  Schmeller  III,  306. 

Ginbetto,  giubbetta  it.,  fr.  gibet  galgen,  daher  engl,  gibbet.  Die 
ital.  form  weist  sich  deutlich  aus  als  diminutiv  von  giubba,  so  daß  es 
ursprüngl.  den  strick  um  den  hals  bedeutete,  Jäckchen,  kollerchen,  kragen. 
Durch  einen  ähnlichen  schere  bezeichnet  der  Spanier  mit  jnbon  die  strafe 
des  Staupbesens,  da  sie  den  rücken  trifft.    Über  i  aus  u  vgl.  g^nisse  H.  c. 

Giubilare  t^.,  sp.  Jubilar  frohlocken,  jauchzen;  von  jubilare  ein 
wildes  geschrei  erheben,  die  rotnan.  bedetUung  auch  in  unserem  jubeln,  ju- 
bilieren. Aber  Sardinien  legt  seinem  giuilare  noch  die  alte  bed.  rufen, 
schreien  bei  (chiamare,  gridare,  s.  Spanu  voc.  sard.)  und  construiert  es 
auch  mit  dem  acc.  wie  der  Laieiner  sein  jubilaje.  Dcusu  Rom.  granm. 
I,  19. 

Giüggiola  it.,  sp.  jujuba  (in  einigen  wbb.),  fr.  jujube  brustbeere; 
von  zizyphum.    Das  üblichere  span.  wort  ist  azuJEEiifa  II.  b. 

Giulebbe  i^.,  sp.  julepe,  pr.  fr.  julep  ein  kühUrank;  vom  arab. 
golab,  dies  vom  pers.  gul  rose  und  Sb  wasser,  also  rosenwasser,  s.  Gel. 
518,  Freyt.  I,  290\ 

Giulivo  it.,  pr.  altfr.  joli  für  jolif  fröhlich,  nfr.  joli,  sp.  juli  Canc. 
de  B.  artig,  hübsch;  vb.  altfr.  j  oliv  er,  jolier  sich  freuen  und  andrt 
abll.  Nicht  von  jovialis,  es  ist  ein  von  der  Normandie  ausgegangenes 
wort,  altn.  jol  freudenfest  zur  Weihnachtszeit,  schtved.  dän.  jul  weihnaehts- 
fest,  goth.  jiuleis  julmonat. 


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I.   QIUNARE-GIUSO.  167 

Gianare  Ä.,  wäl.  azunä,  sp.  aynnar,  pg.  jejuar,  pr.  jeonar,  fr. 
jeAner  fasten;  van  jejunare  hei  TertuUian.  In  aynnar  ward  a  vor 
[jeljunare  gesetzt  vgl.  a-yer  aus  heri,  in  jeüner  fiei  j  aus.  Für  it  giunare 
ist  ühlicker  diginnare  mü  fast  bedeutungslos  vorgesetzter  partikel,  pr.  eat. 
dejonar,  a((;.  digiuno,  dejun  (jejunus).  Eine  andre  ess.  ist  fr.  döjeüner, 
pr.  desdejonar,  sp.  desayanar^  wal.  dejunä  frühstücken^  eigentl.  fasten- 
brechen  wie  engl,  break-fast. 

Giunchiglia  it.^  sp.  junquillo,  fr.  jonquille  eine  art  narcissen; 
von  jnncus,  weü  sie  binsenartxQe  blätter  hat^  narcissus  juncifolius.  Daß  man 
nicht  giunciglia  bildete,  zeigt  eine  spätere  entstehung  des  Wortes  an,  aber 
man  behandelte  juncetnm  auf  dieselbe  weise,   indem  man  giuncheto  sprach. 

Giusarma  it.,  pr.  jusarma,  dttfr.  jusarme  und  zuweilen  gisarme, 
gisarne  Alex.  289,  29,  wie  altengl.  gisarm,  gysarn  cet.,  dsgl.  mit  guttu- 
ralem g  aitfr.  guisarme,  pr.  gasarma,  auch  altfr.  wisarme,  visarme  (letz- 
teres PDuch.  ed.  M.  p.  146,  aber  jusarme  ed.  G.  et  L.  p.  67),  wozu  altsp. 
bisarma  stimmt;  bedeutet  eine  leichtere  waffe,  vgl.  die  stelle  falces,  gisar- 
mas,  cultellos  et  alia  arma  minuta  DC.  v.  gisarma,  und  zwar  eine  schnei- 
dende, z.  b.  a  nuit,  fet  il,  la  teste  m*oste  ä  eeste  jusarme  trenchant 
KFC.  I,  19.  Des. Wortes  herkunft  liegt  noch  im  dunkeln,  die  verschiede- 
nen  formen  sind  für  seine  aufhdlung  nicht  förderlich,  doch  lohnt  es  der 
mähe  eine  deutung  zn  versuchen.  Man  bemerkt  es  öfters  in  geseUschaft 
von  falx,  ÜEtuchon,  faussart,  s.  Ducange  u.  Boquef.  I,  725,  so  daß  es  eine 
sithd'  oder  säbelartige  waffe  zu  bedeuten  scheint.  Falx,  falcastrum  wer- 
den ahd.  mit  get-isam  ßäteisen)  übersetzt,  s.  Docens  MisceU.  II,  231, 
ScUettst.  glossen  6,  237,  und  dies  konnte  sich  leicht  in  get-sdma  gisdrna, 
durch  umdeutung  mit  arma  (waffe)  in  gisarma  verwandeln.  Zur  form 
wisarme,  die  übrigens  kaum  vorkommt,  mochte  der  übliche  Wechsel  zwi- 
schen gu,  g  und  w  in  andern  Wörtern  verführt  hohen  (guivre  givre  wivre, 
gachiöre  jachiöre  waqui^re).  Aber  warum  soll  das  wort  nicht  aus  dem 
gallischen  gaesum  und  arma  zu^sammengesetzt  sein?  Weil  diese  Zusam- 
mensetzung schleppend  und  pedantisch  wäre,  wie  denn  auch  arma  nie  in 
eine  solche  interpretierende  Stellung  eintritt.  —  [Wie  problematisch  die 
vorstehende  etymologie  sein  mag,  so  sind  es  die  späteren  doch  nicht  minder. 
Gachä  p.  242  glaubt  gisarme  in  gysarum,  das  im  englischen  mittellatein 
vorkommt  und  ein  kurzes  schwert  bedeuten  soll,  wiederzuerkennen,  indem 
er  es  für  eine  Verlängerung  von  gaesum  hält;  diese  Verlängerung  wäre 
seltsam  genug.  Diefenbach,  Orig.  europ.  p.  353,  denkt  sich  unser  wort 
aus  gesara  (s.  unten  gtee  IL  c.)  entstanden,  doch  amh  bei  dieser  an- 
nähme bleibt  die  buchstäbliche  fortbildung  ungerechtfertigt,  wenn  man  nicht 
arma  zu  hülfe  ruft^ 

Giaso  it.,  abgekürzt  giü,  oitsp.  yuso,  ayuso  und  jus  Alx.,  altpg. 
Juso  FSant.  p.  531,  pr.  jos,  jotz,  jus,  altfr.  jus,  wal.  diu  ios,  partikel 
ßr  lat.  infra;  von  deosum  für  deorsum,  im  frühen  mlat.  bereits  josum, 
jusom  wie  jomus  von  diumus  (et  pausant  arma  sua  josum  L.  Alam.), 
im  altsp.  noch  dinso:   de  parte  de  diuso  de  la  cabeza  Cabrera  II,  703. 


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168  I.   GIUSQUIAMO-GOLPE. 

Giusquiamo  ü.,  $j).  josqniamo,  fr.  jusqaiame  (f.)  bäsenkraut; 
von  hyosciamus  (voaxvafAog)  schon  bei  Pätladius  entstdU  in  jusqniamos. 
Die  JcefUtenuis  in  diesem  worte  ist  at48  dem  griechischen. 

Giusta  und  giusto  ü.  (ebenso  contra,  contro),  pr.jostA,  of^r.  joste, 
juste;  von  juxta,  roman.  auch  für  secundum  gebraucht  wie  bereits  m 
classischen  und  häufiger  im  mitteUatein.  Daher  vb.  it.  giustare,  gio- 
strare,  5p.  justar,  pg.  justar,  pr.  jostar,  justar,  fr.  jouter,  alt  joster, 
jaster  1)  vereinigen,  2)  zusammentreffen  mit  den  wa/fen,  jntsammenstofienj 
tumieren;  sbst.  it.  gio8tra,i)r.  josta,  justa,  /r.joute  tumier,  mhd.  tjost, 
mndl.  joeste.  Nach  Ferrari  u.  a.  von  justa  in  dem  sinne  von  pugna 
parium  s.  aequcHium.  Die  grundbedetdung  hat  sich  am  besten  in  der 
mundart  von  Berry  erhalten:  mon  champ  joute  au  sien  gräwt  oder  ^fi 
daran.    Zsgs.  pr.  ajostar,  fr.  ajouter  vereinigen,  beifügen. 

Gobbo  it.,  churw.  gob  buckel,  fr.  gobin  bucklig;  von  gibba,  gib- 
bu8.  Das  kymr,  gob  JMufe,  dämm  liegt  mit  seiner  bedeutung  mehr  ah 
als  das  lat.  gibbus  mit  seiner  form,  denn  hier  ist  nicht  zu  übersehen^  da^ 
das  frühere  mlatein  häufig  mit  y  gybbus  schrieb  (gr.  ycvtpog)  und  gemf^ 
auch  sprach  (z.  b.  Gl.  Cass.,  Gl.  bibl.  Haltemer  p.  227'',  Gl.  lAnd^tbr.); 
ein  vocabularius  hat  gradezu  mit  u  =  rom.  o  gupiös  ^hover  (höcker) 
Haupts  mehr.  III,  373. 

Godere  und  gioire  it.,  cdtpg.  gouvir,  pr.  gaüzir,  jauzir,  fr.  jouir, 
pic.  se  gaudir  sich  freuen,  genießen,  von  gaudere;  sbst.  pg,  goivo,  pr. 
gaug  und  joi,  wald.  goy  freude,  dsgl.  fem.  it,  gioja,  sp.  joya,  pg.  pr. 
joia,  fr.  joie  freude,  kleinod  (sp.  pg.  letzteres,  fr.  ersteres,  it.  pr.  beides), 
von  gaudium,  pl.  gaudia;  abgel.  it.  giojello,  sp.  joyel,  pr.  joiel,  dUfr. 
joel,  nfr.  joyau  juwel,  ndat.  unrichtig  jocale  für  gaudiale  oder  besser  für 
gaudiellum.  Hieher  auch  pr.  jauzion,  fem.  jauzionda,  von  gandibun- 
dus  bei  Aptdejus  und  im  mlatein,  noch  jetzt  Jausion  als  familienname 
im  Süden  Frankreichs. 

Goffo  it.,  sp.  gofo,  fehlt  pg.,  fr.  goflfe  plump,  tölpelhaft,  Hai.  auch 
plump  gearbeitet,  mdarü.  engl,  gof,  guff  HdUiw.  Ist  es  CMch  enthalten 
in  der  Isid.  glosse  bigera  ^vestis  gufa  vel  vülata,  wo  es  grob  zu  bedeuten 
scheint,  so  ist  uns  seine  herkunft  gleichwohl  verborgen.  Man  hat  an  gr. 
yc(jt)q>6g  dumm,  stumpf  erinnert;  ganz  unstatthaft  leitet  es  Frisch  vom 
dtschen  gauch  geck;  aber  bair,  goff  dummkqpf  kann  Zusammenhang  nut 
dem  roman.  worte  nicht  verläugnen. 

Golfo  it.  sp.  pg.  meerbusen,  daher  fr.  golfe,  pr.  golfo,  das  eigent- 
liche fr.  wort  ist  gouffre  (m.)  dbgrund,  Strudel,  eine  auch  dem  span.  worte 
nicht  versagte  bedeutung  s.  Covarruvias.  Auch  dieser  Schifferausdruck  ist, 
wie  mancher  andre,  au^  dem  griechischen :  von  xdlnog  (meerbusen,  hofdung) 
ward  7t  aspiriert,  was  z.  b.  auch  in  trofeo*vo»  rgoTtalov  geschah^  und' 
schon  ein  altes  glossar  gewährt  xohpog  'sinus  s.  Ducange,  Gloss.  graeam. 
Die  niederl.  spräche  hat  gulp,  golf,  veraltet  golpe,  golve  strudd,  fhäh. 

Golpe  it.  (flor.),  so  auch  dltsp.  im  Alex.,  chw.  guolp,  golp,  daher 
altsp.  gulpeja  Bz.,  aUfr.  goupille,  gourpille,  gewöhnlich  masc.  goapü, 


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I.   GOMONA-GORDO.  169 

gourpil,  nmndarÜ,  wourpille,  werpille,  werpil  fuchs;  vb,  altfr.  goupiller 
sich  verkriechen  icie  der  fuchs^  sich  feige  benehmen;  nfr.  gonpillon  tcedel, 
eigenä.  fuchsschwaws.  Wegen  der  vorliegenden  behandiung  des  anlaiutes 
in  Ynlpes  s.  Bam.  grcmm.  /,  288.  Prov.  blieb  volp  unverändert.  Andre 
namen  des  fcibelberühnten  ihieres  sind:  fr.  renard,  pr.  guiner,  cot.  guineu, 
sp.  raposa,  zorra,  aUsp,  marota  (nach  Seckendorf),  gulhara  Rg.y  sard. 
margiani  (vgl.  neugr.  fiagyiokog  verschlagen)^  mazzone,  lodde^  occit  man- 
dro  bei  Gouddin. 

Gömona,  gömena,  gumina  »7.,  gümena  sp.  pg.^  goumene  /r..  tau, 
ankertau;  nach  Muratori  und  alteren  etymölogen  vom  ardb.  al-gommal 
sckiffseü  (?). 

Gonfalone  it.,  aUpg.  gonfaläo,  pr.'oZ^r.  gonfanon,  w/r.  gonfalon 
iriegsfahne;  vom  ahd.  gundfano,  dies  von  gundja  kämpf  fano  tt4ch.  Auf 
die  form  mü  anlautender  tenuis  cundfano  weist  piem.  sp.  confalon,  pr. 
coofano,  aUfr.  confanon,  sie.  cunfaluni,  ven.  confaloniero. 

Gonfiare  it.,  fr.  gonfler,  wal.  gnnfk  aufblähen;  von  lat.  conflare 
ßir  inflare  (neupr.  mit  tenuLs  coufld):  intestina  conflata  für  inflata  Coel. 
Aurd.  Adj.  it.  gonfio,  in  Genf  gonfle  =  fr.  gonflä,  wie  daselbst  auch 
enfle  für  enM  gesagt  wird,  dsgl.  bürg,  gönfle,  neupr.  coufle.  Auch  npr. 
gofe  voUgestopßy  goufA  blähen,  bauschen,  genf.  goffet  dick,  fett,  scheinen 
kidier  zu  gehören  und  nicht  zu  goflfo. 

Gonna  it.  weiberrock  vom  gürtel  bis  zur  ferse  reichend,  aitsp.  gdna 
Ccmc  de  B.,  und  so  pr.  gona,  äUfr.  gone  rock  zumal  der  mönche,  ndat. 
gonna  beim  h.  Bonifacius,  mittdgr.  yovya  s.  v.  a.  diq>9^iqa  feil,  Meid  von 
fdl,  aUban.  gune  mantel,  rock.  Varro  L.  L.  kennt  gaunäcum  zottige  decke 
oder  bddeidung :  der  wegfäll  der  letzten  silbe .  (wie  im  it.  chiasso  aus 
classicnm,  im  ältfr.  rüste  aus  rusticus)  läf^t  sich  zugeben;  im  ital.  aber 
ist  es  nicht  üblich,  das  auf  lat.  au  gegründete  o  durch  doppdconsonanz 
SU  kürzen,  auch  würde  der  Provenzcde  lieber  gauna  gesagt  haben.  Eben 
so  wenig  ist  es  von  yovva:  umgekehrt  wird  dem  Neugriechen  das  rom.  o 
oder  lat.  n  zu  ov  (ßovXa,  ftiavT^og,  xovna,  aovna,  ßovQTta  =  it.  boUa, 
mozzo,  eoppa,  fr.  soupe,  brosse).  Es  fragt  sich  nun:  ist  kymr.  gwn  = 
engl,  gown  acht  cdtisch?  Sonst  kann  dies  nebst  seinem  dimin.  gynnel 
recht  wohl  aus  gone,  gonelle  entnommen  sein  wie  etwa  fwl  aus  fol.  Der 
Ursprung  des  Wortes  ist  also  noch  aufzuklären. 

Gonzo,  engonzo  pg.,  sp.  gonce,  gozne,  fr.  gond,  pr.  gofon  für 
^nfon  thürangd.  Nicht  alle  gleiches  Ursprungs:  gonzo  könnte  von  con- 
tus  spieß,  freilich  mit  einer  nicht  gewöhnlidien  schärfung  des  t  herrühren; 
^ofon  fuhrt  auf  gomphus  pflock,  im  mlat.  häufig  gebraucht,  vom  gr.  yo^uqpog; 
gond  neigt  sich  mehr  zum  ersteren  worte,  ist  aber  wohl,  mit  hinsieht  auf 
das  gldchbed.  lothr.  angon,  von  ancon  haken. 

Gordo  sp.  pg.,  gort  pr.  dick,  fett,  ältsp.  einfältig,  stumpfsinnig,  fr. 
gourd  steif,  ungdenk;  vb.  gourdir  (Nicot)  und  engourdir  erstarren 
machen;  vom  lat.  gurdus  bei  Laberius  nach  GeUius  zeugnis,  auch  von 
QukUiUan  erwähnt,   der  ihm  die  bed.  stolidus  beilegt   und  die  sage  mit- 


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170  '  I.    GORGO— GRADO. 

theil4y  es  sei  aus  Spanien  getcommen,  ex  Hispania  doxisse  originem  au- 
divi;  in  glossaren  übersäst  mit  obtusus,  surdus,  inutilis,  stuUuSj  s,  Bm- 
cange.  Über  seine  spuren  im  baskischen  Dieferibach,  Orig.  europ,p.36i 
Die  verwandtschaß  der  begriffe  dich  und  dumm  berührt  Rom,  gramm.  193. 
Dem  Italiener,  selbst  dem  Sarden,  feMt  gordo;  jener  hat  ein  cowipos.  In- 
go rdo  gefräßig,  unmäßig,  übermäßig,  welches  Mhiage  unstatthc^,  tretl 
der  gefräßige  fett  werde^  aus  gardus  herleitet:  was  soll  alsdann  die  su- 
sammensetzung  mit  in?  Es  scheint  vielmehr  aus  in  gargitem  'in  die  gur- 
gele hinein  entstanden,  vgl.  denselben  fall  beim  altfr.  adj.  enfrum  H,  c, 
und  das  it.  vb.  ingordarsi  gefräßig  sein,  buchstäblich  das  lat.  se  ingnr- 
gitare  sich  überladen. 

Gorgo  it.,  pr.  altfr.  gorc,  gort,  nfr.  gour  strudd;  dsgl.  it.  sp.  pr. 
gorga,  mit  palatalem  g  it.  gorgia,  fr.  gorge  strudd,  Schlund,  gurgd; 
von  gurges,  dem  nur  die  erste  bedeutung  zukommt.  Gurga  für  gurges 
bei  den  feldmessem  (Cas.  litt.  p.  330).  Prov.  gorgolh  von  gurgulio, 
vb.  it.  gorgogliare  u.  s.  w. 

Gorra  it.  sp.  pg.,  sp.  auch  gorro  eine  art  mütaen;  von  unbdcamder 
herkunft.  Die  grundbedeutung  mag  band  oder  binde  gewesen  sein,  da 
das  ital.  wort  auch  weidenjnoeig,  das  port.  auch  binsenstrick  heißt,  etn 
altfr.  gorre  (bei  Roquef.)  mit  ruban  übersetzt  wird.  —  [Mahn  p.  15 
leitet  es  mit  bestimmtheit  aus  dem  bctök.  gorria  roth,  als  einer  liMings- 
färbe  für  dieses  kleidungsstück  bei  deti  Basken.] 

Gota  it.,  pr.  gauta,  fr.  joue  (daher  woÜ  engl,  jaw,  altengl.  jowe, 
wie  auch  E.  Müller  vermuihet)  kinnbacken,  wange;  in  mundarten  \  ßr  vi^ 
cat.  galta,  moden.  golta  (trient.  gouta),  chw.  gaulta ;  der  Spanier  hat  nur 
g altera  backen  am  heim.  Bei  der  erklärung  dieses  wofies  gut  es  um 
den  prov.  diphthong  au,  woraus  o,  al,  ou  hervor giengen;  gauta  ist  Id. 
gabata,  nüat.  gävata  js:sg£:.  gau'ta,  tcie  parabola  paravola  parau'la  er- 
eeugte.  Gabata  bedeutet  eßgeschirr  [occ.  gaoudo)  und  so  verräüi  gaute 
eine  der  Volkssprache  durchaus  gemäße  auffassung  menschlicher  körpertheik, 
die  at4ch  in  andern  Wörtern  begegnet.  Das  der  lat.  form  noch  näher  tre- 
tende dem  fr.  joue  gleichbed.  bret.  ge^ved  (fehlt  kymr.)  muß  jeden  jsweifel 
an  der  richtigkeit  dieser  herleitung  beseitigen. 

Gotta  it.,  sp.  pg.  gota,  fr.  goutte  gicht,  wal.  gute,  it.  gocciola 
schlagfluß;  von  gutta,  dtsch.  troph  Vocab.opt.  p.  4l\  tropfen  'apoplexid 
wb.  v.  1446  bei  Schmeller  1,  499,  vgl.  Frisch  II,  389',  so  genannt,  ml 
man  die  Ursache  dieser  kränksten  gewissen  aus  dem  him  herabfaUenäff^ 
tropfen  zuschrieb.    S.  auch  Ducange  s.  v. 

Gracco,  gracculo,  gracchiart.,  sp.  grajo,  graja,  pg.  gralho,  gralha, 
pr.  in  letsfterer  form  und  so  altfr.  graille  dster,  dohle;  von  graculus,  ndaL 
gracula. 

Gracidare  ü.  quaken  (vom  frosch),  sp.  pg.  graznar  krächscH 
(vom  raben);  lehnen  sich  dem  lat.  crocitare  an. 

Grado  it.  sp.  pg.,  pr.  grat,  fr.  gr6  belieben,  dank;  von  gratum  ge- 
fäüigkeit.    Zsgs.  it.  mal  grado,  pr.  malgrat,  fr.  malgrö  schlechter  dwnk, 


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I.   GRAFFIO— GRANJA.  171 

adverbial  gewöhnlich  mit  unterdrückter  präpos.  (a)  malgrado  ff.  zum  unr 
dank,  wider  willen,  snim  trotz,  vgl,  laU  male  gratus  nicht  recht  dankbar. 
Vb.  it.  gradire,  pr.  grazir  zu  dank  aufnehmen,  freundlich  aufnehmen; 
zsgs.  it.  aggradire,  aggradare,  sp.  agradar,  pr,  agradar,  agreiar,  fr. 
agrfer  genehmigen,  gefallen,  von  a  grado  u.  s.  w.  zu  danke;  ac^j.  it.  aggra- 
devole,  sp,  pr.  agradable,  fr.  agr6able  angenehm,  lieblich. 

Graffio  it.,  sp.  garfio  und  garfa,  pr.  grafio  haken,  krdUe;  vb,  it. 
graffiare,  bürg,  graffiner  (sbst.  graffin)  kratzen;  zsgs.fr.  agrafe  Jclam- 
mer;  it.  aggraffare,  sp,  agarrafar,  engarrafar,  waUon.  agrafer  ergreifen. 
Gewöhnlich  hält  man  graffio  für  das  lat.  graphium  griffet,  aber  die  bed. 
haken  widersteht.  Diese  bedeutung  aber  findet  sich  im  ahd.  krapfo,  krafo, 
w<^ür  auch  krapQo,  kraQo  zu  vermtähen  ist.  Ihm  geht  zwar  auch  ein 
hymr,  craf  oder  crap  zur  seite,  bei  dem  sicJi  aber  das  dem  stamme  ange- 
fügte i  in  graffio  minder  leicht  würde  erklären  lassen, 

Grama  sp.  romagn,,  it.  grdmola,  pg.  gramadeira  hanßreche, 
sp,  gramilla  Schwingmesser,  hanfschwinger;  vb.  pg.  gramar,  romagn. 
gramg  hanf  brechen,  sp,  gramar  teig  kneten,  it.  gramolare  mit  beiden  6c- 
deidungen.  Entsprechend  bair.  gramel,  gramein  =  gramola,  gramolare. 
Nach  Frisch  I,  dTT"  von  carminare,  nicht  gegen  die  lautgesetze.  Vgl. 
mich  Diefenbach,  Goth.  wb.  II,  425, 

Gramo  it.,  pr.  gram,  cdtfr.  gram,  graim  Älexs.  26  betrübt;  sbst. 
aUfr.  graigne  Antioch.  I,  68;  vb.  it.  gramare,  altfr,  gramoier,  gre- 
moier  betrübet;  vom  aJhd.  gram  erzürnt,  unmuthig,  gram!  erbittemng, 
gramjan,  gramen  aufreizen.  Dieselbe  wendung  in  den  bedeutungen  nahmen 
2,  b.  das  nhd.  gram  und  das  pr,  ira  kummer, 

Grampa  ü.  kralle,  aggrampare  häkeln,  fr,  crampe  krampf,  eram- 
pon  Hammer,  bürg,  so  crampir  sich  anklammern,  altfr.  cranpi  zusammen- 
gekrümmt Ren.  I,  p.  52;  vom  ahd.  cramph  gekrümmt,  nhd.  krampf. 

Grana  it.  sp.  pr\,  pg.  graa,  altfr.  graine  ein  färbestoff,  Scharlach- 
oder  färbebeere,  coccus  üicis,  dsgl.  scharlachfarbe,  scharlachtuch,  im  span. 
auch  Cochenille  (coccus  codi),  mlat.  grana,  mhd.  gran;  von  granum  kern, 
wie  gr.  xojtxog  kern,  Scharlachbeere,  Scharlach. 

Granchio,  grancio  it.,  cranc  pr.  cot.,  auch  kymr.  cranc,  bret. 
krank,  waJlon.  cranche  krebs,  fr.  chancre  krebsgeschwür ;  umgestellt  aus 
lat,  Cancer  cancri.  Eine  abl.  ist  pg.  granquejo  und  mit  eingeschobenem 
a  garanguejo,  span.  aber  cangrejo,  gleichsam  cancriculus.  Daher  auch  it. 
grancire  anpacken,  ergreifen? 

Granit 0  ü,,  sp.  granido,  fr.  granit  ein  harter  stein;  von  granum, 
wen  er  mü  kömem  durchsetzt  ist,  partic.  des  roman.  vbs.  granire  kömicht 
machen. 

Gran  ja  sp.,  pg.  pr.  granja,  fr.  grange  scheune;  dgenÜ.  komboden, 
vom  adj.  granea,  schon  im  frülisten  mlatein  gebraucht:  si  enim  domnm 
infra  cnrtem  incenderit  aut  scuriam  aut  graneam  vel  cellaria  L.  Alam. 
81,  2.  Äußer  granea  begegnet  auch  granica:  ad  casas  dominicas,  sta- 
bolare^   fenile,   granicam  cet.  L.  Baiw.  1,  14,  sicher  das  dUfr.  granche, 


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172  I.   GRAPPA-GREPPIA. 

pr.  granga.    Die  spedell  span.  bedeiäung  ist  meieret,   daher  vb.  gran- 
gear  betmrihsckaften,  bauen,  pflegen. 

Grappa  i^.,  sp,  pr.  grapa  Mammer,  kralle,  masc.  it.  grappo  das 
zugreifen,  pr.  graps  'manus  curva  GProv^  40",  sp.  grapon  dass.;  fr. 
grappin  anker,  ven.  grapeia  Uette-,  t;6.  i^.  grappare,  aggrappare,  norm, 
grapper,  pic.  agraper  packen  (agrape,  wallon.  agrap  =  fr.  agrafe).  Ym 
ahd.  krapfo,  nhd.  krappen,  vgl.  kymr.  crap.  -Zw  demselben  stamme  beiemd 
sich  it.  grappo,  grappolo,  fr.  grappe,  cUtfr.  pic.  champ.  crape  traubm- 
kämm,  traube  u.  a.,  ndl.  grappe,  krappe  KU.,  engl,  grape. 

Grass 0  it.,  sp.  graso,  pg.  graxo,  pr.  chw.  wal.  fr.  gras  adj.  fäi; 
von  crassas,  mlat.  grassus,  vgl  naxog  grassitudo  Gl.  gr.  lat. ;  aber  mtck 
it.  pg.  crasso,  sp.  craso,  crasio,  fr.  crasse  dick,  grob. 

Grata  it.,  sp.  grada,  pg.  grade  (f.)  guter,  sp.  pg.  auch  ege,  Ü. 
gradella  geflochtener  fischbehalter;  von  crates.  Aus  dem  dimin.  craticoU 
(ndat.  graticula  Hattemer  I,  246'')  entstand  fr.  grille,  gril,  maü.  greDa 
rost,  gitter,  vb.  fr.  griller  rösten,  eigentl  für  graKlle  graille  (wegen  des 
neufr.  i  aus  altfr.  ai  s.  chignon  und  grignon  IL  c),  altfr.  sond  auA 
grail  Jubindl  Jongl  et  trouv.  133,  vb.  graelier  GVian.  2744,  graaiUier 
Brt.  I,  p.  166,  NFC.  II,  101,  dsgl  greYslier  DMce.  p.  130,  noch  jdd 
in  Berry  gräler. 

Grattare  it.,  sp.  pr.  gratar,  fr.  gratter  kratzen;  vom  ahd.  chrazön, 
ndl.  krat-sen  u.  s.  w.  Daher  fr.  gratin  scharre,  ^gratigner  hraJteen, 
ritjsen,  dsgl.  mit  seltnem  sufflx  it.  grattugio,  dauph.  gratusi  raspd, 
reibeisen,  vb.  it.  grattugiare,  pr.  gratnzar,  altfr.  gratuser. 

Grena  sp.  verwormes  haupthaar,  so  auch  pg.  grenha,  aber  pr.  gren 
(m,)  bart;  daher  altsp.  grefion,  grinon  Bc,  Älx.  s.  Sanchez  gloss.  und 
Ochoa  p.  669",  pr.  altfr.  grignon,  grenon,  guemon  bart  sowohl  der  Ober- 
lippe UHC  des  kinnes:  pr.  los  grenons  loncs  sobre  laboca  Jfr.  64'';  aiifr. 
ä  son  menton  n'avoit  ne  barbe  ne  grenon  Fl  Bl  p.  89.  Granns  hat 
schon  Isidorus:  videmus  granos  et  cinnabar  Gothonim;  granones,  gre- 
nones  das  spätere  mlatein.  Das  wort  ist  über  das  deutsche  gdnet  ver- 
breitet, z.  b.  ahd.  gran  (f.)  pl  grani  übersetzt  mit  grenones,  mhd.  gnai 
(f.)  barthaar  der  Oberlippe,  nhd.  granne  Stachel  der  Öhre,  altn.  grön  bari 
u.  s.  w.;  aber  auch  dem  celtischen  bekannt,  z.  b.  gael  granni  langes  haar, 
kymr.  grann  cüium,  paJpebra.  Es  konnte  indessen  kaum  ausbleä>en,  da^ 
man  das  lat.  crinis  mit  dem  detäsch-cdtischen  worte  verwechselte,  indem 
man  altfr.  crenu  bemähnt  (von  pferden,  vgl  crin  rosshaar)  unbedenklidi 
grenu  und  guernu  schrieb  (s.  Gachet  246^);  selbst  die  obigen  formen  «itf 
radicalem  i,  wenn  nicht  die  mit  e,  zeigen  einmischung  des  lat.  Wortes  an. 
Eine  handschrift  des  Papias  gibt  daher  auch  crinones  ßr  grinones.  Vgl 
GHmm,  Rechtsalt.  283,  Diefenhach,  Goth.  wb.  I,  317.  II,  427;  Orig, 
europ.  363. 

Greppia  it.,  mdartl  creppia,  pr.  crepia,  crepcha,  altfr.  crebe 
Roquef.,  greche  Buteb.  II,  p.  6,  nfr.  ergehe  krippe;  vom  ahd.  krippa 
krippea,  wdcJie  letztere  bei  Graff  nur  einfach  belegte  form,   n(Mch  deri 


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I.   6RETT0-GRIS0.  173 

romamschen  eu  schließen,  die  älteste  oder  üblichste  gewesen  sein  muß, 
auch  aUs.  cribbia.  Prov.  crupia,  piem.  ven,  grupia,  gen.  groeppia,  romagn. 
gropia  schließen  sich  dem  ndd.  krnbbe  an,  s.  Brem.  wb,;  die  bask,  spräche 
hesUgt  das  gane  ähnliche  khorbua.  Der  Spanier  bewahrt  das  lat.  wort 
für  diese  Sache:  pesebre,  so  lomb.  pars6iv,  pres6f. 

Gretto  U.  geie,  hnickerei,  adj.  knickerig;  vom  mhd.  grit  gier^  hdb- 
suekt,  aäj.  gritec.  Derselben  herkunft  mit  niederd.  A  für  t  ist  fr.  gredin 
ipk.  guerdin,  lothr.  gordin)  bettelhaft^  armselig^  vgl.  goth.  grgdus,  altn. 
gräd,  engl,  greed  hunger,  gier.  S.  Frisch  J,  574*,  Diefenbach,  Goth,  wb. 
//,  428. 

Greye  it.,  pr.  greu,  altfr.  grief  (nfr.  sbst.  grief),  wal.  greu  schwer; 
von  gravis;  abgeleitet  it.  aggrevare,  oltfr.  agrever,  pr.  aber  agreujar 
(gleichsam  aggraviare  aggreviare),  altfr.  agregier  beschweren,  wie  auch 
nfr.  rengr^ger  verschlimmem.  Sprach  man  grevis,  um  das  wort  seinem 
gegensatee  levis  ansfugleichen?  man  erwäge  die  prov.  formet  ni  greu  ni 
leu  'weder  schwer  noch  leicht*.  Stark  zusammengebogen  ist  das  altfr. 
griötö  =  gravitas. 

Gridare  if.,  sp.  pg.  mit  t  gritar,  fr.  crier  schreien,  daher  engl. 
cry,  vielleicht  auch  mhd.  krten  Wb.  7,  879;  sbst.  it.  grido,  grida,  sp. 
grito,  fr.  cri  schrei,  ruf.  Daeu  mdartl.  formen  wie  parm.  cridar,  ven. 
criare,  inail.  criä,  altsp.  cridar  gridar,  crida  grida  grido.  Dem  hier  be- 
merüichen  schwanken  eunschen  tenuis  und  media  unterliegen  auch  andre 
Wörter  und  so  kann  ^  dies  keinen  grund  hergeben,  die  formen  zu  trennen 
tmä  am  verschiedenen  quellen  zu  leiten.  Man  findet  diese  z.  b.  im  goth. 
gretan  weinen,  oder  im  ndl.  kryten  schreien,  oder  auch  in  celtischen 
Wörtern.  Aber  die  nächste  quelle  bietet  das  lat.  Sprachgebiet  selbst.  Schon 
Scaliger  (zu  p.  68  der  Cataleda)  verwies  auf  das  gleichbeä.  quTrltare, 
romanisch  ausgesprochen  kiritare,  weiches  sein  kurzes  tonloses  i  im  laufe 
der  zeit  nicht  retten  konnte  und  in  critare,  gridare  übergehen  mußte;  ein 
ganz  ähnliches  beispiel  ist  der  franz.  eigenname  Cricq  aus  Quiricus  Voc. 
hagid.  oder  auch  triaca  aus  theriaca.  Aber  im  frühem  mittellatein  be- 
gegnet noch  die  unverkürzte  form :  quiritant  vermes,  cum  vocem  dant 
Gl.  Undenbr.,  vgl.  it.  gridalto  vom  frosche  gebraucht;  wahrscheifdich  auch 
qttaeritat  ^clamaC  Gl.  erford.  369^  13  und  anderwärts.  In  der  altrom. 
Passion  Christi  str.  72  findet  sich  die  äbl.  cridarun,  offenbar  verschrieben 
fwr  cridazun,  buchstäblich  das  lat.  quiritatio.  Eine  zss.  ist-  it.  sgridalre , 
altf^.  escrier,  weiches  letztere  zur  herleitung  aus  ahd.  scrtan  verführen  kann. 

Grill o  qp.,  pg.  grilho,  pr.  grilho,  /r.  grillet  hand-  oder  fußschellen; 
sidier  von  gryllus  wegen  des  tones,  wie^  auch  altfr.  gresiUon  grille  und 
fessd  heißt. 

Grinar  ^.  grinsen,  knurren;  vom  ahd.  grtnan,  nhd.  greinen;  dsgl. 
it.  digrignare,  com.  bergam.  eit^ach  grignä,  champ.  pic.  grigner  les 
dentg,  so  auch  in  Berry  u.  s.  w.,  von  einer  ahd.  form  grtnjan  =  ags. 
grlnian.    Sbst.  chw.  grigna  fraize. 

Griso,   grigio  it.,   sp.  pg.  gris,   fr.  gris   ac^j.  grau,   dsgl.  sp.  pr. 


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174  I.   GRONDA-GROTTA. 

aUfr.  gris  shst.  grauwerk;  daher  rt.  grisetto,  sp.  griseta,  /r.  ^grisette 
ein  urspr.  grauer  stoff,  frane.  auch  eine  persan  geringen  Standes,  Ym 
altsächs,  gris  ^canus*  in  glossen  des  8—  9.  jh,  s.  Graffs  Diutisha  II,  192, 
mhd.  gris,  grise,  nüat,  griseus  (9.  jh.),  von  letzterer  form  grigio  so  wk 
chw.  grisch,  dsgl,  altsp,  griseo. 

Gronda  it.,  chw.  grunda,  fr.  s^veronde,  henneg.  souvronte,  dlifr. 
souronde  Wetterdach;  von  subgrunda  hei  Varro,  wo  es  diesdbe  bedeuhmg 
hat.    Im  franz.  ward  ^  elidiert. 

Groppo,  gruppo  it.,  sp.  gropo,  gorupo,  fr.  groupe  Mump,  bwkn; 
dsgl.  it.  groppa,  sp.  grupa,  pg.  garupa,  pr.  cropa,  fr.  croupe /t^mt  As 
Pferdes  {vgl.  beide  bedd.  im  fr.  trousse) ;  vb.  alifr.  crotfpir  hocken,  kauen^ 
nfr.  stocJcen.  Die  umrzel  findet  sich  mit  der  bed.  einer  zusammengebaUtm 
Sache  sowohl  in  den  german.  wie  in  den  celt.  sprachen,  e.  b.  ahd.  kropf^ 
nord.  kryppii  höcker,  ahd.  crupel  krüppel,  vb.  nord.  krinpa,  ndd.  krupen 
hocken,  gael,  crup  zusammenziehen,  kymr.  cropa  kröpf.  Unter  den  oibki- 
tungen  ist  neben  dem  it.  groppoae  und  fr.  croupion  zu  bemerken  das  äUfr. 
crepon  kreuz  an  menschen  und  thieien  (et  11  pristrent  ä  batre  le  dos 
et  le  crepon  seil,  k  RoUant  s.  Fer.  p.  157'',  vgl.  DMce.  p.  14,  3,  Bm. 
II,  122),  dessen  radicales  e  wohl  in  dem  nord.  krippa,  das  die  steUe  des 
älteren  kryppa  einnahm,  seinen  grund  hat. 

Grosella  sp.  catj  fr.  groseille,  comash  crosela  (pg.  groselheini 
Nemnich)  Stachelbeere,  Johannisbeere.  Es  trennt  sich  schon  durdi  den 
buchstaben,  d.  h.  durch  das  einfache  s,  von  grossus  dick  oder  grossus  i«- 
reife  feige,  wozu  auch  das  henneg.  grusiele  und  woHlon.  grnzale  stimfd^ 
und  ist  augenscheinlich  germanischer  herkunft,  indem  man  die  erste  k- 
deutungals  die  ursprüngliche  nimmt:  hd.  krausbeere,  kräuselbeere,  schwd. 
krnsb&r,  ndl.  kraisbezie  eine  art  rauher  (krauser)  Stachelbeeren,  darum 
auch  it.  uva  crespa.  Das  gael.  gröisead  tvird  aus  dem  franz.  herrühren. 
Zu  bemerken  ist  noch  eine  stelle  aus  dem  anfange  des  10  jh. :  radix  sacrae 
Spinae,  quae  vulgo  groselarium  vocatur,  fr.  groseillier,  s.  Haupte  Zä- 
sehr.  V,  204. 

Grosso  it.  pg.y  sp.  grueso,  pr.  wal.  fr.  gros  dick,  daher  sbst.  gros 
name  einer  münze.  Das  wort  kommt  schon  in  der  Vulgata  und  bei  Sulp. 
Severus  (vestem  respuit  grossiorem)  vor  und  kann  mit  dem  daUsehen 
gröz  grandis,  crassus,  welches  prov.  vermuthlich  graut  ergebeti  IwUe,  mdi^ 
gemein  hohen.  In  einer  franz.  mundart,  der  von  Berry,  läßt  sich  aber 
auch  das  deutsche  wort  entdecken,  wo  es  die  form  grot,  grout  angenom- 
men: grot  homme  dicker  mqfin,  groute  orge  dicke  gerste,  les  grous  dk 
großen,  die  rächen. 

Grotta  it.,  sp.  pg.  grata,  fr.  grotte,  pr.  altfr.  mit  tenuis  crota, 
crote  höhle,  daher  bürg.  genf.  encrotter  begraben;  von  crypta  {xqvTnr^ 
keller,  wal.  cripte;  adj.  it.  grottesco  wunderlich,  phantastisch,  nach  oW 
der  grottengemälde.  Baynouard's  deutung  aus  dem  pr.  cava  rota  ge- 
brochener keller  LR.  ist  mehr  sinnreich  als  richtig,  Grapta  gewähi 
schon  eine  ital.  Urkunde  vom  j.  887  DC. 


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I.   GRUGNIRE-GUADO.  175 

ftrugnire  it.,  sp.  grufiir,  pr.  gronhir,  gronir,  toällon.  grognt  gnm- 
sm^  murren;  von  gjrunnire.  Nach  erster  conj,  gebildet  it.  grugnare, 
fr,  grogner.  Daher  sbst.  iL  grugno,  pr.  gronh,  fr.  groin,  (ütpg.  gruin 
SRos.  rüssd,  eig.  gruneer.  Vgl.  denselben  stamm  im  ahd,  grün,  grunni, 
engl,  groan,  kymr.  grwn  u.  s.  w.  Atts  der  vorclassischen  van  grammatikem 
erwähnten  nAenform  grundire  ist  pr.  grondir,  dltfr.  grondir  und  grondre, 
neyfr.  gronder.    Altfr,  groncer  aber  ist  vom  ahd.  grunzen. 

Grumo  it.  sp.  pg.  Tdümpclhen,  span.  auch  knospe^  aUfr.  grume 
aUerlei  gäreide  Boquef.^  bürg,  trauhenkeme,  it.  griimolo  her£f  des  kohles 
(von  den  susammenscJdießenden  blättern  gebildet),  sp.  grumete  kleiner 
jungej  Schiffsjunge  {vgl.  oben  garzone),  daher  fr.  gourmette;  fr.  se  gru- 
meler  sieh  klumpenj  gerinnen;  von  grümus,  grümalnB  häufchen. 

Gnadagnare  tY.,  cäm?.  gudoignar,  pr.  gazanhar /Kr  gadanhar,  dltfr. 
gaagner,  neufr.  gagner  erwerben,  gewinnen,  altsp.  gaadaüar  mähen  (bei 
Seckendorf);  sbst.  it.  guadagno,  pr.  gazanh,  fr.  gain  gewinn,  sp.  gua- 
d^^  P9'  guadanha  sichel,  sense.  Das  wort  muß  in  betracht  seines  an- 
lautes  deutsch  sein  und  vermuthlich  liegt  seine  grundbedeutung  im  altfr. 
gaaigner  das  fdd  bauen  (daher  gaagnage,  gaaignerie  LRs.  436  ausge- 
stdUer  acker,  dsgl.  ertrag  desselben),  woraus  die  bed.  erwerben  erfolgte. 
Die  form  führt  auf  ahd.  weidanön  jagen,  weiden  oder  auf  weidanjan,  wie 
Wackemagelj  Altfr.  lieder  p.  166,  lieber  wül:  ja  auch  ableitung  aus 
weida  (weide,  jagd)  mit  dem  roman.  suffix  agn  ist  denkbar.  Der  begriff 
hmnie  sich  von  dem  jagd-  und  hirtenleben  auf  den  ackerbau  erstrecken. 
Neben  goadagnare  steht  noch  pg.  ganhar,  alt  guanhar  D.  Din.  p.  132, 
cd.  vol.  schon  im  13.  jh.  guanyar  erwerben,  vermtähiich  nur  aus  ersterem 
zusammengebogen,  worauf  auch  das  altpg.  gaanharia  SRos.  (für  gadan- 
haria)  weist.  Aber  sp.  altpg.  ganar  ist  schwerlich  daraus  syncopiert,  da 
setne^form  durch  set^r  alte  Zeugnisse  geschütjst  wird,  z.  b.  in  eitler  Urkunde 
vom  j.  747  Esp.  sagr.  XL,  3ö7  (quicquid  potni  ganare  vel  applicare), 
oder,  da  deren  ächiheit  zweifeVuxft  ist,  in  einer  andern  vom  j.  990  (gana- 
rimns  et  emimus  villas)  s.  Ducange.  Am  passendsten  stellt  man  es  zum 
«te/.  gana  (s.  oben),  denn  das  ziel  des  begehrens  ist  das  erreichen:  ahn- 
luA  keifkn  sp.  alcanzar,  lat.  consequi  sowohl  verfolgen  une  erreichen.  Das 
arab.  gania  (nutzen  ziehen)  hätte  eher  gaöar  oder  ganir  gegeben.  Von 
ganar  ist  pg.  ganancia,  zsgz.  gan^a,  vb.  gangar,  wogegen  sich  altpg. 
gnaanfar  wieder  gnadagnare  amiähert.  —  Dante  braucht  ringavagnare 
Inf.  24,  12,  aus  dem  dUfr.  regaagner  mit  eingefügtem  hiatustilgenden  v. 

Guado  ä.,  auch  vado,  sard.  vadu,  sp.  vado,  pg.  vao,  ältcat.  guau, 
^leutat.  gual,  pr.  guä,  ga,  fr.  gu6  seichte  stelle  im  wasser,  fürt;  vb.  it. 
gaadare,  sp.  pg.  vadear,  jE>r.  guasarffO.  (für  guazar)  durch  das  wasser 
9^j  fr.  ga6er  abspühlen.  Daß  die  mit  v  anlautenden  formen  zum  lat. 
vadnm,  vadare  (letzteres  nur  bei  Vegetius)  gehören,  versteht  sich;  bei  den 
mit  g  anlautenden  ist  wenigstens  eir^uß  des  ahd.  mhd.  wat,  altn.  vad 
fürt,  f^.  ahd.  watan,  mhd.  nhd.  waten  anzunehmen.  Zu  den  verzeichneten 
uförtem  kommt  noch  sp.  esguazo,    esguazar,  aus  dem  prov.,  so  auch  it. 


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176  I.   GUADO-GUANTO. 

guazzo,  guazzare.  Letzteres  keifet  atuik  abspühlen,  absckwemmenf  gamib 
heißt  auch  pfütee,  dastu  noch  gnazza  thau,  so  daß^man  an  ahd.  wazzar 
denken  könnte;  aUem  fr,  ga6er  hat  die  nämlichen  bedetdungen  hervorge- 
bracht wie  gaazzare:  aus  dem  waten  ergab  sich  das  dbspühienj  da  äies 
an  seichten  stellen  des  flusses  geschieht.  Aber  einfluß  des  prov.  z  mufi 
angenommen  werden:  schärfung  des  A  jm  z  ist  im  üaL  selten  und  gesehitk 
wohl  nur  nach  n  und  r.  Hieher  vielleicht  auch  sp.  gnächaro  wasser- 
süchtig,  guacha-pear  das  wasser  mit  den  fußen  trüben.  Vgl.  daeu  Diefenhadij 
Goth.  wb.  l  248. 

Gaado  it.,  fr.  guede  (f.),  in  der  alten  spräche  gaide,  waide  G. 
d'Ängl.p.  12 9 y  mdartt.  vouede  eine  pflanze,  waid;  ist  das  ahd.  weit,  ag$. 
väd,  s.  Grimm  IL  67.  Aus  der  bekannten  oitfr.  einschiebung  des  s 
(gaesde)  entstarul  milcU.  waisda,  gnasdium,  gaesdium,  waUon,  waiss 
ac{j.  königsblau  (für  waist,  une  cress  für  crest,  lai,  crista;  aonss  ßr 
aoust;  lat.  augustus).  Sp.  pg.  t^.  glasto  ist  buchstäblich  das  gaUisck 
glastum.  Auch  hier,  wie  so  oß,  wäre  Diefenbach  bu  vergleicheny  CdL  l 
139,  Orig.  europ.  360. 

Guai  it.  sp.  pg.,  aUfr.  wai  SB.,  nfr.  ouais,  intetjection  für  lai.vae; 
sbst.  it.  guajo,  sp.  pg.  gaaya;  vom  goth.  vai,  ahd.  w6,  vgl.  kymr.  gwat 
Die  dUmaü.  mundart  hat  sich  auch  ein  adj.  guajo  geschaffen. 

Guaime  it.,  aUfr.  gaYn  Ren.  II,  133,  wdtton.  wayen,  lothr.  veyeB, 
nfr.  esgs.  re-gain  grummet;  kann  nicht  aus  gagner,  urspr.  gaagner,  ge- 
formt sein,  füglich  aber  aus  ahd.  weida  futter,  gras,  nhd.  weide,  oder 
aus  weidön  füttern,  mit  dem  roman.  suffix  ime  goad-ime  gua-ime:  so 
floß  it.  guastime  aus  guastare.  Das  urspr.  m  hat  sich  auch  im  henn^. 
waimiau  behauptet.  Normann.  lautet  das  wort  mit  euphonisch  abgeän- 
dertem stammvocal  vouin  (für  gouin,  gaYn),  altfr.  vuin  (nicht  win  su 
lesenj:  aussi  qu'an  vuin  'sictä  in  tempore  autumpnt   Brand,  p.  103m,  51. 

Guai  na  it.,  fr.  gatne,  alt  gaYne,  henneg.  waine,  auch  kymr.  gwain 
scheide;  von  vagina.  Den  hiatus  zu  beseitigen  spricht  der  McUUmder 
guadinna,  der  Venezianer  gnazina. 

Guai  da  sp.,  pg.  gualde,  fr.  gaude,  it.  guadarella  (Ncmmch) 
eine  pflanzt  zum  gelbfärben,  reseda  luteöla,  da/ter  adj.  sp.  gualdo,  pg. 
gualde  gelb,  und  wohl  auch  dltsp,  guado  gelbe  färbe;  vom  engl,  weld, 
nhd.  wau. 

Gualdrappa  it.,  sp.  pg.  gualdrapa  lange  Satteldecke,  bair.  wal- 
trappen. Ferrari  erinnert  an  das  seltsame  vastrapes  (fifuvalia  (feminaUa) 
in  den  glossen  des  Philoxenus,  da  eine  solche  decke  wegen  ihrer  ähnlichen 
bestimmung  sich  einer  beinbekleidung  wohl  vergleichen  lasse;  andre  sehen 
darin  eine  Zusammensetzung  mit  drappo,  wissen  aber  für  guai  keinen  rdtk 

Guanto  t^.,  «p.  i^^r.  guante,  pr.  guan,  fr.  gant  handschuh;  da^ 
eigentl.  port.  wort  aber  ist  lua,  guante  bedeutet  panzerhandschuk.  MUU. 
wantus  liegt  in  sehr  alten  Zeugnissen  vor,  schon  Beda  erwähnt  sein  vor- 
kommen in  Gallien:  tegumenta  manuum,  quae  Galli  wantos  i.  e.  chiro* 
thecas  vocant    Das  aUfr.  wanz  kennen  die  Casseler  glossen.    Das  wori 


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L   GUAPPO-GUARI.  177 

isi  em  deutsches,  wiewohl  es  in  der  hochd.  ags.  u.  a.  mundarten  fehlte 
aber  aiUn.  vöttr  ist  =  vantr,  schwed.  dän.  yante.  S.  darüber  Grimm, 
BechtsoM.  152,  Gramm.  III  461. 

Gnappo  neap.,  mail.  guapo  hochmiithig,  com.  vap  eitd  (y  sieht  hier 
öfters  für  gn),  sp.  pg.  guapo  kiihnj  galant,  sehen  geputjdj  auch  gase. 
gouapon;  sbst.  sp.  gnapeza  prahlerei;  vb.  norm,  gouaper  schereen. 
Der  Q^aut  ga  spricht  für  einen  deutschen  stamm  und  dieser  findet  sich, 
wenn  man  das  prahlerische  oder  eitle  als  grundbegriff  voranstellt,  im  ags. 
vapul  pompholyx,  Wasserblase  (bei  Sonmerus),  vb.  yapolian  ^pruddn,  ndl. 
wapperen  flauem.  Wohin  gehört  aber  wdllon.  wapp  wässerig,  süßlich? 
doch  wohl  eu  ndl.  weepsch  mit  gl.  bed. 

Guaragno  it.,  sp.  guarafion,  alt  guaran  (vol.  gaari),  pr.  (nach 
Dueange)  guaragnon  hengst;  vom  mlat.  waranio  L.  Sal.  u.  s.  w.,  dies 
aus  dem  deutschen,  altndd.  wrenjo,  mndl.  wr^ne,  ahd.  reinneo,  vgl.  Graff 
l  978,  Grimm  eur  L.  Sal.  p.  XXVIII,  Gesch.  d.  d.  «pr.  30.  Das  frane. 
wort  ist  ^talon,  das  üblichere  ital.  ist  Stallone,  das  wal.  armesariu  =  ad- 
miflsarios. 

Guardare  it.,  sp.pg.pr.  guardar,  fr.  garder  Aä^,  vom  ahd.  warten 
adit  haben;  sbst.  it.  sp.  guardia  (f.),  pr.  guarda  (f.),  fr.  garde  (f.  m.) 
wache,  Wächter,  vom  goth.  yardja,  ahd.  warto  (m.),  warta  (f).  Daher 
femer  it.  guardiano,  sp.  pr.  guardian,  fr.  gardien  Aü^^;  it.  guardingo, 
sp,  pg.  gardingo  behutsam.  Eine  compos.  ist  it.  sgaardare,  <dtsp.  es- 
gnardar,  aUfr.  esgarder,  eswarder. 

Gnarento  altit.,  sp.  garante,  pr.  guaran  und  guiren,  fr.  garant 
gewährsmann,  nUcU.  warens,  altfries.  werand,  warend;  aus  dem  ahd.  wßrSn 
leisten,  verbürgen,  s.  Chrimm,  Rechtsalt.  p.  603.  Die  prov.  form  guiren 
ist  die  reinste,  in  den  übrigen  ward  i  mit  a  vertauscht.  Vb.  it.  guaren- 
tire,  sp.  garantir,  garantizar,  pr.  garentir,  fr.  garantir,  altfr.  auch  ga- 
nmdir  gewährleisten. 

Guari  it.,  pr:  cot.  gaire,  fr,  gufere,  guferes,  ein  synonym  des  lat. 
fmMum;  dagegen  neuwald.  gaire  für  lat.  guot.  Der  Provenmle  hat  außer 
gaire  noch  ein  ähnliches  wort,  eusammengesetet  aus  grandis  res,  gran- 
rön,  ganr^n,  tmd  mit  oder  ohne  negation  gebraucht,  wogegen  gaire  nur 
dubitativ  oder  mit  non  negativ  steht.  Als  partitiva  stimmen  beide  nach 
bedeHtu9ig  und  construction  gane  et^ammen  und  werden  z.  b.  wie  ad^ectiva 
(Jme  weitere  Vermittlung  dem  Substantiv  vorgesetzt:  ganren  yegadas,  gaire 
eompanhos  wie  it.  guari  tempo.  Gleichwohl  sind  sie  nichts  weniger  als 
ideiUiseh,  indem  der  anlaut  in  gaire,  une  das  uralte  fr.  waires  (z.  b.  in 
dm  Serm.  de  Bern.),  das  lothr.  voufere,  das  pic.  w6re,  das  wallon.  wair 
imd  das  ehw.  u^ra  zur  genüge  lehren  und  auch  das  it.  guari  bestätigt, 
deutsches  w  vertritt.  Aber  welches  ist  das  deutsche  wort?  Buchstäblich 
passt  kaum  ein  anderes  als  das  ahd.  wäri  verus,  aus  dem  sich  it.  guari, 
prov.  mit  versetztem  i  dem  brauche  dieser  mundart  gemäß  guaire  gaire 
gestalten  konnte:  man  muß  es  adverbial  im  sinne  des  lat.  probe  genommen 
haben,  wie  denn  auch  das  sbst.  gawäri  pnobitas  bedeutet.     Die  prov. 

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178  I.   GUARIRE— GUASTARE. 

phrase  non  o  pretz  gaire  wäre  hiemach  ^ich  schäise  es  nichi  waMiaft, 
nicht  sehr.  Von  ^sehr  aber  bis  ^vid^  ist  nur  ein  kureer  schritt.  Zsgs. 
ist  fr.  naguere  =  il  n'  a  gaere,  it.  non  ha  gaari  ^e^  ist  nichi  lange  her; 
piem.  pa-vaire  toenig^  nicht  viel  =  pr.  pas  guaire.  Im  aUfr.  guer-soi 
vid  durst  ßeim  isutrinken)  Rtdd).  /,  93,  vgl.  239,  Ben.  I,  p.  120  ßo^ 
sich  gahre  gane  in  positivem  sinne.  Für  gaari  findet  sich  in  der  comast. 
mundart  gerr,  sicher  kein  eignes  wort,  sondern,  wie  auch  P.  Monti  mekit^ 
aus  altit.  gueri  (das  aber  zuerst  in  gheri  Obergieng).  —  [Die  vorstehende 
deutung  von  guari  aus  wäri  kann  sich  des  Vorwurfes  nicM  erwdtrm,  dafi 
sich  ein  dem  romanischen  entsprechender  deutscher  gebrauch  des  urwortes 
nicht  nachweisen  läßt.  Aber  noch  ein  anderes  deutsches  wort  verdient  ge- 
nannt ssu  werden.  Mhd.  unweiger  heißt  'nicht  viei\  b.  b.  diu  stände 
was  unweiger  lanc  =  it.  Tora  non  fn  guari  lunga.  Das  einfache  weiger 
muß  also  ^vieC  bedeutet  haben,  und  so  bemerkt  man  es  einmal  im  aithotM, 
worin  ne  weigaro  das  lat.  non  muitum  ausdrückt,  s.  Mhd.  wb.  III,  556. 
Eine  merkwürdige  Unterstützung  dieser  etymclogie  gewährt  die  aUeäe 
prov.  form  gaigre  Bth.  v.  13,  die  das  deutsche  wort  so  voUkommen  wieder-  ^ 
gibt  wie  möglich.  Ißt  dies  die  richtige  lösung?  Wenn  sie  es  ist^  so  mufi 
das  nur  in  wenigen  stellen  vorliegende  weigar  ^e^  volksüblich  gewesen  sein, 
da  es  in  alle  roman.  sprachen  einjsudringen  vermochte.] 

Guarire,  guerire  it.,  altsp.  dUpg.  guarir  (ja^^rt  guarecer),  pr.  aUfr. 
garir,  nfr.  guarir  heilen,  genesen;  vom  goth.  yaijan,  ahd.  wegan  ver- 
theidigen,  nhd.  wehren.  Sichtbariich  von  demsdben  verbum  ist  pg.  gua- 
ri ta,  sp.  garita,  altfr.  garite,  nfr.  gu6rite  sicherer  ort  (vgl.  die  frone, 
phrase  gagner  la  gu^rite  sich  durch  die  flucht  retten),  daher  schäderham, 
warte  auf  mauern  oder  hätisern  (altfr.  gariter  befestigen).  Das  suffix 
dieses  Wortes  setet  eigentlich  eine  itai.  participidlbildung  guarita  als  nädiste 
quelle  voraus,  une  fr.  r^ussite  auf  it.  riuscita  zurückgeht,  aber  sdbst  die 
heimischen  Wörter,  piem.  garita,  ven,  gareta,  cremon.  garetta  weisen  mit 
ihrem  arUaut  auf  franz.  Ursprung;  das  acht  span.  wort  ist  guarida  Zu- 
flucht, pr.  guerida,  das  dem  ahd.  warid,  werid  (geschützter  ort  im  wasser, 
werd,  werder)  ähnlich  sieht,  ohne  davon  abstammen  zu  müssen.  Vgl.  Dief. 
Goth.  wb.  I,  206. 

Ouarnire  und  guemire  it.,  altsp.  guamir  (jetzt  guameeer),  pr.fr. 
gamir  verwahren;  vom  gleichbed.  ahd.  wamön,  nhd.  warnen,  oder  mU 
genauerem  anscMuß  an  den  buchstaben  vom  ags.  vamian  sorge  tragen, 
hüten,  aUfries.  wemia  verbürgen,  daher  auch  chw.  vamiar  —  wogegen 
das  lomb.  guamä  ganz  zu  dem  ahd.  worte  passt,  da  es  den  abieitungs- 
vocäl  i  ni(M  hervortreten  läßt.  Altfr.  gamir  heifd  auch  benachrichtigen 
LBs.  366,  Bou  I,  p.  149,  FC.  II,  p.  61,  wie  ahd.  wamÖn,  ags.  Yunian 
admonere.  Desselben  stamtnes  ist  it.  guarnaccia^  guamacca,  ^.  gar- 
nacha,  pr.  gannacha,  fr.  garnache  Überrock,  mhd.  gamaesch,  vgl.  ahd. 
Warna,  mhd.  warne  fürsorge;  so  auch  it.  guarnello  Unterrock. 

Guastare  it.,  cdtsp.  cdtpg.  pr.  guastar,  nsp.  npg.  gastar,  fr.  gater 
verderben,  verzehren.    Stam$yü  es  vom  lat.  vastare  oder  vom  ahd.  wastjan 


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I.   GUATARE-GUERRA.  179 

(leUteres  aus  dem  shst.  was^o  und  dem  mhd.  wasten  £fu  folgern)?  Da 
das  adj.  ü.  guasto,  pg.  gasto,  aUfr.  guaste,  noch  jetzt  mundarü.  (e.  h. 
in  Berry)  g&te,  sich  in  vastus,  das  esgs.  diguastare,  degastar,  d^gäter 
in  deyastare  wiederfindet^  so  ist  herJcunft  aus  dem  latein^  aber  unter  ein- 
fluß  des  deutschen  ardautes  w,  wie  hei  einigen  andern  mit  gu  anlautenden 
fomofi.  Wörtern,  einzuräumen.  Die  bed,  beschädigen  kennt  schon  die  L. 
Sai,  tu.  9:  penitas  eam  (caballam)  vastare  non  debet.  Als  eine  unmit- 
tdbare  bildung  aus  wastjan  darf  aber  das  alffr.  gastir  Ben.  I,  256  an- 
genommen werden.  Abgd.  cdtfr.  gnastine  wüste  LRs.  103  (adj.  gastin 
SoF.  J,  209). 

Gaatare  Ö.,  pr.  guaitar,  fr.  guetter  anschauen,  beobachten,  lauem; 
Ast.  cremen,  pr.  gnaita,  altfr.  guette,  nfr.  masc.  guet  wache;  vom  ahd. 
wahten  wache  holten;  ^st.  wahta,  nhd.  wacht,  goth.  vahtvö.  Zsgs.  it. 
aggnatare,  sp.  pr.  aguaitar,  altfr.  aguetier  s.  v.  a.  guatare;  sbst.  it. 
aguato,  sp.  agait,  fr.  agnet  (nur  noch  im  plur.  üblich)  lauer,  daher 
aÜfr.  dagaet  (=  d'aguet)  heimlicher  weise. 

Gabia  sp.,  pg.  goiva,  npr.  gnbio,  fr.  gouge  (f)  hohlmeipel.  ScJwn 
Isidorus  19,  19  führt  neben  taratrnm  und  scobina  ein  werhseug  an,  das 
die  ausgaben  theils  guvia,  gabia,  theils  gulvia,  gnlbia  schreiben.  Die 
Cassder  glossen  setzen  gulvinm  für  das  dtsche  noila  hobel.  Die  Variante 
gnlbia  weist  sich  als  eine  nebenform  aus  durch  das  it.  gorbia,  sgorbia, 
wdches  andre  aus  dem  gr.  ygoatpog  herholen.  Das  wort  scheint  iberisch: 
bask.  gnbia  bogen,  gnbioa  JceJde  in  W.  v.  Humboldts  Verzeichnis,  vgl. 
wegen  der  begriffe  unser  kehle  und  kehlleiste  d.  i.  gehöhlte  leiste.  Larra- 
mendi  erklärt  das  bask.  gubia  aus  gurbfa  oder  gurbiaz,  wodurch  sich 
vidUicht  die  formen  mit  1  oder  r  rechtfertigen  lassen. 

Guercio  it.  {com.  verstärkt  sguerc),  chw.  guersch,  uiersch,  ältsp. 
gaercho,  aber  pr.  guer,  guerle,  dauph.  gnerlio  schielend.  Sie  setzen  einen 
deutschen  anüaut  w  voraus  und  so  konnten  sie  aus  ahd.  twer,  dwerch 
d.  i.  quer^  nach  abgestoßenem  dentaUaute,  entstanden  sein,  vgl.  gualiar 
U.  c  —  [Diese  ansieht  aucft  bei  Diefehbach,  Goth.  wb.  II,  721] 

Gnerra  ü.  sp.  pg.  pr.,  guerre  fr.  krieg  (daher  engl,  war,  früher 
warre,  werre,  Grimm,  Rechtsalt,  603,  E,  Müller  s.  v.) ;  vom  ahd.  werra, 
mhd.  mndl.  aUengl.  werre  zank,  Zwietracht,  vb.  ahd.  werran  verwirren: 
rixas  et  dissensiones  sen  seditiones,  qnas  valgus  werras  nominat  Cap. 
Gar.  C.  Bellum  {kymr.  bret.  bei)  war  dem  Romanen  neben  dem  adj. 
bellns,  weichem  polcher  hatte  weichen  müssen,  unbrauchbar  geworden  und 
lebt  nur  in  ableitungen  und  Zusammensetzungen  fort;  das  einfache  vb. 
belar  ^bdla  facere  steht  nur  in  einem  prov.  Wörterverzeichnis  GProv.  29. 
Man  sudtte  ersatz  im  deutschen:  das  übliche  w!c  mochte  etwas  zu  klang- 
los «in,  werra  gefid»  besser.  Auch  der  Baske  sagt  guerla,  der  Waläche 
ersetzte  das  lat.  wort  mit  dem  slav.  resboi  plünderung,  was  die  gramma- 
tiker  des  landes  freilich  von  rebellare  herleiten.  Zu  merken  ist,  daß  das 
von  gaerra  abgdeitete  guerrier  im  dttrom.  die  bed.  feind,  widersactier 
(ursprüngl.  verwirrer?)   zdgt,   z.  b.  prov,    (wo   dies   am   üblichsten   ist) 


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180  L   GUIDARE-GUISA. 

aucire  sos  guerriers  mortals  seine  todfeinde  tödten  Chx.  F,  10;  fr,  ainc 
en  nule  maniere  ne  forfis  que  fuissiez  ma  guerriere  Rom.  fr,  p.  88;  iL 
che  non  mi  sea  guerrera  Trucch,  I,  194,  vgl.  205;  contra  li  nostri 
guerrer  ella  ö  molt  forte  guerrera  Bonves.  p,  479,  43;  sp.  semejasme 
guerrero  Apol,  275, 

Guidare  it.,  sp.  pg.  guiar,  pr.  guidar,  guizar,  guiar,  fr,  guider 
l-eiienj  etirechtweisen;  sbst.  it,  guida,  sp.  guia,  pr.  guida  und  guit,  aUfr. 
gui-s,  nfr.  guide  führer.  Für  die  deutschheit  des  Wortes  redet  jHeikUeh 
unzweideutig  der  anlaut  gu,  eu  welchem  stamme  aber  gehört  es?  Nach 
der  lautregel  verlangt  es  gotk.  veid,  ahd.  wtt^  allein  dieser  stamm  gewaki 
keinen  angemessenen  begriff.  Nimmt  man  goth,  vitan  beobachten^  bewoAm 
als  etymon,  so  ist  gegen  den  begriff  ewar  nichts  su  erinnern,  auch  iL 
scorgere  heif^t  wahrnehmen  und  leiten,  aUein  die  darstdlung  der  goth. 
tenuis  durch  die  rom.  media  wäre  ungewöhnlich.  Gleichwohl  ist  diese 
deutung  lendässig:  auch  dUfr.  hadir^  haYr  entsprang  mit  derselben  lautver- 
Schiebung  aus  goth.  hatan  (Rom.  gramm.  J,  3t2);  selbst' das  sbst.  guid» 
schließt  sich  alsdann  dem  ags.  (und  goth.?)  vita  ältester,  rathgeber  un- 
mittelbar an,  vgl.  das  prov.  masc.  guit,  fr.  guide.  [Wackemagel  gibt  auch 
das  alts.  gi-wttan  zu  bedenken,  de^en  bed.  'gehen  doch  etwas  entfernter 
eu  liegen  scheint^     Von  guidare  ist  fr.  guidon  fahne  u.  a.  m. 

Guiderdone  it.,  awcA  guidardone,  pr.  guazardon  (für  guadardon), 
guiardon,  guierdon,  altfr.  guerredon,  guerdoD,  sp.  galardon  (gualardon 
FJ.  Cal.  6  D,),  pg.  galardäo,  altcat.  guardö,  mlat,  widerdonum  (uinUr 
Karl  d.  kahlen)  Vergeltung;  vi.  guider donare  ff.  belohnen.  Der  ersU 
theil  des  Wortes  macht  keine  Schwierigkeit,  es  ist  das  dtsche  wider,  i» 
älterer  form  widar,  das  auch  in  dem  gleichbed.  widrigilt  vorliegt;  a  für 
i  in  der  ersten  sübe  von  guazardon,  gualardon,  \oird  nicht  stören,  man 
.sehe  die  bemerkung  oben  in  der  vorrede.  Widerdonum  ist  eine  leichte 
entstellung  des  ahd.  widarlön  recompensatio  Graff  U,  220,  ags.  widher- 
leän,  wozu  erinnerung  an  lat.  donum  verführen  konnte.  Das  sp.  galar- 
don ließe  sich  selbst  aus  einer  in  dieser  spräche  ziemlich  üblichen  umstd- 
lung  der  buchstaben  (für  gadarlon)  deuten,  wäre  es  nicht  rathsam,  sämnit- 
liehe  sprachen  an  demselben  vor  gange  theü  nehmen  zu  lassen  und  1  aufi 
zurückzuleiten.  Merkwürdig  ist  das  synonyme  pr.  guazardinc,  kerne 
nebenform,  sondern  durch  das  longob.  thinx  und  garathinx  als  ein  sdbd- 
ständiges  wort  gerechtfertigt. 

Guisa  it.  sp.pg.  pr.,  guise  fr.  weise,  art,  beschaffenheit,  daher  engl 
guise;  vb.  sp.  altpg.  guisar  zubereiten;  zsgs.  pr.  desguisar,  fr.  d^ 
guiser  entstellen,  die  gestcdt  benehmen.  Das  etymon  ist  unschwer  zu  finden, 
da  fast  alle  germanischen  gebiete  dasselbe  wort  besitzeti:  ahd.  wts,  alts. 
wlsa,  nhd.  weise,  ags.  wise,  altn.  vis.  Sdbst  die  adverbiale  anwendung  wie  im 
ahd.  in  wis,  zi  wis  (quomodo)  spiegelt  sich  ab  im  rom.  in  guisa,  a  guisa.  Fer- 
rari*s  lat.  etymon  vice  (z.  b.  vice  canis  =  more  canis)  genügt  dem  buchstaben 
nicht,  MSnage\s  visus,  visa  eben  so  wenig  dem  begriffe.  Aber  pr.  guia  $.  v.  a. 
guisa  scheint  aus  via  entstanden,  da  s  zwischen  vocälen  kaum  ausfäüt. 


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I.    GUSCIO-HENNIR.  181 

Guscio  it.  schäle  der  nüsse^  eier,  schalthiere  u.  dgl.,  übersfug,  ven. 
sgusso  tmd  fem.  gussa,  sgussa  dass.,  auch  hülse  des  komes,  spreu,  mail. 
guss,  gussa,  romagn.  goss,  gossa  ebenso,  fr,  gousse  (f.),  hülse,  schote; 
i?6.  rt.  sgusciare  schälen.  Von  etveifelhafter  herJcunft,  Folgende  Wörter 
dürften  in  betracht  Tiormnen,  Der  grammatiker  Placidus  Tcennt  gallici- 
ciola  ^cortex  nuds  juglandis:  ist  dieses  ungeschlachte  wort  Schreibfehler 
ßr  galliciola^  so  fuhrt  es  auf  ein  adjectivisches  primitiv  gallicia  (von  nux 
gallica  wallnuß),  das  sich  ital.  in  galcia  galscia  gnscio,  fr.  gausse  gousse 
verwanddn  mochte.  Das  ursprüngliche  all  hätte  alsdann  auch  in  dem 
d^Mhong  des  comask.  s-gausc  für  sgalso  seinen  ausdruck  gefunden.  Ähd. 
gabissa,  gavissa  5prew,  wegwurf.  AM.  hulsa  und  hülst,  worauf  Scheler 
Mntveist,  scheinen  mit  ihrem  anlaute  nicht  zum  franz.  worte  jm  stimmen, 
wohl  gihulsi,  das  aber  nicht  nachweislich  ist.  —  Die  Wörter  für  schale, 
sdiote,  hülse  sind  in  den  roman.  sprachen  und  mundarten  zahlreich  und 
oft  schwierig  zu  deuten.  Die  obige  deutung  aus  gallicia  aber  hat  sich  die 
beistimmung  Mussaßa's  erworben,  der  auf  die  übereinstimmende  toscanische 
form  gallessa  verweist,  s.  Zeitschr.  ßr  vergl.  sprachf.  XV,  397. 


H. 

Haca  sp.,  ältsp.  pg.  faca,  ältfr.  haque  (h  asp.)  Roq.  Mepper;  cdtfr. 
haqnet,  sie.  acchettu  dass.,  pic.  haguette  kleine  stute;  nfr.  haquet  karren, 
ht  hier  h  oder  f  der  richtige  laut?  Faca  könnte  sich  auf  ältn.  fökr  pferd 
berufen,  allein  wie  hätte  sich  dieser  poetische  ausdruck  nach  Spanien  ver- 
irren sollen?  Es  kann  mit  der  bekannten  span.  darstellung  der  franz. 
aspiration  {vgl.  oben  arpa)  von  haque  hergenommen  sein,  dies  aber  vom 
engl,  hack  miähklepper:  dafür  spricht  auch  die  engl.  zss.  hack-ney,  ndl. 
hakke-nei  (engl,  nag,  ndl.  negg,  nhd.  nickel  pferdchen),  wovon  fr.  ha- 
quen^e,  ältsp.  pg.  facanea,  nsp.  hacanea,  it.  acchinea,  üblicher  chinea. 
S.  auch  Diefenbach,  Goth.  wi.  I,  30.  II,  122. 

Halar  sp.,  haier  fr.  (h  asp.),  alar  pg.  ziehen  am  seüe;  vom  ältn. 
halsL  ziehen,  ähd.  halön. 

Hennir  fr.  (spr.  hanir,  h  asp.)  wiehern.  Diesmal  ist  es  die  franz. 
spräche,  die  das  lat.  original  am  genauesten  wiedergibt.  Die  ital.  hat 
dafür  nitrire,  annitrire,  sbst.  nitrito,  von  hinnitus  mit  bekannter  einschie- 
bung  eines  lautverstärkenden  r.  Die  erzeugnisse  der  übrigen  sprachen 
weichen  noch  mehr  ab,  so  daß  die  etymologische  rechenkunst  nicht  überall 
ausreicht.  Sie  haben  sich  alle  zur  1.  conj.  geschlagen.  Span,  lautet  das 
wort  relinchar,  alte/'  relnchar  Conq.  Ultram.,  pg.  rinchar.  Verkürzt  man 
das  bei  Lucilius  vorliegende  hinnilitare  in  hinniltare,  so  gewinnt  man  sp. 
hinchar,  dem  man  zum  unterschiede  von  hinchar  =  inflare  die  partikel 
re  oder  red  vorsetzte;  das  darin  enthaltene  d  aber  trat  auf  spanische 
weise  leicht  in  1  über.  Ein  vorgesetztes  re  zeigt  sich  auch  im  cat.  renil- 
lar,  wofür  der  Piovenzale  einfacher  enilhar,    inhilar,   aber  auch  endilhar 


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182  I.    lERI-IMPROVERARE. 

spricht.  Im  sard.  anninnijare  endlich  glaubt  man  deutlich  die  stimsne  des 
Pferdes  (hin hin)  -et*  vernehmen;  andre  mundarten  derselben provim habm 
dafür  annirgai  und  anniggiä.    Das  wal,  wort  ist  rencheza  (ronchissare), 

i.  j. 

leri  f^.,  sp.  ayer  (6ei  Berceo  eri),  pr.  her,  fr.  hier,  wal.  eri  aiveth^ 
vom  lat.  heri.  Sp.  ayer  ist  nicht  =  adheri,  a  ist  vielmehr  ein  eupkm- 
scher  Vorschlag  vor  j  wie  in  ayantar,  ayuso  statt  yantar,  yuso,  und  so 
mag  sich  auch  das  cat.  ahir,  das  sie.  ajeri  verhalten. 

II,  lo,  la  it.,  sp.  el,  lo,  la,  pg.  o,  a,  ält^el,  lo,  la,  pr.  \0y  la(il),/r. 
le,  la,  alt  li,  lo,  la,  wal.  le  (1),  la  (oa,  a)  artikd,  von  ille,  illum,  Bm, 
gramm.  II,  16.  27  ff.    Sardisch  su,  sa,  von  ipse,  ipsa. 

Imbuto  it.y  sp.  embudo,  pg.  fehlt,  pr.  embut  GProv.  69  tridUer; 
von  butig  faß,  also  wie  fr.  entonnoir,  sagt  Menage;  vgl.  auch  t^.  imbotta- 
tojo  mit  ders.  bed.,  von  botte  =  butis. 

Immantinente  it.,  pr.  mantenen,  fr.  maintenant,  eeitadverb,  iBtco, 
sine  mora.  Es  ist  kein  particip  des  rom.  vb.  mantenere,  so  daß  es  dm 
lat.  in  continenti  gleich  wäre,  wozu  die  begriffe  nicht  stimmen,  sondern 
eine  selbständige  Zusammensetzung  in  manu  tenens  in  der  hand  haltend^ 
in  bereitschaft,  ohne  Vorbereitung,  ohne  aufschub.  Prov.  auch  de  mantenen, 
altfr.  de  maintenant.     Wald,  atenent  Hahn  p.  673. 

Imprenta  und  impronta  it.,  sp.  pr.  emprenta,  fr.  empreinte  je- 
präge,  abdruck;  vb.  it.  imprentare,  improntare,.  sp.  emprentar,  daher  ndi. 
printen,  engl,  print.  Von  imprimitare,  meint  Ferrari.  Da  die  neue» 
sprachen  indessen  nur  wenige  iteroHva,  diese  aber  immer  mit  iterativer  in 
imprentare  gar  nicht  fühlbarer  bedeutung  schufen,  das  verbum  auch  m 
franz.  und  prov.  nicht  vorhanden  ist,  so  sucht  man  seinen  Ursprung  ioohl 
richtiger  im  franz.  particip  empreint:  um  so  eher  konnte  der  ItaUener 
das  fremde  in  seinem  Ursprünge  ihm  unverständliche  wort  in  impronta 
entstellen. 

Improntare  it.,  emprnnter  fr.  entlehnen,  borgen,  sbst.  emprunt 
Nach  Muratori,  Änt.  ital.  I,  1895,  wäre  das  ital.  wort  aus  dem  front. 
Peeuniam  alicui  promere  heißt  einem  geld  hervorlangen:  woUte  mctn  nun 
mit  impromtum,  impromtare  das  einnehmen  des  geldes  ausdrücken?  Das 
gezwungene  dieser  vermuthung  wird  einleuchten.  Diesmal  fuhrt  die  walatk 
spräche  auf  die  richtige  spur.  Sbst.  inprumnt  heißt  borg,  vb.  inprumuti 
auf  borg  geben  oder  nehmen,  vom  lat.  promutuum  darlehen,  zsgs.  in-pro- 
mutuum,  in-promutuare,  was  denn  lacht  improntare  ergab.  Sdtsam  ist 
fr.  u  für  o:  sollte  es  der  einwirkung  des  ausgefallenen  u  in  der  stlbe  iwxi 
sein  dasein  danken?  Der  Wallone  sagt e^ronter,  aber  o  vertritt  ihm  oß  fr.  n. 

Improverare,  rimproverare  it.,  sp.  improperar,  fr.  vrU.  impro- 
p6rer  vorumrfe  machen;  sbst.  »^.  rimproverio  cet.  Vorwurf;  von  im- 
properare  hineineilen  Varro,  vorwerfen  Fetron.,  eig.  drauf  losfahren,  wie 
Pott  deutet,  improperiom  Vulg.,  s.  Quicherat  Add.  s.  v. 


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I.    INCALCIAKE— INGANNO.  183 

Incalciare,  incalzare  it,  altsp,  encalzar  ^{o;.,  pr.  encansar,  aUfr. 
encbsincernachsetem,  verfolgen,  daher shst  aitsp.  encalzo,  aUpg,  ebenso 
enealQO  SBos.,  pr.  encaus,  aUfr.  enchaux;  eigenÜ.  einem  auf  der  ferse 
sem,  von  calx. 

Ineanto  ä.,  encante  aUsp.,  enquant  encant  pr.,  encan  fr.  Ver- 
steigerung, mhd.  gant;  d.  i.  ßr  wie  vid,  wie  hoch?  von  in  qaantam;  vh. 
ä.  incantare,  pr.  enqaantar,  altfr.&nosjii&T  versteigern,  verganten.  Nicht 
vom  incantare,  wenn  sich  awh  dUfr.  durch  umdeutung  enchanter  (en- 
chaDtement  Assis,  de  Jerus.)  findet.     Vgl.  Grimm,  Rechtsdlt.  p.  610. 

Inchiostro  it.  tinie  (richtiger  aJtmaü.  incostro  Bonves.);  von  en- 
caustam  {eyxavatov)  rothe  Hnte,  womit  die  griechischen  haiser  unter- 
sekrid>en;  dassdbe  wart,  mit  griechischer  hetotmng,  ist  fr.  encre,  sonst 
auch  enque,  die  stärkste  ahhüreung,  die  in  dieser  spräche  vorkommt,  sicil. 
inga,  ndl.  inkt,  engl.  ink.  Atramentum  blieb  im  pr.  airamen,  altfr. 
errement  Tinta  ist  der  sp.  pg.  cot.  sard.  ausdruck,  schon  ahd.  tincta, 
dincta.  Der  Walache  empfieng  vom  Slaven,  dem  er  auch  die  buchstaben 
verdanktej  den  ausdruck  für  tinte,  cerneal^  d.  i.  schwär ee. 

Incinta  it.,  pr.  encencha,  fr.  enceinte  schwarzer.  Davon  sagt 
Iridarus:  incincta  praegnans  eo  qnod  est  sine  cinctn  d.  h.  incincta  ist  s.  v.  a. 
diflcincta  entgürtet,  weil  sie  keiften  gürtel  tragen  kann:  ne  me  pnis  ceindre 
sagt  eine  solche,  FC.  IV,  275.  Andre  auslegungen  s.  bei  MSnage,  vgl.  auch 
Gdvam  im  Archiv,  stör.  itdl.  XIV,  362.  Das  frane.  sbst.  enceinte  um- 
gäunung  aber  ist  von  incinctus  in  seiner  classischen  bedeutung. 

Incdde  Mftdt  incndine,  ancüde  und  ancndine  it.,  sp.  yonque,  ayanque, 
pg.  inende  (poet.),  pr.  enclnget,  fr.  enclume  amboß:  von  incns  incüdis, 
sum  iheil  sehr  entstellt.  Das  ü.  incndine  beruht  auf  der  falschen  dedi- 
natian  incndo  incadinis,  ungefähr  wie  das  sp.  hambre  an^  £Etmes  faminis. 
Das  sp.  yonque  entstand  aus  incu'e  durch  versetaung  des  u.  Die  piem. 
form  aneuso,  die  catal.  encinsa  scheinen  aus  dem  nominativ  entstanden. 
Indaco  it.,  aUsp.  öndico,  fr.  indigo,  pr.  indi,  endi  eine  blaue  färbe, 
indig;  vom  lat.  indicnm  blaiues  pigment  aus  Indien.  Hieraus  ein  adj. 
alisp.  jndio  Chron.  rimad.  p.  p.  Michel  v.  117,  pr.  indi,  a^r.  inde. 

Indi  it.,  dU  ende,  enne,  daher  en  und  das  jetzt  übliche  ne,  altsp. 
äUpg.  ende,  pr.  en  und  ne  (letzteres  e.  b.  in  dem  halbfrans.  Leodegar  str. 
11),  dltfr.  int  (in  den  Eiden),  ent,  nfr.  en,  woi.  inde,  ortsadverb  und 
pronomincipartikd,  s.  Bom.  gramm.  III,  56.  Näher  dem  urworte  als  das 
fr.  en  steht  das  henneg.  end  in  end-aler  =  fr.  en  aller,  abgeküret  d  (i 
d'  a  requeu  ü  en  a  recuperi).  Im  altüal.  inclinierte  ende  =  neuit.  ne 
sdir  hm^g  z.  b.  nonde  capapo  non  ne  campo  PPS.  II,  33,  nulland' 
onoro  nuÜa  ne  onoro  71,  peronde  temo  pero  ne  temo  73,  vgl.  Blanc, 
Itd.  gramm.  305.  306.  Zsgs.  ist  sp.  den  de  präposition  für  desde, 
aUsp.  dent,  altpg.  dende,  al^r.  den  Pass.  de  J.  Chr.  str.  30,  SLeg.  21, 
vcn  de-inde. 

Inganno  it.,  sp.  engano,  pg.  engano,  pr.  engan  betrug;  vb.  in- 
gannare,  engafiar,  enganar,  al^r.  enganer  betrügen,   wal.  ing^nä  (aus 


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184  I.   INGEGNO— INTERO. 

dem  ital.?)  verhöhnen.  Das  einfache  wort  findet  sich  im  aUem  ndatän: 
gannat  ^A^va^ßt  Gl.  lat.  gr.^  sbst,  gannum  spoU  Gest.  reg.  Fr.,  ganni- 
tura  Bonif.^  Rh.  Maur.,  Äldhelm;  der  Froveneale  hat  ganhar  laclm, 
spotten,  es  scheint  aber  nicht  dassdbe  wort.  Wer  gannum  aus  ingenium 
entstehen  läßt,  der  setzt  sich  über  die  handgreiflichsten  lautregdn  hinweg; 
auch  die  herleitung  aus  dem  ahd.  geinön  den  mund  aufsperren  ist  nach 
begriff  und  laut  unhaltbar:  in  letaterer  beeiehung  würde  sich  doppeltes 
aus  einfachem  n  nicht  rechtfertigen  lassen.  Möglich  aber  ist  ent^ekmg 
aus  ahd.  gaman  spiel,  scherz,  ags.  gamen  scherz,  spott,  höhn,  zsgz.  gamn; 
man  erwäge  dieselbe  behandlung  der  Verbindung  mn  in  danmum,  it.  danno, 
sp.  dafio,  pg.  dano,  pr.  dan.  Spiel  und  betrug  berühren  sich  nah,  vgl  it, 
giuoco  spiel,  hunstgriff,  com.  gioeuch  (göch)  betrug,  fr.  jouer  qqun  men 
betrügen.    Das  gael.  gang-aid  betrug  hätte  andre  formen  erzeugt. 

Ingegno  i^.,  dltsp.  engeno,  pr.  engeinh^  engin,  fr.  engin  erfindungs- 
kraft,  dsgl.  künstliche  fnascMne;  von  ingenium.  Daher  altfr.  engignier 
überlisten,  pr.  engenhar  nachstellen,  it.  ingegnarsi,  nfr.  s'ing^nier  avf 
mittel  sinnen;  sbst.  pr.  enginhaire,  fr.  ingönieur,  it.  ingegnere,  wio/. 
ingeniosus  kriegsbaumeister.  Aus  lat.  genius  geschmack,  witz  leitä  sich 
it.  genio,  sp.  genio,  fr,  g^nie.  Pr.  geinh  aber,  gleichbed.  mit  engeinh, 
u)ie  ginhos  mü  enginhos,  scheint  aus  ingenium  abgekürzt. 

Inguine  it.,  sp,  engle  (für  engne),  neupr.  lengue  (für  engne), 
fr.  aine  (f.)  weiche  am  menschlichen  körper;  von  inguen.  Itai.  anguinaglia 
von  inguinalia. 

Insegna  it.,  äUsp.  ensena,  neusp.  pg.  insignia,  pr.  ensenha,  fr. 
enseigne  zeichen,  kennzeichen,  it.  pr.  fr.  auch  fahne;  von  insignia,  pbtr. 
von  insigne.    Das  einfache  Signum  gab  ^.  sena,  pg.  pr.  gleichlautend. 

Insegnare  it.,  sp.  ensehax,  pg.  ensinar,  fr.  enseigner  lehren.  Von 
insinuare  bekannt  machen;  oder  ist  es  neues  wort,  in-signare  einzeidmen, 
einprägen?  vgl.  iyxaQaaoeiv  Hnsignare,  incisare'  Gl.  gr.  lat.  Nicht  tmr 
der  begriff,  auch  der  buchstöbe  redet  für  das  letztere,  dessen  stamn  gans 
mit  Signum  in  den  acht  roman.  formen  segno,  sefia,  senh  zusammentrifft', 
volle  bestätigung  gewährt  aber  das  wal.  insemnä.  anzeigen,  von^semn  = 
Signum,  also  insignare. 

Insembre,  insembra  it.,  cdtsp.  ensembra,  ensemble,  oZ^p^. ensem- 
bra,  fr.  ensemble,  dsgl.  it.  insieme,  pr.  ensems,  altwald.  ensemp,  adverb 
für  lat.  una;  von  insimul,  dessen  1  zum  theil  in  r  verwanddt  oder  apo- 
copiert  ward;  wal.  aseämene  von  ad  simul.  Einfaches  senps  =  simol  /imW 
sich  in  der  Pass.  Christi  str.  104,     Vgl.  unten  sembrare. 

Intero  und  intögro  it.,  sp.  entero,  pg,  inteiro,  pr.  enteir,  fr.  entier 
vollständig,  ganz,  altfr,  in  der  bed.  unverletzt:  li  sain  et  li  entier 2)3fec. 
p.  176;  von  integer  integri,  lomb.  und  wal.  intreg.  Abgel.  pr.  aitfr.  a^. 
enterin  vollkommen,  vb.  altfr.  enteriner  gerichtlich  gut  heiß^%.  Da  in- 
tero auch  grade  oder  aufrecht  bedeutet,  so  knüpft  sich  hieran  das  vb.  in- 
tirizzare,  pg.  inteiri^ar  starr  machen,  starr  werden  (adj.  inteiri^o  voü- 
ständig,   dsgl.  starr):   die  physische  und  moralische  bed.  fest,  unbeugsam 


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I.    INTRAMBO-LACAYO.  185 

hat  auch  unser  steif.  Abgeändert  aus  diesem  verhum  mit  vertauschung 
der  Partikel  ist  aitpg,  sp.  aterir,  aterecer,  span.  auch  ateritar. 

Intrambo,  entrambi  t7.,  sp.  entrambos  (getrennt  entre  Eachel  e 
Vidas  a  parte  yxieron  amos  PC.  191)^  pr.  entrambs  beide,  alle  beide, 
s$g$.  mit  der  partikel  inter,  welche  die  bed.  'unter  sich,  miteinander,  zu- 
sammen angenommen  hatte,  also  beide  zusammen,  s.  Rom,  gramm.  III, 
408  noie. 

In  vor  DO  und  verno  it.,  sp.  invierno  (yvierno  PC.  ed.  Jan.  v.  1620), 
pr.  lYern,  fr.  hiver,  wal.  earn^  winter ;  vom  adj.  hibernus,  hibernum,  dem 
das  wdnldsame  hiems  weichen  mußte. 

Investire  it.,  sp.  embestir,  fr.  investir  einen  platz  berennen,  ein- 
schließen,  auch  ihn  angreifen;  von  investire  bekleiden,  und  schon  im  la- 
teinischen umgeben,  s.  b.  focnm  investire  sich  um  den  herd  stellen, 

lo  it.,  sp.  yo,  pg.  wal,  eu,  pr.  gaUic.  ieu,  eu,  dltfr.  eo,  ieo,  jeo,  jo, 
nfr,  je;  von  ego,  syncopiert  eo,  woraus  sich  alle  romanischen  formen  er- 
klären, die  neufranzös.  durch  consonatUierung  des  anlautenden  i,  das  mit 
e  SU  einem  diphthong  verbunden  in  kurzem  lat.  e  (vgl.  dien  aus  deus) 
seinen  grund  hatte, 

Issare  it.,  sp,  pg.  izar,  fr,  hisser  (h  asp,)  in  die  höhe  ziehen;  vom 
schced,  hissa,  ndd,  hissen. 

Iva  sp.  pg.,  if  fr.  (m.)  taxusbaum;  ist  das  ahd.  iwa,  nhd.  eibe, 
ags.  iv,  engl,  yew,  kymr.  yw  (/*.,  sg.  ywen),  com.  hivin. 

Ivi,  vi  it.,  alHt.  i,  cdtsp.  aJtpg,  pr,  hi,  y,  fr.  y,  nsp.  pg.  {mit  vor- 
geschlagenem a  wie  in  ayer  von  heri)  ah(  ortsadverb,  von  ibi. 

Jnsbarba  sp.  mäusedom,  /r.  joubarbe,  pr.  barbajol  hauswurz;  alle 
entsprechend  dem  lat.  Jovis  barba  bei  Plinius  (anthyllis  barba  Jovis  L.), 
ü.  barba  di  Giove.  Span,  chubarba  scheint  eine  andre  form  desselben 
Wortes,  vgl.  in  betreff  des  anlautes  chnpa  =  fr,  jupe. 


L. 

La  it.,  sp.  alld,  altpg,  aU  SRos.,  npg,  lä,  pr.  la,  lai,  fr.  lä  ortsad- 
verb, von  illac. 

Lacayo  sp.  pg.,  fr.  laquais,  daher  it.  lacche  diener,  der  seinen 
herm  zu  fuße  begleUet,  pedissequus.  Im  span.  ist  dies  wort  nicht  alt, 
wenigstens  erklärt  es  Covarruvias  für  ein  erst  mit  könig  Philipp  (I.)  aus 
Deutschland  gekommenes,  es  fehlt  daher  auch  bei  ÄntoniUrS  Nebrissensis. 
Weit  früher  muß  Frankreich  es  gekannt  haben,  da  schon  Froissart  (vor 
1400)  sagt:  en  France  il  y  a  cent  ans,  que  les  pages  vilains  allans  ä 
pied  ont  eommanc^  d'estre  nommez  laquets  et  naquets  (Menage).  In 
einer  Urkunde  v.  j.  1470  liest  man:  gens  arbalestiers  appellez  laquaiz: 
leichte  truppen  wurden  also  damals  so  benannt,  was  der  nachweislich  älte- 
sten noch  jetzt  üblichen  bedeutung  nichts  schadet,  s,  darüber  bei  Carpentier, 
Man  hat  es  wohl  aus  dem  arab.  hergeleitet,   von  dem  formell  ganz  un- 


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186  L    LACCA-LAIDO. 

passenden  laqf  t  ausgesetzter  hnabe  Freyt.  IV^  119",  oder  lakf  a  schmüzij^ 
niedrig  123*.  Larramendi  führt  es  zurück  auf  bask,  lacun,  lagun  gesA- 
Schafte  hiäfey  und  ayo  einer  der  wartet  und  folgt:  Jcenner  dieser  spradie 
haben  zu  entscheiden,  oh  aus  dieser  Verbindung  das  bask.  lacayoa  erwackta^ 
konnte  oder  ob  es  dem  span.  entnommen  ward.  Indessen  bedarf  es  (wt 
unsem  zweck  dieser  prüfung  nicht  einmal.  Sehen  wir  uns  nändiek  fpif 
roman.  gebiete  um,  so  begegnet  uns  das  alte  prov.  lecai  naschhaft,  üppig 
{s.  unten  leccare),  neupr.  (limous.)  mit  bekannter  Verwandlung  des  iwr 
losen  e  in  a  laccai  n^enschößing  des  getreides  (passend  zu  dem  begriffe 
fiaschhaft),  dsgl.  diener  wie  im  franz.  Leicht  konnte  man  den  seinem  hem 
fest  anhängenden  ihm  überall  nachtretenden  diener  mit  einem  unmäm 
üppigen  von  der  pflanze  lebenden  Schößling  vergleichen;  das  dUpg.  lecco, 
buchstäblich  •=  pr.  lec,  dem  primitiv  von  lecai,  hat  sogar  ohne  ableitungs- 
Suffix  die  bed.  von  lacayo  entwickelt  s.  S.  Rosa,  was  dieser  vermuthung  fasi 
zur  bestäUgung  gereichen  kann.  Zu  bemerken  ist  auch  noch,  daß  eine  der 
baskischen  mundarten,  die  labortanische,  mit  e  für  a  lekhayoa  sagt,  der 
alten  prov.  form  gemäß. 

Lacca  it.,  sp.  pr.  laca,  fr.  laque,  nUat.  laca  (1327)  ein  ostindisdttt 
harz;  pers.  lak,  sanskr.  läkschä. 

Laccia  it.,  sie.  alaccia,  neupr.  alacho  Honnar.  alse,  maifisch,  sp. 
alacha,  andäl.  lacha  (JSemnich)  sardeile  (alse,  Sardelle,  hering  gehören  tu 
einer  und  derselben  gattung,  clupea);  muthmaßlich  entstellt  aus  haiec,  nach 
Diefenbach,  Orig.  europ.  222,  aus  dem  celt.  alausa.  Entschieden  <m 
halec  ist  it.  Alice  (f.),  sie.  al6ci  sardeile,  sp.  al^ce  (m.)  ragout  von  fisck- 
lebem,  dsgl.  sp.  haleche  eine  ort  der  makrele,  aus  weldhem  fisch  die 
Römer  ein  treffliches  garum  machten. 

Laccio  it.,  sp,  pg.  lazo,  pr.  latz,  fr.  lacs,  wal.  latz  schnür;  von 
laqueus;  vb.  it.  lacciare,  allacciare  u.  s.  f.,  fr.  lacer.  Aus  dem  roma». 
auch  unser  latz  klappe. 

Lacerta  it.,  gew.  lucerta,  lucertola  (sard.  caluscerta,  caluxertnla), 
sp.  pg.  lagarto,  fr.  l^zard,  bürg.  fem.  l&arde  und  so  altfr.  laissarde 
RMont.  399,  30,  Voc.  d'  Evreux  p.  20,  chw.  lusciard  eidechsc  (pg.  la- 
garta  raupe);  von  lacerta,  das  aber  fast  gemeinromanisch  s^ne  endung 
mit  dem  auf  viele  thiemamen  angewandten  suffix  ard  vertauschen  nrnfüe. 
Der  Spanier  mag  frühe  lacarta  für  lacerta  gesprochen  haben. 

Lagnarsi  it.,  altsp.  lanarse,  pr,  se  lanhar,  altfr.  laigner  sich  be- 
klagen; sbst.  it.  lagna,  pr.  lanha  klage,  Jammer;  von  laniare  se  (prae 
dolore),  ude  Ferrari  und  Muratori  mit  grund  vermuthen,  vgl.  pg.  carpir- 
se  weinen,  sich  beklagen,  eigentl.  sich  zerreißen,  oder  die  minder  starken 
lat.  und  griech.  ausdrücke  plangere  und  xoTtTsad-ai. 

Laido  it.  altsp.  altpg.,  pr.  lait,  fr.  laid  häßlich;  vom  ahd.  leid  ver- 
haßt, altn.  leidhr,  ags.  lädh ;  altfr.  il  m'est  lait  =  twAd.  mir  ist  leit,  das 
gegentheü  von  il  m'est  bei  =  mir  ist  liep.  Altfr.  auch  sbst.  lait  (faire 
lait  ä  qqun  wie  ahd.  leit  tuon),  dsgl.  chw.  laid,  bask.  laidoa.  Vb.  ä, 
laidare,  altsp.  laizar  Bc.Mü.  394  (aus  dem  prov.),  a2(p^.  laidar  <S/!as., 


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I.   LAMA-LANDRA.  187 

pr.  laizar  aUfr.  laider  hränken,  verldeen^  von  leidon,  leiden,  dsgl.  it. 
laidire,  pr.  oß/r.  laidir  von  leidjan,  ags.  lädhjan.  Eine  bemerkenstoerthe 
ati.  isi  cdtfr.  laidenge  kränkung  (vb.  laidengier),  pr.  ledena  Bth.  73 
ßr  laidenha,  vgl.  ahd.  leidnnga  beschüldigtmg. 

Lama  it.  sp.  pg.,  dauph.  lamma  sumpf;  von  dem  seltnen  lat.  lama 
(fw  lac-ma,  vgl.  lac-ns),  wovon  Festus  sagt:  aquae  collectio,  quam  lamam 
dicunt,  Obrigens  von  Horcus  gebraucht.  In  demselben  sinne  findet  es  sich 
(nuk  bei  Dante,  wiewohl  manche  seiner  ausleger  es  anders  deuten^  s.  Fer- 
rari s.  V.  und  Muratori,  Ant.  itci.  11,  col.  1106.  Bekanntlich  führt 
Paulus  lama  als  ein  longob.  wort  an,  s.  darüber  Grimma  Oesch,  d.  d,  spr. 
p.  694. 

Lama  it.  pr.,  lame  fr.  ploUe,  klinge,  altsp.  laila  Scheibe,  rietnen;  von 
lamina.  Dasselbe  etymon  hat  altfr.  \B,m^  grabstein.  Äbgel.  altfr.  lemele, 
alemele  Brt.  I,  p.  108  {leteteres  aus  Talemele  für  la  lemele),  nfr.  entstellt 
in  alnmelle.    Daher  mhd.  lämel. 

Lambicco,  limbicco  it.,  sp.  alambiqae,  pg.  iBmhiquQ,  ^.  elambic, 
fr.  alambic  destiUierkolben;  vom  arab.  al-anbtq,  welches  aber  selbst  in 
diese  spräche  eingeführt  sein  soll,  Gol.  166,  vgl.  Freytag  I,  62^. 

Lambrnsca  it.  sp.,  lambruche  fr.  unlde  rebe;  von  labrnsca  dass. 

Lampo  it.  sp.  pg.,  pr.  lamp,  lam,  neupr.  lan  blita;  eigenü.  schein 
wie  fr.  Eclair,  von  lampas,  aher  neu  gebildet  aus  dem  stamme  lamp  ohne 
rücksicht  auf  die  ableitung  lamp-ad,  ein  noch  stärkerer  fall  als  capo  cap- 
accio  cm  cap-ut.  Eine  ableitung  mit  derselben  bed.  ist  cot.  Udmpeg, 
9p.  pg.  Msgs.  relämpago. 

Lampreda  it.,  sp.  pg.  lamprea,  fr.  lamproie  ein  fisch,  lamprete; 
umgestdU  aus  lam-petra  steinlecker  (lambere),  weil  sich  dieser  fisch  mit 
dem  nund  an  die  steine  cmhängt.  S.  Voss.  Etym.  v.  petra.  Das  lat.  wort 
ist  undassisch  und  kommt  erst  in  den  ghssen  des  Fhiloxenus  vor:  lam- 
petra  ^tvQaiva  (meeraal). 

Lancia  it.,  sp.  lanza,  pr.  lansa,  fr.  lance,  wdl.  lance  speer,  vom 
lat.  lancea,  nach  Varro  bei  Gellius  ein  hispanisches,  nach  andern  ein 
galUsches  oder  germanisches  wort  (das  genaueste  darüber  bei  Diefenbach, 
Orig.  europ.  372);  vb.  it.  lanciare  ff.,  lat.  lanceare  erst  bei  Tertullian; 
daher  i^.  lancio,  sp.  lance,  pg.  lango^  pr.  lans  schwung,  sprung.  Zsgs. 
it.  slanciare,  pr.  eslansar,  fr.  61ancer  schwingen;  sbst.  fr.  61an  für 
^laM  Sprung,  säte. 

Landa  it.  pr.,  so  auch  altsp.  s.  Canc.  de  B.,  lande  fr.  heide,  ebene, 
altfr.  lande  saltus  LRs.  86.  186.  351,  Gloss.  deUlle  15  (Seh.  34),  daher 
lande  foUie  GVian.  3011,  also  auch  buschgegend;  bask.  landa  feld.  Das 
wort  h(ü  deutsches  aussehn:  goth.  land  (n.)  xotQot,  aygog;  mit  seiner  be- 
deutung  aber  neigt  es  sich  entschiedetier  eum  breton.  lann  stacheliger 
Strauch,  pl.  lannoa  steppe,  man  vgl.  denselben  begriffsübergang  im  fr. 
brande  Strauch,  pl.  brandes  heidefeld.  Lann  aber,  in  älterer  form  land, 
scheint  acht  celtisch,  s.  Zeuß  I,  168. 

Landra,    slandra   it.  metae,  feüe   umherstreifende   dime,   dauph. 


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188  I.    LANIERE-LASCIARE. 

landra  dass.  s,  ChampoUion;  ab  gel.  neupr.  landrin,  landraire  tagedid; 
com.  slandron  landstreichery  ven.  slandrona  meize;  vb.  neupr.  landra 
Pflaster  treten  (auch  se  land4  Honn.).  Zsgs.  ü.  malandrino,  sp,  neupr. 
raalandrin,  henneg.  limous.  mandrin  Straßenräuber,  landstreicher,  taugt- 
nichts,  für  mal-landrino  w.  s,  f,,  comash  fem.  malandra  meretrix,  m. 
mandro  (f.)  name  des  fu^hses,  mandrouno  hupplerin  {nach  Sauvages  vm 
matrona),  tooJU  auch  5jp.  molondro  müßiggänger;  femer  ae^'.^^r.  vilandrier 
Pflaster  tretend,  für  vil-landrier.  Aus  it.  slandra  ist  wal.  suleandre  [duirdk 
einschiebung  wie  zumal tz  aus  nhd.  schmalz).  Es  gibt  ein  ahd.  lenne  me- 
retrix  s.  Freidank  p.  363  (1.  ausg.),  dem  aber  dr  nicht  ohne  grammati- 
schen grund  hätte  angefügt  werden  l'önnen.  Besser  s^  treffen  scheint  unser 
wÄd.  lenderen  Wb.  /,  963,  oder  ndl.  slenteren,  nhd.  schlendern  müf^ 
umhergelien.  Zu  beachten  ist  au^h  das  ahd.  für  tat.  latro  gd>rauckk 
lantderi  einer  der  land  und  leuten  schadet,  passend  sumcd  für  mal-landr- 
ino. Doch  mag  man  sich  weiter  umsehen  und  z.  b.  auch  das  bash.  lan- 
derra  fremd,  dürftig  Larram.  I,  XXI  heranziehn. 

Laniere  it.,  pr.  fr.  lanier,  engl,  lanner,  eine  geringere  faUsenaH, 
Wachtel fätke,  umrger;  wird  von  laniarius  geleitet,  a  laniandis  avibus.  My 
lanier  gierig. 

Lanzichenecco  it.  {abgekürzt  lanzo),  sp.  lasqnenete,  fr.  lans- 
qnenet  deutscher  soldat  zu  fuß;  bekanntlich  von  landsknecht  d.  i.  hneöU 
oder  bewaffneter  im  dienst  des  landes  (im  mhd.  nicht  vorhanden),  daher 
auch  ein  von  den  landsknechten  eingeführtes  kartenspiel. 

Lapo  sp.  schlag  mit  flacher  klinge;  vom  ahd.  lappa,  nhd.  läppen. 
vgl.  das  verwandte  dtsche  Aap,  welches  läppen  und  schlag  mit  etwas  flachm 
heißt.  Gleicher  herkunft  comask.  lapina  ohrfeige,  fr.  in  Berry  lapigne 
lumpen,  läpean  träger  mensch,  churw.  lapi  wicht,  pinsel  =  nhd.  läpp 
schlaff.    Zsgs.  sp.  solapar  da^  kieid  überschlagen. 

Lappare  it.  (in  oberitcd.  mundarten),  fr.  laper,  pr.  lepar,  cd. 
Hepar  auflecken;  =  nhd.  läppen,  altn.  lepia,  kymr.  Uepio,  gr.  lanuif 
u.  s.  w.,  ein  weitverbreitetes  wort. 

Lar  sp.  pg.  occit.,  llar  cat.  herd;  offenbar  das  lat.  Lar,  das  bereits 
bei  den  Römern  aus  der  bed.  hausgott  in  die  bed.  herd  übertrat,  s.  z.  h. 
Schwenck,  Böfn.  myth.  237.  Dasselbe  wort  ist  gewiß  das  it.  alare 
feuerbock,  worin  scJj^n  Redi  das  lat.  lar  anerkennt,  s.  dessen  Etimol.  üal. 
Auch  sp.  llares  kesselhaken  (plur.)  mag  dieses  Ursprunges  sein. 

Lasciare,  lassare  it.,  altsp.  lexar,  leixar,  pg.  leixar,  pr.  laissar, 
fr.  laisser,  wal.  l^sä,  chw.  cd>gekürzt  schar  lassen;  von  laxare  sMaff 
machen,  nachlasset? (sp.lsxsLT  nur  in  dieser  bed.).  Z^^^^.jpr.  s'eslaissar, 
dltfr.  s'eslaisser  sich  wohin  stürzen,  eigentl.  sich  loslassen,  sbst.  eslais 
Sturz,  Sprung,  it.  slascio.  Dahin  auch  adj.  it.  lasco,  pr.  läse,  lasch,  fr, 
lache,  henneg.  lake  träge,  vb.  sp.  lascar,  altpg.  laiscar  SRös.,  pr.  las- 
car,  laschar,  pic.  laskier,  fr.  lächer  (alt  lasquer  Bol.  p.  150),  von  lascns 
umgestellt  aus  laxus,  vgl.  denselben  Vorgang  im  gael.  leasg,  ir.  leisg,  kymr. 
Uesg  =  lat.  laxus;  gael.  asgall,  com.  ascle  =  lat.  axella;  ^oel.  flusg  = 


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I.   LASSO— LATENO.  189 

l(d.  fluxas  u.  a.,  aber  auch  in  roman.  tnundarten:  champ.  fisqaer  =  fixer, 
lusque  =  luxe.  —  Merkwürdig  ist  das  henneg.  norm,  laier  für  laisser, 
das  auch  im  aUfrane,  häufig  genug  begegnet.  Ist  es  das  ndl.  Laien?  denn 
das  ahd.  läzan  würde  sein  z  nicht  so  leicht  preis  gegeben  haben  und  an 
das  ahgekürste  mhd.  län  isty  als  eine  zu  späte  form,  sicher  nicht  sfu  denken. 
Aber  laier  scheint  in  einer  entfernten  roman.  mundart  seines  gleichen  zu 
haben:  das  bt4chstäblich  zutreffende  lomb.  lagä  thut  ganz  den  dienst  von 
lasciare,  mit  dem  es  übrigens  keine  gemeinschaft  haben  kann;  es  muß 
vidmehr  aus  legare  (hinterlassen)  entstanden  sein,  dem  auch  eine  henneg. 
form  leier  entspricht  (vgl.  Escallier^  Sur  le  patois  p.  109).  Vielleicht 
aber  läjU  sich  laier  von  lagare  trennen  und  mit  laisser  verbinden.  Das 
fut.  laisserai  laisVai  nämlich  konnte  in  lairai  syncopiert  werden  ,wie 
gesirai  in  gerrai,  und  diese  syncopierte  form  konnte  auf  die  gestait  des 
verbums  einfluß  üben.  Aber  die  erste  erklärung  scheint  sicherer.  Gael. 
\e\gj  aitirisch  Igic  zulassen. 

Lasso  it.  pg.^  sp.  laso,  fr.  las  rnüäCy  unglücklich,  interj.  it.  iahi 
lassOy  fem,  ahi  lassa,  pr.  ai  las,  altfr.  ha  las,  engl,  alas,  nfr.  b^las  (s. 
hi  IL  c),  vom  lat  lassus  müde;  vb.it.  lassare  ff.  ermüden,  von  lassare. 
Aus  dem  adj.  entstand  auch  das  altfr.  sbst.  laste  Eracl.  2346,  lastö  Bert. 
1092  (ed.  Sehder)  müdigkeit,  kummer,  altsp.  lasedad. 

Lasto  it.,  sp.  lastre  (m.),  fr.  laste  (1m.^  ein  schiff sgeuncht,  last;  vom 
ahd.  lüast,  altfrs.  hlest,  ags.  last  onus.  Daher  auch  fr.  lest  (m.)  bailast. 
Span,  lastre  zeigt  ein  eingeschobenes  r  und  trifft  zusammen  mit  lastre,  pg. 
lastro  bdUast  (vb.  lastrar  mit  ballast  beladen),  dsgl.  Steinplatte,  für  letzteres 
auch  fem.  lastra,  und  so  it.  lastra  stein-  oder  metaUplatte,  bedeutungen, 
wdche  diese  worter  dem  gr.  tfirclaatgov  {s.  piastra)  näher  rücken  als 
dem  deutschen  last 

Latino   it.,  sp.  latin,  pg.  latim  ff.  bedeutet   zuerst   die   lateinische 
Sprache,  ward  aber  auch  auf  Wissenschaft  oder  kenntnisse  ausg^ehnt  wie 
bei  uns,  wenn  wir  sagen:  er  ist  zu  ende  mit  seinem  latein.  Alsdann  nahm 
man  es  auch  in  nuüam  partem:  sp.  saber  mucho  latino  schlau  sein,  sp. 
pg.  aäjj.  (mit  d  für  t,  besser  romanisiert)  ladino  scMau,  listig.  Aber  was  dem 
gddurten  das  ledein,  das  war  dem  ungelehrten  seine  muttersprache:  so  kam 
es,  daß  man   das  wort  auf  jede  mundart  iä}ertrug,  selbst  die  arabische: 
pr.  parlar  en  son  lati  heißt  in  seiner  mundart  reden,  und  auch  die  vögel 
reden  in   ihrem   latein,   in  ihrer  mundart,    denn  ein  anderes  latein  ver- 
stehen sie  nicht:  pr.  Taasel  canton  en  lor  latis   und  bei  Dante  reden 
ebenso  gli  augelli  ciascuno   in  suo  latino;  bei  Gottfried  von  Straßburg 
hießen  diu  wilden  waltvögelin  si  willekomen  stn  vil  suoze  in  ir  lattne. 
War  man  einmal   bis  zur  bed.  muttersprache  vorgerückt,    verstand  man 
unter  dem  latein  namentlich  das  romanische,   so  konnte  man  mit  dem 
Italiener  dem  adj.  latino  oder  ladino  die  bedd.  leicht,  bequem,  zugänglich 
(verständlich  lag  in  der  mitte)  beilegen,   vne   sich   dies  schon  bei  Dante 
findet:   n  che  m'h  piü  latino  d.  i.  piü  facHe  Par.  5,  63;  latino  di  dar 
aadienza  faeüis  aUoquio,  ladino  della  mano  promtus,  expedüus,  welchen 


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190  I.   LATTA-LEGA. 

sinn  auch  das  churw.  ladin  ausdrückt.  Ferrari  deutet  dieses  aäjeth 
lieber  aus  latus  weit,  daher  bequem.  Von  latin  ist  pr.  altfr.  latinier 
sprachkundiger,  doUnetscher,  aUengl.  latynere,  latymer,  Ivg.  bei  Ducangt: 
latinier  fü,  si  sot  parier  roman,  englois,  gallois  et  breton  et  nonn^ 
Dam  Genin,  RecrScUions  phüql.  II,  71. 

hAttsi  it.,  sp.  pr.  lata,  fr.  latte  flache  höleeme  Stange,  stück  bM; 
nicht  vom  tat.  lata  breit,  unmittelbar  vom  ahd.  latta,  ags.  lätta,  vgl.  h/m, 
ll&th  (f.).    Der  Wälache  hat  dafür  das  masc.  latz. 

Lattovaro,  lattuaro  it.,  sp.  electuario,  alt  lectnario,  pr.  lactoari, 
lectoari,  fr.  ^lectnaire,  alt  lectnaire  latwerge ;  nd>st  andern  formen  m 
lat.  electarinm,  wofür  auch  electuarium  vorkommt. 

Layanda,  lavöndola  it.,  sp.  lavindnla,  fr.  lavande  ein  woU- 
riechendes  kraut,  lavendel;  soll  seinen  namen  daher  haben,  weü  es  sum 
waschen  des  körpers  (lavare)  gebraucht  wird,  une  denn  it.  lavanda  and 
Waschung  bedeutet. 

Ldzaro  sp.  bettler,  maü.  Idzzer  schmtdjrig,  pic.  lazaire  arm,  deni 
pr.  fr.  ladre  aussätzig;  dbgcl.  dUsp.  lac^ria  armuth,  dsgl.  aussatjs;  i. 
lazzeretto,  sp.  lazareto  siechenhaus;  it.  lazzarone.  Von  dem  namm 
des  siechen  bettlers  Lazams  Uv.  Luc.  c.  16.  Die  älteste  prov.  oder  fnau. 
form  war  sicher  lazer,  vgl.  Pass.  de  J.  Chr.  str.  8  lo  Lazer  und  die  tm- 
merkung  dazu;  wie  zr  eu  dr,  so  ward  auch  sr  eu  dr  in  madr^  von  ma- 
sar,  in  S.  Ludre  von  S.  Lusor  Voc.  hagiol. 

Leccare  it.,  pr.  liquar,  lichar,  lechar,  fr.  lecher,  chw.  lichiar,  wd. 
licei  lecken;  dafür  sp.  lamer,  cat.  Hepar.  Neben  it.  leccatore,  altfr.  lecheor 
leckermaul,  Schmarotzer  gut  auch  pr.  lec,  lomb.  piem.  ebenso  leeh,  sk. 
liccu,  it.  leccone.  Auch  gibt  es  ein  prov.  adj.  lecai,  licai  (sbst.  licai- 
aria)  und  licaitz  (sbst.  licaz-aria),  beides  seltne  bildungen.  Die  äUeäe 
künde  des  roman.  Wortes  findet  sich  in  den  Isid.  glossen:  lecator  ^gulom\ 
Vom  gr.  Xeixeiv  kann  es  nicht  abstammen,  dies  hätte  it.  licare,  bei  Isidor 
licator  gegeben,  doch  mag  dem  wälach.  worte  dieser  Ursprung  sugestanden 
werden.  Leccare  ist  das  ahd.  lecchön,  alts.  liccön,  leccön,  ags.  liccijui: 
lec,  leccone  würden  einem  ahd.  sbst.  lecco  entsprechen,  wenn  ein  solches 
vorhanden  wäre.  Kaum  sswar  kennen  die  Isid.  glossen  ein  deutsches  worl 
gegen  lecator  aber  ist  schwerlich  etwas  etfuniwenden.  Wenn  es  jedoch  o» 
einer  andern  stelle  dieser  glossen  heißt  leno  'lecator,  mediator,  lenuhs 
"^parvus  lecator,  lenocinium  ^lecacitas\  so  mag  diese  bedeutung  aus  dem 
gr.  laixdKeiv  abstrahiert  sein,  denn  lecacitas  erinnert  so  stark  an  dos 
pr.  lecaitz  {gleichsam  lecax),  daß  es  keine  trennung  davon  gestattä. 
Aber  auch  das  rom.  lecheor  hatte  eine  üble  bedeutung,  es  war  ein  schiff^f- 
wort  für  Spielleute  geworden  (parasitus  'spileman  Schlettst.  gloss.  29, 62; 
39,  422)  und  ist  nicht  herzuleiten  vom  ahd.  leichari  bänhdsänger,  «ie 
J.  Grimm  wül,  Ged.  auf  Friedr.  p.  17,  um  so  weniger  als  nirgends  eine 
form  lacheor  sich  darbietet  (ahd.  ei  =  rom.  a). 

Lega  it.  pr.,  besser  pr.  sp.  legua,  pg.  legoa,  fr.  Heue  ein  längff^ 
maß,  meile;  von  leuca  meile  bei  den  Galliern:  mensuras  viamm  nos  mil- 


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I.   LEGA-LEONINO.  191 

liaria  dicimns,  Galli  lencas  Isid.;  Xevyt]  fthgov  xi  FaXaraig  Hesffch.  Das 
wart  erhieU  sich  besser  ün  roman,  als  im  ceUischen;  hier  besiiet  es  die 
bretan.  mundart  in  der  form  lev  (leo),  es  scheint  aber  dem  roman.  eni' 
Idmt,  und  das  gad.  leig  ist  offenbar  das  engl,  league.  Die  roman.  for- 
men beruhen  auf  einer  wnstdlung  von  lenca  oder  leuga  in  legaa,  franz. 
mit  diphthangierung  des  e  und  ausfaU  des  g  lieue.  Im  altfr.  bedeutete 
es  auch  einen  ßeUraum,  s.  RCam.  p.  264,  FC.  /,  194,  IV,  39,  Erad. 
935,  Joum.  d.  sav.  1832  p.  161;  so  das  it.  miglio  Bocc.  J)ec,  6,  10 
(im  schera),  das  mhd.  mile  Wb.  II,  170.  Eine  abl.  ist  aUfr.  lo^e  md- 
lenweUe,    Man  sehe  Mahn  p.  37,  Diefenbach,  Orig.  europ.  p.  374. 

Lega  t^.,  sp.  \ey,  fr.  loi,  aloi  gesetzlicher  geheilt  der  münzen;  vb. 
ü.  allegare,  sp.  alear,  fr.  aloyer  legieren;  von  lex,  ad  legem,  vgl.  pr. 
aleyalar  justifier. 

L^ndine  it.,  sp.  liendre,  pg.  lendea,  pr.  lende,  fr.  lente  niß;  von 
lens  lendis,  wofür  das  volk,  durt^  ähnliche  fälle  verführt,  lendinis  gesagt 
eu  haben  seheint;  selbst  fr.  lente  könnte  aus  dem  gemeinrom.  lendine 
(auch  wal.  lindine)  abgekürzt  sein  wie  page  aus  pagina.  AuffoiUen  muß 
das  eat.  ll^ena:  ist  es  umgestellt  aus  Uenema  llendema  (d  nach  n  fällt 
hier  häufig  aus),  so  läßt  sich  m  kaum  anders  denn  als  accusativendung 
fassen. 

Lenza  ü.  binde  von  leinwand,  sp.  lienzo  Schnupftuch;  von  lintea, 
lintenm.  Abgel.  it.  lenznolo,  sp.  lenznelo,  pg.  langol,  pr,  lensol,  fr. 
lincenl  leiniuch,  bättuch,  lat,  linteolum. 

Leonino  it.  sp.  u.  s.  w.,  mlat.  leoninus  adj.  mit  versus  verbunden 
(z.  b.  in  einer  handschrift  des  12.  jh.  s.  Altd.  blätter  I,  212)  ist  ein 
hexameter  oder  pentameter,  deren  miUe  und  ende  zusammen  reimen  une 
in  dem  hexamder  contra  Vim  mortis  |  non  est  medicamen  in  hortis.  Daß 
em  pariser  dichter  Leonius  gegen  ende  des  12.  jh.  dergleichen  verse  zuerst 
oder  wenigstens  mit  Vorliebe  gebraucht  habe,  ist  eine  zur  deutung  des 
Wortes  aufgebrachte  sage  (Hist,  litt,  de  la  France  XIII,  446),  sie  kom- 
men schon  bei  den  Römern  und  zumal  häufig  seit  anfang  jenes  jahrh.  vor 
(Mural.  Ant.  ital.  III,  686,  besonders  W.  Grrimm,  Zu/r  gesch.  des  reims 
107—160).  Bei  den  cdtfranz.  dichtem  aber  i^  rime  leonime  etwas  anders, 
es  ist  ein  endreim,  der  das  eigne  haty  daß  er  nicht  bloß  die  betonte,  son- 
dern auch  die  vorhergehende  unbetonte  silbe  wie  in  cassons:  passons,  oder 
sdbst  drei  sUben  beherrscht  une  in  vraiement:  paiement  Die  neueren 
nennen  ihn  rime  riche.  Wackemagel,  Altfr.  lieder  p.  173,  trennt  dies 
leonime  von  leoninns  und  erklärt  es  aus  einem  griech.  worte  Xeiowfiog 
(van  leiog).  Dies  hieße  also  glattnamig  und  man  könnte  dabei  an  ital. 
verso  piano  den  glatten,  ebenen  d.  h.  den  weiblichen  vers  erinnern.  Aber 
raihsam  scheint  es  doch,  in  dem  franz.  worte  nur  eine  andre  form  des 
loMmseken  anzunehmen,  sofern  es  sich  mit  letzterem  in  der  sache  einigen 
läßt,  und  dies  ist  möglich.  SoUte  nämlich  der  reim  in  der  lat,  poesie 
recht  ins  gdwr  faUen,  so  machte  man  ihn  zweisilbig  une  in  dem  obigen 
vers  (audi  der  einsilbige,  wie  wenn  es  contra  vim  mortis  |  non  est  medi- 


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192  I.   LESINA-LIA. 

camen  in  arvis  hieße^  war  zulässig)  und  dies  geschah  besonders  seä  im 
11.  jh.  (Grimm  l.  c,  p.  160),  Dem  Franzosen  «wn,  der  mortis,  hortfe 
accentuierte,  traf  dieser  von  aridem  Völkern  als  weiblich  aufgrfaßk  rm 
mit  seinem  reichen  männlichen  (cassöns :  passöns)  zusamfnen  und  hmk 
ihm  nicht  unschicklich  auch  den  namen  leihen.  Daß  man  leonime  tmd 
nicht  leonine  sprach,  mag  einen  euphonischen  grund  haben  wie  das  naifr. 
yenimeux  für  venineux. 

L^sil^a  it.,  lesna  sp.,  besser  sp.  alesna,  pr.  alena  (aber  limous.krm^ 
r  für  s),  fr,  al^ne  ein  Werkzeug,  ahie;  vom  ahd.  alansa,  umgestellt  al&sna, 
Schweiz,  alasme,  nUat.  alesna  Dirf.  Gloss.  lat  germ.  Wie  es  kam,  ia^ 
lesina,  woher  fr.  lösine,  auch  knauserei  bedeutet,  darüber  höre  man  Mmgt. 
L6sine,  du  livre  Italien,  intitulö  Della  famosissima  Compagnia  (feBa 
Lesina:  lequel  contient  divers  moyens  de  manage.  L'Autear  de  ce  ÜTre, 
qui  est  un  nommö  Vidlardi,  feint  que  cette  Compagnie  fut  ainsi  appel^ 
di  certi  Taccagnoni,  i  quali,  per  marcia,  miseria,  et  avarizia,  si  mettevam 
insino  a  rattacconar  le  scarpette  e  le  pianeUe,  con  le  loro  proprie  «k»», 
per  non  ispendere.  E  per  che  tat  mestier  dd  rattacconar  e  non  si  puo  fan 
senza  lesina,  anzi  e  lo  stromentoprincipale,presono  questo  nome  della  Lesina. 

Lesto  it.  pg,,  fr.  leste,  sp.  listo  gewandt,  flink,  itcd.  auch  gesckdi^ 
klug,  listig;  vb.  it.  allestare,  allestire  zurecht  machen;  vom  ^ott.  lis- 
teigs,  ahd,  listic  kunstreich,  mit  abgeworfenem  suffix  u?ie  im  it.  chia88o 
von  classicum,  altfr.  raste  von  rasticus  u.  a.  Sbst.  churw.  list  (masc.  m 
ahd.  mhd,  list). 

Lettiera  it.  bettgestdl,  sp.  litera,  pr,  leitiera,  fr.  litifere  säfifie, 
ndat.  lectaria;  von  lectus. 

Levante  it.  sp,  pg.,  levant /r.  osten;  eigenü.  Sonnenaufgang,  o?e 
il  sole  si  leva;  ähnlich  pg.  nascente,  cat.  solixent,  sämmüich  partic^ 
wie  lat.  oriens,  occidens,  vgl.  unten  ponente. 

Levistico,  libistico  it.,  fr,  liv^che  (levesse  Menage)  liebstöM 
ein  kraut;  von  ligusticum,  bei  Vegetius  De  re  veter.  levisticom.  Ein  p§* 
levistico  bei  Nemnich. 

Levriere  it.,  sp.  lebrel,  fr.  16vrier  unndhund;  von  leporariHS 
hctöenhund. 

Li  it.,  sp.  allf,  pg.  allf  ortsadverb;  von  illic. 

Lia  5p.  weintrester,  pg.  lia,  pr,  Ihia,  fr.  lie,  engl,  lee,  bret,  ly  k(^ 
(auch  venez.  lea  schlämm  d,  i,  bodensatz  des  wassers,  oder  etwa  vom  gr. 
IXvg  iXvogP),  bei  Papias  lia  ^amurca^  ölsatz.  Lix  licis  lauge  oder  asdie, 
worauf  einige  verweisen,  verlangt  sp.  liga  und  dem  käme  neupr,  ligo,  fast 
liga  (Humboldt,  Scdaherry,  lia  Larramendi)  zu  statten,  hätte  die  alte  fwm 
Ihia  nicht  größeren  werth,  denn  g  kann  eingeschoben  sein;  fr.  lie  aus  licem 
wäre  möglich,  wenn  man  berlue  aus  lucem  vergleicht.  Ist  die  zweite  he- 
deutung  die  ursprüngliche  des  Wortes,  so  leitet  man  es  der  form  tmd  dm 
begriffe  entsprechender  mit  Diefenbach  GeU*  I)  63  von  levare,  une  cmA 
unser  hefe  von  heben,  das  gleichbed.  bärme  vom  aÜen  heran  (tragen) 
kommt,  vgl.  levain  //.  c. 


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I.  UBECCIO-LILAC.  1Ö3 

Libeecio  t/.,  sp.  lebeche,  pr.  labech  (jäjd  abech),  dtfr.  lebeche, 
lebech  südwestwind;  vom  gr.  U\p  Xißog  mit  gl,  bed.,  cihan,  live.  Die 
itd.  form  lieh  den  andern  das  muster/ 

Libello  t^.,  pg,  pr,  livel,  nivel,  sp.  nivel,  fr,  niveau,  bret.  liv^ 
setewage;  vh.  sp.  nivelar,  fr.  niveler;  von  libella.  Anlauterules  n  für  1 
tmähmafiich  durch  dissimikUion. 

Liccia,  lizza  it,,  sp.  liza,  pr.  lissa,  fr.  lice,  engl,  list  (F,  Müller) 
sehranke  des  tttmier-  oder  hxmpfplatzes,  auch  der  platz  selbst,  spätmlai, 
lieia  (särnmiliche  Wörter  meist  im  pluräl  gebraucht).  Lat.  licium  passt 
mtr  mit  dem  buchstaben,  nicht  mit  dem  begriffe.  Abhüreung  aus  pa-licci- 
ata  pdizzata  it.,  sp.  palizada  ff.  pfahlwerk,  so  daß  man  zuerst  licciata, 
dann  sekieehtweg  liccia  gesagt  hätte,  ist,  was  den  anfang  des  etymons  be- 
trifft, unbedenklieh  eineuräumen,  da  viele  nicht  minder  starke  beispiele 
dieser  art  vorliegen  (Bom.  gramim.  I,  294,  4.  ausg.),  nicht  so  was  das 
ende  härifft.  Sollte  das  wort  nicht  deutsch  sein  wie  so  viele  aus  detn 
iHegswesen?  Mhd.  letze,  vom  ahd.  lazt,  fieißt  schutstwehr  (letzen  ab- 
hauen);  der  ahd.  form  entspricht  vollständig  die  bei  Gruir.  Biquier  mehr- 
mds  vorkommende  form  laissa  (1^  layssas  son  ben  acairadas  die  palis- 
Baden  sind  hübsch  viereckig  zugehauen  p.  104),  kaum  aber  das  gemein- 
rom.  lissa,  da  der  Umschlag  des  ai  oder  der  des  kurzen  e  tn  i  (letze, 
liflse)  ein  unäblicher  ist.  Zu  prüfen  wäre  noct^  ein.  ceUisches  wort:  gad. 
lios  einzäummg,  befestigter  ort,  pdlast,  kymr.  llys  gerichtshof^  fürstlicher 
h^,  brä.  I6z  hof  (auch  rand,  säum,  was  an  lisi^re  erinnert). 

Lieorno  und  alicomo  it.,  pg.  alicomio,  fr.  licorne  (f.)  einhom; 
entstellt  aus  imicomis,  sp.  nnicomio  u.  s,  w. 

Lieve  it.,  sp.  pg.  leve,  pr.  leu  leicht,  von  levis;  fr.  lief  fehlt;  ital. 
1  e gg ie r 0,  j>r.  lengier,  fr.  16ger,  gleichsam  leviarius;  vb.  pr.  loujar  er- 
leichtern =  nüat.  leviare  fün  levare  Cap.  Cor.  Galv,,  auch  aleujar  (ale- 
viar),  ü.  alle^iare,  sp.  aliviar  {sbst.  alivio),  fr.  all^er.  Das  an  den 
stamm  gefugte  i  zeigt  auch  das  sard.  dem  it.  lieve  erdsprechende  lebiu. 

Li^vito  it.,  romagn,  leud,  sp.  leado  (liebdo  Bc.),  pg,  16vedo  auf- 
gegangen  (vom  teig);  vb.  it.  levitare,  sp.  lendar,  Ueudar,  aleudar,  ale- 
vadar,  pg.  levedar  aufgehen  lassen  (gleichfalls  vom  teig).  Aus  levare 
maekte  man  in  frühester  zeit  nach  dem  vorgange  von  cabare  cubitus, 
domare  domitns  ein  partic.  levitus,  daher  das  roman,  wort.  Solche  un- 
classisdie  participien  sind  überdies  dolitas  statt  dolatus  Varro  ap.  Non., 
vocitns  statt  vocatns,  provitus  statt  probatus  bei  Gruter,  s.  Struve,  Lat. 
deeL  u.  cof^.  p.  186,  186;  die  L,  Sah  kennt  rogitus  für  rogatus,  vgl, 
Pott  in  der  abhandlung  PlatÜatein  324,  Man  nehme  also  levitare  nicht 
für  «m  iterativ  von  levare,  •  woraus  nachher  lievito  entstanden  sei,  denn 
dem  iterativ  kommt  auch  im  span.  ein  t  zu.  Eine  andre  form  ist  pr. 
levat,  eat.  Uevat,  woi.  alnat  Sauerteig;  auch  der  Neapolitaner  sagt  levato, 
der  Piemoniese  und  Mailänder  levä  =  it.  lievito.  Churw.  levont  vom 
peai.präs. 

Lilac  ü,  sp.,  pg.  lila,  fr,  lilas  ein  Strauch,  syringe;  soll  ein  pers. 

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194  I.   LIMONE-LISTA. 

wort  seifiy  agem  lilac  (agem  bedeutet  persisch,  eigefUl.  barbarisch^  mcU- 
arabisch),  VüUers  findet  das  wort  nur  bei  Meninski,  Complementum  ft^ 
sauri  linguarum  Orient,,  unter  dem  lat.  syringa  persica,  wo  leil&k  sUk, 
das  wahrscheinlich  türkisch  ist. 

Limone  it,  sp,  pr,  limon,  pg.  limäo,  fr.  limon  citrone,  it.  sp.pg. 
auch  lima,  it.  lomia,  sie.  lumiuni;  it.  limone,  sp.  limon,  pg.  limoeiro^  fr, 
limonnier  citronenbaum;  vom  pers.  Itmü^  weiches  die  frucht  und  den  ham 
bedeutet,  dies  aus  dem  indischen  nimbüka,  bengal.  nimba,  nibn,  daher 
auch  arab.  laimün. 

Limösina  it.,  altsp.  pr.  almosna,  nsp.  limosna,  pg.  esmola  [urngt- 
stellt  aus  elmosa),  fr.  aumöne  almosen;  von  eleemosyna. 

Lindo  it.  sp.  pg.,  neupr.  linde  hübsch,  geputet,  zierlich,  rem  lim- 
pidus  Mar,  daher  die  bed.  aufrichtig  im  piem.  lindo.  Itai.  auch  limpido, 
sp.  limpio:  dieselbe  doppelform  in  nitido  netto,  torbido  torbo  u.  a. 

Linea  it.  sp.  in  der  bed.  geschlecht,  geschlechtsfdlge  aus  der  eigent- 
lichen bed.  reihe  abgeleitet,  altval.  linia  JFebr.  55,  bask.  leinna,  mlat.tti 
Qregor  VII.  linea  sanguinis.  Daher  fr.  lignöe,  altpg.  linhada  fi.  o..  »ä 
ders.  bed.;  pr.  schlechtweg  linh  (m.)  von  lineas,  vgl.  sp.  lido  reihe;  oitfr. 
ohne  erweichtes  n  lin,  das  Ginin,  Variat.  de  1. 1.  fr.  p.  221  aus  lignage  dh 
gekürzt  wähnt,  unewohl  es  nichts  anders  ist  als  das  einfache  linmn  «cAnur. 

Lisca  ü.  hdlm,  gräte,  piem.  lesca,  maü.  lisca,  fr.  laiche  (/t^l^e) 
riedgras;  ahd.  lisca  farrenkraut,  fied,  ndl.  lisch.  Dasselbe  wort  ist  ü. 
lisca,  piem,  lesca,  cat.  llesca,  neupr.  lisco,  lesco,  fr.  Igche  (nicht  laiche 
geschr.)  mit  der  bed.  feine  schnitte  von  etwas;  vb.  cat.  llescar  in  sdmittche» 
zertheHen.  Eine  altndd.  glosse  Oraffll,  281  lautet  lese  ^scirpus,  papind^ 
die  zweite  bedeutung  der  zweiten  romanischen  ganz  nahe  liegend;  em  an- 
deres setzt  gradezu  lisca  "^sniede   Nyerup  p.  285. 

Liscio  it.,  sp.  pg.  liso,  pr.  lis,  fr.  lis«e  glatt,  mit  vielen  abü.;  fA. 
it.  lisciare,  ligiare,  sp.  alisar,  i?r.  lissar  (lipsar  QProv.  31),  fr.  lissei 
glätten,  polieren.  Zu  erwägen  ist  das  gleichbed.  gr.  haaog  und  das  aUL 
lisi  leise,  sanft;  für  letzteres  spricht  der  vocal  (I  =  rom.  i,  T  =  e)  ««(i 
selbst  das  it.  sc  =  si.  Daher  die  verba  sp.  deslizar  ausgleiten,  caL 
Uiscar  {mit  ableitendem  c)  dass.  Zu  ahd.  leisanön  nachahmen  (im  gdeiu 
gehen)  scheint  sich  zu  fügen  altsp.  deleznar  gleiten,  adj.  lizne  glaä; 
deutlich  entspricht  churw.  laischnar  neben  lischnar.  Norm,  alise  gdeise 
des  Wagens  ist  desselben  Stammes. 

Lisciva  it.,  wcd.  l^ie,  sp.  lexia,  fr.  lessive,  pr.  lissin  (m.)  lauge, 
so  auch  kymr.  lisiu ;  von  lixivia,  lixivium,  w(für  der  vocabularius  8.  OalU 
das  halhroman.  leciva  setzt,  s.  bei  Hattemer. 

Lista,  listra  it.  pg.,  sp.  lista,  pr.  lista,  listre,  fr.  liste  streif,  borU, 
Verzeichnis  d.  i.  papierstreif;  vi.  Ä,  lista re,  sp.  listar,  alistar,  pg.  lis- 
trar, pr.  listar,  listrar,  ältfr.  lister  streifen,  bordieren;  vom  dkd.  lista, 
mhd.  liste  säum,  borte,  part.  gelistet  mit  einem  säum  versehen,  im  romcm. 
mehrmals  mit  eingeschobenem  r.  Eine  äbl.  ist  fr.  lisifere  {woher  ^^ 
lisiera)  säum,  für  listiere. 


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I.   LIUTO— LOCCO.  195 

Liuto,  leüto,  liüdo  ü.,  sp.  laüd,  pg.  alaüde,  pr,  laut,  altfr,  leüt, 
nfr.  lath,  wd.  läute,  al^ute,  ngr.  XaoSd'Oy  nhd.  laute^  name  eines  saiten- 
mstrumentes.  Wäre  dieses  vielbesprochene  tcort  etwa  das  lat,  lituus  ge- 
hrümmter  dab  und  name  eines  blasinstrumentes,  durch  versetßung  it.  liüto, 
sjßim.  entstdU  in  laü^  Allein  grade  die  itai.  spräche  meidet  solche  ver- 
setstmgen  und  würde  selbst  in  diesem  falle  wenigstens  linto  accentuiert 
haben,  Name  und  sacke  rühren  von  den  Arabern  her,  welchen  'üd  C*^)» 
mit  artikd  affid  (in  einem  wörterbuche  um  das  j.  1000,  s.  Gol.  1665, 
Freyt.  IIIj  240*),  jenes  tongeräthe,  ursprüngl,  aber  etwas  hölzernes  be- 
mchnä.  Aus  dem  orientalischen  werte  bildete  sich  laüd,  indem  man 
den  eigenOmmUchen  arab,  hauchlaut  ain  {vor  ü)  mit  dem  nahe  liegenden 
a  ausjsudräcken  suchte.  Die  port,  form  zumal  weist,  wenn  auch  nicht 
entseheidendj  auf  ein  arab.  etymon,  das  entlegenere  Italien  empfieng  das 
wort  schon  in  etwas  veränderter  gestaU.  Wackemagel,  Litt,  gesch.  p.  19, 
vermuthä  in  dem  rom.  werte  unser  von  saitenspid  unzertrennliches  lied, 
r^.  goth.  liuthön  zur  harfe  singen:  liegt  nicht  schon  in  dieser  begriff s- 
Sberiragung  etwas  ungewöhnliches,  so  ist  es  vollends  die  darstellung  des 
deutschen  dipMhongs  iu  in  den  roman.  formen,  weiche  ganz  andre  vocaie 
verlangen  würden,  Bom.  gramm.  I,  310. 

Live  rare,  livrare  ö.,  pr.  liurar,  fr.  livrer  übergeben,  liefern,  in 
diesem  sinne  auch  zuweilen  sp.  Hb  rar,  pg.  livrar,  auch  mlat.  liberare 
z.h  dona  Cap.Car.  Cälv.;  dsgl.  fr.  Iivr6e,  i/.  livrea,  «p.  librea  kleidung, 
die  der  herr  dem  bedienten  gibt,  eigentl.  geliefertes,  ursprüngl.  auch  auf 
lAensmittd  bezogen,  mlat.  liberata,  liberatio;  zsgs.  fr.  d^livrer  s.  v.  a. 
liyrer,  ndat.  deliberare  Cap.  dar.  M.  Nicht  von  librare  wägen  in  der 
bed.  Muwägeny  zutheHen,  sondern,  in  Übereinstimmung  mit  den  nüat.  und 
itai.  formen,  von  liberare  frei  machen,  losmachen,  daher  aus  der  Jiand 
gAen;  dieselbe  begriffsentwiddung  ist  z.  b.  auch  im  sp.  soltar  (lösen,  los- 
Uusen,  ausgeben)  wahrzunehmen.  Die  lat.  bedeutung  vertritt  ü.  liberare, 
sp.  librar,  pr.  liurar,  fr.  d^livrer. 

Loeco  it.  in  mundarten  {neap.  sicü.,  aber  auch  oberitai.  z.  b.  cremen. 
loacch)  dummkopf,  sp.  adj.  loco,  pg.  louco,  npr.  locou  thöricht,  ein  im 
spanischen  besonders  übliches  wort,  daher  die  Sprößlinge  loeura,  loquear, 
alocar,  enloqueeer  u.  a.  Man  konnte  versucht  sein,  diesem  werte  cdtiscJie 
keriunfl  beizulegen.  Irisch  logaidhe,  ersisch  lognid  bedetUen  narr;  Pictet, 
Ztsehr.  f.  vgl.  sprachf.  VI,  331,  geseilt  sie  zum  sanskr.  locaka  narrheit, 
ohne  des  rom.  loeco  zu  gedenken.  Weiches  nun  auch  der  tM-sprung  des 
rom.  wertes  sei  (denn  selbst  unser  deutsches  eule  dürfte  in  erwägung 
kommen),  es  findet  sich  etwas  ganz  ähnliches,  wie  auch  schon  Ferrari  und 
andere  erkannt  haben,  bei  Servius  zu  Virg.  Ed.  8,  66:  alulae  (xtvo  tov 
oloUtßiy  nominatae,  quas  'vulgus*  nlucos  {cd.  alucos)  vocant :  der  lesart 
alacos  entspridd  daspiem.  comask.  oloch,  der  andern  das  it.  alocco  allocco, 
wUke  sowohl  eule  wie  dummkopf  bedeuten,  beide  bedeutungen  einigt  auch 
das  parm.  cio.  Bestimmter  würde  sich  urtheüen  lassen,  wenn  die  quanti- 
tat  der  zweiten  sUbe  des  roman.  wertes  bekannt  wä/re. 


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196  I.  LOCO— LONZA. 

Loco  aUitdl,  ortsadverb,  hie,  a.  b.  BrunettOj  Tesar,  ed.  Zamm 
p.  66.  90.  221,  PPS.  II,  26,  dsgl.  $p.  luego,  pg.  logo,  pr.  luec,  luecx, 
(dtfr.  luec,  Ines,  toai.  de  loc  zeUadverb,  statitn;  von  locas,  loco. 

Loggia  it.^  pg.  loja,  pr.  lotja,  fr.  löge,  sp.  lonja  gaüerie  u.  dgl.; 
vom  ahd.  lauba,  genauer  laubja,  ndat.  laubia,  nhS.  laabe,  darum  noch 
altfr.  löge  in  der  bed.  zeit,  Mite,  welche  bedetäung  ihm  auch  im  neufr, 
noch  zusteht.  Denselben  wandet  des  bi  zeigt  unter  andern  cangiare,  Chan- 
ger  at4S  cambiare.  Wie  laubja  aus  laub  folium,  so  entsprang  altfr.  foillk 
hatte  Brt.  I,  160,  II,  160  aus  feuille.  Am  genauesten  erhielt  sich  äk 
ursprüngliche  form  im  chw.  laupia  emporkirche  und  im  lomb.  piem.  lobia. 
Abgel.  /r.  loger,  it.  alloggiare  herber  gen;  fr.  logis  wohnung  u,  a,m. 
Die  bekannte  herleitung  von  loggia  aus  gr.  Xoyelov  oder  ).6ywv,  lai.  lo- 
geum,  loglum  vorderer  theil  der  Schaubühne,  proscenium  genügt  allerdings 
dem  buchstaben,  keineswegs  dem  begriffe.  Nicht  aber  den  buchstaben,  d.  k 
die  gesetze  der  lautlehre,  befriedigt  die  neuerlich  uneder  vorgebrachte  deä- 
tung  von  loger  aus  locare,  welches  e^weder  louer  oder  höchstens,  dk 
bastardbüdung,  loqner  erzeugen  mußte. 

Logoro  it.  (für  logro?),  pr,  loire,  altfr.  loirre,  nfr.  leurre  (m.)j 
engl  Iure  stück  leder,  um  den  falken  damit  zurückzulocken;  ist  das  glädt- 
bed.  mhd.  luoder,  welches  Weigand  II,  70  aus  einer  deutschen  wund 
leitet;  im  itcd.  trat  g  an  die  stelle  von  d  wie  in  ragunare  aus  radonaie. 
Die  übliche  deutung  aus  lat.  lorum  ist  mit  den  roman.  formen  unverträg- 
lich. Vb.  pr.  loirar,  fr.  leurrer  anlocken,  verführen,  betrügen,  gewi^ 
aber  auch  it*  logorare,  das  mit  seiner  bed.  verzehren,  schwelgen  ganz  zm 
mhd.  luodem  passt,  wiewohl  Muratori  es  vom  lat.  lurcari  (fressen)  her- 
leitet.    Vgl.  lodier  IL  c.'^S.  auch  Blanc,  Vöcab.  Dantesco  v.  logoro. 

Lontano  it.,  pr.  lonhdaj  fr.  lointain  entfernt;  würde  ein  lat.  lon- 
gitanus  fordern  und  stützt  sich  in  jedem  fälle  auf  eine  ableitung  mit  t 
wie  in  longiter.  Festus  hat  überdies  longitroreus,  unmach  0.  Mutter  ein 
altes  adj.  longiterus  vermuthet. 

Lontra  it.,  in  oberit.  mundarten  lodria,  ludria,  sp.  lutria,  nutria, 
pg.  une  it.,  pr.  loiria,  luiria,  luria,  fr.  loutre  fischotter;  von  lutra,  gr. 
swögig,  dem  sich  das  sp.  nutria  anzuschließen  scheint.  Ein  aites  Zeug- 
nis für  das  franz.  wort  ist  loutrus  'octur  (otter)  in  den  Erfurter  glossen 
345,  68. 

Lonza  it.,  mit  weggeworfenem  arüaut  sp.  pg.  onza,  fr.  ouee  (altfr. 
Ben.  II,  p.  112)  ein  thier  aus  dem  katzengeschlecht:  leggiero  piü  che 
lonza  0  liopardo  PPS.  U,  186.  Die  übliche  herleitung  dieses  durd 
Dante  zu  einer  gewissen  berühmtheit  gelangten  Wortes  aus  lynx  oder  auch 
dem  adj.  lyncea  hat  grammatisch  nichts  gegen  sich:  neben  it.  lince,  sp. 
lince,  fr.  lynx  (m.)  kann  eine  volksü^lichere  form  mit  o  aus  dem  grieck 
V  in  kvy^  bestanden  haben,  vgl.  borsa,  tomba,  torso  aus  ßvQorjy  vvfißo^i 
&vQaog.  Wackemagel  verweist  auf  gr.  hovnog  löwenartig,  uh3w  aUerdmgs 
zu  beachten  ist.  Dem  ital.  wort  entspricht  ein  mhd.  nur  bei  Konrad  v(m 
Würzburg  vorkommendes  lunze,  das  aber  löwin  heißt. 


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I.   LORDO-LUSINGA.  197 

Lordo  ü.  schmutzig,  auch  lurido;  offenbar  von  luridas  gelblich, 
zsge.  lordas.  Buchstäblich  dasselbe  wort  ist  fr.  lourd,  sp.  pg.  lerdo  (für 
loerdo  wie  frente  für  fruente  u.  a.)  träge,  schwerfäUig,  dumm,  letzteres 
gewohnlich  von  lentus  hergeleitet;  ob  auch  das  gleichbed.  pr.  lot,  fem.  Iota, 
steht  sehr  dahin,  es  erinnert  mehr  an  lutens.  Auch  altit,  lordo  muf^  die 
frwfus,  bedeuttmg  gehdbt  haben,  man  sehe  Ihtcange  v.  lurdus.  Die  entwich- 
lung  der  ital.  bed.  schmtäzig  aus  der  classischen  gelblich  läßt  sich  ver- 
schieden auffassen,  so  viel  aber  darf  man  behaupten,  daß  das  wort  schon 
im  frühen  wlatein  die  bed,  faulig,  faulend  angenommen  (gelblich,  euer- 
farbig,  eiterartig?),  wenigstens  ilber setzen  es  die  Rhdban.  glossen  mit  fül. 
Den  Übergang  aber  von  dieser  bedeuttmg  zur  bed,  träge  (nichtsnutzig) 
büden  uns  auch  andre  sprachen  i)or:  fr,  pourri  verfault,  wallon,  pourri 
träge,  dsgl.  ahd.  föl  putridus,  ndl.  vuil  sordidus,  nhd.  faul  segnis.  Oder 
entstand  lordo,  wie  andre  wollen,  aus  horridus,  »it.  ordo  mit  vor  gefügtem 
artikel?  Aber  nichts  nöthigt  zu  dieser  annähme,  die  auch  durch  das  über- 
aus seltne  oder  zweifelhafte  vorkommen  des  mit  adjectiven  verwachsenen 
artikels  (s.  lazzo  JZ  a)  nur  schwach  unterstützt  wird.  Die  norm,  mund- 
ort  hat  sieh  auch  ein  vb.  loarder  geschaffen.  —  Eine  zss.  ist  fr.  balourd 
tolpd,  daher  it.  balordo,  chw.  balurd,  sp.  palurdo  und  vilordo:  das  vor- 
gesetzte ba  scheint  aus  dem  vb.  baer,  b^er,  woraus  auch  das  synonyme 
badand  entstand,  und  der  sinn  des  compositums  gaffender  dumnikopf 

hossi  piem.  sp.y  pg.  lousa,  i>r.  laasa,  aW/r.  lauze  Roq.,  ftosÄ;.  ar-lauza 
(arri  stein)  grabstein,  Steinplatte,  eig.  grabschrift,  vom  lat.  laades,  U)ie  auch 
sp.  landa  das  grab  bedeutet.  Wegen  des  buchstabens  (s  für  d)  vgl.  unten 
Insinga. 

Lotto  it.  glückstopf,  pg.  lote  (m.)  sorte,  anzahl,  fr.  lot  ardheil  (ältfr. 
3IFr,  7,  418:  a  sun  los  ne  retient  que  treis);  pg.  lotar  die  zahl  oder 
Sorte  bestimmen,  taxieren;  altfr.  lotir  das  hos  werfen,  weissagen :  Calabre 
la  reyne  le  m'avoit  bien  loty  Gachet  288'',  neufr.  \oi\r  theilung  machen; 
loterie  ein  glücksspiel,  vgl.  lot  in  der  bed.  lotterieloog,  lotteriegewinn, 
woher  das  neuere  sp.  lote.  Deutsches  wort,  goth.  hlauts,  cdtn.  hlatr,  ahd. 
Uoz  u.  s.  w.,  nhd.  loos  xk^Qogj  sors,  ahd.  hluz  durch  das  loos  zugefallene 
Sache,  attn.  Uiit  theü,  antheil. 

Lumaccia  it.,  sp.  limaza,  pg.  durch  Umstellung  lesma,  fr.  limace 
lima^oiiy  pr.  Ihimatz  LB.  V,  50",  und  mit  gutturalem  c  oder  g  it.  Inmäca, 
chw.  limaga,  ven.  limega,  cat.  Uimac  Schnecke;  von  Umax. 

Lnnedl  it.,  fr.  lundi,  pr.  dilus,  cat.  dilluns  montag,  von  Lunae 
dies,  dies  Lunae;  sp.  lunes,  i>r.  auch  luns  mit  derselben  endung  wie  in 
martes  {s.  martedi),  wdl.  luni,  und  so  auch  ven,  luni,  romagn.  Ion.  Da- 
für pg.  segunda  feira  une  neugr.  devriga. 

Lusinga  it.,  sp.  lisonja,  pr.  lauzenga,  lauzenja,  altfr,  losenge 
schmeichdei,  bask.  lausengua;  vb.  lusingare,  lisonjar,  lauzengar,  losen- 
ger schmeicheln;  sbst.  lusinghiere,  lisongero  (losengero  Alx.),  lauzengador 
und  lauzengier,  losengeor  -Schmeichler.  Daspr.  lauz-enga  (denn  von  dieser 
spräche  ist  auszugdien)  bildete  sich. aus  lauzar,  lat.  laudare,  mittelst  des- 


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198  I.   MACCUIA-MACCO. 

selben  stiffixes,  das  im  altfr.  ha-enge  oder  laid-enge  oder  cost-enge  oier 
im  nfr,  vid-ange  vorliegt;   die  form  losenge  datJct  ihr  s  vieUeiM  nitk 
einmal  dem  pr.  z  =  lat.  d,   sondern  dem  stobst.  \oB,   von  dem  aus  dar 
hirchensprache  bekannten  als  einheit  gefaßten  laudes  lobgesang,  woher  äai 
vb.  aloser  lobpreisen,  norm,  einfach  loser.    Das  itai.  und  ^pan,  wort  sM 
aus  dem  nordwesten  angeführt;   doch  kommt  das  einfache  loso  auch  m 
nördl.  Italien,   0.  b,  in  alten  genaes.  gedickten  (Archiv,  stör,  iial.  app. 
num.  18.  p.  11.  42)  vor,   ebenso  lox  im   altmaü.  bei  Bonvesin.    Im  1^. 
loaange,  louanger,  loaangeur  ist  nicht  etwa  s  ausgefallen,    es  sind  tujben 
losenge  stehende   eigentlich  richtigere   büdungen.     Aus  laudare  in  dm 
eigerUhümlich  roman.  bedd,  eustimmen,  rathen  machte  das  spätere  ndatm 
laadimium,  laudemia  (nach  Pott  in  der  abhandl,  Plattlat  387  das  er- 
kaufen der  laus  d,  h.  der  bewilligung  des  lehnsherm,    also  eine  dem  hd^ 
vindemia  nicht  unähnliche  formation)  und  aus   diesem  juristischen  tcorie 
gestaltete  sich   das  pr.  landeme,   lauzimi,   lauzisme,  it.  sp.  laudemio. 
Das  altfr.  los  hat. sich  in  der  gleichfalls  juristischen  formet  los  etvent«, 
lods   et  ventes   erhalten,  s.  Ducange  v.  laudare.     Nach  FaUot  p.  549 
stammt  losenger  vom  deutschen  lobsingen,   aber  sclwn  die  erste  sUbe  der 
prov.  form  lauzenjar  ist  dagegen.    Bessere  ansprüche  hätte  das  mhd.  lösen 
mit  falschheit  schmeicheln,  unesen  die  roman.  Wörter  in  ihrer  bedeiä^fif 
nicht  zugleich  auf  ^.laudare:  altfr. 2X0%^  z.  b.  ist  an  beiwort  derhMm^ 
der  hochgepriesene.    Menage  dachte  an  ludus,   andre  sogar  an  luscinii, 
passende  verwies   der   oben  p.  16  citierte  Erich  §.  399  auf  lenocinüi 
Die  wahre  herkunft   des  Wortes  traf  schon  ein  alter  dichter,  wenn  er  mii 
den  Worten  spielend  sagt:  de  lauzengiers  mi  lau  je  me  loue  des  loucmgem 
Chx.  in,  396. 


M. 

Macchia  i/.,  sp.  pg.  mancha  {für  macha)  fleck,  auch  ein  sSd 
buschwerk  (wal.  m^gure  waldgebirg),  vgl.  unser  flecken  bewohntes  s^ 
land;  in  anderer  form  it.  maglia,  sp.  pg.  pr.  gleichlautend,  fr.  maiUe 
masche,  ringlein;  alle  von  macula.  Eine  dritte  darstellung  ward  diesem 
wort  im  pg.  mägoa  fleck,  betrübnis,  vb.  magoar.  Auch  sp.  mancilU 
fleck,  wunde,  mitleid  gieng  vermöge  der  öfter  angewandten  Umbildung  des 
sufjßxes  ul  in  ill  aus  macula  hervor,  im  Alex,  ohne  n  maciella. 

Macco  U.  gemetzel  (eigentl.  zerquetschung,  v^fi.  vfc.  ammaccare,  daher 
auch  bohnenbrei,  com.  mach  gestampfte  gerste),  sp.  maca  quetschung  o» 
fruchten,  fleck,  altfr.  maque  hanfbreche  (werkzeug  zum  quetschen),  hetmeg. 
maca  dicker  hammer,  maquet  art  bolzen,  wallon.  maclott  (f.)  kolben;  th. 
it.  maccare,  macare  (nur  mundartlich),  am-maccare,  s-maccare,  ehe. 
smaccar,  sp.  cot.  macar,  pr.  macar,  machar,  altfr.  maquer  quetschen, 
stampfen;  sbst.  neap.  maccaria,  altfr.  macheüre  (beim  Rabbi  SdL  Jareh 
genes,  cap.  4  maccature)  metzdei  u.  a.    Für  diesen  gemeinrom.  nur  dm 


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I.   MADEIGALE-MAGAGNA.  199 

Portugiesm  fehlenden  stamm  scheint  sich  in  den  nahliegenden  sprachen 
Im  taugliches  etyman  ssur  finden.  Das  bret.  vb.  mäc'ha  (pressen)  mag 
mit  den  raman.  Wörtern  aus  derselben  quelle  geflossen  sein,  Biese  ver- 
mdhä  Grandgagnage  in  dem  verlorenen  primitiv  des  lat..  mactare  d.  h. 
in  macare,  was  scharfsinnig,  aber  bedenklich  ist,  da  man  kaum  annehmen 
kam,  daß  die  römische  sdirißsprache  der  volksmundart  ein  so  wichtiges 
stanmwerbum  ausschließlich  überlassen  haben  solltej  ein  Vorgang^  der  sich 
m  der  that  auf  diesem  gebiete  mit  keinem  andern  beispiele  unterstüteen 
\afii,  Le  Pelletier  vermuthet  diese  quelle  im  gleichbed.  hebr,  mahach, 
riditiger  makkah  das  schlagen,  dsgl,  die  niederlage  im  kriege.  Eineeine 
hebräische  werter  fanden  allerdings  eingang  in  die  occidenUdischen,  zumal 
(mck  m  die  roman.  sprachen,  doch  ist  es  rathsam  sich  weiter  unufusehn; 
Diefenbach,  Groih.  wb.  11,  58,  e.  b.  liefert  reiches  material  dam.  Daß 
das  Merquetschen  die  roman.  grundbedeutung  ist,  bezeugen  die  aufgestellten 
Wörter:  daran  ist  festzuhalten.  Itdl.  macco,  macca  schwere  menge,  altfr. 
maqnet  häufe,  waUon.  a  make  in  menge,  scheinen  sich  der  bed.  ^  etwas 
gestampftes,  zusammengedrängtes  anzuschließen. 

Madrigale  ü.,  sp.  fr.  madrigal  eine  Uedergattung ;  nicht  unwahr- 
sckekdich,  da  man  iUü.  früher  mandriale  (se  il  madriale  o  mandriale  non 
perdiamo  Varchi),  sp.  mandrial  {nach  Rengifo  cap.  88  mandrigal)  sagte, 
WH  mandria,  lat.  mandra  herde,  also  hirtenlied,  s.  JBlanc,  Ital.  gramm.  787. 

Maestro,  mastro  it.,  sp.  maestro,  maestre,  alt  maese,  pg.  mestre, 
fr.  maitre  aus  dem  alten  maYstre,  wal.  melter  Vorsteher,  vorgesetzter  u. 
dgl.;  von  magister.  Der  häufige  gebrauch  dieses  auch  Ober  andre  euro- 
päische sprachen  verbreiteten  wertes  hat  die  beiden  ersten  sUben  früh  in 
eine  zusammengezogen;  die  Leys  S  amors  erlauben  schon  die  contrahierte 
form:  e  devetz  saber  qu*om  pot  dire  mayestre  en  tres  sillabas  e  maystre 
per  doiis  sillabas  /,  48.  Eine  abl.  ist  it.  maestrale,  sp.  maestral,  cat. 
mestral,  fr.  mistral  nordwestwind,  prov.  auch  schlechlu>eg  maestre,  meister 
der  winde  wegen  seiner  starke  genannt. 

Magagna  it.,  cremen,  mail.  piem.  mit  n  mangagna  gebrechen,  leib- 
licher fehler,  altfr.  m^haing,  meshaing  (m.)  Verstümmelung^  krankheit 
(m&mgae  s.  Roq.),  wallen,  mehaing  mangd,  im  späteren  mlatein  maha- 
minm,  z.  b.  mah.  dicitar  ossis  cujaslibet  fractio,  vel  testae  capitis  in- 
cnssio,  vel  per  abrasionem  cutis  attenuatio  Beg.  majest.  DC;  vb.  it. 
magagnare,  pr.  maganhar,  altfr.  m^haigner  verstümmeln,  zu  gründe 
richten.  In  der  franz.  form  ist  ein  aspiriertes  h  anzuerkennen,  da  dieser 
buehstabe  hier  keine  zusammenziehung  wie  in  bröhaigne  braigne  duldet, 
und  dieses  inlautende  h  konnte  sich  anderwärts  durch  g  darstellen.  Wäre 
ätca  ein  aÜes  deutsches  ipan-hainjaii  zu  vermuthen  (man  mensch,  hamjan 
verstümmeln),  gebildet  wie  maQ-sla*go  todtschläger?  Die  bret.  spräche 
bietet  mac'bafi  verstümmelt:  ist  dies  nicht  vielmehr  aus  dem  franz.  und 
würde  sieh  umgekehrt  bret.  c'h  in  franz.  h  verwandeln  und  nicht 
vidmehr  in  c  oder  g?  Merkwürdig  ist,  daß  in  der  mundart  von  domo 
neben  magagn  {also  masculin  wie  mehaing)  auch   miga  gebraucht  wird. 


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200  I.   MAGAZZINO-MALATO. 

das  auf  einen  stamm  mag  fuhrt.  Muraioriy  Ant.  üal.  11^  477,  ertiärt 
sich  magagna  aus  manganum  wurfgeschüte^  'womit  sich  die  bedeutmg 
schwerlich  verträgt,  wenn  auch  üal.  mundarten  die  form  eu  stützen  scheinen. 

Magazzino  it.,  sp.  magacen,  almagacen,  almacen,  pg.  armazem, 
fr.  magasin  vorrathskammer;  vom  arab.  machsan  almachsan  schemie, 
waarenniederlage,  s.  Gel.  707,  Freyt.  I,  484K 

Magione  it.,  pr.  dltsp.  mayson,  dltpg.  meisom  (12.  13.  jh.)  SBos.. 
fr.  maison  (aus  letisterem  das  neusp.  meson)  haus,  behausung;  von  mansic, 
in  diesem  sinne  bei  PalUxdius.  Eine  abl.  ist  it.  masnada,  sp.  mesnadi, 
manada,  pr.  mainada,  aitfr.  maisni^  hausgenossenschaft,  gefolge,  truffi 
gleichsam  mansionata  (it.  manata,  sp. pr.  ma,nB,Asi  handvoU,  vonmanns); 
eine  abl.  von  masnada,  gleichsam  masnadino,  ist  it.  mastino,  sp.pr. 
mastin,  pg.  mastim,  fr.  mätin  haushund,  ursprüngl.  hausgenosse  oder  emer 
vom  gesinde  wie  cdtfr.  mastin  Fl.  El.  1910,  Gar.  7,  154. 

Maglio  it.,  5p.  pg.  gleuMautend,  pr.  fr.  mail,  wcH.  maiu  scüägd, 
von  malleos;  vb.  it.  magliare,  sp.  majar,  pg.  pr.  malhar,  fr.  mailler 
hämmern,  zerstoßen,  von  malleare,  wovon  sich  nur  das  partic.  maUeatos 
vorfindet. 

Magr4na  und  emigrania  ü-,  sp.  migrafla,  fr.  migraine;  vom  gr- 
rjficuQavia  einseitiges  hopfweh. 

Mai,  ma  it.,  aUsp.  pg.  pr.  mais,  nsp.  pg.  pr.  auch  mas,  fr.  mais 
Partikel;  von  magis,  in  bestimmten  formen  (it.  ma,  sp.  pg.  mas)  auch  als 
•  coryunction  für  lat.  sed  angewandt,  vgl.  goth.  mais  für  magis  und  potm, 
mlat.  sed  magis  für  sed  potius  Breq.  p.  8V  (v.  j.  684),  mhd.  mßr  /5r 
sed.  Zsgs.  sp.  demas  für  caeterus,  lat.  de  magis  bereits  bei  Festus,  wo 
es  aber  mit  minus  erklärt  wird,  und  bei  Nonius;  daher  abgd.  dema- 
siado  für  nimius. 

Majo  it.,  sp.  mayo,  fr.  msLi,  j>rov.  fem.  m aia  or^  birken,  maUfomi, 
maie,  weil  sie  im  mai  grünt,  dsgl.  ein  grüner  bäum,  den  man  vor  einem 
hause  aufpflanzt,  oder,~'z.  b.  in  Itcdien,  ein  grüner  zweig,  der  in  der  ersten 
mainacht  an  der  thüre  der  geliebten  befestigt  wird.  S.  darüber  Schrndi» 
II,  533.    Churw.  maig  Strauß,  blumenstrauß. 

Majorana,  maggiorana  it.,  sp.  mayorana,  pg.  maiorana  und  man- 
gerona,  fr.  marjolaine  ein  kraut,  majoran,  mhd.  meigramme;  entstdU  aus 
dem  gleichbed.  amaräcus.  Aber  sp.  almoradux,  co^.  moradnx  sind  vom 
arab.  mardaqüsch  Freyt.  IV,  168''.  Die  form  majorana  mag  in  irgend 
einer  umdeutung  mit  major  ihren  grund  haben. 

Mala  sp.  pg.  pr.,  fr.  malle  feUeisen;  gael.  mala,  ahd.  malaha, 
malha,  mhd.  malhe  tasche,  sack,  ndl.  maal,  maale.  Vgl.  Diefenba^ 
Goth.  wb.  I,  271. 

Malato  it.altsp.,  fr.  malade,  pr.  malapte,  malaut,  cat.  malalt  hraink; 
it.  malattia,  oZ^p.  malatia,  /r.  maladie,  j>r.  malaptia,  malautia,  malatia, 
cat.  malaltia  krarMidt.  Die  prov.  formen  malapte  uf^  malant  umsen 
offenbar  auf  male  aptus  untauglich,  wie  unser  unpässlich  auf  passen 
aptare;  das  cat.  malalt  ist  daraus  abgeändert  wie  galta  aus  gauta.    Dk 


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I.   MALLEVARE-MANCO.  201 

cnttpreehenden  frans,  und  ital.  formen  wären  malate  und  malatto  statt 
malade  und  malato.  SoU  man  darum  ein  volksmäßiges  lat.  malatus  von 
malom  anndtmen  wie  barbatus  von  barba?  vgl.  malatus  atvyvog  Gl  gr, 
lai.  Eben  so  leicht  konnte  malatto  dem  partic.  ammalato  von  ammalare 
mgepasst  d.  h.  in  malato  verwandelt  iberden,  während  malattia  dessen 
eififluß  nicht  erfuhr  und  nicht  erfahren  konnte^  da  die  äbleitung  solcher 
sitbstantiva  aus  participien  unübUch  ist:  nur  so  erTdärt  sich  das  einfache 
t  im  adjecHv  neben  dem  doppelten  im  Substantiv,  Oh  nun  die  franz.  form 
selbständig  und  im  einklange  mit  den  Sprachgesetzen  aus  male  aptus, 
oder  ob  sie  (ms  malatns,  malato  durch  die  gewöhnliche  Verwandlung  der 
temtis  in  media  entstand,  bleibt  zu  erwägen:  für  erster  es  zeugt  die  uralte 
form  malabde  Pass.  de  J.  C.  116,  worin  beide  tenues  in  ihre  mediae  er- 
weidU  erscheinen. 

Mallevare  it.  bürgen,  sp.  pr.  manlevar,  altpg.  malevar  SRos.  bür- 
gen, borgen;  von  manum  levare  die  hand  erheben,  feierlich  geloben,  ndat. 
jedoch  mit  manu  levare  ausgedrückt.  Lai.  mallavium  für  manlnviam 
zeigt  dieselbe  assimilation  wie  das  Ual.  wort. 

Malvagio  it.^  pr.  malvais,  fr.  manvais  böse,  schlecht;  ^st.  it.  mal- 
vagitä;  pr.  malvastat,  malvestat,  ältfr.  mauvaisti^  (noch  bei  Nicot), 
aü^.  lualvestad,  (aus'dem  prov.?).  Das  adjediv  scheidet  sich  bestimmt 
von  malvat  =  mide  levatus,  indem  es  ein  auf  si  ausgehendes  etyinon  ver- 
langt; es  hat  überdies  das  gepräge  eines  compositums.  Im  goth.  findet 
sidi  balyaySsei  bosheit^  wonach  ein  adj.  balvavesi-s  anzunehmen  ist,  dem 
ein  ahd.  balväsi  entsprechen  würde;  rom.  balvais  aber  wäre  in  malvais 
[von  mal)  umgedeutet  oder  übersetzt  worden,  ein  in  der  Wortbildung  nicht 
mSblicher  auch  in  dem  ursprünglich  deutschen  guiderdone  (L)  und  main- 
bour  (U.  c)  erkennbarer  Vorgang,  s.  vorrede.  —  Awh  dickter  waren  zu 
grammatischen  grübeleien  aufgelegt:  wie  der  Provenzale  P.  Cardinal  mal- 
vais mit  va8  in  Verbindung  bringt,  sehe  man  bei  Mahn  982,  2. 

Malvavischio  it.,  sp.  malvavisco  (fr.  maavisque  hat  Nemnich) 
eibisch,  von  malva  ibificum  (ißiaxog);  umgekehrt  ibiscum  malva,  ndat. 
bismalva  Capit.  de  vülis,  so  auch  ital.,  fr.  guim'auve  für  vimauve,  in- 
dem ursprünglich  inlautendes  b  sich  in  v  erweichte. 

Mamma  U.,  sp.  mama,  fr.  maman,  wal.  mam^  muäer  (in  der  kin- 
derspracheX  genues.  u.  s.  w.  mamma  amme;  vom  lat.  mamma  1)  brüst, 
mutterbrust,  wie  noch  it.  sp.  pg.,  2)  mutter,  Varro  ap.  Non.,  Inscr.  Im 
tcatach.  k^un  mater  durch  dcis  kinderwort  ganz  außer  gebrauch  wie  pater 
durch  tat^  Die  franz.  form  hat  das  ansehn  einer  accusativischen,  stimmt 
aber  doch  nicht  eu  nonnain,  Evain  und  ähnlichen  (Rom.  gramm.  II,  47), 
venmäUich  weil  mamain  in  seiner  endung  zu  weit  von  papa  abgewichen 
wcare.  Ein  vb.  ist'sp.pg.  mamar  an  der  brüst  saugen:  mammare  schon 
bei  Augustinus,  Opp.  ed.  Bened.  /F,  1039.  Dem  deutschen  memme  feig- 
ling  entspricht  das  neap.  mammamia  (masc.)  eigentl.  einer  der  seine  mtUter 
zu  hüfe  ruft.     Vgl.  zu  diesem  ariikel  Henr.  Steph.  Lex.  graec.  v.  Ttannag. 

Manco  U.  sp.  pg.,   manc  pr.  aitfr.  mangelhaft;   von  mancus  ver- 


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202  I.  MANDORLA-MANGIARE. 

stümmeU.  Daher  fr.  manch ot  =  it  manco  d'nna  mano,  einhän^, 
dsgl.  it.  sp.  manca  linke  hand,  die  verstümmelte^  schadhafte^  s.  gaaclie 
n.  c.  Vb.  ü.  mancare,  sp.  pr.  mancar,  fr.  manqner  mangdn.  Fär 
die  loit.  bed.  verstümmelt  wich  if.  manco  aus  in  monco,  vb.  moncare  ver- 
stümmeln (vgl.  chw.  muncar  =  mancar),  wobei  aber  in  betreff  der  sdterm 
Verwandlung  des  2l  in  o  wahrscheinlich  anlehnung  stattfand  an  Imb. 
moch  ac{j.  stumpf,  mit  abgebrochner  spitze  (vgl.  akd.  fiar-muckit  hAeludo 
Graff  Ily  656,  mhd.  mocke  masse,  brocken^  aUengl.  mock  sbst.  stmff 
HaUiw.),  wenigstens  ist  it.  moncone  =  romagn.  mncön. 

M4ndorla,  mändola  ü.y  sp.  almendra,  pg.  amendoa,  pr.  amandols, 
fr.  amande,  ndat.  amandola  Form.  Marc,  eine  fruchty  mandd^  ndl.  Kam- 
del;  entsteUt  aus  amygdala  {dfivydaXrj),  wal.  migddle  neben  mandnle. 
Eine  starte  ssusammeneiehung  seigt  die  prov.  form  mella,  npr.  amello, 
wozu  das  occ.  amenloa  den  Übergang  bildet. 

Mane  it.,  cdtsp.  man  (f.)  Sanchez  Colecc.y  pr.  ma,  dUfr.  main,  wA> 
mqine  eine  tageszeüy  morgen,  in  ital.  Urkunden  auch  für  osten  z.  b.  HPMim, 
143.  146;  von  mane,  dessen  adverbiale  natur  noch  im  pr.  lo  be  ma  M 
=  dem  classischen  bene  mane  sich  geltend  macht.  Daher  adv.  U,  di- 
maniy  domani,  pr.  dema,  fr.  demain,  u;aZ.  de  muine,  wofür  ^p.manana, 
pg.  &  manhäa.  Eine  zss.  ist  das  fr.  subst.  lendemain,  pr.  lendem 
der  morgende  tag,  für  le  en  demain,  vgl.  eine  ähnliche  zss.  im  aUeai. 
1-en-de-mig  ^das  in  der  mitte  d.  h.  mittlerweile,  en  aquest  endemig  Ckr. 
d'Esd.  p.  600";  in  le  lendemain,  welches  z.  b.  schon  Froissart  bramU^ 
verdoppelt  sich  also  der  artikd,  altfr.  nur  Tendemain.  Von  matntinum 
ist  it.  inattino,  pr.  matin, /r.  matin,  mit  der  schwer  zu  erklärenden 
nebenform  pr.  u.  oberit.  maitin,  altfr.  maitin  Bq.  Für  domani  braucheie 
ital.  volksmundarten,  z.  b.  die  sicil.,  noch  crai  =  cras,  während  das  span 
cras  veraltet  ist. 

Mängano  it.  Schleuder;  daher  manganello  armbrust,  ^.  mangaoel, 
altfr.  mangonean  Steinschleuder,  wal.  mungfl^n  roUe,  mange;  vom  gr. 
fioyyavov  mit  gl.  bed.,  ahd.  mango,  nhd.  mangel  maschine.  Daher  auch 
sp.  manganilla  listiger  streich. 

Mangiare  it.,  dUpg.  pr.  manjar,  fr.  manger,  dsgl.  it.  manucare, 
manicare,  altfr.  manuer  {ml  ausgefallnem  o),  wal.  mancä,  monenca 
essen,  prov.  und  altfr.  häufig  mit  radicalem  e  menjar,  menjier,  limous. 
mit  i  mindzä;  von  manducare  eigentl.  kauen,  später  sehr  üblich  fiir  essen: 
manducat  et  bibit  =  ia&iei  xai  nlvei  Vulg.  Matth.  11,  19;  mandacantes 
simul  atque  bibentes  Greg.  Tur.  5,  18;  in  beudo  (tisch)  mandncassent 
L.  Sal.  Seltsam  ist  das  pr.  manjaiar,  altfr.  manjuer  {präs.  cot^.  man- 
jnce),  das  sieh  schwerlich  anders  als  aus  einer  Umstellung  mandcuare  wird 
deuten  hissen;  norm,  sagt  man  moujouer  und  mai^usser.  Zsgs.  fr.  d6- 
manger,  piem.  smang<^  jucken,  eigenü.  fressen^  wie  das  gleichbed.  sp* 
comer  von  comedere;  bereits  in  einem  alten  Reichenauer  glossar  (Bz.) 
demandncavit  'conrodit,  ddaceravit^,  desgl.  demanducare  "^corrodere  Gloss. 
arab.  lat.  DC. 


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I.  MANICO— MARAVIGLIA.  203 

Mdnico  it.,  sp,  pg.  mango,  pr.  margue,  fr.  manche  (1m.^  tieft,  griff. 
Von  Dianas  miUelst  des  suffixes  ic  wäre  möglich;  da  aber  dieses  süffix 
fast  nur  feminina  gibt,  so  ist  es  raihsam,  in  manico  eine  abänderung  des 
tat,  manica  (ermel,  Handschuh)  anjsunehmen,  um  so  mehr  eis  das  it.  ma- 
nica  awih  die  hed.  heft  entwickelt  hat.  Merkwürdig  ist  lomb.  ven.  mänega, 
sp,  pg.  manga  in  der  hed.  ansaht,  trupp,  häufe,  dem  man  eine  auch  den 
neuen  sprachen  bekannte  bedeutung  des  lat.  manne  übertrug;  das  goth. 
mauagei  =  nhd.  menge  würde  man  anders  wiedergeg^en  haben. 

Ma  niero  it.,  sp.  manero,  pr.  manier  was  sich  in  der  hand  tragen,  sich 
beianddn  läfU;  von  manarius  für  manuarins  handlich,  vgl.  mannaja  IL  a. 
Von  diesem  ac^jectiv  ist  auch  das  subst.  maniera  it.,  sp.  manera,  pg. 
pr.  maneira,  fr.  maniere  art  und  iveise,  eigentl.  Handhabung,  benehmen. 

Maniglia  und  smaniglia  it.,  sp.  manilla  armring,  fr.  manille  im 
kartenspid;  von  monile,  ph  moniliB^  vielleicht,  was  die  erste  sUbe  betrifft, 
mä  einmischung  des  ahd.  mänili  mondßrmiger  schmuck,  da  o  hur  höchst 
sdten  in  a  enistdlt  unrd.    Zu  vergleichen  Diefenbach,  Orig.  europ.  p.  377. 

Manöpola  i^.,  sp.  pg.  manopla  paneerhandschuh;  nicht  sfsgs.  mit 
dem  fremden  onXor,  es  ist  von  mannpulns  für  manipnlns,  dem  man,  von 
manns  ausgehend,  die  bedeutung  einer  handbekleidung  beilegte;  dazu 
stimmt  mit  seinem  genus  das  mlat.  manipula  Handtuch. 

Manovra  it.,  sp.  maniobra,  pr.  manobra  GRoss.,  fr.  manoeuvre 
handgriff,  kunstgriff  u.  dgl.;  wörtlich  hand-werk,  hand-arbeit  Vb.  sp. 
maniobrar  mit  den  Händen  arbeiten;  so  cmcH  dltfr.  manovrer,  e.  b. 
qnant  li  ehastian[8]  fd  £aiz  et  tres  bien  manovrez  cds  das  schloß  gemacht 
und  <e&r  wohl  gearbeitet  war  PDuch.  p.  61. 

Man 80  it.  sp.  pg.,  mans  pr.  zahm;  abgekürzt  aus  mansnetns  (vgl. 
oben  fino).  Daher  sp.  manso  leithammel,  leitochse,  ü.  manzo  (für  manso) 
ochse  Sberhaupt,  eigenü.  zahmer  ochse,  entgegengesetzt  dem  bue  brado  un- 
gezähmter  stier,  der  noch  nicht  am  pflüge  gM;  comask.  trient.  manza 
junge  kuh. 

Man  teuere  it.,  sp.  pr.  mantener,  pg.  manter,  fr.  maintenir  auf- 
recht halten;  von  mann  tenere,  mannm  tenere,  wie  nhd.  hand-haben,  ndl. 
hand-haven,  l^zteres  mit  der  bed.  erhalten,  schirmen;  vgl.  mallevare  und 
lat.  manstntor.  Synangtn  sind  pr.  cap-tener,  aity>.  cab-tener  Bc.,  von 
capnt  tenere;  wai.  mnn-tni  von  manu  tneri. 

Manto  und  ammanto  it.,  sp.  pg.  manto  ein  kleidungsstück,  fem. 
sp.  pr.  manta,  fr.  mante  decke,  verkürzt  aus  lat.  mantelnm;  dsgl.  it. 
njantello,  fr.  manteau,  sp.  mantilla,  von  mantellnm;  it.  mantile,  sp. 
mantel,  von  mantile^  mantele.  Ein  sd^  altes  zeugnis  für  das  sp.  manto 
ßndä  sieh  bei  Isidor:  mantnm  Hispani  vocant,  qnod  manus  tegat  tan- 
tum:  ein  noch  älteres  in  einer  Urkunde  v.  j.  642  mantnm  majorem  Breq. 
nmn.  23;  manta  und  mantns  in  einer  spanischen  Yep.  III,  num.  17, 
aer.  818. 

Marayiglia  it.,  sp.  pg.  gleichlaut.,  etymologisch  richtiger  it.  pr. 
mentTiglia,  fr.  merreille  wunder;  vom  plur.  mirabilia  wunderbare  dinge. 


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204  I.    MARCA-MARMITA. 

Maroa  it,  sp.  pg.  pr.,  fr.  marque,  marche  seichen,  gränse;  ii.  sp. 
pg.  maroo,  pr,  fr,  marc,  altfr,  auch  merc  seichen,  maß;  vb,  ü.  mar- 
care,  marchiare,  sp.  pg.  pr,  marcar,  fr.  marquer,  altfr.  auch  merker, 
merchier  beseichnen,  marchir  angrämen;  dsgl,  sbst,  it.  marchese,  sp, 
pr.  marques,  fr.  marquis  marJcgraf,  ndat.  gewöhnlich  marchio,  das  m( 
roman^  baden  kein  abbild  hat.  Vom  goth,  marka,  ahd.  marcha,  ags, 
mearc  gränse,  altn,  mark  (n.),  nihd.  marc  (n.)  seichen,  vb.  ahd.  markSn 
begränsen,  beseichnen,  nhd.  merken. 

Marcassita  it.,  sp.  marcasita,  marquesita,  fr.  marcassite  eine  ort 
Schwefelkies;  nach  Sousa  vom  arab,  markazat,  dies  vom  vb.  rakaza  eric 
finden;  beiFreyt.  /,  17 P  heißt  dies  minerai  marqaschita. 

Mare  fr.  (f.)  ansammlung  von  wasser,  tei^:  super  lacum,  quem 
nsu  qaotidiano  loquendi  maram  vocamns  Guill.  Oemet.  Die  latinisierwag 
mara  ist  gans  richtig:  dem  lat.  mare  kann  das  frans,  wart  buchstalM 
nicht  entsprechen.  Indessen  sagte  600  Jahre  früher  Isidorus :  oimiiscon- 
gregatio  aquamm,  sive  salsae  sint  sive  dulces,  abusive  maria  nimciipan- 
tur.  Eine  Urkunde  enthalt  villam  sitam  inter  duo  maria  Breq.  p.  M. 
i(rf.  mare  unrd  also  wohl  die  bemerkte  bedeutung  in  sich  aufgenmma 
haben,  wofür  sich  im-  frans,  eine  eigne  der  1.  decl.  entsprechende  fem 
einfand.  Abgel.  sind  die  ungefähr  gleichbedeutenden  it.  marese  lacke, 
sumpf j  attfr.  marese,  nfr.  marais,  welches  lästere  formal  sowoU  eu 
marese  wie  su  marese  passt;  altfr.  marescot,  maresquel,  maraischiere^ 
marescage;  e{$^Z.  nee^r.  marage,  mar^cage;  it,  marazzo.  Zum  theüiömen 
diese  Wörter  auch  in  verwandten  deutschen  Vire  quelle  haben^  wie  im  ndL 
maar,  maeraseh,  ndd.  marsch:  natnentlich  läßt  sich  das  pr.  marcx  (/ir 
marsc?)  LR.  IV,  163  nicht  aus  lat.  mare  ableiten,  es  muß  unser  marscli 
sein,  und  vidleicht  gehört  auch  das  altfr.  marchais  hieher.  Merkwüräij 
ist,  daß  die  span.  spräche  an  diesen  ableitungen  keinen  theU  nimmt;  Imt 
jedoch  ist  marisma  {af4S  maritima?)  ein  durch  das  austreten  des  meer^ 
entstandener  see,  was  auch  für  die  übrigen  Wörter  su  bemerken  ist.  Über 
einschlägige  deutsche,  celtische  u.  a.  Wörter  wäre  Diefenbachs  GoÜi.  d. 
II,  44  nachsulesen. 

Margotta  it.,  champ.  henneg.  margotte,  fr.  marcotte  absenker,  m- 
leger;  von  mergus  dasselbe.  Daher  auch  das  gleichbed.  it.  margolato, 
wosu  ein  vermittelndes  vb.  margolare  fehlt, 

Mariscalco,  maniscalco,  maliscaico  it.,  sp.pg.  mariscal,  pr.  mane- 
scalc,  fr.  mar^chal  hufschmied;  vom  ahd.  marsth-scalc,  mhd.  mar-schalc 
Pferdeknecht,  später  ein  name  hoher  beamter  geworden.  Am  nächsten  der 
ahd.  form  liegt  das  trient.  marascalco. 

Marmita  it.  (in  lomb.  mdarten),  sp,  cot.  dass.,  fr.  marmite  fkisd- 
topf  von  metdl;  daAer  i^.  marmitone,  sp.  marmiton,  /r.  marmiton  ämcä«»- 
junge;  fr.  marmite ux  {altfr.  schlechtweg  marmite)  armsdig,  eigenil' 
bettelhaft,  hungrig,  in  besiehung  auf  die  marmite  des  pauvres,  die  arm&^ 
suppe.  Die  herkunfl  ist  unsicher,  am  meisten  efnpfiehlt  sich  noch  FriscKs 
deutung,  der  einen  naturausdruck,  vom  sieden  des  wassers  (vgl.  mannotter 


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I.  MAKMOTTA-MARTORA.  205 

summen)  darin  erkennt ;  und  die  von  Marina  aus  arabisch  marmrd  ort  wo 
fleisch  graten  wird  (wurdet  ramaMa  Freytag  Ily  193). 

Marmotta,  marmotto  it.,  sp.  pg.  marmota,  fr.  mannotte  murmd' 
tUer.  Churwälsch  heißt  es  montanella  und  (nach  Mumenbach)  murmont, 
wdehes  letztere  denn  nebst  dem  ahd.  muremnnto,  marmenti,  Schweiz. 
mnrmet  aus  mus  montanas  oder  genauer  mus  montis  entsprang  und  ail- 
mählich  in  marmotta  abgeändert  ward. 

Marrir  i>r.  aJtfr.  sich^verirren^  marrir  chemin  den  weg  verlieren 
RutA.  II,  228j  as  tu  le  sens  man?  HBord.  39,  10;  esgs.  es  marrir, 
it.  smarrire  hindern^  verwirren^  chw.  smarir  verlieren;  vom  goth.  marzjan, 
ahd.  marran  {für  marrjan),  ags.  mearrian  ärgern,  hemmen^  nüat.  legem, 
bannom,  Tel  praeceptnm  marrire  Cap.  Cor.  M.  ann.  802.  Eine  andre 
cmyugaiion  wähUe  der  Spanier  in  mar  rar  fehlschlagen^  abirren,  wiewohl 
ihm  auch  ein  pari,  marrido,  amarrido  betrübt  =  pr.  marrit,  piem.  mari, 
pie.  amari  zu  geböte  steht.  Aus  demselben  stamme  ist  wohl  auch  das 
span.  marana  vencirrung^  maranar  verwirren.  Vgl.  Diefenbach,  Goth. 
wb.  II,  47. 

Marrochino  it.,  sp.  marroqnf,  fr.  marroquin  eine  feine  sorte  leder, 
saßan;  nach  Marrocco  genannt,  wo  es  bereitet  wird. 

Martedi,  marti  it.^  fr.  mardi,  pr.  cot.  dimars  dienstag,  von  Martis 
dies,  dies  ilartis;  sp.  martes,  pr.  auch  mars,  vom  gen.  Martis,  wal. 
m4rtzi,  ven.  märti,  romagn.  mert.    Dafür  pg.  ter^a  feira,  ngr.  Tgirrj. 

Martello  it.  pg.,  sp.  martillo,  fr.  marteau  hammer;  von  martulns, 
bereits  in  den  Cassder  glossen  martel  ^hamar^  als  beiname  bekannt  in 
Carolas  Martellns. 

Martin  pescatore  it.  ein  seefisch,  sp.  martin  pescador,  auch  paxaro 
de  San  Martin,  sard.  puzone  de  Santa  Martina  (Nemnich  I,  169),  fr. 
martinet  pSchear  eisvogel,  sp.  martinete  Meiner  weißer  reiher,  ardea 
gareetta,  fr.  oiseaa  S.  Martin,  dtsch.  martinsvogel,  fako  cyaneus,  fr.  mar- 
tinet haussckwatbe,  auch  leuchter  mit  einer  handhabe  (in  form  eines 
Schwalbenschwanzes),  it.  martinetto  winde  die  armbrust  zu  spannen 
(ebenso);  aUe  von  dem  namen  Martinas,  aber  aus  welchem  anlaß?  Die 
legenden  über  diesen  feigen  geben  keinen  aufschluß,  s.  Orimm,  Mythol. 
1083.  1233  (3.  ausg.J. 

Martirio,  martiro  it.,  sp.  martirio,  pr.  martire,  martir,  /r.martyre 
quoll,  pein,  leibliche  wie  geistige;  vb.  it  martirare,  martirizzare,  ^.  mar- 
tiriar,  martirizar,  pr.  martiriar  und  marturiar,  fr.  mariyriser;  von  mariyr 
eeuge,  bei  den  hrchenvätern  einer  der  für  die  Wahrheit  des  christlichen 
gkmbens  quäl  und  tod  erleidet,  zunächst  von  martyriam.  Die  ungriechische 
bed.  quid,  quälen,  die  sich  auch  auf  einigen  fremden  gebieten  eingefunden 
hat,  verschmäht  unter  den  Romanen  allein  der  Wcdache,  welchem  mar- 
tTriom  fehU,  m^rturisi  aber  nur  bezeugen  heißt,  (AaQtvQ€iv.  Zu  erwähnen 
ist  hier  etwa  noch  das  aus  dem  falschen  genitiv  martyrorum  geschaffene 
pr.  martror  z.  b.  in  festa  de  martror. 

Hartora  it.^  sp.  pg.  marta,  pr.  üiart,  fr.  marte,   martre  (f.)  ein 


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206  I.   MARZAPANE-MASCHERA. 

säugethier  der  nordlichen  länder,  marder;  vom  lat.  martes  in  einer  sidk 
hei  Mariiaiy  wiewohl  sich  martora,  martre  dem  deutschen  worte  ßtmätM 
(mschließen. 

Marzapane  it.,  sp.  mazapan,  fr.  massepain  suckerbrot;  aberneaj^. 
marzapane,  sie.  marzapanu  schächteichen.  Das  beste  über  dieses  nemt 
wort  bei  Mahn  p.  89,  der  das  lat.  maza  mehlbrei  darin  vermuthä. 

Mas  trient.  pr.,  mas,  mes  altfr.  hufe,  bauemgut^  wohnstätte,  eä. 
mas  landhaus;  vom  altem  ndat.  mansas,  ii\^nsam>  dies  wahrschebdiA 
von  manere  wohnen,  weil  die  coloni  auf  dem  grundstücke  zu  wohnen  pfle^ 
(Grimmf  Bechtsait.  p.  636),  vgl.  in  cigus  pago  manet  L.  SciL  tit.  85; 
daher  pr.  maner,  fr.  manoir  wohntmg;  pr.  manen,  altfr.  manant  woü- 
habend,  ndat.  manens  colonus.  Derselben  herkunß  ist  sp.  masa,  md. 
massa,  aitfr.  mase  meierhof,  ndcU.  mansa,  massa;  it.  massaro,  düfr. 
mansiaire  hamverwalter,  nebst  vielen  andern  ableitungen. 

Mäschera  it.,  sp.  pg.  mdscara,  fr.  masque  (m.)  larve,  nüat.  maseos 
'grima^  Ol.  lat.  anglos.   {s.  Mone's  Aneeiger  VII,  144,  in  der  erf.  k 
marcus).    Die  form  masoa  ist  historisch  die  ältere,  man  trifft  sie  heräs 
in  longob.  gesetzen  in  der  bed.  hexe:  striga,  qnod  est  masca;  striga,  qnae 
dicitur  masca.    Noch  piem.  heißt  masca  hexe,   mascra  aber  larve,  na^r. 
masc  hexenmeister,  dim.  mascot  (Honnorat).    Grimm,  Myth.  1036,  fuhi 
dieses  masca  bedeutsam  auf  das  vb.  masticare  zurück,   die  hexe  heifit  so, 
weil  sie  kinder  verzehrt,  une  manducus  bei  Plautus  popam  bedeuld;  da- 
bei kann  es  gleichgültig  sein,  ob  man  hexe  oder  ob  man  larve  (etwas  mi 
offf^em  maule)  ais  grundbedeutung  annimmt.     Ähnlichen  Ursprungs  isi 
auch  das  occit.  roumöco  popanz  (altpr.  wäre  romeca),  wenn  man  es  vm 
lat.  ruma  gurgd,  scMund,  wie  baveca  von  bava,  herleiten  darf,  so  d4 
es  ein  verschlingendes  wesen  bedeutete  (Honnorat  leitet  es  aus  roumec  donh 
Strauch),   und  in  der  romagn.  mundart  heißt  papon  fresser  und  pop(me. 
Nach  andern,  z.  b.  Kilian,  ist  das  wort  deutsch,   ahd.  mascä  netz,  ML 
masche,  vgl.  persona  adjicitnr  capiti  densusve  reticalus  Plin.  12^  11 
und  dies  masca  unrd  von  mäsa  mahi,  fleck  abgeleitet.    Erwägt  man  oder 
erkennt  man  an,  daß  namen  von  personen  oder  persönlich  gedachten  gegm- 
ständen  kaum  ohne  cAleitungssuffix  aus  verbis  geformt  wurden,  so  hat  diest 
letztere  deutung  einen  kleinen  grammatischen  vorzug  vor  der  ersteren,  aber 
diese  scheint  treffender,  bezeichnender.  Beide  liefem  offenhar  zuverlässigen 
Wörter  als  die  von  Soimasitis,  welcher  masca  aus  gr.  ßaaim  bei  Hespckias 
erklärt.    Dies  wird  t^ndich  mit  iiaxiXrj  (/xoxß^ixr)  breite  hacke,    so  vk 
mit  ßaaxavia  tadelsucht  übersetzt,   letzteres  trifft  mit  ßaaKovioy,  ngoßa- 
anäviov  amidet  gegen  bezauberung,  fr  atze,  verwandt  mit  maske,  zusamm^\ 
für  ßaaxa   aber   muß  auch  fiaayux  gegolten  haben,   da  es  Hesychius  mi 
dixeXla  zweizinkige  hacke  (fast  gleichbed.  mit  f.iaiäXrj)   übersetzt.    -Mo« 
fühlt  eher  leicht  dcks  gekünstelte  dieses  Zusammenhanges.     Wie  verhält  sieh 
aber' m&scsLYB.  zu  masca?    Etymologisch   betrachtet  kann   dies  eher  a»s 
jenem  abgekürzt  als  jenes  aus  diesem  verlängert  sein,  denn  ein  suffix  a» 
erkennt  die  spräche  nicht  an.    Erklärt  man  sich   indessen  miscara  atö 


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I.  MASSIMA-MATTO.  207 

mascra,  wie  es  Ja  auch  in  piem,  mundart  lautet^  dieses  dureh  häufig  vor- 
kommende hutverstärkende  einschiebung  von  r  aus  masca  entstanden,  so 
sind  beide  formen  identisch^  ähnlich  entstand  sp.  cdscara  aus  casco,  cot, 
plitara  sehüssei  aus  plat,  it.  tartaraga  (xus  tartnga.  Ugutio  (12.  jh.)  kennt 
beide  formen,  die  mit  r  aber  ist  ihm  die  volksübliche:  masca  simnlacrum, 
qnod  Yülgo  dicitar  mascatel  (/.  mascara?),  quod  apponitur  £aciei  ad 
terrendos  pairos.  Ein  compositum  gleiehfdUs  mit  der  bed.  larve  ist  das 
ftdat.  ursprüngl.  deutsche  talamasca,  in  einem  alten  glossar  delusio 
imaginaria  ^talemasca^;  anderswo  larvae  daemonum,  quas  vulgo  talamas- 
cas  dicant;  talamascae  litterae  geheimschrift;  ättfr.  talmasche,  vb.  en- 
talemasehier  entstellen  LRs.  328;  auch  in  deutschen  glossen  talemasge 
'larva  s.  SchmeUer  II,  640,  Graff  V,  397,  mndl.  talmasche.  —  Derselben 
kerkunfl  ist  ohne  eweifel  wai,  mescäre  schimpf  (Schandfleck),  pg.  mas- 
cirra,  cot.  masc&ra  schwareer  fleck  im  gesicht;  vb.  pg.  mascarrar,  pr. 
mascarar,  aUfr.  mascnrer  Äntioch.  II,  42,  nfr.  machurer,  bürg,  macherai 
gehwärjgen,  belecken,  mndl.  maschel,  mascher,  c^s.  mäscre  fleck,  letztere 
unmittelbar  an  maschera  erinnernd.  Alban.  mascar^  possenreißer  aus 
dem  ital.  —  [Eine  neue  (hier  nicht  0u  prüfende)  unterm*chung  über  dieses 
wort  iheilt  Mahn  mit,  p.  60.  Nach  ihm  ist  mascara  vom  arcA.  mascharat 
gdäehter,  dies  von  der  würzet  sachira  verspotten  Freyt.  II,  296.  Franz. 
magqne  sei  aus  mascara  abgekürzt,  vidleicht  durch  einfluß  von  masca  hexe.] 
Hässima  it.,  sp.  mÄxima,  fr.  maxime  grundsatz,  von  maxima  sc. 
sententia,  s.  Menage. 

Masticare  it.,  wal.  mesteci,  sp.  pg.  masticar,  mastigar,  mascar, 
pr.  mastegar,  maschar,  fr.  mächer,  chw.  mastiar,  bask.  mascatn  kauen; 
von  masticare,  einem  nachdassischen  bei  Äpulejus  u.  a.  vorkommenden, 
im  roman.  aber  sehr  üblichen  worte,  gr.  fiaaxa^eiv.  Daiher  neap.  genues. 
masea  hnnbaeken,  wange. 

Masto,  mastro  i)^.,  pr.  mast,  fr.  mät,  sp.  mastil  masiibaum;  vom 
ahd.  mast,  dttn.  mastr,  ags.  mäst. 

Matassa  it.,  sp.  madexa,  pr.  madaisa,  dltfr.  madaise  strähne, 
fleckte,  wal.  m^tase  seide;  von  mataxa  rohseide,  dsgl.  seil,  faden,  aus  dem 
spatem  griech.  fiora^a,  fihafyt. 

Materasso  it.,  fr,  materas,  matelas,  nihd.  matraz,  cat.  matalds, 
pr.  atmatrac,  sp.  pg.  almadraque  küssen,  polster,  matratze,  prov.  (xuch 
abgdoürzt  matre  Am.  Vid.  Die  span.  form  läßt  arab.  Ursprung  annehmen 
tmd  muß  in  diesem  faUe  die  genaueste  sein;  aus  dem  prov.  nomin.  alma- 
tracs  konnte  die  franz.,  hieraus  die  itai.  entstehn.  Als  das  arab.  etymon 
gibt  Sotisa  al-ma'tra'h  an,  aus  der  wurzd  'tara'ha,  dem  er  die  bedeutung 
der  roman.  worter  beilegt;  bei  Freytag  III,  47*  heißt  es  nur  [locus,  quo 
quid  projidtur,  aber  auch  in  der  bed.  küssen  wird  es  angeführt  (Bozy 
p.  63),  wdehe  bedeutung  auch  ein  anderes  wort  aus  derselben  würzet, 
ohne  vorgefügtes  m,  i^lji^  ausdrückt.  Dahin  pg.  madra^o  faülenzer? 
vgL  unten  poltro. 

Matto   U.,  sp.  pg.  mate,  pr.  fr.  mat  schachmatt,  pr.  oitfr.  auch 


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208  I.  MATTONE-MEDES. 

niedergeschlagen,  traurig,  daher  nihd.  mat,  nhd.  matt,  s,  Grimm  IV,  881 
Weigand,  Synon.  tob.  11,  306;  abgekür/d  aus  it.  scaccomatto,  ^.  xaqoe 
j  mate,  xaquimate,  fr.  4chec  et  mat,  vom  pers.  sch&ch  mat  ^der  iönt^ 
ist  todt\  Vb.  it.  mattare,  pr.  matar,  fr.  mater  matt  setaen  im  scM 
{sp.  dar  mate),  dsgl.  demüfhigen;  altfr.  amatir  LBs.  25,  MGar.  v.  805. 

Mattone  it.  backstein,  fr.  mdartl.  maton;  cat.  matö  rahmkäse.  Mm 
darf  es  wohl  wageti^  diese  worter  als  identisch  eusammensfustdlen  und  sie 
aus  dem  dtschen  matz,  matte  (käsematte)  herzuleiten,  pic.  matte,  da  M 
der  backstein  nach  /Zubereitung  und  formung  dem  käse  vergleicht,  Ob&rdks 
altfr.  matOQ  sowohl  eine  art  käskuchen  wie  auch  backstein  bedeute.  Mura- 
torfs  herleüung  von  mattone  aus  tat.  maltha  ist  gatus  unstatthaft.  Eteker 
wohl  auch  lomb.  natta  schlechter  käse  (n  öfter  aus  m). 

Mazza  it.,  sp.  pg.  maza,  pr.  massa,  fr.  masse  (sot^  mace  geschr.) 
kolhen,  streükolben;  dsgl.  i^.  mazzo,  sp.  mazo  schlaget,  auch  bündd; 
vb.  it.  mazzare  (in  mazza-sette  u.  a.,  auch  comask.  maza),  chw.  sp. 
mazar,  pr.  massar  prügeln,  niederschlagen,  it.  ammazzare,  daher  woU 
unser  metzen.  Eine  weitere  abl.  ist  altpg.  massuca,  massua  SBos.jfr. 
massue,  pic.  machaque  ketde,  ngr.  fiar^ovxa,  wal.,  m^ciace.  Mazza  fMcki 
kein  großes  bedenken,  es  ist  lat.  matea  {vgl.  piazza  aus  pUtea),  wm» 
sich  in  einer  stelle  bei  Cato  R.  R.  nur  die  abl.  mateSla  schlaget  arkcUm 
hat,  it.  mazzuola,  pr.  massola  kleiner  klöpfel. 

Medaglia  it.,  sp.  medalla,  fr.  mMaille  Schaumünze;  augment.js^t- 
daglione  ff.  Die  bemerkte  bedeutung  hat  das  wort  erst  später  empfcat 
gen.  In  der  ersten  hälfte  des  12.  jh.  ist  lat.  medallia,  medalla  eine  ge- 
ringe münze  und  diese  bedeutung  hat  auch  altit.  medaglia,  altpg.  mealha 
SRos.,  altsp.  meaja  Bc.,  pr.  mealha  GO.,  fr.  maille  statt  möaille;  die 
formen  mit  d  sind  wahrscheinlich  at4S  dem  ital.  Gleichbedeutend  ist  das 
aus  dem  mlatein  geschöpfte  ahd.  medilla,  medilt,  mhd.  medele,  dock 
brauchte  man  das  wort  in  Frankreich  auch  von  göldmümen  (medailhe 
d'aur  DC).  Aus  medius,  medialis  für  dimidius  konnte  es  nicht  eräspm- 
gen  trotz  der  deutung  des  Guill.  Brito:  obolus  di^itur  medalia  i.  e.  me- 
dietas  nummi,  es  hätte  it.  mezzaglia  oder  wenigstens  mediaglia  g^ 
müssen;  auch  nicht  wohl  unmittelbar  aus  metallum.  Es  hat  vidmekr  sem» 
Ursprung,  wie  zahlreiche  andre  substantiva,  in  einem  ac^jectiv  mit  dm 
Suffix  eas,  metalleos,  metallea;  daher  auch  sp.  metalla  goldblättckes^ 
Auch  im  fr.  m^tail  für  m^tal,  pr.  metalh,  spürt  man  die  einwirhmg  des 
adj.  metalleus,  das  übrigere  nicht  classisch  ist. 

Med  es  altpg.,  pr.  medeis,  meteis,  in  der  alten  Pass.  Chr.  noA 
medeps;  von  met-ipse,  met-ipsum:  per  mi  meteis  =  per  memet  ipsnm, 
se  mezeis  =  semet  ipsum  u.  s.  w.  Eine  superlativische  form  davon  irf 
pr.  smetessme  im  Boethius,  sonst  medesme,  aUfr.  meYsme,  f^r.  meme, 
altsp.  meismo,  neusp.  mismo,  pg.  mesmo,  it.  medesimo,  chw.  medem,  ««* 
venez.  und  piem.  ohne  s  medemo,  medem,  wald.  meseyme,  lat.  gleicksf» 
semetipsimos,  metipsimus  für  semetipsissimus,  metipsissimas,  s.  Bm^ 
gramm.  II,  449. 


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I.   MEGE-MENTAR.  209 

Mege^  menge  aZ^.,  ältpg.  meye,  pr.  metge,  altfr.mogQ  a/ret,  noch 
jäd  Umous,  medze  wtmdarat,  Ühieraret;  von  medicus.  Daher  äUsp. 
mengfa  areenei.  Ein  andrer  Sprößling  von  medicus  ist  (üifr.  medicien, 
neuff,  mMecin:  so  äLtfr.  Philistien,  neufr.  Philistin. 

Membrare  tY.,  oitsp.  pr.  membrar,  oitfr,  membrer,  mit  anlauten- 
dem n  aUsp.  nembrar  Alx.j  FJ.^  altpg.  pr.  dieselbe  fomi,  mit  atdaut.  1 
pg.  lembrar,  occit.  lembri  erinnern;  von  meinorare,  woher  auch  das  adj. 
membrado,  membrat,  membr^  besonnen^  Mug.  Seltsam  ist  das  neupr. 
memembrä,  das  an  meminisse  erinnert,  aber  doch  wohl  nur  aus  remem- 
hri  enistdU  ist.  AUpg.  reimbrar  SBos.  unrd  aus  renimbrar  syncopiert  sein. 

Menare  it.j  altsp.  pr.  cat.  menar  (ersteres  Alx.,  Bc.),  pg.  fehlte  fr. 
mener  führet^  leiten,  figürl.  betreiben,  verrichten^  ausführen,  daher  sbst. 
ä.  |)f.  mena  betreibung,  geschäß,  auch  beschaffenheit  Neben  lat.  minari 
drohen  bestand  ein  unclassisches  activ  minare  das  vieh  antreibest  durch 
drohungen  und  andre  mittel,  und  so  braucht  es  Apulqfus:  asinos  et  equum 
sarcinis  onerant  et  minantes  bacolis  exigunt,  vgl.  agasones  equos  agentes 
i.  e.  minantes  Paulus  ex  Festq.  Bei  dieser  bedeutung  ist  die  wal.  spräche 
ungefähr  stehen  geblieben,  munä  heißt  treiben  e.  b.  ochsen,  wegtreiben,  ver- 
jagen, aber  doch  auch  eine  Sache,  ein  geschäft  treiben.  In  den  übrigen 
sprachen  ward  ihm  allmählich  die  bed.  ducere,  deducere  zu  theil:  mener 
on  cheyal  ist  etwas  anders  als  equum  minare,  wiewohl  es  in  seiner  an- 
wenAmg  auch  mit  dem  lat.  worte  Busammentreffen  Icann,  denn  mener  les 
betes  boire  ist  minare  (appellßre)  bestias  ad  bibendum.  Jene  wahrhaft 
rman.  aus  dem  gemeinen  redegebrauch  entwickelte  bedeutung  ist  auch 
dem  mlatein  früh  geläufig  geworden:  minare,  sagt  Papias,  '^ducere  de  loco 
ad  hemm,  promovere!  Die  gleichfalls  nur  bei  Apule^us  vo^-findliche  jsfss. 
prominare  s.  v.  a.  minare  fand  nur  im  franz.  aufnähme,  aber  aus  dem 
aUen  tmd  richtigen  pourmener  spazieren  führen,  se  pourmener  spazieren 
gekn,  machte  man  später  promener,  se  promener,  das  B.  Stephanus  (1639) 
noch  nicht  hat,  Nicot  (1673)  schon  kennt,  und  so  ward  auch  pourmenoir 
Spaziergang  durch  das  itoiisierende  promenade  verdrängt.  Über  mhd. 
menen  s.  Wb.  II,  135. 

Menoscabo  sp.  pg.,  ältpg.  mazcabo  SBos.,  pr.  mescap,  fr.  m^chef 
teHust,  unheü;  eigentl.  Übler  ausgang,  von  cabo  ende,  lat.  caput;  vb.  me- 
Qoscabar,  mescabar,  altfr.  meschever  (meseaver  Antioch.  I,  40). 

MenoTare  it.,  sp.  menguar,  pg.  mingoar,  pr.  minuar,  cat.  minvar, 
fr.  di-minuer  vermindern;  sbst.  sp.  mengua,  pg.  mingoa  mangel.  Lat. 
minBere  ist  &ns  der  wenigen  verba  dritter  conj.,  die  schon  in  frühester 
zeit  in  die  erste  auswichen:  minuare  liest  man  in  Urkunden  des  6.  7.  und 
8.  jh.  nicht  selten,  s.  z.  b.  Breq.  num.^  13  (v.  j.  628),  n.  131  (v.  j.  663), 
auch  Bsp.  sagr.  XI,  129.  Im  sp.  menguar  härtete  sich  der  diphihong 
oa  in  gua,  wie  dies  ja  mit  deutschem  uk  (wa)  gleichfalls  geschah;  ein 
andres  beispid  dieser  ort  ist  mangual  aus  manualis,  s.  Bom.  gramm.  I,  325. 

Mentar  sp.  pg.,  aUfr.  menter  (qui  li  mentoit  la  mort  BCam.  p. 
326)  erwähnen,  erinnerlich  machen;  zsgs.  it.  ammentare,  rammentare, 

U 


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210  I.   MENTE-MENTRE. 

aüpg,  amentar  SRos.^  ältsp.  enmentar  s.  b,  Apol,  629.  682  mü  ^.  bei; 
von  mens,  wobei  vidleickt  ammentare  die  älteste  büdung  ist.  MgeiMm- 
lieh  hat  sich  dies  verbum  in  den  nordwestlichen  sprachen  gestaitä:  fr, 
mentaure,  amentaver,  ältfr.  mentoiyi^p,  mentevoir,  amentoiTre,  amen- 
teyoir,  ramentevoir  ßetzteres  noch  bei  Moliere),  worin  man  eine  ßss.  m 
mente  habere,  ad  mentem  habere,  vgl.  it.  avere  a  mente,  erkemU,  so  da^ 
es  aus  seiner  ursprünglichen  bed.  gedenken  in  die  faäitive  gedenken  maehm 
übergetreten  wäre  (beispiele  dieser  ort  Born,  gramm.  ZZ7,  114).  FicBrictt 
ist  das  sonst  unerMärliche  it.  mentoYare  aus  mentevoir  verderbt.  Se- 
her auch  it.  dementare,  sp.  dementar  bethören^  äUfr.  dementer  tobei^ 
sich  unsinnig  gebärden,  lat.  dementare  in  leteterer  bed.  bei  Laetantius; 
dsgl.  it.  dimeuticare  vergessen. 

Mente  it.  sp.  pg.  {aitsp.  mientre),  pr.  men,  fr,  ment,  wd.  fM, 
adverbialsuffix  gefügt  an  das  feminin  der  adjectiva,  s.  das  nähere  Bm, 
gramm.  II,  462,  Blanc  520.  Es  ist  der  ablativ  des  lat.  mens  sede,  ge- 
danke,  absieht,  von  den  Römern  nur  im  eigentlichen  sinne  (bona,  devoti, 
placida,  celeri  mente),  allmählich  aber  in  der  bed.  ort  und  weise  ange- 
wandt, indem  man  die  absieht  oder  meinung  auf  die  erscheinung  hinam- 
führte  und  also  auch  breve-mente,  perfetta-mente,  altra-mente  aufhursej 
voUkommnCy  andre  weise  u.  dgl.  sagte.  Diesdbe  anwendung  gestaüd^ 
wenn  auch  in  beschränkterem  ßnaße,  das  mhd.  ahte  1)  ansieht,  gesinmmg^ 
urtheü,  2)  art  und  weise,  so  wie  das  bair.  meinung  (auf  die  meinung  = 
(xuf  die  weise  u.  s.  /*.,  s.  SchmeUer,  der  audi  mente  vergleicht).  Die  «l^ 
stantivische  natur  des  roman.  sufßxes  aber  macht  sich  noch  darin  geÜend, 
daß  es,  wenn  mehrere  dieser  adverbia  auf  einander  folgen^  im  span.  und 
port.  nur  an  dem  Uteten  derselben  ausgedrückt  m  werden  pflegt  (beUa  y 
sutihnente),  ja  daß  in  älteren  mundarten  auch  das  erste  adverbium  jenes 
Suffix  für  die  übrigen  vertreten  kann:  pr.  sanctament  e  devota  Chx.  VI, 
316y  aitcat.  fellonament  et  desordenada  Chr.  d'Escl.  p.  602'. 

Mentre  it.  pr.  altfr.,  sp.  mientras,  altsp.  mientre,  altpg.  menties, 
Partikel,  dem  lat.  dum  oder  auch  interim  entsprechend;  dsgl.  aiiit.  do- 
mentre,  altsp.  demientras,  pr.  domentre,  dementre,  dl^r.  dementre, 
dementres,  überdies  auch  alifr.  endementres,  altpg.  emmentres  •♦.  d^ 
Darf  man  das  veraltete  domentre  als  die  grundform  annehmen^  so  Ue^ 
wie  schon  Muratori  wollte,  die  entstehung  aus  dum  interim  (mü  regeiretM 
abgestoßenem  auslautenden  m)  nahe  genug  und  grade  der  pleonasmus  ist 
gan0  volksmäßiger  art;  das  anlautende  do  konnte  im  gefuhi  analoger  MI- 
düngen  (domani,  domandare)  leicht  mit  der  partikd  de  verweehsdt  md 
darum  als  nicht  wesentlich  abgedoßen  werden.  Herleitung  aus  dum  mente 
(wie  quasimente)  findet  in  dem  ausbleiben  der  form  demente  {ohne  r) 
ihre  Schwierigkeit,  nur  im  altgenues.  begegnet  demente,  s.  Archiv.  5fer. 
itai.  app.  num.  18.  p,  33,  im  aümaü.  auch  demente  (Bonvesin),  impr^s. 
das  ganjsf  vereineelte  mens  que,  domenhs  que.  Für  den  bemerkten  ursprwg 
läßt  sich  auch  das  oitfr.  dementiers,  dementieres  anführen,  das  mof 
nicht  aus  dum  interim,  woU  aber  aus  dem  nahe  liegenden  dum  int^r» 


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L   MENZOGNA-MERLO.  •     211 

mU  difUhatigierung  des  betonten  e  entstehen  konnte.  Für  das  dltfr,  en- 
tremente,  d<MS  hier  noch  heransuaiehen  ist,  umrde  sich  allerdings  interea 
mente  aufstdlen  lassen;  piem.  tramantre  (tra  =  fr.  entre)  aeigt  wieder 
das  kritische  r.  Pottj  Forsch.  IIj  100,  construiert  mentre  aus  in  inter 
mU  Verwandlung  des  ersten  n  in  m;  mrJdich,  keimt  die  maü.  mundart 
eine  präp.  in-enter,  Bonvesin  ein  adv.  mintro  (für  inßno,  e.  h.  mintro  mo 
fm  qm)j  das  sich  nur  aus  in  intro  deuten  läßt,  aber  solche  dissimüationen 
si$id  sdten  gemeinromanisch  und  seibst  die  anwendung  der  haaren  präp. 
inter  als  eonjünction  eine  ungewöhnliche  freiheii.  Im  altital.  begegnet 
noch  ein  adv.  intröcque  Inf.  20,  130  für  interea,  dctö  sich  aus  inter  hoc 
mU  euphonischem  suffix  erklären  muß. 

Menzogna  it.,  pr.  menisonga,  mensonja,  fr.  mensonge  lüge.  Non 
a  mentig  sonininm,  qnod  est  Sylvii  somniom,  bemerkt  Ferrari  v.  men- 
torare  gegen  Sj/ivius.  Es  ist  sunächst  aus  mentitio,  pr.  mentizo,  gewiß 
aber,  da  sich  nur  sehr  wenige  ahleitungen  mit  oneus  und  darunter  gar 
heine  abstracta  vorfinden,  eine  bloße  anbildung  an  das  sinnverwandte 
calogna,  ealonja,  chalonge  verläumdung.  Die  prov.  form  mesonega  Ev. 
JokS,  44  (ed.  OiUg)  wird  diese  deutung  nicht  entkräften,  ssu  abgeschmackt 
wäre  eine  aM.  mentitionica:  e  ist  bloß  eingeschoben.  Das  span.  und  port. 
wort  ist  mentira:  dafür  besiUt  der  Catalane  so  wie  der  Sarde  das  rich- 
tig gebildete  mentida,  und  nur  ais  eine  entstellung  desselben  läßt  sich  das 
unbegreiftiehe  span.  wort,  weiches  vielleicht  auch  das  picard.  mentfrie  her- 
vorgerufen, begreifen,  vgl.  lampara  aus  lampada.  Aus  der  aitmail.  mund- 
ijoi  kann  man  noch  eine  eweite  anbildung  dieser  art  aufzeigen,  cativonia 
seUeehtigkeü  Bonves.  disp.  muscae  cum  formica  v.  35.  160. 

Mercfe  it.,  sp.  mereed,  pg.  pr.  mercS,  fr.  meroi  gnade,  auch  dank; 
von  merces  lohn,  im  frühsten  ndaiein,  e.  b.  bei  Gregor  d.  gr.,  schon  in 
der  bed.  misericordia.  Daher  pr.  merceiar,  aUfr.  mercier,  nfr.  remer- 
cier  danken. 

Mercoledi,  mercordi  it.,  fr.  mercredi,  pr.  dimercres,  cot.  dimeores 
mittwoch,  von  Merenrii  dies,  dies  Mercurii;  sp.  mi^rcoles,  pr.  auch 
mercres  nnt  derselben  endung  wie  in  martes  {s.  martedi),  it.  auch  m^r- 
oore,  wol.  mi^eari.  Statt  dessen  sagt  man  in  it<ü.  mundarten  mez- 
ödima  =  media  hebdomas  mittewoche,  mittwoch,  s.  Cherubini  und  Archiv, 
stör.  ital.  app.  num.  20,  p.  41,  churw.  maz-eamda;  man  gab  also  den 
göttemamen  auf  wie  im  deutschen,  worin,  nachweislich  nicht  vor  dem  ende 
des  10.  Jahrhunderts,  der  mittwoch  an  die  stelle  des  wodanstages  trat. 
Auch  sUwisch  heißt  er  die  mitte,  slovenisch  e.  b.  sreda.  Für  das  sp. 
mierooles  hat  der  Portugiese  das  den  tag  wählende  quarta  feira  wie  ngr. 

Merlo,  merla  it.  sinne  der  mauer;  abgel.  sp.  merlon,  pg.  merläo, 
/r.merion;  vb.  it.  merlare,  pr.  merlar  mit  jsrinnen  versehen.  Anspreche^id 
id  die  hei  BoUa,  Vocab.  genet.,  bemerkte  herleitung  aus  dem  archaisti- 
schen auch  auf  einer  inschrift  Orell.  n.  566  vorkommenden  moerus  für 
maros,  äimm.  moemlos,  und  nur  aus  dem  offenen  e,   das  dem  lat.  oe 


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212  I.   MERLUZZO-META. 

sonst  nicht  gemäß  ist^  läßt  sich  ein  leichter  einwand  dagegen  erhdboL 
Nach  Menage  kommt  es  vom  lat.  mina,  dimin,  minula,  endlich  mirala 
u.  s,  w.;  besser  als  von  mirari,  woraus  Muratori^  Ant.  itoi.  II,  468.  es 
deuten  möchte.  In  anschlag  kommt  endlich  auch  das  sie.  mergula  (aUsori 
merguleri  Spanu)  mauerjsinne,  das  aus  lat.  merga  gabd  cAgdeitä  Mi 
muß  und  ursprünglich  zinke  der  gabd  bedeuten  mochte^  womit  sid^  ik 
zacken  der  mauer  passend  vergleichen  ließen. 

Merluzzo  it.,  pr,  merlas,  fem.  sp.  merluza,  fr.  merlache  stoA- 
fisch;  wird  für  eine  eusammenseteung  aus  marislucius  (seeheckt)  gMUm^ 
um  so  richtiger  als  in  der  catai,  mundart  schon  das  einfache  Uns  (hcioB) 
dem  begriffe  genügt,  also  keine  aibleitung  marl-ozzo  gestattet  ist. 

Merme  altfr.  klein,  gering;  von  minimus  wie  arme  von  anima. 
Daher  sbst.  sp.  merma,  pr.  mermaria  Verringerung;  comask.  maTmam, 
ital.  marmaglia  geringes  volk;  comask.  marmgl,  cremen,  mannele^ 
kleiner  finger;  vb.  sp,  pr.  m  er  mar  sich  vermindern. 

Meschino  it.,  sp.  mezqaino,  pr.  mesqui,  fr.  mesquin,  altfr.  anA 
meschin  arm,  elend;  vom  arah.  meskin  mit  gl.  bed.,  dies  vom  vb.  sakana 
Fregt.  II,  335^.  Die  herkunß  des  Wortes  ist, eine  alibekannte:  Saratm 
mischinmn  mendicum  vocant  Gloss.  paris.  (Pfeiffers  Germmiia  VIII^  396). 
Prov.  und  altfr.  heißt  es  auch  schwach,  zart,  meschin  daher  knabe,  me- 
schine  mägdlein,  it.  meschina,  wallon.  mesk^ne  magd. 

Messa  it.,  sp.  misa,  fr.  messe  messe,  messopfer;  bekanntlich  wm 
missa  est  sc.  concio,  mit  welchen  warten  der  diaconus  die  versammlw^ 
entließ.  Andrer  meinung  ist  Ferrari,  der  messa  für  gleichbed.  halt  mü 
oblatio,  gäbe,  opfer.    8.  Ducange. 

Mestiero,  mestiere  it.,  sp.  altpg.  menester,  neupg.  mister,  pr. 
raenestier,  mestier,  fr.  mötier  geschäft,  hantierung,  gewerbe,  handweri; 
von  ministerium  dienst,  Verrichtung,  mlat.  maliercula,  quae  textricis  ftw- 
gebatur  officio  .  .  .  habebat  cooperatricem,  qaae  ejasdem  erat  mini- 
sterii  ^imoin.  Daher  sp.  pr.  raenestral,  pg.  menestrel,  altfr.  menestrel, 
später  menestrier,  m^nötrier  handwerker,  künsÜer,  musiker,  mlat.  mini- 
sterialis  diener  des  hauses,  une  noch  altfr.  im  Alexiuslied  66;  eine  noA 
ältere  franz.  form  in  den  Liv.  d.  rois  p.  236:  dameiseles  menestrales 
mulieres  meretrices.  Wie  mestiere  die  bed.  von  opus  ausdrückt,  so  oNci 
it.  e  mestiere,  fa  mestiere,  sp.  es  menester  die  von  opus  est. 

Mestize  sp.,  pr.  mestis,  fr.  m^tis,  it.  (in  einigen  wbb.)  metiecio 
hind  von  altem  verschiedener  race,  ursprünglich  auch  verschiedenes  Stan- 
des; gleichsam  mixticius. 

Meta  it.  {mit  geschlossenem  e)  misthaufe,  lomb.  meda  häufe  he% 
holz  u.  dgl.j  sard.  überhaupt  menge,  sp.  pg.  meda  häufe  garben,  altfr. 
moie;  von  meta  kegelßrmige  figur.  Abgd.  pg.  medäo  häufe,  medao  de 
areia  sandhügel,  sp.  in  letzterer  bed.  m^dano  und  sdbst  durch  vertagt 
schung  des  d  mit  g  m^gano;  dsgl.  sp.  al-mear  heuschober  für  almedar. 
Das  lat  wort  spaltet  sich  eigentlich  in  zwei  romanische  mit  verschiedener 
bedeutung:  neben  den  genannten  forfnen  steht  it.  meta  {mit  offnem  e),  sf. 


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I.   METTERE-MIGLIO.  213 

meta,  dUfr.  mete,  mette,  noch  jäsft  picard.  m^te,  gränestein,  gränee,  ge- 
w^füich  eines  grundstückeSy  aber  auch  eines  Staates, 

Metter e  ü.  ff.  (fehlt  woi.)  legen^  setzen.  Lot.  mittere  (gehn  lassen, 
scUcken)  war  schon  fähig,  die  nahliegende  bed.  ponere  auseudrücken:  so 
sagt  Seneca  manns  ad  anna  mittere,  so  Lactantius  gleichbed.  fundamenta 
ponere  und  fdndamenta  mittere,  so  später  die  L.  Sai,  super  cubitam 
manum  mittere,  mittere  manan! '  super  fortunam  alicujus,  caput  mittere 
in  pala  (hineinstecken),  s.  Pott  über  die  Lex,  Sah  166,  Plattlat.  388. 
Die  grmdbedeutung  aber  schwand  dem  Romanen,  ausgenommen  in  trans- 
mittere,  votUg. 

Mezzo  ü.j  tcäl.  mez,  sp.  medio,  pg,  meio,  jpr.  mieg  mitten,  halb, 
vm  medius;  präpositional  fr.  parmi  =  it.  per  mezzo;  pr.  enmieg,  äUfr. 
enmi  =  ü.  in  mezzo.  Abgd.  it.  mezzano,  sp.  mediane,  pr.  meia,  fr. 
moyen,  von  medianus  bei  spätem;  it.  metä,  mitad  (meatad  PC.  622), 
pr.  meitad,  fr.  moitiö  halfte,  von  medietas,  das  Cicero  ungeme,  die 
späiem  aber  häufig  brauchten;  daher  fr.  m^tayer,  npr.  meytadier  Pach- 
ter oder  meier,  der  den  ertrag  eur  hälfte  mit  dem  eigenthümer  theilt,  hol- 
feH,  mlat.  medietarius:  fr.  m^tairie  meierhof.  —  Aber  cdtfr.  mit  an  (m.), 
woher  mitanier  pachter  und  wohl  auch  nfr.  mitaine  fausthandschuh  (ge- 
iheäter  handsckuh)  werden  sich  schwerlich  aus  medietas  ableiten  lassen 
wid  seheinen,  wie  schon  andre  aufgestellt  haben,  aus  unserm  mitte  ent- 
standen, nach  Grandgagnage  aus  ähd.  mittamo. 

Mica,  miga  it.  pr.,  fr.  mie  eine  partikd  eur  Verstärkung  der  ne- 
gatioH;  von  mica  krümchen,  bißchen,  daher  auch  wcd.  nimic  /ur  lat.  nihil. 
&ibst.  fr.  miche  stück  brot. 

Miccia  t^.,  sp.  pg.  pr.  mecha,  fr.  meehe  docht,  lunte;  von  myxa, 
eigenü.  dUle  der  lampe,  aber  schon  im  altem  nüatein,  wo  es  auch  nixa 
lo^ää  {vgl.  niccia  Minage,  Orig.  ital.,  limous.  netse),  s.  v.  a.  ellychnium. 
Dos  wort  muß  aber  aus  dem  frane.,  wo  sich  x  in  ch  umbilden  kann 
(Uunw  liehe)  den  übrigen  sprachen  mitgetheilt  sein,  wie  es  denn  auch 
dort  £u  den  meisten  bedeutungen  gelangt  ist.  —  Prov.  findet  sich  auch 
meca,  das  sich  zu  mecha  verhalt  wie  coea  au  cocha:  die  mit  c  sind  un- 
Organist  durch  den  häufigen  Wechsel  zwischen  c  und  ch  (boca  bocha, 
lecar  lechar)  veranlaßte  formen  (rücJcbUdungenJ. 

Micio,  micia  it,  sp.  micho,  mizo,  miza,  miz,  wal.  mutzu,  mi(tz^, 
oÜfr.  mite  katze;  niUurausdruck  d.  h.  ein  nach  der  stimme  des  thieres 
gemachter  sdhmeichelname  wie  unser  miez  (über  welches  jedoch  Weigand 
II,  169  andrer  meinung  ist).  Abgel.  fr.  mitou  und  matou  kater,  ähnlich 
ml.  mutöc.  Zsgs.  fr.  chatte-mite  Schmeichlerin,  vgl.  das  Sprichwort 
se  Tuue  est  chate,  Tautre  est  mite  Ben.  I,  p.  6,  vollkommene  gleichheit 
der  gesinnung  auszudrücken.  Eine  andre  form  für  it.  micio  ist  muci, 
mocia,  muscia,  latinisiert  musio,  welches  Papias  gegen  die  lateinischen 
Sprachgesetze,  die  jedesfalls  murio  verlangten,  aus  mus  herleitet. 

Miglio  ü^  fr.  mille  (m.,  aus  dem  ital.),  sp.  pr.  fem.  milla  ein 
längenmaß  ursprünglich  von  tausend  schritten,  besonders  in  Italien  üblich, 


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214  I.    MILANO-MINA. 

ahd.  mila,  miUa,  nkd.  meile;  van  millia  für  mille  passus,  daher  der  M. 
flur.  miglia,  woraus  der  sing,  erst  entstanden  sein  muß. 

Milano  sp.y  pg.  milhano,  pr.  fr.  milaa  huhnergeier;  von  milnaniu 
ahgel.  aus  milaus,  woraus  erst  später  milyns  geworden  (lUtsehl  im  Bkm, 
Museum  für  phü.  K  F.  VII,  698)  jsur  aufhebung  des  hiatus.  Zu  milmig 
stimmt  auch  das  bask.  mirua  für  miruna,  indem  tat.  1  hier  öfters  i»  r 
Übergeht.     Vb.  sp.  amilanar,  s.  oben  astore. 

Milza  it.,  sp.  melsa,  neupr.  melso,  dauph.  milza,  burg.mm^  mii] 
vom  ahd.  milzi  (n.?)  vgl.  alban.  meltzi  leber.  Andre  fortnen  sind:  nuä. 
nilza,  chw.  snieolza,  weit  stärker  erweichend  neupr.  melco  und  melfo,  s. 
Honnorat.  Sonderbar  ist  das  venee.  spienza,  worin  sich  spien  und  milz 
begegnen;  ersteres  findet  sich  auch  im  sard.  spreni,  im  wai.  splene.  Dm 
das  ital.  adj.  smilzo  schlaff,  leer  des  leibes,  müßlos. 

Mina  it.  ^.  pg.,  pr.  mina,  möna,  fr.  mine,  waUon,  meinn  schadi, 
eregrube;  vb.  it.  miliare^  sp.  pg,  pr.  minar,  fr.  waUon.  miner  tm^erjro- 
ben.     Daher  cdtsp.  minera,  pr.  meniera,  fr.  miniere  bergwerk,  wd. 
miner^  erestufe;  hiervon  it.  minerale,  sp.pr.  mineral,  fr.  min^raL  Ifa 
fif^t  den  Ursprung  des  wortes  im  lat.  minare  oder  rom.  menare  fiihrm^ 
betreiben,  vgl.  pr.  menar  secretz  geheimnisse  betreiben,  mlat.  minare  oon- 
silium   einen  anschlag  bereiten,   minas  parare  nachsteUungen  ins  werl 
säßen.    Hiemach  ist  mina  jst4erst  geheimer  anschlag,  getriebe,  in  begidm^ 
aiuf  einen  belagerten  ort   geheimer  gang  ewr  Untergrabung  der  manery 
demnächst  auf  den  bergbau  angewandt.    Dieser  wandet  des  begriffs  hä 
nicJUs   unwahrscheinlii^hes :  ganz  ähnlich  legte  man  dem  it.  doccia  vw 
ducere  die  bed.  canal  bei.  Auffallend  ist  nur  die  abweichung  des  richtigen 
e  in  i;   geschah  es  zwr  Unterscheidung   der  begriffe  führen  menaie  wi 
^graben  minare?    Buchstäblicher  ausammenhang  mit  kymr.  mwn  masse^ 
mine,  ist  nicht  anzunehmen  \  wie  sich  gad.  m^in  zu  engl,  mine,  rom.  miiUL 
verhält,  wäre  wohl  noch  genauer  festzustellen,  s.  über  letztem  punct  Diefm- 
bach,  Cett.  I,  71.  —  Mine  fr.  hcitung,  gebärde,  ansehn,  daher  nhd.  miene, 
engl,  mien,  scheint  man  ohne  grund  vom  gesammtrom.  mina  zu  treimm, 
da  es  gleichfalls  von  menare  (pr.  mena,  s.  oben)  herstammen  kann^  indm 
es  die  äußere  führung   oder  haltung,   etwa  wie  gestus  von  gerere,  ottf* 
drückt:  pr.  se  menar  in  der  bed.  sich  benehmen,   s.  das  Katharisck 
ritual  p.  30. 

Mina  aUUmous.  großmütterchen,  gase,  menina,  sard.  minnanna  dof^ 
pg.  minino,  menino  knäbchen,  minina,  menina  mädchen^  sp.  menino  eäA- 
knabe,  menina  hoffräulein,  neupr.  menig  klein,  beam.  menit  kind,  norm. 
minet,  minette  dass.j  wohl  auch  romagn.  minen,  fr.  minon,  minette  häii- 
chen,  (bair.  minni),  henneg.  minette  mädchen,  cat.  minyö  bübchen,  wdches 
aber  an  fr.  mignon  erinnert;  auch  sicü.  minna  mutterbrust?  Der  stamm 
fordert  langes  i  (das  erst  in  abll.  zu  e  u?ird)  und  dies  bietet  das  goA 
adj.  mtn  klein^  artig,  das  sich  wohl  zur  bildung  von  kosewörtem  eignd, 
—  [Beachtenswerth  ist,  was  Mahn  p.  120  einwendet.  Das  gaelisd^irisck 
mtn  latUe  bretonisch  m&n  und  dessen  aneignung  würde  dem  Bomtmm 


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I.   MINACCIA-MODANO.  215 

doch  woU  näher  gdegm  haben  als  die  des  ersteren  wertes.  Zeuß  /,  117 
stM  irisch  min^  hymr.  mwyn^  bret.  moan  jntsammen:  ich  erblickte,  viel- 
leicht  irrlhämlichy  in  mtn  die  primäre  ceUische  form,  auf  welche  es  hei 
einem  über  aUe  romanischen  provineen  verbreiteten  wortc  ankommen  mußte. 
Nach  Mahn  hat  dieses  wort  eine  gam  nah  liegende^  lateinische  quelle, 
minimiis,  erweitert  miniminns,  mit  ausgestoßenem  im  mininus.  Aber 
wäre  der  sprachgeseteliche  Vorgang  nicht  mimninus  miminas  gewesen?] 

Hinaccia  it.,  sp.  amenaza,  pr.  menassa,  fr.  menace  drohung;  von 
minaciae  für  minae,  nur  bei  Pkmtus. 

Hiniare  it.  fein  iUuminiereny  sp.  miniar  punctieren,  ndat.  miniare 
mit  mennig,  miniom,  schreiben  und  zeichnen,  daher  miniatara  kleines  ge- 
mälde,  wie  es  in  handschriften  vorkommt.  Von  minium  leitet  Menage 
auch  it.  mignatta  blutegd,  weil  er  roth  gejseichnet  sei. 

Minoto  it.,  sp.  menudo,  pg.  miudo»  pr.  menut;  fr.  menu  klein; 
von  minntas.  Sbst.  it.  sp.  minuto,  fr.  minute  (f)  der  60.  theU  einer 
stunde,  eigenÜ.  minuto  primo  die  erste  Verkleinerung  oder  eintheilung; 
minnto  secondOy  fr.  seconde  (f.)  der  60.  theü  einer  minute^  die  «weite 
einikeilung;  minuto  terzo,  fr.  tierce  (f.)  der  60.  theü  einer  secunde.  Von 
/r.  menn  ist  mennet  tana  mit  kleinen  schritten.  Vb.  minuzzare  it.,  pr. 
mennzar,  altfr.  menuiser  klein  machen,  verschneiden,  gleichsam  minntiare. 
Hievon  das  franM.  sbst.  menuisier  schreiner. 

Mirabella  ü.^  sp.  mirabel,  /r. mirabelle  eine  art  kleiner  gelblicher 
pflaumen.  Italien  nennt  diese  pflaume  auch  mirabolano;  das  gleichlautende 
siHm.  wort  aber,  so  wie  das  fr.  myrobalan  =  gr.  fivqoßahxvog  bedeutet 
eine  aus  Ltdien  kommende  pflaume,  woraus  die  Alten  eine  salbe  (fivgov) 
bereiteten.  Man  scheint  also  in  Italien  den  namen  der  indischen  frucht 
auf  eine  einheimische  übertragen  und  ihn  ncuMher  durch  eine  umbüdung 
sieh  näher  gerückt  zu  haben,  wobei  man  das  Originalwort  (mirabolano) 
auf  den  bäum  beschränkte,  während  es  im  span.  die  doppelte  bed.  frucht 
und  harnn  behauptet. 

Mi 8  it.,  fr.  m6s,  m6,  pr.  mes,  mens,  sp.  pg.  menos  in  compositis 
mä  der  bed.  'nicht  recht,  nicht  gehörig',  ungefähr  dem  lat.  male,  besser 
no(h  dem  deutschen  mis  entsprechend,  beweist  seine  herkunft  von  minus 
durdi  die  südwestliche  form,  und  hat  mit  unserm  mis,  woraus  es  zuweilen 
noch  hergeleitet  wird,  keinen  Zusammenhang.  Ein  beispiel  ist  mis-pregiare, 
mens-,  mes-prezar,  m^priser,  menos-  preciar  misachten,  s.  Bom,  gramm. 
11,434. 

Mischiare  und  mescolare  it.,  sp.  pg.  pr.  mezclar,  mesclar,  fr. 
müer  mischen,  im  altern  mlatein  misculare,  sbst.  it.  mischia  ff.;  von 
miseere.  Eine  aU.  ist  fr.  m^langß  (noch  bei  Nicot  fem.,  jetzt  masc), 
pr.  mesclanha  gemiscK  vgl.  dasselbe  sufßx  in  louange,  laidange. 

Mita  sp.,  mite  fr.  milbe;  vom  ahd.  mtzä,  ags.  mite,  ndd,  myte,  s. 
Grimm  UI,  366. 

Mödano,  mödine  it.,  sp.  pg.  umgestellt  melde,  i^.  molle,  fr.  moule, 
sard,  moglia  muster;  von  modulus,  woraus  aucA  mo d eil o, modele,  modele. 


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216  1.   MODERNO-MONTONE. 

Moderno  ü,  sp.,  fr,  moderne  heutig;  von  modernns,  das  sicherst 
bei  Friscian  und  Cassiodor  findet,  dbgel,  vom  adv,  modo  in  der  dem  frü- 
heren nUatein  geläufigen  bed.  nunc,  daher  amodo  ^von  jetzt  an\  vgl.  dk 
ebenfalls  aus  adverbien  abgeleiteten  hodiernus,  hesternus,  sempiternus. 
Die  erklärung  aus  dem  subst.  modus  verträgt  sich  nicht  mit  der  bedeuiung 
dieses  worteSy  eben  so  wenig  die  at4$  dem  erst  später  entstandenen  franz. 
fem,  mode. 

Moggio  itj  sp.  moyo,  pr.  muei,  fr.  muid  ein  getreidemaß,  scheffd; 
von  modiu8.  Ein  sehr  altes  beispiel  des  franz,  worfes  ist  in  den  Cass. 
glossen  moi  ^mutti\  vgl.  W.  Grimms  anmerkung. 

Moja  it.,  fr.  muire  (Triv,)  sahqueUe,  salsswasser,  vielleicht  auch  sp. 
murria  salbe  von  Jmoblauch,  essig  und  salz;  von  muria.  Zsgs.  it.  sala- 
moja,  sp.  sal-muera,  pg,  sal-moura,  fr,  sau-mure,  u?ie  gr.  äX-fttgig, 

Molla  it.,  pg.  mola,  sp.  muelle  (m.)  Stahlfeder,  im  plur.  zange,  sp. 
molla  krume,  auch  wade;  abgel.  it.  molletta,  sp.  molleta  lichipidge 
(eigentl.  kleine  zange),  moUedo  nebst  fr.  mollet  fleischiger  theü,  wade, 
sp.  moWejSL  .kalbsdrüse,  it.  möUica  brosame  u.  a.  m.;  sämmüich  von  mollis 
weich  (daher  die  bed,  krume  und  ebenso  wade  d.  h.  weicher  theü  im 
gegensatz  zum  Schienbein),  biegsam  (daher  Stahlfeder,  stahlzcmge).  Zu 
merken  noch  itdl,  adj.  moUe  feucht,  gleichfalls  von  moUis  in  der  hei 
weich;  daher  denn  auch  vb.  it.  mollare  nachgeben,  ammollare  netsen, 
in  letzterer  bedeutung  pg.  pr.  molhar,  cat.  mullar,  fr,  mouiller,  sp.  mojar, 
d.  i.  moUiare  (wie  roman.  levi-are,  gravi-are  aus  levis,  gravis);  ^st.pg. 
mölho,  sp.  moje  brühe.    Span.  moUera  s.  II.  b. 

Molo  it.,  sp.  muelle,  fr.m6\e(m.)hafendamm;  vom  gleichbed.  mo\e&, 

Monna  if.,  sp.  pg.  mona,  neupr.  mouno,  bret.  moana  affin,  äffe, 
daher  fr.  momiine.  Monna  hat  auch  die  bed.  von  madonna,  woraus  es 
zusammengezogen  ward:  muthmaßlich  brauchte  man  es  als  schmeicheUoort 
von  der  affin. 

MoDOCordo  it.,  umgedeutet  mit  hinsieht  auf  manus,  sp.  pg.  mani- 
cordio,  fr.  manieordion  ein  Saiteninstrument;  vom  gr.  ^lovoxoqdov,  weü  es 
nur  eine  saite  enthielt,  vgl,  die  prov.  stelle  manicorda  ab  una  corda  LR 

Montone  it,,pic.  monton,  ven.  moltone, pr.  cat.  moltö,  jpr.  aUsp.  (Alz.) 
moton,  fr.  mouton  hammel.  Ein  mlat.  multo  geht  vielleicht  bis  in  das  8, 
jh.  hinauf :  multones  et  verveces  'wideri'  (hämmel)  Gl.  SchletUd.  34,  2, 
multo  'wider^  Gl.  Flor.  p.  289''.  In  der  angegebenen  bedeutung  treffen 
alle  sprachen  zusammen,  wenn  auch  wohl  einmal,  wie  Livr.  d,  rois  p.  141 
aries  mit  mouton  übersetzt  oder  wenn  es  aitcat,  durch  moltö  entegare 
(lat.  integer)  ausgedrückt  wird.  Das  wort  begegnet  auch  auf  andern 
Sprachgebieten  und  zwar  in  primitiver  gestält,  z.  b.  bair.  motz  (von  matz^ 
schneiden?  fragt  SchmeUer),  allein  die  herleitung  daraus  würde  die  probe 
nicht  bestellen,  zu  deutlich  zeigen  die  mundarten  die  form  molt,  abgeänderi 
in  mont  Femer  altir.  molt  vervex  Zeuß  I,  78,  gael.  mult,  kymr.  moUt, 
com.  molz,  bret.  maout,  aber  eine  überzeugende  6eU.  würzet  fehU.  En 
besseres  und   ganz  bezeichnendes  primitiv   gewährt   die  roman.  spräche 


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I.  MORA-MOSCIO.  217 

sdbsl:  neupr,  mont,  com,  mot,  chw.  mutt  verstümmelt,  welches  ohne  Schwie- 
rigkeit aus  lat.  mntilas  mit  versetztem  1  entstehen  konnte,  vgl,  neupr,  cabro 
mouto  {cdtpr.  wäre  cabra  mouta)  eine  der  hörner  beraubte  ziege,  wörtlich 
Columella's  capella  mntila,  schweif,  muttli.  Das  aus  diesem  adjediv  ah- 
geieitetemonton  bedeutet  also,  wie  unser  hsimmel^  ein  verstümmeites  thier,— 
[Beistimmt  Gaehet  p.  322^,  der  auch  ein  entsprechendes  aUfr,  wort  für 
hammdy  castrois,  anführt.] 

Mora  it.  schober  abgehauener  zweige,  sp.  moron  hügel,  fr.  (Schweiz) 
moraine  steingeröUe ;  vgl.  bair,  mur  losgebrochenes  gestein,  Schmeller 
IT.  612.  —  [Nach  Weigand  TL,  213  scheinen  diese  Wörter  auf  das  mit 
mürbe  wurzdverwandte  altn.  mor  (feiner  staub)  zurückzugehn.] 

Morchia  und  morcia  it.,  sp.  morga,  richtiger  cot.  mail.  morca 
olschaum;  von  amnrca. 

Morello  it.,  altfr.  morel,  morean,  aber  sp.  pg.  moreno  schwarz- 
bra%m;  von  morns  maurisch^  schwärzlich.  Daher  auch  it,  pr.  morella, 
fr.  morelle  eine  jrflanze,  nachtschattcn.  Weiteres  bei  Roesler,  Etymologie 
der  farbenbezeiehnungen  p.  6. 

Morione  it,  sp.  morrion,  alt  mnrion,  pg.  morriäo,  altfr.  morion 
pidcdkaube;  von  ungewisser  herhunft.  Man  erinnert  dabei  an  das  sp. 
morra  schadet. 

Mormo  pg.,  sp.  mnermo,  pr.  vonna  (jetzt  bonn  m.),  fr.  morve  (f.), 
sicmorm  schleimige  feucktigkeit  der  nase,  im  span.  und  port,  eine  pf erde- 
IrankheU.  Man  leitet  diese  Wörter  aus  morbus,  was  weder  den  begriff 
noch  die  form  recht  befriedigt,  wenigstens  wäre  nach  den  franz.  lautge- 
setzen  morbe  aisdann  richtiger  denn  morve.  Das  pr.  vorma  nähert  sich 
auffallend  dem  fr.  gourme  //.  c. 

Mortajo  it.,  sp.  mortero,  pr.  fr.  mortier,  wal.  moz^riu  mörser 
md  mortd  (ital.  wal.  nur  ersteres) ;  von  mortarinm  in  beiden  bedeuiungen. 

Moschetto  it.j  sp.  mosquete,  fr.  mousquet  ein  feuergewehr,  altfr. 
monschete,  mlat.  moscheta  ein  Wurfgeschoß,  bolzen ;  ursprüngl.  eine  kleinere 
ort  zur  beize  dienender  sperber^  sp.  mosquet,  mosqueta,  fr.  ^mouchet, 
it.  moscardo.  Werfen  nach  jagdvögeln  benannt  s.  unter  falcone.  Mosquet 
aber  hieß  dieser  sperber  von  der  gesprenkelten  gleichsam  mit  mucken, 
moQches,  gezeichneten  brüst,  daher  auch  fr.  moucheter  sprenkeln.  S. 
Frisch  II,  310'  v.  sprinz. 

MoBcio  it.  schlaff,  welk,  sp.  mustio,  cat.  mox  düster,  nachlässig, 
pr.  mois  dfister,  tückisch,  altfr.  mois  Ben.,  wallon.  muss  (für  must  une 
cress  für  crest,  lat.  crista)  trübsinnig.  Buchstäblich  leisen  sich  alle  diese 
formen  im  lat.  musteus  vereinigen^  das  aber  fast  das  entgegengesetzte  aus- 
sagt (ßing,  frisch).  Sind  sie  atis  raucidus  entstanden,  das  sich  durch 
umstdltmg  in  mn^dins  mnstius  verwandelte  ?  Wie  aus  der  bed.  schimmlig 
die  bedd.  träge,  verdrießlich  erfolgen  können,  zeigt  der  artikel  muflfo. 
Densdben  stamm  verräth  cat,  müstig  schlaff.  Auch  limous.  moasti, 
ckurw.  maoet,  lomb.  moisc  fetu:ht  (dumpfig)  scheinen  dieses  ursprtmges. 
Abgd.istit.  ammoscire  ermatten^  welken, pr.Bmosir  düster  werden Bth.203, 


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218  I.   MOSTACCIO-MUFFO. 

Mostaccio  ü.,  sp.  mostacho,  fr.  moostache,  und.  mostatie  hiM- 
bort;  vorn  gr,  fAvara^  mit  gl.  bed.,  Man.  mustäke,  im  lateinischen  mcJU 
vorhanden. 

Mos  tarda  it.  pg.  pr.y  fr.  moutarde,  sp.  aber  mostaza  senf;  mm 
mustum,  weil  er  mit  most  angemacht  wird.  > 

Motta  it.  herabgeschwemnUe  erde,  sp.  pg.  mota  erdaufumrf,  fr. 
motte  erdscholley  altfr.  mote  aufgeworfene  anhöhe  mit  festem  schloß,  aitpr. 
mota  schutzwerk  eines  Schlosses  SBos.  Utusweifelhcft  findet  sicJi  das  tmt 
in  deutschen  mundarten  wieder.  Bair.  mott  aufgehäufte  moarerde^  schwi. 
mutte  ausgestochener  rasen^  ndl.  mot  abfaU  von  torf,  fries.  mote  lohkmkt. 
Span,  mota,  sofern  es  knoten  im  tuche,  kleiner  fehler  bedeutet,  jnekt  lat- 
ramendi  aus  dem  bask.  motea  knöspchen,  womit  auch  das  ndl.  moet,  wr^. 
möt,  kleine  erhabenheity  knopfchen,  fleck  oder  fehler  zusammentrifft;  pg. 
mouta  kleines  gebüsch  läßt  sich  unter  vergleichung  des  iL  macchia  (fledt. 
busckwerk)  damit  verbinden.  Außer  motta  besitzt  die  ital.  spräche  mota, 
gleichbed.  mit  malta  II.  a.  und  daraus  entstanden,  aber  auch  motta  U 
diese  bedeutung.  Daß  auf  das  altfr.  mote  das  irische  die  bed.  berg  oder 
hügd  ausdrückende  mota  (m.)  anspräche  mache,  ist  noch  anzufügen. 

Motto  ö.,  sp.  pg.  mote,  pr.  fr.  mot  wort,  spruch,  pr.  auch  vm; 
vom  lat.  mntire  mucksen,  ndat  muttum;  *mattum  nuUum  emiseris^  pio- 
Terbialiter  dicimus,  id  est  verbum  Coinutus  in  Pcrsii  sat,  I.  Mi  matiie 
cAer  trifft  zusammen  sard.  mutire  rufen,  pr.  citfr.  motir  anzeigen, 

Mozzo  it.,  sp,  mocho,  pr.  mos  (fem.  mossa),  fr.  mousse  stumpf,  ver- 
stümmelt; vb.  mozzare,  smozzare,  mochar,  ämoasser  abstumpfen;  vm 
ndl.  mots,  schwz.  mutz  abgestutzt,  ndl.  motsen,  matsen  abstutzen,  nU. 
mutzen.  Aus  dem  franz.  aber  ist  entnommen  it.  smussare,  smusso.  Abgd. 
sp.  mochin  Scharfrichter,  eigentl.  verstummter.  Oder  ist  sp.  mocho  vm 
mutilos,  wie  man  cachorro  aus  catnius  leitet?  Das  bask.  mntila  buie 
(kleiner  stümmd)  könnte  diese  ansieht  unterstützen. 

Muffare  ü.  in  camuffitre  Verkappen,  für  capo-mafGure  den  topf 
vermummen;  vom  deutschen  muf,  entstellt  aus  mhd.  moa,  moawe  emd^ 
s.  J.  Grimm  über  diphthonge.  Desselben  Stammes  ist  fr.  moufle  fansi- 
handschuh,  mlat.  mnffala,  daher  ndl.  moflfel;  dsgl.  adj.  pr.  moflet, 
(neupr.  moufle),  pic.  mouflu,  wallon.  mofhes'  weich,  eiastisch  (nach  ort  des 
muffs),  und  vermuthlich  auch,  mit  rücksicht  auf  die  ausstopfmg  dessdbe»^ 
fr.  moufler  die  backen  aufblasen,  sp.  mofietes  bausbackm,  pic  moaln 
wohl  ausgestopft,  l^enneg.  moflu  dickbackig,  doch  ist  hier  auch  mufleÜ.c 
in  ansMag  zu  bringen,  vgl.  Grandgagnage  v.  moufler,  wo  diese  uförter 
mit  großer  genauigkeit  abgeJumdelt  sind. 

Muffo  it.  schimmlig,  com.  romagn.  moff  bleich  oder  graulich;  disL 
it.  muffa  Schimmel,  pg.  mofo,  sp.  moho  schimmel,  moos,  fr.  monfette 
moderdunst;  vb.  it.  muffare,  lothr.  mouffd,  neupr.  muffir  schimmeln;  ok' 
dem  deutschen,  ndl.  muf  schimmlig,  hd.  muff  schimmel,  vb.  mttffen.  M 
demselben  stamme  werden  figürlich  auch  üble  fnoralische  eigensduifle» 
ausgedrückt:  sp.  moho  trägheit,  mohino  verdrießlich,  boshafl^  pg.moisfi 


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I.   MUGAVERO-MUNON.  219 

bnekerig^  venee.  mnffo  schwermüthig :  es  sind  begriffe,  die  sich  dem  schim- 
md  ak  schmiUß  oder  fäulniss  anschließen^  vgl,  nhd.  faul  ptUridus  und 
pigcTy  schws.  auch  malus.  Doch  ist  noch  isu  vergleichen  bair.  mufiisch 
miirrischy  muffen  murren^  schmollen.  Der  Spanier  nennt  auch  den  maul- 
fsd  mohino  wegen  seiner  tüche^  ein  worty  das  Cabrera  gegen  die  sprach- 
gesetse  aus  mulus  hinnns  construiert. 

Hngav^ro  U.,  sp.  almogavar,  almogarave,  pg.  almogaure^  dUcat. 
almugaver  Chr.  d'Escl.  603'' y  oZtoai.  almugaber  JFeftr.  ^r.  2i,  almugavar 
220  pariheigänger;  vom  arab.  al-mog&yir  Streiter  Freyt.  Uly  302"  y  vgl. 
auA  Monüy  Ägg.  dl  vocab.  Ily  2,  306  y  und  S.  Rosa  s.  v.  Im  ital.  gut 
es  OHch  für  einen  unirfspiefi,  wie  die  magaveri  ihn  führten. 

Hogghiare  it.y  sp.  majar  fehlt,  fr.  mugler,  meugler  brüUen;  mlat. 
mngolare,  frei  gAüdet  aus  mugire. 

Mdggine  t^.,  sp.  mdjol,  mügil,  pg.  magern,  fr.  muge  ein  Seefisch; 
von  magiL    Frone,  mulet  aber  entspringt  besser  aus  mullns. 

Mola  i^.,  male  fr.y  molilla  sp.  pantoffel;  nach  Frisch  u.  a.  von 
moUeofl  schuh  von  roihem  leder;  nicht  unbedenklich. 

Mulino  ü.y  molino  sp.,  moinho  pg.,  moalin  fr.  mühle;  von  molina 
fiir  mola,  bei  Ammian.  Marceil.  Daher  it.  malinaro,  magnajo  {wie 
batneam,  bagno),  sp.  molinero,  fr.  meanier  mutter.  Eine  ssss.  isi  it.  ti- 
molinare ,  sp.  remolinar,  pg.  remoinhar,  dltfr.  remooliner  ^A  im  kreiße 
drAeny  trir&eZn,  it.  sp.  remolino,  pg.  redomoinho  {mit  einmischung  von 
retro)  strudely  wirbelwindy  dUfr.  remoalin  stem  am  köpf  eines  pferdes 
(haancirbd)  Roq.  Auch  das  einfache  it.  molinello  bedeutet  Wirbelwind. 
Von  re-molere,  remoadre  aber  ist  fr.  remous  (m.)y  remole  (f.)  wasser- 
wirbd,  meeresstrudd.  Der  alten  prov.  spräche  scheinen  die  jsss.  mit  re 
eu  fehlen^  es  bleibt  daher  eu  Oberlegeny  ob  tn  revolina  GO.y  revolinariiZ., 
inmal  da  diese  Wörter  den  schwestersprachen  abgehen,  nicht  eine  umwand" 
lung  des  m  in  y  statt  gefunden,  indem  an  volvere  gedacht  ward;  molinar 
'taurbUlonner  hat  lUxynouard. 

Mammia  ü.y  sp.  momia,  fr.  momie,  mamie  ein  einbalsamierter 
und  gärockneter  leichnam;  vom  gleichbed.  pers.  mfimgä,  dies  von  mfim 
waehsy  womit  die  leichen  übersogen  umrden.  Scaliger  weist  dagegen  auf 
gr.  aftwfiov  ein  gewüre.    8p.  adj.  momio  abgemagert. 

Mangere^  mognere  it.y  sp.  (arag.)  mmxy  pg.  mangir,  pr.  molser 
GO.y  wai.  molge  melken;  von  mulgere.  Das  übliche  span,  wort  ist  or- 
defiar  //.  6.,  das  fr.  traire,  aber  die  eilte  spräche  kannte  malger  LBs.  66, 
MocA  pic.  moudre.  Andre  mundartl.  formen  sind  lomb.  molg,  piem.  monse, 
sard.  mnlliri,  chw.  malger,  cot.  maöir.  Von  muugere  ist  das  ital.  adj. 
monto,  smonto  hagery  dbgemergeUy  nicht  von  emanctus. 

Manon  sp.y  cot.  munyö,  sie.  magnani  großer  armmuskely  wohl  auch 
fr.  moignon  fleischiger  theily  stück  fleisch  (Trev.)y  stümmel  eines  abgenom- 
menen gUedes;  vb.  camask.  magna  abstutsen.  Die  einfachste  form  gewährt 
dos  bret.  den  übrigen  cdtischen  sprachen  unbekannte  moil,  moaü  ver- 
stümmeU  an  hand  oder  arm.    Als  primitiv  des  y^an.  Wortes  bietet  sich 


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I 


220  I.   MUR— MUSO. 

das  basJc.  mufi  dotier:  die  begriffe  doUer  and  tnnskel  begegnen  sich  cmck 
im  IcU,  torulus,  it.  tuorlo.  Welcher  spräche  aber  dieser  stamm  eigettüid 
angehörCy  bleibt  ungewiß.  Eine  ableitung  daraus  ist  sp.  muneca  hani- 
wurjBel,  fausty  puppe,  in  letzterer  bed,  auch  muneco;  ramagn.  mugnacBofe. 

Mur  altsp.  altpg,  (m,),  churw.  mieur  (f.)  maus.  Das  wort  iomiti 
sich  neben  murus  (mauer)  nicht  behaupten  und  mußte  mit  andemj  teit 
sorex,  talpa,  vertauscht  werden.  Eine  abl.  mit  gl.  bed.  ist  pr.  murena 
(vielleicht  mureca  su  lesen)^  in  der  neuen  spräche  murga,  welches  m 
mus  entstand  wie  auca  aus  avis  {st  ooa),  daher  pg.  murganho,  ^.mos- 
gaüo  junge  maus;  eine  andere  sp.  murecillo  muskely  worin  sich  äUo  äk 
bekannte  auffassung  dieses  Organs  als  maus  oder  mäuschen  wiederholi, 
die  sich  auch  im  mittelgr.  Ttovtixog  (abgekürst  aus  fivg  Ttovttxog)  dairffei 
ausspricht. 

Mnsaioo  {/.,  sp.pg.  mosaico,  pr.  mozaic,  fr.  mosatque  imtsttwfccö; 
entstellt  aus  masivnm  sc.  opus  bei  Spartian,  maseum  bei  andern,  ausgr. 
ftiovaeiovy  musenwerk.  Für  masivnm  findet  sich  zuerst  pr.  masec^  scfc» 
GRoss.:  lo  palaitz  .  .  totz  fo  penhs  a  muzec  1032;  peiros  .  .  figurata 
a  musec  d'aur  resplanden  1635,  altfr.  musike  Parton.  /,  30  (s.  LR), 
wobei  man  wohl  an  Musa  und  musica  dachte.  Später,  wenigstens  sä 
anfang  des  14.  jh.,  kam  das  etwas  nach  gelehrter  umbüdung  schmedcende 
musaico,  endlich,  indem  man  die  Muse  verließ,  mosaico  auf. 

Musarana  sp.,  pg.  neupr.  gleichlautend,  fr.  musaragne  (museraigoe 
Rabelais),  norm,  mesirette,  wdllon.  miserette,  chw.  misiroign,  comaA, 
mns-de-ragn  spitsmaus;  von  mus  araneus. 

Masco,  maschio  it.,  sp.  masco,  pr,  masc,  fr.  masc,  Uxt.  mosciis 
erst  bei  lEeronymus,  später  auch  moscas,  moschus  bisam;  aus  dem  pers. 
maschk,  arab.  al-misk  Freyt.  IV,  179^,  woher  das  üblichere  sp.  almii- 
it\Q,pg.  almiscar,  cat.  almesc. 

Maso  it.  altsp.,  pr.  mas  und  mursel,  fr.  masean  maul,  schnam 
(daher  engl,  muzzle,  gael.  maiseal  maidkorb);  vb.  it.  masare,  altsp.  pr, 
musar,  fr.  maser,  engl,  muse  gaffen,  brüten,  harren,  seine  seit  verliereni 
pr.  altfr.  masa,  mase  vergebliches  harren;  pr.  musart  gaff  er,  thor  {cft 
neben  M)y  w/r.  masard;  esgs.fr.  amaser  hinhalten,  unterhalten.  Ferrari 
sieht  in  masare  das  lat.  mussare,  allein  die  buchstaben  stimmen  nidit> 
Stalder  erwähnt  ein  Schweiz,  mause  schnauze,  aber  als  mtdhmaßliche  naeh- 
bildung  des  ü.  muso.  Auch  ndl.  muizen  kann  in  der  bed.  nachsinnen 
aus  muser  herrühren  (vgl.  wegen  des  voccds  luister  aus  lustre);  (beim 
hat  die  Schweiz,  mundart  ein  vb.  rausen,  sbst.  mus  schwermuih.  Biefen- 
bach,  Goth.  wb.  II,  89,  wagt  es  mit  dem  altfries.  müth  (engl,  mouth)  t» 
Verbindung  zu  bringen.  Bei  musare  wnrf  müsa  ließe  sich  'auch  das  M. 
muozön  unthätig  sein,  muoza  unthätigkeit,  muße  geltend  machen;  cbtf 
das  roman.  yerbum  konnte  sehr  wohl  aus  muso  hervorgehn,  wenn  man 
sich  als  grundbedeutung  denkt  'ein  maul  macJten,  mit  offenem  maul  dtt 
stehn,  vgl.  unser  maulaflFe  und  oben  badare.  Das  etymon  liegt  naher, 
als  man  glaubt.    Lat.  morsus  gebiß  (das  womit  gebissen  wird)  twuHW- 


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I.  MUSSOLO-NEGARE.  221 

d(Üe  sieh  durch  einen  ziemlich  üblichen  ausfall  des  r  vor  s  in  mösus, 
kmges  o  aber  wird  leicht  jsu  u,  und  so  entstand  muso  aus  morsus  u)ie 
gioflo  aus  deorBum  deösum.  Das  andenken,  an  r  erhielt  sich  noch  im  pr. 
mnrsel,  worin  dieser  buckslabe  durch  seine  Stellung  in  unbetonter  sübe 
geschütsi  ward,  während  der  vocal  sich  nach  dem  primitiv  mus  richtete; 
so  wie  im  bret.  mors^el,  worin  eine  oitfr.  form  fortlebt. 

MqssoIo,  mussolino  ity  sp.  muselina,  fr.  mousseline  nesseltuch; 
vm  Mosnly  arab.  Mauftl,  Stadt  in  Mesopotamien^  wo  es  merst  verfer- 
tigt ward. 


N. 

Nicchera,  gnacchera  it.,  sp.  n&cara,  fr.  nacre,  altfr.  nacaire, 
masc.  sp.  n&csLTj  it.  nAccaro  perlcnmuschd,  muschelschak^  it.  altfr.  auch 
üapper,  pauie,  pr.  necari;  orientalischer  herkunft,  bei  den  Kurden  na- 
kÄra.  5.  darüber  Ducange  zu  Joinviüe  und  zumal  Pott  in  Höfers  Ztschr. 
IT,  354, 

Nasturzio  it.  u.  s,  w.  gartenkresse,  lat.  nastartium,  bemerkenswerth 
wegen  vielfacher  entsteUung:  ven.  nastrazzo,  fr.  nasitort,  netipr.  nastoaU; 
mii  vertauschtem  anlaut  sp.  mastaerzo,  pg.  mastru^,  sie.  mastrozzo,  sard. 
martnzzu,  piem.  bistorcc  (cc  palatal).  tat.  nastartium  soU  s.  v.  a.  nasi- 
tortinm  bedeutenj  a  naso  torquendo,  das  fr.  nasitort  wäre  also  eine  er- 
üärung  desselben.  Ihm  entspricht  das  cot.  morritort,  denn  morro  ist 
schnauze.  Andre  namen  der  kresse  sind  it.  crescione  u.  $.  w.y  s.  oben, 
sp.  berro  //.  b.j  sard.  ascione. 

N4tica  it.,  sp.  nalga,  pr.  nagga  Eludd.^  altfr.  nache,  nage  Bert, 
p.  96  hinterbcuken,  mlat.  natica;  abgeleitet  aus  natis  wie  cutica  aus  cutis, 
pr.  aoca  aus  avis,  s.  oca. 

Na ve rare  U.  in  innaverare  z.  b.  PFS.  II,  113,  pr.  cot.  nafrar, 
fr.  Darrer  durchbohren,  verwunden^  wohl  auch  sard.  nafrar  backen;  sbst. 
pr.  nafra,  norm,  nafre  umnde,  sard.  nafra  fleck;  vom  ahd.  nabagSr,  nhd. 
Tfibeiy  ndl.  neviger,  nef&ger,  nord.  nafar  bohrer.  Vielleicht  ist  das  pg. 
escalavrar  leicht  verumnden  damit  zusammengesetzt. 

Nayilio,  naviglio,  navile  t^.,  j)r.  navili,  aitfr.  navile  (navilie  JRoZ.) 
flotte^  schiff y  nfr.  nur  nayire  (vgl.  concire  aus  concilium  Ben.  u.  a., 
Basire  aus  BasUius  Eapp.  au  min.  p.  178),  in  den  Livr.  d.  rois  navirie 
fem^  Wie  der  Lateiner  aus  civis  civilis,  so  leitete  der  Italiener  aus  navis 
das  adj.  navile  und  hieraus  allerdings  unublicher  weise  navilio. 

Negare  venez.  {fnaü.  gen.  negä),  pr.  negar,  fr.  noyer,  chw.  nagar 
ertränken;  von  necare  in  eingeschränktem  sinne,  mlat.  necare,  negare  mit 
dersdben  bed.  in  der  L.  Burg,  und  Alam.  Die  formen  der  andern  spra- 
chen sind  it.  annegare,  sp.'pg.  anegar,  nicht  aus  ad-necare,  sondern 
aus  enecare,  von  Gregor  v.  Tours  4.  30  für  ertränken  gebraucht,  wcd. 
inneeJL 


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222  I.  NEGROMANTE-NIDO. 

Negromante,  nigromante  ü.^  sp.  pg.  mgromeLUie,  wald.  uigto- 
mant,  pr,  nigromanoii,  fr.  negromanoien  tocUenbeschwörer ;  it.  negroman- 
zfa,  sp.  nigromanda,  ältfr.  nigremance  und  ingremance  Alx.  7,  9,  Bari 
211  todtenheschwörung;  von  vexQOfdavvig^  vB%qnpiavTaia.  Negro  passt  wA 
dem  buchstdben  allerdings  eu  vexqogy  da  k  leichTzu  g  wird^  aber  äU 
hinneigung  eu  nigro  zeigte  daß  man  das  lat.  niger  darin  ßhUe  (tcolun 
es  auch  Raynouard  stellt),  indem  man  sieh  darunter  einen  mit  schwärm 
dingen  verkehrenden  dachte,  was  deutlich  aus  dem  span.  magia  negn, 
synonym  von  nigromancia,  hervorgeht.  Ein  lat.  deutsches  glossar  sehreü 
darum  negromantia  ^swartseJconst*  Dief.  Gloss.  Uxt.  germ.  377^;  die  eauber- 
bücher  hießen  schwarze  bücher.    S.  e.  b.  Frommann  zu  Herbort  v.  662. 

N^spola  it.,  sp.  pg.  nespera,  cot.  nespla,  dUfr.  pic.  neple  Voc 
duac,  neufr.  nfefle  (fotwp)  eine  frucht,  mispel;  it.  nespolo,  s/i.  nispero, 
cot.  nespler,  pg.  nespereira,  fr.  neflier  mispeibaum;  von  mespilns,  mes- 
pilum  mit  gemeinrom.  übergange  des  m  in  n,  der  auch  im  ahd.  nespil 
vorliegt.  Formen  mit  m  sind  cdtsp.  mespero,  bask.  mizpira,  waUon.  mess, 
in  Bheims  mgle. 

Nessuno  »^.,  in  älterer  form  nissuno,  pr.  neisun,  altfr.  nesnn,  nisim 
pronomen  für  lat.  ntMus.  Es  ward  sonst  wohl  durch  nescio  nnum  erüäfij 
näher  aber  liegt  ne  ipse  unus,  so  daß  es  heißt  ^auch  nicht  einer. 

Netto  Ä.,  sp.  neto,  pg.  nedeo,  pr.  fr.  net  rein,  hell  u.  dgl.;  wm 
nitidus. 

Nevula,  neula  sie,  letzteres  auch  sard.  prov.  cot.  ein  badcwerk^ 
hippe,  fr.  (henneg.)  nienle  oblate;  von  nebula,  das  im  latein.  zmeeüe» 
einen  dünnen  Stoff  oder  dünnes  blech  bedeutete,  für  ein  dünnes  badtweri 
häufig  im  nüatein  vorkommt,  z.  b.  ab  hominibus  romanae  lingaae  nebolae, 
a  nostratibus  appellantur  oblatae,  sagt  Bern.  Cluniac.  (Itjh.);  ein  mi 
älteres  Zeugnis  s.  Altromanische  glossare  p.  28. 

Nicchio  muschd;  von  mjtTlas,  mitfoXvifi  eßbare  muschd,  wie  secchi» 
von  situla,  vecchio  von  vetalus;  wegen  des  anlautes  vgl.  nespola  aus 
mespilnm.  So  mit  recht  Ferrari,  wogegen  Bolza  es  aus  dem  dtsehen 
Schnecke  leitet.  Nach  der  1.  decl.  bildete  man  daraus  nicchia  muschd- 
artige  Vertiefung  in  der  mauer,  daher  fr.  niche  (f.),  und  aus  diesem 
sp.  pg.  nichOy  nM.  nische.  Auch  das  vb.  rannicchiare  zusammeneieken^ 
sich  einkrümmen  (une  die  muschel),  gehört  hieher.  Das  span.  wart  ist 
almeja,  das  port.  ameijoa:  trennt  man  davon  den  arabischen  artikd,  $» 
stimmt  es  gleichfalls  zu  mitulus.  Das  fr.  monle  (f.)  dagegen  schwebt  tm- 
entschieden  zwischen  mjtilus  und  mnscalus,  aus  letzterem  ist  occit.  mnsde, 
cot.  mnsclo,  ahd.  muscla,  nhd.  mnschel,  ags.  mnscel. 

Nido  it.  sp.j  fr.  nid,  pr.  niu,  nieu,  trient.  nif,  chw.  ignien  nest, 
von  nidus;  it.  nidio,  von  nidnlus  nid'lus  {vgl.  cingnlns  cinghio);  pg, 
ninho  für  nidinho  diminutivform.  Adj.  it.  nidiace  aus  demneste  ge- 
nommen (von  vögeln,  besonders  raubvögdn),  daher  unerfahren,  eihfiMig, 
albern,  von  nidio  und  dem  suffix  ace  {lat.  ax),  entsprechend  dem  gieidh 
falls  'neugeschaffenen  adj.  ramace,  s.  unten  ramingo.    Damit  identisch  «rf 


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I.  NIELLO-NINNO.  223 

fr.  niais^  fem.  niaisey  mckt  aber  pr,  niaic,  nizaic,  dessen  feminin  niaica 
oder  niaca  sein  würde  und  wdches  toie  ibriac,  ibriaic  jmm  suffix  ac  ge- 
hört Und  wieder  anders  eu  heurtheilen  ist  sp.  niego  sc.  halcon  nest- 
fatkey  für  nidego,  pg.  ninhSgo,  welches  das  suffix  eg  (Rom.  gramm.  II, 
30?)  an  sich  trägt. 

Niello  Ü.J  sp.  pr.  niel,  altfr.  neel  schwäreliche  Zeichnung  auf  gold 
oder  Silber,  ndat.  nigellum;  vb.  ü.  niellare,  sp.pr,  nielar,  altfr.  noeler, 
ndat.  nigellare;  vom  laf.  dimin.  nigellus.  Derselben  herkunft  ist  it.  ni- 
gella,  sp.  negaUla,  fr.  nielle  schwarzer  mehithau  im  kome,  frone,  und 
span.  auch  sehwarekummdj  mhd.  nigel. 

Niente  it^  pr.  neien,  nien,  fr.  n^ant  negation  für  lat.  nihil;  von 
ens  entis  wesen,  ding^  mit  vorgefügtem  ne  oder  nee.  Das  lat.  von  den 
pküosopken  gebrauchte  wort  muß  aber  doch  uhM  volksüblich  gewesen  sein. 
Zwar  denkt  Ferrari  an  ne  hetta  (s.  ette  II  a.),  aber  it.  chente,  das 
seiner  bedeutung  nach  nur  mit  ente,  nicht  mit  hetta  eusammengesetet  sein 
iaMfi,  entscheidet  dagegen.  Zsgs.  fr.  n^anmoins,  it.  niente  dimeno 
wänUmmus.  Im  GuiU.  d'Angl.  wird  nient  einsilbig  gebraucht,  noient 
sweisäbig. 

Niffa,  niffo,  nfffolo  it.  (flor.),  chw.  gniff  rüssd,  pr.  nefa  dicker 
theü  des  Schnabels  der  raubvögel;  deutsches  wort,  ags.  engl.  ndl.  neb,  ndd. 
nibbe,  ni^  oitn.  nebbi,  ne^i  schnabd,  nase.  Daher  limous.  niflÄ,  pic. 
nijBer,  fr.  renifler  schnüffeln^  henneg.  niflete  schnüffler,  limous.  niflo  fräsen- 
foeA,  vgl.  schweig,  niffen  die  nase  rümpfen,  bair.  niffeln  durch  die  nase 
reden.    MU  u  piem.  nufie  =  s-nttffeln. 

NinnOy  nüma  ü.  (ersteres  mundartlich),   sp.  nino,   nina  kindchen. 
Es  bedeuM  Buerst  ein  wiegenkind  und  scheint  entstanden  aus  der  formd 
ninna-nanna  (auch  im  port.  üblich),   womit  man  die  kit^der  einwiegt,  vb. 
ä.  ninnare    einwiegen,   neupr.  ninä  einschlafen.     Auf  das  ablautende 
naima  bejsidU  sich  lomb.  nana  kind,  auch  bettchen  (flor.  andare  a  nanna 
schlafen  gdm),  sp.  ebenso  nana   (hacer  la  nana  schlafen),   wallen,  naner 
einsMtmmem  u.  dgl.;  andre  vocaie  kamen  zur  geltung  im  cat.  nen,  nena 
kindchen,  im  venes.  nena  amme,  im  henneg.  nenen  dass.,  im  limous.  naina 
wiege.    Woher  nun  jenes  schlafbringende  ninna-nanna,   worin  man  das 
sehaukdn  der  wiege  eu  hören  glaubt?     Weder  nidus  nest,  bettchen  (lonib. 
nin),  noch  nanns,  noch  min  (js.  oben  mina)  läßt  sich  darin  erkennen;  nur 
ein  auf  nn   oder  mn  ausgehender  stamm  umrde  grammatisch  genügen. 
Aber  hnder-  und  ammenwörter  können  leicht  in  hohes  dUerthum  hinauf- 
steigen und  ems  verlorenen  wurzeln  herrühren;  hiereu  mag  aus  Hesychius 
nrmov  Wiegenlied  angeführt  werden.    Ninna-nanna  ist  eine  der  häufigen, 
gewohnlieh  über  den  gränzen  der  äymologie  liegenden  ablautformeln  wie 
das  lamb.  ginna-gianna  name  eines  Underspiels,  oder  litta-latta  Schaukel; 
nur  hat  es  weitere  Verbreitung  gefunden  als  die  meisten  andern.   —   Wie 
gr.  no^  und  lat.  papilla  mädchen  und  augenstem   (spiegdbildchen  im 
ouge)  heißen,  so  sp.  niiia,    cat.  pr.  nina ;  so  aber  auch  pg.  menina,   ven. 
pfltioa,  romagn.  bamben  (kindy  nicht  bloß  mädchen),  sie.  yayaredda  (von 


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224  I.   NIUNO-NONNO. 

vava,  s.  bava),  pic.  papare,  alban.  bebeze.  Der  Proveneaie  sagt  für  j»- 
piUe  auch  anha  lämmehen. 

Niuno  »<.,  sp,  mit  eingeschobenem  n  ninganO;  pg.  nenhnm,  pr. 
negUD;  nengun,  neun,  w(ü,  nici  un,  pronomen,  zsgs,  aus  nee  nniis^  im 
wal.  neqae  unus.  Andre  formen  sind  ältit.  neano,  altsp.  nenguno,  altpg. 
neun,  niun  D.  Bin,,  cot.  ningü;  chw.  nagin,  com.  negun,  nigon.  Dm 
auch  cätfr.  nun  e,  b.  nuns  ne  me  tent,  nuns  ne  me  baiUe  But^,  I^l 
noch  in  Champagne  nune  part  =  nulle  part;  von  ne  unus. 

Noeehiere  ä.,  sp.  nauelero,  alt  naochero,  nauchel,  pr,  nauder, 
nauchier;  fr.  noeher  Steuermann,  fahrmann;  von  nauclerus  {yaixhr^ 
schiffsherr^  nur  bei  Plautus. 

Noja  it.,  sp.  enojo,  pg.  nojo,  pr.  enuei,  fr.  ennui  verdruß;  vb,'ü. 
nojare  ff.  verdrießlich  machen.  Dieses  wichtige  wort  hat  lange  der 
forschung  trotz  geboten,  denn  die  Üblichen  erJdärungen  aus  noxa,  noxia, 
nausea  vertragen  sich  schlecht  mit  den  lautregeln^  und  was  das  von  Fau- 
riel  vorgebrachte  bash.  enoch  betrifft  (Ampere,  Form.  d.  1. 1.  fr.  2.  ed.  p.  320), 
so  sieht  es  aus  wie  ein  der  span.  spräche  entnommenes.  Es  entstand  vid- 
mehr,  wie  schon  Cabrera  bemerkt,  at^  odium,  cAer  nicht  durch  zusammeft- 
Setzung  mit  dem  adv.  in,  sondern  aus  der  auch  den  roman.  mundarten 
wohlbekannten  phrase  est  mihi  in  odio :  aus  in  odio  ward  ganz  regdrecM 
it.  noja  mit  dbgrfaUnem  i  (besser  altit.  masc.  nojo  PPS.  II,  90),  sp.  enojo, 
alt  enoyo,  pr.  enuei,  enoi,  wie  it.  bajo,  sp.  bayo,  pr.  bai  aus  badim 
wurden.  Der  Provenzale  z.  b.  muß  anfangs  gesagt  haben  amors  mes 
en  oi  =  lat.  amor  mihi  est  in  odio,  später,  en  ois  als  nomen  gefafi, 
amors  m'es  enois.  Am  deutlichsten  tritt  des  Wortes  Ursprung  in  der  oli- 
maü.  mundart  hervor:  z.  b.  plu  te  sont  a  inodio  =  it.  pin  ti  sono  a 
noja  Bonves.  p.  324,  v.  92;  a  to  inodio  =  a  tua  noja  v.  413.  Dasu 
nehme  man  das  cUtital.  verbum  inodiare  nebst  dem  adjectiv  nodioso  = 
nojoso  Trucch.  I,  48.  Altfranz,  construierte  man  enuier  noch  mit  dem 
dativ  der  person,  z.  b.  LRs.  367  icest  afiaire  al  rei  ennuiad,  was  a^ 
den  Ursprung  des  Wortes  zurückzudeuten  scheint.  Ein  sehr  oites  Zeugnis 
für  dieses  verbum  ist  anoget  ^taedef  Gl.  augiens.  (AUrom.  glossare  p.  51), 
wie  für  ennuyeux  anoediosus  ^taediosus  Gl.  paris.  ed.  HUd.  p.  12,  w 
and^^  glossaren  anediosus,  anodiosus. 

Nolo,  naulo  it.,  daher  noleggio,  fr.  nolis,  aÜsp.  nolit  fracht,  be- 
sonders eines  Schiffes,  noleggiare,  noliser  ein  schiff  miethen;  von  naulam 
{vavXov)  fährgdd. 

Nona  it.  sp.,  fr.  none  in  den  Uöstem  die  neunte  stunde  des  tages^ 
also,  wenn  man  den  Sonnenaufgang  um  sechs  uhr  annimmt,  drei  «Ar 
nachmittags.  Attfr.  nahm  man  es  auch  im  sinne  einer  wdtgegcnd  (sOd- 
west?) :  une  riviere  Tavirone  deverz  midi  e  devers  none  Bau  11^  p-  29. 

Nonno  it.  großvater,  nonna  großmutter,  pr.  nona,  fr.  nonne,  non- 
nain  klosterfrau,  nonne,  lothr.  nonnon,  neupr.  uounnoun  ohdm;  von  dm 
in  das  spätere  loUein  eingeführten  nonnus,  nonna,  einem  ausdrucke  dm 
ehrfurcht,  bei  Hieronymus  und  auf  inschrißen  (OreUi  n»  2816).  Die  fram. 


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I.   NOTARE-OBBLIO.  225 

fcfm  nonnain  begrüß  sich  als  eine  accusativische  von  nonnam  wie  putain 
VOM  pntam,  der  nüat.  plur.  nonnanes  in  einem  capitular  v.  789  (de  mo- 
nasteriis  minntiS;  ubi  nonnanes  sine  regula  sedent)  hängt  damit  zusam- 
men,   Hieher  auch  sp.  fiono  steinalt. 

Notare  it.y  odtfr.  noer,  chw,  nudar,  wal.  innota  schwimmen;  erklärt 
sichf  da  es  auch  im  walach.  {und  alban.  not)  vorhanden  ist,  nur  aus 
einer  uralten  volksmäßigen  vergröberung  des  kurzen  a  (lat.  nätare)  in 
hwrses  o,  daher  die  ital.  diphthongierung  im  präs.  nuoto.  Prov.  und  span. 
bUeb  nadar. 

Nnca  it.  sp.  pg.  pr,,  nuque  fr.  nacken^  genick.  Cervix  ist  »war 
iiberaU  vorhanden  (it.  cervice,  wal,  cerbice,  sp.  pr.  altfr.  cerviz),  aber 
mdU  Oberdü  volksüblich  geblieben.  An  seiner  statt  haben  sich  in  den  ein- 
idnen  sprachen  mancherlei  ausdrücke  eingefunden^  wie  it.  collottola,  cot- 
tala,  ^.  cogote,  pescuezo/ pestorejo,  tozuelo,  ca^.  beseoU,  clatell,  papada, 
pr,  nozador,  neupr.  coutet,  galet,  fr.  chignon,  alt  haterel,  chanole,  chaon, 
in  Berry  cacouet,  wallon,  hanett,  chw.  tattonna,  wal.  ceafi^,  gyt  u.  dgl.y 
aber  nur  ein  gemeinromanisches  bloß  dem  Wdlachen  abgehendes^  nuca. 
Man  hat  seinethcJb  auf  das  arab.  nucha  rücken-  oder  nackenmark  (noch- 
ton Gol.  2333)  verwiesen,  einen  anatomischen  ausdrucke  der  sich  schwer- 
lieh  auf  roman.  gebiete  so  einbürgern  konnte.  Sollte  das  wort  aus  nux 
nocis  herrühren?  Der  Sicilianer  nennt  den  nacken  in  der  that  nuci  di 
In  codda  noee  dd  coUo^  halswirbd,  Bum  unterschiede  von  noce  del  piede, 
hwchd  am  fuße^  gr.  davQoyalog  begreift  beide  bedeutungen;  allein  das 
birse  n  siimnU  nicht,  denn  das  scheinbar  parallele  duca  aus  dnx  ducis 
ist  ein  eigenthümlicher  faU  (s.  oben),  doch  wäre  es  immerhin  möglich^ 
daß  grade  dieser  fall  ewr  form  nuca  als  einer  scheideform  von  noce  (nuß) 
verfiikrt  hätte.  Ähnliches  klanges  bei  gleicher  bedeutung  ist  das  mhd. 
nftwe  Wb.  JJ,  387.  427;  aber  inlautendes  deutsches  w  tritt  kaum  als  g, 
nimmer  als  c  auf,  nur  ein  ahd.  nuha  wäre  befriedigend.  Kilian  ver- 
seichnä  ein  ndl.  nocke  =  engl,  nock  kerbe  an  der  armbrust,  eigentlich 
das  eingAerbie  Stückchen  knocken^  welches  die  gespannte  sehne  anhält; 
man  konnte  dieses  wort  für  halswirbel  gebrauchen  (die  bed.  rückgrat  legt 
ihm  Kilian  bei)^  aber  es  hat  mehr  gemein  mit  it.  nocca  knöchel  (lomb, 
gnueen  genickt  it.  dinoccolare  erUhaupten)  als  mit  nuca.  Nox  also  hat 
unter  den  angeführten  fällen  die  größere  walirscheinlichkeit  für  sich. 

Naora  U.^  ^.nuera,  pg.  pr,  nora,  altfr.  nore,  wal.  nore  Schwieger- 
tochter; von  narus  mit  einer  dem  natürlichen  geschlecht  angepaßten  endung: 
noms  non  nura  App.  ad  Prob.,  mlat.  nora  Breq.  p.  362\ 


0. 

0,  od  it.,  sp.  0,  ü,  pg.  ou,  pr,  o,  oz,  fr,  ou,  wal.  au,  conjundionj 
von  aat    Zsgs,  it.  ovvero,  von  aut  verum. 

Obblfo,  obblfa  U.  Vergessenheit^   von  oblivium,  pl.  oblivia;  vb. 

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226  I.    OBSEQÜIAS-ONDE. 

obbliare  vergessen,  von  dem  rom,  substantivy  vgl.  disiare  van  disio  = 
dissidium.  Dagegen  pr.  oblit,  oblida^  fr.  oubli,  sp.  umgestelM  oYniia] 
vb.  oblidar,  oublier,  olvidar  vom  pari,  oblitus.  Die  der  üal,  Uuäregd 
widersprechende  syncope  des  t  in  oblitus  nöthigt  eu  dieser  ireimmg  der 
Wörter. 

Obsequias  sp.  pr.,  obs^ques  fr.  leichehbegängnis;  von  obseqniae 
für  exßequiae,  schon  bei  Petrus  Chrysologus  (\  449),  auch  auf  in^knf- 
ten,  s.  Ducange. 

Oca  it.  sp.  pg.,  oie  fr.,  ursprünglicher  sp.  pr.  chw.  anca  gans,  » 
auch  mlat.  L.  Älam.  (accipiter,  qui  ancam  mordet  cet.),  Form.  Mm, 
Es  ist  msammengesfogen  aus  avica,  das  von  avis  abgeleitet  ward  wie  nitiea 
von  natis  u.  s.  w.  Rom.  gramm.  11,  308.  Im  sinne  dieser  dymcio^ 
übersetet  ein  lat.  gr.  glossar  auca  mit  Ttxfjvov  {Tirtpfov)  vogd.  So  ntmäi 
man  die  gans  als  das  ntUebarste  hausthier  dieser  classe,  wie  man  ixü 
rind  schlechtweg  animal  (s.  aumaille  II.  c)  nannte.  Dimin.  fr.  oißon 
(wie  cler^on  von  clerc),  in  den  Cass.  glossen  auciun.  Im  alt-  und  neupm. 
kommt  auch  das  masc.  auc  gänserich  vor,  ebenso  im  veron.  oco,  im  erenum. 
ooch,  so  mlat.  avecus,  avicus;  eine  andre  gleichbed.  limous.  bildmg  ui 
ooutzar,  dem  ein  fr.  oisard  entsprechen  würde. 

Oggi  it.,  chw.  oz,  sp.  hoy,  pg.  hoje,  pr.  huei,  dUfr.  hui,  adverbim^ 
von  hodie.  Zsgs.  it.  oggimai,  omai,  l-etßteresT  für  oimai  (vgl.  oi  tu  der 
jsss.  ancoi),  nicht  für  ormai,  da  au&fall  des  r  schwierig  ist,  pr.  hueimais; 
it.  oggidi,  aus  hodie  die,  so  daß  dies  aweimal  darin  enttuüten  ist,  9. 
hoy  dia,  fr.  aujourd'hui;  altit.  ancoi  ff.,  s.  anche. 

01a  5p.  cat.,  fr.  houle  (f.,  h  asp.)  woge;  scheint  ceUisch,  kffm. 
hoewal  (m.)  bewegung  des  wassere,  bret.  houl  (m.)  woge,  vb.  houieona- 
Von  houle  t^  altfr.  waUon.  holer  sich  hin  und  herbewegen. 

Oleandro  it.,  sp.  oleandro,  eloendro,  pg.  eloendro,  loendro,  fr, 
ol^ndre  lorbeerrose.  Zu  Isidors  aeit  lorandrum,  dem  die  ßweäe  pofi 
form  mnächst  steht:  rhododendrum,  quod  corrupte  vulgo  lorandrum  vo- 
catur,  also  wohl  aus  rhododendrum  mit  anlehnung  an  laurus  e$UstM 
und  weiter  entstellt  durch  abwerfung  des  \,  u)orin  man  den  artikd  fukUn 
mochte. 

Olore  it.,  sp.  pr.  olor,  altfr.  olour  dufl,  geruch;  vom  gleiehbei 
olor,  bei  Varro  L.  L.  und  Aputejus. 

Ombelico,  bellico,  bilico  it.,  wal,  hurio,  sp.  ombligo,  p^r.  umbigo, 
embigo,  pr.  ombelic,  umbrilh,  fr.  nombril  nabel;  von  umbilicus.  ümbrift 
und  nombril  {letzteres  reimend  auf  p^ril)  entstanden  aus  umbiliculns,  tu 
Vocab.  S.  Galli  umpiculo;  das  franz.  wort  hat  überdies  ein  vorgesetzte 
n,  das  durch  dissimüation  für  ein  artikelhaftes  1  angetreten  sdn  mag^ 
nombril  aus  lombril,  denn  auch  der  Catalane  sagt  llombrfgol.  Die  stärkste 
dbweichung  von  dem  urworte  zeigt  eine  zweite  cat.  form  melic.  N<jbd 
war  den  Alten  s.  v.  a.  mittelpunct:  hierauf  gründet  sich^dc^s  ital.  vb.  bi- 
licare  ins  gleichgewicJU  bringen,  figürl.  überlegen. 

Onde  it.,   aUsp.   ond,  pg.  onde,   pr.  ont,   on,   woi.  unde,  erts- 


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I.   ONIRE-ORBO.  227 

adverbiitm;  von  unde.    Zsgs.  it.  sp.  pg.  äonäe,  pr.  don,  fr.  dont;  von 
de  ande. 

Onire  it.,  pr.  aunir,  ältfr.  honnir  (h  asp.)  beschimpfen;  vom  goth. 
hannjan,  dhd.  hönjan,  nkd.  höhnen.  Sbst.  it.  onta,  so  auch  altcat.  Chr. 
d'Esel.  590^  j  pr.  anta  (für  aunta),  selten  onta,  fr.  honte  (h  asp.\  auch 
altsp.  fonta  PC.;  vom  goth.  haunitha,  ahd.  hönida,  cdts.  höuda  schmach; 
daher  vb.  it.  ontare,  o^/sp.  a-fontar  (aontar  (7anc.  deB.)  pr.  antar,  cdtfr. 
ahonter,  hontoier;  über  sp.  f  =  fr.  h  s.  Born,  gramm.  7,  320. 

Ora  it.  ff.i  IcU.  hora,  bemerkenswerth  wegen  der  Verbindung  bona 
hora,  mala  hora  jsur  guten  oder  bösen  stunde,  zum  glück  oder  Unglück^ 
schon  im  ersten  nüatein:  omnes  mala  hora  dixerunt,  quod  a  quibusdam 
pro  anspicio  sosceptum  est  Greg.  Tur.6,  45;  tam  mala  hora  te  videnint 
oculi  mei  Gest.  reg.  Fr.  cap.  35.  So  it.  in  buon'  ora,  in  mal'  ora,  sp. 
en  bnena  hora,  en  hora  buena  jssgjs.  norabuena  und  so  noramala,  pr. 
en  bon'  hora  Chx.  JF*,  420,  cdtfr.  en  bone  heure  und  bone  heure  Brand, 
p.  141.  Ikdlich  genügte  bloßes  bona  und  mala,  euw^en.  mit  einr 
mischmig  von  r  aus  hora:  it.  mal  jmm  unglück  Inf.  9,  54,  Purg.  4,  72, 
Par.  16,  140  (mala  in  maladire  für  maledire),  sp.  en  buena  Bc.  Hill. 
481f  mala  Mü.  419j  altpg.  bora  (npg.  embora),  pr.  bona  Bth.  253,  Am. 
FW.,  mala  Jfr.  64\  IW,  mal  GAlb.  6406,  altfr.  bone  Ben.  I,  v.  2858, 
bor  sdion  Alxs.  str.  90,  auch  buer,  entsprechend  mar.  —  Wie  sich  hora 
und  augarium  berührenj  lehrt  die  redensart  en  bona  ora  (ä  la  bonne 
heure)  Jfr.  136^  =  en  bon  aür  J72*.  S.  Bom.  gramm.  II,  461,  Alt- 
rom.  sprachdenkm.  p.  71. 

Ora  ö^  sp.  pg.  hora,  <üt  oras,  pr.  ora,  oras,  or,  altfr.  ore,  ores, 
or,  nfr.  or,  seitparükei  für  lat.  nunc,  von  hora  jsur  stunde,  im  frane.  auch 
formal  vom  sbst.  heure  geschieden.  Der  Provenaale  kennt  überdies  die 
form  ara,  aras,  ar,  geschwächt  in  era,  eras,  er,  (chw.  era,  er  für  ancora), 
noch  jetzt  aro,  cat.  ara,  bei  deren  entstehung  vielleicht  nur  der  eufäU 
waltete.  Dasselbe  wort  in  der  bedeutung  des  chw.  er  ist  das  von  S.  Bosa 
für  ein  Personalpronomen  gehaltene  altpg.  oder  gallic.  er,  ar,  0.  b.  deus 
sabe  mui  ben  ...  er  sabe  mui  ben  auch  weiß  er  sehr  wohl  D.  Din. 
p.  7;  nnnca  ar  ouv*  eu  pesar  noch  nie  hatte  ich  kummer  p.  33,  vgl.p.  7 
note.  Noch  häufig  bei  G.  Vicente.  Daher  auch  das  gleickbed.  bask.  ere? 
Zss.  sind  unter  andern:  sp.  ahora,  pr.  aoras,  adoras,  altfr.  ä  ore  LBs.; 
H.  a  ora,  von  ad  horam;  fr.  alors,  it.  allora,  von  ad  illam  horam;  fr. 
lors  von  iUa  hora;  altsp.  pg.  agora  von  hac  hora;  it.  ancora,  altsp. 
encara,  pr.  encara,  enquera,  fr.  encore,  von  hanc  horam  bis  diese  stunde; 
altfr.  unquore  (uncore)  von  unquam  hora;  altsp.  esora  t;on  ipsa  hora; 
pr.  quora,  qnor,  chw.  cura,  cur  für  lat.  quando,  aus  que  ora  zsgs. 
Über  ein  altfr.  cor  s.  Bom.  gramm.  III,  214  note. 

Orbo  ü.,  pr.  orb  und  dorp,  altcat.  altfr.  wal.  orb  blind,  eine  be- 
deutung, die  das  lat.  orbus  erst  spät  entwickelt  hat,  die  aber  Isidorus  als 
die  ursprüngliche  hinstellt:  orbus,  quod  liberos  non  habet^ quasi  oculis 
amiflsig.    in  derselben  braucht  es  ApuUgus,  Met.  Oudend.  p.  336  en  orba 


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228  I.   ORCO-ORLO. 

Fortuna!  so  wie  die  Fragm.  vatt.  §.  J50.  Im  altem  sinne  bemerkt  Chem- 
bini  aus  dem  mailändischen  on  tett  orb  de  lacc  eine  /ritse,  die  heim 
müch  gibt. 

Orco  ü.j  neap.  huorco,  aUsp.  huergo,  uerco  lU.  390.  802,  ngp, 
ogro,  fr.  ogre,  ags,  orc  höllischer  däman,  mensd^enfressender  popam;  vm 
lat.  Orcus  ais  goUheit  gedacht.  S.  Grimm,  Mythci.  464.  Ädj.  sp.  bnereo 
traurig. 

Orda  it.,  fr.  horde  (h  asp.)  herumstreifender  häufe  Tataren;  M, 
horde,  alban.  hordi,   russ.  orda  u.  s.  f,,   ein  aus  Asien  stammendes  wort, 

Ordo  it.^  ort  pr.,  ord  altfr.  pic.  häßlich,  schmutjrig;  daher  pr.  or- 
deiar,  altfr.  ordoier  beschmutzen;  sbst.  it.  pr.  ordura,  fr.  ordwc 
schmutz.  Daß  ort  {fem.  orda)  von  horridus  ist,  beweist  eine  aweite  pm. 
dem  etymon  besser  angepasste  form  orre,  fem.  orreza  {d.  i.  orreda),  wü 
derselben  bedeutung,  daher  das  vb.  orrezar  s,  v.  a.  ordeiar. 

Orecchia,  orecchio  it.,  wal.  nreache,  ureche  (f.),  sp.  oreja,  py« 
pr.  orelha,  fr.  oreille  ohr;  von  auricula  Ohrläppchen,  schon  von  denJlim 
für  ohr  gebraucht  (garrire  in  auriculam  Martial),  von  einem  gra$mnatiker 
aber  verworfen:  auriß  non  oricla  App.  ad  Probum. 

Örgano  it.  •sp.,  pg.  orgao,  cat.  orga  (f.),  pr.  orgues  0?^.),  ff> 
orgue  (m.),  orgues  (pl.  f.),  wai.  orgdn  (m.),  ahd.  Organa  und  orgda, 
nhd.  orgel,  mndl.  orghel;  von  Organum  {oQyavov)  Werkzeug,  besonders 
tonwerkzeug,  wasserorgd. 

Orgoglio  it.,  alt  argoglio,  mit  versetztem  r  rigoglio,  sp.  orgnllo, 
alt  arguyo,  erguU,  pr.  orgolh,  erguelh,  altcat.  argull  RMunt.  143*,  neu- 
cat.  orguU,  wald.  argolh  floÄn  677,  fr.  orgueil  stolz,  übermuth;  vomaUL 
urguolt,  zu  folgern  aus  urguol  insignis  Graff  IV,  163.  Ln  cMsp.  adj- 
urguUoso  PC.  1947  hat  sich  sogar  die  ahd.  partikd  ur  buchstabUek  er- 
halten. Früher  ließ  man  es  aus  gr.  ogyilog  (jähzornig)  entspringen  mä 
rücksicht  auf  die  form  des  altfr.  orguilleus,  worin  aber  i  eine  durch  fori- 
rückung  des  accentes  hervorgebrachte  Schwächung  des  ursprimglichen  vocda 
ist.    S.  auch  Grimm  II,  789,  Diefenbach,  Goth.  wb.  11,  382. 

Oricalco  it.,  sp.  auricalcO;  fr.  archal  messing;  von  aurichalciUD) 
orichaleum,  aus  dem  gr.  oqdxalxog,  d.  i.  bergerz,  die  erste  der  lat.  formen 
vermittels  aurum  umgedeutet. 

Oriuolo  it.,  mail.  reloeuri,  sp.  relox,  pg.  relogio,  pr.  relotge  nkr; 
von  horologium,  ahd.  orlei.    Dafür  fr.  montre,  eigenü.  zeiger. 

Orlo  it.,  sp.  orla,  orilla,  altfr.  orle  z.  b.  SB.  662^  rand;  dimi^ 
von  ora,  welches,  wohl  zum  unterschiede  von  hora  und  nicht  etwa  nad 
dem  gr.  ogog  gränze,  einige  sprachen  als  masculin  behandeln:  sard.  ora, 
lomb.  oeur  (or),  pr.  or  Bth.  204,  altfr.  or  Gormond  v.  69,  ur  LRs.  254. 
churw.  gleichfalls  ur  (kgmr.  6r  fem.).  Vb.  it.  orlare,  sp.  orlar,  /f. 
ourler  einfassen.  Ein  ärgerer  ausdruck  für  rand,  ufer  ist  pr.  vor 2k  GO.. 
cat.  bora,  vol.  vora  (vora  el  riu  am  rande  des  Flusses  JFd>r.  162),  uhM 
auch  altfr.  vore  Roq.  suppl.,  worin  ein  vorgesetztes  oder  eigenüid^  einge- 
sclkobenes  v  angenommen  werden  darf;  d.  h.  la  vora  stfM  zur  vermeidms 


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I.   ORMA-OSTE.  229 

ck$  Makis  für  la  ora^  indem  man  sich  wegen  des  gleichlautenden  Tora 
(stmde)  der  anleknung  des  artikds  enthielt:  ähnlich  sagt  der  Catalane 
nayors  =  ^.  ä  la  hora,  fr,  lors.  . 

Orma  tf.,  unn^  wdl.  spur  auf  dem  boden;  vb.  ormare  die  spur 
verfolgen^  wci.  urmä  folgen.  Orma  scheint  =  sp.  husma  geruch  d.  h. 
spur,  daher  husmar  auswittern  ^  altfr.  osmer  Parton.  7,  32 j  Ben,  7, 
216,  lomb.  ven.  usma,  nsmare;  vom  gr.  dofirj  geruch,  oafiSad-ai  riechen, 
spüret^  wai,  in  ders.  bed.  ulmju  Der  übertritt  des  s  in  t  ist  zwar  sonst 
m  Hol.  nicht  üblich,  aber  ebenso  unüblich  ist,  wenn  man  orraa  von  forma 
kitä,  der  wegfaU  des  anlautenden  f,  vgl.  übrigens  oben  ciurma.  Ein 
aUes  seagnis  für  das  wort  gewähren  die  Erfurter  glossen,  366,  19:  osma 
'smcae  (ags.  sväc  geruch), 

Orpello  ü,,  sp,  oropel,  pr,  aurpel,  fr.  oripeau  flittergold;  wörtlich 
gcldhaut^  esgs.  aus  anmm  und  pellis. 

Orza  it.  seil  am  linken  ende  der  segelstange,  linke  seite  des  schiffes, 
pr.  orsa  (s'ana  milla  va  drech,  quatorze  vai  a  Torsa  LB.  IV,  233"), 
fr.  ourge  seü  an  der  segelstange  des  besanmastes  (Triv.),  sp,  pg,  orza 
das  sogenannte  sckwert  eines  fdhrzeuges,  womit  das  gleiehgewicht  desselben 
hergesteHt  wird,  orza  de  avante  ein  ausdruck,  die  richtung  des  schiffes 
nach  der  linken  hand  eu  bezeichnen;  vb.  it.  orzare,  sp,  orzar  mit  halbem 
winde  segeln.  Span,  orza  bedeutet  auch  ein  gefäß  {entweder  von  urceus 
od^  von  orca,  adjectivisch  orcea)  und  in  der  that  war  ein  solches,  eine 
tomie,  d>en  so  geeignet,  das  gleiehgewicht  des  schiffes  eu  unterstützen,  wie 
ein  brett  (das  sckwert),  aber  worauf  soU  die  beeiehung  der  orza  zum 
Iwifc»  schiff sborde  beruhen?  Des  wertes  eigentlicher  begriff  muß  sein  ^die 
linke  stüe  und  so  ist  es  deutschen  Ursprunges:  mndl.  Iuris,  mhd.  bair, 
Iqtz  Unk;  ü.  orza  ist  also  aus  Torza,  das  anUxutende  deutsche  1  als  ar- 
^ikd  gefafUf  eitstanden  und  so  ins  span.  übergegangen.  Daß  das  fr.  s 
aber  änem  ursprünglichen  z  entspricht,  dafür  bürgt  die  picard.  form 
orcbe,  welche  Monnard,  Chrest,  frang.,  verzeichnet, 

Orzo  ü.,  pr.  ordi,  fr.  orge  gerste;  sp.  orzuelo  gerstenkom-,  von 
hordennL 

Ostaggio  it.,  sp.  hostaje,  pr,  ostatge,  fr.  ötage  bürge,  geisel; 
im  späteren  nUatein  hostagium,  hostaticum,  it."  statico;  zsgz,  aus  ob- 
sidaticnm  (osdatcnm)  vom  ächtlat.  obsidatus  bürgschaß  durch  geisel, 
dies  von  obses.  S.  darüber  Vossius,  Vit.  serm,  3,  14,  und  Grimm,  Bechts- 
aU.  p.  620. ' 

Oste  it.  (bei  dichtem) y  sp.  hueste,  pg,  hoste,  pr,  altfr.  ost,  wcd. 
oaste  heer,  pic.  ost  {spr.  o)  herde;  abgd.  weil,  08ta§  soldat;  vb,  it.  osteg- 
giare,  pr.  osteiar  zu  felde  liegen,  bekriegen.  Schon  im  ältesten  ndatein 
bedeutet  hostis  heer  (hostem  coUectum  habet  Greg.  M,)  oder  kriegsdienst ; 
der  begriff  könnte  sich  aus  der  üblichen  redensart  ire  in  hostem  gegen 
den  feind  d.  i.  zum  heere  gehen,  entfaltet  haben.  Seltsam  ist  die  Verände- 
rung des  genus:  mlat,  meist  fem.,  ital.  masc,  und  fem.,  sp,  pg.  wcd,  fem.,  altfr. 
fem.^  selten  masc.  (li  ost  LBs.  166;  tut  V  ost  200).  —  Exercitus  erhielt  sich 


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230  I.    OSTE-OVE. 

in  voller  anwendung  nur  im  südwesteny  im  ii<d.  ist  es  wenig  üftKcA,  t» 
nordwesten  fast  ein  fremdwort. 

Oste  it.,  sp.  hvLQspedy  pr.  hoste,. /r.  höte,  toal.  oaspet  tcirth,  dsgi 
gast;  von  hospes  {eigentlich  von  hospit-)  gastfreund  (gast  oder  wirih); 
nimmer  von  hostis.  Äbgel.  it.  ospitale,  ospedale,  spedale,  imiorA.spi- 
tale  {woher  unser  spital),  sp,  pr,  hospital,  fr,  höpital  anstaU  mir  tmeiA- 
geltlichen  aufnähme  armer,  kranker  und  Wanderer,  im  ältesten  miaim 
s.  6.  hei  Gregor  v.  T,  hospitale,  von  hospitalis  gastlich;  zsge,  it.  ostale, 
sp.  pr.  hostal,  fr.  hötel,  it.  ostello  {aus  ältfr.  hostel)  herherge,  prov.  auA 
Wohnung,  behausung. 

Otriare  it.,  sp.  otoi^r,  pg.  outorgar,  pr.  autorgar,  autreyar,  fr. 
octroyer  bewilligen;  von  auctoricare  für  auctorare  bestätigen,  bekräfligm. 
Diesmal  steM  die  neufr.  form  dem  etymon  naher  als  die  aUfr.  otroier: 
aber  es  war  ein  wort  des  cansleistils :  die  Volkssprachen  lassen  c  faUeH. 
Daher  sbst.  otorgo,  autorc,  autrei,  octroi  bewiUigung. 

Ot tarda  it.,  sp.  avutarda,  pg.  abetarda,  betarda,  pr.  austarda,  fr. 
outarde  ein  vogel,  trappe.  Vom  lat.  otis  ((orig)  mü  dem  sufßx  ard  «< 
abzusehen,  une  oft  auch  dies  süffig  thiemamen  bestimmt.  Plinius,  fftd. 
not.  10,  22,  entziffert  uns  die  etymologie  dieses  wertes:  proximae  iis  sunt, 
quas  Hispania  aves  tardas  appellat  Spanien  aber  hat  sich  hier  offenbar 
eine  getninatian  erlaubt:  arutarda  lOann  nicht  sein  =  an-tarda  mä  ein- 
geschobenem V,  denn  solche  Zerlegungen  des  diphthongs  sind  nicht  iiHid^ 
vielmehr  ward  dem  schon  vorhandenen  u-tarda  für  o-tarda  {vgl.  urdir  fSr 
ordir)  nochmals  ave  vorgesetzt  wie  in  av-estruz.  Das  prov.  wort  ist  «iw 
nominativform,  aus  von  avis,  daher  wohl  auch  das  champ.  bistarde. 

Ottone  it.,  sp.  laton,  alaton,  caJt.  llautö,  fr.  laiton  messing,  wH. 
lätun;  muthmaßlich  vom  rom.  (it.)  latta  weifies  bleck,  also  eigentl.  piatte^ 
latte,  vgl.  sp.  plata,  das  gleichfalls  der  bed.  platte  eines  metalles  entsprich. 
Die  ital.  form  wird  ihr  anlautendes  1  ais  misverstandnen  artikd  verloren 
haben,  mundarten  aber,  die  piem.  fncUl.  comask.  venez.,  sagen  loton. 

Ovata  it.,  fr.  ouate,  aus  letzterem  sp.  huata  wulst  zum  fättem  der 
kleider.  Es  könnte  eine  dbleitung  sein  aus  dem  lat.  ovum  (ei,  eiförmiges 
ding)  vermittelst  des  Suffixes  ata,  das  dem  begriffe  des  primitivs  zuu^eäen 
die  Vorstellung  einer  ausbreüung  im  räume  beifügt  (it.  lombo,  lombata); 
alsdann  wäre  ouate  aus  ovata  entlehnt.  Das  wort  ist  auch  den  deutsden 
sprachen  bekannt,  aber  nicht  den  alten:  nhd.  ndl.  watte,  engl,  wad  (auA 
pfropf,  büschd,  bündel  Halliw.),  schwed.  vadd;  sollte  sich  gleickwM 
seine  deutschheit  rechtfertigen  lassen,  so  ist  von  ovum  dbzusehn;  aber 
der  herleitung  aus  ahd.  wät  ^ vestimentum*  widersetzt  sich  die  bedeutung 
entschieden. 

Ove  it.,  alt  o,  auch  u,  altsp.  o,  altpg.  ou,  pr.  o,  fr.  oü,  ortsadveri^ 
von  ubi.    Zsgs.  it.  dove,  fr.  d'oü;  von  de  ubi. 


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I.   PABILO-PAESE.  231 


P. 


Pabilo  8p.t  pg.  pavfo,  sard.  pavilU;  pr.  pabil,  chw.  pavaigl,  kymr. 
pabwyr  iocU;  von  pabnlum  nahrung  (des  feuers);  ähnlich  esca  speise j 
sunder.    Maü.  pabi  futter, 

Pacciare  ü,  in  impacciare,  sp.  pg,  pr.  empachar,  fr,  empScher 
beunnJügen^  behdligen,  hindern;  sbst,  <^.  impaccio,  sp,  pg,  empacho, 
/»r.  empach,  <^.  ampaig;  dsgl,  ü,  dispacciare,  spacciare,  sp.  pg. 
despachar,  fr.  d^pteher  losmachen,  abfertigen,  sbst.  dispaccio,  spaccio, 
de«pachOy  d6p6che.  Der  herleUung  at^  impedicare  verstricken  (bei  Am- 
miomis)  ßgt  sich  bloß  das  fr.  empScher;  dech  war  der  eigentliche  aus- 
druck  dafür  aUfr.  empegier  =  pr,  empedegar.  Muralori  räth  auf 
pactio,  davon  impactiare  =  pacta  inire  sich  auf  händd  einlassen^  es 
seheitU  aber  mii  pacisci  gar  nicht  eusammenjmhängen.  Lot.  impingere 
heifU  einem  etwas  anhängen,  womit  behdligen,  das  frequentativ,  bekannt- 
lich ein  sehr  wichtiges  bildungsmittel  der  neuen  spräche,  wäre  impactare, 
davon  regdrecht  sp.pr.  empachar;  eine  erklärung,  die  in  denprov,  neben- 
formen  raipaitar  und  empaig  (vgl.  faita,  faig  von  ÜLßtSL,  factum)  so  wie 
m  der  bed.  impfen  d.  h,  einstoßen  (impingere)  und  in  der  des  cot,  em- 
paitar  verfolgen  (wieder  impingere^  sichern  anhait  findet.  Dis-pactare 
von  dis-pingere  wäre  das  gegentheü  von  impingere,  d.  h,  losmachen,  wie 
diqmigere  das  gegentheil  ist  von  injungere,  discingere  von  incingere. 
Fram,  empScher  ist  entweder  aus  pr.  en^)achar,  empaichar  oder  gradezu 
cms  impactare  wie  fl^hir  aus  flectere,  altfr.  delecher  aus  delectare:  erst 
ein  pic,  empeker  würde  für  impedicare  eeugen.  Die  französischen  Wörter 
wären  alsdamn  von  den  übrigen  su  trennen.  Das  it.  impacciare  aber 
muß  in  eitler  mit  i  bewirkten  abl,  impactiare  seinen  grund  haben. 

Pacco  it.,  fr.  paqnet,  sp.  paquete  bündel,  pack;  wohl  kein  alt- 
romanisches  und  d>en  so  wenig  ein  dUgermanisches  wort,  zunächst  aus 
dem  ndl.  pak  oder  engl,  pack  =  gad.  pac.  S.  oben  baga.  '/n  den  ro- 
manischen, keltischen  und  deutschen  sprachen  stehen  die  stamme  bag  und 
pak  nAen  einander,  sind  aber  vielleicht  trotz  den  kreuzungen  der  bedeur 
Umg  grundverschieden^  So  Diefenbach  (Kuhns  und  Schleichers  Beiträge 
I,  262).  Vgl.  auch  dessen  Goth.  wb.  I,  339.  343.  344,  und  Weigand 
V.  pack. 

Padiglione  it.,  sard.  papaglioni,  sp.  pabellon,  pr.  pabalho,  fr. 
pavillon  zdt,  auch  kymr.  pabell,  altir.  pupall;  von  papilio  in  dieser  be- 
deutmng  bd  Lampridius  und  späteren,  s.  Ducange;  dltfr,  paveillon  noch 
in  der  bed.  Schmetterling  Fl.  El.  2353.  Wegen  der  itd.  form  s.  Rom, 
gramm.  I,  189. 

Paese  it.,  5p.  pg.  pals  (aus  dem  franz.?),  pr.  paes,  fr.  pays  (zwei- 
süh.)  lond,  gleichsam  pagense  von  pagns;  dsgl,  altsp.  pages  Bz.,  pr. 
pages  bauer,  pagensis  bei  Gregor  v.  T.,  in  der  L.  Long,  u,  s,  w,;  daher 
ü.  paesano,  sp.  pg.  paisano  landsmann,  fr.  paysan  landmann. 


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232  I.   PAGANO-PALIO. 

Pagano  it  sp.,  pg.  pagao,  pr.  pagan,  payan,  fr.  payen,  «Tal.p^gm, 
auch  böhm.  pohan  u.  s,  w.,  adj,  heidnisch^  sbst.  heide;  von  paganns,  (dso 
eiffentl.  ländlichj  bäurisch,  und  so  hießen  die  bekenner  des  dien  götter- 
dienstes,  weil  er  sich  seit  Constantin  d.  gr,  auf  dcis  platte  hmd  hatU 
flüchten  müssen.  Derselbe  was  paganns,  bezeichnet  unser  heide,  M 
heidan,  goth.  fem.  haithnö  (von  haithi  feld)^  vgl.  Grimm^  My(k.  p.  1198. 

Pagare  ü.,  sp.  pg.  pagar,  pr.  pagar,  payar,  fr.  payer  ftßwWfli, 
befriedigen;  sbst.  it.sp.pg.pr.  paga,  /r.  paie  Zahlung^  Ic^n;  von  pacare 
zum  frieden  bringen,  beruhigen,  roman.  mit  dem  accus,  der^persm  oder 
Sache:  payer  ses  cr^anciers,  payer  leg  int^rSts.  Die  ursprüngliche  bedm- 
tung  läßt  sich  im  S.  Leodegar  str.  18  wahrnehmen,  wo  es  heißt:  eio  li 
preia  paias  (se)  ab  lui  er  bittet  ihn  sich  mit  ihm  eu  versöhnen,  für  wdck 
bedeutung  sonst  apagar  gebraucht  wird.  Der  wcHach.  ausdrudc  ist  pleti 
=  serb.  platiti. 

Paggio  it.,  pagi  neupr.,  page  fr.  edeUcnabe  zum  aufwarten,  daher 
sp.  page;  vom  gr.  naidiov  Jcnäbchen,  Meiner  diener,  wie  mhd.  kint  Dk 
Byzantiner  mögen  dies  wort,  wie  manches  andre,  nach  Italien  gtbratM 
haben,  wenn  es  nicht  durch  die  kreuzzüge  herüberkam.  In  spätem  miUd- 
latein  pagius.  Mit  pag^s  von  pagensis  {s.  oben  paese)  ist  es  nicht  zu  ver- 
wechseln. Die  ungeschlachte  herleitung  aus  paedagoginm  oder  paedago- 
gianUB  ist  nicht  der  rede  werth.        • 

Paglia  i^.,  sp.  paja,  pg.  pr.  palha,  fr.  paille,  wai.  paie  stroh;  von 
palea  spreu.  Daher  pr.  paillola  lager;  fr.  paillard  unzüchtig,  weä 
die  liederlichen  dimen,  wie  Caseneuve  erklärt,  ihr  gewerbe  auf  dem  sbrak 
ausübten;  zsgs.  pg.  espalhar  zerstreuen,  verbreiten. 

Palafreno  it.,  sp.  palafren,  pr.  palafrei,  fr.  palefroi  zdter;  vm 
hybriden  para-veredus  nebenpferd  Cod.  Justin.,  zsgs.  aus  rraga  und  vere- 
dus,  nikd.  parafredus  L.  Bajuv.,  daher  auch  unser  pferd,  ahd.  pherit, 
aUs.  pererd.  Die  form  freno  in  diesem  worte  {fr.  palefrenier)  bemk 
wohl  auf  einer  umdeutung,  indem  man  an  frenum  dachte,  vgl.  übaldm 
zuBarberino.  Lehrreiche  bemerkungen  über  dieses  wort  bei  Wackemagd^ 
Voc.  opt.  p,  7. 

Palandra  it.,  sp.  pg.  balandra,  fr.  baiandre  Memes  lastschiff  zur 
küsten-,  fluß-  und  canalfahrt  (Seckendorf);  soll  aus  dem  gldchbed.  ndi 
binnenlander  (der  innerhalb  des  landes  fährt)  entstanden  sein,  s.  Add*mg^ 
der  auch  ein  deutsches  dem  franz.  entnommenes  beiander  (m,)  anmerU. 
Spanu  nennt  das  sard.  belandra  ein  flandrisches  schiff.  Roquefort  ver- 
zeichnet als  eine  art  schiffe  palondrie,  palondrin. 

Palandrano  it.,  sp.  balandran,  neupr.  balandri,  fr.  balandrao 
ein  weiter  rock,  reitrock,  regenmantd. 

Palio  it.sp.,  pr.  pali,  ältfr.  pali,  paile  Überkleid,  teppich,  baldadiin; 
von  Pallium,  zunächst  der  hierzu  verwandte  baumwollen-  oder  seidenst4)ff; 
Pallium  a  pellibus,  unde  fiebat,  sed  modo  dicitur  pallinm  quoddao 
genus  panni  ex  serico.  et  quilibet  mantellus  Ugutio.  Es  ist  das  okd. 
phellol,  mhd.  pfellel,  pfeller  (palliolum).     Wie  der  name   eines  ifeute 


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L   PALMIERE-PANTOFOLA.  233 

zum  namm  des  dassu  gd>rauchten  Stoffes  werden  Iconnte^  lehrt  unter  andern 
cidaton,  s.  oben. 

Palmiere  it.,  sp.  palmero,  altfr.  paumier  püger,  eigentlich  ein  zum 
Aal.  grobe  wollender y  weil  solche  püger  pdmeneweige  mißachten :  qui 
de  Hierosolymis  yeniant,  palmam  in  manibus  ferant  in  Signum,  qnod 
Uli  regi  militarunt,  qni  Hierosolymis  cum  palmis  honorifice  receptas  est 
IharaiHdits,  s.  Ducange;  mhd.  ein  eilender  man  der  truoc  ein  palm  in 
der  hant  Wb.  II,  461. 

Palpebra  lat,  augenlied,  im  plur.  auch  wimper,  vornehmlich  wegen 
seiner  £um  iheü  durch  den  unbestimmten  latein.  accent  veranlaßten  roma- 
msehen  vidformigieit  beachtenswerth.  Ital.  palpebra,  palp^bro,  venejs. 
palpiera,  piem.  parpeila,  sard.  pibirista,  pg.  pdlpebra,  ^.  palpebra  und 
pirpado,  pr.  palpebra,  palp^la,  pAlpet  (f.),  altfr.  palpre  lAb.psalm.  10,  6, 
neufr.  panpiere,  pic.  panpiele,  norm,  paupille,  churw,  palp^ber,  pal- 
p6der,  wai.  pleöp^.  Unter  diesen  muß  pr.  palpet  durch  einfluß  von  pal- 
pitare  entstanden  sein,  wofür  man  auf  unser  aus  wimper  abgeleitetes  vb, 
Wimpern  d.  i.  in  einer  gitternden  bewegung  sein  (Adelung)  verweisen 
darf.  Wcd.  pleopf  läßt  sich,  da  es  wenigstens  im  slavischen  nicht  vor- 
kommt, nur  als  eine  starke  entstetlung  des  lat.  Wortes  auffassen.  Seltsam 
siM  das  sard.  pibirista  aus. 

Pancia  ü.,  sp.  panza,  paneho,  pr.  pansa,  fr.  panse  wanst;  von 
pastex  panticis,  wgi.  p^ntece.  Daher  it.  paneiera,  sp.  pancera,  al^r. 
panchire,  mhd.  panzier,  nhd.  panzer,  der  theil  der  rüstung,  der  den  Unter- 
leib bedeckt. 

P an  dura,  pandöra  it.,  dltsp.  pandurria,  fr,  pandore,  entstellt  sp. 
bandnrria,  pg.  baiidurra,  sp.  auch  bandöla,  dsgl.  it.  mandöla,  fr.  man- 
dole,  mimdore  ein  saüeninstrument,  jrither ;  von  pandora,  pandurium,  gr. 
navdovQa. 

Paniere  it.,  älisp.  panero,  pr.  fr.  panier  korb;  von  panarium 
brolkofb. 

Pannocchia  it.,  sp.  panoja  büschel  an  der  hirse;  von  panucula  für 
panicola,  bei  Festus  ed.  Müller  p.  220,  wie  auch  Pott  bemerkt  in  der 
abkandl.  Plattlat.  316. 

Pantäno  it.  sp.  pg.  sumpf,  schlämm;  ndat.  pantanum  begegnet  in 
einer  Urkunde  Karls  d.  gr.  Marin,  p.  106".  MSnage  meint  vom  hypothe- 
tischen paladanum,  was  schwer  zuzugeben  ist.  Stammt  es  vom  gr.  nccvog, 
natr^fia  (koth)  mit  eingefügtem  n  wie  im  folgenden  u)orte?  Lombardisch 
hat  man  das  einfache  palta  (piem.  pauta),  abgel.  paltan  =  pantano;  es 
kömUe  aus  polta  brei,  von  puls,  abgeändert  sein,  denn  auch  poltiglia 
heißt  brei  und  schlämm,  chw.  pantan  ist  gleichbedeutend  mit  paltan. 

Pant^fola,  pantüfola  it.,  wai.  pantofl^,  sp.  pantuflo,  fr.  pantoafle 
(^f.)  eine  fußbekleidung,  hdihschuh.  Von  zweifelhafter  herkunft,  sicher 
nicht  von  der  ungeschickten  griech.  Zusammensetzung  TtavTO'tpellog  ganz- 
kork, wobei  die  Verarbeitung  des  korks  zu  pantoffelsohlen  in  anschlag  kam. 
Rn  compositum  scheint  es  allerdings.    Der  erste,  theU  desselben  ist  etwa 


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234  I.   PAPA— PAPPAGALLO. 

dcts  fr.  patte  fußsohle,  denn  es  fehlt  nicht  an  mundarÜichen  formen  cim 
n,  js.  b.  ndl.  pattuffel,  piem.  patofle  neben  pantofle;  in  der  persdviMM 
bed.  eines  menschen  mit  schleppendem  schwerfälligem  tritt  genf.  patonfle, 
henneg.  norm,  patouf,  denen  sich  fr.  pataud  vergleicht.  Der  Catalane  sagi 
plantofa,  das  an  planta  (sohle)  mahnte  er  muß  jedoch  das  1  durch  um- 
deutung  versetzt  hahen^  denn  hieraus  patofla  entstehen  eu  lassen,  wärt  der 
spräche  eu  viel  zugemuthä.  Aber  was  ist  mit  dem  zweiten  theüe  da 
Wortes  anzfdfangen?  Neupr.  sagt  man  auch  man-oufle  (f.)  für  eine  had- 
beJdeidung,  einen  muff,  latinisiert  maniflua  Gl.  de  Lille  p.  8  (Sek  17)^ 
mtdhmaßUch  aus  manupula  (s.  oben  manopola)  wie  fondefle  aus  fdndibo- 
lum:  sollte  pantonfle  diesem  werte  nachgdnldet  sein,  da  oafle  für  sieh 
nichts  bedeutet?  und  unirde  sich  auch  fr.  emmitonfler  {wohl  von  ami^ 
tus)  auf  diesem  wege  erklären  lassen?  —  [Man  sehe  auch  bei  Atdeat,  dtr 
die  endung  onfle  aus  dem  deutschen  herzuleiten  versucht.] 

Papa  fr.  vater  (in  der  Under spräche),  von  papa,  das  nicht  mpape 
oder  peve  übergieng,  weil  es  als  gemination  pi^-pd  behandelt  ward,  wdAe 
die  Under  lieben;  daher  entlehnt  das  span.  und  mdartl.  ital.  papi,  woßr 
diese  sprachen  die  einheimischen  ausdrücke  taita  und  babbo  hesÜK^ 
Basselbe  wort  ist  it.  sp.  pg.  papa,  fr.  pape  höchster  priester  der  katiuü- 
sehen  kirche.  —  Lat.  papa,  pappa  speise  oder  brei  der  kmder  ist  gemein- 
romanisch:  it.  pappa,  wcd.  pape,  sp.  pg.  papa,  altfr.  papin,  papette;  » 
aucl%  pappare  essen,  brei  essen,  das  im  sard.  papai  ganz  die  stelle  vm 
mangiare  einnimmt.  Dazu  noch  ein  subst.  it.  pappo  broty  sp.  pg.  papo 
bissen,  den  der  falke  mit  einem  male  verschluckt,  dsgl.  kröpf  der  vögd 
{auch  päpera),  wanwne  der  ochsen  (etwas  gefuttertes,  gemästetes),  ven.  wro». 
papota  {auch  papa)  dicker,  fleischiger  backen,  papon  und  papota  adj.  fett, 
fleischig,  ausgemästet,  sp.  papndo  mit  dickem  hals  oder  kröpf.  Gleicher 
herkunft,  aber  durch  dissimilation  abgewichen,  ist  wohl  auch  iL  paffnto 
s.  v.  a.  ven.  papoto,  und  selbst  wohl  sicil.  baffu,  vgl.  pic.  norm,  empaier 
vollstopfen.  Für  die  bed.  kröpf  mag  auch  noch  lat.  papnla  (blatter,  blase) 
erwogen  werden,  dem  die  span.  spräche  die  bed.  kropfartige  geschundst,  dU 
ital.  die  bed.  geschwür  DC.  s.  v.  beilegt. 

Pappagallo  it.,  cot.  papagall,  wal.  papagal,  sp.  i^^.  papagayo,  ^. 
papagai,  altfr.  papegai  und  papegaat,  engl,  popinjay,  vrlt.  papyngay 
Halliw.,  mhd.  papegän,  mittelgr.  nanayag,  ngr.  naTtayaXXog  name  emes 
vogels.  Das  roman.  gebiet  hat  psittacuß  verloren,  das  sich  im  deutseha^ 
Sittich  erhielt,  s.  Dief.  Gloss.  lat.  germ.  v.  psittacus.  Das  neue  wort  W 
das  ansehen  eines  compositums  und  wird  in  dieser  Voraussetzung  auf  ver- 
schiedene weise  gedeutet,  z.  b.  von  papa  pfaffe  und  altfr.  gai  =  nfr.  geai 
hoher,  oder  ebenso  von  papa  und  gallo  hahn,  weil  die  geistlichen  ife« 
Vögel  vornehmlich  gehalten  hätten,  s.  Frisch  II,  39'',  und  dazu  sckev^ 
auch  das  engl,  pope  zu  stimmen;  doch  darf  man  nicht  vergessen,  da^ 
papa  papst,  nicht  geistlicher  heißt,  der  sinn  also  papsthähei'  oder  pi^sh 
hahn  wäre,  ein  name,  für  welchen  in  der  sache  nicht  der  geringste  grusiß 
vorhanden  ist.    Andre  deuten  ihn  aus  pavus  galloB  pfauhdkn^  was  eücas 


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I.  PAPPALARDO-PABCO.  235 

gans  anders  aussagt.  Wer  es  femer  vom  gleichbed,  arab,  babagä  her- 
leMj  der  möge  bedenken,  daß  dieses  wort  in  der  arab.  spräche  keine 
umrsd  hat  und  erst  spät  voreukommen  scheint  (Gol.  p.  213,  Freyt.  J,  81"), 
so  wie  daß  die  Vertretung  des  arab.  b  durch  rom.  p  wenigstens  ungewöhn- 
lich ist:  umgekehrt  drückt  der  Araber  das  fremde  p  durch  b  aus,  Boqra't 
f.  i.  ist  Hippocrates.  Unglücklich  ist  Ginin's  einfall,  papaganlt  bedeute 
einen  vogd,  der  die  zweige  des  waldes  (gault)  d.  h.  die  Stangen  seines 
kä^s  benage:  es  liegt  auf  der  hand,  daß  dies  nur  den  sinn  wcUdfresser 
hoben  kömUe;  wer  denkt  aber  bei  einem  stängelchen  an  den  wald?  Es 
ist  ciso  mit  diesen  umdeutungsversuchen  nichts  entschieden.  Ein  andrer 
nam  des  vogels  ist  parrocchetto,  s.  unten. 

Pappalardo  it,,  papelard  fr.  scheinheiliger ;  nach  Genin,  Becreat. 
pVid.  I,  433,  einer  der  enthältsamkeit  heuchelt,  aber  im  geheimen  speck 
tjK  (pappe-lard).  Daß  dies  im  geheimen  geschieht,  worauf  hier  alles  an- 
hmmt,  muß  man  freilich  suppliereti.  Die  ital.  spräche  hat  noch  andre, 
den  scheinheiligen  kraßiger  zeichnende  ausdrücke^  wie  baciapile  säulenküsser, 
stropiccione  reibwisch  (der  auf  den.  knien  umherrutscht),  graffiasanti  heili- 
geniaratMer,  torcicoUo  halsverdreher  (augenverdreher  würden  wir  lieber  sagen). 

Paraggio  t^.,  pr.  paratge,  ebenso  arag.  (Ducange),  fr.  parage 
herhmft,  stand;  eigentl.  gleichheit,  ebenbürtigkeit^  von  par. 

Paragone  it.,  sp.  paragon,  parangon,  fr.  vrlt,  parangon  verglei- 
ehmg.  Das  wart  ist  von  l^anien  ausgegangen  und  dankt  seinen  Ursprung 
dm  substantivisch  angewandten  präpositionen  para  con,  z.  b.  la  criatufa 
para  con  el  criador  das  geschöpf  im  vergleich  mit  dem  Schöpfer:  c  zwischen 
voedlen  mußte  zu  g  herabsteigen.  Es  ist  also  verlorene  mühe,  es  im  grie- 
dwsthen  aufzusuchen. 

Parare  it.,  pr.  parar  hitihdlten  z.  b.  die  wange,  auch  sp.  parar  in 
parar  mienites  aninmm  adveriere;  in  andrer  bed.  ital.  abhalten  z.  b.  einen 
stoß,  so  fr.  parer  parieren,  sp.  anhalten,  stehen  machen.  Lot.  parare  ge- 
wahrt  nur  die  bed.  bereiten;  hieran  knüpfte  sich  einerseits  die  bed.  hin- 
halten, eigentl.  bereit  machen,  bereit  halten,  andrerseits  die  bed.  ab- 
halten, anhalten,  eigentl.  verwahren,  schützen,  wie  lat.  defendere.  Von 
parare  schützen  ist  it.  para- petto,  daher  fr.  parapet  brustwehr;  von 
parare  abhalten  it.  para-sole,  fr.  parasol  Sonnenschirm,  para-vento 
windschirm;  darnach  gebildet  fr.  para-pluie  (m.)  regenschirm.  Auch 
it.  riparare,  sp.  reparar,  sofern  es  abhelfen,  bewahren  heißt,  weicht  vom 
lat.  warte  ab,  sbst.  riparo,  reparo  ausweg,  schutzwehr.  Zu  merken  auch 
it.  comperare,  comprare,  sp.  pr.  comprar,  cdtfr.  comperer,  wäl.  cum- 
p^ri,  bloß  mit  der  bed.  kaufen,  lat  comparare.  Eine  neue  zss.  ist  sp.  pg. 
pr.  emparar,  amparar  (une  sp.  embrollar,  ambroUar)  in  besitz  nehmen, 
ergreifen,  fr.  s'emparer  sich  bemächtigen,  it.  imparare  lernen  (une  ap- 
prenderej;  fr.  ge  remparer  sich  verschanzen,  sbst.  rempart  (früher 
rempar  geschr.)  verschanzung,  wall.  Eine  andre  zss.  ist  it.  s parare, 
sp.  disparar  ein  gewehr  losschießen,  eigentl.  entladen,  entrüsten. 

Parco  tf^  sp.  pg.  parque,  pr.  parc,  pargne  (noch  jetzt  mit  g  pargou, 


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236  I.    PARECCHIO-PARPAGLIONE. 

pargado,  pargagi),  fr,  parc  umsmnung,  thiergarten,  daher  z.  h.  fr.  pir- 
quet,  vb.  parquer.  Es  tritt  bereits  im  frühsten  ndatein  auf:  pareas, 
parricus  L.  Rip.,  L.  Angh,  parc,  parch  L.  Bajuv,j  wo  es  aber  konnspAkr 
bedeutet;  ahd.lautet  es  ißixtx\Q]ij  pferrich,  nAd.  pferch,  a^^.  pearme Oiim, 
pearroc  Alfred.^  gad.  p&irc,  hymr,  parc,  parwg.  ScdUger  hidl  es  fir 
eine  entsteUung  aus  pale,  dies  von  palas  pfähl,  in  bessiehung  auf  die  ein- 
zäunung;  andre  leiten  es,  gestützt  'auf  eine  ital.  nebenform  barco,  vm 
deutschen  vb.  bergen,  prät.  barg,  aber  der  anhxut  ist  entschieden  (Ke 
tenuiSj  ahd,  pf ;  andre  vermuthen  celtischen  Ursprung  (Diefenb.  Goth,  •*. 
J,  265),  aber  auch  in  dieser  spräche  steht  es  da  wie  ein  fremdling.  Es 
wird  zu  bedenken  sein,  ob  es  nicht  vom  lat.  parcere  herstammen  Uime: 
stsbstantiva  mit  activem  sinne  aus  verbis  sind  häufig.  Wie  it.  redina  tm 
retinere  etwas  zurückhaltendes^  cigna  von  cingere  etwctö  umgürtendes,  «o 
konnte  parco  etwas  schonendes,  schützendes  bedeuten;  das  Substantiv  orf- 
stand  zu  einer  zeit,  wo  ce  noch  guttural  gesprochen  ward,  daher  itd. 
nicht  parcio,  vgl.  sp.  torca  von  torquere,  roman.  torcere  u.  a.  Dagegen 
ließen  sich  einwenden  die  ags.  formen  pearrne,  pearroc,  insofern  diese 
spräche  in  latein.  Wörter  keinen  äbleitungsvocal  einschiebt,  doch  hnrnU 
das  beispiel  einheimischer  formen  wie  veolc,  veoluc,  veoloc  l^cht  zu  jener 
einschiebung  verführen. 

Parecchio  it.,  parejo  sp.,  pareil  fr.  gleich,  wai.  ^st.  pereäche 
paar;  dimin.  von  par,  nüat.  pariculus:  hoc  sunt  pariculas  caasas  pareHles 
choses  L.  Sai.  u.  s.  w.  Der  ital.  plur.  parecchi  bedeutet  ^mehrere\  eigenH 
mehrere  dinge  von  gleicher  art,  mehrere  exemplare.  Zsgs.  it.  apparcc- 
chiare,  sp.  aparejar,  pr.  aparelhar,  fr.  appareiller  eigenü.  paarumst 
verbinden,  paaren  (wie  noch  franz.),  daher  zusammenfügen  {vgl.  lat.  com- 
binare),  zurüsten,  sbst.  apparecchio  ff.  zurüstung. 

Parola  it.,  sp.  palabra,  pg.  palavra,  alt  paravoa  SBos.,  pr.  (äÜL 
aUsp.  paraula,  fr.  parole  wort;  von  parabola  gleichm,  daher  sprw^ 
wort,  schon  im  frühem  nüatein.  Es  ist  ersatz  für  verbum,  das  man  am 
scheu  vor  seiner  religiösen  bedeutung  vermied  (Schlegel,  Obs.  sur  la  laiigue 
prov.  not.  33),  wenigstens  sind  it.  sp.  verbo,  altsp.  vierbo,  pr.  verbi, 
churw.  vierf  (plur.  verba  s.  Garisch  p.  214)  in  dieser  allgemeinen  bedeu- 
tung unübliche  Wörter,  nur  das  weil,  vorbe  (fem.  wie  altit.  verba  PPS.  IL 
170)  ist  gleichbed.  mit  parola.  Vb.  it.  parlare,  5p.  pr.  parlar,  pg- 
palrar,  fr.  parier,  dsgl.  pr.  paraular,  dltfr.  paroler,  noch  bürg,  pairölai 
reden,  tnlat.  parabolare:  noßtri  seniores  parabolaverunt  simul  et  eoIlßid^ 
raverunt  Cap.  Gar.  Calv. 

Parpaglione  t^.,  i>r.  parpalho,  lomb.  auch  parpaj,  parpaja  sc&meMer- 
ling;  entstellt  aus  papilio,  welchem  cot.  papallö  zunächst  steht.  Daher  ä. 
sparpagliare,  pr.  esparpalhar,  altfr.  esparpeiller  LRs.  336,  nfr.  ^par- 
piller,  sp.  desparpajar  umherstreuen  (auseinander  flattern  machen);  der- 
selbe begriff  wird  neupr.  ganz  entsprechevhd  durch  es&rfalhi  (von  forfidU 
=  parpalho)  ausgedrückt.  Andre  namen  dieses  insectes  sind  it.  farfeU»? 
sard.  faghe£ariiia,  parabatola,  calagasu,  sp.  mariposa,  alevilla  (im  Di(X. 


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L   PARROCCHETTO-PASQUINO.  237 

casi.  eakU.  Reus  1836),  bresc,  barbel,  pg.  borboleta,  churw.  bnlla,  lothr, 
boaU6  u.  s.  w. 

Parrocchetto  i^.,  periquito  5p.,  perroquet  fr.  papagei.  Es  soll 
pfäffehen  bedeuten,  von  parocbns,  weil  die  geistlichen  herren  diesen  vogel 
euersi  gekeilten  hätten^  s.  pappagallo.  Erwägt  man  das  einfachere  Span. 
perico,  wdches  Peterchen  und  papagei  bedeutet  und  nicht  aus  parochus  ab- 
ßdaien  ist,  so  hat  man  eins  der  mehrfachen  beispiele  von  anwendung  mensch- 
licher namen  auf  ihiere  vor  sich;  mehrere  andre  gibt  Minage  v.  perroquet. 
Parröchia  it.,.sp.  pr.  parroquia,  fr.  paroisse  kirch^iel;  ndat  pa- 
rochia,  verderbt  aus  gr.  nagoiiua  (daher  paroecTa  bei  Augustinus,  worauf 
sid^  die  frans,  form  besieht),  buchstäbl.  fremdlingsleiben,  im  kirchlichen 
sinne  nackbarschaft,  rmt  hinsieht  auf  nagoixog  nachbar,  entweder  weil 
die  glieder  derselben  pfarre  sich  als  nacM>afn  betrachteten  (vgl.  pr.  paroc 
pfarründj  ital.  aber  p&rroco,  wäl.  paröh  pfairrer),  oder  weil  die  ältesten 
Christen  ihre  religiösen  Zusammenkünfte  {hydrjatai)  in  der  nackbarschaft 
großer  städte  hielten.    Davon  handelt  Ducange  s.  v.  parochia. 

Partigiana  it.,  altval.  partesana  JFebr.  28,  fr.  pertaisane  eine 
der  helleibarde  ähnliche  waffe.  Ist  die  frans,  form  die  ächte,  so  floß  das 
wort  aus  pertois,  allein  was  soll  dies  heißen?  Rabelais  schrieb  partui- 
sane  und  in  der  that  verräth  die  gangbar  gewordene  form  pertaisane 
eine  auf  pertuiser  gestütste  Umbildung  desselben,  indem  man  cm  eine 
durMokrende  waffe  dachte.  Auch  das  deutsche  bartä  (partä)  ist  aus  dem 
^pide  SU  lassen,  das  sufßx  würde  sich  nickt  rechtfertigen  können.  Vtel- 
leicht  läfit  sieh  auf  andre  weise  helfen.  Mit  dem  masc.  partisan  beseich- 
nete  man  einen  partheigänger,  den  fulirer  eines  haufens  leichter  truppen 
(Trev.):  sollte  die  solchen  truppen  sukommende  waffe  nicht  ihren  namen 
daher  empfangen  haben?  Beispiele  dieser  art  sind:  it.  gialda  spieß  vom 
pr.  gdda  fußvolk,  oder  it.  mugavero  Wurfspeer,  eigentl.  leichter  reüer, 
oder  sp.  gineta  spieß,  von  ginete  reiter,  oder  auch  it.  rubalda  pickelhaube, 
woU  von  nibaldo. 

Partire  it.,  sp.  pr.  fr.  partir  in  der  bed.  abreisen,  theils  mit,  theils 
ohne  reflexivpronomen,  ursprünglich  aber  gewiß  nur  mit  demselben  ge- 
braucht (altfr.  se  partir  Ordli  175);  von  se  partiri  sich  theüen,  sich 
trennen,  weggehen,  vgl.  unser  scheiden  für  trennen  und  sich  trennen. 

Pasqna  ü.,  sp.  pr.  pascua,  fr.  p&que  Osterfest,  lat.  pascha,  be- 
iamälich  aus  dem  hebr.  pesach  Übergang  d.  i.  aussug  der  Juden  aus 
Ägypten.  Die  einschi^ung  des  u,  auf  die  auch  die  frans,  form  weist 
(pasea  hätte  p&che  ergeben),  ist  alt  (pascua  Ol.  Keronis  201'  u.  s.  w.) 
und  erklärt  sich  genügend  aus  einmischung  von  pascua  weide  d.  h.  ende 
der  fasten.  Doch  sagt  der  Provetisale  auch  pasca,  pascha,  der  Sarde 
pasea,  der  Baske  pazco.  Eine  abl.  ist  pr.  altfr.  pascor,  aUit.  pascore 
TmeA.  I,  24  osterseit,  frühling ;  ob  nach  dem  geniUv  plur.  von  pascha 
(paseharum)  gdnldet,  wie  man  neuerlich  angenommen  hcU,  dies  su  erwägen 
Ueibe  der  grammaük  überlassen. 

Pasquino  it.  name  einer  statue  in  Rom,  an   welche  man  spott- 


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238  L  PASSAMANO-PATTA. 

Schriften  eu  heften  pflegte,  daher  it.  pasquinata  ff.  Spottschrift^  witeiger 
einfaU;  sp.  pasquino,  t^.  pasquillo  (aus  pasquinolo?  vgl.  cuUa  aus  cunula 
u.  a.)  dass.y  fr.  pasqnin  lustigmacher. 

Passamano  it.,  sp.  pasamano,  fr.  passement  horte  oder  hesats  an 
Jdeidem  und  möbeln,  posament.  Span,  pasamano  heißt  treppengeländer, 
porque  pasamos  por  61  la  mano,  den  ausdruck  für  die  einfassung  der 
treppe  übertrug  man  auf  die  der  Ueider;  so  deutet  Covarruvias.  Diese 
Übertragung  wäre  möglich:  ward  doch  auch  eine  andre  art  der  Verzierung 
oder  einfassung  von  kleidem  und  anderem  geräthe,,  triforium  (s.  trifoire 
//.  c),  aus  der  architectur  genommen.  Passement  vom  verbum  passer, 
weil  die  schnüre  durchgezogen  werden,  erklärt  Frisch.  Schwed.  pasman, 
ungr.  päszma,  paszo